Grosser Klettersteig Leukerbad / Via Ferrata Daubenhorn | Klettersteige | Schweizer Alpen-Club SAC
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Grosser Klettersteig Leukerbad / Via Ferrata Daubenhorn Daubenhorn 2941 m

  • Schwierigkeit
    K5-6
  • Aufstieg
    5:45 h, 920 Hm
  • Bergerfahrung
    4 / 4
  • Kraft
    4 / 4
  • Ausdauer
    4 / 4
  • Psyche
    4 / 4

«Gegen Occident des bads steigent über sich biss zum himmel grausam felsen / die erschröcklich seind anzusehen von wegen jrer höhe und rühe / ja an manchem ort sich lassen ansehen als wöllen sie oben abher fallen / und alles so hie unden ist erschlagen. […] Dieser Weg ghat nitt stracks hinauff / dann er were unmüglich solicher weiss zu ersteigen / sunder krümpt sich hin und wieder zur lincken unnd zur rechten mitt kleinen und gantz schmalen gengen / unnd wo einer neben dem weg hinab sicht / kompt jm ein grausamme tieffe entgegen / die kaum on schwindel des haupts mag angeblickt werden.» Kein Routenbucheintrag eines vom Leukerbadner Klettersteig Geschundenen, wie man vielleicht annehmen könnte, sondern ein Bericht von Sebastian Münster aus dem Jahr 1550. Er meinte natürlich den Weg über die Gemmi, der auch später noch bei Zartbesaiteten für gelinde Angstzustände sorgte. Nicht auszudenken, was der wackere Chronist gesagt hätte angesichts der wahrhaft schwindelerregenden Himmelsleitern, des Balancierens auf gerade fussbreiten Felsabsätzen oder beim Gang in die «Unterwelt», den finsteren, manchmal tropfnassen Schlot in der Riesenmauer des Daubenhorns. Auch der moderne «Homo ludens», stets nach neuen Herausforderungen Ausschau haltend, gerät an dieser Via ferrata gelegentlich an seine Grenzen, und manchmal muss dann die Bergrettung ausrücken. Fast einen Kilometer hoch ist der Klettersteig, gut 2000 Meter Drahtseil und über 200 Leiternmeter wurden verbaut, nebst unzähligen Eisenstiften und -krampen. Das macht den einen Appetit, beschleunigt die Herzfrequenz und lässt die Augen glänzen, während andere mit sehr gemischten Gefühlen der Seilbahnkabine am Gemmipass entsteigen. Doch wer schliesslich oben am Daubenhorn ankommt, ist dem Bergsteigerhimmel schon sehr nahe. Abends dann, bei einem Glas Fendant, war alles nur noch halb so schlimm, ber noch viel toller. Schon fantastisch, der «Leukerbadner»!

Routenbeschreibung

Zustieg
Von der Seilbahnstation (2346 m) hinunter zur Passhöhe der Gemmi, hier links über ein paar Schleifen des alten Weges hinunter zur Unteren Schmitte, wo eine grosse Infotafel steht (ca. 2060 m, 20 Min.).
Grosser Klettersteig
Hoch in der wilden Felsschlucht oberhalb der Weggabelung blinkt die nächste Leiter. Drahtseile und Eisenstifte helfen über steile Felsabsätze hinauf zu der Sprossenfolge. Weiter in einer senkrechten Verschneidung (Steinschlaggefahr, Wasserfall) sehr anstrengend aufwärts zum Eingang der fast 100 Meter hohen Schachthöhle (2575 m), die ein ganz besonderes Erlebnis beschert: Abgrund im Bergesinnern, garniert mit faszinierenden Lichtspielen. Zwei Routenvarianten stehen zur Auswahl: leichter (aber meistens mehr oder weniger nass) die eine, sehr schwierig, aber mit zwei Hängebrücken und einer überhängenden Bügelreihe auch spektakulär die andere. Auf diesen Abstecher in die «Unterwelt» folgt ein extrem anstrengender Aufstieg, bis auf ein kurzes Horizontalband durchwegs nahe der Vertikalen, ein paar Mal sogar leicht darüber: ein Kraftakt pur, trotz mehrerer Leitern. Zuletzt nimmt die Steilheit etwas ab, am Biwakplatz (Grotte, ca. 2720 m) dürfen sich die Ferratisti dann (möglicherweise mit leicht zittriger Hand) ins Routenbuch eintragen. Für Unerschrockene gibts hier neu einen absoluten Knaller: die «Via Konst», kurz, knackig und maximal luftig. Sie führt durch eine Höhle hinaus in die leicht überhängende Wand, aus der man – mit ein paar hundert Metern Luft unterm Hintern – über Eisenkrampen hinaufsteigt in «sicheres» Gelände – wow! Die Normalroute läuft vom Biwakplatz erst über Geröll, dann am felsigen Grat (Sicherungen) zur Gipfelwand des Daubenhorns. Nach einer längeren Querung folgt die letzte lange Leiter: 30 Meter hoch, zuletzt ganz leicht überhängend. Man entsteigt ihr zum Gratrücken und steht wenig später am Gipfel des Daubenhorns (2941 m, 5¾ Std.) – geschafft, in doppeltem Sinn.
Abstieg
Kurz hinunter auf den spaltenfreien Daubenhorngletscher, den man nach Nordwesten überquert. Dann auf deutlicher, weiss-blau-weiss markierter Spur über den mit reichlich Geröll garnierten Hang bergab zum Lämmerenboden und rechts zurück zum Gemmipass (2346 m, 2 Std.).

Zusatzinformationen

Charakter

Klettersteig mit extremem Kraftausdauerfaktor. Ganz klar die Nummer eins der Schweizer Klettersteige! Rund 900 Höhenmeter in absolutem Steilgelände, trotz der vielen Leitern keineswegs übermässig gesichert. Wo der Fels Tritt und Griff liefert, wurde beim Bau auf zusätzliches Eisen verzichtet. Da wird eine Menge Kraftausdauer verlangt; wer bewusst steigt und weniger am Drahtseil zieht, spart Energie. Kurze Bandschlinge mit Karabiner sehr zu empfehlen: Auf diese Weise kann man seinen Armmuskeln auch in der Vertikalen ab und zu eine Pause verschaffen. Bereits der erste Abschnitt (K4–5) ist stark fordernd mit einer extrem ausgesetzten Leiternserie zur Oberen Gemsfreiheit. Der zweite Teil ist noch länger (K5–6), dadurch auch an spruchsvoller mit zwei extremen Varianten im grossen Schacht und hoch in der Wand («Via Konst»). Letztere darf als die luftigste Passage aller Schweizer Vie ferrate be zeichnet werden. Sie ist benannt nach Konstantin Grichting, Initiator und Miterbauer des Klettersteigs, der bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam. Früh einsteigen und nur bei ganz sicherem Wetter gehen, auch nicht zu früh im Jahr (reichlich Schmelzwasser in der grossen Schlucht). Wer am «Kleinen Klettersteig» Probleme hat, steigt von der Oberen Gemsfreiheit über Mieläs nach Leukerbad ab. Erhebliche Steinschlaggefahr in der Schlucht oberhalb der Gemsfreiheit. Teleskopstöcke für den Abstieg (Firn) angenehm.

Zeit

Zustieg 20 Min., Kleiner Klettersteig 2 Std. und Grosser Klettersteig 3¾ Std. zusammen ingesamt 5¾, grosse Tour (Daubenhorn), mit Abstieg zum Gemmipass total 8 Std.

Signalisation

Zu- und Abstieg bezeichnet, grosse Infotafel an der unteren Schmitte (Gemmiweg)

Abstieg

Kurz hinunter auf den spaltenfreien Daubenhorngletscher, den man nach Nordwesten überquert. Dann auf deutlicher, weiss-blau-weiss markierter Spur über den mit reichlich Geröll garnierten Hang bergab zum Lämmerenboden und rechts zurück zum Gemmipass (2346 m, 8 Std.).

Autor / Autorin

Eugen Hüsler

Eugen E. Hüsler ist ein Zürcher Autor und Fotograf. Er hat ungefähr 70 Klettersteig-, Wander- und Radführer sowie Bildbände verfasst. Seine vielen Veröffentlichungen zum Thema Klettersteig führten zum Beinamen „Klettersteig-Papst“.

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