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Sturm über dem Iztaccihuatl

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Anita Strehlow Astor, Mexiko-City

Eigentlich fing alles ganz harmlos an. Es war wie immer und überall auf der Welt. Die Woche über sass man im Büro und freute sich schon am Montag wieder aufs Wochenende. Statt zur Schreibmaschine flogen meine Blicke sehnsüchtig zum Fenster: Dort thronten sie auf Schlagsahne-wolken, in weisser Unberührtheit, eingetaucht in Sonnenglanz und die grelle Bläue eines grenzenlosen tropischen Himmels: Popocatepetl und Iztaccihuatl, die beiden Vulkane vor den Toren der 14-Millionen-Stadt Mexiko-City, sagenumwobene Wahrzeichen einer grossen Vergangenheit.

« Du, Heidi! » rief ich meiner Schweizer Kollegin, « schau mal, es hat frisch geschneit droben! Juckt's dich nicht auch? » « Und ob 's michjuckt! » lachte sie, « ich darf gar nicht hinschauen !» Unversehens gerieten wir ins Träumen mit dem Resultat, dass wir am kommenden Wochenende unsere Spuren in diesen neuen Schnee prägen mussten.

Da wir uns für hochalpine Abenteuer immer gerne männlicher Obhut anvertrauen, hatten wir nun schnellstens eine solche zu finden. Heidi rief einen Vereinskameraden an, ob er nicht Lust hätte, uns zu begleiten. Ja, Lust hätte er schon, aber keine Zeit. Er empfahl uns seinen Freund Ricardo, Führer und Ausbildner bei einem hiesigen Andenklub. Mit Ricardo, der ausser Lust auch Zeit hatte, machten wir den Iztaccihuatl fürs Wochenende perfekt, Treffpunkt Ciba-Geigy, Samstag 8 Uhr früh.

Mit der üblichen Verspätung und einem hinfälligen VW-Bus kamen sie schliesslich an: Ricardo, unser Führer, und seine Freunde Pedro, Teresita und Roberto. Der fahrbare Untersatz erweckte sofort unser Mitleid; denn er rostete bereits seiner Auflösung entgegen. Beim ersten scharfen Bremser flog die Schiebetür auf die Strasse, und die Sitze rutschten aus ihrer Halterung. In den Polstern hatten zweifellos die Nager gehaust, und rostige Stahlfedern lauerten darauf, uns in die Hosen zu zwicken. Die durchgerosteten Stellen im Boden des Vehikels gewährten nicht nur Aussicht auf die vorbeiflitzenden Schlaglöcher, sondern auch zusätzliche Belüftung von unten her.

Amecameca, malerisches Dorf am Fuss der beiden Vulkane, war Ausgangspunkt für unsere Tour. Zufällig parkten wir vor einem Schaufenster mit Särgen - solchen aus einfachstem Holz und anderen mit Silberbeschlag, Seidenfutter und Samtquasten.

« Suchen wir uns doch gleich einen aus », meinte Roberto grinsend, « man kann ja nie wissen. » Auf dem bunten Samstagsmarkt des Ortes kauften wir Wollhandschuhe, Schals und Mützen, jene Schläuche mit Bommel und Augcn-schhtz, die so schön die Nase wärmen. Auf wackligen Holzbänken tranken wir heissen Atole i, Mais- getränk aus Wasser, Zimt und Rohzucker ), begleitet von dampfenden Tamales ( in Blätter gehüllte Maismasse mit Füllung ).

Dermassen aufgewärmt, gelangten wir rasch zum Paso de Cortes, Scheideweg zwischen Izta und Popò, wobei die Betonung beim Popò aufdem ersten « o » liegt.

Nach rechts windet sich die Strasse durch Nadelwald aufwärts bis zum neuen Berghotel Tla-maedz mit Parkplatz und Abfütterungsanlage, Wochenendparadies für Sitzbergsteiger, die sich hier vor dem Sonntagssteak etwas ergehen und nachher dem Popò zuprosten, um dann am Abend dieses inzwischen müllübersäte Schlachtfeld mit jenem drunten auf der Hauptstrasse Richtung Mexico-City zu vertauschen.

Im Berghotel Tlamacâz, mit befrackten Kellnern und weissgedeckten Tischen, fühlt man sich als Bergsteiger mit seinen Klamotten etwas fehl am Platze. In der alten Hütte dagegen, einige Schritte davon entfernt, knistert ein trauliches Kaminfeuer, man kann die Beine unter den Tisch strecken, den Proviant auspacken und sogar kochen. Das Lager kostet hier ganze 15 Pesos ( etwa 1 Mark ), welche abzuschlafen einem jedoch kaum gegönnt wird. Es geht zu wie aufdem Bahnhof. Während die beiden Ordnungshüter stillvergnügt vor sich hinpennen, ist die Nacht erfüllt von Gerassel, Geschlurfe und Gepolter, Getuschel, Genuschel und Gekicher, Gescharre, Gequietsche und Geschmatze, Gepruste, Geschnarche und Geröchel. gewürzt von Düften zweifelhaftester Herkunft - eine wahre Fundgrube für Gcräusch-und sonstige Forscher.

Manch empfindsamer Schläfer schreit verzweifelt « Silencio, ya calleuse !» ( Ruhe, so seid endlich still !) Aber davon ist abzuraten. Klüger ist, wer sich still in sein Schicksal ergibt, bis der Morgen ihn erlöst.

Die sanitären Anlagen bestehen aus einem Plumsklo, das ständig überschwemmt, sehr finster und ziemlich entfernt ist. Ganz Eilige oder Vorsichtige ziehen deshalb die Umgebung der Hütte vor, und wenn man selbst zu diesen gehört, muss man höllisch aufpassen, keinen Fehltritt zu tun oder gar auszurutschen. Für etwaige Tiefatem-übungen suche man schleunigst das Weite.

Um drei Uhr früh kommt dann der Boss der Gruppe und weckt seine Schäfchen ( als ob das nötig wäre ). Gerädert kriecht man aus seiner Verschalung und fragt sich: Warum nur liegst du nicht in deinem warmen Bett? Alles ist hartgefroren, die Finger klamm, der Kopf schmerzt, die Augen brennen, und im Magen ist dumpfe Leere. Steckt man endlich in seiner Rüstung und hat alles verpackt, fehlt bestimmt die Mütze, der zweite Handschuh oder das Taschentuch. Man packt wieder aus - und hat eine Wut aufsich selbst. Das gesuchte Stück findet sich schön eingerollt im Schlafsack, man atmet auf und packt wieder alles ein. Hat man dies alles vollbracht, sinkt man ermattet zurück und gäbe wer weiss was für ein Schlummerstündchen. Aber dann schreit der Boss: « Vamonos! » ( Aufgehts !) Hat der Kerl einen Schneid, denke ich neidvoll, aber vielleicht tut er auch bloss so.

So stapft man in die eisige Sternennacht hinein, durch knöcheltiefen Lavasand bergan, einen Schritt vorwärts, zweie zurück, dem schwarzen Koloss des Popò entgegen.

Die linke Seite, Richtung Izla, ist bis jetzt noch « unerschlossen ». Ein ausgebeulter Feldweg, der einem den Magen umdreht, führt bis zur Joya, Endstation für alle fahrbaren Untersätze, wenn sie nicht schon vorher streikten. Auch hier stolpert man bei jedem Schritt über Blechdosen, die vor sich hinrosten. Ein Zeitgenosse hat einmal behauptet, man brauche hier keine offizielle Wegmarkierung, alle begehbaren Pfade seien durch menschlichen Unrat bestens gekennzeichnet.

Von der Joya aus beginnt der eigentliche Anstieg auf die Irja, auch Mujer dormida ( die schlafende Frau ) genannt, weil sie beachtliche weibliche Formen aufweist. In der Sage war sie einstmals eine bezaubernde Prinzessin und der Popò ihr Prinz.

Die einzelnen Punkte des Anstiegs heissen z.B. los Pies ( die Fusse ), la Pania ( der Bauch ), el Palio ( der Busen ) und la Cabeza ( der Kopf ). Ihre höchste Erhebung, der Busen, erreicht eine Höhe von etwa 5300 m, die Länge von Kopf bis Fuss rund 5900 m. Diese Daten sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen; unter allen VermessungszilTern der Izto habe ich noch nie zwei übereinstimmende entdeckt.

Fünf Stunden rechneten wir für den Aufstieg zu den Biwaks. Nach zwei Stunden überholten wir eine Vierergruppe, und nach einer weiteren Stunde kamen uns von oben drei Mann entgegen. Wir erkundigten uns nach Wind- und Hüttenverhältnissen und wünschten uns gegenseitig Suerte ( Bergheil !).

Bei der Überquerung eines ausgesetzten Geröllhanges versagten plötzlich Heidis Nerven, Folge jenes Sturzes am Popò, dem sie mit 4 Kameraden wie durch ein Wunder lebend entronnen war. Sie zitterte und weinte, all unser Zureden war umsonst, sie konnte nicht mehr. Mit Proviant und warmer Kleidung trat sie schliesslich den Abstieg zur Joya an. Roberto begleitete sie. Morgen Nachmittag würden wir uns dort wiedersehen.

Der Vorfall war mir nahegegangen, hatte ich doch mit Heidi gehofft, dass sie ihren Schock von damals endlich überwunden habe.

Wir restlichen vier hatten nun Eile; es war spät geworden. Die Täler hüllten sich bereits in tiefe Schatten, nur auf den Gipfeln lag noch das letzte Licht des Tages. Bei Einbruch der Nacht erreichten wir den Igloo. Der Wind, Begleiter des letzten Stück Weges, drang eisig durch die Dachfugen; auch der sonstige Zustand der Hütte war entmutigend. Wir wechselten hinüber zur Refniblica de Chile, dem zweiten Biwak, kleiner zwar, aber besser erhalten. Zwei Mann hatten sich bereits einquartiert, zwei kamen noch nach uns, und wir vier - mit acht Personen sind diese Blechdosen gefüllt. Nachzügler müssen sich auf den Boden bequemen, in Gesellschaft von Unrat und Mäusen.

Die beiden Erstangekommenen lagen grün in ihren Schlafsäcken und stöhnten: Mal de Montana ( Bergkrankheit ). Ihre Kameraden waren weiter aufgestiegen, hatten sie hier zurückgelassen.

Viele tausend Lichter aus den umliegenden Pueblos leuchteten zu uns herauf; in der Ferne das unermessliche Lichtermeer von México-City unter seiner schwellenden Dunstglocke. In klaren Sternennächten lässt einem dieser irdische und himmlische Lichtzauber Zeit und Raum vergessen. Heute jedoch fauchte ein beissender Wind um die Hütte, und kein Stern liess sich sehen. Drinnen war es gemütlich warm. Ein dicker Brocken Käse schmolz im Topf und füllte die kleine Behausung mit würzigem Duft. Unser Hüttenfon-due erweckte sogar die beiden Grünen wieder zum Leben.

Gegen Morgen drang die Kälte schneidend durch meine Umhüllung. Ich versuchte mir die kuschelige Wärme eines neuen Daunenschlafsak-kes vorzustellen, den ich mir vom nächsten Heimaturlaub bestimmt mitbringen würde. Drunten piepste und raschelte es aufgeregt - ob die Nager gerade mein Schinkenbrot entdeckt hatten? Wütend prallte der Sturm gegen die Wände - es ächzte und stöhnte in allen Fugen - die lose Pappe vor dem Fensterloch knatterte wie ein Maschinengewehr, und die Kälte fauchte in wilden Stossen herein. Ich lag da und wartete - die anderen schnarchten ungerührt.Tastend griff ich nach der Lampe und leuchtete an die bekritzelte Decke über mir. Carlos + Maria stand da mit blauer Farbe, von einem roten Herz umrahmt, das ein dicker Pfeil durchbohrte. Wo waren sie alle, die sich hier verewigt hatten?

Gegen 8 Uhr früh legte sich der Sturm; wir stiegen auf, vorbei an der Gedenktafel für die i i Schüler, die hier mit ihrem Lehrer im Schneesturm erfroren sind. Zwei von ihnen fand man wenige Meter neben dem rettenden Biwak.

Vor dem Einstieg in die Panza seilten wir uns an - im Nebel. Eine Gruppe Amerikaner machte ein Photo von uns. Wie konnten wir ahnen, dass es fast unser letztes geworden wäre. Dann kehrten sie eiligst um. Wären wir doch ihrem Beispiel gefolgt!

Wir aber folgten unserem Führer hinein in jene berüchtigte uferlose Eiswüste, die schon manchen auf dem Gewissen hat. Die Kameraden vorn am Seil - verschwommene Schemen. Wilde Böen stiessen uns voran. Für Sekunden war die Sicht frei, dann wieder schoben sich die grauen Schwaden ineinander, saugten sich an uns fest, klebrig und zäh wie die Fangarme eines Polypen.

Endlich war die Panza überwunden. Vor uns lag die letzte Etappe: el Pecho. Wir dampften vor Anstrengung; jeder Schritt vorwärts ein Ringen mit sich selbst. Dort lockte das Ziel -zum Greifen nahe, doch jetzt so unerreichbar fern.

Mit aller Kraft stemmten wir uns gegen die Wucht des Orkans, taumelten, stürzten - zu beiden Seiten klaffender Abgrund.

« Zurück, zurück !» schrie Ricardo endlich.

Zurück durch die nebelverseuchte Panza? Mir graute. Aber ein Vorwärts war Wahnsinn. Meine Uhr zeigte Mittag. Drunten sass man bei Wein und Braten, hier oben in einer ausweglosen Milchsuppe.

Eishagel trommelte auf unsere Helme, verklebte die Schneebrille - halbblind stolperten wir zurück, wilde Funken stoben aus Pickel und Steigeisen - das Atmen, eine Qual!

Schwarz und bodenlos klaffte eine Spalte vor uns. Umkehren! Die Handschuhe - stocksteif gefroren, Finger und Zehen ohne Gefühl, der ganze Körper bedeckt mit Eiszotteln.

Da - ein gähnendes Nebelloch! Wieder zurück.

Und weiter, immer weiter. Und am Ende wieder nichts als trostlose Leere. Wieder umkehren. Wie lange noch? Wie oft noch zurück?

Ich war völlig ernüchtert, klein und elend. Schauer durchrannen mich und Angst — ich begann zu beten, wie ich noch nie zuvor gebetet hatte, zu jenem Herrgott hinter dem Nebel.

Wo war die Sonne, das Leben, die Welt - der wir gestern lachend entflohen?

Da - die Felsen, die drei Felsen! Mit einem Schlag war ich hellwach. Deutlich schoben sie sich aus dem Nebel. Dort hatten wir beim Aufstieg gerastet. « Wie lustig », hatte ich noch zu Pedro gesagt, das sind die Backenzähne vom Yeti !» « Pedro, Pedro! » schrie ich, « die drei Felsen, siehst Du sie? Acuérdate - so erinnere Dich doch !» Er nickte langsam und winkte Ricardo herbei. « Dort bei den drei Felsen, dort müssen wir absteigen! » Doch Ricardo schüttelte den Kopf, wies in die entgegengesetzte Richtung, weiter hinein in das weisse Inferno. Hatte er den Verstand verloren?

« No, yo me quedo aqui! » ( Nein, ich bleibe hier !) rief ich ihm nach.

« Quién es el guia, tu o yo? » ( Wer ist der Führer, Du oder ich ?) fuhr er mich zornig an. Hilfesu-chend sah ich zu Pedro.

« Ricardo ist der Führer, wir müssen ihm folgen », sagte Pedro achselzuckend.

Mir sträubten sich die Haare. Konnte nicht auch ein Führer sich irren? Noch einmal versuchte ich, Ricardo zu überzeugen, händeringend - ich bettelte, ich flehte - da endlich ging er hinüber zu den drei Felsen - schaute sich um - bange Minuten verstrichen - dann winkte er uns, ihm zu folgen. Wenig später fanden wir die Trittspur, die wir seit Stunden verzweifelt gesucht hatten. Heisse Freude und Dankbarkeit löschten jedes andere Gefühl in mir. Bald kamen wir zu jener Stelle, wo die Amerikaner umgekehrt waren. Von hier aus fehlt noch eine gute Stunde zum Biwak. Der Abstieg war total vereist, jeder Schritt eine Überwindung. Es begann zu dämmern, nur die Nähe der Hütte gab uns noch Kraft. Dann plötzlich war die Welt zuende - senkrecht fielen die Wände ins Nichts. Unser Führer zuckte die Schultern, sah sich um - ratlos. Umkehren! winkte er müde. Doch da war niemand, der ihm folgte. Pedro hockte da, mit gesenktem Kopf, bewegungslos. Teresa lag zusammengesunken im Schnee und weinte. Auch mir war zum Heulen -nun hatten wir zum zweiten Male den Pfad verloren, so nahe bei der Hütte. « Voy a buscar el camino — regreso en una hora! » ( Ich gehe den Weg suchen, bin in einer Stunde zurück ). Mit diesen Worten verschwand Ricardo wie ein Spuk im Nebel.

Das Chaos um uns verdichtete sich. Die Kälte lähmte die Glieder, jeden klaren Gedanken. Schaurige Verlassenheit ringsum. War dies das Ende?

« Wieder vier Opfer am Iztaccihuatl » würde der Excelsior in Schlagzeilen verkünden. Man würde den Kopf schütteln und sich mit behaglichem Schauder in diese neue Gruselgeschichte vertiefen. Vier mehr oder weniger - die Welt nahm so oder so ihren Lauf.

Dann überwältigte mich der Gedanke an saftige Röstkartoffeln mit Speck und Zwiebeln - ein heisses Bad — ein weiches Bett. Wie selbstverständlich war dies alles bisher, wie wenig war man sich dieses satten, köstlichen Lebens bewusst?

Schlüsselblumenwiesen traten vor mein Auge, die moosgrünen Tiefen der heimatlichen Wälder, der Geruch frischen Heus; reife Kornfelder, über die der Sommerwind streicht. Jene Nachtfahrt auf dem sturmzerzausten Titicaca-See zog an mir vorbei, der holprige Kamelritt im Land der Blauen Männer, die überwachsenen Maya-Tem-pel im dampfenden Dschungel von Yachilân, die Vampire im unterirdischen Fluss von San Jeronimo, die über reissenden Wassern zu Tausenden am Fels kleben - und ich dachte an meine Mutter auf der Ranch draussen, an all meine geliebten Tiere — unsagbares Weh bäumte sich in mir auf—und im gleichen Moment wusste ich, dass wir hier herauskommen mussten - lebend!

Es war Nacht geworden, das Wetter tobte unverändert. Pedro und Teresa hatten sich hinter einen Felsen gekauert - zwei kleine Hügel - bald würden sie zugeweht sein, für immer.

Bleierne Müdigkeit zog mich abwärts, zu den beiden. Dicht drängten wir uns zusammen. Verlassen von allen - auch von jenem Gott hinter dem Nebel?

Nach Ewigkeiten hörten wir ein Rufen - eine Gestalt tauchte aus der Nacht: Ricardo! Er hatte den Weg gefunden. In diesem Augenblick erschien er mir wie ein Engel, vom Himmel gesandt. Wir folgten ihm, unendlich langsam, als zweifelten wir noch immer. Die Umrisse der Hütte dort - eine Täuschung der Sinne? Erst als der Boden unter uns knarrte, kam die Erlösung: Gerettet! Könnt Ihr Euch vorstellen, liebe Freunde, was dies heisst? Das Fenster war zerstört, die Hüttentür weggerissen, Schnee und Eis türmten sich bis zur Mitte des Raumes, nur das Dach hatte standgehalten.

Wir kochten Tee, jenen duftenden Pfefferminztee, den mir liebe Freunde zu Weihnachten geschickt hatten. Was dieser Tee jetzt für uns bedeutete!

Die folgende Nacht im Biwak Esperanza Lopez Makos war unsere kälteste, aber auch glücklichste Nacht - Start in ein neugeschenktes Leben!

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