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Der Brandberg

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Walter Schäfer, Johannesburg

( Eine Ostertour in Südwest-Afrika!Namibia ) An die 300 km nordwestlich von Windhoek und go km von der Westküste Namibias entfernt liegt der Brandberg, einer Insel gleich am Rande der Namib-Wüste. Eigentlich handelt es sich um ein ziemlich ausgedehntes Bergland mit vielen Gipfeln und Schluchten; um einen beinahe kreisförmig angelegten Granitstock von 25 km mittlerem Durchmesser, umgeben von einem Kranz schroffer Hügel aus schwarzem Schiefer.

Die vier Hauptgipfel, Königstein ( 2588 m ), Ai-gub ( 2530 m ), Numasfels ( 2525 m ) und Horn ( 2510 m ), liegen unweit des Zentrums des Massivs, das schroff aus der ebenen Fläche des Namib aufragt. Über die ganze Bergregion verstreut, finden sich an die 30 weitere Erhebungen mit Höhen jenseits der 2000-Meter-Grenze, welche zum Teil Namen tragen oder aber noch unbenannt sind. Rund um diesen Bereich des Brandberges er- streckt sich die Weite der Namib-Wüste, die hier auf etwa 600 Meter liegt.

Soweit zur geographischen Orientierung. Bevor wir uns aber an den Aufstieg zum Brandberg machen, will ich noch auf die Frage eingehen, wer an diesem scheinbar so unwirtlichen Berg in einer derart verlassenen Gegend Interesse zeigt.

- Es sind Menschen, die bereit sind, Durst und Strapazen auf sich zu nehmen, um die verborgenen Schätze dieser beinahe unbekannten Festung der Natur entdecken zu können.

- Es sind Menschen, die sich für das Leben der früheren Brandbergbewohner interessieren, die sich über deren Woher und Wohin Gedanken machen. Beweise, dass der Brandberg während vieler Jahrhunderte besiedelt war, liefern die zahlreichen Felszeichnungen, Steinwerkzeuge und andere Relikte, die hier zu finden sind.

- Es ist der Wanderer, der, die karge Wüstenlandschaft hinter sich lassend, aufsteigt in eine neue Welt mit ihrer unheimlich kargen, aber ganz eigenen und zum Teil einzigartigen Pflanzenwelt.

- Es ist der Bergsteiger, der die Herausforderung sucht und bereit ist, seinen Mut und sein Können unter harten klimatischen Verhältnissen auf die Probe zu stellen.

Meist erreicht man den Brandberg gegen Abend. Während oder kurz nach Sonnenuntergang überziehen sich seine Wände und Gipfel bisweilen mit glühendem Licht und lassen das Gespräch am Lagerfeuer verstummen. Staunend betrachten wir dann den in Flammen stehenden Gebirgsstock. Hat wohl dieses « Alpenglühen » dem Brandberg seinen Namen gegeben oder waren es die schwarzen, verbrannt wirkenden Vorberge, die das Massiv umschliessen?

Frühmorgens zeigt sich der Berg von der einla-densten Seite. Die Felswände und Gipfel erscheinen in warmen, braunen Farben, und die kühle Morgenluft lädt zum Aufbruch ein. Aber wehe dem, der diesem freundlichen Anschein vertrauend sich ohne entsprechende Vorsorge auf den Weg macht! Später, wenn die hoch am Himmel

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Otjiwarongo South'WestiAfrica — Namìbia Atlantic Ocean M 1:5000000 Botswana Swakopmund Route - stehende Sonne dem nackten Boden die letzte Feuchtigkeit entzieht, steigt der Flüssigkeitsbedarf beinahe ins Unermessliche. Da Quellen nur sehr selten zu finden sind, muss das Wasser mitgetragen werden. Gegen Mittag wird dann die Hitze im unteren Brandberg meist so gross, dass die nun in einen bläulichen Schimmer getauchten Granitfelsen und Schluchten einen abweisenden und unerbittlichen Charakter annehmen.

DER AUFSTIEG ZUM BRANDBERG ( KARFREITAG I 98 I ) Bei kühler Morgenluft und bester Laune verlassen wir'unser Camp im trockenen Sandbett des Amis-Flusses. Wir haben, wie schon im Juni 1975, 1 Bruno Pcnzhorn, Robert Cainby, Beatrice Sandelowsky, Karin Weber, Nico Kisteng und der Verfasser.

.'5 dessen Schlucht zum Aufstieg gewählt. Sie ist zwar sehr steil, aber dafür bedeutend kürzer als z.B. die Numas- oder Zisab-Täler. Mit freudiger Erwartung schauen wir in die vom Dämmerlicht erfüllte Schlucht hinein. Wir folgen ihr. Später biegt sie nach Osten ab und unser Blick geht in gerader Linie zum steilen Geröll- und Schotterfeld auf den ersten Grat des Berges, der bereits in der Morgensonne erstrahlt. Das mahnt zu zügigem Ausschreiten. Bald wechseln wir vom Flussbett des Amis auf ein von mächtigen Steinen übersätes Gebiet. An einem der grössten Blöcke entdecken wir hier die erste Felszeichnung: eine langgezogene menschliche Figur und Teile eines Elefanten. Zeit und Witterung haben die Bilder jedoch stark verbleichen lassen. Besser erhaltene werden wir erst zu sehen bekommen, wenn wir über die auf etwa 1800 Meter liegende Nebelgrenze hin-ausgelangen. Obschon feuchte Luft in dieser Ge- gend selten anzutreffen ist, kann es doch vorkommen, dass leicht salzhaltige und die Farben der Zeichnungen angreifende Küstennebel bis zum Brandberg hochsteigen.

Wir verlassen jetzt das Flussbett und folgen einem Pfad, den Bergzebras über Tausende von Jahren ausgetreten haben, um zur Wasserstelle unten in der Amis-Schlucht zu gelangen. Tiere sind jedoch keine zu sehen, nur deren Losung, die beweist, dass sie vor Tagen hier vorbeikamen. Ihr Besuch muss erfolglos gewesen sein, denn nur die ausgetrockneten Binsen auf einer Sandbank zeugen davon, dass sich hier zeitweilig ein kleines Wasserbecken findet.

Unsere Zungen fühlen sich gleich etwas trockener an, und instinktiv denken wir an die Flüssigkeitsvorräte im Rucksack. Wir wissen, dass sie für den Aufstieg, eine Übernachtung und den Abstieg nur knapp ausreichen, aber wir wollen ja einige Tage auf dem Berg verbringen. Ein lebhaftes Gespräch über Wasser und seine Qualitäten entsteht, in dessen Verlauf Robert, unser Freund aus Windhoek, versichert, dass es weiter oben kristallklares Quellwasser gebe. Habe er doch gehört, dass vor kurzer Zeit erst, tiefschwarze Gewitterwolken über dem Brandberg gesichtet wurden und es daher geregnet haben müsse. Sein Optimismus verfehlt die Wirkung nicht, und wir setzen unseren Marsch, nun in zwei Gruppen geteilt, fort. Bruno, mein Kamerad aus Johannesburg, und ich wollen so rasch als möglich zum nächsten Wasserloch aufsteigen und die gute Kunde nach rückwärts geben.

Aber noch befinden wir uns weit unten und mühen uns zwischen gewaltigen Granitblöcken du ich. Um überhaupt weiterzukommen, sind wir bisweilen gezwungen, auf die rutschigen und abschüssigen Seitenhänge der Schlucht auszuweichen. Viel zu früh erreichen nun die sengenden Strahlen deren Grund und lassen den Boden erglühen. An dieser Sonne werden wir uns erst wieder freuen können, wenn wir oben angelangt sind. Hier inmitten der Gesteinsquader, die die Hitze gleich Spiegeln zurückwerfen, wird sie uns zur Qual.

Bis zu unserem Tagesziel, dem Bergrücken oberhalb der Amis-Schlucht, ist es noch weit. Zudem steigt die Temperatur ständig weiter an. Erst gegen drei Uhr nachmittags wird sie ihr Maximum erreichen. Nach mehreren Stunden intensiver Sonnenbestrahlung ist bei mir die Grenze des Wohlbefindens erreicht, ein Punkt, bei welchem auch der Wille nicht weiterhilft. Die Schweissaus-dünstung hat aufgehört, der Körper vermag sich nicht mehr selber zu kühlen, und es muss zur Feldflasche gegriffen werden. Noch wissen wir nicht, ob wir überhaupt Wasser finden werden, aber selbst eine Ration von zwei Schlucken wirkt Wunder.

Trotzdem werden die mit den Augen ausgemessenen Teilstrecken immer kürzer. Unsere Gedanken und Gespräche drehen sich immer wieder um dasselbe Thema: trinken, trinken. Das aus dem Rucksack ertönende leise, rhythmische Planschen einer nicht mehr ganz gefüllten Flasche erklingt wie betörende Musik in unseren Ohren. Ich hoffe, lieber Leser, dass ich Dich mit diesen Wassergeschichten nicht langweile. Aber solltest Du auch einmal das Glück haben, den Brandberg zu besteigen, so denke daran, viel Flüssigkeit mitzunehmen.

Gegen ein Uhr erreichen wir den Fuss des obersten Felsriegels, der quer in der Schlucht liegt. Für mich wird eine längere Mittagspause im Schatten unerlässlich. Bruno umsteigt die Barriere und stösst hier, auf ungefähr 1800 Meter Höhe auf die ersten « Wasserlöcher ». ( Die weiter unten gelegenen Quellen waren wider Erwarten ausgetrocknet gewesen. ) Obschon es sich um stehendes Wasser handelt, das mit Aufbereitungstablettcn geniessbar gemacht werden muss, gibt uns das berechtigten Anlass zur Verschwendung. Nachdem wir einen halben Liter vom mitgebrachten Vorrat getrunken haben, stellen sich auch der Mut und die Freude an unseren Berg wieder ein.

Ungefähr 200 Meter unterhalb der eigentlichen Wasserscheiden des Gebiets, etwa auf 1800 2000 Meter, findet sich eine Art Hochebene, bestehend aus vielen kleinen, sandigen, spärlich mit Bäumen, Büschen und Gras bewachsenen Flächen, die, unterbrochen von zahllosen Graten, Gipfeln und Schluchten, den oberen Brandberg zieren. Auf einer dieser Terrassen schlagen wir unser Osterlager auf.

DIE BEWOHNER DES BRANDBERGES Robert und seine Leute gehen in den folgenden Tagen den Felsmalereien in den umliegenden Höhlen nach, in der Absicht, sie zu untersuchen und systematisch zu photographieren, währenddem Bruno und ich von diesem Basislager aus herrliche Wanderungen unternehmen. Ein Gipfel ohne Namen ( 2150 m ) wird bestiegen. Die weissgetünchte Kuppe dieses Berges muss als Ausguck des schwarzen Felsadlers dienen, den wir hoch über uns kreisen sehen, scharf abgezeichnet gegen das tiefe Blau des Weltalls. Zwei flüchtige Klippspringer bekommen wir auch zu Gesicht. Diese zierliche Antilope hat sich dem felsigen Lebensraum in Vollendung angepasst, indem sie auf den nur wenig abgeflachten Spitzen ihrer Hufe steht und so auf glatter und kleiner Auflagefläche sicheren Halt findet. Ihren Unmut über die beiden Eindringlinge gibt sie durch hartes Aufstampfen ihrer kleinen Hufe kund, wie um uns zu sagen: Das ist mein Revier, ich habe mir diese Felsen zu eigen gemacht.

Der steinige Boden ist mit Grasnarben durchzogen, wo kärgliche Büsche und sogar gedrungene und zähe Bäume Halt und Raum zum Leben finden. Besonders die Laubbäume, ursprünglich wohl nicht für ein so trockenes Klima bestimmt, führen einen harten Daseinskampf. Die Zweige sind knorrig und ineinander verwachsen, wie wenn sie gegenseitig Halt und Stütze suchten.

Wir haben mit Staunen und Ehrfurcht Pflanzen und Tiere bewundert, die auf dem Berg genügend Nahrung und Wille zum Überleben finden. An Hängen und in Felsspalten wächst vereinzelt der Koker-Baum,2 der sich durch seinen charak- 2 Engl. « quiver Tree » ( Aloe dichotoma ) 18 teristischen mehrkantigen Stamm von den viel dickeren, glattwandigen Tsisus-Bäumen unterscheidet. Die Stämme beider Arten setzen sich aus einem Geflecht von Röhren zusammen, in denen die Feuchtigkeit für ein, vielleicht sogar für mehrere Jahre gespeichert werden kann. Besonders die Tsisus-Bäume sehen prächtig aus. Die honig-farbenen Stämme glänzen, und die Kronen sind mit saftiggrünen Blättern geschmückt. Ein erfrischender Anblick in dieser sonst so dürren Wildnis!

Während des Aufstieges zur Krete der Hunga-rob-Wand finden wir auf einer Terrasse eine uns unbekannte Art von Euphorbia. Pflanzen mit 10 Zentimeter mächtigen, 1 bis 2 Meter hohen Stämmen, die mit einem Faserpelz von bis zu ^Zentimeter langen « Haaren » besetzt sind. Tatsächlich handelt es sich dabei um dicht aneinandergereihte Zweige, die eben zu grünen beginnen. Die Eigenart und Vielseitigkeit der Natur überrascht uns stets wieder von neuem!

Trockene Losung von Leoparden ist öfters zu sehen. Die Nordostseite der Krete, unmittelbar oberhalb der Hungarob-Wand, ist zauberhaft. Langsam und voller Staunen steigen wir die Felsstufen zu einer weiteren Terrasse hinab. Die Klippschliefer'sind hier viel zutraulicher als an anderen Orten. Sie begucken uns Besucher ausgiebig und ziehen sich nur zögernd in ihre Fels-verstecke zurück.

Der Ausblick ist atemberaubend! Unmittelbar vor uns eine niedliche, sandige Verebnung, umrahmt von gerundeten Granitblöcken in warmem Rotbraun, durchsetzt von einzelnen Koker-Bäu-men. Dahinter der Abbruch der bläulich schimmernden Schlucht. Auf der gegenüberliegenden Seite steigen steinige Hänge empor bis zu den Grossen des Brandberges: dem Königsstein und dem Aigub. An diesen Gipfeln vorbei weiter gegen Süden schauend, an die 120 Kilometer entfernt, erspähen wir die Spitzkoppe, einen weiteren Inselberg am Rande der Namib, sowie das 3 ( Proca\ ia capensis ) Erongo-Massiv. Eine Stimmung absoluter Stille und Harmonie umfängt uns!

Vielerorts, am Rande von Terrassen und an Granitbrocken, finden wir Felszeichnungen. Haben sie als Schmuck einer einfachen Höhlenbe-hausung oder als Markierung eines Wohngebietes gedient? Vereinzelt herumliegende Steinwerkzeuge aus schwarzem Basalt, wohl aus der Jungsteinzeit stammend, stellen weitere Zeugen früherer Bewohner dar.

Im Gegensatz zu den grossen und zum Teil mächtigen, aus verhärtetem Schiefer gefertigten, der Früh- und Mittelsteinzeit entstammenden Steinwerkzeugen, die man am Fusse des Brandberges und weiter draussen in der Wüste findet, handelt es sich bei den « Artifacts », die man hier zu Gesicht bekommt, nur um ein paar Zentimeter grosse Exemplare. Es scheint, dass sich der Alt-und Mittelsteinzeitmensch nicht auf den Berg hinaufgewagt hat, vielleicht aus Respekt seinen Göttern und der Schöpfung gegenüber.

Die recht zahlreich vorkommenden Tonkrug-scherben sind ein weiteres Anzeichen dafür, dass es sich bei den Menschen, die sich den Brandberg selber als Heim zu eigen machten, wahrscheinlich um Leute aus der Jungsteinzeit handelt. Wie dem auch sei, es ist grossartig, in dieser stillen, unwirtlichen und doch so herrlichen Gegend die Überreste vergangener Kulturen zu finden und den Menschen, die über Jahrtausende hier gelebt haben, in die Wohnung zu blicken.

Vielleicht war das Klima damals etwas feuchter als heute, und die Menschen haben zu verschiedenen Epochen auf dem Brandberg gewohnt. Aus den voneinander abweichenden Sti-len der Felsmalereien älteren und jüngeren Datums zu schliessen, wäre es sogar denkbar, dass deren Schöpfer anderer Herkunft waren, ja vielleicht sogar verschiedenen Rassen entstammten. Dabei muss es sich eher um kleinere Sippen oder Familiengruppen gehandelt haben, die in weit gestreuter Form den Brandberg besiedelten. Über-völkert wird der Berg wohl nie gewesen sein.

Wer waren diese Menschen? Wir werden es kaum je mit Bestimmtheit wissen. Aber es müssen mit der Umgebung in Harmonie lebende Geschöpfe gewesen sein, die mit einfachen Mitteln so wunderbare Felsbilder malen konnten. Die grössten Kunstwerke befinden sich in den geschützten Felsüberhängen und Grotten, die den Leuten als Wohnung oder zum Teil vielleicht nur als Kultstätte dienten.

Die Brandbergbewohner gingen bei der Auswahl ihrer « Höhlen » sehr systematisch vor. Zunächst durften sie bei Regenfällen nicht feucht werden. Dann musste der Standort der « Wohnung » einen guten Überblick über die unmittelbare Umgebung gewähren. Jede mit Zeichnungen versehene Grotte und jeder überhängende Fels, die ich bis jetzt gesehen habe, liegen nämlich in der Nähe und fast immer in Sichtweite einer sandigen Terrasse, auf welcher sich tagsüber wohl das Familien- und Sippenleben abspielte.

Tief ergriffen von der Herrlichkeit des Brandberges, sitze ich an einem Morgen am Eingang einer solchen Höhle, die an die hundert neben- und zum Teil übereinandergemalten Bilder enthält. Mein Blick ist dabei nach Westen gerichtet, über die Berge des Messum-Kraters hinaus, wo ich mit meinem Sohn Beat vor zweieinhalb Jahren ein schönes Wochenende in absoluter Stille verbrachte.

Die Nächte in der Wüste sind überwältigend; man vermeint das Rauschen des Weltalls und das Sausen der Sterne zu hören. Beat und ich schliefen damals in den noch von den Menschen des Neolithikums zusammengetragenen Steinkreisen und bestiegen frühmorgens den Kegel des Kraters, um die Sonne hinter dem Brandberg aufgehen zu sehen. Nun selber auf dem Brandberg, steigt ein Gefühl in mir auf, als wenn ich vor und nicht unter der Sonne sitzen würde, tief ergriffen und beglückt. Ich spüre den Puls der Schöpfung und fühle mich frei. Zugleich stehe ich auch in ausgewogenem Verhältnis zur Natur, klein, ein bescheidenes Erdenwesen. Ich fühle mich nah und verbunden mit den damaligen Bewohnern des Brandberges, die diese einmaligen Felsbilder ge- malt haben... auch wenn ich nicht weiss, wer sie waren. Es würde mich nur wenig wundern, wenn einer von ihnen, nackt, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, so wie er in den Zeichnungen zu sehen ist, aus der Höhle treten würde. Unbefangen könnte ich ihm gegenübertreten, denn er ist mir durch seine Kunstwerke und die jetzt noch herumliegenden Werkzeuge vertraut und bekannt geworden.

Habe ich nicht, wie er das vor unzähligen Jahren ebenfalls getan hat, in den vergangenen Nächten unter genau demselben Sternenhimmel geschlafen und mich, wie er, mit der Nachtzeit-rechnung an die Position des Kreuzes des Südens gehalten? Wie darf man sich freuen, wenn dieses Kreuz sich gegen Westen hinüberdreht! Denn dann ist der Morgen nicht mehr fern. Nur noch Minuten, und der Horizont neigt sich vor der Sonne und ein neuer Tag beginnt am Brandberg.

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