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Les Fis - durch die Anterne-Wand

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Jacques Jenny, Genf

Hochsavqyen Es kommt heute nur noch selten vor, dass man eine mehr als 500 Meter hohe, noch jungfräuliche Wand auf einer Breite von drei Kilometern durchsteigen kann. Und zwar braucht man dazu nicht einmal nach Patagonien zu reisen; doch man muss suchen, « schnüffeln », unsere Gegenden durchstöbern, dann... findet man manchmal mit ein bisschen Glück etwas.

Jean-Louis hatte mir vorausgesagt, die Wand sei phantastisch; doch als wir vom Anterne-Pass aufbrachen, erschien sie mir noch überwältigender, als ich sie mir vorgestellt hatte, eine wahre Civetta - und noch ohne Führe!

Das lag also an uns! Der Sockel hatte unsere Vorgänger abgeschreckt.

Heute streifen wir forschend der Wand entlang und entdecken ein Couloir. Wir steigen darin auf und münden wider alles Erwarten im oberen Drittel auf guten Fels. Ein alter, verrosteter Haken verrät, dass wir - bis mindestens hierher — Vorgänger gehabt haben müssen. Ein zweiter Vorstoss führt uns zu einer Höhle, einem grossartigen Adlerhorst und einem idealen, wenn auch durch das ewige Eis im Innern etwas « unterkühlten » Biwakplatz. Ein oberer Ausgang lässt uns in der Wand 20 Meter gewinnen. Da der Nebel mit von der Partie ist, machen wir uns an den einzigen sichtbaren Riss heran, der sich oberhalb der Höhle befindet. In zwei Versuchen wird diese Führe, allerdings nicht ganz problemlos, um i 50 Meter, bis zu einer makellosen Platte verlängert.

Entschlossen, das Unternehmen zu Ende zu führen, haben wir uns mit Lebensmitteln für vier Tage und mit 80 Haken und weiteren Kletterutensilien eingedeckt, was ordentlich ins Gewicht fällt. Der Wiederaufstieg durch das Couloir mit dieser Fracht stellt einige Probleme.

Ein Erholungsbiwak und das gute Klettermaterial haben zur Folge, dass wir die Fortsetzung unseres Unternehmens mit Gelassenheit ins Auge fassen; doch während der Nacht « klettert » gemäss unserem Höhenmesser die Höhle um 50 Meter nach oben! Ein Schlechtwetterzeichen?

Wir beschliessen darum, uns mit etwas mehr Dampf ans Werk zu machen, und wenden uns einem rissdurchzogenen Pfeiler zu, den wir schon vorher entdeckt haben. In die feuchten Kletterschuhe zu schlüpfen ist eine kleine Tortur, die uns immerhin vollends wach macht.

Dann geht 's erleichtert los; doch da unsere beiden Rucksäcke ein lästiges Handikap darstellen, lassen wir bald den einen zurück und fahren « superleicht » fort. Ein Pfeiler führt zu hohen Kaminen. Gleich von Anfang an erfordert ein Wulst die ganze Technik und kräftige Bizeps. Über zwei Seillängen wird das Kamin nur unter Einsatz aller Kräfte bezwungen. Und weiter oben? Un-überwindliche Dächer lagern als schwere Zweifel über dem, das da kommen soll. Wir müssen unbedingt jene Reihe von parallelen Rissen erreichen. Einige Haken und eine heikle Seiltraverse lassen uns dieses Problem lösen. Nochmals ein Kamin - und wir entdecken den obersten Teil der Wand...

Die vorgerückte Stunde und der Verzicht auf die Daunensäcke - wir haben sie 250 Meter weiter unten zurückgelassen — kurbeln unsern Schwung an. Die bereits hinter uns liegende Querung hat jede Rückzugsmöglichkeit abgeschnitten, was bewirkt, dass wir uns mit Feuereifer an den Gipfelaufschwung heranmachen. Kamine, Platten, Querungen wechseln in bunter Reihe, so dass wir zwei Stunden später am Fuss des letzten Aufschwungs stehen: noch 50 Meter! Sein Anblick weckt allerdings einige Bedenken; doch glücklicherweise lösen eine Rechtstraverse, ein kurzes Kamin und dann linker Hand eine Rampe ohne nennenswerte Hindernisse dieses Problem. Gegen sechs Uhr abends münden wir, ganz überrascht, aber mit uns und der Welt zufrieden, in den Gipfelgrat...

Die Schneefelder, die wir auf der andern Seite antreffen, erleichtern und beschleunigen den Abstieg wesentlich. Lange Hosenbodenfahrten lassen uns rasch an « Tiefe » gewinnen; sogar der Höhenmesser hat Mühe, Schritt zu halten!

So stehen wir bereits anderthalb Stunden später beim Auto, das unsere Freunde zu den Sennhütten von Fardelet oberhalb Sixt gefahren haben.

Ein Plan wurde in die Tat umgesetzt... und schon taucht der nächste auf: jene makellose Platte, wäre da vielleicht auch eine Lösung...?

Übersetzung R. Vögeli

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