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Alpenvereinssektion Bayerland in München

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Wenn jemand über den sportlichen Betrieb des Alpinismus nach seiner besseren Seite — von der Kehrseite der Medaille wird weiter unten die Rede sein — erschöpfenden und vorbildlichen Bericht wünscht, so greife er zu dem 127 Seiten starken XIV. Jahresbericht der Alpenvereinssektion Bayerland in München. Diese 1909 auf 515 Mitglieder angewachsene alpine Gesellschaft leistet hierin in der Tat unglaublich viel. Nicht nur, daß sie für ihre Mitglieder Übungstouren veranstaltet, die Meilerhütte und zugehörenden Wege in gutem Stand hält, einen Neubau am Dreitor-Spitzgatterl im Kostenbetrag von 28,000 M. in Aussicht nimmt, und zwar in bestimmter Opposition gegen eine Privatspekulation der Gemeinde Leutasch, „ um dem Hüttenbetrieb daselbst die Formen zu wahren, in denen der wahre Bergfreund sich wohl fühlt ", daß sie Wasserplätze im Gebirge anlegt und die angelegten oft mit großen Kosten gegen böswillige Beschädigung unterhält, daß sie Vorträge über alpine Hoch- und Skitouren veranstaltet und dafür auch auswärts wohnende Referenten gewinnt, daß sie praktische Abende veranstaltet, wo Gegenstände der Ausrüstung und Verproviantierung vorgelegt und ausprobiert werden, daß sie Publikationen erläßt über Gasthausverzeichnis, Anwendung des Seils, Sçhi-Routenkarten, Klinometer, daß sie Sammlungen anlegt von Büchern, Führern und Karten, Lichtbildern und Negativen, Routenskizzen und ein Seildepot im Hinterbärenbad gemacht hat — sie hat auch für weitere Hüttenbauten oder ähnliche Vereinszwecke ihr aus Stiftungen zu Ehren verstorbener Mitglieder zufließende Fonds bereitgestellt. Und endlich hat sie den ganzen Sportbetrieb nach bestimmtem System organisiert und führt ihn mit drakonischen Mitteln durch. Auf Grundlage einer von einem Mitgliede erstellten schematischen Einteilung der Ost- und Westalpen in Gruppen und Gipfel ( für die ersteren äußerst detailliert ) wurde ein „ Kennerverzeichnis " angelegt, d.h. eine Liste derjenigen Personen, welche in den betreffenden Gebieten alle, die meisten oder wenigstens die hervorragendsten Punkte selbst begangen haben und nun als Auskunftsstellen und Wegleiter funktionieren, aber auch die eingelangten Tourenberichte kritisch prüfen und die Statistik überwachen sollen. Die Grundsätze, nach welchen die Tourenberichte, ausführliche oder summarische, eingegeben werden sollen, sind nach Sportregeln festgelegt, und es ist darüber in der Hauptversammlung vom 1. Dezember 1909 mit allen gegen 3 Stimmen folgender Beschluß gefaßt worden: „ In der Nichteinsendung eines Tourenberichtes oder einer Fehlanzeige in drei aufeinanderfolgenden Jahren sieht die Generalversammlung ein dauerndes Entgegenwirken gegen die Zwecke der Sektion, welches die Anwendung des 9 der Satzung rechtfertigt ( Ausschluß ). Diese Bestimmung hat rückwirkende Kraft bis 1907. Die Einsendung eines absichtlich unrichtigen Tourenberichtes oder einer unzutreffenden Fehlanzeige gilt nicht als Erfüllung der Berichterstattungspflicht. " Das Resultat dieses schneidigen Vorgehens liegt in einer von Herrn Joseph Färber gemachten und mit einer Übersicht eingeleiteten statistischen Zusammenstellung vor, die von Seite 37-77 geht und welcher eine Tabelle nach Monaten und Höhen, eine der Schitouren und Nachträge zum östlichen Tianschan aus den Jahren 1907 und 1908 angehängt sind. Ich kann auf die Details der 8531 Touren nicht eintreten und hebe aus den Tourenbeschreibungen, zum Vergleich mit der oben pag. 67 ff. geschilderten Führerpartie, einen führerlosen Gratübergang vom Täschhorn zum Dom, von Emanuel Christa und Joseph Weiß am 15. und 16. August 1909 gemacht, hervor. Die Führerpartie brauchte vom Täschhorn zum Dom 3 Stunden 14 Min Marschzeit, die führerlose vom Domjoch allein ( die Zeit vom Täschhorngipfel zum Domjoch ist nicht angegeben ) zum Dom 31/s Stunden. Wenn ich meine Eindrücke über die sportlichen Leistungen der Sektion Bayerland zusammenfassen soll, so muß ich sagen, daß sie mir gewaltig imponieren, aber im Interesse meiner „ individualistischen Kultur " möchte ich doch nicht in dem Ding sein.

Auch der Akademische Alpenverein München ist eine schneidige Gesellschaft, deren 240 Mitglieder im Berichtsjahr 1908/1909 in den Alpen 1896 Touren ausgeführt haben; darunter sind 1683 Gipfel, 213 Pässe, 4 Erstersteigungen, 32 neue Routen, 501 Wintertouren. Führerlos wurden gemacht 1865, mit Führer 31. Dazu kommen noch 18 sämtlich führerlos ausgeführte Touren in SpitzbeKgen, Lofoten, Norwegen und Libanon. Die neuen Touren der Mitglieder betreffen, außer den Schweizeralpen, über die ich oben pag. 302 ff. berichtet habe, die Lechtaleralpen, Algäueralpen, das Wettersteingebirge, Karwendel, Sonnwend-gebirge, Kaisergebirge, die Chiemgauer Voralpen, die Berchtesgadener-alpen, Reitersteingebirge, Pelvouxgruppe und die Julischen Alpen. Dem Bericht auf pag. 72/3 entnehme ich, daß die Herren Christa und Weiß für die Strecke Täschhorn bis Domjoch ( bei ungünstigen Verhältnissen wegen Schneeauflagerung ) volle 4 Stunden brauchten, was den Zeitrekord für diese sportlich vielleicht höher zu bewertende Leistung noch ungünstiger gegenüber der Führerpartie des Herrn Hasenkamp gestaltet. Der A.A.V.M. hat im Berichtsjahr zwei verdiente Mitglieder, Dr. Wilhelm Dorn und Joseph Brandt, deren pietätvoll gedacht wird, durch

Sedaktion.

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