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Erfolg am Huascarán, Südamerika

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Huascarán, Südamerika

D. Bedenig, SAC Weissenstein, Solothurn

Bilder34 bis3 Nun sind wir alle längst wieder in den Alltag eingespannt, und die weiss glänzenden Gipfel der Cordillera Blanca liegen in fast unwirklicher Ferne; aber strahlend leuchten ihre grandiosen Eisgipfel in uns, und so wird es bleiben —jahre-lang...

Alles begann mit einer kurzen Ausschreibung in den « Alpen ». Es ging um eine CC-Tourenwoche nach Peru: drei Wochen Bergsteigen in der Cordillera Blanca mit dem Hauptziel Huascarân, dem höchsten Berg Perus, und einer anschliessenden einwöchigen Besichtigungsfahrt durch das Land. Die Gesamtleitung lag bei Peter Güdel, Gümligen, die bergsteigerische Leitung bei Bergführer Walter Belina, Chur.

Bei einer Vorbesprechung nahm das Ganze dann schon langsam feste Formen an. So eine CC-Tourenwoche ist ja kein im vornherein voll-organisiertes Unternehmen, sondern vorerst einmal der Vorschlag zu einer Bergfahrt, die dann wesentlich durch die Teilnehmer bestimmt wird. Bei diesem ersten Zusammentreffen wurde vor allem die Ausrüstung festgelegt und abgesprochen, wer welche Gegenstände zur Gemeinschaftsaus-rüstung beisteuern würde. Zelte, Seile, Kochgeschirr - alles wurde von den Teilnehmern organisiert oder gekauft.

Schliesslich war es dann soweit: Am 2g.Juni flogen zwanzig Schweizer Bergsteiger - d.h. ein in der Schweiz lebender Österreicher war auch darunter - von Kloten Richtung Lima ab. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 4 r Jahren. Insgesamt hatten wir vier Bergführer und zwei Ärzte unter uns. Dr. Ulrich Isler, Arbon, war unser Expeditionsarzt. Glücklicherweise hatte er ausser den üblichen Magenverstimmun-gen und ähnlichen Unpässlichkeiten nicht viel zu kurieren. Niemand war ernstlich krank, alle kehrten wohlbehalten nach Hause zurück.

Von Lima ging es gleich anderntags per Bus über die « Panamericana » nach Norden weiter. Bei Pativilca, 190 Kilometer nördlich der in weiten Teilen aus Slums bestehenden Hauptstadt, bogen wir ins Landesinnere ab und folgten dem schönen Tal des Rio Fortaleza nach Osten. Während die Küste eher wüstenhaft wirkte, bot sich die Landschaft immer fruchtbarer dar, je weiter wir talaufwärts kamen. In etwa 4000 Meter Höhe erreichten wir die Passhöhe, die in das Conoco- cha-Hochplateau mündet. Aus dem Conococha-See entspringt der Rio Santa, dem wir nunmehr talabwärts nach Norden folgten. Er fliesst parallel zur Küste zwischen der dunklen Cordillera Negra im Westen und der weiss leuchtenden Cordillera Blanca im Osten.

In Huaraz, dem rund 3000 Meter hoch gelegenen, 15000 Einwohner zählenden Hauptort des Tales und des Departements Ancash, erreichten wir den Ausgangspunkt unserer Bergfahrten der nächsten drei Wochen. Das Bergabenteuer sollte sich in zwei Teile gliedern. Der erste Teil galt der Akklimatisation mit Bergtouren im Ishinca-Tal, der zweite war der Besteigung des Nevado Huascarân gewidmet. Dazwischen würde ein Tag der Erholung in Huaraz gleichzeitig der Besorgung neuer Lebensmittel dienen.

Der « Anmarsch » ins Ishinca-Tal erfolgte zunächst per Bus - zuerst 25 Minuten lang das Rio-Santa-Tal abwärts bis zur Brücke Paltay. Hier bog das Gefährt in eine Landstrasse ab, die eher einem Bachbett als einer Strasse glich und auch oft genug von Bächen « bewässert » wurde. Langsam kämpfte sich der schwer beladene Bus höher, bis auf etwa 3350 Meter die Hacienda Collon erreicht war. Hier erwarteten uns die bestellten Arrieros mit ihren Eseln, auf deren Rücken das Gepäck festgebunden wurde, während für uns selbst immer noch recht beachtliche Rucksäcke übrigblieben. Die Arrieros selbst trugen nichts. Nach ihrer Vorstellung schleppen vermutlich nur Esel Gepäck — vierbeinige oder zweibeinige!

Das Ishinca-Tal ist wunderschön. Anfangs gibt es noch hochgelegene Dörfer, dazwischen prachtvolle Ausblicke auf schneebedeckte Berge der Cordillera. Auf rund 3700 Meter liessen wir die letzten Hütten und Äcker hinter uns. Bei etwa 4000 Meter Höhe verengt sich das vorher breite Tal, und anstelle der Felder treten nun Wälder.

Der Aufstieg zum Basislager war ein erster Abschnitt der Akklimatisationsphase und bereitete etlichen Mühe. Der Weg war zwar nicht steil, zog sich aber beträchtlich in die Länge.

Am späteren Nachmittag erreichten wir nach sechs- bis siebenstündigem Marsch das Basislager auf 4300 Meter. Hier, am Rande eines ebenen Talkessels, dessen Boden eine von einem Bach mäanderartig durchflossene Bergwiese bildet, ist das Tal am schönsten. Ringsum stehen eisgekrönte Berge, darunter der 6030 Meter hohe Tocllaraju, den Dölf Reist zu den schönsten Bergen der Welt zählt. Auch jetzt, zur Zeit des peruanischen Winters, blühten in dieser Höhe noch zahlreiche Blumen.

Seitdem von hier aus 1963 erstmals eine Lausanner Expedition Bergfahrten durchführte, ist das Tal des Quebrana Ishinca mit Recht in Bergsteigerkreisen bekannt geworden. Wir hatten Glück. In der Zeit, als wir hier unser Basislager unterhielten, waren wir allein in diesem herrlichen Talkessel. Aber bereits beim Abstieg begegneten uns mehrere aufsteigende Gruppen.

Am ersten Tag im Ishinca-Tal stehen nur kleinere Spaziergänge auf unserem Programm, aber Nevado Huascarén Norte 6655 HL I 5100 Raimondigletscher

Wfft

Huaraz BL = Basislager HL = Hochlager 94 bereits tags daraufgehen wir daran, ein Depot für die Besteigung des Tocllaraju einzurichten. In zwei Gruppen eingeteilt, wird auch im Basislager getrennt gekocht. Gruppe 1 steht unter der Leitung von Walter Belina, Gruppe 2 unter Peter Güdel; Bergführer und Ärzte sind auf die beiden Gruppen verteilt.

Beide Gruppen haben sich den Tocllaraju als erstes Ziel gesetzt.

Am 4-Juli verlassen wir - erst um 9 Uhr - mit ziemlich grossen Rucksäcken das Basislager. Zuerst geht 's über den Talboden nach Osten, dann zwischen der orographisch rechten Talseite und der Endmoräne durch, die der Ishinca - aus einem jener zahlreichen, gefährlichen Gletscherseen kommend - durchschnitten hat. Auf dem Kamm der Moräne, die steil nach Osten abfällt, biegen wir nach Norden ab und steigen steil auf. Grossartig der Blick auf die Eispyramiden des Tocllaraju und der südlich anschliessenden Berge bis zum gewaltigen Ranrapalca.

Sud 6768 Nach fünf Stunden richten wir auf 5000 Meter das Depot am Rande eines steilen Schneefeldes ein und steigen dann wieder zum Basislager ab. Am nächsten Tag verlassen wir das Basislager bereits vor halb acht Uhr. Drei von unserer Gruppe bleiben wegen leichter Höhenkrankheit zurück.

Zunächst folgen wir dem gestrigen Weg bis zu unserem Depot, und dann geht es mit noch schwereren Rucksäcken weiter - vorerst über ein steiles Schneefeld und dann über flachere Gletscher. In 5250 Meter erreichen wir einen grossen, flachen Platz - weit genug entfernt von jenen Gebieten, die mit Eistrümmern von den gewaltigen Hängegletschern des Tocllaraju bedeckt sind. Hier soll unser Hochlager stehen! Drei Nanga-Parbat-Zelte haben wir mitgebracht, stellen sie halbkreisförmig auf und heben in der Mitte eine Küchen-grube aus. Mittlerweile sind auch die restlichen Bestände aus dem Depot herbeigeschafft. Ein kurzer, aber farbenprächtiger Sonnenuntergang über der Cordillera Negra lässt die Hoffnung aufkommen, dass am nächsten Tag bei gleichbleibend schönem Wetter der Gipfel angegangen werden kann. Es sollte anders kommen...

Am andern Morgen: Nebel und schlechtes Wetter. Nach ausgiebigem Frühstück machen wir uns zu viert auf, um den Zugang zum Westgrat des Tocllaraju zu erkunden. Zunächst geht 's zum Teil steil über Firnhänge und Gletscher mit grossen Spalten aufwärts, bis in die Nähe des Gratbe-ginns. Ruedi versucht über eine Eiswand den Grat zu erreichen - ohne Erfolg. Ich gehe weiter nach links, wo sich Felsen zeigen, die zum Grat emporführen könnten. Hier versuche ich es und erreiche nach 20 Metern eine Abseilschlinge - gerade dort, wo ein steiles Firnfeld den Weiterweg bildet Der Gratzugang ist offensichtlich gefunden - und damit unser heutiges Tagewerk auch schon vollbracht; denn nun fängt es zu schneien an und wird ungemütlich. Also - zurück ins Hochlager!

Gruppe i hat gestern Ruhetag gehabt, ist heute zu ihrem 5100 Meter hoch gelegenen Depot aufgestiegen und hat hier ihr Hochlager eingerichtet.

4.00 Uhr: Tagwache. Das Wetter lässt immer noch zu wünschen übrig, scheint aber wenigstens nicht trostlos zu sein. Alle machen sich auf und folgen in drei Seilschaften den Spuren von gestern.

Dann stehen wir am « Einstieg », klettern die Felsen empor und weiter über das Firnfeld bis auf den Grat. Unschwierig, aber exponiert. Dabei schneit es immer stärker. Also: Rückzug, Abseilen über Ruedis Eiswand und Rückkehr ins Hochlager.

Damit ist leider auch der Traum vom Tocllaraju ausgeträumt! Wir haben zuwenig Vorräte und müssen am nächsten Tag ins Basislager absteigen. Wie sich später herausstellt, war dies die einzige Schlechtwetterperiode unserer Reise -ausgerechnet am Tocllaraju! Ohne dieses Wetterpech hätten wir nun bestimmt schon unseren ersten Andengipfel erreicht!

Nur für Hanspeter und Albert lachte das Glück. Sie sind zwar wegen Kopfschmerzen im Basislager geblieben, haben sich aber rasch erholt und den'Nevado Urus « gemacht ». Aus Zeitgründen bleibt auch uns nichts anderes übrig, als nunmehr einen Gipfel auszuwählen, der sich in einem Tag erreichen lässt. Die meisten von uns entscheiden sich für den Urus, dessen Gipfel genau unserem Basislager gegenüber weissleuchtend gen Himmel ragt.

Am 8. Juli steigen zehn von uns auf den Urus. Vier Stunden benötigen wir für die 1120 Meter Höhendifferenz bis zu dem 5423 Meter hohen Eisgipfel. Das Wetter ist nicht sonderlich gut und die Gipfelrundsicht daher nicht so, wie sie sein könnte. Immerhin - unser erster Andengipfel!

Zwei andere Kameraden besteigen an diesem Tag den Nevado Ishinca ( 5530 m ), finden dabei den berüchtigten « grundlosen » Andenschnee vor, kommen nur mit Hilfe von Schneetellern weiter und sind insgesamt elf Stunden unterwegs.

Am Sonntag, den g.Juli, heisst es Abschied nehmen von dem schönen Ishinca-Tal. Am Abend zuvor sind die Arrieros vereinbarungsgemäss zu uns heraufgestiegen. Nun werden die Tiere für den Abstransport beladen. In Collon erwartet uns Klaus Thiele mit einem Bus, und am Nachmittag sind wir wieder in Huaraz.

Den folgenden Ruhetag benutze ich gemeinsam mit vier Kameraden zu einem Ausflug in das relativ nahe gelegene, präkolumbianische Kulturzentrum Chavin. Ein Taxi bringt uns über schlechte Landstrassen und einen etwa 4500 Meter hoch gelegenen Pass in das Dorf Chavin de Huantar im Rio-Mosna-Tal. Später habe ich Gelegenheit, die Funde aus Chavin, darunter die berühmte Raimondi-Stele und den zu Ehren des grossen Archäologen benannten Tello-Obelisk, im anthropologischen Museum in Lima zu bewundern.

Skizze Ishinca-Tal Der 11 .Juli ist Starttag zur Hauptetappe unserer Fahrt. Wieder bringt uns zunächst ein Bus das Rio-Santa-Tal abwärts. Bei Mancos biegen wir ab und holpern weiter bis ins 3000 Meter hoch gelegene Dorf Musho. Eseltreiber warten bereits mit ihren Tieren auf uns; aber wieder bleiben uns reichlich schwere Rucksäcke.

Drei Stunden dauert der Aufstieg über zunächst flaches, dann immer steileres Moränengelände.

Unser Hochlager liegt auf einem wiesenbedeckten kleinen Sattel zwischen dem Huascarân-Massiv und einem kleinen Moränenberg, etwa auf 4100 Meter Höhe.

Schon am nächsten Tag wird Hochlager I eingerichtet. Gruppe 1 bleibt dort, Gruppe 2 steigt wieder ins Basislager ab. Am darauffolgenden Tag steigt Gruppe 2 zum Hochlager I auf, das auf 5100 Meter am zerklüfteten Raimodi-Gletscher liegt, während Gruppe t auf knapp 5900 Meter, unterhalb des Garganta-Sattels, Hochlager II erstellt.

Gespannt verfolgen wir anderntags, teilweise in Sichtweite, im übrigen per Funk, den Aufstieg der Gruppe r zum Huascarân-Nordgipfel. Die erste Seilschaft, bestehend aus Reto, Hansjakob und Andreas, kommt gut voran. Es folgen Walter, Karl und Leander sowie als dritte Seilschaft Werner, Uli und Albrecht. Alle drei Seilschaften erreichen an diesem 14.Juli bei strahlendem Wetter den Gipfel. Ein erfreulicher Erfolg!

Meine Gruppe steigt mittlerweile - zum Teil steil — zum Hochlager II auf. Die erste und jüngste Seilschaft der Gruppe r ist bereits zurück und steigt zu Hochlager I ab. Später trifft die zweite Seilschaft etwas erschöpft ein. Sie war bereits zehn Stunden unterwegs; auch sie marschiert abwärts. Zuletzt kommt Seilschaft 3 und bleibt mit uns im Hochlager II.

Hier ist es in der Nacht bereits empfindlich kalt, und das morgendliche « Aus-dem-Schlafsack-in-die-steifen-Schuhe-Steigen » erfordert Selbstüberwindung und Energie.

Samstag, i 5. Juli 1978. Ein wunderbarer Morgen verspricht einen schönen Gipfeltag. Um 6.45 Uhr macht sich unsere dritte Seilschaft auf den Weg. Ich gehe mit Peter Güdel — wegen grosser Spalten zunächst auf Umwegen — zum Garganta-Sattel, dann immer steiler die ebenfalls mit Spalten durchsetzte Flanke des Nordgipfels empor. Nach einem Vorgipfel wird das Gelände flacher, und um etwa 13 Uhr signalisiert uns ein Schweizer Fähnchen den ersehnten Gipfel. Dieses Zeichen des vortägigen Erfolges zeigt uns im dichten Nebel wenigstens an, dass wir « oben » sind.

Mittagsrast wird auf dem vorher erwähnten Vorgipfel gehalten, wo sich der Blick in das tief unter uns liegende Rio-Santa-Tal und hinüber zur Cordillera Negra öffnet. Wie eine Mauer, von keinem einzigen Quertal durchbrochen, erstreckt sie sich über rund 130 Kilometer Luftlinie zwischen dem Conococha-Pass bis zum Durchbruch des Rio Santa zum Pazifik. Der « mauerartige » Eindruck wird noch durch die einheitliche braune Farbe und die Tatsache verstärkt, dass die Gipfel beinahe gleich hoch sind und sich nur geringfügig über das Gesamtmassiv der Gebirgskette erheben.

Um 15.15 Uhr sind wir wieder im Hochlager II - glücklich und zufrieden.

Mich hat schon während des Aufstiegs der höhere Südgipfel gereizt. Hier gibt es allerdings keine Spuren, und der tiefe Schnee würde eine starke Dreierseilschaft, die sich in der Arbeit des Spurens ablösen könnte, erfordern. Leider erklärt sich keiner der Kameraden zu dieser Strapaze bereit; der 6655 Meter hohe Nordgipfel hat doch etwas Kraft gekostet. Darum beschliesse ich, mit einem Kameraden, der wegen Unwohlsein den Nordgipfel noch nicht « erobert » hat, nochmals dorthin aufzusteigen.

In der Nacht schneit es, und am nächsten Tag ist von unseren Spuren nicht mehr allzuviel zu sehen; aber das Wetter verspricht noch schöner zu werden als an den Tagen zuvor.

Um 7.00 Uhr gehen wir los und kommen gut voran. Wir sind nun beide voll akklimatisiert und in ausgezeichneter Verfassung. Einen einzigen Essenshalt legen wir ein bis zum Vorgipfel, und fast mühelos geht es weiter. Die Höhe kann uns nichts mehr anhaben; nach nur vier Stunden ist der Gipfel erreicht. Da steh'ich nun schon zum zweitenmal innerhalb von 24 Stunden. Heute bietet sich uns auch eine schöne Aussicht - allerdings nicht nach Osten. Von dort her nähern sich bereits wieder gewaltige Wolkenfelder aus dem Amazonas-Gebiet; aber da es erst elf Uhr ist, haben sie den Huascarân noch nicht verhüllt.

Um 12.45 Uhr sind wir bereits wieder im Hochlager II, wo Geni und Hanspeter auf uns warten. Wir brechen das Lager ab und machen uns mit schweren Rucksäcken auf den Abstieg. Bei einsetzender Dunkelheit sind wir unten im Basislager, Peter und ich nach einem Aufstieg von fast 900 und einem anschliessenden Abstieg von über 2500 Höhenmetern. Dafür entschädigt uns eine Kiste Bier, die Peter Güdel aus Musho hat heraufkommen lassen.

Gruppe r hat bereits einen Ruhetag im Basislager hinter sich und steigt am i 7. Juli ins Tal ab. Wir bleiben noch zwei Tage, ehe die Arrieros eintreffen. Am ersten Tag widmen wir uns ganz dem « dolce far niente », liegen auf der Wiese an der Sonne und schauen hinauf zu den weissglänzenden Gipfeln, baden im kalten Wasser eines klaren Bergbachs, schreiben... Aber schon am zweiten Tag hält uns nichts mehr zurück. Wir wandern unter dem Huascarän-Nordgipfel in nördlicher Richtung bis auf einen Felskamm, der die Verlängerung des Westgrates des Huascarân-Nordgip-fels darstellt. Dieser Grat wird über herrliche Granitplatten erreicht und bietet eine grandiose Aussicht! Tief unter uns, in einem schluchtartig eingeschnittenen Tal, verläuft hell-schimmernd die Sandstrasse zur 3800 Meter hoch gelegenen Dop-pellagune von Yungay. Auf der gegenüberliegenden Talseite - unglaublich nahe - baut sich das gewaltige, dreigipflige Huandoy-Massiv auf. Atemberaubende Steilheit, Felswände, Moränen, Gletscher und einsame Gipfel vor einem wolkenlos blauen Himmel! Wir können uns kaum losreissen und wandern noch hinauf zu einer zweiten Anhöhe des Felskamms bis etwa 4800 Meter, wo sich der Tiefblick zur Lagune und zu den dahinter liegenden Bergriesen öffnet. Diesen Tag möchte ich nicht missen; er war einer der schönsten unserer Reise!

Am 19.Juli, geht dann unsere Bergfahrt mit dem Abstieg nach Musho endgültig zu Ende. Oft blicken wir zurück zu « unserem » Gipfel und seinem südlichen Nachbarn, der uns vorenthalten blieb. Beide leuchten in fast unwirklichem Weiss, denn wiederum zeigt sich das Wetter von der besten Seite. So einen Tag hätten wir am Tocllaraju gebraucht...

Der bergsteigerische Teil unserer Fahrt war zweifellos ein Erfolg; 18 Mann von 20 auf dem Huascarän! Was allerdings nicht heisst, Perus höchster Berg sei ein Kinderspiel. Der Erfolg war das Ergebnis guter Vorbereitung und Planung, sorgfältiger Akklimatisation und zweifellos günstiger Verhältnisse am Berg.

Als wir in Lima ankamen, meldeten die Zeitungen den Tod von drei amerikanischen Bergsteigern am Huascarän.

Ich möchte nicht versäumen, hier nochmals Peter Güdel und Walter Belina für ihren Einsatz bei der Vorbereitung und Durchführung unserer Fahrt herzlich zu danken. Walter hatte insbesondere die Planung und Beschaffung der gesamten Verpflegung übernommen - eine heikle und zeitraubende Aufgabe, die er mit grossem Erfolg erfüllte. Zu Dank sind wir auch Herrn und Frau Jenal aus Lima verpflichtet, die Walter bei der Beschaffung von Lebensmitteln in Lima mit Rat und Tat zur Seite standen und viel Zeit für uns opferten, sowie Caesar Morales Arnao, dem Präsidenten des peruanischen Alpenclubs.

Im Anschluss an unsere Bergfahrt besuchten wir noch während einer Woche einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes, unter anderem die eindrucksvollen Inkastätten Machu Picchu und Pisco sowie verschiedene Zeugnisse der Baukunst dieses historischen Andenvolkes in der unmittelbaren Umgebung der ehemaligen Hauptstadt seines Reiches, Cusco, ferner die schwimmenden Inseln der Uros-Indianer im Titicacasee, Arequipa und Lima. Dieser Teil unserer Reise war zeitlich zwar etwas gedrängt, aber er trug doch wesentlich zu einem besseren Verständnis für Land und Leute bei.

Ich kann jedem Bergsteiger eine Fahrt in die Anden nur empfehlen. Durch die relativ günstigen Charterflüge ( Zürich—Lima—Zürich kostet etwa Fr. 1400 .) und unseren harten Franken ist so ein Urlaub mittlerweile für viele erschwinglich geworden. Wenn man sich - wie wir - auf bekannte Gipfel und Anstiege beschränkt, gibt es genügend Information, um so eine Fahrt sogar auf eigene Faust unternehmen zu können. Nicht zuletzt liessen sich Hinweise und Ratschläge bei den Herren der CC-Tourenkommission einholen, von denen einige an der hier beschriebenen Andenfahrt teilgenommen haben. Auch ich bin zu Auskünften gerne bereit. Peru ist eine Reise wert!

Kartenmaterial Heckler K., Kinzl H., Schneider E.: « Cordillera Blanca ( Peru ) » 1:2ooooo.

Alpine Club of Canada and American Alpine Club: Compilation and Copyright: John Ricker, « Cordilleras Nevadas del Peru ( Parte Norte ) » I: ioooo.

Map i: « Cordilleras Rosko y Blanca - Champarä »; Map 2: « Cordillera Blanca, Hoja Norte » ( HuascaränMap 3: « Cordillera Blanca, Hoja Central » ( Ishinca-TalMap 4: « Cordillera Blanca, Hoja Sur ».

Instituto Geografico Militar, Lima: Aparpado 2033 Huari ( Ishinca-Tal ), Carhuaz ( Huascarän, 1 :100000.

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