Zentraler Winterrettungs-Instruktorenkurs in Andermatt
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Zentraler Winterrettungs-Instruktorenkurs in Andermatt

Alle zwei Jahre bilden sich die SAC-Bergretter und -Lawinenhun-deführer mit ihren Tieren in einem Zentralkurs weiter. Heuer unter widrigsten, deshalb aber nicht minder realistischen Wetterverhältnissen am Gemsstock bei Andermatt. Geübt wurde in Theorie und Praxis, vor allem in kleineren und grösseren Einsatzübungen, davon einer in der Nacht. Beteiligt war neben SAC-Bergret-tern und -Lawinenhundeführern auch ein Team der Schweizerischen Rettungsflugwacht ( REGA ), dessen Einsatz wegen dichten Nebels allerdings recht kurz ausfiel. Toni Lagger, Chef Winterrettung des SAC, leitete den Kurs, technischer Leiter war Otto von Ahmen, für die Lawinenhunde verantwortlich war Peter Ogi. Ausserdem nahmen der Zentralrettungschef des SAC, Sepp Inderkum, und der Präsident der SAC-Rettungskommission, Louis Salzmann, teil.

Jeder braucht vielleicht einmal den SAC-Rettungsdienst Um die in Notfällen allseits erwartete Hilfe effizient leisten zu können, werden in diesem zentralen Instruk-torenkurs den Kadern der Gebirgsrettung die neuesten taktischen und technischen Rettungsmethoden vermittelt, und der Ernsteinsatz wird geübt. Das Zusammenspiel zwischen Mensch, Hund und Maschine ( Lawinen verschütteten-Suchgeräte, Helikopter ) bedarf der ständigen Optimierung. Die Zahlen sind bekannt: Während beim Stillstand der Lawine 92 Prozent der Verschütteten noch am Leben sind, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit bereits nach 35 Minuten auf 30 Prozent. Nach zwei Stunden leben nur noch 23 Prozent der Verschütteten. REGA-Oberarzt Hans Jacomet sagt es so: « Zeit ist beim Lawinenunfall nicht Geld, sondern Leben ».

Neues vom Lawinenballon ABS und vom Helikopter Agusta A-109 Dr. Walter Ammann, Leiter des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung Weissfluhjoch/Davos ( SLF ), erläuterte in einem Referat die letztjährigen Grossversuche seines Instituts mit dem Lawinenballon ABS. Er kam zum Schluss, « dass das ABS-System seinen Zweck, nicht oder nur teilweise verschüttet zu werden, in vielen Fällen erfüllt ». Für den kommenden Winter hat der Hersteller eine Reihe von technischen Verbesserungen angekündigt. So konnte die Auf-blaszeit verkürzt werden, der Füll-druck wurde erhöht, und die Reiss- leine kann nun beidseitig gezogen werden. Auch bei leichtem Zug an der Reissleine soll die Funktionsfähigkeit jetzt voll gewährleistet sein.

Dr. med. Hans Jacomet orientierte im weiteren über medizinische Details zum Lawinenunfall. Er wies auf die für das Überleben unter dem Schnee extrem wichtige Atemhöhle hin und plädierte dafür, die etwas irreführende Bezeichnung « Atemhöhle » in « Möglichkeit zu atmen » umzuben-nen. Ausserdem informierte er über Verhaltensänderungen, die im Umgang mit dem neuen REGA-Heli- Der Lawinenhund hat einen Verschütteten gefunden. Wie wild scharrt er den Schnee beiseite.

Aufgrund ihrer grösseren Turbinenkraft erzeugt die Agusta A-109, der neue REGA-Heli, wesentlich mer Downwash als die Alouette 3. Ausgestiegene Personen werden in eine Schnee wölke gehüllt.

kopter Agusta A-109 notwendig sind. Da die Agusta deutlich schneller fliegt als die bisher im Einsatz stehende Alouette, aber ihrer Nutzlast ebenfalls Grenzen gesetzt sind, wird man auch in Zukunft bei einem Lawinen-alarm sofort zwei Hubschrauber einsetzen: Eine Agusta mit Arzt und dem Team Hundeführer/Lawinenhund als « erste Sofortmassnahme » sowie eine weitere Maschine mit Rettern und Material.

Lawineneinsatz in der Dunkelheit Licht ins Dunkel bringen die Hoch-leistungsscheinwerfer « Supralux », die am Kurs in einer Nacht-Einsatzübung vorgestellt wurden. Sie sind bereits beim Festungswachtkorps im Einsatz und bedeuten eine markante Verbesserung der bisherigen Beleuchtungs-mittel. Das System ist mobil, wetterunabhängig ( einsetzbar bis -20 Grad ) und ausserordentlich leuchtstark. Das Lawinenfeld in Andermatt war von den rund 150 Meter weit entfernt aufgestellten Scheinwerfern so hell beleuchtet, dass man dort Zeitung hätte lesen können.

Das vom Lampensystem « Supralux » taghell erleuchtete Lawinenfeld: Hier lässt sich gut arbeiten.

Realistische Wetterverhältnisse beim Winterrettungs-Zentralkurs auf dem Gemsstock: wenig Schnee, viel Wind Rückblick auf das Säntis-Lawinenunglück vom Dezember 1994 Bei den Besprechungen von Einsätzen der Vergangenheit, zum Beispiel dem Lawinenunglück von Anfang Dezember 1994 am Säntis, zeigte sich deutlich, wie komplex, schwierig und auch gefährlich Lawinenrettungen sein können. This Isler, der am Säntis als Retter im Einsatz stand, schilderte auf eindrückliche Art die Bedingungen, unter denen die Aktion ablief. « Viele erfahrene Rettungsleute gerieten dort an ihre körperliche und psychische Leistungsgrenze », sagte er.

Vorbeugung ist der beste Schutz vor Lawinen. Dazu ist ein Merkblatt erhältlich, das unter anderem beim Schweizerischen Lawinenforschungsinstitut in Davos und beim Schweizer Alpen-Club in Bern ( unter Beilage eines frankierten und adressierten Rückantwortcouverts ) bezogen werden kann.

Peter Donatsch, Maienfeldc a a

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