Sigmund Grolimund: Volkslieder aus dem Kanton Aargau | Club Alpin Suisse CAS
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Sigmund Grolimund: Volkslieder aus dem Kanton Aargau

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Mehr in dem Sinne, daß auch uns „ nichts Menschliches fremd " sein soll, und als Ergänzung meiner Besprechung der Solothurner Volkslieder des nämlichen Verfassers in Jahrbuch XLV, pag. 413—414, als weil uns dieser neueste ( 8. ) Band der Schriften der Gesellschaft für Volkskunde in Basel Besonderes böte, will ich ihm hier eine kurze Besprechung widmen. Denn der Aargau ist noch weniger alpin als der Kanton Solothurn und hat auch keinen Volkssänger wie Glutz-Blotzheim aufzuweisen, aber einiges von besonderem Interesse neben dem allgemein schweizerisch-volkstümlichen fällt doch ab bei der Durchmusterung der 272 Liedertexte, von denen die meisten mit Melodien versehen sind. Herr Grolimund wendet sich in seiner Vorrede, pag. V, direkt gegen meine Besprechung seiner früheren Publikation, wenn er sagt, es wäre ungerecht, „ ein anderes Lied kurzer Hand als Importware abzutun oder über ein weiteres mit derben Ausdrücken gleich das Anathem auszusprechen. Wer Volkslieder sammeln will im Interesse der Volkskunde, muß sie halt nehmen summa summarum mit ihrem Licht und Schatten ". Ich habe an dieser trivialen Wahrheit nie gezweifelt, aber ich bleibe bei meiner Meinung, daß vorübergehende Geschmacksverirrungen der Volksseele, die eben als Importware ganz und gar nicht „ tief ins Volk eingedrungen sind und längere Zeit im Volksmunde gelebt haben ", nicht verdienen, in Volksliedersammlungen einbalsamiert zu werden, geschweige denn, daß man ihnen zur Wiederauferstehung aus ihrem Sündenschlaf verhelfen soll. Ich habe übrigens die Genugtuung, daß kein einziges Stück dieser neuen Sammlung, nicht einmal das Kanapeelied Nr. 253, von der Art ist, gegen welche ich früher Protest erhoben habe. Und doch ist Band 8 der Sammlung gegen Band 7 um 171 Nummern gewachsen. Wie die Vorrede besagt, hat Professor John Meier die Auswahl und Anordnung der von Grolimund gesammelten Lieder selbständig getroffen und trägt dafür wie für die dem Texte beigefügten Anmerkungen die alleinige Verantwortung. Ich kann beides nur loben, und auch die am Schlusse beigefügten Register sind zum Nachschlagen und Nachprüfen praktisch und wissenschaftlich eingerichtet. Ich will nur auf wenige einzelne Lieder eintreten, zu denen ich Bemerkungen anzubringen oder Fragen zu stellen habe. Wenn das von einem „ Kunstdichter " Chr. Fr. Weiße nach einem französischen recht pikanten Original umgedichtete „ Listige Mädchen " ( Nr. 32 ) in den Volksmund gekommen ist, so verdankt es das wohl einer von der „ alt Rößliwirtin " gelegentlich angehörten Aufführung von Haydns „ Jahreszeiten ", wo diese Romanze von Hannchen gesungen wird. Nummer 52, „ Wasser und Wein " aus einem handschriftlichen Liederbuch, ist, als ursprünglich von Brentano stammend, ein interessanter Beleg für den auch sonst nachweisbaren Verkehr der Solothurner und Berner Volksliedkreise mit den Herausgebern von „ Des Knaben Wunderhorn ". Für das wehmütige „ Ich such my Heimet um und um " ( Nr. 128 ) werden — aus Versehenkeine Nachweise beigebracht; in einer ganz modernen Liedersammlung für Männergesangvereine habe ich es als „ Oberhaslerisch " bezeichnet gefunden, was mir aber der Sprache wegen nicht einleuchtend ist. Das auch wegen der Sitte des Maibaums interessante „ Nur einmal noch in meinem Leben " ( Nr. 130 ) deutet durch Worte wie „ Tiroler ", „ an der Innsbruck " auf die Fremde, scheint aber doch nicht weit verbreitet zu sein. Das bei Grolimund nur fünf Strophen umfassende „ Lied an einen Auswanderer " ( Nr. 133 ) soll nach John Meier aus Schaffhausen stammen; ich habe es in längerer und launigerer Fassung schon mehrmals von einem Basler-clubisten singen hören, der als Quelle eine alte Liestaler Zeitung oder dergleichen nannte. Die Nummern 185—190 sind Küherlieder, und es ist interessant die im Flachland gesungenen Varianten mit den bei Wyß, im „ Röseligarte " und anderswo aufbehaltenen Texten und Melodien aus den Bergen zu vergleichen, was uns aber hier zu weit führen würde. Auch Nr. 194: „ I-bin-e luschtige Schwyzerbue ", steht schon 1826 bei Wyß, während Nr. 193: „ Wir sind Männer vom Gebirg ", viel jünger und wohl importiert ist. In noch höherem Maße gilt dies von Nr. 135: Abschied vom Genfersee, wo einen Strophenanfänge wie:

„ Und der Sportsmann froh und munter, wohl bekannt, Steiget er vom Berg herunter an der Hand "

bei allem Respekt vor dem Volkslied etwas komisch anmuten.Redaktion.

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