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Arête de Peuterey

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

VON FRANÇOIS BRIQUET, GENF

Mit 1 Bild ( 107 ) Nach dem Guide VALLOT bietet die Arête de Peuterey am Mont Blanc eine der hervorragendsten und schwierigsten Besteigungen der Alpen. Die erste Begehung glückte erst 1927. Manche Alpinisten führen die vollständige Besteigung vom Rifugio Noir de Peuterey aus durch; sie bezwingen zuerst die Arête Sud de la Noire de Peuterey mit mindestens einem Biwak, seilen auf die Brèche Sud des Dames Anglaises ab und traversieren die Dames Anglaises selbst, um die in der Brèche Nord des Dames Anglaises gelegene Biwakhütte Craven zu erreichen. Diese erste Begehung mit Fortsetzung bis zum Mont Blanc ist im allgemeinen das Verdienst deutscher oder polnischer Seilschaften.

François, ein bescheidener Alpinist und Familienvater, hegte den sehnlichsten Wunsch, diesen gigantischen Grat zu bezwingen; er musste sich aber mit der normalen Route begnügen. Andrerseits fehlte diesem Liebhaber der Viertausender noch die Blanche de Peuterey. Aus Sicherheitsgründen sicherte er sich die Mitwirkung seines Freundes Bruno Schaerrer, eines jungen Genfer Bergführers. Dieser hatte diese Besteigung zwar noch nie ausgeführt, aber seine Beteiligung versprach ein Maximum an Erfolgsaussichten.

Der Auftakt Am 21. September, morgens um 4.30 Uhr, verlassen die beiden Alpinisten Genf, um durch den Mont Blanc-Tunnel das Aostatal zu erreichen. Der Wagen wird in einem kleinen Gehölz am Ufer der Doire, bei den Hütten von Freiney, zurückgelassen. Unter den ersten Sonnenstrahlen steigen sie zur Capanna Gamba auf. Der Hüttenwart gibt ihnen zu bedenken, dass die Arête de Peuterey in diesem Jahr noch nicht begangen worden sei; jedoch sollen Deutsche schon bis zur Blanche aufgestiegen, aber über die Rochers Gruber oder mit einem Helikopter heruntergekommen sein. Am Mittag erreicht unsere Seilschaft vom Grat der Innominata aus den gleichnamigen Col. In dieser Scharte erinnert eine Platte an Oggioni, Vieille, Kohlmann und Guillaume, welche im Laufe eines missglückten Versuches am Pilier du Frêney an Erschöpfung gestorben sind.

Gegenüber, auf der andern Seite des Ghiacciaio di Frêney, ist das 400 Meter lange Couloir ständig bedroht: von Steinen, welche so häufig den Hang hinunterrollen, dass sich an seinem Ende auf dem Gletscher eine ansehnliche Schutthalde gebildet hat. Bruno zieht es vor, den Aufstieg durch dieses Couloir erst dann zu unternehmen, wenn es im Schatten liegt. Erst nach 15 Uhr verlassen die beiden Alpinisten den Col de l' Innominata und klettern mit Seilsicherung auf den Ghiacciaio di Frêney hinab. Dieser weist ein Labyrinth von Spalten auf, welche einen Zickzack-Kurs erfordern. Im Näherkommen an den Bergschrund wohnen sie dem beschwerlichen Abstieg dreier Bergführer aus dem Val d' Aosta bei, welche das Biwak repariert haben; die Steilheit ist so gross, dass sie ausschliesslich seilgesichert und helmbewehrt absteigen. Auch Bruno ist mit einem weissen Schutzhelm ausgerüstet, welcher ihn während der Überwindung des Bergschrundes schützt, denn eine Passage ist nur im Schuttcouloir möglich. Als François an der Reihe ist, geht er bedächtig vor, solange der obere Rand des fast geschlossenen Bergschrundes Schutz bietet. Grosse Steine sausen pfeifend herunter, gefolgt von Geröllhagel. Gefechtspause? Er stürzt sich in das Couloir. Die in das Eis gehauenen Tritte sind verschwunden. Der Schutz seines alten, grünen Filzhutes scheint wirkungslos! Er kommt kaum vorwärts und sollte doch sehr rasch hinübergehen. Er ist starr vor Schreck, klammert sich an das Seil und zieht sich hinauf! Ein Aufatmen! Wieder in Sicherheit, sinkt er zusammen. Der Aufstieg geht zuerst leicht weiter, dann in einem Eiscouloir, wo Bruno hacken muss. Die Nacht ist hereingebrochen, und sie rücken mit Hilfe der Taschenlampe vor. Auf dem Col de l' Innominata blitzen die Lampen der Führer auf.

Etwa um 20.30 Uhr wird das Biwak Craven erreicht; es besteht aus Holz, eingebaut über der Scharte, gleich einer grossen Hundehütte.

Zum Grand Pilier d' Angle Kaum graut der Morgen, so setzen die beiden einsamen Bergsteiger ihr Unternehmen fort, steigen auf einem grossen Umweg über die Türme der Dames Anglaises hinweg - ein unheimlicher, feindseliger Anblick! Wie die Sonne erscheint, ändert sich alles. Die Alpinisten rücken aber langsam vor, um unter der Punta Gugliermina vorbeizukommen und endlich nach Stunden den Schneegrat zu erreichen, welcher auf den Gipfel der Blanche de Peuterey führt.

Die Überschreitung der Gipfelhaube erweist sich als sehr heikel: Oft tritt das Eis unter dem Schnee zutage, und die Gratschneide ist messerscharf. François möchte lieber im Tal unten sein und fragt sich, was für eine verrückte Idee ihn bewog, in diese fürchterlichen, trostlosen Abgründe zu steigen. Auf dem nördlichen Gipfel leisten sich die beiden Bergsteiger einen kurzen Halt, obschon es schon 13 Uhr ist. Beim Anblick des Grand Pilier d' Angle befällt sie das Gefühl totaler Abgeschiedenheit. Durch mehrmaliges leichtes Abseilen gelangen sie auf den Col de Peuterey. Die Besteigung führt, ebenso wie beim Pilier du Frêney, zuerst durch leicht aufgeweichten Schnee, dann in einen steilen Hang mit einem zumutbaren Bergschrund.

In den Felsen schreit Bruno: « Ein Brief mit einer indischen Briefmarke! » Als François seinerseits näher tritt, sieht er den Brief, welcher auf dem Schnee klebt und eine Adresse in lesbarer Schrift trägt. Um ihn aufzuheben, muss man ein wenig ansteigen, sich bücken und eine Tasche öffnen, dann einen Meter absteigen. Der Wille ist durch die Anstrengung und die Müdigkeit angespannt und sagt ihm: « Spare deine Kräfte für die Tour, der Brief ist nicht zusätzliche Mühe wert! » Der vom Flugzeug der Air India verlorene Brief wird deshalb sein Geheimnis bewahren. Nur wenig vor dem höchsten Punkt des Grates nimmt die Alpinisten ein Biwak auf, welches zwischen einem Steinmäuerchen und der Wand für die Nacht errichtet wurde. Trotz ihrer Müdigkeit schlafen sie wenig, und François betrachtet den Sternenhimmel Bei jeder Sternschnuppe äussert er den Wunsch, lebend und unversehrt vom Berg herunterzukommen. Zahlreiche Kursflugzeuge ziehen in geringer Höhe vorüber, und man nimmt die Positionslichter lange vor ihrem Brummen wahr.

Auf dem Gipfel Die Steigeisen werden schon beim Aufbruch angeschnallt. Sie knirschen auf den Felsplatten, welche über die ganze Länge des Grates folgen und den Grand Pilier d' Angle bedecken. Die Sonne erwärmt die beiden Bergsteiger zum mindesten moralisch. Die Tatsache, sehr weit unter ihnen, beinahe am Fuss des Grates der Brenva, drei Seilschaften zu erkennen, ermutigt sie ebenfalls. Der Gipfel erscheint nun in greifbarer Nähe. Aber der felsige Grat endet vorne jäh und weist, obwohl schneebedeckt, manchmal blankes Eis auf. Das Stufenschlagen, das Setzen von Sicherungshaken erlaubt ihrer Seilschaft ein zwar langsames, aber sicheres Vorgehen. François wünscht schliesslich aus Sicherheitsgründen, zwischen den Felsblöcken vorzugehen, anstatt senkrecht in der Wand weiterzusteigen. Um 11 Uhr treten sie beim Mont Blanc de Courmayeur aus der Wand und erreichen über ein ausgedehntes Schneeplateau sehr rasch den Mont Blanc-Gipfel.

Der Abstieg erfolgt über die Arête des Bosses auf einem von Hunderten von Alpinisten gut getretenen Weg. Sie verlassen aufs neue die sehr begangenen Wege und ziehen in Richtung des Col de Bionnassay, dann zum Col des Aiguilles Grises, bevor sie den Ghiacciaio del Dôme erreichen. Eine alte Spur weist ihnen den Weg zwischen den Spalten hindurch. Beim Rifugio Gonella wird nicht angehalten; sie gehen auf dem Ghiacciaio del Miage weiter und erreichen bald das Val Veni. Dort machen sie mit Vergnügen Autostop, um so rasch als möglich ihren Wagen zu erreichen, und um 19 Uhr telephonieren sie ihren besorgten Ehefrauen von Chamonix aus, dass alles gut abgelaufen sei.

Angaben für Interessenten Tour für mittelmässige bis gute Alpinisten. Empfehlenswerte, aber sehr lange Route. Nur bei günstigen Witterungsverhältnissen zu unternehmen. Die Abstiegsroute über den Ghiacciaio del Dôme und del Miage ist besonders empfehlenswert. Sich in materieller und moralischer Hinsicht gegen grosse Kälte, Wind, Dohlen und Berggeister wappnenÜbersetzung: Jakob Meier )

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