c) Festbericht | Club Alpin Suisse CAS
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c) Festbericht

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Festbericht Was hatte wohl die Section des S.A.C., die seit einigen Jahren die Alpenfreunde der Zukunftsstadt zu gemeinsamer Thätigkeit verbindet, dem Wettergott angethan, daß er, nach Monden des schönsten Wetters, gerade die dem Feste vorangehenden Tage zu einer so ausgiebigen Erquickung der dürstenden Natur auserwählte? War er wohl auch einmal in der Oberaarjochhütte über Nacht gewesen, ohne Holz zum Wärmen seiner alten Knochen zu finden; oder glaubte er die Wirkung der Juragewässercorrection den lieben Eidgenossen von Ost und West zeigen zu müssen? In letzterem Falle war klar zu sehen, daß diese Correction leider noch nicht bis in die Straßen unserer Stadt und besonders auf den Bahnhofplatz eingedrungen war, denn als die ersten Gäste, darunter die Herren vom Centralcomite und die Delegirten, anlangten, mußten sie eher einen See als einen Platz überschreiten, um zu dem glücklicherweise nicht gar fernen Bielerhof zu gelangen, in dem das Finanz-. comité seinen Sitz aufgeschlagen und wo auch bald nach 3 Uhr die Verhandlungen der Delegirtenversammlung begannen. Im Verlauf dieser mehr als vierstündigen Sitzung, ersichtlich aus dem Protokoll, machte sich nach und nach auch das Bedürfniß für etwas Materielles geltend, und vereinigte ein rasch im Sitzungssaal servirtes Abendessen die Delegirten mit den meisten einstweilen angekommenen Clubisten. Da sich immer noch ein Ueberfluß an Feuchtigkeit in den höhern Schichten der Atmosphäre geltend machte und in Form eines feinen Regens auf die armen Clubisten niederfiel, die den Weg nach dem Centrum der Stadt und dem Rüsehligarten suchten, war natürlich auch der Aufenthalt im Freien sozusagen unmöglich und drängte man sich, so gut und schlecht es eben ging, in den für solchen Andrang zu kleinen Saal. Um so bälder thaute aber der Humor auf, unterstützt durch das liederfrohe Murmelthier, und bis spät in die Nacht hinein erklangen zum Gläserklang die lustigen Lieder. Dem nassen Abend folgte ein trüber Morgen, hie und da zeigten sich beschirmte Gruppen von Clubisten, um die eine oder andere Sehenswürdigkeit unserer Stadt zu besichtigen; viele mögen auch länger der Ruhe gepflogen haben, als sie solches auf dem Heu einer Clubhütte gethan hätten. Die Morgenzüge brachten noch einige weitere Besucher, aber der Massenzuzug, den die benachbarten Sectionen schicken sollten, blieb aus; der Himmel war grau, so weit er nur reichte. Einigen Ersatz dieses Ausbleibens bildeten werthe Gäste ausländischer Alpenvereine, zu denen auch eine Dame zählte, die gar wohl sich an die Seite manches Clubisten stellen durfte. Unter solchen Umständen versammelten sich die Festbesucher ziemlich pünktlich in den Gängen des Schulhauses, in dessen Aula nach 10 Uhr die Generalversammlung stattfand. Ueber die Verhandlungen besagt das Protokoll Näheres.

Der Regen hatte inzwischen aufgehört zu fallen,. das graue Gewölk wechselte seine Farbe mehr nach Weiß und es stand zu hoffen, daß noch eine endliche Besserung über kurz oder lang in Aussicht stehe. Unter solchen Witterungsbeobachtungen zog sich die Masse der auch Leibesnahrung bedürftigen Clubisten gegen die Tonhalle, wo in dem großen Saale das einmal übliche Bankett mit obligaten Reden stattfinden sollte. Die Bühne war in eine der Natur abgelauschte Gebirgslandschaft verwandelt und in der Ferne erkannte man bei der dem außen herrschenden Wetter entsprechenden Beleuchtung die Umrisse der Oberländer Gruppe: Jungfrau, Mönch und Eiger. Bis 200 Theilnehmer ließen sich an den langen Tischen das gebotene Mahl und den perlenden Festwein, so viel zu erkennen war, gut schmecken, aber auch die Toaste ernsten und heitern Inhalts fehlten nicht. Dazwischen, fast des Guten zu viel, fröhliche Lieder aus dem Murmelthier und heitere Weisen der Stadtmusik; was will man noch mehr! Durch alle diese Gesänge mag der Wolkenschieber daran gemahnt worden sein, daß hier eine Gesellschaft weile, die auch lieber Sonnenschein als Regen hätte, und gönnte der sehnenden Schaar den Ausblick durch einige Lücken nach dem blauen Firmament; deßwegen erhob man sich auch, um einige Viertelstunden frische Luft zu kneipen, da für den Abend wiederum die Tonhalle wegen des nassen Wetters an Stelle des Schützenhausgartens treten mußte. Ein Spaziergang durch den natürlichen Säulengang der Pasquartpromenade gegen den in düsterem Colorit daliegenden See, hinauf zu dem aussichtsreichen Pavillon und dem Waldrand entlang zu den großen erratischen Blöcken würde bei schönem Wetter selbst einen Gipfelstürmer entzückt haben; heute war wenigstens Mancher befriedigt, besonders wenn zu guter Letzt einerseits im kühlen Weinkeller, andrerseits bei frischem Bier der Gang den Abschluß fand. Durch die rasche Programmänderung war nun leider nicht Alles so gelungen, wie es geplant war, und füllten sich die doch ziemlich weiten Räume der Tonhalle schnell mit geladenem und ungeladenem Publi- kum, so daß die später einrückenden Gäste nur mit etwas Mühe und Geduld ein Plätzlein finden konnten. Doch that das dem Laufe der Fröhlichkeit keinen Zwang an, sondern Schlag auf Schlag folgten sich die Klänge der Stadtmusik, Productionen des Turnvereins, Gesänge der Liedertafel und Concordia, und eine kleine theatralische Aufführung; zwischenhinein natürlich Lieder aus dem Murmelthier und Toaste. Schon lüfteten sich die Reihen und Niemand glaubte an die weitere Ausführung des Programmes, vorab die Spitzbergtour am folgenden Morgen, als ein langer, wohlbekannter Clubist in urehigem Berndutsch den Muth der Gesellschaft hob und aufforderte, recht zahlreich morgen früh zu erscheinen: „ Nit noia gwinnt ". Als dann für das junge Volk zu guter Letzt noch ein Tänzchen erschallte, zogen sich die alten Herren zurück, um morgen bei Kräften zu sein; denn es gab keine gar lange Ruhe mehr.

Wer war wohl der Erste, der Morgens zum Himmel aufsah, um das Räthsel des Wetters zu lösen? Schreiber dieses trommelte Manchen heraus, ihm Nachricht bringend von der Wendung zum Bessern; auch das Festpräsidium, das die Entscheidung geben sollte, verfiel diesem Loos, und den übrigen Theil o'er Clubisten weckte bald darauf die Tagwacht unserer Stadtmusik. Auf 5—V26 Uhr war der Abmarsch geplant; in einzelnen Gruppen zog sich die Clubistenschaar gegen das Taubenloch, der dunkelroth aufgehenden Sonne entgegenjubelnd, die sich aus dem die Ebene deckenden Nebel erhob. Bald ging 's auf schmalem Waldpfade der Schlucht zu, in welcher sich der Fluß quer durch die Kette des Jura den Weg gebahnt, und so erst der Straße und dann der Eisenbahn vorgearbeitet hat. Es gehört diese Strecke zu einer der interessantesten im Straßennetze unserer Schweiz. In der Nähe der prächtigen steinernen Brücke, die mit einem Bogen hoch oberhalb des Wassers die Kluft überspannt, zweigte sich unser Pfad von der großen Heerstraße ab. Noch einzelne Blicke durch das Gebüsch hinunter in die tiefe Schlucht und auf nimmt uns des Berges Inneres; eine vorspringende Kante des Berges ist durch einen Tunnel durchbrochen, an den sich jenseits desselben die zur Ausbeutung der Waldung angelegte Straße anschließt. Hoch über den wenigen Häusern von Friedliswart dringen wir in den schönen Forst ein, in dem sich noch die Spuren der Eiszeit in Form von Moränenschutt und Findlingen zeigen; ersterer ist an einigen Einschnitten sehr schön bloßgelegt. Langsam, aber stetig steigt der Weg an der Schattenseite des Ilfinger Thales hin, das gleichnamige Dörfchen bleibt an der andern Thalseite im Sonnenschein liegen; in der Nähe des Ortes vereinigt sich unser Weg mit der den Gebirgszug überquerenden Straße von Leubringen her, auf welcher ein Theil unserer Gesellschaft in kürzerer Zeit in 's Thal gelangt war, so daß sich gegen den Thalschluß des Jorat hin eine lange Reihe von Clubisten erkennen ließ, von denen die vordersten schon an dem Abhang des Spitzberges, unseres Ziels, angekommen waren. In lichtem Buchwald und auf steilem, durch zahlreicheZeiehen kenntlich gemachtem Pfad ward erst ein nördlich des Berges gelegenes Plateau und von da in südlich ziehendem Bogen der Südabhang des Gipfels gewonnen. Es mochte etwa 9 Uhr sein, als die beflaggte Pyramide uns entgegenlachte; 4 Stunden Marsch ohne Unterbruch ist eine annehmbare Leistung, besonders nach einem lebhaften Festabend und für Manchen mit nüchternem Magen. Um so mehr begierig war Jedermann, droben die versprochenen Genüsse eines Zigeunerbratens zu kosten und die trockene Kehle mit dem edeln Naß vom Ufer des Bielersee's anzufeuchten. Schon glimmten die Kohlen, bald brodelte das Fett und männiglich versah seinen Holz-spieß mit saftigen Bissen, um sie in der Hitze des Herds zu bräunen; mit prächtig weißem Brod und frischem Wein fürwahr ein Lunch, der den Appetit zu wecken im Stande war! Am hellen Morgenhimmel zogen mit der Zeit Dünste und Nebel aus dem über^ nassen Erdreich auf, die leider den allgemeinen Aus » blick einigermaßen beschränkten. Tief unter uns der Bielersee mit seiner Petersinsel, weiterhin das See-und Mittelland und darüber hinaus dieser oder jener Gipfel des Alpenkranzes; nach Norden und Westen hin die lange Kette des Jura mit ihren Hütten und Dörfern; das war in flüchtigen Linien das Panorama,wélches sich dem Auge darbot. Mußte dadurch nicht auch der Geist erwachen zum Lobe unseres Vaterlandes und unserer Berge? Gewiß hat einer unserer Bergpfarrer, H. Bis von Interlaken, una aus dem Herzen gesprochen, und freudig stimmten Alle in das Hoch und das „ Rufst du, mein Vaterland " ein, das seine feurige Rede schloß. Gar rasch war so eine Btunde verflossen und Scheiden hieß es von luftiger Höh '. Der für den Abstieg gekennzeichnete Pfad führte sehr steil durch Jungwald hinab, zurück zum Jorat. Da Schreiber dieses bei der Nachhut war, konnte er nicht mit eigenen Augen die etwas stürmische Abfahrt des Gros beobachten; desgleichen entgingen ihm auch, die mehr oder weniger saftigen Ausdrücke, die der nicht weniger steile Wiederaufstieg zur Magg-lingerhöhe einigen wohlbeleibten Clubisten herausgelockt haben soll: nicht ohne Grund, denn nachgerade war es warm geworden im engen Thal und mancher Schweißtropfen bahnte sich den Weg über Stirn und Wange. Nur Einer war zurückgeblieben im stillen Bauernhaus, wohlgebettet, von den Mühen des vorigen und dieses Tages ausruhend in Morpheus'Armen. Dem war 's zu viel geworden und doch war unser Pest noch nicht zu Ende; in hoher Halle, von Tannen getragen, vereinigte das zweite Festmahl die Zahl der Genossen, verstärkt durch solche, die den nicht mehr ungewöhnlichen Weg per Drahtseil zur Erklimmung der 500 Meter benutzt hatten. Toaste und Gesänge unterbrachen das würzige Mahl; aber den schönsten Festschmuck bot uns wieder die Natur, denn wahrscheinlich um sich mit unserer Gesellschaft auszusöhnen, hatte sich der Himmel ganz enthüllt, und majestätisch, prächtig standen die Riesen unserer hehren Alpen in Reih'und Glied vor unsern Blicken da, auch keiner der von hier aus sichtbaren fehlte; so war es vollends bewiesen, daß Biel auch einer der Orte ist, wo ein Alpenclubfest gefeiert werden darf und kann. Selbstverständlich stiegen die Festes-wogen hoch und höher, und als es zum Scheiden ging, waren wieder manch'alte Freundschaftsbande fester geschlungen, neue angeknüpft und Alle schwuren dem S.A.C. von neuem Treue, ob sie nun an den Ufern des Léman oder des Zürichsee's, am Fuße des Jura oder im engen Hochthal die alltägliche Aufgabe des Lebens wieder erwartete: ExcelsiorW—n.

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