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Forschungsstation auf dem Jungfraujoch

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Schon als ich vor einer Reihe von Jahren das Jungfraujoch zu wissenschaftlichen Zwecken besuchte, fragte ich mich, ob es möglich sei, dass ich zuerst erkannt, was an dieser Stelle, wenn auch unfreiwillig, für die Höhenforschung verwirklicht worden sei, nämlich: die Möglichkeit eines jederzeitigen Zugangs zu der Hochgebirgswelt. Da können ja beliebig komplizierte Instrumente bequem hinaufgebracht werden! Dies ist gewöhnlich die Schwierigkeit.

welche die Forscher abhält, in solchen Höhen zu beobachten. Hier aber wird ihnen keine körperliche Anstrengung zugemutet, die oft den Beobachter unfähig macht, noch geistig zu arbeiten. Die Jungfraubahn hat hier einen ganz ungewöhnlichen Platz für das wissenschaftliche Arbeiten geschaffen. Nur eins fehlte mir: irgendwo die kleinste, bescheidenste Ecke, wo es möglich wäre, ohne Konflikt mit den Ellbogen der Ansichtskarten schreibenden Turisten seine Notizen durchsehen oder ein Instrument bewerten zu können.

Ich traf dann öfters meinesgleichen hier oben, Leute, die auch zu Messzwecken herauf gekommen waren und die mit mir übereinstimmten in dem Bedürfnis nach jener stillen Ecke und in dem Willen, dass hier eine Anstrengung einsetze, um bei der Jungfraubahn so etwas zu erreichen, von der ja bekannt ist, dass sie sich immer den Wünschen der Wissenschaft geneigt gezeigt hat. Bei alledem wussten wir ja gar nicht, dass die Jungfraubahn längst in Betracht gezogen hatte, ihr Endpunkt werde sicher eine besondere Anziehungskraft für die Wissenschaft haben, und dass der Gründer der Bahn gut beraten war, der Forschung ein Heim auf dem Jungfraujoch zu versprechen.

Bei der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft fanden wir volles Verständnis für das Interesse, welches ein solcher Standpunkt auf dem Jungfraujoch bieten würde. Sofort setzte die Gesellschaft eine wissenschaftliche Kommission ein, welche die Frage weiterstudieren sollte. Es waren zum Teil dieselben Persönlichkeiten, welche das Studium der Frage schon an die Hand genommen hatten. Schon bei der Konzessionserteilung an die Bahn hatte der Bundesrat Vorbehalte gemacht, dass er mitzubestimmen wünsche, sobald jene wissenschaftliche Station von der Jungfraubahn errichtet werde.

Die Aufsicht über die Höhenforschung, die er sich damit vorbehalten, hat er dann an diese wissenschaftliche Kommission der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft übertragen. Ohne Zweifel wird sich der Bundesrat auch der Notwendigkeit einer beträchtlichen Unterstützung nicht verschliessen.

Unsere Kommission hat den Eindruck gewonnen, dass es sich gehört, ein solches Werk, das überdies sehr kostspielig ist, für die Erforschung des Hochgebirges nicht durchzuführen, ohne diejenige Körperschaft begrüsst zu haben, welche in dieser Sphäre in der Schweiz längst mit achtunggebietenden Leistungen vorangegangen ist, nämlich den Schweizerischen Alpenclub. Es ist uns eine Genugtuung im gegenwärtigen Studium der Vorarbeiten dem Club das letzte Projekt vorzulegen.

Es ist geplant, das wissenschaftliche Laboratorium an denselben Hang der Sphinx « zu legen », an dem auch das sogenannte Berghaus liegt, weil es da ohne weiteres verbunden werden kann mit dem System von Tunneln, das in der Sphinx verborgen ist, und zwar mit dem zuletzt gebohrten Tunnel, der gegen das Mönchsjoch hingeht. Es bieten sich dem Projekt ähnliche Schwierigkeiten, die überwunden werden mussten, wie bei dem Berghaus. Es ist ein hoch einzuschätzender Vorteil, dass die Jungfraubahn denselben Architekten zur Verfügung stellen will, der das Berghaus erbaut hat, denn, es wird uns da- durch ein grosses Lehrgeld erspart. Wir haben dann einen Mann zur Verfügung, der verantworten kann, was gemacht wird, der aus Erfahrung weiss, was in dieser Höhe baulich möglich ist. Das Projekt in seiner jetzigen Gestalt hat architektonisch auf den ersten Blick etwas Seltsames. Aber es ist klar, dass man hier oben nicht bauen darf wie an der Bahnhofstrasse. Das Dach ist als ungeheure Lawinenspaltecke an den Steilhang gelegt, dessen bescheidene Lawinengefahr doch bedacht werden muss. Eine Kuppel charakterisiert die Bestimmung des Gebäudes; auch der Astronomie soll hier eine Arbeitsstätte gewahrt werden. Wir dürfen mit Stolz sagen, dass eine Luft von einer solchen Klarheit den Beobachtern noch nirgends zur Verfügung gestanden hat. Selbst der Laie wird dies bestätigen, haben wir doch auf dem Joch schon nach Sonnenaufgang mit blossem Auge Fixsterne beobachten können. Das Sternbild des Orion sahen wir über die Jungfrau steuern, als ihre Schneewände von der aufgehenden Sonne mit Rot übergossen waren.

Trotzdem ist das wissenschaftliche Problem nicht leichthin in dieser Weise angenommen worden, sondern wir haben in den vergangenen Jahren so etwas wie eine kleine Kolonie von Fachastronomen da oben gehabt, auf deren Feststellungen und Beobachtungen hin ein so kühner Schritt gemacht worden ist.

Eine meteorologische Station liefert schon jetzt korrekte Angaben. Es ist nicht daran zu denken, dass man dort oben einfach irgendwo ein Thermometer aufstellen kann, um solche zu erhalten, sondern es war dies eine Aufgabe, an deren Verwirklichung wir fast verzweifelten. Es musste uns für diesen Zweck von der Jungfraubahn ein 200 m langer Stollen durch das Eis gebohrt werden, um zu einem Punkte zu gelangen, wo zuverlässige Messungen möglich waren. Solche richtige Beobachtungen sind auch vom Standpunkt des Clubisten aus, wegen ihrer Beziehungen zu dem allgemeinen Wetterdienst und Wetterauskunftsdienst, von grosser Bedeutung. Die Depeschen vom Jungfraujoch, die wir jetzt schon ein Jahr lang dem schweizerischen Wetterdienst zur Verfügung gestellt haben, sind wohl die wichtigsten, die derselbe gegenwärtig aus der schweizerischen Hochgebirgsregion erhält, und sie werden es in Zukunft noch mehr sein.

Zum Schlusse möchten wir noch einige Forschungszweige nennen, die am Jungfraujoch grosses Interesse haben: Die Physiologen warten mit Ungeduld, eine Gelegenheit zu bekommen, um Erkrankungen wie z.B. die sogenannte Bergkrankheit, gründlich zu erforschen. Auch die Physiker warten darauf, um gewisse grundlegende Fragen über rätselhafte Strahlungen, die aus dem Weltenraum zu uns dringen, klarzulegen und um fundamentale Experimente zu wiederholen, von welchen die ganze theoretische Grundlage der modernen Physik abhängt.

Und für das alles soll plötzlich das Jungfraujoch gut sein? Es verhält sich tatsächlich so. Kaum hatten wir angefangen, den Gedanken zu vertreten, so standen auf allen Seiten die Forscher auf und vereinigten sich in den Ruf nach dem Jungfraujoch. Wir haben Zuschriften aus dem wissenschaftlichen Ausland von massgebender Seite unter der Hand, welche sagen: die Schweizer werden sich doch die Genugtuung nicht entgehen lassen, nachdem ihnen die Natur diesen Punkt ersten Ranges zur Verfügung stellt und nachdem die Jungfraubahn bereits grosse Pionierarbeit geleistet habe, und sie werden doch dieses Kleinod nicht mit geschlossenen Augen aus der Hand geben. Es schwebt uns vor, dass ein eventueller Beitrag des S.A.C. einem ganz bestimmten Gegenstand der Forschungsstation zugute kommen sollte, sagen wir z.B. der astronomischen Kuppel oder der Einrichtung einer pneumatischen Kammer für die Untersuchung der Bergkrankheit. Mithin so, dass der Club immer das Bewusstsein haben könnte, dieses wichtige Hilfsmittel müsste die Forschungsstation entbehren, wenn er nicht mitgeholfen hätte. Unser Club trägt jetzt nicht mehr schwer daran, dass er einst seinen Namen in so bedeutender Weise mit der schweizerischen Gletscherforschung oder mit der Förderung der schweizerischen Gebirgstopographie verknüpft hat, an welche Grosstaten ich zum Schluss doch erinnern möchte. Alfred de Quervain †.

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