Der Kanton Bern plant grossflächige Zugangsbeschränkungen im Sommer und Winter | Schweizer Alpen-Club SAC
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Der Kanton Bern plant grossflächige Zugangsbeschränkungen im Sommer und Winter Der SAC fordert eine substanzielle Überarbeitung der Vorlage

Über ganze Bergketten hinweg möchte das kantonale Jagdinspektorat neue Zugangsbeschränkungen erlassen. Sogar in wenig besuchten oder schwer zugänglichen alpinen Gebieten sollen zukünftig Wegegebote im Sommer und Routengebote im Winter gelten. Die Folgen wären für den Bergsport sehr einschneidend. Der SAC fordert weniger, gezieltere und kleinräumigere Massnahmen.

In der dritten Tranche der Revision der kantonalen Wildschutzgebiete stehen grosse Flächen im Berner Oberland im Fokus. In bisher nur jagdlich regulierten Gebieten möchte das Jagdinspektorat neben einer gezielteren Lenkung der Jagd die Wildlebensräume beruhigen und gute Wildbestände erhalten. Hierfür schlägt es neue Wege- und Routengebote im Winter und Sommer bis in alpine Höhen vor.  

Der SAC hat in der Konsultation eine Stellungnahme eingereicht und fordert weiterhin eine substanzielle Überarbeitung der Vorlage (vgl. Stellungnahme in Mitwirkung). Dass in fünf alpinen Gebieten an den grossflächigen Wege- und Routengeboten im Winter und Sommer sowie am Biwakierverbot festgehalten werden soll, ist nicht nachvollziehbar.  

In den Bergen kanalisieren Topografie, objektive Gefahren und Abgeschiedenheit die Menschen wirksam. Im Sommer folgen praktisch alle Bergsportlerinnen den bestehenden Wegen, Wegspuren und den logischen Routen. Im Winter sorgen Wildruhezonen der Gemeinden und die breit bekannte Schneesportkampagne «Respektiere deine Grenzen» für zusätzliche Lenkung: die meisten Schneesportler sind im Wald kanalisiert auf Wegen und Routen unterwegs, in sensiblen Lebensräumen mit Rücksicht.  

Der Zugang zu den Bergen ist ein wertvolles öffentliches Gut, auch für kommende Generationen. Bei rücksichtvoller Ausübung sind die Auswirkungen des Bergsports auf die Wildtiere stark begrenzt. Der SAC fördert naturverträglichen, verantwortungsvollen Bergsport und setzt sich für eine intakte und zugängliche Bergwelt ein. 

Der SAC fordert deshalb insbesondere: 

  • Kleinräumige statt grossflächige Zugangsbeschränkungen. 
  • Fokus auf den Schutz gefährdeter Tierarten wie z.B. das Auerhuhn. 
  • Keine präventiven Verbote, wo kaum Leute unterwegs sind und es keine Probleme gibt. 
  • Eine gute Lösung für weglose alpine Sommerrouten. 
  • Kein generelles Biwakverbot in den Bergen. 

Der SAC bietet gerne Hand, bei konkreten Konflikten zwischen Bergsport und Naturschutz im Dialog gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Kleinräumige, zweckmässige und nachvollziehbar begründete Schutzmassnahmen finden breitere Akzeptanz. Grossflächige Zutrittsbeschränkungen sind kaum kontrollierbar. 

Grossflächige Einschränkungen können sich kontraproduktiv auswirken

Alpine Sommertouren finden typischerweise in weglosem alpinem Gelände statt. Mit dem vorgesehenen Wegegebot müssten die heute unpublizierten weglosen Routen (Kletterzustiege, Gratklettereien, anspruchsvolle Alpinwanderungen, etc.) allesamt auf einer behördlichen Karte publiziert werden, sonst wären sie zukünftig verboten. Auch grossflächige Winterroutengebote hätten zur Folge, dass jede Route offiziell publiziert werden müsste. 

Dies kann sich kontraproduktiv auf den Schutz der Natur und die Wildtiere auswirken: heute nur lokal bekannte Routen würden breit bekannt und hätten zur Folge, dass künftig mehr Menschen an Orten unterwegs sind, die heute nicht so oft besucht werden.  

Eine offizielle Publikation kann im alpinen Gelände ein Sicherheits- und Haftungsrisiko darstellen und Leute anziehen, die den Anforderungen nicht gewachsen sind. Dies kann zusätzliche Rettungseinsätze auslösen.  

 

Gut zu wissen

Das Vorhaben steht im Zusammenhang mit dem indirekten Gegenvorschlag des Bundesrates zur Biodiversitätsinitiative. Dieser sieht vor, dass 17% der Landesfläche als Biodiversitätsschutzgebiete ausgewiesen werden. Um dies zu erreichen, sollen künftig auch kantonale Jagdbanngebiete/Wildschutzgebiete angerechnet werden können, sofern die Regelungen über die Jagd hinausgehen. Der SAC lehnt dies ab, weil diese abgelegenen Gebiete grundsätzlich eine intakte Natur aufweisen und die Biodiversität dort gefördert werden muss, wo sie effektiv gefährdet ist. Vielerorts sind zudem die Wilddichten so hoch, dass langfristig die Waldverjüngung gefährdet ist. Hier sind neue Schutzgebiete für das Schalenwild keine geeignete Lösung – im Gegenteil. Der SAC beobachtet die Entwicklung des Bergsports und der Wildtiere aufmerksam und bietet selbstverständlich Hand, bei neuen Konflikten zielgerichtete und effiziente Lösungen zu finden.

Bergsport und Umwelt

Der SAC fördert naturverträglichen, verantwortungsvollen Bergsport.
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