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Die Jagdbannbezirke in den Berneralpen

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

H. v. Gross-Marcuard ( Section Bern ).

Die Jagdbannbezirke in den Berneralpen.* ) Von Das Bundesgesetz vom 17. Herbstmonat 1875 über Jagd und Vogelschutz bestimmt im Artikel 15 diejenigen Cantone, welche Bannbezirke oder sogen. Freiberge zum Schutz des Hochgewiides auszuscheiden und unter Aufsicht des Bundes zu stellen haben.

Diese Bannbezirke haben den Zweck, namentlich die Gemsen, Rehe und Murmelthiere vor gänzlicher Ausrottung zu schützen und deren Vermehrung zu befördern. In diesen Bezirken ist die Jagd strenge untersagt und die Wildhut zuverlässigen Männern anvertraut, welche fix besoldet sind. Ein Drittheil der Besoldungen derselben wird vom Bund getragen. Nach fünfjährigem Bestehen dieser Bannbezirke ist es nun möglich geworden, ein Urtheil über deren zweckmäßige Anlage und über das Gedeihen des Wildes abzugeben.

Oben erwähntes Gesetz schreibt vor, daß nach einem Zeitraum von fünf Jahren die Grenzen dieserVortrag in der Section Bern, gehalten am 1. März 1882.

Bannbezirke soweit als möglich einer Abänderung zu unterziehen seien, jedoch der Art, daß in den Cantonen, welche mehrere Bannbezirke besitzen, nur einer verlegt werden darf. Nachdem nur wenige Cantone nach diesem Zeiträume eine Abänderung in der Anlage, sondern eine weitere Fortdauer derselben wünschten, so ist anzunehmen, daß die Auswahl der meisten dieser Gebiete eine gelungene und erfolgreiche war.

Wie die Erfahrung zeigt, war in dieser ersten Periode die Vermehrung des Hochgewiides, namentlich der Gemsen, Rehe und Murmelthiere, eine erfreuliche; weniger hat sich das kleine, zur niedern Jagd gehörende Wild vermehrt, so namentlich die verschiedenen Berghühnerarten, welche sich sogar vielerorts vermindert haben. Diese schwache Vermehrung der gewöhnlichen wie der Alpenhasen und der verschiedenen Hühnerarten, ja sogar deren theilweisen Rückgang, schreibe ich den in den letzten Jahren eingetretenen außergewöhnlichen Naturereignissen, als Schneefall im Mai und Juni, und der Vermehrung des Raubwildes zu.

Letzteres, namentlich die Füchse, hat in den Bannbezirken bedenklich zugenommen und es mußten deßhalb Treibjagden auf diese frechen Räuber veranstaltet werden.

In der Voraussicht, daß es die verehrten Sectionsmitglieder am meisten interessiren dürfte, Einiges über den Wildstand und die Wildhutverhältnisse in unsern Berneralpen zu erfahren, werde ich Sie heute vorzugsweise mit den bernischen Bannbezirken und deren Hochwildstand bekannt machen.

Der Canton Bern besitzt vier Bannbezirke. Obschon das Bundesgesetz nur zwei vorschreibt, so fand auf Wunsch eines Nachbarcantons und des oberländischen Jägervereins die cantonale Behörde für zweckmäßig, zwei weitere Bannbezirke anzulegen, um das im Verschwinden begriffene Hochwild wieder zu äufnen.

Diese Bannbezirke sind folgende:

1 ) Der Bezirk Wildstrubel und Wildhorn ( Nordseite ). Die Grenzen dieses Bezirks sind nach fünfjähriger Periode dahin abgeändert worden, daß das Gebiet zwischen dem Lauenenbach und der Waadtländer Grenze einerseits und anderseits die Gebirgsketten zwischen Wildhorn und Mittaghorn vom Bannbezirke losgetrennt worden sind, im Süden und Westen hingegen eine entsprechende Vergrößerung stattgefunden hat. Die Abgrenzung ist nun demnach folgende:

Westlich der Lauenenbach, nördlich das Turbach-thal, östlich die Simme von ihrem Ursprung an und südlich die Alpenkette vom Wildhorn bis Wildstrubel und Ammertengrat. Der Bezirk hat eine Ausdehnung von 158 km2. Die hauptsächlichsten Standorte der Gemsen und Murmelthiere sind: das Gifferhorn, der Wasserengrat und Dürrenwald im Centrum des Reviers, dann im Süden das Iffigenthal, der Thierberg, das Laufboden- und Ammertenhorn. Der Stand der Gemsen ist 200-250 Stück.

Zwei tüchtige Jäger, U. Uelliger im Gstaad und Chr. Jaggi im Pöschenried, besorgen mit Eifer die Wildhut.

2 ) Der Bezirk Blümlisalp.

An den Wildstrubel-Bannbezirk schließt sich östlich der cantonale Bannbezirk Blümlisalp, oder das ganze Gebiet zwischen dem Kienbach und dem Engst-ligenfluß in einer Ausdehnung von 274 km2 an. Im Süden grenzt dieser Bannbezirk vom Wildstrubel bis zum Tschingelhorn an den Walliser Bannbezirk Massa-Dala an. Eine Wildhut ist in diesem Bezirk noch nicht organisirt. Der Hochwildbestand ist in Folge unwaidmännischen Jagdbetriebes und allgemeiner Wilddieberei sehr herabgekommen. Nur eine strenge, baldigst eintretende Wildhut kann das Hochgewild, namentlich die Gemsen, vor gänzlicher Ausrottung bewahren.

3 ) Der Bannbezirk Finsteraarhorn ( Nordseite ). Dieser unverändert beibehaltene Bezirk, umfaßt das Gebiet zwischen der schwarzen Lütschine und der Aare, nördlich abgegrenzt durch den Brienzersee und das Haslethal, südlich durch die Alpenkette zwischen Mönch und Grimsel. Die Hauptstandorte der Gemsen sind: die Faulhornkette mit ihren nördlichen Abhängen, die Schwarzhornkette und die Höhenzüge, welche das Urbachthal einfassen.

Ob schon der Hochwildfrevel, namentlich im östlichen Theil dieses Bannbezirks, trotz unermüdlicher Anstrengung der Wildhüter, noch nicht wesentlich abgenommen, so ist die Vermehrung der Gemsen, namentlich in der Faulhornkette, doch eine sehr erfreuliche und der Bestand derselben wird im ganzen Gebiet auf 400 Stück geschätzt.

Die Aufsicht über diesen Bannbezirk ist zwei tüchtigen Wildhütern, Heinrich Wenger in Unterseen und Caspar Blatter in Meiringen, anvertraut. Diese Beiden genügen jedoch nicht, um ein Gebiet mit einer Ausdehnung von 539 km2 zu überwachen.

4 ) Der Bannbezirk Rothhorn-Schratten.

Neu gebildeter Bezirk, gemeinschaftlich mit dem Canton Luzern, dessen Gebirgszüge gänzlich von Hochgewild entblößt waren. Dem Ansuchen der hohen Regierung des Cantons Luzern, unser Grenzgebiet ebenfalls für die Hochwildjagd in Bann zu legen, hat der Regierungsrath von Bern bereitwillig entsprochen, unter der Bedingung jedoch, daß auf Luzernergebiet für tüchtige Wildhut gesorgt werde.

Dieser Bannbezirk, soweit er auf Bernergebiet liegt, besteht seit zwei Jahren und das Jagdverbot beschränkt sich auf die Hochwildjagd. Die allgemeine Jagd ist gestattet. Derselbe erstreckt sich vom Sigriswylgrat bis zum Brienzer-Rothhorn, südlich abgegrenzt durch den Thuner- und Brienzersee und nördlich durch die Cantonsgrenze. Auf Luzernergebiet erstreckt sich dieser Bannbezirk im Westen vom Scheibengütsch längs der Westseite der Schratten bis zum Hilferenpaßweg im Norden, diesem entlang bis Flühli, von wo aus die kleine Emme die östliche Grenze bildet. Dieser Bezirk hat auf Bernergebiet eine Ausdehnung von 234 km2, mit Luzern circa 300 km2.

Die Aufenthaltsorte der Gemsen sind der Sigriswylgrat, die Beatenberg-Wandfluh, die Hohgantkette, Scheibengütsch und Schratten. Die Thiere haben sich in den letzten Jahren ziemlich vermehrt, so daß der Stand derselben auf 40-50 Stück angewachsen ist.

21 Auch einige Rehe sind in den letzten Jahren gesehen worden.

Chr. Wenger in Buchen, Gemeinde Eriz, und Anton Wicki im Sörenbergli, Canton Luzern üben die Wildhut in diesem Bannbezirke aus.

Das Absehußergebniß an Raubwild in sämmtlichen Bannbezirken der Berneralpen 1876-1881 war folgendes:

Füchse Dachse Marder Iltis Wildkatze 355683181 Fischotter Katzen Steinadler Raubvögel 3173173.

Jagdfrevelanzeigen wurden 57 mit Gefangenschaft und Bußen bis zu Fr. 120 abgeurtheilt.

Zur Vervollständigung dieser Mittheilung über die bernischen Bannbezirke in den Alpen und deren Hochwildstand füge ich einen Auszug aus den Tagebücher » der bernischen Wildhüter vom December 1881 beL Bannbezirk Finsteraarhorn ( Nordseite ). Amtsbezirk Oberhasle.

Wildhüter Caspar Blatter in Eisenbolgen bei Meiringen* Dec. 1. Nach Reichenbächli-Rosenlaui und Grindelalp: 5 Gemsen gesehen im Gebiet der Engelhörner.

„ 5. Nach dem Urbachthal bis Laubalp: 32 Gemsen gesehen in den Engelhörnern.

„ 20. Gleichen Orts: 15 Gemsen gesehen.

„ 29. u. 30. Die gleichen Thiere gesehen.

Schlußrapport.

An Raubwild erlegt: 2 Füchse und 2 Edelmarder.

Eingegangenes Wild nicht angetroffen.

Vom Wildstand nichts Besonderes zu melden.

Jagdfrevel beobachtet am 30. Dec. auf dem Streifzug nach der Burg; im Gebiete der Geißholzlauenen Spuren von zwei Wilderern, welche Tags vorher sich herumgetrieben hatten. Konnte Nichts von geschos-senem Wild entdecken, und bis dato keine Anzeige machen.

. Gleicher Bezirk, speciell Faulhornkette:

Amtbezirk Interlaken. Wildhüter Heinrich Wenger in Unterseen.

Dec. 6. Tour über Scheinige Platte und Breit- lauenen: 52 Gemsen gesehen. „ 10. Tour über Bönigen nach Iseltwald: 9 Gemsen gesehen. „ 17. Tour über Anderberg nach Settiberg: 3 Hasen gesehen. „ 19. Tour über Scheinige Platte nach demLaucher- horn: 30 Gemsen gesehen.

„ 24. Tour nach dem Bönigberg: 1 Gemse gesehen. „ 26. Tour nach Gündlischwand^Iselten, Schemige Platte: 6 Steinhühner gesehen.

Schlußrapport. An Raubwild erlegt: 4 Füchse. Durch Naturereignisse oder Raubthiere einge-gangenes Wild nicht bemerkt. Jagdfrevel keiner.

Der Bestand der Gemsen in meinem Hutbezirk ist wenigstens 160 Stück, diesjährige Vermehrung 40 Stück.

Bannbezirk Wildstrubel und Wildhorn ( Nordseite ). Amtsbezirk Obersimmenthal.

Wildhüter Ch. Jaggi im Pöschenried bei Lenk.

Dec. 1. Nach dem Iffigenthal, Stiegelberg und Sommerwald: 7 Gemsen gesehen.

„ 4. Nach dem Sulzig, Flöschfluh und DüKren-wald: 21 Gemsen gesehen.

„ 5. Nach Oberried, Stalden, Ammerten, Siebenbrunnen: 1 Gemse gesehen und beim Mondschein 1 Fuchs geschossen.

„ 6. u. 7. Nach dem Bettelberg, Haslerberg und Lochberg. Daselbst über Nacht geblieben. Ueber Lauenen, Gifferhorn und Trüttlisberg nach Hause. Auf dieser Tour 17 Gemsen gesehen.

„ 9. Bis in 's Iffigenthal, daselbst 6 Gemsen gesehen.

„ 12. Stiegelberg, Stierendungel: 9 Gemsen ge-sehen.15. Bettelberg, Haslerberg, Sulzig und Flöschfluh: 17 Gemsen gesehen.

„ 17. Iffigenthal: 2 Gemsen gesehen.

v 27.530. Ritzberg und Iffigenthal: 6 Gemsen gesehen.

Schlußrapport.

An Raubwild erlegt: 5 Füchse, 2 Fischotter, 1 Iltis und i Edelmarder. Eingegangenes Schonwild nicht gefunden. Wildfrevel nicht vorgekommen. Die Brunstzeit der Gemsen hat um die Mitte Monats begonnen. Der Monat December war günstig und das Hochwild ist von Lawinengefahr verschont geblieben.

Wildhorn ( Nordseite ).

Amtsbezirk Saanen. Wildhüter Ulrich Uelliger im Gstaad.

Dec. 3. In den Dorfflühen eine Tour gemacht und 7 Gemsen gesehen.

„ 7. Auf einer Streiftour außerhalb dem Freiberg ( wegen muthmaßlichem Wildfrevel im Ab-ländschenthal an der Rudersbergfluh ) 10 Gemsen gesehen.

„ 9. Ueber die Eggliberge nach dem Muttenkopf, daselbst 5 Gemsen gesehen.

„ 17. Durch das Grisbachthal und vom obern Rudersberg an der Rudersbergfluh 11 Gemsen ruhig weiden gesehen.

„ 19. Tour in das Kalberhönithal bis Wildboden, dort ausgespäht und mit dem Fernrohr auf der Meielalp 9 Gemsen gesehen.

„ 26. Gleiche Tour und am Muttenkopf 4 Gemsen gesehen.

Dec. 28. Früh Morgens nach Lauenen bis auf die Wolfegg, in den Wasseren 5 Gemsen gesehen. „ 30. Tour nach Gsteig und Keuschberg, beim Berschloch 3 Gemsen gesehen.

Schlußrapport.

Erlegtes Raubwild: 7 Füchse. Durch Naturereignisse oder Raubwild umgekommenes Schonwild nicht gefunden.

Gems-Bannbezirk Ralligstöcke, Hohgant und Rothhornkette.

Aemter Thun, Signau und -Interlaken. Wildhüter Chr. Wenger in Buchen, Gemeinde Eriz.

Dec. 7. Durchstreifte die Hörnlialpen bis Sulzi und unter der Sohlfluh hinein bis Drttschhubel-alp, auf der Alp Sohl einen Fuchs bemerkt und denselben erlegen können; auf der Schörizalp sah ich einen großen Steinadler herumfliegen.

„ 13. Durchstreifte vom Stampach hinweg gegen das Justusthal, durch dasselbe hinein über den Sulzistand bis Schörizalp. Auf der Alp Großer Mittelberg und auf dem Oberhofen-berg habe Fährten von Gemsen gesehen, ebenfalls an der Schwefelwasserquelle. Im sogen. Kalberwang sah ich zwei Gemsgeißen nebst einem Bock. Waren wahrscheinlich in der Brunstzeit.

Dec. 30. Durchstreifte das Justusthal; untenher dem Gemmenalphorn sah ich ein Rudel von wenigstens 8 Gemsen.

Schlußrapport.

Erlegtes Raubwild: 2 Füchse und 1 Habicht. Aufenthaltsort der Gemsen hauptsächlich Sigriswylgrat und Beatenbergfliihe. Habe in diesem Jahr drei Ritzen bemerkt. Einige Gemsen wechseln von den Hohgantflühen gegen Scheibengütsch und Schrattenfluh im Canton Luzern.

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