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Ein verschneiter Oktobersonntag im Urnerland

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Von Klaus Schaefer ( Zürich )

( Seewenstock, Bächlistock, Zwächten ) Mit 1 Bild ( 97 ) Es hatte schon vielversprechend angefangen, dieses Wochenende: erst wurde im Klublokal fast bis um Mitternacht diskutiert, was am Sonntag « gemacht » werden sollte, ohne dass wir vier, von denen jeder seinen eigenen Plan hatte, zu einem Resultat kommen konnten. Wenn nicht schon als Resultat zu betrachten war, dass sicher nur zwei wirklich etwas zu unternehmen im Sinne hatten, während Rudi die gebotene Möglichkeit einer motorisierten Fahrt ins Silvrettagebiet, wozu er uns grosszügigst einlud, vorzuziehen schien, und Jürg, der mitten im Vordiplom stand, sich seinen Büchern widmen zu müssen vorgab, wobei wir anderen ihn boshaft zu necken wagten, ob es nicht vielmehr gewisse Erinnerungen an ein unfreiwilliges Biwak am vergangenen Wochenende seien, die ihn abschreckten. Kurzum: nachdem ich schliesslich am Freitag mich mit Geri auf « Seewen-Süd » geeinigt hatte, was in der Sprache von Bergsteigern Südgrat des Seewenstockes oder Hochseewens ( wie ihn die neue Karte nennt ) heissen soll, und diese Verabredung in mehreren Telephon-gesprächen noch am Samstag vor 12 Uhr erhärtet worden war, erinnerte es mich doch etwas an die Geschichte von den zehn kleinen Neger- bzw. Bergsteigerlein, als ich allein im Gotthardschnellzug 13.20 sass. Das heisst, streng genommen sass ich die wenigste Zeit, sondern zwängte mich sehr zum Unbehagen meiner Mitreisenden vom letzten Wagen, den ich gerade noch erwischt hatte, durch die übrigen dreizehn nach vorn auf der Suche nach Geri und einem Sitzplatz, welch letzteren ich wirklich im vordersten Wagen fand und mit dem Rucksack belegte. Mittlerweile waren wir in Zug angekommen, und ich benutzte die Gelegenheit, um noch einmal die Reise vom letzten Wagen her in Ruhe, aber ebenso ergebnislos anzutreten! Erst in Erstfeld wurde mir klar, dass ich in der Eile in den Vorzug gestiegen war — und richtig entlud der fahrplanmässige Zug unter den vielen rucksack- und pickelbewehrten Gestalten, die meist der Krönten- oder Leutschachhütte zustrebten, auch Freund Geri, so dass wir den wie wir glaubten letzten sitztouristischen Teil unserer Reise bis Wassen gemeinsam zurücklegen konnten.

Vielleicht war es Max Oechslins launige Beschreibung des Sitztourismus gerade auf dieser Strecke, die mich, gegen Geris Protest, bewog, der neuen Sustenstrasse gegenüber der alten den Vorzug zu geben. Von der Erfolglosigkeit des Autostops überzeugt schnitt Geri die grosse Kehre ab. Kaum befanden wir uns am steilen Hang über der tief eingeschnittenen Schlucht, in der die Meienreuss, nur wenig Wasser führend, der grossen Reuss zueilt, als wir unter uns einen Car der PTT heraufkriechen sahen. Damit konnten wir nach dem 1. Oktober wirklich nicht mehr rechnen! Ein Wettrennen begann auf unserem mit Fels durchsetzten Steiglein, teilweise auf allen Vieren, und wir standen just auf der Strasse, als der gelbe Car heranfuhr, anhielt und uns mitnahm!

So erreichten wir noch im schönsten Sonnenschein unser Tagesziel, Färnigen, und wir bedauerten nur, dass oben auf der Seewenalp keine SAC-Hütte steht, zu der aufzusteigen wir gerade in der rechten Stimmung gewesen wären. Nach einem kräftigen Zvieri in der etwas nüchtern ausgestatteten Wirtsstube, die dafür durch das Geschrei des jüngsten Sprosses des Hauses belebt wurde, bummelten wir noch über steile Grashänge zum Waldrand, um unseren Weg für den andern Tag zu rekognoszieren. Eine vom Blitz gespaltene Tanne dient als unfehlbares Wegzeichen. Von der letzten Alphütte, die auf dem obersten Absatz der Matten liegt, wo der Wald noch nicht den Tiefblick versperrt, genossen wir die Aussicht ins Tal, das sich bereits in Dämmerung zu hüllen begann, während hier oben der Bauer bei geöffneter Stalltür noch das Melken beim Licht des sinkenden Tages vor- nehmen konnte. Seine Tochter, die sich den besten Aussichtsplatz auf einem kleinen Felsblock gesichert hatte, hielt uns von dieser hohen Warte in dem angenehm singenden Tonfall der Sprache der Meier einen Vortrag über « die Psychologie der Geissen », die sehr wohl die Reize einer bei Mondschein im Freien zu verbringenden Nacht zu schätzen wüssten, wodurch das Heim-bringen der Tiere ausserordentlich erschwert sei. Nachdem wir uns von ihr noch allzugern unsere Bedenken wegen des Wetters, hervorgerufen durch unheilkündende schwarze Wolkenfische, ausreden liessen, sprangen wir mit dem letzten Tageslicht wieder den Hang zur Strasse hinab.

Wie vereinbart, klopfte die gute Frau Wirtin schon vor 4 Uhr am Sonntagmorgen mit dem Besenstiel an die Decke der Gaststube, über der unser Zimmer lag. Unser Angebot, uns das Frühstück selbst herzurichten, hatte sie entrüstet von sich gewiesen.

« Beim Funkeln der Sterne, die am klaren Nachthimmel glänzten und einen strahlenden Tag versprachen, verliessen wir voller Erwartung die Hütte. » So ähnlich lautet es in den klassischen Bergbeschreibungen. Wir jedoch versuchten, als wir um 4 1/2 Uhr das Gasthaus verliessen, uns vergeblich gegenseitig einzureden, dass das leise Zischen unserer Laternen dem Morgennebel zuzuschreiben sei. In Wirklichkeit wussten wir ganz genau, dass es sich um ganz gewöhnlichen Regen handelte. Aber, was wir natürlich nicht wissen konnten, war, dass dieser Regen, je nach der Höhe in Schnee verwandelt, für den ganzen Tag unser ständiger Begleiter bleiben sollte! Ein Glück, dass wir es nicht wussten, denn sicher hätten wir sonst den Rückzug angetreten und wären um ein schönes Bergerlebnis ärmer. So beschränkten wir uns darauf, es für einen völligen Irrsinn zu erklären, die komfortablen Betten so früh zu verlassen und uns selbst einschliesslich Rucksäcke im Scheine der Laternen bergauf zu schleppen. Berufenere haben versucht, die Motive des Alpinimus klarzustellen. Wir wissen nur das eine: dass alle Nichtalpinisten immer verständnislos ob unserem Tun den Kopf schütteln werden, dass wir Bergsteiger aber einem mächtigen Trieb folgen, der uns aus dem Lärm der Städte hinaus in die Bergeinsamkeit und auf die höchsten Höhen treibt, wobei es nicht immer die schwersten Grate und abweisendsten Wände sein müssen, die uns die vollste Befriedigung geben, sondern das Gipfelglück auch vollkommen sein kann, wenn wir einen leichteren Weg wählen. Ja, selbst ein kleines Steiglein im Wald oder der Anblick einer einsam gelegenen Alphütte mag uns in Begeisterung versetzen, weil es eben Teile unserer Bergwelt sind. Wer das Gefühl dafür verloren oder nie besessen hat, kann vielleicht ein hervorragender Fels- oder Eisgeher sein, aber er ist nicht das, was wir mit Ehrfurcht nennen: Ein Bergsteiger!

Unter solchen philosophischen Betrachtungen hatten wir die Waldzone verlassen, die Hütten von Riedgädmer passiert und stiegen, dem Bachlauf folgend, die zweite Steilstufe hinan. Die Wolken hatte sich im Westen so gelichtet, dass sie die schmale Sichel des Mondes freigaben und wir die Laternen löschen konnten. Als wir das Seelein erreichten, war bereits voller Tag. Die dritte, bereits felsige Steilstufe musste nach der Karte an ihrem östlichen Ende überwunden werden. So fanden wir auch, im Geröll ansteigend, bald ein gutes Steiglein, das uns in den Felsenkessel unterhalb des Seewenstocks führte. Die Orientierung im inzwischen wieder dichteren Nebel gestaltete sich etwas schwierig. Nachdem wir jedoch im Schutze eines überhängenden Felsblockes die Karte zu Rate gezogen hatten, fanden wir das richtige Couloir und standen gegen halb 8 Uhr beim Einstieg.

Nach einem kleinen Frühstück inspizierten wir das, was von unserem Südgrat aus dem Nebel herausschaute: es war nicht eben viel — und durchaus nicht verlockend. Deutlich war weiter oben der Neuschnee zu erkennen, und auch um uns begann der Regen in Schnee überzugehen. Ich weiss nicht, wer zuerst den Mut fand, laut einzugestehen, worüber wir uns im stillen längst im klaren waren: dass die geplante Tour ins Wasser bzw. in den Schnee gefallen war! Es wäre unverantwortlich gewesen, den ziemlich schwierigen Grat unter diesen Verhältnissen anzugreifen. Aber mit seinem Vorschlag, nach Wassen abzusteigen, war Geri bei mir an den Falschen geraten! Immerhin waren wir — von dem fehlenden Pickel, den ein rechter Bergsteiger immer bei sich haben sollte, abgesehen — wetterfest und mit Bussole und Karte ausgerüstet. Was sollte uns hindern, dem Seewenstock auf einem anderen Weg einen Besuch abzustatten? So standen wir, nach mühelosem Aufstieg über den Seewenfirn, um 9 Uhr unter der Scharte zwischen Seewenstock und Bächlistock, am Fusse des Nordgrates des Seewenstocks. Nach Deponierung der Rucksäcke hatten wir den Gipfel in leichter Kletterei in zwanzig Minuten erreicht. Der Neuschnee erforderte etwas Aufmerksamkeit, bot aber in diesem Fels kein ernsthaftes Hindernis. Jedoch erwies es sich als das einzig Richtige, dass wir die Finger vom Südgrat gelassen hatten.

Geri hatte inzwischen an der Fahrt auch Freude bekommen, so dass wir beschlossen, auf alle Fälle noch den Bächlistock zu besteigen und eventuell zur Kröntenhütte abzusteigen. Das Wetter hatte sich insofern konsolidiert, als es ständig, aber nur wenig schneite, und die Wolken lagen so hoch, dass wir einige Tiefblicke und Ausblicke auf die umliegenden Wände und Grate hatten: nur die höchsten Gipfel, wie Krönte und Spannort, waren in undurchdringliches Grau gehüllt.

Der Südsüdostgrat des Bächlistocks bot uns noch eine Überraschung: als wir, im unsichtigen Wetter des Weges nicht sicher, die brüchigen und eisüberkrusteten Felsen des Normalweges, nachdem wir erst laut Urnerführer rechts gequert hatten, etwas höher wieder nach links verliessen, sahen wir uns plötzlich unter einem Überhang. Geris Vorschlag, einem verschneiten Geröllband in der brüchigen Südflanke folgend, auf die Winterroute zu traversieren, erschien mir so wenig verlockend, dass ich mich kurz entschlossen über den Überhang hinaufschwang, von dem es ohne Abseilen kein Zurück gab, so dass Geri wohl oder übel nachkommen musste. Das Seil, das wir hier zum erstenmal verwendeten, zog ich mit einer Reepschnur zu meinem luftigen Stand herauf. Mit Überwindung der anschliessenden, für meine Tricouni ziemlich glatten Platte und dem Aufseilen der Rucksäcke hatte uns das Manöver, einschliesslich der vorhergegangenen Wegdebatten, fast eine Stunde gekostet! Denn nach wenigen Minuten erkannten wir an dem im Führer erwähnten, eingeklemmten Block, dass wir uns ursprünglich auf der rechten Route befunden hatten. Vermutlich kann man aber diese, die sich vorwiegend in der Flanke des Berges hält und recht uninteressant ist, schon vorher verlassen, um sich dem eigentlichen, wenn auch nur schwach ausgeprägten Grat zuzuwenden. Man findet vielleicht noch weitere anregende Kletterstellen. Gegen 12 Uhr betraten wir den Gipfel des Bächlistockes und liebäugelten mit dem Zwächten, dessen Umrisse sich im Nebel gerade noch abzeichneten.

Der Abstieg über den Nordgrat ging rasch und leicht, und nachdem wir uns durch persönlichen Augenschein überzeugt hatten, warum ein Punkt in dem Verbindungsgrat zum Zwächten laut Führer umgangen wird ( ein Gratturm aus glattem Schiefer bildet das Hindernis ), kehrten wir zu der sofort als richtig erkannten Scharte zurück und mussten zum zweitenmal das Seil hervorholen, um uns auf den Bächlifirn abzuseilen. Den Bächlifirn schräg aufwärts traversierend, konnten wir bald wieder jenseits die Felsen erreichen, die uns Pickellosen wesentlich sympathischer waren. Rasch gewannen wir an Höhe, so dass wir bald wieder dem fast ebenen Grat folgen konnten, gelegentlich in den Firn ausweichend, wo uns dieser angenehmer schien. Wir passierten ein Gletscherseelein, dessen Eisdecke jedoch nicht tragfähig war. Sie war von zahlreichen, geradlinigen Sprüngen durchzogen, so dass die bizarrsten geometrischen Figuren entstanden. In der geheimnisvollen Stimmung, die die ziehenden Nebel hervorriefen, musste man unweigerlich denken, dass hier die Bergriesen am Werke gewesen waren. Vielleicht hatten sie mit den trapezförmigen Eisplatten ein Puzzle gespielt, bis es ihnen schliesslich gelungen war, die Eisdecke fein säuberlich zusammenzusetzen.

Erst durch den Gipfelaufschwung wurden wir zum Verlassen des Grates gezwungen und erreichten den Gipfel des Zwächten über seine Südostflanke gegen 2 Uhr. Bei der Gipfelstange war es so wenig gemütlich, dass wir nach wenigen Minuten schon den Abstieg begannen, und zwar über die Felsen des Ostgrates, um uns solange wie möglich ausserhalb des Firns zu halten. Die ausserordentliche Brüchigkeit ( stellenweise besteht die Gratkante einfach aus lose aufeinandergeschichteten Schieferplatten, an die sicher seit Jahr und Tag niemand gerührt hat ) zwang uns zum drittenmal zur Benutzung des Seils, das wir ja ohnehin anschliessend für die Traversierung des Gletschers benötigten. Die letzte Seillänge zum Glattenfirn war die schönste: der Fels war fester, aber kleingriffig und plattig geworden. Von Geri von oben her gesichert, hatte ich den vollen Genuss. Er musste das Problem der letzten Meter durch einen kühnen Sprung lösen. Doch bald zeigte es sich, dass dies nicht die letzte Schwierigkeit gewesen war. Die in diesem Jahr besonders breite und lange Randkluft schien, soweit wir sehen konnten, kein Überschreiten zu ermöglichen. Mit dem berühmten « Riecher », den man manchmal haben muss, hatten wir jedoch beide das Gefühl, dass weiter nördlich, durch einen kleinen Moränenhügel der Sicht entzogen, vielleicht eine Übergangsmöglichkeit wäre. Allerdings musste man dazu den mit Neuschnee bedeckten Eishang parallel der Randkluft queren. Da Geri mit seinen Vibramsohlen gar keinen Halt fand, kam mir diese heikle Aufgabe zu. Schritt für Schritt schlich ich mich, von Geri auf fragwürdigem Stand in den letzten Felsen gesichert, unter Ausnützung der etwas firnigeren Stellen, auf einen im Eis eingelagerten Felsblock zu, bis zu dem das Seil gerade noch reichte. Auf den letzten Metern war ohne Stufen kein Stand mehr zu finden. Da ich keinerlei Lust verspürte, im unter mir gähnenden Spalt zu landen, raffte ich meinen letzten Mut zusammen und erreichte mit ein paar kühnen Sätzen den Felsblock. Rasch war Geri nach derselben Methode nachgekommen; die nächste Seillänge brachte uns schon auf den Hügel, und wir sahen, was wir geahnt hatten: eine herrliche Brücke über die Randkluft! Nun war Geri nicht mehr zu halten. Er steuerte unbeirrbar durch das Spaltengewirr, sich stets östlich haltend, um den ihm von früheren Kröntenbesuchen bekannten Teil des Gletschers zu erreichen, von wo wir mühelos den Übergang auf den Hüttenweg und damit auch ohne Pickel sicheren Boden unter den Füssen erreichten.

Ich weiss nicht, was mein Kamerad in diesem Augenblick gefühlt hat. Man spricht ja oft stundenlang auf grossen Touren nur das unbedingt Notwendige und weiss auch ohne Worte, dass man sich versteht. Aber jedenfalls steht für mich das Gefühl nach einer glücklich abgeschlossenen Bergfahrt auf gleicher Stufe mit dem Gipfelglück und rundet sich mit ihm zum vollen Bergerlebnis. Während das Gipfelglück auf schweren Bergfahrten oft durch die Ungewissheit des Abstieges für den verantwortungsbewussten Bergsteiger noch gedämpft ist, lässt in solchen Momenten glücklichen Abschlusses einer Fahrt die Anspannung der vergangenen Stunden nach, und das Lebensgefühl kehrt mit neugewonnener Stärke zurück. Man möchte seinen Übermut hinausjubeln, wenn es nicht die hehre Stille der Berge verbieten würde. So springt man, das Gewicht des nassen Seiles kaum achtend, in grossen Sätzen bergab, aber trotz allem noch wohl darauf achtend, wohin der Fuss tritt.

Gegen 5 Uhr erreichten wir die Kröntenhütte, die bereits von allen Besuchern, die nach den Eintragungen im Hüttenbuch den Tag vorwiegend mit Jassen zugebracht hatten, verlassen war. Nach einer halben Stunde Rast, der einzigen ausgiebigen seit dem Einstieg, ging es im Wettlauf mit dem sinkenden Tag hinab zur Bodenbergalp, die wir mit dem letzten Tageslicht erreichten. Hier hatten wir einen breiten Weg, den wir auch im Stockdunkeln nicht verlieren konnten. Erst kurz vor Erstfeld, dessen Lichter uns blendeten, benutzten wir wieder die Laterne. Fünfzehn Stunden nach unserem Aufbruch in Färnigen erreichten wir ohne Hetze das Dorf, von wo uns zehn Minuten später der Schnellzug nach Zürich entführte.

Noch heute freue ich mich jedesmal in der Erinnerung, dass wir uns nicht von dem schlechten Wetter abschrecken liessen: Welches Erlebnis wäre uns entgangen! Gerade an solchen Tagen offenbaren uns die Berge viel unmittelbarer ihr eigentliches Wesen, als wenn sie in strahlender Sonne stehen. Und die geruhsame Gründlichkeit, mit der mein Kamerad im warmen, hell-erleuchtet durch die Nacht rasenden Zug sein Pfeifchen stopfte und in vollen Zügen genoss, zeigte mir noch mehr als sein Lächeln, dass auch er auf seine Kosten gekommen war. Denn sein Lächeln konnte wohl als ein Abglanz erlebter Bergfreude gedeutet werden, galt aber sicher in erster Linie seiner charmanten Nachbarin, der er Haselnüsse aus seiner Tüte anbot. Wieder-gewonnenes Lebensgefühl!

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