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Prof. Hans Meyer: In den Hoch-Anden von Ecuador

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3 farbigen Karten und 138 Abbildungen auf 37 Tafeln. Berlin 1907. Dietrich Reimer ( Ernst Vohsen ). Preis gebunden 15 Mk.

Der ausgesprochene Zweck der im Sommer 1903 von dem bekannten Geographen und Forschungsreisenden Dr. H. Meyer mit dem Münchner Maler R. Reschreiter in das tropische Hochgebirge Südamerikas unternommenen Expedition war, einerseits die eiszeitlichen glacialen Phänomene der Hoch-Anden von Ecuador zu studieren und die Ergebnisse dieser Studien mit den Resultaten der am Kilimandjaro im äquatorialen Ostafrika seinerzeit gemachten Beobachtungen zu vergleichen, anderseits die seit Condamines Reise ( 1746 ) von den Gelehrten Europas mit Aufmerksamkeit verfolgten und in wiederholten Reisen von Humboldt ( 1802/1803 ), Wilhelm Reiß, Alphons Stübel und Theodor Wolf ( 1872/1873 ), Edward Whymper ( 1880 ) u.a. an Ort und Stelle studierten Fragen des andinen Vulkanismus nachzuprüfen und womöglich zum Abschluß und völliger Aufklärung zu. bringen. Dank der unvergleichlichen Erfahrungen in dergleichen Expeditionen, über welche Dr. Hans Meyer verfügt, und seiner gelehrten Ausbildung ist das wissenschaftliche Ergebnis der Heise ein höchst befriedigendes, und unsere Kenntnisse in diesen beiden Richtungen sind durch das schöne und vorzüglich illustrierte Buch ausgiebig vermehrt worden. Keine der schwierigen Fragen, welche Gletscherforschung und Vulkanismus in der andinen Region aufgeben, ist, wie Prof. Meyer selbst zugibt, ganz gelöst, aber jede ist ihrer definitiven Beantwortung erheblich näher gerückt worden. Neben diesen speziellen Aufgaben hat sich der Verfasser auch um die andern charakteristischen Erscheinungen des Landes, sein Klima, seine Bodengestalt, die Verbreitung der Pflanzen und Tiere unter den durch die Bodenbeschaffenheit und die alte und neue Vulkantätigkeit gegebenen Bedingungen, um die Geschichte und Kultur seiner Bewohner, in welcher sich indianisches und spanisches, endogene und importierte Kultur so seltsam mischen, redlich bemüht und gibt uns von alledem anziehende Schilderungen, so daß das Ganze trotz der Gelehrsamkeit des Verfassers sich leicht liest und auch dem Laien verständlich bleibt. Sehr interessant sind auch die Streiflichter, welche der Verfasser auf die vermutliche künftige Gestaltung der Dinge in den Süd- und mittelamerikanischen Republiken wirft, und namentlich seine Bemerkungen am Ende seiner Reiseschilderung über die Wirkungen der Panama-Eisenbahn und des Panamakanals auf den Welthandel, wenn diese interozeanischen Verbindungen, wie es den Anschein hat, dauernd und fast ausschließlich unter nordamerikanische Kontrolle fallen sollten. Hier ist von der offiziellen Freundschaft und dem Austausch wissenschaftlicher und künstlerischer Potenzen zwischen dem Deutschen Reich und den Vereinigten Staaten nichts zu spüren, im Gegenteil tritt der Konkurrenzkampf und Konkurrenzneid beider Nationen in ziemlich schroff en Äußerungen zu Tage. Auch die deutsche Abneigung gegen England scheint mir auf die Beurteilung der Whymperschen Leistungen in den wissenschaftlichen Fragen etwas abgefärbt zu haben. Whymper ist ja Dilettant, nicht Fachmann, und seine Meßversuche mit dem Aneroid haben alle Mängel dieser Methode; aber er ist doch der erste gewesen, der sich bemühte, die Fehlerquellen dieses Instrumentes zu eruieren und durch Vergleich mit dem Quecksilberbarometer, das er durch J. A. Carrel mittragen ließ, eine Konstante zu finden. Auch seine Bemühungen um die Wiederauffindung der von den Franzosen in Ecuador angestellten Basismessung hätten eine freundliche Anerkennung verdient. In bezug auf literarisches Verdienst als Naturschilderer ist dagegen der Verfasser seinem englischen Vorgänger durchaus gerecht geworden, was um so mehr Anerkennung verdient, als Dr. H. Meyer selbst ein gewandter Stilist und scharfer Beobachter ist. Es ist auch interessant, zu sehen, wie die beiden durch einen Zeitraum von 26 Jahren getrennten Beobachter in ihrem Urteil über die Volksseele der Ecuadoriane!- übereinstimmen. Fragen

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