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Aus dem Gebiet des „Blatt Bärschis

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Nordöstlich vom Seezthal, der eigentümlichen Verbindung von Rhein-und Linthgebiet, erheben sich hohe Felsen, von Wald, Wiesen und Geröllhalden unterbrochen. Weiße Wasserfälle rauschen, besonders im. Frühling, über gewaltige Wände ins Thal hernieder, von denen Rag-natscherbach, vordere und hintere Schreia, Milchbach und Berschnerbach sich durch Schönheit, Höhe und Fülle auszeichnen. Das ist der « untere Berg > mit seinen Erkern Cunza 1 ), Tschucca, Ronaberg, Spitzbühl, Strahleck, Älplikopf und Furclakopf. Auf diesem untern Berg breiten sich in weiter Terrasse die Alpen Balfris, Castilun, Malun und Sennis aus. Darüber erhebt sich der „ obere Berg ", eine vielgestaltige Kette mit den Gipfeln La Gauschla x ), Alvier, Krummenstein, Gärtli, großer Faulfirst, kleiner Faulfirst, Punkt 2305, Roßwies, Sichli, Gamsberg, Scheffberg, Sichelkamm. Von diesen ist allbekannt der Alvier wegen seiner schönen Aussicht und leichten Zugänglichkeit. Von Norden und Süden sind Wege erstellt worden. Auf seiner Höhe steht die am 30. Juli 1876 mit großer Begeisterung eingeweihte Clubhütte, die eine Zeit lang sogar bewirtschaftet, aber schon 15 Jahre später vom S.A.C. als unnötig aufgegeben und vom Alvier-Club Werdenberg übernommen wurde. 1879 zeichnete Ingenieur-Topograph Simon im Auftrage der Sektion Alvier des S.A.C. ein großes und schönes Alvierpanorama. Die übrigen Gipfel westlich vom Alvier, obwohl einige erheblich höher und auch in der Aussicht nicht nachstehend, blieben unbekannte Größen, unbestimmt und unbekannt sogar dem Namen und der Höhe nach. Die Angaben in Karten und Litteratur weisen hierüber so viele Widersprüche unter sich und mit der Wirklichkeit auf, wie für kein anderes Gebiet der Schweiz. Vergl. Karten von Eschmann, Dufour, Sulser, Simon, Siegfried. Selbst von Clubisten waren diese Gipfel so wenig gekannt und besucht, daß im Jahre 1891 ( siehe Ö.A.Z. Nr. 344 ) Dr. Blodig Anspruch machte auf die „ Erstbesteigung " des „ gewaltigen Gamsberg ", wie ihn Mösch ohne Ironie nennt. Auch der große Faulfirst galt als ein schwieriger Berg; nur wenige rühmten sich, das Grätchen vor dem Gipfel überschritten zu haben. Besteigungen von der Südseite galten als unmöglich. Nur Jägern waren die Südabhänge der Gärtli, der Roßwies und des Gamsberg durch den faulen Gang bekannt. 1881 stieg ich vom großen Faulfirst auf Malun ab, 1891 machte ich den Gamsberg mit L. Pfiffner und Th. Dulia zweimal vom Scheff, Abstieg östlich ins Thäli „ zwischen den Bergen ", 1894 mit Dr. Haffter durch den faulen Gang, 1895 mit Spcerry durch die Kluft in der Westwand, 1894 und 1895 mit Dr. Haffter und Ingenieur Hardmeier über Goldloch und Felsenfenster, 1894 kleinen Faulfirst von Malun, 1895 Roßwies mit Vontobel und Heer von Malun mit Abstieg vom großen Faulfirst auf Malun, 1896 Gipfel 2305 mit Vontobel von Malun. 1895 und 1896 haben die in der Clubistenwelt wohlbekannten Kletterer Dr. Gröbli und Veitl dieses Gebiet mit ihren Besuchen beehrt. Dr. Gröbli hat die Höhenangaben der Karten geprüft und auch nicht richtig gefunden. Er hat meine Behauptung, daß Gamsberg und Faulfirst nicht die auf den Karten angegebenen Differenzen 2363, 2385 bezw. 2413 aufweisen, bestätigt. Geologisch haben seiner Zeit Escher und Mösch, in den letzten Jahren Ludwig, Sektion St. Gallen, dieses Gebiet erforscht und beschrieben. Versteinerungen findet man viele in dem Thälchen zwischen großem und kleinem Faulfirst, in das man rechts von der ausdauernden Schneezunge von Malun aufsteigt. Trotz der südlichen Lage und der ralativ geringen Höhe vergeht der Schnee auch am Fuße des Gamsberg nie. In der Flora dieses Gebietes ist merkwürdig, daß das Edelweiß in den östlichen Gipfeln, vom La Gauschla bis zum Gipfel 2305 sehr häufig, in den westlichen, z.B. am Gamsberg, gar nicht vor- kommt. Von den Alpenrosen kommt Rhododendron ferrugineum auf den Alpen, Rhododendron hirsutum auch im obera Berg vor. Der „ untere Berg " weist eine üppige, fast südliche Vegetation auf. Am Fuße reifen Edelkastanien und Weintrauben. Es giebt kaum einen Wintermonat, in dem dort nicht blühende Pflanzen vorkommen. Aus der Tierwelt sind Gemsen hier ziemlich häufig. Früher [waren Rudel von 30 und mehr nicht selten. In den letzten Jahren wurde ihre Zahl sehr vermindert. Im Herbst 1896 wurde für die östlichen Gipfel La Gauschla und Alvier der Bann aufgehoben. Gegenwärtig ist die Zahl der Gemsen in den Kurfirsten eine größere, als in diesem Teile des Freibergs. Ich habe im Sommer 1896 zwischen Zustoll und Scheibenstoll 35 beisammen gesehen. Am Fuße der Gärtli hat man vor einigen Jahren eine Murmeltierkolonie angelegt, die sich seitdem vermehrt und verbreitet hat. Erwähnenswert ist aus dieser Gegend das immerhin seltene Vorkommen der Viper.

Die Unterkunftsverhältnisse in diesem Gebiet sind gute. Im Kurhaus Balfris findet man bei dem Clubgenossen Sulser sehr freundliche Aufnahme. In den Alpen Sennis und Malun sind die Alpknechte angewiesen, Mitgliedern des S.A.C. Nahrungsmittel und Nachtlager zu geben. Der beste Ausgangspunkt für dieses Gebiet ist die Eisenbahnstation Flums. Von da führt die Straße am Fuße des St. Georgenberges, den Mösch eine Sphinxgestalt nennt, nach Berschis. „ Droben stehet die Kapelle, schauet still ins Thal herab ", eine der ältesten noch stehenden Bauten der Schweiz, welche auf Kosten der Eidgenossenschaft erhalten wird. Fundort römischer Münzen etc. Bei dem Clubgenossen Hobi zur „ Linde " in Berschis kann sich der Tourist stets gute Wegleitung, auch kundige Führer und Träger verschaffen. Von Berschis gelangt man auf leichtem Wald- und Alpweg in 3 Stunden auf Sennis oder Malun und von dort in weitern 2—4 Stunden auf jeden beliebigen der zwölf Gipfel. Es lassen sich auch mehrere Gipfel an einem Tage machen. Sehr lohnend sind folgende Kombinationen: Goldloch-Garnsberg-Scheff-Kaltthäli-Sichel-kamm-Culms-Wallenstadt, oder Sichelkamm-Voralpsee-Buchs, Roßwies-Sichli- kleiner und großer Faulfirst-Gärtli-Malun-Balfris u.a.

Mißlich ist, von diesem Gebiete gar keine auch nur annähernd richtige Karte zu haben. Lange schon warten wir auf „ Blatt Bärschis".J ) Vor Jahren war dasselbe in den Publikationen des eidg. topographischen Bureaus als in Bearbeitung, in nächster Lieferung erscheinend bezeichnet; jetzt nicht einmal mehr das. Es wäre interessant, etwas Authentisches über die Entstehungsgeschichte des „ Blatt Bärschis " zu erfahren. Hoffen wir, unser Warten werde endlich belohnt durch ein vollkommenes „ Blatt Bärschis ", das die Clubisten anregt, einem der schönsten und interessantesten Gebiete unseres Schweizer Vaterlandes endlich auch die verdiente Beachtung zu schenken.J. B. Stoop ( Sektion Piz Sol ).

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