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Skifahrten in Neuseeland, Australien

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Mit 2 Bildern ( 125, 126).Von Robert Eden

( Sydney, Sektion Bern ).

In der Mitte Neuseelands, etwa auf 1000 Meter über dem Meeresspiegel, liegt der grosse Tauposee. Eine steile Insel erhebt sich aus seinem kalten, klaren und fischreichen Wasser, und im Süden glänzen die schneebedeckten Kegel der Vulkane Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu, wovon der letztere mit 2700 Meter der höchste Berg der Nordinsel ist. Wunderschön gelegen, hat die Regierung am Fusse dieses Vulkans das Luxushotel « Château Tongariro » errichtet, wo sich in den Wintermonaten Juni, Juli und August die Skifahrer einfinden. Da die ganze Umgebung als Nationalpark errichtet worden ist, ist sie fast unbewohnt.

Am Abend des 12. Juli 1935 langte ich nach langer Autofahrt, dem Tauposee entlang, im Hotel an. Im grossen Saal loderten zwei offene Holzfeuer, um welche die Gäste versammelt waren. Durch die grossen Fenster öffnete sich der Blick nach Norden über eine wunderbare Landschaft, im farbenfrohen Licht der Abendsonne. Der Nationalpark wurde im Jahre 1894 geschaffen. Sein Gebiet umfasst die drei Vulkane sowie die Steppen und Hügelketten, die sie unmittelbar umgeben. Von den drei Vulkanen ist der Ruapehu der höchste und der Ngauruhoe ( 2851 m ), ein steiler, symmetrischer Kegel ( letzter grösserer Ausbruch im Jahre 1933 ), der aktivste. Der Tongariro, ein toter Vulkan mit nur einigen heissen Quellen und Fumarolen, ist niedrig und breit und reicht nur 100-200 Meter über die Schneegrenze hinaus. Zum Skifahren eignen sich allein die Hänge des Ruapehu, von dessen Krater auf der Ost-, West- und Südseite die Gletscher bis auf 2000 Meter herunterfliessen. Früher hüteten die eingeborenen Maoris die Schneefelder der Vulkane als Heiligtümer und bewachten sie mit ihren Kriegern. Die Gletscher sind wenig zerklüftet und weisen nur dort Schrunde und Spalten auf, wo sie den Kraterrand übersteigen. Der erste Weisse, der das heilige Verbot der Maoris übertrat, war der Neuseeländer J. C. Bidwill, der im Jahr 1841 den Ngauruhoe bestieg.

Skifahrer besuchen den Ruapehu schon seit etwa zweieinhalb Jahrzehnten. Ein « Ruapehu Ski Club » erstellte für seine Mitglieder eine Hütte in den Flanken des Berges und beabsichtigt, in der nächsten Zeit auch auf dem Gipfel eine Schutzhütte zu erbauen. Doch bestehen bereits einige Unterkunftsmöglichkeiten in diesen Bergen: etwa 200 Meter über der Schneegrenze eröffnete die Regierung ein geräumiges Restaurant, das durch eine Autostrasse mit dem Hotel verbunden ist.

Am Morgen nach meiner Ankunft brachte mich das Auto bis zur Schneegrenze, und als am Nachmittag die eisharte Schneekruste etwas weicher geworden war, stieg ich in der glühenden Sonne bergwärts. Gegen 3 Uhr erreichte ich den vollständig vereisten Grat über der kleinen, fast eingeschneiten Hütte des Skiklubs. Keine Wolke beschattete den tiefblauen Himmel, und durch die kristallklare Luft leuchtete aus der Ferne die rotbraune Steppe zu mir herauf. Weiter hinten erhoben sich blaue und rote Bergketten, die allmählich im Dunst verschwammen, und am westlichen Horizont ragte der weisse Kegel des Mt. Egmont über alles hinweg. Nah im Osten stand der Ngaruhoe, und hinter ihm hervor glänzte wie ein blaues Auge der Tauposee. Diese erste Rekognoszierungsfahrt schloss ich mit einer rassigen Schussfahrt über einen breiten Firnhang und durch enge Mulden gut ab.

Am andern Tag stieg ich gegen den 2851 m hohen Gipfel des Ruapehu am frühen Morgen wieder bergwärts. In den Tiefen der Täler lagen Nebelballen, doch über mir wölbte sich ein tiefblauer Himmel. Vom Hotel bis zum Gipfel rechnet man mit vier Stunden Aufstieg. Der Weg führt angenehm von einem Grat zum andern. So erreichte ich den Whakapagletscher, der jedoch E SKIFAHRTEN IN NEUSEELAND, AUSTRALIEN.

mit einer blanken, blauen Eisschicht den Aufstieg erschwerte. Eine Partie vor mir hatte es vorgezogen, die Ski am Fusse des Gletschers zu lassen; doch auch sie kämpfte mit Schwierigkeiten. Scheinbar unendlich wuchs der Gletscher in die Länge; hinter jedem Eisgrat fügten sich weitere hundert Meter hinzu. Endlich erreichten wir den Gipfel: ein grosses Schneefeld, an dessen Rand glitzernde Eiszinnen emporragten. An den Gräten hingen Wächten von phantastischen Formen. Im Sc,:neefeld lag vertieft und umgeben von Gletscherbrüchen der seltsame Kratersee. Seinen graugrünen Wassern entstiegen kleine Dampfwolken, deren Schwefelgeruch ein leichter Gipfelwind zu uns herübertrug. Welch fremdartiger Kontrast, Feuer und Eis im gleichen Kessel!

Wir überschauten halb Neuseeland: im Norden deckte ein ausgedehntes Nebelmeer das Land so weit das Auge reichte. Nur der Mt. Egmont trat daraus heraus, gross und erhaben. Im Osten waren Ngauruhoe und Tongariro zu unscheinbaren Hügeln geworden, während gegen Süden ein ausgedehntes Hügel- und Bergkettengewirr sich erhob, dessen teilweise bewaldete Kuppen und Kämme weisse Schneekappen krönten.

Die Abfahrt hielt nicht, was sie versprochen hatte. Windharsch, Eisrippen, Bruchharsch und spiegelglatte Eisflächen lösten einander ab, so dass sich ab und zu eine geradezu akrobatische Skifahrt ergab.

Am andern Tag führten mich Auto und Bahn nach Auckland und ein Dampfer nach Australien.

Hier erlebte ich eine ungemütliche Fahrt ( in Australien werden die Eisenbahnzüge nicht geheizt ), als ich etwa einen Monat später zu Australiens grösstem Skigebiet fuhr: dem Mt. Kosciusko ( 2200 Meter ü. M. ). Der polnische Forscher Strzelecki hat jene Berggruppe im Südosten der Kolonie Neu-Süd-Wales entdeckt und ihr deshalb den Namen des polnischen Patrioten Kosciusko gegeben. Australien behauptet, in den Gebirgen von Neu-Süd-Wales und Viktoria mehr Skigebiet zu besitzen als die Schweiz. So steht es wenigstens im australischen Skijahrbuch. Das mag in einigen Beziehungen stimmen, aber die allgemeinen Verhältnisse sind nicht so günstig wie in unserer Heimat. Auf alle Fälle aber ist der Skisport in allen Schichten der Bevölkerung sehr beliebt, und an geübten Skifahrern fehlt es nicht. Eine bekannte und viel-gefahrene Tour führt von der Kosciuskogruppe über 60 Kilometer weit nach Kiandra, einem Dorf, das alle Winter eine durchschnittliche Schneehöhe von 1% bis 2 Meter aufweist. Schon früh lernt dort die Jugend das Skifahren. Wohl ist diese Gebirgsgegend mehr oder weniger flach und gefällt deshalb mehr den Langläufern und weniger den Slalom- und Rennfahrern. In der Nähe des Mt. Kosciusko hat die Regierung von Neu-Süd-Wales das Hotel « Kosciusko » und das « Chalet » erbaut, die stets vielen Skifahrern Unterkunft bieten und durch das Reisebüro der Regierung verwaltet werden.

Nach langer Nachtfahrt erreichten wir das Ziel. Der Tag graute bereits, als wir in die kleine Buschstadt Cooma einfuhren. Wanner Kaffee ermunterte wieder Geist und Glieder. Dann fuhren wir nach kurzem Aufenthalt in Omnibussen weiter. Zuerst führt die Strasse durch weiten Busch, kreuzt darauf einige Hügelketten und steigt start: bergan. Monoton klopften die Motoren, grau in grau lag die bergige Landschaft um uns, und zum Überfluss begann es noch zu schneien. Je höher die vollgepfropften Wagen kletterten, um so dichter fielen die Flocken, bis wir in einem eigentlichen Schneesturm hinter einem stecken gebliebenen, verlassenen Auto stoppen mussten. Nur mit Schwierigkeiten steuerte unser Chauffeur an dem unliebsamen Hindernis vorbei; meterhohe Schneewände säumten die Strasse, und dann erreichte auch uns das Schicksal: der vor uns fahrende Schneepflug konnte den Weg nicht mehr weiter bahnen, so gross wurden die Schneemassen, so dass auch unser Omnibus nicht mehr weiter kam. Rasend pfiff ein eiskalter Wind von den Bergen herab, und wir mussten wohl oder übel selbst auf unsern Ski den noch 2 Kilometer weiten Weg bis zum Hotel bahnen. Nach einer Stunde hatten wir 's geschafft. Ein angefrorener Finger und ein schmerzender Fuss blieben lange bittere Erinnerung, zumal im Hotel ein arges Durcheinander herrschte.

Nach einer Woche Hotelrummel wechselte ich hinauf ins ruhigere « Chalet », einem geräumigen Holzbau, in welchem 50 Personen Platz finden können. Das « Chalet » steht inmitten eines herrlichen Skigebietes. Zwar treibt oft der Wind hier sein arges Spiel, baut heimtückische Wächten auf, hinterlässt Bruchharsch und Windplatten, deckt Eisrippen bloss und füllt Mulden mit 3 bis 4 Meter hohem Pulverschnee. Oft schneit es tagelang, so dass die Schneemassen bis zum 2. Stock des Chalets hinaufreichen. Dann stecken die immergrünen Eukalyptusbäume unterm tiefen Schnee, und nur deren Kronen ragen wie Büsche über die weisse Fläche hinaus.

Die Berge der Kosciuskogruppe erheben ihre breiten, granitenen Kuppen ( man sagt, es seien die ältesten Berge der Erde ) über die weite Landschaft. Sie besitzen an ihren Hängen ein wunderschönes Skigebiet. Überall findet der Skifahrer kleine Schutzhüttchen, die ihm bei Wetterumschlag, im Notfalle oder bei überraschendem Nebel gute Unterkunft bieten. An den Übungshängen des « Chalet » lehrt der Österreicher Ernst Skadarsy seine Skischüler das Geheimnis des « Arlbergstiles ». Mit Skadarsy planten wir den Aufstieg zum Seamanhütte, um darauf den Hauptgipfel des Kosciuskogebirges, den Mt. Townsend ( 2231 Meter ü. M. ), zu erreichen. Im Sommer führt zwar eine Autostrasse hinauf, die im Winter unter tiefen Schneewächten ruht. Im leichten Anstieg erreichten wir die Hütte, als eben der Mond auftauchte und sein Silberlicht über die Landschaft ergoss. Das steinerne Skihaus scheint nicht für grosse Touristenanstürme eingerichtet zu sein, wie sie die Hütten unserer Berge oft erleben müssen. Es ist gut und heimelig eingerichtet, sogar ein Telephon verbindet es mit dem Hotel und dem « Chalet ». Der Aufstieg zum Gipfel ist von der Hütte aus bei guten Verhältnissen einfach. Allein: zur Winterszeit weht hier meistens ein scharfer Gratwind, der den Weg mit Gwächten und Gräben sperrt. So pfiff anlässlich unseres Besuches ein heftiger Orkan mit unheimlicher Wucht um die Hausecken, so dass an einen weiteren Aufstieg nicht zu denken war und wir eine zum Teil recht mühsame und bewegte Talfahrt halten mussten.

Nach einigen Tagen heftigen Schneesturms stiegen wir aber wieder hinauf. Auf dem Grat empfing uns wiederum der schärfste Wind, so dass wir mit gebeugten, vorgestemmten Körpern gegen ihn ankämpfen mussten, auf dem ganzen Weg bis zum 3 Kilometer weil von der Hütte entfernten Gipfel. Eisig drang der Wind durch die Kleider uni die Poren der Haut, obschon am tiefblauen Himmel die Sonne lachte. Auf dem Gipfel hielten wir trotzdem Ausschau und liessen unsere Blicke nach Osten wandern, wo sich friedlich die Hügel- und Steppenlandschaft Neu-Süd-Wales ausbreitete. Im Westen glänzte hie und da aus dem Urwald heraus das silberne Band des Murrays, Australiens grössten Flusses.

Die Abfahrt war höllisch! Aber wir genossen sie trotzdem restlos, denn am andern Tage mussten wir wieder hinunter in das subtropische Klima Sydneys!

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