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Ein kartographisches Ereignis : Die Everestkarte 1:25000

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VON MARCEL KURZ, NEUCHÂTEL

Auf Weihnacht 1957 hat uns Erwin Schneider seine Reliefkarte vom Everest beschert, 1:25000, in Vierfarbendruck... Trotz der vielen und prächtigen Boden- und Luftphotographien, die in den letzten Jahren in der Everestbibliographie veröffentlicht worden sind, bedeutet diese topographische Aufnahme eine Offenbarung: endlich stehen wir vor der Wirklichkeit.

Im Verlaufe von zwei Schönwettermonaten ( Mai und Oktober 1955 ) hat ein Mann allein die nepalische Seite des Chomolungmamassivs photogrammetrisch aufgenommen und breitet nun vor unsern staunenden Augen ein Kartenbild von erschütternder Plastik aus. Erwin Schneider heisst dieser Mann, und der Everest hat auf ihn gewartet. Nur er konnte den hinreissenden Elan aufbringen, um dieses begeisternde Problem in einem Anlauf zu lösen. Dank seiner ununterbrochenen Feldzüge als offizieller Photogrammeter des DAV/ÖAV war er für diese Aufgabe prädestiniert. Er hat den Ruf des Berges vernommen, und ihm verdanken wir nun die schönste Karte des höchsten Himalayamassivs 2.

1 Sie ist so schlecht geraten, dass wir endgültig auf die Wiedergabe verzichten mussten.

2 Welch weiter Weg seit dem Erscheinen der ¼ inch des Survey of India ( Blatt 72 I, Mount Everest, Provisionai issue, 1857 ), welche auf 200 km2 Schnee und Eis vier Namen aufwies, bis zu dieser Karte! Als der tibetische Abhang von den Topographen der englischen Expeditionen 1921-1924 ( Mount Everest Reconnaissant Map 1928 ) nach und nach entschleiert wurde, blieb das nepalische Gebiet tabu, ein weisses Geheimnis, auf der 1930 durch die Royal Geographical Society publizierten kleinen Karte Mount Everest and Environs nur notdürftig skizziert.

Diese beiden Karten wiesen den Khumbugletscher schon auf, seine grosse Kurve und sein Cwm, das später den siegreichen Weg weisen sollte; aber alles andere war reine Phantasie. Nur auf Grund von Flugaufnahmen der Ex- Nur der meisterlich gehandhabte Phototheodolith Erwin Schneiders und die vollendete Kunst des Topographen Fritz Ebster waren imstande, uns das exakte und natürliche Bild der höchsten Region der Erde in solcher Vollendung zu enthüllen.

1930 nahm Schneider an der Expedition Dyhrenfurth Vater nach dem « Kantsch » teil, und fünfundzwanzig Jahre später ging er mit dem Sohn, um den Everest zu topographieren. Er wird das sicher nicht bereut haben; ich kenne mehr als einen, der gerne an seinem Platz gewesen wäre.

Hingegeben beugen wir uns über diese Karte in Vierfarbendruck ( schwarz, blau, grün und sienabraun ), erforschen all diese Täler, folgen den Flüssen, steigen die Gletscher hinauf, untersuchen die Seraks und Felsen, wie wenn wir leibhaftig dort weilten. Wirklich, es fehlen nur noch die dünne Luft und der Duft des Feuers von grünem Holz oder von Mistfladen...

Die Karte erstreckt sich vom Baruntse ( SO-Ecke ) bis zum Raphü La ( NO ), zum Chumbu und zum Chakri ( beide nicht bezeichnet ) im NW und zum S-Grat des Taboche im SW, das heisst über eine Fläche von 400 km2. In dieser Region befinden sich zwei ungeheure Gletscherbecken: das des Khumbu im W und das des Imja im O. Das erstere war uns schon bekannt und ist uns viel vertrauter als das zweite, das hier zum erstenmal in seiner Ganzheit erscheint: es liegt in einem unermesslichen, fast vollständig geschlossenen Felszirkus in der Art des grossen Gipfelkranzes von Zinal, aber mit 50 km unberührter Grate, acht Gletschern, von denen fünf dem gleichen Zentrum zufliessen. Genau gesagt bildet dieser Kranz im O zwei fast rechte Winkel: dort, wo die beiden parallelen Ketten Nuptse-Lhotse und Ama Dablam-Baruntse gegen die Wasserscheide des Barun stossen.

Die tibetischen Abhänge des Everest stehen mit ihrem Mangel an Natürlichkeit in störendem Gegensatz zur übrigen Karte. Die N-Flanke ( Rongbuk ) ist nach der photogrammetrischen Aufnahme von Michael Spender ( 1935 ) gezeichnet, welcher noch Punkt um Punkt arbeitete, das heisst, bei ihm sind die Höhenkurven noch nicht mit dem Autographen gezogen. Man hätte sich mit Vorteil an die Zeichnung von Jacot-Guillarmod ( RGS-Karte, 1:63 360,1925 ) gehalten. Das gleiche gilt für die Ostflanke ( Kangshung ). Die parallelen Felsrippenbündel an diesen beiden Flanken tun dem Auge eines Topographen weh.

Der Barunabhang der Wasserscheide zwischen Imja und Barun ist nach den Photographien der französischen Makaluexpeditionen ( 1954/55 ) gezeichnet. Diese Darstellung ist sympathisch und bildet keinen störenden Kontrast. Nicht das gleiche ist vom Honguabhang der Kette, die sich vom Baruntse zum Ama Dablam hinzieht, zu sagen. Die Höhenlinien, die die obern Firne des Hongu bezeichnen, und die Felsrippen, die sie trennen, lassen zu wünschen übrig, aber all das blieb eben dem Objektiv Schneiders verborgen, so dass er keine Verantwortung dafür trägt.

Wie bei den früher erschienenen Karten des DAV/ÖAV hat der Topograph Fritz Ebster ein Zusammenwirken von Höhenlinien und Felsdarstellung erstrebt, das heisst: alle Höhenkurven sind gezogen ( in 20-m-Distanz ), auch in den Felspartien, welche darüber gezeichnet sind. Hierin liegt die Spezialität von Fritz Ebster, der sich in dieser Kunst auszeichnet. Wir haben ihn früher für seinen Nanga Parbat kritisiert, indem wir ihm vorhielten, seine Felsen glichen « Altweiber-Chignons ». Aber man gewöhnt sich an seine Art der Darstellung, wie man sich mit der Zeit an den rauhen Stil C.F. Ramuz'gewöhnt. Er scheint mit erstaunlicher Brillanz zu arbeiten und sich in den Felsen ebenso wie in seinen Seraks zu Hause zu fühlen. Sein Ama Dablam zum Beispiel ist eine Höchstleistung und steht dem Katarakt des Khumbugletschers in nichts nach.

pedition Houston, 1933, konnte etwas Ordnung in diesen Wirrwarr gebracht werden. Diese verbesserte Karte ist nie publiziert worden, und trotz ihrer scheinbaren Genauigkeit entdeckt man jetzt gewaltige Irrtümer.

Die gebräuchliche Belichtung von NW, an die heute jedermann in beiden Hemisphären gewöhnt ist, verleiht dieser Topographie eine starke Reliefwirkung, welche durch die schwarzen Linien und die dunkeln SO-Wände noch erhöht wird...1 Höhenmessung. Schneider hat die neue Everestkote: 8848, als Ausgangspunkt genommen. Alle wichtigen Gipfel und Pässe sind kotiert, aber nach unserer Ansicht sollten noch mehr Koten angegeben sein, besonders in den Felsmassiven. Mit Hilfe des Autographs wäre es leicht gewesen, weitere zu bestimmen. Vielleicht war es die Mehrarbeit, alle diese Koten noch in englische Fuss umzurechnen, was ihn davon abhielt; denn das beansprucht natürlich Zeit - und überdies Platz auf der Karte zum Nachteil der Zeichnung.

So sind auf dem Grenzgrat NO des Everest zwischen dem Gipfel und dem Raphü La nur zwei Koten angegeben und keine einzige auf dem SO-Grat, nicht einmal der Südgipfel, weder die Schulter noch das Lager Lamberts, welches immerhin eine historische Stelle darstellt, sind kotiert. Der Grenzgrat WNW weist eine einzige Kote auf zwischen Gipfel und dem Lho La ( unser Khumbu La ), nämlich 7205 für die Westschulter.

Auch die meisten Seen sind nicht kotiert. Wohl ist es bei der Äquidistanz von 20 m leicht, ihre Höhe zu bestimmen, was in den dunklen Felsmassen viel schwieriger ist. Für den wichtigsten See ( Tsola Tso, 1200 m lang ) hat sich Schneider die Mühe genommen, die äussersten Koten ( Maximum und Minimum ) anzugeben, welche eine Niveaudifferenz von 21 m ergeben.

Einige Koten sind erstaunlich. So gab die RGS für den Süd-Col, die weite Einsattelung zwischen Everest und Lhotse, die Zahl 25850'( 7880 m ) an, welche seit 20 Jahren von allen Autoren als unbestritten angenommen wurde. Zwischen den beiden trigonometrischen Punkten ( Everest und Lhotse ) gelegen, schien diese Kote Anspruch auf Genauigkeit zu haben, obwohl ein Sattel im allgemeinen schwieriger anzuvisieren ist als ein Gipfel. Nun gibt Schneider 7986 an, was den Südsattel im Vergleich zur RGS um 106 m hebt. Der Phototheodolit ist offenbar viel genauer als die graphische Auswertung von Flugaufnahmen.

Für die Hütten von Chukhung gab Lombard ( 1952 ) 4400 m an, Bordet ( 1955 ) 4450 m ( beide Aneroid ), Schneider hingegen setzt die Kote auf 4870 fest! Ohne Zweifel haben seine Vorgänger Chukhung mit den tiefer gelegenen Weiden am rechten Rand des Imja verwechselt. Nach Schneider ist Chukhung die oberste Hütte am linken ( S-)Ufer des Imjazirkus.

Von zwei Dutzend Gletschern ist nur bei dreien der Ausfluss des Gletscherbaches kotiert. Natürlich sind die Hauptquellen manchmal schwer festzustellen unter den Moränenmassen, die die Gletscherzungen überdecken. Zum Beispiel weiss man nicht genau, wo der Abfluss aus dem mächtigen Khumbugletscher entspringt.

1 Die Spezialisten werden vielleicht das System Ebsters mit demjenigen des Istituto Geografico Militare in Florenz vergleichen, welches eben das Blatt K 2 i. M. 1:12500 ( Äquidistanz 25 m ) nach den stereophotogrammetrischen Aufnahmen der Expedition Desio 1954 herausgibt. Es ist nicht erwähnt, wer die Felsen gezeichnet hat, aber ihre Darstellungsart nähert sich schon mehr der unsrigen ( Schweizer Landeskarte ). Die Einzelheiten sind sehr weitgehend berücksichtigt, und die Zeichnung dieses Blattes ( viel bleicher und weicher als die Everestkarte ) muss beträchtliche Zeit in Anspruch genommen haben. Es ist ein Luxus für den Karakorum.

Im Gegensatz dazu sind Ebsters Felsen wilder, weniger ausgefeilt und verraten ein starkes persönliches Temperament. Was für diesen grossen Maßstab zulässig ist, wäre z.B. für unsere LK nicht genügend.

Nomenklatur. Die Nomenklatur ist 1955 von Schneider und 1956 von Fritz Müller, dem Glaziologen der Expedition Eggler, festgesetzt worden. Die Schreibweise dieser Namen in der Aussprache der Sherpas ( tibetischer Dialekt ) ist durch Peter Aufschnaiter, den besten europäischen Spezialisten, kontrolliert worden.

Die Gipfelnamen sind rar ( gute zehn auf 400 km2 ), aber sie sind uns bekannt, wenn auch teilweise etwas verändert: so Chomolongma; Taboche ( Taweche ), welches seinen Namen von den Weiden am Südfuss des Gipfels hat, und Tsolatse an Stelle von Cholatse.

Bei den Satteln ist nur ein neuer Name: Changri La, ohne Kote ( ca.5800 m ). Dieser Name bedeutet « Sattel des Nordgipfels » ( nicht zu verwechseln mit dem berühmten Shangri Laaber wo befindet sich dieser Nordgipfel ( ChangriEr ist auf der Karte nicht angegeben. Unseren Chakri La erwähnt Schneider nicht, aber er kotiert ihn 5690. Es ist die tiefste Senkung zwischen Chakri- und Guanaragletscher, dessen Wortbedeutung uns unbekannt ist1.

Die 4 Windrichtungen spielen in der Nomenklatur dieser Karte eine grosse Rolle. Sie sind wohl praktisch, um fehlende Namen zu ergänzen; aber man darf sie doch nicht missbrauchen. Wir haben schon Chang La ( NordsattelLho La ( Südsattel ), den Schneider am gleichen Punkt bezeichnet wie Mallory, und Nuptse ( Westgipfelaber was sagen wir zu Lhotse-Nup-Gletscher ( Westgletscher des Südgipfels ) und Changri-Shar-Gletscher ( Ostgletscher des NordgipfelsDer Kopf surrt uns von diesen Namenkupplungen. Die Sherpas hätten gewiss die nötige Phantasie, um uns ebenso bezeichnende, aber viel sympathischere Namen vorzuschlagen. Übrigens fliessen Nuptse- und Lhotse-Nup-Gletscher beide vom Nuptse herab. Die letztere Bezeichnung ist also nicht gerechtfertigt. Zwischen diesen beiden Gletschern erhebt sich eine Felspyramide ( 5845 m ), von John Hunt 1953 bestiegen und « Chukhung Peak » getauft. Aber der schon erwähnte Ort Chukhung und der Chukhunggletscher befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite des Imja Khola. Man sollte also dieser Spitze einen anderen Namen geben.

Schneider zeigt eine offensichtliche Abneigung gegen künstliche Namen. Er weist Cwm und Südsattel zurück. Ebenso « Island Peak », obwohl dieser Name der Topographie dieses Punktes gut entspricht. Man könnte ihn mit Lingtren ( Insel ) übersetzen, aber es gibt schon einen Lingtren im NO des Pumori und einen Lingten ( sie ) Tso am unteren linken Rand des Khumbugletschers.

Andere von Hunt vorgeschlagene Namen, wie Awi, Pokalde, Amp'u Gyabjen ( oder Gyab-chen ) figurieren auch nicht auf der Karte, bedauerlicherweise, denn es hat offensichtlich viel zu wenig Namen in der ganzen oberen Region2.

Flussnamen gibt es nur vier: Lobuche Chubung, welcher vom Lobuche ( besser als Lobuje)-Gletscher her kommend an den gleichbenannten Hütten ( 4930 m ) vorbei das dem rechten Rand des Khumbugletschers entlang laufende Tal durchfliesst, um sich dann mit dem Abfluss des 1 Schneider gibt an, dass die Sherpas keinen Namen für « Gletscher » hätten, und doch führt Weigandt dafür Gang Kar ( oder Kangkar ) an. Der Unterschied zwischen dem tibetischen G und dem K ist noch nicht sicher festgelegt; denn Schneider schreibt ( offensichtlich unter dem Einfluss Aufschnaiters ) Gangshung an Stelle des Kangshung der RGS. Dann müsste man alle Namen auf « Kang » ändern, wie Kangchendzönga... Diese Reform scheint uns etwas verzögert.

s Der mit Amphu Labtsa ( 5780 m ) benannte Sattel ist gut bezeichnet. Leicht von der Südseite ( Hongu ), aber sehr schwer im Nordhang, ist er schon mehrmals in beiden Richtungen und von grossen Karawanen von Trägern und Trägerinnen überschritten worden. Nordwestlich dieses Sattels erhebt sich ein namenloser Gipfel, den man « Forked Peak » ( in Sherpa zu übersetzen ) benennen könnte. Dieser « Besso » ist auf dem Umschlag von « Berge der Welt », 1954, abgebildet, als Vorberg der Baruntse-Ama-Dablan-Kette. Der Lhotse Shar ( 8383 m ) ( Ostgipfel des Lhotse ) erhebt sich jungfräulich im OSO, ein km vom Lhotse entfernt, und muss als selbständiger Gipfel betrachtet werden, besonders da er über seinen OSO-Grat oder seinen SO-Hang erreichbar ist, d.h. von der dem Zugang zum Lhotse diametral gegenüberliegenden Seite.

Tsola Tso zu vereinen. Imja und Lare Khola sind die beiden andern, aber Bedeutung und Schreibweise des ersteren sind noch unsicher. Eine von den Erforschern des Khumbu oft mit Namen zitierte Örtlichkeit: Chukpula ( ca. 4800 m ) fehlt auf der Karte. Sie müsste sich etwa 200 m über Duglha ( 4620 m ) befinden, auf der mit Gras bewachsenen Stirnmoräne des Khumbugletschers.

Die meisten Gletscher haben ihre Namen von den darüberstehenden Gipfeln oder den Weiden darunter. Diese sind sehr zahlreich im Imja Khola und im ehemaligen Lauf des Khumbugletschers. Mit der Deutung dieser Namen und ihrer Schreibweise werden sich die Philologen unterhalten. Leider reicht die Karte im Süden nicht über Pangpoche, 3 km nördlich von Thangpoche ( sie ) hinaus, dessen genaue Schreibweise Aufschnaiter zu verdanken ist. Warum aber ist Taboche mit b geschrieben? Schneider gibt an, dass die Eingeborenen den Namen « Tawwotsche » aussprechen, wobei ww ein Mittelding zwischen b und w ist. Die Engländer schreiben es Taweche. Die grösste Siedlung ist Dingpoche. Dank dem grossen Maßstab der Karte ist jede einzelne Hütte mit der Ummauerung angegeben.

Eine Skizze am Kartenrand zeigt, dass ein weiteres, an das vorliegende im Westen anschliessendes Kartenblatt vorgesehen ist, welches das Gebiet von Pangpoche bis zum Cho Oyu und die ganze Region des Ngojambagletschers umfasst. Wir glauben zu wissen, dass die Photos 1955 aufgenommen worden sind und nur noch ausgewertet werden müssen. Hoffen wir, dass auch diese Karte bald herauskommen wird und dass sie im Süden bis zum Zusammenfluss von Dudh und Bhote Kosi verlängert werde, um so die ganze Region von Namche Bazar, das zukünftige Zermatt Nepals, zusammenhängend darzustellen.

In eine solche Karte wird sich der Alpinist mit grossem Genuss vertiefen: im Lehnstuhl sitzend und mit der Lupe bewaffnet wird er auf Grund der Höhenkurven mit etwas Vorstellungsvermögen den Zugangsweg zu all diesen unberührten Gipfeln suchen und finden können. Es gibt hier Arbeit für mehrere Generationen.

Zum Abschluss ein Bravo! den Himalayatopographen für den K2 im Maßstab 12500, den Everest 25000, den Nanga Parbat 50000. Und wir Bewohner der Alpenländer besitzen noch nicht einmal eine gute Karte des ganzen Monte-Rosa-Massivs, nicht einmal eine 50000er. Welche Ironie des Schicksals! Wer wird den Handschuh aufnehmen? Die Schweizer haben in den Alpen ihren Anteil geleistet, über ihre Grenzen hinaus. Wäre es nicht an Euch, italienische Nachbarn, Euern Teil beizutragen mit stereoautogrammetrisch gezogenen Höhenkurven auch für die Gletscher? Wenn dies getan wäre, könnten wir unsere Kraft vereinen und gemeinsam eine angemessene Kartographie des Monte-Rosa-Massivs ausarbeiten... Bis dahin kann der K2 mit Verachtung auf den italienischen Monte Rosa herabblicken. Was für den Karakorum einen Luxus bedeutet, wäre eine Notwendigkeit für die Alpen. Das Beste wäre hier gerade gut genug.

Übers. F. Oe.

P. S. Die Chomolongmakarte ist im Jahrbuch des ÖAV 1957 ( gleichzeitig auch Sonderauflage des Jahrbuches des DAV 1957 ) erschienen. Aus den Mitteilungen der beiden Autoren ist zu entnehmen, dass im Herbst 1955 das Wetter leidlich war, so dass nur während 20 Tagen im Feld gearbeitet werden konnte. Schneider konnte von einem Chorten ( 4412 m ) oberhalb Dingpoche aus fünf Gipfeltriangulationspunkte anvisieren und so ohne besondere Basis arbeiten. Er verwendete einen Zeiss II Sekundentheodolit mit Stativ, einen Phototheodolit Zeiss TAF mit zwei leichten Stativen, zwei Signaltafeln, ein 50-m-Messband, Topoplatten 13 x 18 cm, mit denen 146 Mess-aufnahmen73 Plattenpaare ) gemacht wurden. Er bewertet das Gebiet als für die Photogram- metrie recht ideal. Der Nepaliverbindungsmann konnte als Feldbuchschreiber eingesetzt werden, und Dawa Tondup war der Chef des Vermessungstrupps und der Träger, bestehend aus sechs Männern und zwei Frauen. Es wurden 317 km2 genau vermessen, 17 km2 Lücken ergänzt und 62 km2 Aussengebiete eingefügt. Ausser den Höhenkoten von Everest ( 8848 m ) und Lhotse ( 8501 m ) sind alle Höhen der Karte neu. Die Zeichnung wurde im Maßstab 1:10000 durch Schneider im Photogrammetrischen Institut in München in einer Arbeit von 350 Stunden mit dem Stereoautographen Zeiss aufgezeichnet. Die Kosten wurden ( neben einem persönlichen Beitrag ) durch den ÖAV, durch österreichische Behörden, den DAV und die Deutsche Forschungsgemeinschaft gedeckt. Fritz Ebster hatte für die Kartierung im Maßstab 1:25000 nur fünf Monate zur Verfügung. Nur dank der hohen fachlichen Qualitäten der beiden Autoren konnte diese Karte so rasch aufgenommen und ausgearbeitet werden, eine Karte, die als eine wahre Höchstleistung bezeichnet werden darf.

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