Zu Eugen Maurers Bild «Gross Lohner»
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Zu Eugen Maurers Bild «Gross Lohner»

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Von Heinrich Halter.

Unter den 320 Bildern der vom S.A.C. veranlassten « Schweizerischen Ausstellung alpiner Kunst » im Frühling 1933 zu Zürich befand sich ein stattliches Ölgemälde, das mir sofort einen besondern Eindruck machte, ich wusste im ersten Augenblicke nicht recht warum. Es war der « Gross Lohner » von Eugen Maurer in Beinwil am Hallwilersee.

Der Winter ist ein Zeichner ersten Ranges. Hat er über Nacht Schnee oder Rauhreif gespendet und scheint am Morgen die Sonne darein, dann sind Baum und Strauch wie lebendig geworden. Nicht nur des Lichtes und Duftes wegen, sondern weil nun jedes Zweiglein, jeder Ast seine besondere zeichnerische Note erhalten hat, weil die typischen Formen mit ungewöhnlicher Klarheit offenbar werden. Das dichte Laub des Sommers verhüllt, der junge Schnee des Winters enthüllt.

Dasselbe gilt für die Felsberge. Der Sommer macht sie kahl und trocken, präpariert sie allerdings für den Kletterer. Betrachtet das freie Auge im August einen Felsberg aus grösserer Entfernung, dann geht ihm vieles von dessen Eigenart verloren, denn Bänder, Kanten, Runsen, Risse sind wie verwischt, nur die Silhouette des Berges fesselt. Legt nun der Winter auf den nämlichen Berg ersten Schnee, dann geschieht ein Wunder sozusagen. Auf einmal ist die eben noch verschwommene Gestalt durchzeichnet. Da werden weisse, flächige Figuren aller Grössen und Formen sichtbar, dazwischen dunkle Stufen, Wände, Wändchen, Ecken, Kanten, Pfeiler, Zacken, Türme — die ganze grosse Gestalt ist eine andre geworden, es ist, als rücke sie näher und wolle ihre schönsten Linien und Formen enthüllen.

Zugegeben, dass dadurch das Bild manches Berges unruhig wird, zu stichig, zu hart. Allein der Künstler sucht ja aus, was ihm gefällt. Und er weiss abzuwarten, bis die Stunde schlägt, die ihm Linie und Farbe so schenkt, wie er sie braucht für die Gestaltung des gewählten Motivs.

Eugen Maurer hat den als stolzen Kletterberg bekannten Gross Lohner bei Adelboden wohl absichtlich im Winter gezeichnet und gemalt. Betrachtet man die farbige Wiedergabe dieses Bildes aus Armlänge, dann staunt man über die plastische Wirkung. « Mit unerbittlicher Strenge ist jede wesentliche Linie des Felsaufbaues hingesetzt. » Der Berg steht wirklich vor uns, man glaubt an seine kühne Wucht und wünscht, ihn einmal in der Natur selbst so zu sehen. Ich betrachte dieses Lohner-Bild als eines der besten und eigenartigsten Bergporträte seit Hodler.

Maurer hat einige alpine Motive künstlerisch gestaltet. Er fährt gerne Ski bei Adelboden, und so hat ihn ausgerechnet der Schneeschuh auf die Stelle geführt, wo der Lohner ihn und er den Lohner packte.

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