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Die Spechte unserer Bergwälder

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

rVon A. Walkmeister

Mit 3 Bildern ( 91-93Landquart ) Zu den schönsten Erinnerungen des Alpinisten gehört auch das Erleben der Bergwälder, wenn auch diese nicht das eigentliche Ziel des Bergsteigers darstellen. Beim Durchstreifen solcher Gebiete treffen wir aber manchmal unverhofft mit allerlei geheimnisvollen Bewohnern des Bergwaldes zusammen, sei es ein Edelhirsch, den wir auf einer kleinen Lichtung überraschen, ein Urhahn, der polternd vor uns auffliegt, oder ein Specht, der durch sein Hämmern die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Allgemein bekannt ist die merkwürdige kletternde Bewegungsweise der Spechte. Die ältere Systematik hat letztere deshalb zu einer Ordnung der « Klettervögel » ( Scansores ) gestellt. Man hat dann später diese Bezeichnung wieder fallen lassen, wohl weil es noch andere « Klettervögel » gibt, welche mit den Spechten nicht näher verwandt sind. Heute bildet die Familie der Spechte einen Teil der Ordnung Kciformes ( spechtförmige Vögel ). Unter den körperlichen Merkmalen der Spechte ist der eigenartige Bau des Fusses ( « Kletterfuss » ) bemerkenswert, denn bei diesem sind zwei Zehen nach vorn, zwei nach hinten gerichtet, während bei andern Vögeln drei nach vorn gerichteten Zehen eine nach hinten weisende gegenübersteht. Beim Dreizehenspecht fehlt zudem der Daumen, so dass bei ihm nur eine nach rückwärts gerichtete Zehe zu finden ist.

Von unseren einheimischen Spechten kommen im wesentlichen fünf Arten in den Wäldern unserer Gebirge vor, nämlich: Grosser Buntspecht, Dreizehenspecht, Schwarzspecht, Grünspecht und Grauspecht. Alle diese Spechte sind Höhlenbrüter, welche ihre weissen Eier ohne Unterlage auf den Boden der meist selbst gezimmerten Niststätte legen.

1. Grosser Buntspecht ( Dryobates major L. ): Er ist nebst dem Grünspecht wohl die bekannteste, am weitesten verbreitete Spechtgestalt unserer Heimat, und wenn gemeinhin vom « Buntspecht » die Rede ist, dann meint man damit ihn. Seine wichtigsten Kennzeichen sind die grossen, weissen Flecke im Schultergebiet, die ausgeprägte und scharf abgesetzte Rotfärbung unter dem Schwanz sowie beim Männchen der rote Genickfleck hinter dem schwarzen Scheitel. Die Grösse übertrifft diejenige eines Stars. In bezugauf die Anforderungen an seine Umwelt ist der Grosse Buntspecht nicht sehr wählerisch; er bewohnt Waldungen aller Art bis zur oberen Waldgrenze hinauf und lässt oft seine kurzen, wie « kick » klingenden Rufe ertönen.

2. Dreizehenspecht ( Picoides tridactylus L. ): Auf ihn möchte ich unsere ornithologisch interessierten SAC-Mitglieder besonders aufmerksam machen. Durch seine Schwarz-Weiss-Färbung ähnelt der Dreizehenspecht zwar unseren Buntspechten, unterscheidet sich jedoch von diesen leicht dadurch, dass ihm jegliche rote Färbung fehlt. Beim männlichen Geschlecht ist diese relativ selten zur Beobachtung gelangende Art ohne weiteres am gelben Scheitel zu erkennen, während beim Weibchen die entsprechende Stelle des Kopfes schwarz gefärbt erscheint. Beide Geschlechter zeichnen sich ferner durch weisse Rückenfärbung und gebänderte Rumpfseiten aus. Der Dreizehenspecht ist etwas kleiner als der Grosse Buntspecht; die Rufe der beiden Arten sind nach meinen Beobachtungen einander recht ähnlich. Hinsichtlich seiner Verbreitung gibt sich der Dreizehenspecht als typisches Eiszeitrelikt zu erkennen; man trifft ihn in unserem Lande nur im Gebirge ( Alpen ) an, vor allem in den oberen Lagen der subalpinen Nadelwälder. Hervorgehoben sei hier noch die im allgemeinen geringe Scheu des Dreizehenspechts dem Menschen gegenüber.

3. Schwarzspecht ( Dryocopus martius L. ): Er ist der Goliath des einheimischen Spechten-volkes und entspricht in seiner Grösse etwa einer Taube. Der ganze Körper ist schwarz Die Alpen - 1955 - Les Alpes12 ( « Holzkrähe », « Lochkrähe » ), mit Ausnahme eines je nach Geschlecht grösseren oder kleineren roten Flecks in der Scheitelgegend des Kopfes; der Schnabel ist hellfarben. Das Stimm-repertoire des Schwarzspechts ist ziemlich gross, doch hört man von ihm vor allem zwei Rufe, ein « kliäh » und ein « prüprüprü », das nur während des Fluges geäussert wird. Im Gegensatz zu den vier anderen hier aufgeführten Spechtarten, deren Flugbahn wellenförmig auf und ab führt, verläuft der Flug der « Holzkrähe » geradlinig. Dem Schwarzspecht begegnen wir im Gebirge nicht selten, vor allem in Fichtenwäldern, in denen er sich bis zur oberen Waldgrenze hinauf findet.

4. Grünspecht ( Picus viridis L. ): Gemäss seiner Lebensweise und Färbung verkörpert der Grünspecht zusammen mit der folgenden Art einen besonderen Spechttypus, den « Erd-specht ». Zur Nahrungsaufnahme begeben sich die « Erdspechte » oft auf den Boden, wo sie sich besonders an Ameisenhaufen heranmachen, um deren Bewohner zu verzehren. Neben seiner grünen Grundfärbung, die er mit dem Grauspecht gemeinsam hat, zeichnet sich der Grünspecht aus durch einen gelblich gefärbten Bürzel ( unterster Teil des Rückens ), einen roten Scheitel sowie einen breiten Bartstreifen. Sehr bezeichnend ist der Balzruf, ungefähr mit « kiakiakiak » zu umschreiben, ein weithin hörbares, fröhlich klingendes « Lachen ». Obwohl der Grünspecht Laubwälder als Aufenthaltsort vorzuziehen scheint, trifft man ihn auch in Koniferenbeständen verschiedener Art.

5. Grauspecht ( Picus canus Gm. ): Diese Spechtart ist etwas kleiner als der ziemlich grosse Grünspecht und diesem recht ähnlich, so dass die Bestimmung einige Vorsicht erheischt. Vom Grünspecht unterscheidet er sich besonders durch die graue Färbung von Kopf und Hals sowie den schmalen Bartstreif. Der Balzruf zeigt zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem des Grünspechts, lässt sich jedoch trotzdem sicher davon unterscheiden. Es ist eine Folge von absinkenden, gegen den Schluss zu langsamer aufeinanderfolgenden Tönen. Dieser Ruf lässt sich ohne Schwierigkeit pfeifend nachahmen. Der Grauspecht bewohnt zwar vorzugsweise Laubwälder, ist jedoch da und dort auch in Nadelholzbeständen anzutreffen.

Die obigen Ausführungen möchten die Aufmerksamkeit des Berggängers auf eine im allgemeinen wenig beachtete Gruppe gefiederter Waldbewohner hinlenken. Wenn auch Tschudi in seinem « Tierleben der Alpenwelt » die Spechte etwas verächtlich als « pathetische Narren » bezeichnet, so bringen diese Kletterer durch ihr teilweise recht schönes Gefieder und ihre Rufe doch eine reizvolle Note in den ernsten Bergwald.

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