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Über Ortsnamen des Taminagebietes

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Historische, geographische und etymologische Untersuchungen und Folgerungen 1 ),

dargestellt von F. W. Sprecher ( Sektionen Piz Sol und St. Gallen ).

Illustration nach Aufnahmen des Verfassers.

Der Mensch ist ein Kind des Tales, der Tiefe; denn dort ist auch die Pflanzen- und Tierwelt zu Hause, die ihm seine Nahrung liefert. Diesen wandte sich von jeher in erster Linie das Interesse der Bergbewohner, die bis in die neuere Zeit fast durchweg Bauern waren, zu. Damit erhalten auch die Verbreitungsbezirke der Vegetation und der davon abhängigen Tierwelt, die menschlichen Siedelungen, die Fluren des Tales, die Wälder und Weiden, Bäche, Tobel und Lawinenzüge, Grate und „ Böden " innerhalb der Vegetationsgrenze die ersten Namen, die in unserer Gegend fast durchweg romanisch lauten. Hand in Hand mit dem Verkehre ging auch die Benennung der Pässe. Um die Gletscher und Firnen, Grate und Bergzacken der höheren Regionen kümmerte man sich nur selten; hauptsächlich dann, 1 ) Die vorliegende Arbeit ist veranlaßt worden:

1. Durch die Notwendigkeit, für den in Erstellung begriffenen Klubführer durch Graubünden die vorhandenen Ortsbezeichnungen unserer Karten einer gründlichen Revision zu unterwerfen und Fehlendes im Interesse einer zuverlässigen und einläßlichen Orts- und Tourenbeschreibung durch passende Namen zu ergänzen.

2. Durch die seinerzeit von W. A. B. Coolidge in seinem „ The range of the Tödi " aufgestellten Neubenennungen, sowie durch seine im Jahrbuch XXXII des S.A.C., p. 367 u. ff., erschienenen „ Berichtigungen ", die teilweise auch an den Verfasser der vorliegenden Arbeit gerichtet sind.

3. Durch die in Aussicht stehende Herausgabe des topogr. Atlas im vergrößerten Maßstabe, welche ebenfalls eine Revision der darin befindlichen Ortsbenennungen, sowie eine Vermehrung der Gebirgsnamen überhaupt als wünschenswert erscheinen läßt.

wenn dieselben die „ March " einer Alp oder einer Bergwiese bildeten oder sich sonst in besonders auffälliger Weise, z.B. durch besondere Lage, Form, Farbe, Belichtung, aufdrängten. Ja, als „ Berg " bezeichneten die Älpler von jeher in erster Linie ihre Bergwiesen oder Maiensäße, dann auch einzelne Alpen, weil man fast überall zu ihnen hinaufsteigen mußte. So geht heute noch derjenige „ z'Berg ", der im Frühling, Sommer oder Herbst allein oder mit seinem Vieh zu seinem „ Berg " hinaufzieht. „ Wir fahren zu Berge, wir kommen wieder, wenn der Kuckuck ruft, wenn erwachen die Lieder ", sagt schön der Hirt in Schillers Wilhelm Tell. Er geht „ ga birga " ( spr. pirga ), wenn er Birgheu ( d.h. Wildheu ) sammeln geht; „ är het a Birg ( Pirg ) agnu ( angenommen ) ", wenn er eine Wildheuwiese gepachtet hat. Als Wiesen oder Alpweiden am Berge oder auf dem Berge sind heute noch unsere St. Margrethenberg, Strilserberg, Valenserberg, Bläser-, Ragoler- und Bachberg, Vättnerberg, Gelbe Berg, Brintlisberg, Augstenberg, Taminserberg etc. zu verstehen. Oft wurden die Namen dieser sog. „ Berge " auf den darüber emporragenden Gipfel oder Gletscher übertragen. Leider hat noch keiner eine Geschichte der Jagd in unsern Bergen geschrieben; sonst würde man ohne Zweifel daraus ersehen, daß mit der fortschreitenden Verbesserung der Jagdwaffen die Jagd und damit das Interesse des Menschen auch für unsere höchsten Grate und Gipfel zugenommen hat und die Namengebung bei denselben fortgeschritten ist. So tauchte mit wenigen Ausnahmen erst im Laufe der letzten Jahrhunderte in den einst namenlosen, einsamen Firn- und Felsenregionen ein Name nach dem andern auf; aber glücklicherweise noch, ohne in Steinmännchen und Blechbüchsen „ verewigt " zu werden. Dabei dürfen wir nicht vergessen, daß unsere früheren Alpenbewohner, besonders unsere „ freien Walser ", entweder gar nicht oder nur sehr selten schrieben und es alsdann mit der Rechtschreibekunst auch nicht genau nahmen. Die mangelhafte Orthographie war gelegentlich sogar bei den Kanzleien des Klosters Pfäfers und der Vogteien zu Sargans und Freudenberg zu Hause, welche noch mehr oder weniger Bildung besaßen. So wurde z.B. der Name für das Dorf Vättis vom „ Vetins " des Jahres 1220 an bis heute auf mehr als 15 verschiedene Arten geschrieben! Dasselbe gilt für unsere alten Namen Tamina, Galfeisen, Tersol, Sardona u.a. Diese Orthographie der alten „ Schreiber " glaubte schon Salis ( Lit. 23, p. 235 ) verbessern zu müssen. So ist es sehr wahrscheinlich, daß selbst die ersten heute noch auffindbaren schriftlichen Benennungen vielfach unkorrekt ( d.h. nicht in der ursprünglichen Bedeutung und Aussprache ) oder falsch geschrieben wurden. Dazu kamen dann oft noch die sogenannten Verbesserungen vieler Schriftsteller und Herausgeber, welche die alten Urtexte und Wortformen nach dem jeweilen üblichen Geschmacke noch mehr entstellten. Hierfür gibt unser im übrigen sehr zuverlässige und gründliche Salis selbst ein Beispiel, indem er bei der orthographischen „ Verbesserung " im Texte der oben angegebenen Urkunde vom Jahre 1461 den damals üblichen Namen „ Galfeisen " in „ Calveisen " verbesserte! Später kamen unsere Kartographen und Verdeutscher, welche an den armen ehrwürdigen Namen noch weiter herumdokterten!

Neben den überlieferten Namen mochten im Volke viele alpine Berg- und Flurnamen bestanden haben, die nie zur Aufzeichnung kamen und vergessen wurden, wie das heute noch bei manchen Namen von Gebräuchen und Gegenständen geschieht. Insbesondere zur Zeit der „ freien Walser " des Galfeisentales und nach dem Zurückgehen der romanischen Sprache in Vättis sind viele ehemalige romanische Namen beider Talschaften vergessen und dafür andere eingesetzt worden, ohne daß die ersteren auf unsere Zeiten überliefert wurden. Der Wechsel eines ganzen Volkes, eines Eigentümers, ja der bloße Wechsel der Alphirten trug das seine zum Vergessen alter und Entstehen neuer Namen bei. So finden wir noch in verhältnismäßig späten Urkunden aus dem Galfeisentale ( Lit. 5 ), z.B. vom Jahre 1539 und 1550, verschiedene Flur- und Alpnamen, die seit Menschengedenken nicht mehr im Gebrauche stehen, und zum Teil nur sehr mühsam, zum Teil gar nicht mehr identifiziert werden können. Wie sehr sich erst bei bloßer mündlicher Überlieferung die Aussprache von Namen ändert, kann ein aufmerksamer Beobachter heutzutage noch von Ort zu Ort, von Geschlecht zu Geschlecht, ja selbst von Person zu Person beobachten. So wird es uns nie möglich werden, alle ehemals bestandenen Berg- und Flurnamen aufzufinden und in allen Fällen den Ursprung oder gar die richtige Deutung der uns überlieferten Namen festzustellen.

Die folgenden Zeilen haben die Aufgabe, die wichtigsten heute noch vorhandenen, schriftlich oder mündlich überlieferten Namen des Taminagebietes einem weiteren Kreise mitzuteilen, deren Schreibweise, wie sie uns bei den gegebenen Verhältnissen am passendsten erscheint, festzustellen und, soweit es die heutige Zeit erheischt, passende Neubenennungen vorzuschlagen. Dabei leiten uns neben den etymologischen auch historische, geographische und in einzelnen Fällen speziell geologische Rücksichten. Zudem dürfen wir nicht vergessen, daß die Schriftsprache von der Volkssprache eines Gebietes jeweilen bald mehr, bald weniger stark abweicht, daß z.B. in unserer Gegend das „ K " und „ C " vor Konsonanten gewöhnlich als „ Ch " und vor Vokalen als „ G " oder Ch, die Endsilbe „ en " als „ a " und in einzelnen Fällen als „ i ", das „ o " als „ u " oder „ ou ", das „ a " als „ ou ", das „ on " als „ u " usw. ausgesprochen wird und diese Aussprache häufig auch in den Urkunden zu treffen ist. Wenn ein ( Substantiv ) Name offensichtlich deutscher Abstammung ist, empfehlen wir auch die schriftdeutsche Schreibweise, obwohl für den Verkehr mit den Anwohnern auch deren Sprechweise zu empfehlen ist; andernfalls läuft man Gefahr, nicht verstanden oder gelegentlich belächelt zu werden. Wo aber der Ursprung eines Namens zweifelhaft ist, wie das bei den meisten Namen nicht deutschen Ursprunges der Fall ist, möchten wir die heute unter den Anwohnern übliche Aussprache auch für die Schrift empfehlen ( vgl. Lit. 91 ), zumal dann, wenn sie sich mit den Aufzeichnungen in den Urkunden mehr oder weniger deckt. Denn solange für die Namengebung keine gesetzlichen Normen bestehen, haben nach unserer Ansicht auch die jetzt lebenden Anwohner eines Berges, so gut wie ihre Vorfahren, das Recht, die privat oder politisch ihnen gehörende Örtlichkeit, beziehungsweise den Berg zu benennen, wie es ihnen beliebt. Wenn wir aber, soweit es aus historischen, sprachlichen, topographischen oder ästhetischen Gründen angeht, an bestimmten überlieferten und volkstümlichen Namen festhalten und damit eine gewisse Stetigkeit in den Ortsbezeichnungen auch den kommenden Generationen empfehlen, so geschieht das aus Pietät gegenüber unsern Altvordern, die den harten Daseinskampf in unsern Bergen begonnen und jahrhundertelang durchgekämpft haben, im Interesse des Heimatschutzes, der uns die ererbten Namen als historische Denkmäler erhalten lehrt, und endlich im Interesse der Klarheit und Ordnung in unserer Literatur und im vielverschlungenen Verkehrsleben der heutigen und der kommenden Zeit.

Um die Armut unserer Literatur an Bergnamen zu kennzeichnen, wollen wir für die ältesten Namen die historische Aufeinanderfolge sprechen lassen, um dann die erst in neuerer Zeit häufiger auftretenden Bergnamen der einzelnen Gebiete, soweit sie hier besprochen werden, zusammenzufassen. Bei den Vorschlägen von Neubenennungen haben wir uns an die von J. Coaz ( Lit. 46 ) 1865 aufgestellten Grundsätze über Benennung von Bergen, Bergspitzen und Pässen gehalten. Besonders möchten wir Coaz unterstützen, wenn er ( p. 477, a.a.O. ) schreibt: „ Weit entfernt, solche Namen ( d.h. bildlich angewandte Namen, wie Silberhorn, Monte Rosa ) auszuschließen, würde ich dieselben mit in erste Linie stellen und selbst der Sagenwelt Zutritt gestatten. Dagegen kann ich mich mit der Übertragung von Personennamen auf Bergspitzen im allgemeinen nicht befreunden. Es ist nach meiner Ansicht eine Anmaßung unserer Generation, Gebirge, die Hunderttausende von Jahren älter sind als wir, und uns um ebenso viele Jahre überleben werden, mit unserem flüchtigen Leben in unzertrennliche Verbindung bringen zu wollen. Hüten wir uns vor einer Manie, wie solche in der Naturgeschichte und namentlich bei der Benennung von Pflanzen eingerissen ist Unsere Alpen möchte ich vor solchem Mißbrauch gewahrt wissen. Ausgezeichnete Schweizer, die sich um das Vaterland Verdienste erworben, die leben wärmer im Herzen des Volkes fort, zu dessen Wohlergehen sie beigetragen, als auf den hohen, kahlen Olympen. "

In seiner gegen das Kloster Pfävers gerichteten, auf zahlreiche Urkunden gestutzten Prozeßschrift ( dem sog. Curtibuche ) vom Jahre 1831 ( Lit. 28, p. 10 ) schreibt Ferdinand Curti: „ Der Calanda trägt seinen Namen über ein Jahrtausend. Ebenso die Tamina, der Gungels, Vättis selbst mit seinen umliegenden Wiesen, Allmeinden, Alpen. " Auch Götzinger und Schlatter ( Lit. 69 u. 89 ) halten die Namen Calanda und Tamina für sehr alt. Die ältesten urkundlichen ( Lit. 4 u. 1 ) Formen lauten aber alle auf G al an da. Später ( Lit. 10, 12, 13, 20, 23, 24, 25, 26, 28, 29, 30, 32, 33, 35, 36, 40 ) wechseln die Formen Galanden, Calanda, Galand, Galanda und Kalanda miteinander ab, wobei aber die Bezeichnung Galanda bis gegen das Jahr 1850 noch vorwiegt. Sand-Franck schreibt 1861 ( Lit. 40 ) noch Galanda. Da diese Bezeichnung auch der von jeher bis heute unter den Anwohnern üblichen Aussprache entspricht, liegt unseres Erachtens kein genügender Grund vor, diese alte Schreibweise durch die neuere „ Calanda " zu ersetzen.

Tamina erscheint urkundlich A. 1050 zuerst als Tuminga ( Lit. 89, p. 33 ), 1405 als Tumin, 1414 Tyminnen, 1448 Tamine, 1461 Dumin, dann weiter als Taminge, Camingenbach, Camingfluß, Taminna, Caminga, Tamin etc. ( Lit. 4, 6, 8, 10, 11,, 12, 13, 24 etc. ), aus welchen Variationen dann bei Gruner das in der Folge bis heute fast ausschließlich geschriebene und gesprochene " Tamina " entstand. Einzig in Vättis ist bis heute der Name „ der grauß Bach " ( der große Bach ) im Gegensatz zum " Müllbach " ( Mühlebach oder Görbsbach ) häufiger im Gebrauch.

Der Name Gungels ist als Bezeichnung des schon den Römern bekannt gewesenen Passes jedenfalls auch sehr alt. Nach Wäber und den von uns angeführten Quellen ( Lit. 87, 10, 13, 15, 18, 22, 23, 24, 26, 29 etc. ) erscheint er erst A. 1309, dann 1479, 1495 als Gunguls; weiter als Gunkels, Gungels, Gongelius mons, Gungelsberg. Seit 1760 tritt die Bezeichnung Kunkels immer häufiger auf. Die mündliche Überlieferung der Anwohner aber kennt kein „ K " dieses Wortes, sondern nur ein Gunggels, wobei der Akzent auf dem ( langen ) „ u " liegt. Wo aber Urtext und mündliche Überlieferung derart übereinstimmen wie hier, sollte nicht dies rauhere und auf alle Fälle nur von „ Fremden " gesprochene „ Kunkels " festgehalten werden.

Yättis ist im Pfäverser Brief von 1050 ( Lit. 28 ) schon als Villa erwähnt. Im Jahre 1220 ( Lit. 1 ) tritt es als „ Vetins " auf. Daraus wird in der Folge ein Vettens, Vettes, Vettis, Fettis etc. ( Lit. 23, 1, 2, 13, 20, 24 ), und schließlich die seit ungefähr 100 Jahren gebräuchliche Bezeichnung Vättis, die auch im mündlichen Verkehr üblich ist.

1346 Sardon und Sardan, aus welchen das offenbar von den Kanzleien verdeutschte Sardanen ( 1398-1414 ) ( Lit. 1 ) und Sardonen ( 1426 ) ( Lit. 1 u. 4 ) entstand. Daneben weisen viele Urkunden, z.B. die Alpordnung von 1477, der Lehenbrief von 1488, der Gamserbrief von 1539 ( Lit. 5 ), die Urkunden über die Grenzen der Herrschaft Reichenau ( Lit. 23, p. 234 ) und andere, den ohne Zweifel im Volksmunde schon längst üblichen Namen Sardona, bezw. Sarduna auf. Denn seit jeher lautet die Aussprache der Anwohner und Hirten auf Sarduna, wobei das erste „ a "

kurz ist und das „ u " in üblicher Weise 1 ) an Stelle des „ o " tritt. Ebenso wird die Endsilbe „ en " bei Sardonen und den meisten auf „ en " endigenden Substantiva und Adjektiva als „ a " ausgesprochen. So spricht unser Volk Sarduna, schreibt aber, dem ursprünglichen Wortstamm entsprechend, Sardóna.

1346 erscheint der Name Kalueys ( Lit. 1 ). Das „ K " kommt aber jedenfalls nur in der Schrift vor; denn das Wort wird in den folgenden Urkunden bis gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts mit „ G ", zwischenhinein sporadisch und dann später bis in die neueste Zeit häufiger mit „ C " geschrieben, unter den Anwohnern aber seit jeher immer mit „ G " ausgesprochen. 1379 Calueiß ( Lit, 1 ), 1385 Galues ( Lit. 3 ), 1414 Galfeissen ( Lit. 1 ), 1426 Gallfeißen ( Lit. 3 ), dann weiter: Galfeyssen, Galu-eisen; Salis ( a. a. O. ) „ verbessert " das Wort zu Calveisen; offenbar nach dem Beispiel von J. J. Scheuchzer ( Lit. 13 ), der das „ C " und „ V " in seinem „ Calveissen-berg " und „ Calveisen " wieder auftauchen läßt, während Guler ( Lit. 8 ) und Sererhard ( Lit. 14 ) gar „ Calfreysen " und „ Callfreisa " schreiben. Bei Ebel ( Lit. 24 ) sehen wir ein „ Kalfeusertal ", das später in Rechnungsbüchern des Kirchenfonds St. Martin und in der Literatur wieder in verschiedenen Variationen auftritt, wobei das „ f " mit „ v ", das „ eu " mit „ ei " und „ ey ", das „ er " mit „ en " usw. in buntem Durcheinander wechselt. Alle diese unzähligen Abarten lassen sich je nach der persönlichen Auffassung der Sprechenden und Hörenden aus dem seit alters her ausgesprochenen „ G a l f ei s a " ( Schriftdeutsch Galfeisen ) der Anwohner als Grundform erklären, wobei das „ f " ursprünglich ein „ v " gewesen sein mag, während das „ a " der Endsilbe dem verdeutschten „ en " entspricht. Um Verwechslungen mit „ w " in der Aussprache zu verhüten, sollte das „ v ", auch wenn es ursprünglich vielleichtberechtigt war, heute doch als „ f " geschrieben werden. Die überwiegende Mehrzahl der Urkunden ( Lit. 1 u. 5 ), sowie die überlieferte und ortsübliche Aussprache reden dafür. „ I gu in Galfeisain Galfeisa het 's schu orli GrasGalfeisni hind no nit ihi gstellt " und so weiter können wir seit jeher hören. Die Bezeichnung Calveis, wie sie in neuester Zeit da und dort ( Lit. 89, p. 32 ) auftaucht, setzt voraus, daß das zuerst und nur einmal geschriebene „ Kalueys " richtig sei; sie nimmt aber keine Rücksicht auf die später aufgezeichneten Wortformen und die heute noch geltende mündliche Überlieferung und ist daher abzulehnen.

1 ) Vgl. die folgenden Erläuterungen über Bizilon, Maton etc.

1368 Trusseil ( Lit. 80 ), 1379 Trussal ( Lit. 1 ), 1426 Tharsol ( Lit. 4 und weiter Lit. 2, 23, 29, 33, 62, 69, 71 etc. ), 1483 Tarsoll, 1515 Darsal, 1562 Tarsol, weiter Darsol, der Sol, Alp Sol, Terrsol, Tersol. Als Grundform aller dieser Wortbildungen kann das heute noch ausgesprochene Trsol gelten, wobei als schwacher Bindelaut zwischen „ T " und „ r " ( notabene ein r !) bald ein „ a ", bald ein „ e " gehört werden kann. „ I ha Ziköa ( Zeitkühe ) in T(e)rsol. " „ T(e)rsol ischt a kei schüni Alp " usw. Je nach der persönlichen Sprechweise des einen und der Auffassung des andern kann man zu derselben Zeit und bei demselben Geschlechte bald die eine, bald die andere der angegebenen Wortformen vernehmen. Ein Vergleich verschiedener Redensarten läßt uns da am ehesten das Richtige finden. Nach unserem Gefühle entspricht die Bezeichnung Tersol ( von terra-sola = einsame Gegend ) mit „ T ", einem „ r ", kurzem „ e " und langbetontem ,o " der überlieferten und heute noch üblichen Aussprache des Wortes am besten.

1385 Fusuns ( Lit. 1 ), Fusüns, Fusün; letztere beiden Namen im gleichen Lehenbriefe ( Lit. 3 ), Salis ( Lit. 23 ) selbst schreibt Fasün. Im Pfäverser Urbar 1781 sehen wir erstmals „ Vasön ". In allen diesen Formen liegt der Akzent auf der letzten Silbe. Bei Egger ( Lit. 2 ) kommt der Name häufig, aber leider nur in verdeutschten ( d.h. modernisierten ) Auszügen aus den Urkunden als „ Vasön " vor. Dasselbe sehen wir in den Kommentaren von Wegelin ( Lit. 1dann bei unsern neueren Karten und Schriftstellern. Orts u n kundige sprechen das Wort als Wasön ( mit Akzent bald auf „ a ", bald auf „ ö " ) aus, während unsere Einheimischen seit jeher „ Fastün " und „ Fasünner " ( letzteres für die Bewohner ) und mit Akzent auf „ ü " aussprechen, wie Salis richtig angibt, und was auch für die Schriftsprache nachdrücklich empfohlen werden muß.

1394 Pitzwilon ( Lit. 1, 4, 59 ), 1426 Bizilonenkopf ( Lit. 1, 4, 59 ), 1483 Bitzelon-kopf ( Lit. 1, 4, 59 ), 1492 die kleine Bitzenlon und die große Bytzenlon ( Lit. 1, 4, 59 ), Pizilon oder die zwei Brüder ( nördlichster Strilserberg ) bei Salis. Dieser Name bestand zuerst für zwei Liegenschaften auf dem St. Margrethenberg, und ist dann auf die beiden bekannten eng verbundenen Felsköpfe darüber übergegangen, die heute noch unter den Anwohnern Pizilu oder Bizilu genannt werden. Berücksichtigen wir, daß in unserer Gegend das „ u " in Endungen und teilweise auch in Zwischensilben fast überall das „ on " vertritt, dann dürfen wir die Endung „ on " auch für die Schriftsprache gelten lassen und demnach den alten Formen entsprechend auch mit Salis Pizilon oder mit Wegelin Bizilon schreiben. Alle anderen Wortformen, wie Piz alun, Pizzalun, Piz Lun, Piz a Lun, Pizalun, Pizlu ( Lit. 23, 25, 33, 38, 47, 51 ) entspringen nach unserer Ansicht nur verschiedenen Auffassungen dieser gleichen ursprünglichen Grundform, deren bisherige etymologische Erklärung ( Lit. 69 ) uns leider nicht befriedigt.

1426 bringt uns anläßlich einer Grenzberichtigung ( Lit. 4 ) für die Herrschaft Pfävers neben bereits bekannten noch folgende Namen:

a ) Grauner Horn; diese werden 1483 als graue Hornen ( Lit. 4 ), dann ( Lit. 13 ) graue Horen und Grauehoren und 1692 in moderner Verdeutschung ( Lit. 24 ) Graue Hörner bezeichnet. Die Literatur kennt bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts keine besonderen Namen für einzelne dieser Hörner, offenbar, weil auch keines dieser Hörner durch Höhe, Lage oder Gestalt besonders hervortritt. So soll noch Arn. Escher von der Linth ( Lit. 62, p. 46 ) die höchste Spitze, unsern heutigen Piz Sol, nur unter dem Namen Grauhorn gekannt haben. Auch unsere Jäger kannten und redeten bis in die neueste Zeit nur von den „ graua Hourä ", bis sich dann die Namen unserer Karten besser einbürgerten.

b ) Tristell, 1483 Tristol ( Lit. 4 u. 59 ), 1692 Tristel ( Lit. 4 u. 59 ) stammt nach Schlatter ( Lit. 80 ) von Tristen ( das sind im Prättigau kegelförmige Heuhaufen, im Taminatale heutzutage „ Schocha " genannt ) ab und paßt in dieser Bedeutung auf den „ Tristelstock " der Zieglerschen Karte ( ca. 2400 m ), der unter den Anwohnern heute kurz ,,Stogg " ( Stock ) genannt wird. Von diesem Tristel ist dann der Name auf den darunter liegenden Alpstafel ( den heutigen Obersäß der Alp Schräa ) und das höchste Horn mit seinem Grat übergegangen. Die Auffassung von Coolidge ( Lit. 71, p. 154 ), als sei mit dem Namen Tristell und Tristol ursprünglich unsere jetzige Ringelspitze gemeint gewesen, ist nach der Darstellung der Grenzberichtigung von 1692 ( Lit. 4 ), den Grenzangaben ( zwischen Sardona und hinterer Ebene ) im Pfäverser Urbar von 1782, sowie aus topographischen Gründen, die aus jeder Karte ersichtlich sind, abzulehnen.

cRemotzen, Remoten bei Curti ( Lit. 28 ), Ramotzen und Ramozen, auf der Zieglerschen Karte Ramoze, auf dem topogr. Atlas Ramuz als Bezeichnung der Alp östlich der Orgeln. Im Taminatale wird von alters her R(a)mozen gesprochen, wobei als Bindelaut zwischen „ R " und „ m " ein kurzer, schwacher Laut, der bald als „ a ", bald als „ e " aufgefaßt werden kann, eingeschoben erscheint ( ähnlich wie im Wort S(a)rdona, T(e)rsol, G(a)lfeisa etc. Manchmal tönt das Wort auch als Armoza oder Ermoza, wobei der Hauptton auf dem „ o " liegt. Es scheint uns, daß das gesprochene Ramoza, wie das geschriebene Ramozen ( mit verdeutschter Endung ) denselben Gesetzen folgt, die wir bei „ Tersol, Sardona und Galfeisa " dargestellt haben. Irrtümlicherweise ist auf der Zieglerschen Karte und in einzelnen Schilderungen die Benennung Ramoza auf unsern alten Simel geschrieben, im topogr. Atlas aber richtigerweise wieder fallen gelassen worden. Erwähnt und abgelehnt seien noch das vereinzelt auftretende Rumuz ( Lit. 29 ) und Ramosch ( Lit. 47 ). Möglicherweise sind unter Rumuz unsere heutigen Orgeln gemeint. Belege haben wir aber keine dafür.

d ) Matona Kopf, 1483 Maton ( Lit. 4 ), 1692 Maton-Kopff ( Lit. 4 ), 1838 Madon ( Lit. 29 ), Mathon und Maton; als Bezeichnung der Alp oberhalb St. Margrethenberg. Ausgesprochen wird in der Umgegend und bei den Besitzern Matu ( letztere schreiben Matou ). Die Endung des Wortes aber entspricht derjenigen von Pizilu; das „ u " demjenigen in „ Sardonaweshalb wir mit gutem Rechte auch heute noch Mathon oder Maton ( mit Akzent auf der letzten Silbe ) schreiben dürfen.

1433 Galt Vieh alp ( Lit. 2 ), als Galtviehalp der Gemeinden Ragaz, Valens und Vättis, ohne weitere Namensbezeichnung. Daraus entstand nach unserer Ansicht die Bezeichnung Galfina, das dann in der Folge in den Variationen Galfinen ( Lit. 2 ), Gerfinen ( Lit. 28, 33, 35, 39 ), Garfinen ( Lit. 28, 33, 35, 39 ), Calfina ( Lit. 28, 33, 35, 39 ), Calfinen ( Lit. 28, 33, 35, 39 ), Calvina etc. auftritt. Der Name Galfina tritt schon in Urkunden von 1471 auf und wird auch bis heute so ausgesprochen, obschon Curti beharrlich Calfina und unsere Karten ebenso beharrlich Calvina schreiben. Der Name entspricht lautlich dem schon erwähnten „ Galfeisen " vollkommen und darf daher mit demselben Rechte auch als Galfina ( verdeutscht „ Galfinen " ) geschrieben werden. Diese Erwägungen wecken in uns die Frage, ob nicht vielleicht die Bezeichnung Galfeisen sich auch von „ Galt Wiesen "

( d.h. Magere Wiesen ) ableiten lasse? Wer will das ergründen? Die Ableitung ( Lit. 80 ) des Wortes „ Gerfinen " von cervus, Hirsch, erscheint mir wegen der hohen Lage der Alp ( tiefster Punkt der Alp ca. 1800 m ), der ständigen Nähe der Menschen ( auf dem 1600 m hohen Vättnerberg ), sowie wegen des Waldmangels als etwas gewagt.

1461 ( Lit. 23, p. 236 ) Calveiser Furklen und Sengesser Furklen. Erstere Bezeichnung hat Salis offenbar aus dem im 15. Jahrhundert üblichen Wort Gallfeißen verdeutscht oder, wie er eingangs seines Zitates sagt, „ verbessert ". Vielleicht hat eine solche Verbesserung auch beim zweiten Namen stattgefunden. Die Calveiser ( sprich Galfeiser ) Furklen ist unsere jetzige Trisnerfurka, welche die alten Galfeisner häufiger benutzten, als unsere heutigen Touristen. Der zweite Name bedeutet ohne Zweifel Segnes-Furka, zwischen dem Flimserstein und Trinserhorn, welche von den Anwohnern in Flims heute Fuorcla Raschiglus ( sprich Raschiljus ) oder verdeutscht Raschigluser Furka genannt wird. Diesen Übergang auch noch Segnesfurka zu nennen ( Lit. 79, p. 118 ), geht wohl nicht an, da wir bereits einen Segnespaß und eine Segneslücke haben.

1467 ( Lit. 28 u. 2 ) Findeis, ebenso 1695 ( Lit. 28 u. 2 ), als Name der Alp am Osthange des Monte Luna, wird auch heute von den Anwohnern und Besitzern in dieser Form gesprochen und geschrieben. Wir verstehen deshalb nicht, warum alle unsere neueren Karten ein „ Vindels " schreiben und damit wie bei den falsch geschriebenen Namen „ Vasön ", „ Calvina ", „ Vasanenkopf " ( statt Fasanenkopf ) ( Lit. 2, p. 112 ), „ Vidameida " ( statt Fidameida ), „ Viamala " ( statt Feiamola ) zu zahlreichen geschriebenen und gesprochenen Irrtümern Anlaß geben. Die Schreibweise mit „ V " ist auch etymologisch nicht begründet. Denn nach Schlatter ( Lit. 80 ) ist Findeis sehr wahrscheinlich vom romanischen Fundel, muldenartig oder fundella, Sumpf, Pfütze abzuleiten, was beides für den Findelser Säß sehr gut passen würde.

1511, 1513 und 1539 Cracern ( im „ Galfeiserbrief ", Lit. 5, auch Crazern ), verdeutscht Krazern und Kratzeren ( Lit. 1, Nr. 864 u. 877 ), heute noch im mündlichen Verkehre Chrazeri genannt. Es scheint uns, daß schon die erste von uns aufgefundene Wortform „ Cracern " von den alten Schreibern verdeutscht worden ist, ähnlich wie Sardona in Sardonen, Schraya in Schrayen, Banära in Banären, Galfina in Galfinen verdeutscht wurde, und möchten daher den heute noch allgemein üblichen Namen „ Chrazeri " auch für die Schriftsprache empfehlen. Ein „ K " Konsonant ist bei diesem Worte nur in Verbindung mit seinem Artikel zu hören. Z. B. bei „ in Krazeri " statt „ in die Chrazeri " ( d'Ch = K ), „ i ha Krazeri nit funda " ( statt „ ich habe die Chrazeri nicht gefunden " ), etc.

1511 ( Lit. 1 ) und 1782 ( Lit. 20 ) Schrayen ( Alp im Galfeisentale ) ist auch auf der Zieglerschen Karte erwähnt. Die Dufourkarte schreibt Schreinen, die Siegfriedkarte „ Schräenen " ist hier wieder aus „ a " verdeutscht ). Die Aussprache der Anwohner lautet seit Menschengedenken auf Schräa, das möglicherweise aus „ Schreya " oder „ Schreia " entstanden ist. Ob das letztere Wort die Urform unseres Alpnamens ist, darf noch bezweifelt werden; denn dieses Wort ist offenbar romanischen Ursprunges, gerade wie der Ausdruck „ ( ussa)-schräa " in der Bedeutung von „ heraus-spritzen ", „ herausströmen ", wie er in Vättis heute noch in Gebrauch ist.

1513 ( Lit. 1 ) Baväen, von Schlatter ( Lit. 89 ) aus bavèra, bavenum = Ein-hagung, Viehpferch ( im Taminatal „ Chrumma " geheißen ), abgeleitet. Curti ( Lit. 28 ) schreibt Panera und Punera. Hierzu ist zu bemerken, daß man in der gewöhnlichen Sprechweise kaum einen Unterschied zwischen „ B " und „ Pu bemerkt und daher die betreffenden Namen in guten Treuen bald mit „ B ", bald mit „ P " schreiben könnte. So schreiben die Zieglersche und die Dufourkarte „ Banera ", die Siegfriedkarte aber „ Panära ". Die Aussprache der Anwohner neigt eher der letzteren Bezeichnung ( also dem „ P " und „ ä " ) zu, die wir deshalb auch empfehlen möchten.

1515 ( Lit. 2 ), des heiligen St. Martins Berg, als „ Berg " oder Alp oberhalb St Martin, 1559 Alp „ Berg ", 1559 Winsersberg und Wimsersberg, 1593 wieder des hl. St. Martisberg, 1614 des Brändiis seligen Berg und von da an meistens Brändlisberg geheißen. Doch hört man noch oft unter den Anwohnern und den Besitzern den bloßen Ausdruck „ Berg " oder „ Berg in Galfeisa " als Bezeichnung der genannten Alp. Der Name Wimsersberg, wahrscheinlich von einem Alpbesitzer herrührend, wurde von der Zieglerschen Karte und von Coolidge ( a. a. O. ) in entstellter Form als Wimmersberg auf den schönen Berggipfel ( P. 2730 ) nordwestlich der Alp übertragen, obschon dieser Gipfel nicht mehr im Gebiete unserer Alp liegt. Trotzdem ist dieser Bergname bis heute nie in Übung gekommen und er verdient es auch nicht. Zum Angedenken an das einstige „ freie " Volk der Walser oder „ Walliser ", wie sie sich im Fasüner Lehenbriefe von 1385 nennen, welche über 400 Jahre lang mit andern „ Stofelgenossen " aus dem Unterlande die Alpen des Galfeisentales befahren haben, möchten wir dem matterhornähnlichen Gipfel ( P. 2730 m ) den Namen Walserhorn geben. Wir glauben auch annehmen zu dürfen, daß der Name Sazmartin, d.h. Martinsfels, ursprünglich nicht der so genannten magern Alpweide in Tersol, sondern dem darüber aufragenden kühnen Felsbau, unserm heutigen Sazmartinhorn, gegeben wurde und erst nachher auf die erwähnte Alpweide überging. Denn die letztere hat an sich allein, besonders früher, als die Alp Tersol noch bedeutend weniger mit Geröll übersät war als jetzt, mit „ Saz " und vermutlich auch mit „ Martin " sehr wenig zu tun, wohl aber der Berggipfel darüber. Denn die Alp St. Martinsberg gehörte früher mehrere hundert Jahre lang zum Kirchengute von St. Martin, weshalb sie auch danach benannt wurde. Nach dem Alpbuche „ von dem Berg in Calfeisen " ( wie Egger in seiner Urkundensammlung [Lit. 2, p. 72] schreibt ) besaß der hl. Martin, Patron in Galfeisen, A. 1560 noch 2121/2 Stöße, während andere Alpgenossen ( aus dem Unterlande ) 128 Stöße ihr eigen nannten. Es wäre demnach recht und billig, daß diese Alp ihren früheren mehrhundertjährigen Namen, St. Martinsberg, wieder zurückerhalten würde, statt den des ehemaligen Schänniser Hauptmanns Brendly, der die Alp nur für kurze Zeit ( von 1557 an bis zu seinem Tode ) besessen hat, und zudem mit den jetzigen Alpbesitzern, den Ra-g-azera, mehrmals im Streit gelegen ist, zu verewigen. Ebensowenig geht es an, den Namen Brändlisberg ohne weiteren Zusatz auch noch auf den Berggipfel über der Alp zu übertragen und damit einen „ Berg " im Quadrat zu schaffen, wie es seinerzeit die Zieglersche Karte und nach ihr die ersten ( unfreiwilligen ) Besteiger unseres Berges ( Lit. 44 ), sowie Besucher des Piz Sol getan haben.

1626 ( Egger Lit. 2 ), Zanei, 1673 und 1827 ( Egger Lit. 2 ) Zaney ( Egger Lit. 2 ), ebenso auf der Zieglerschen und Dufourkarte „ Zaney ", auf der Siegfriedkarte „ Zanai " als Name der Alp am Nordhang des Monte Luna. Die langjährigen und heutigen Alpbesitzer, die Ortsbürger von Valens, schreiben und sprechen heute noch „ Zanei " ( mit Akzent auf dem „ ei " ). Damit dürfte die Alleinberechtigung dieser Namensform für die erwähnte Alp erwiesen sein. Nach dem Beispiele der Zieglerschen Karte nennen wir die Berggruppe südlich unserer Alp auch mit deren Namen, aber als „ Zaneihörner ". Dieser Name ist vom topogr. Atlas, dann von den ersten Besteigern, Imhof und Gröbli, akzeptiert worden ( vgl. Lit, 63—66 ). Im Gegensatz zu Imhof bezeichnen wir aber als Hinteres Zaneihorn den Gipfel unmittelbar nordwestlich vom Sonnentalsattel, bezw. westlich vom Sonnental, der orographisch und geologisch zu den Zaneihörnern gehört, während das „ Hintere Zaneihorn " Imhofs, nämlich P. 2791 südöstlich des Piz Sol, orographisch und geologisch zur Piz Sol-Gruppe, bezw. den „ grauen Hörnern " im engern Sinne gehört.

Von den Zaneihörnern zweigen östlich, bezw. südöstlich ab die Ausläufer:

1. Der Monte Luna ( deutsch: Mondberg ). Dieser ohne Zweifel alte Bergname wird erstmals von Ebel ( 1809 ) erwähnt ( Lit. 24 ). Dann und wann liest man den Namen auch als Monteluna. Die Anwohner, besonders die Vättner, kennen im mündlichen Verkehre nur eine „ Muntaluna ", also M. feminini generis, wobei das erste „ un " des Wortes, wie bei „ Sarduna ", an Stelle des „ on " tritt; z.B. „ d'Schof sind uff d'r Muntaluna gsi ", und „ i guh uff d'Muntaluna ".

Die Verbindung zwischen dem Monte Luna und dem großen Zaneihorn wird durch den Seeligrat und den Gschtadellagrat ( v. P. 2543 m und P. 2825 m ) gebildet. Letzterer Name rührt her von der dem Grate unter Punkt 2543 m, den wir Gschat-dellakopf nennen möchten, anliegenden Weide Gschtadella, die im topogr. Atlas ( leider zu weit östlich ) Scadella genannt wird. Ob das letztere Wort oder ein „ Schgadella ", das man nach der Sprechweise der Anwohner gelegentlich vermuten könnte, die Urform des Namens darstellt, können wir heute noch nicht entziffern. Daher ist uns das bisher vorwiegend übliche „ Gschtadella " maßgebend.

Der Name „ Vogelegg " des topogr. Atlas sollte an die Stelle seines Namens „ Scadella " gesetzt werden. Denn man bezeichnet damit im Volksmund den untern Teil ( d' Egg, d.h. die Ecke ) des Grates, der sich vom Punkt 2543 südöstlich gegen die Galfinahütten herunterzieht.

2. Der Draggaberg, erst 1836 ( Lit. 29 ) erwähnt, in Karten und Literatur als Drachenberg aufgeführt. Man kennt und spricht auch im Taminatale seit jeher das Wort „ Drach ", das nie als „ Dragg " ausgesprochen wird. Wir müssen deshalb annehmen, daß unser Bergname „ Draggaberg ", sowie „ Draggaloch " ( statt Drachenhöhle ) nicht deutschen, sondern romanischen oder noch älteren Ursprunges ist, und daher auch in dieser Form geschrieben werden sollte. Die Wand, die den Draggaberg wie ein Gürtel umgibt, heißt nach ihrer Farbe die „ Gähl Wand ". Von ihr hat die darunter liegende Schafalp den Namen „ Gelbberg " oder „ Gelbaberg " erhalten.

3. Der Vättnerkopf. Dieser liegt nordöstlich des Draggaberges, jenseits des Kreuzbachtäli ( auch „ Gelbbergtäli " genannt ). Auf der Zieglerschen Karte heißt er irrtümlicherweise „ Gelbberg ", im topogr. Atlas „ Älplikopf ", ein Name, den man nur selten hört.

1717 und 1723 tritt Scheuchzer ( Lit. 12 u. 13 ) mit einer Reihe neuer Namen in die Literatur ein, die, wie es scheint, bis dahin keinen „ Schreiber " gefunden hatten.

1. Simmeiberg, in örtlichen Urkunden von Vättis schon längst als Simmel oder Simel ( mit langem „ i " ) erwähnt ( vgl. Curti, Lit. 28 ). Scheuchzer wie nach ihm Gruner und andere verstehen darunter das jetzige Eingelgebirge, das bei Vättis durch den nur mittelmäßig hohen Simel ( 2350 m ) repräsentiert und größtenteils auch verdeckt wird. Deshalb beachtete sie Scheuchzer auf seiner Eeise über den „ Gun- gelserberg " nicht, oder, wenn das doch der Fall war, wußte sein Cicerone eben noch keine Namen dafür. So kam es wohl ( Lit. 15, 17, 29, 31, 47, 62, 63, 64, 73 ), daß der Name Simel später vielfach für die weiter westlich liegenden Hörner ( Punkt 3061 m und 3107 m ), die nicht in Vättis, wohl aber am Eingang ins Talgelände außerhalb Vättis hinter dem Simel sichtbar sind, verwendet wurde, für welche wir dann später den Namen Panärahörner vorschlugen ( Lit. 73 ), der in der Folge allgemein akzeptiert wurde. Bis dahin existierte im Taminatale für diese Hörner kein Name. Man nannte eben bis heute das ganze Gebirge vom Simel einwärts bis gegen das Tristel Ringelberg ( auf der Bündnerseite „ Ringel " ) und begnügte sich bis in die neueste Zeit damit.

2. Wildsee, für den See in den „ grauen Horen ".

3. Sennenstein. Unter diesem Namen versteht Scheuchzer und nach ihm Gruner ( Lit. 15 ) und Storr ( Lit. 18 ) die auf dem topogr. Atlas „ Obelisk ", in Tamins „ Thurm " genannte schlanke Felssäule, die, oberhalb des Taminser Schwarzwaldes und vor der Südwand des Sessagit stehend, auf den Gungelspaß herniederblickt. Statt des allgemein gehaltenen Verlegenheitsnamens „ Turm " und des undeutschen und unpopu-lären Namens „ Obelisk " möchten wir den Namen „ Paßwacht " in Vorschlag bringen, welcher der neuen Gunggelser Straße gut anstehen würde. Der Name „ Sennenstein " kommt aber offenbar dem höheren, breiten Felskopfe des Sessagit 1 ) zu, der im Sennen-und Hirtenleben der Großalp die gleiche Rolle spielt wie der „ Sennenstein " auf Ladils und der „ Sennenstein " der Haldensteineralp am Galanda bei ihren jeweiligen Alphirten E ). Die Annahme Coolidges ( Lit. 71, p. 155 u. 160 ), der „ Sennenstein " Scheuchzers und seiner Nachschreiber könnte sich auf die Ringelspitze oder die heutigen Panärahörner beziehen, ist unbegründet. Die klare Zeichnung und Beschreibung, die Scheuchzer ( Lit. 13, p. 87 ) seinem „ Sennenstein " widmet, und die Coolidge offenbar übersehen hat, trotzdem er Scheuchzer auch als Quelle aufführt, schließen eine derartige Annahme vollständig aus.

4. Schindlenberg, nach Scheuchzer die glarnerische Bezeichnung der Felszacken, die nach Scheuchzer auf der Bündnerseite Tscheingel, bezw. Tschingel genannt wurden. Es scheint uns, daß die Bezeichnung Schindlen nicht die Übersetzung ( denn Tschingel von lat. cingulum heißt Gürtel ), wohl aber eine recht volksmäßige Verdeutschung des Wortes Tschinglen darstellt. Nach demselben Rezepte wurde auch das bündnerische „ sura " in „ Suren " und dieses noch hübscher in „ Sauren " verdeutscht! Der „ Schindlenberg " ist dann später — wie wir aus den Karten und der Literatur ersehen können — glücklich wieder verschwunden. Möge den „ Suren " und „ Sauren " recht bald ein gleiches Schicksal treffen!

5.Flimserberg nennen Scheuchzer und mit ihm auch Gruner, Ebel, Lutz und andere ( vgl. Lit. 15, 17, 24, 26 ) den von den Bündnern Segnes sura ( zuor ) und Segnes sut ( zuot ), das heißt „ ober " und „ unter Segnes " genannten „ Berg ", und verstehen darunter also bloß die Bergwiesen und Alpen oberhalb Flims, die bis an den untern und oberen Flimsergletscher reichten, die noch Tschudi 1872 ( Lit. 51 ) erwähnt. Der letztere heißt auf der Siegfriedkarte Segnesgletscher; vom ersteren ist heute im Sommer nur mehr ein kümmerliches Schneefeld vorhanden. Sererhard ( Lit. 14 ) nennt den jetzigen Flimserstein mit „ Flimserberg ". Salis ( Lit. 23, p. 302 ) erwähnt zuerst den von J. R.M.eyer in Aarau anläßlich der Erstellung seines „ Atlas suisse " gemessenen Segnes oder Tschingelspitz, dazu noch die Spitze des Martinsloches ( heute das „ große Tschingelhorn"genannt ), verwechselt aber ( mit Meyer ) beide, 1. Der Sennenstein nach Scheuchzer, Gruner Storr und Coolidge.

2. Sessagit, dem der Name „ Sennenstein " von Rechts wegen zukommt.

3. Moorkopf oder Piz la Mona ( oder Moorwand ).

4. Grossalp.

5. Alp „ Überuf " auf dem „ Gungelspass " ( Untersäss der Grossalp ).

indem er die letztgenannte Spitze für höher hält als den Segnes. Ebel ( Lit. 24 ) und Lutz ( Lit. 26 ) nennen den Segnes oder Tschingelspitz auch Segneshorn, während bei Moder und Tscharner ( Lit. 30 ), Meyer von Knonau ( Lit. 32 ) und späteren Schriftstellern der Name Piz da Segnias erwähnt wird. Heer und Blumer ( 1848 ) reden nur von einem Sardonen, Sauren und Suren als Grenzstock zwischen Scheibe und Segnespavon einem Saurenstock und Piz Segnes ist, wie es scheint, auf Glarnerseite noch nicht die Eede. Theobald ( 1861 ) [Lit. 39] nennt den Kamm zwischen Segnes sura und Segnes sut „ Segneshörner " und unterscheidet ein " vorderes Segneshorn " ( jetzt Piz Segnes geheißen ) und ein „ hinteres Segneshorn " ( jetzt Piz Atlas ). Dazwischen wäre noch der südliche Vorgipfel des Piz Segnes als „ mittleres Segneshorn " zu bezeichnen. Der Glarnerführer H. Eimer, der Sand-Franck 1861 bei seiner ersten Besteigung der Scheibe ( 3054 m ) und des Piz Segnes begleitete, nannte den gleichen Segneskamm Mittelgrat ( Lit. 40 ).

1760 treten bei Gruner ( Lit. 15, p. 238 ) die Namen " Große Scheibe " und " Kleine Scheibe " auf, mit denen Gruner ohne Zweifel1 ) einerseits den ganzen Gebirgsstock zwischen der kleinen Scheibe ( 2922 m ) und dem Segnespaß, anderseits den Punkt 2922 unseres topogr. Atlas meint. Im Urbar des Klosters Pfävers von 1781/82 ( Lit. 20 ) ist dagegen bei der Grenzbeschreibung der Alpen „ Schrayen ", „ Ebene " und „ Sardona " noch kein Bergname angeführt, trotzdem deren Grenze von der Ringelspitze über das Tristelhorn, die Trinserfurka und das Sardonagebirge bis zur ehemaligen Alp Chrazeri am Muttentalergrat hinzieht. Es heißt dort für „ Schrayen " und „ Ebene " einfach „ stoßt oben an den Grad ", oder „ ob sich an den Grad ", und für die Alp Sardona: „ aufwerts gegen die hintere Ebene, durch ein Graben dem Zaun nach bis an die höchsten Berg; oben durch den höchsten Bergen nach bis an der Gambseralp ( Gamserälpli ) ". Dieses Urbar scheint, soweit es die genannten Alpgrenzen betrifft, nur die Abschrift eines ältern Urbars zu sein, in dem sich auch noch keine Bergnamen befanden, für welche weder das Kloster, noch dessen Lehen-bauern Interesse hatten. Dagegen erwähnt Salis ( Lit. 23, p. 302 ) den Namen „ der Scheiben ( zwischen Flims und dem Tamina-Ursprung ), wo der Sardona Gletscher ist ", ebenso Ebel ( in Text und Karte ), Luis und Hirzel-Escher ( Lit. 24, 26, 27 ). Klar ist die Darstellung in der Beschreibung ' ) des Bezirks Sargans 1836 ( Lit. 29, p. 4 ), wo es heißt: „ Dieser Eckstein, auf dessen Scheitel die Kantone Glarus, Graubünden und St. Gallen zusammentreffen, ist „ die Scheibeund weiter: „ die Scheibe ist ein Zentralpunkt; von ihr gehen nach drei Seiten Bergreihen aus. Die erste über... Ringel und Calanda; die zweite zu den grauen Hörnern... und Wangsersee; die dritte zum Spitzmeilen und Mürtschenstock In demselben Sinne äußern sich Röder und Tscharner, Meyer von Knonau und ein ganze Reihe anderer Autoren ( Lit. 26, 27, 30, 31, 32, 37, 40, 44 ), darunter der Erstersteiger des Berges, Sand-Franck. Reallehrer Flav. Kaiser schreibt ( Lit. 58, p. 184 ) trotz den irrigen Bezeichnungen unserer neueren Karten noch 1880 über die Aussicht von St. Martin: „ Beim Eirclilikopf ( Ankaba ) [sollte heißen „ Ankapâ"], dicht neben der Kapelle hat man die mächtige Scheibe, weit und breit mit ewigem Schnee bedeckt, den höchsten Gebirgsstock unseres Kantons, den Grenzstein zwischen demselben und Graubünden usw. Aus all diesen Ausführungen müssen wir schließen, daß mit dem Namen „ Scheibe " ursprünglich der ganze Gebirgsstock, auf dem der obere Sardonagletscher ruht, gemeint ist. Andere Autoren wie Coaz, Mohr, Dr. Kaiser, Eggenberger u.a. ( Lit. 42, 47, 50, 55, 56 ), haben die vordere, nordöstliche Erhebung des ganzen Gebirgsstockes oder P. 3054 mit diesem Namen bezeichnet. Wie man sieht, ist der Name „ Scheibe " als Bezeichnung des Gebirgsstockes auf der Grenze der drei Kantone Glarus, St. Gallen und Graubünden auf der Seite der letztern beiden bis zum Erscheinen der neueren ( Lit. 33, 35, 49 ) Karten die Regel. Diese Karten rückten dann den Namen „ Scheibe ", indem sie dessen Gebiet noch weiter beschnitten, auf unsern Gipfel, Punkt 2922 hinüber, während die bisherige „ Scheibe " ( von Grüner und den Anwohnern im Tamina- und Weißtannentale „ Große Scheibe " genannt ) mit dem in der Literatur ganz neuen Namen „ Saurenstock " belegt wurde. Heer, Blumer und Arnold Escher v. d. Linth äußern sich in ihrem ganz ausgezeichneten Büchlein ( Lit. 34 ) 1846 folgendermaßen: p. 16 ( A. Escher ). „ Ganz nahe nordwestlich von diesem Punkte ( dem Martinsloch-paß ) erhebt er ( der Gebirgskamm ) sich wieder im Sauren ( Sardonen, Scheibe ) zu einer breiten, von Gletschern bedeckten, gegen Norden und Westen schroff abfallenden Bergfeste. Ein Nebenzweig aber löst sich vom nördlichsten Felsabsatze der Wand des Sauren ( speziell Scheibe genannt ) ab. " Auf p. 49 schreibt Heer: „ Suren ( Sardonen ) 9500 Fuß " und p. 647: „ Sardonen ( Suren ), hoher vergletscherter Gebirgsrücken. Neben dem nordöstlichen Ende ( des Sardonen ) erheben sich ein paar kleine Gebirgszacken5 die Einsattlung zwischen denselben nennt man in Elm die Scheibe, während andere diesen Namen auf den ganzen Sardonen ausgedehnt haben. " Auf der dem Büchlein beigegebenen Karte ist auch der ganze Gebirgsstock zwischen Segnespaß und Scheibe als „ Sardona " benannt. Das gleiche sagt eine Stelle in der Schrift über die Mineralquelle Pfäfers 1861 ( Lit. 38, p. 1 ): „ Der Sardona, denn so nennen die Angehörigen dieses Gaues ( Tamina- und Weißtannental ) den Glarner Saurenstock, trägt eine schneeweiße Calotte. "

Wir ersehen aus diesen klaren Angaben, daß die Namen „ Suren " und „ Sauren " noch jungen Datums sind und erstmals auf der Glarnerseite unseres Gebirgsstockes in Übung kamen, wie wir seinerzeit vermuteten. ( Vgl. Jahrbuch XXXI, p. 187. ) Wahrscheinlich wurden dieselben durch Gemsjäger von der Bündnerseite ( Segnes sura ) her eingeführt ( denn die Gemsjäger, wie die Gemsen, übersehen gelegentlich im Drange der Geschäfte die nur auf dem Papier stehenden Grenzenund alsdann aber nach unserer Ansicht erst bei der Niederschrift — in üblicher Weise „ verdeutschtWie es scheint, können sich viele Schriftsteller derartige Namen nicht ohne die Endsilbe „ en " denken1 ). Wir halten dafür, es hätte auch an einem „ Sura " vollständig genügt. Zudem kannten die Eimer, vor allem ihre Gemsjäger, die ja häufig „ über d'Schiba " nach dem Galfeisentale hinüber pirschten, auch den Namen „ Sardona " und „ Sardonagletscher ". Aber auch die Bezeichnung „ Sura " ist vom geographischen Standpunkte aus zu verwerfen; denn sie gehört ursprünglich und heute noch dem Segnesgebiete an und dürfte als „ Surastock ", d.h. „ obere Stock " oder „ Piz Sura " ( ein ziemlich nichtssagender Name !) bestenfalls nur auf den Piz Segnes oder den heutigen Atlas übertragen werden. Wenn wir aber „ sura " ( d.h. „ ober " ) noch weiter erhöhen und gar zu einem Bergnamen machen, erhalten wir folgerichtig ein „ übersura ", d.h. „ überüber ", ein sura 2, und das ist des Guten zu viel. Besser wäre da ein waschechter Superlativ, den wir für „ sura " leider nicht kennen. Wie „ Berg " auf „ Berg " nicht paßt, so auch nicht „ sura " auf „ sura ". Zu einem „ Surastock " gehörte am Ende der Dinge auch ein „ Sutstock ", und einen solchen kennen wir „ im ganzen Umkreis des Gebirges nicht ". Folgerung! Was sich ein Jäger einst im Scherze oder aus mangelndem Verständnis des Romanischen geleistet hat, darf sich nicht ohne weiteres in die Wissenschaft und Literatur einbürgern, um dort Verwirrung ( vgl. Lit. 29, 40, 58, 71, 73 etc. ) zu stiften, und darf sich noch viel weniger als Name des schönsten Gletscherberges eines Kantons verewigen, der bereits zwei, dazu noch bessere Namen besitzt! Fahren wir daher mit dem „ suren " und „ sauren " von der Höhe talwärts und lassen das „ sura " auf dem alten, sagengeschmückten Gletscherboden von „ ober Segnes ", wo es heimisch ist! Dafür sollen die alten Namen wieder Recht erhalten!

Betrachten wir die örtlichen Verhältnisse in natura, dann verstehen wir, wie ein Widerspruch in den ohne Zweifel zuerst von den Jägern aufgestellten Scheiben-benennungen auf der St. Galler- und Glarnerseite des Gebirges entstellen konnte. Denn auf der St. Gallerseite erkennen wir oberhalb des „ kleinen Gletschers " drei Scheiben: links ( südlich ) unsere alte, breitflächige „ große Scheibe " ( P. 3054 m ), in der Mitte den niedrigeren schmaleren Zacken, unsere heutige „ mittlere Scheibe ", und zu äußerst rechts ( nördlich ) die bei unsern Jägern ebenfalls altbekannte „ kleine Scheibe " ( P. 2922 ). Diese Namen sollten erhalten bleiben, da kein genügender Grund 1 ) Vgl. hierüber die treffenden Bemerkungen Stoops, Lit. 74.

vorliegt, sie zu entfernen oder zu verschieben. Auf der Eimer Seite des Gebirges aber erscheint unsere bisherige „ große Scheibe " gar nicht als Scheibe ( vgl. die Zeichnung in Dr. Näfs Clubführer für die Glarner-Alpen, I. Aufl., p. 114 ), sondern als breite, gegen den Segnespaß sich hinziehende Felswand, wofür die Eimer heute noch den Sammelnamen „ Sauren " oder „ Buren " neben „ Sardona " gebrauchen 1 ); aus welchen Gründen, haben wir eben nachgewiesen. Als „ Scheibe " erscheint hier bloß der Gipfel ( 2922 m ). Denselben aber „ große Scheibe " zu nennen, geht nach dem Gesagten sogar in Elm nicht an und ist auch als Gegensatz zu einer andern, kleinern Scheibe nicht nötig. Denn was auf dem topographischen Atlas „ kleine Scheibe " heißt, ist morphologisch keine Scheibe, sondern eine ziemlich stumpfe, unansehnliche Schieferpyramide, gehört also weder orographisch noch petrographisch zu den von uns erwähnten, aus steilen Verrukanowänden aufgebauten „ Scheiben ", ist von diesen viel zu weit entfernt und durch einen tiefen Einschnitt, den wir Werr-alperjoch nennen wollen, von jenen getrennt. Vollends entscheidend für uns ist die Tatsache, daß dieser Gipfel in der uns zur Verfügung stehenden ausgedehnten Literatur unserer Gegend, ausgenommen Lit. 49, 77, 86, bis in die letzte Zeit nirgends als „ Scheibe " erwähnt ist, unseres Wissens von den Anwohnern bis zum Erscheinen der erwähnten Karten nie genannt wurde und sich auch heute noch keiner großen Bekanntschaft erfreut. Über der Werralp sich erhebend, verdient der Gipfel eher den seiner Gestalt besser entsprechenden Namen Werralperhorn ( 2561 m ), wie der Grat von seinem Nordfuße bis zum Punkt 2445 m in Elm bereits Werralpergrat genannt wird.

Steigen wir wieder hinauf zu den ragenden Gipfeln, dann finden wir zwischen den drei Scheiben zwei enge Einschnitte, die Dr. Näf ( Lit. 79 ) „ Scheibenjoche " nennt. Wir sind heute aber der Meinung, daß schon der Name von solchen Einschnitten zwischen Bergen oder Berggipfeln den morphologischen Charakter der benannten Lokalität andeuten sollte, und daß demzufolge der Gattungsname „ Joch " mehr auf breitere und weniger steil eingefaßte Gratdepressionen und „ Übergänge " paßt. Unsere engen und steil eingerahmten Einschnitte verdienen eher den Gattungsnamen „ Lücke ". Demzufolge nennen wir den südlichen, höheren und schwer begehbaren Einschnitt zwischen der großen und mittleren Scheibe, die „ obere Scheibenlücke " ( ca. 2900 m ), den nördlichen, etwas tieferen und breiteren Einschnitt zwischen der mittleren und kleinen Scheibe aber „ untere Scheibenlücke " ( ca. 2850 m ). Nachdem so der Name „ Scheibe " für zwei „ Übergänge " verwendet ist, sollte — um Verwechslungen zu vermeiden — auch die Gratdepression östlich der kleinen Scheibe oder zwischen P. 2922 m und P. 2640 m des Muttentalergrates nicht als Scheibe-paß2 ), sondern, nach der darunter liegenden Alpweide Älpli der Sardona-Alp, einfach Älpligrat oder Älplijoch ( ca. 2600 m ) genannt werden3 ). Als Gegenstück dazu nennen wir den leicht erreichbaren, aussichtsreichen und bisher unbenannten Felskopf östlich davon " Älplikopf " ( 2640 m ).

Und nun zum Hauptstock unseres Gebirges zurück, der sich vom kleinen Sardonagletscher 1 ) bis zum Segnespaß und dem einstigen „ unteren Segnesgletscher " ( oder unteren Flimsergletscher ) erstreckt, auf der weitgedehnten Terrasse an seinem Osthange den " großen Sardonagletscher " ( kurz: „ der große Gletscher " geheißen ) mit dem damit verbundenen ( oberen ) Segnesgletscher ( früher „ oberen Flimsergletscher " ) und auf seinem Rücken endlich den " oberen Sardonagletscher " trägt. Heer, Dr. F. Kaiser, Heim, Tschudi und andere zeigen uns den Weg ( Lit. 34, 36, 37, 38, 47, 52, 53, 58, 76, 85 ); denn sie nannten vor Jahren schon den ganzen Gebirgsstock ( den Piz Segnes inbegriffen ) mit dem alten schönen Namen " die Sardona " oder „ der Sardonastock ".. Bei diesem Namen wollen auch wir verbleiben. Wir tun das um so eher, als damit auch die Glarner Traditionen am besten berücksichtigt, und der genannte Name in seiner angegebenen Bedeutung unseres Wissens zuerst von einem Glarner, unserem bekannten Heer ( Lit. 34 u. 92 ), aufgestellt wurde. Dem Namen Piz Segnes entsprechend, der gelegentlich auch in unseren Tagen noch mit dem Glarner Namen Tschingelspitz geheißen wird ( Lit. 76, p. 131 ), hat zuerst Simon ( Lit. 60wohl infolge der falschen Kartenangaben — dessen Antipoden, die „ große Scheibe ", P. 3054, mit " Piz Sardona " benannt. Dieser Name ist seither von den maßgebenden Instanzen ( Lit. 75 ) und den Touristen ( Lit. 74, 79, 81 ) auch auf der Glarner Seite ( Lit. 82, 86 ) akzeptiert worden und kann als Konzession an die Glarner und an das vorwalserische „ Romansch " des Galfeisentales neben dem alten St. Galler Namen „ Große Scheibe ", oder „ Scheibe " schlechthin, sehr wohl bestehen. Wir finden es nicht unziemlich, daß der weit ins St. Gallerland hinaus schauende Gipfel mit seinem Namen nicht bloß an sein Gebirge, an seine Firne und Gletscher, an das Touristenheim auf seinen Schrofen, sondern auch an die tausendjährigen Alpen 1 ) an seinem Fuße mit den kümmerlichen Siedelungen rauher „ Walliser " in Sardona erinnere. Er verkörpert so mit seinem Felsgenossen, dem Piz Segnes, auch die alte Hirtensage der Galfeisner von der vergletscherten Alp2 ).

Den hundertfünfzigjährigen Traditionen entsprechend, und um neue Verwirrung zu verhüten, ist der Name „ Sardonagebirge " oder Sardonagruppe auch für das ganze Gebirge einschließlich Piz Atlas, Trinserhorn und sämtliche Scheiben mit ihren Ausläufern beizubehalten und die Benennung „ Segnesgruppe ", wie sie wegen der 48 m betragenden Höhendifferenz zwischen Piz Sardona und Piz Segnes auch schon vorgeschlagen ( Lit. 74 ) und angewandt ( Lit. 79, 84 ) wurde, abzulehnen.

Zwischen Punkt 3013 m, den wir Schneekuppe oder Calotte ( Lit. 38, p. 1 ) nennen möchten, und dem von einigen Autoren ( Lit. 29, p. 4, u. Lit. 40 ) irrtümlicherweise „ Sauren " und „ Saurenspitze " genannten nördlichen Vorgipfel des Piz Segnes liegt der interessante und landschaftlich reizvolle Schneesattel, den I. von Tschudi 1872 ( Lit. 51 ) nach der alten Auffassung des Namens „ Scheibe " mit Recht „ Scheibepaß " nannte. Nachdem aber das Bergmassiv zwischen Segnespaß und dem kleinen Sardonagletscher, den neueren, allseits anerkannten Auffassungen entsprechend, nicht mehr „ Scheibe ", sondern „ Sardona " 3 ) oder „ Sardonastock " genannt werden muß, fällt auch der Name „ Scheibepaß " für unsern Sattel weg und tritt dafür der Name „ Sardona " ins Recht. Nach unserer Auffassung verdient unser Schneesattel ( das „ Surajoch " des Glarner Klubführers ), wie auch der Übergang vom Segnesgletscher nach Sardonaalp den Namen „ Sattel " im morphologischen und übertragenen Sinne des Wortes. Der Gattungsname „ Joch " würde auch passen, war aber in unserer Gegend bis in die letzte Zeit nicht in Gebrauch. Ein „ Sattel " aber findet sich auf der Alp Salaz am Galanda 4 ), am „ Bühl " im Dorfe Vättis als „ Sättali ", am Wildsee als „ Wildseesattel ", gegenüber als „ Lavtinasattel " u.a. O.

Mit „ Paß " kann man überhaupt alle passierbaren „ Übergänge " zwischen Bergen oder Bergspitzen bezeichnen. Will man aber den Charakter des Überganges bezeichnen, dann gebraucht man den Ausdruck „ Paß " für häufiger begangene und mehr oder weniger durch künstliche Wege markierte Übergänge. Wir nennen daher unsern Übergang von der Segnesmulde nach Falzüberalp, um genau zu charakterisieren, am besten „ oberer Sardonasattel " und den Übergang vom Segnesgletscher zur Alp 1796—1802 Ringelberg ( Ringel mons ) ( zwischen Vättis und Flims ) wird zuerst auf Meyers Atlas ( Lit. 22 ) erwähnt; dann auch von Salis ( Lit. 23, p. 301 ), der dem Berge noch den Namen Glaserberg gibt. Der erstere Name ist auch im Taminatale, wie auf der Bündnerseite für den östlichen und mittleren Teil des Gebirges seit jeher im Gebrauch. Mit „ Glaserberg " oder kurz „ Glaser " bezeichnet man dagegen bis in die neueste Zeit im Taminatale nur die zentrale, höchste Erhebung des Ringelgebirges oberhalb Panära, auf welcher der " Glaser " oder " Glasergletscher " ruht; gelegentlich meint man damit auch den dreikantigen Felskopf, den wir heute als Pendant zur höchsten Ringelspitze mit dem orographisch und geologisch passenden Namen Torderringel benennen.

„ Glacar " und „ glacèr " bedeuten nach Ebel ( Lit. 24, III, p. 122 ) und Schlatter ( Lit. 80, p. 47 ) auf deutsch „ Gletscher ", unter welcher Bezeichnung man im Taminatale auch die Firnen versteht. Unser „ Glaser " ist infolgedessen als Relikt aus romanischer Zeit aufzufassen und diese liegt nach Ebel noch nicht sehr weit zurück1 ). „ Glasergletscher " zu deutsch „ Gletschergletscher " ist demnach ein Pleonasmus und jedenfalls erst nach dem Verschwinden des Romanischen aus unserer Gegend entstanden, als man glacèr ( gesprochen Glaser ) als deutsches Wort zu betrachten anfing. Wohl infolge dieses Mißverständnisses haben dann wahrscheinlich erstmals die Anwohner, dann einige Schriftsteller die aus den Gletschern aufsteigenden Felszacken kurzweg „ Glaser " genannt. So lesen wir in der mehrfach erwähnten Beschreibung des Bezirkes Sargans ( Lit. 29, p. 4 ): „ Zwischen Scheibe und Ringel, beide verbindend, erheben sich die gräulich kahlen vergletscherten Glaser in vielen ausgezackten Felsenhörnern und an anderer Stelle ( p. 31 ): „ Dem hohen Gipfel der Scheibe vorgelagert, hängt er ( das heißt „ der Sardonagletscher " ) mit den großen Gletschern, die die gräulichen Felszacken der Glaser umlagern, zusammen und bildet so mit denselben ein gewaltiges Eisfeld, dessen zwei mächtige Enden ins Tal herunterhängen. Ihnen entströmen die zwei starken Quellbäche der Tamina, die sich nach kurzem Laufe zum bedeutenden Gebirgswasser vereinigen. " Meyer von Knonau ( Lit. 32 ) schreibt: „ Der an die Scheibe sich anlehnende Sardonagletscher hängt mit denen zusammen, welche die schauerlichen Felsen der Glaser umlagern. Diesem Eisfelde entspringt die Tamina. Ein gefährlicher Weg führt in drei Stunden bei den Glasern vorüber nach Flims Im ersten Beispiele sind offenbar die Felszacken des Tristelhorns und des Grates zwischen diesem und dem Ringel gemeint; im zweiten Beispiele die mittlere und kleine Scheibe ( 2922 m ) und das Trinserhorn. In beiden gebnissen, welche den Ansichten Coolidges in vielen Punkten widersprechen, so vor allem hinsichtlich seiner Verabschiedung des historisch und geographisch begründeten Namens „ Scheibe " für Punkt 3054 m und der Einführung des Namens „ Sauren ", „ Saurenstock " etc., welche eben die von C. gerügte Verwirrung und Verwechslung in der Literatur angerichtet haben. C. baut auf falschen Prämissen auf, wenn er nicht die alten, bodenständigen und daher ortskundigen und zuverlässigen Autoren, wie Salis, Escher, Röder und Tscharner, Keller, Meyer von Knonau, Heer, Tschudi, und den örtlichen Sprachgebrauch, die alle für unsere Angaben sprechen, sondern den topogr. Atlas zur Grundlage seiner Betrachtung nimmt und dafür den angegebenen und anderen Autoren unrichtige Auffassungen, Verwechslungen und falsche Darstellungen zuschreibt. Denn die Bearbeiter des topogr. Atlas waren nach unserer Ansicht nicht in der Lage, die richtigen Ortsbenennungen in demselben in wissenschaftlich einwandfreier Weise festzustellen, wie es für die Zwecke eines „ Führers " geschehen sollte.

Zitaten erscheint „ Glaser " bloß als Gattungsname „ Gletscherberg ", bedeutet als » irrtümlicherweise dasselbe wie „ Glaserberg " überhaupt und speziell derjenige der Ringelspitze. Andere Autoren beschränken den Ausdruck „ Glaser " in richtiger Weise auf den Gletscher an der Ringelspitze. So schreibt F. Keller ( Lit. 31 ) unter Ringelkopf ( vom Piz Bargias ): „ Sein Gipfel, den der Glasergletscher umlagert Rinder und Tscharner ( Lit. 30 ) erwähnen „ die Ringelspitze oder Glaserberg ". Theobald schreibt ( in Lit. 47, p. 114 ): „ ( Der nackte graue Schieferfels ) steigt in steilen Abhängen bis zur Höhedes Grates, wo der blanke Glasergletscher die Nordseite der Ringelspitze umzieht, die als schlanker Felsenkegel sich über einen scharfzackigen Grat erhebt Sand-Franck ( Lit. 40 ) schildert bei seiner Erstbesteigung der großen Scheibe ( 3054 m ) die Aussicht: „ Pompöser ( als Calfeuserthal und Galanda ) traten der Glasergletscher und die damit verbundene Ringelspitze hervor"1 ) usw. Damit glauben wir genügend bewiesen zu haben, daß der Name „ Glaser " oder „ Glasergletscher " ( wenn man dieses Wort als Reminiszenz an das Romanische gelten lassen will ) im weiteren Sinne allen Gletschern unseres Gebietes, im engern Sinne und nach dem Sprachgebrauch der letzten Jahrzehnte bis in die jüngste Zeit aber ausschließlich dem Gletscher an der Ringelspitze zukommt und diesem nach unserem Dafürhalten auch verbleiben sollte. Der Gletscher oberhalb der Alp Schräa, der seit dem Erscheinen des topogr. Atlas gelegentlich auch als Glasergletscher oder „ unterer Glasergletscher " erwähnt ist, wird bei den Anwohnern selten genannt, da vom Tale aus nur seine untere schmutzige Abbruchstelle sichtbar ist. Dabei wird unseres Wissens fast ausschließlich der Name „ Schräagletscher " gebraucht. Zu Schräa gehört aber auch das Tristel, das in seinem Höllbachtobel einen „ Trisielgletscher " besitzt. Dementsprechend möchten wir den ( zweiten ) Schräagletscher, oberhalb des Alpstaffels Wiesli, auch „ Wiesligletscher " nennen; denn die Bezeichnung „ Glaser " oder gar „ Glasergletscher " erscheint uns der Klarheit halber hier nicht mehr zulässig. Das gleiche gilt von dem Namen „ Glaserhorn ", der historisch auf alle hornförmigen Gletscherberge angewendet werden könnte, in den letzten Jahrzehnten aber wegen der Bezeichnung „ Glasergletscher " des topogr. Atlas sich auf Punkt 3128 m oberhalb Alp Schräa konzentrierte. Entsprechend der Benennung „ Wiesligletscher " empfehlen wir für das Horn ( P. 3128 ) den Namen „ Wieslihorn " und für seine westliche Fortsetzung bis Punkt 3091 m den Namen „ Wiesligrat ". Der isolierte Felskopf ( P. 3085 ) möge Lavadignaskopf, die Schneesättel östlich und westlich davon, die zum Abstieg nach Lavadignas und Culm da Sterls ( seltener begangen ) dienen, „ v o r de r " ( östlich ) und „ h i n t e r " ( westlich ) Lavadignassattel heißen. Südlich vom Lavadignaskopf zieht sich der hohe, langgestreckte „ Miruttagrat " zum „ Piz Mirutta " und weiter gegen Bargis hinunter. Den Einschnitt bei P. 2642, der den Abstieg nach Culm da Sterls vermittelt, nennen wir „ Miruttalücke ". Für den schönen Firn östlich des Tristelhorns möchten wir den Namen „ Tristelfirn " beibehalten.

Südlich von der Ringelspitze erhebt sich ein weit ausgreifender Doppelgipfel zur Höhe von 2943 m. Salis ( Lit. 23, p. 301 ) nennt denselben Mohrkopf, I. v. Tschudi ( Lit. 51 ) „ Piz la Mora ", Theobald bezw. Tarnuzzer ( Lit. 70 ) „ Piz la Morrà ", der topogr. Atlas Moorkopf; im Taminatale kennt man neben dem letzteren Namen auch die Bezeichnung „ Moonvand ". Mor bedeutet nach Schlatter ( Lit. 80 ) so viel wie „ groß ", wonach Moorkopf ganz richtig „ großer Kopf ( grohoch und breit ) bedeuten würde. Die am Moorkopf liegende Alp heißt ebenfalls „ Mor ", an einigen Orten wird auch armora oder Mora geschrieben.

Der Name „ Lavoipaß ", den Coolidge als Bezeichnung einer Verbindung zwischen Alp Lavoi und Alp Moor am Südhange des Moorkopfes einerseits und zwischen Vättis und Flims anderseits glaubt entdeckt zu haben, existiert in Wirklichkeit — soweit unsere ziemlich intensive Kenntnis der Gegend reicht — nicht. Die Reise über den erwähnten „ Paß " wäre ziemlich holperig, ist aber entgegen der Behauptung Coolidges noch nie als Verbindung zwischen Vättis und Flims benutzt worden. Die von Coolidge erwähnte Wegspur dient zum Aufstieg von Lavoialp nach Alp Moor. Das ist alles.

Wie es in Wirklichkeit keine „ Simelhörner " gibt, wie oben nachgewiesen wurde, so gibt es auch keine „ Simellücke ", die Coolidge wieder an die unrichtige Stelle hinsetzt. Statt des letztern Namens paßt die Bezeichnung „ Panäralücke ( ca. 3000 m ) auf den Grateinschnitt zwischen dem „ vorderen " und „ hinteren Panärahorn " '. Der mit der Höhenkote 2620 m versehene Übergang vom " Taminserberg " ( der hintersten Weide des Lavoitales, die im topogr. Atlas „ Augstenberg " genannt wird ) ins Ochsentäli ( sprich Oxateïli ) heißt in der Umgegend „ OchsenfürggliOxa-fürggli ). Südlich davon erhebt sich ein auf dieser Seite recht „ zahmer ", auf den übrigen drei Seiten aber jäh stotziger Felskopf. Meißer ( Lit. 61 ) nannte denselben „ Schafberg " als Fortsetzung des im topogr. Atlas erwähnten Schafgrates. Im Taminatale ist keiner von beiden Namen im Gebrauch. Wir haben im Jahrbuch seinerzeit den Namen „ Ochsenberg " als Analogon zum „ Ochsentäli " angeführt, ziehen aber heute den Namen „ Schafberg " vor, der älteren Datums ist, was uns zur Zeit unsrer Namengebung noch nicht bekannt war, und zudem der Fortsetzung des Schafgrates und dem am Südhange des Berges liegenden Schafälpli besser entspricht. Gegenüber dem Schafberg erhebt sich nördlich vom Ochsentäli ein vom untern Gunggelstale gut sichtbares Horn von auffälliger, seltener Gestalt, an dem zu beiden Seiten ziemlich schwierige Abstiege ins Ochsentäli, bezw. „ Ramoser Bergli " gemacht werden können. Als passendsten Namen für dieses Horn möchten wir „ krummes Horn " empfehlen und als Namen der westlich und östlich davon gelegenen Abstiegs-, bezw. Aufstiegsstellen die Bezeichnungen „ Hornplatten ( westlich ) " und „ Hornsattel ( östlich ) ".

1836 Monte Sol ( deutsch Sonnenberg ) als Name ( Lit. 29, p. 6 ) des höchsten der „ grauen Hörner ", die bisher in der von uns angeführten Literatur keine anderen Namen aufweisen. Dieser Name bildet das Seitenstück zu dem bereits erwähnten Namen Monte Luna ( Mondberg ). Beide Namen ( und wahrscheinlich auch der Name terra sola = Tersól ) sind offenbar dem Lateinischen entnommen und vermutlich von Pfäferser Klostergeistlichen aufgestellt worden, nach welcher Seite hin sich besonders der Monte Luna auffällig präsentiert. Doch scheint es, daß der Name des Monte Sol, der mit keiner Alp in näherer Berührung steht und daher in früherer Zeit den Menschen wenig Interesse bot, ziemlich wenig gebraucht wurde oder bei wenigen damit bekannten verborgen blieb. In den Schriften über die Heilquelle zu Pfäfers vom Jahre 1822 und 1861 ( Lit. 25 und 38 ) sind neben dem „ Monteluna " nur die „ grauen Hörner " ohne „ Monte Sol " oder „ Piz Sol " erwähnt. Auch der Geologe A. Escher von der Linth kannte nach Fr. Becker ( Lit. 62, pag. 46 ) den Berg nur unter dem Namen „ Grauhorn ". Die topographische und die Zieglersche Karte ( Lit. 33 u. 35 ) brachten dann den alten Namen Monte Sol in der neuen, romanisch klingenden Form „ Piz Sol ", ebenso J. v. Tschudi, Theobald und der touristische Erstersteiger des Berges, Frey-Geßner ( Lit. 37, 41, 45 ). In dieser Form ist dann der Name in der Literatur mit wenigen Ausnahmen bis heute erhalten geblieben, obschon unsere neueren Karten wahrscheinlich infolge falsch verstandener Aussprache des Namens dafür die ohne Zweifel unpassende Bezeichnung „ Pizol " einführten. Wer an einem klaren Wintermorgen, wie wir es schon des öftern getan haben, von Vättis nach Pfäfers wandert und den rosafarbenen Morgenglanz der Wintersonne zuerst an unserer Bergspitze und dann allmählich erst an den niederen Hörnern leuchten sieht, der versteht, warum dieser Berg seinen „ grauen " Namen nicht mehr länger tragen, sondern „ Sonnenberg ", „ Monte Sol " heißen wollte; der versteht auch, warum das Tälchen oberhalb der Alp Zanei mit dem scharf hervorstehenden Gratrücken des „ hinteren Zaneihorns ", der im rosigen Morgenlichte leuchtet, wenn seine Umgebung noch lange im Schatten liegt, „ Sonnental " genannt wurde.

Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch auf einen Zeichnungsfehler des topogr. Atlas aufmerksam machen, der touristischen Schilderungen sehr hinderlich ist. Derselbe ist schon Schießer ( Jahrb. XXIV, S.A.C. ) aufgefallen, von den einen wieder in Abrede gestellt, von andern wieder bestätigt worden ( ebenda, Bd. XXIV u. XXV ). Ansichten des Piz Sol vom Sazmartinhorn einerseits und den Wildseehörnern anderseits lassen erkennen, daß der Piz Sol nicht die einfache Kegelform besitzt, wie sie die Karte angibt, sondern daß er eine in der Nord-Süd-Richtung langgestreckte und gegenüber der Karte etwas nach Westen geschobene Bergfeste mit drei in N-S-Richtung hintereinander liegenden Gipfeln und einem südlichen und westlichen Vorbau darstellt. Der Gletscher zeigt in Wirklichkeit nicht die schmale Zunge nach Süden, sondern endigt mit verhältnismäßig breiter Südseite am steil nach Tersol abfallenden Wildsandgrate. Dieser Grat trägt ungefähr in der Mitte zwischen dem Nordwestfuße des Piz Sol-Massives und dem Südostabsturze unseres Grates einen flach gewölbten Sattel, den wir Piz Sol-Sattel nennen. Derselbe führt vom Wildseegletscher ( auch Gafarragletscher [Lit. 2, p. 187] oder Piz Sol-Gletscher geheißen ) direkt auf das Plateau des Gelbistockes hinüber. Vom Piz Sol-Sattel zieht der Wildsandgrat südöstlich gegen die zwei Wildsandköp fe, biegt in der Nähe derselben in flachem Bogen ( nicht mit dem spitzen Winkel der Kartenzeichnungnach N E, wo er sich allmählich zum „ Gähla Hart " ( gelbe Erde ) in der Nähe der Wildseehörner hinuntersenkt. Das aus graugrünen Verrukanotrümmern bestehende „ Grau Chies " ( Graukies der Karte ) liegt nicht unten auf „ Grisp ( sprich Grischp ), sondern oben auf dem flach gewölbten, landschaftlich reizenden Rücken der „ Grisphöhe " ( P. 2767 m ).

Das auffallende, isolierte Horn nördlich des Piz Sol nennen wir wegen seiner interessanten Gestalt und seiner Sichtbarkeit von allen Seiten her „ Piz Sol-Wacht"(2770 m ). Neben ihm führt südlich die obere und nördlich die untere Gelbilücke vom Wildseegletscher zur Gelbi, einem breiten, schwach geneigten ehemaligen Firnboden, hinüber. Nördlich der unteren Gelbilücke folgen die schon von Imhof ( Lit. 64 ) angeführten Lavtinahörner und zwar vorerst die malerische Reihe der „ kleinen Lavtinahörner " und daran anschließend die vier ( nördlichen ) großen Lavtinahörner. Diese letzteren beginnen mit dem imponierenden Felsbau des mittleren und zugleich höchsten Lavtinahorns ( 2720 m ), dem wir seiner Form wegen den Namen „ Lavtinaburg " beilegen, und endigen am hoch über dem Wildsee gelegenen „ Lavtinasattel " ( 2593 m ), der vom Wildseekessel zum „ Stafinellagrat " und der Alp Lavtina hinüberführt. Der Name Stafinella rührt 1 ) her von den an seiner Nordseite zwischen der oberen Ver-molhütte und dem Grate gelegenen, etwas abschüssigen „ Böden ", die „ obere " und „ untere Stafinella " genannt. Demnach nennen wir Punkt 2402, der auf früheren Karten fälschlicherweise2 ) den Namen Hochwart führt, Stafinellakopf ( 2402 m ). Als „ Hochwart " bezeichnen einige Stellen der Literatur ( Lit. 58, 75 ), sowie der heutige Sprachgebrauch im Weißtannentale die stolze Felsfeste ( P. 2678 m ) unmittelbar nördlich des Lavtinasattels, welche das Innere der grauen Hörner, sowie deren ganze Westseite beherrscht und deshalb den Jägern und Wildhütern als Auslugposten dient.

1842 Schwarzblankkopf3 ) oder Lasakopf ( P. 2647 m ). Derselbe Name, sowie die Bezeichnung „ Schwarzblanken " oder " Schwarzplangggrat " finden sich später bei verschiedenen Autoren ( Lit. 33, 35, 45, 55, 58, 62, 65 ), sowie im mündlichen Sprachgebrauch der Anwohner. Heute unterscheiden wir im hochgelegenen Schwarzplangggrat ( nordöstlich des Schottensees ) drei besondere Erhebungen: das nördliche, massive und vom Tale aus gut sichtbare Ende des Grates mit dem von P. 2484 bis P. 2548 reichenden flachen Scheitel als unteren Schwarzplanggkopf, dann den langgestreckten mittleren ( P. 2639 m ) und den von drei malerischen Felszacken gekrönten südlichen Schwarzplanggkopf ( 2647 m ). Im angeführten Grenzvertrag ist auch der im topogr. Atlas mit 2547 m Höhe notierte Durchpaß zwischen Gafarratal-Schottensee und Vaplonatal ohne Namensangabe erwähnt. Wir empfehlen für denselben die Bezeichnung „ Schottenseelüche ".. Zwischen der letzteren und dem Wildsee erhebt sich ein stumpfer Felskegel ( 2650 m ), für den Imhof wie für P. 2647 m den Namen „ Schottenseehorn " vorschlug. P. 2647 m gehört aber, wie wir gesehen haben, zum Schwarzplangggrat und muß nach ihm benannt werden. Für P. 2650 existieren die Namen „ Bölli " ( Vilterser und Wangser Ausdruck ) und " Sichler " ( Weißtanner Ausdruck ), die aber nur von wenigen gebraucht werden. Der Gestalt und Lage an zwei Seen entsprechend, empfehlen wir für diesen Gipfel den Namen „ Schottensee-kopf " und für den Übergang südlich davon den Namen „ Wildseesattel " ( P. 2515 ). Als Lasaköpfe sind nach Imhof und aus topographischen Gründen der „ Tagweidlikop f"(2275 m ), „ Schlößlikopf ( 2224 m ) und Fasanakopf ( 2034 m ) zu bezeichnen. Die Gipfelreihe östlich des Wildsees ist im erwähnten ( Lit. 2, p. 187 ) Grenzvertrag noch nicht benannt, obschon die darin beschriebene Grenze über den Kamm dieser Gipfel führt. Auch unsere Karten kennen hierfür noch keine Namen. Theobald und Kaiser ( Lit. 41 u. 47 ) erwähnen die „ Wildspitze "; Frey-Geßner ( Lit. 45 ) die „ Wildspitz-kette ". Imhof und Gröbli ( Lit. 63-66 ) nennen diese Kette Wildseehörner; die Anwohner ( Valens ), sowie der Führertarif ( Lit. 64 ) nennen sie einfach „ Seehörner ", dem gegenüber aber der präziser gefaßte Ausdruck „ Wildseehörner " vorzuziehen ist.

Jenseits des Schwarzplangggrates liegt das ehemalige Gletschertal des Schwarzsees, das im Süden auf dem „ Schwarzseesattel " endigt; die rechte ( Ost- ) Seite dieses Hochtales ist vom schöngewölbten, langgestreckten Plateau von Baseggla begrenzt, dem im Süden einzelne kleinere und drei größere dunkelgrüne Felsgipfel aufgesetzt sind, nämlich die zwei ( nördlichen ) „ Schwarzseeköpfe " und das ( südliche ) steil aufragende „ Schwarzseehorn " oder kurz „ Schwarzhorn " ( 2602 m ), das von einzelnen Jägern auch Milbisandhorn genannt wird ( laut Mitteilung von P. Vogler)1 ).

Von Valtüsch ( sprich Fatüsch ) zieht sich eine weite, von Wildbächen durchfurchte Talmulde gegen das Sazmartinhorn und den Gelbistock hinauf. Ein ziemlich steiler Grat ( mit Punkt 2721 m ) teilt die Mulde in ein nördliches unteres Piltschina und in ein südliches „ oberes Piltschina " und endigt oben in einem viergipfeligen Kamme, dem wir den Namen „ Piltschinakamm " beilegen. Südlich davon steigt der steile „ Sattelkopf " neben dem „ Piltschinasattel ", der von Piltschina nach Tersol hinüberführt, unvermittelt aus dem Grat empor. Der von Coolidge ( Lit. 71 ) eingeführte Name „ Tersolpaß " für den angegebenen Sattel ist zu allgemein gehalten ( da es wenigstens vier „ Tersolpässe " gibt ) und daher nicht zu empfehlen.

Weitere, bisher nur in einem engen Kreise bekannte Namen bringen unsere neueren Karten für das Gebirge zwischen dem hinteren Galfeisentale und dem hinteren Weißtannentale. Wir nennen dasselbe nach dem zentral gelegenen Talkessel ( Kar ) „ Ritschli, und aus Gründen, die im folgenden erörtert werden, „ Ritschligruppe ". Wir beschränken uns im folgenden auf die wichtigsten Namen. Der Hauptgipfel ( 2640 m ) dieser Gruppe führt auf den neueren Karten den auffallenden Namen „ Hangsackgratder nördlich vorgelagerte Gipfel ( 2507 m ) führt auf der Zieglerschen Karte den Namen Ochsenalpligrat, im topogr. Atlas die Bezeichnung „ Laritschkopf ". Ein Blick auf die Topographie der Karte belehrt uns aber, daß der erstgenannte Gipfel dem Ritschli näher liegt, ja sogar den größten Teil der östlichen Talwand desselben bildet, während der mit dem Namen Ritschli versehene Gipfel der Karte ganz außerhalb des Ritschli liegt. Die Betrachtung der Natur zeigt uns ferner am obersten S E-Hang des sog. Laritschkopfes eine merkwürdige hängende Mulde, genauer gesagt, ein im Anfangsstadium seiner Bildung zurückgebliebenes Kar, das im Volksmund den Namen „ Hunghafa " ( Honighafen ) erhalten hat und einem aufgehängten Sacke, der zum Aufbewahren von Wäscheklammern dient, sehr ähnlich sieht. Dementsprechend wird der Gipfel darüber „ Hunghafaspitz " genannt. Wir vermuten nun, daß statt des letztern volkstümlichen Namens verdeutscht „ Hangsackgrat " gesetzt und zudem die beiden Namen „ Laritschkopf " und „ Hangsackgrat " einmal absichtlich oder unabsichtlich verwechselt wurden. Wann und durch wen das eine oder andere geschah, können wir leider nicht entziffern, da uns die nötigen Aufzeichnungen aus der Literatur fehlen und die mündliche Überlieferung bei den Jägern und Hirten des Weißtannentales offenbar unter dem Einfluß der Karten gelitten hat. Wir finden aber, es sollten die beiden erwähnten Namen ihrem natürlichen und einzig passenden Orte zurückgegeben werden, und empfehlen daher für den Berg mit dem hängenden Sacke ( P. 2507 m ) wieder den Namen " Hangsackgrat ", vulgo " Hunghafaspitz ", und für den Berg am Ritschli ( P. 2640 m ) den seiner Form entsprechenden Namen ."Ritschlihorn ". Den Übergang zwischen den beiden Gipfeln kann man am besten mit " Gutentalsattel " benennen; denn ein " Ritschlijoch ", welcher Name hier eventuell auch passen würde, kennen wir bereits als Übergang vom Ritschli zum Plattasee oberhalb der Alp Piatta. Den steil aufragenden, spitzen Gipfel östlich davon nennen wir " Plattaspitz ", weil der Berg wenigstens teilweise zur Alp Piatta gehört, selber aus Platten besteht und sich unmittelbar über dem idyllischen Plattasee erhebt1 ). Für Punkt 2373 m am S-Ende seines Südgrates brauchen die Alpbesitzer und Hirten von Piatta den Namen " Horni " ( statt „ Vilterserhorn " des topogr. Atlas ) und für das aussichtsreiche Plateau nordwestlich davon die Bezeichnung „ Horniboden ". Die Gipfel westlich des Ritschli sind am besten mit „ Heubützlilköpf " ( statt „ Heubützli-horn " von Coolidge ) zu benennen ( P. 2498, 2612, 2588 u.a. der Zieglerschen Karte ). Erwähnung verdient auch der jenseits des Heubützli sich erhebende, im Volksmunde längst genannte, aber auf den Karten nicht verzeichnete " Fahnenstock " ( P. 2615 m ). An ihm vorbei führt ein öfters begangener Weg über den " Heubützlipa2470 m ) ins Heubützlikar und von diesem über den " Muttentalsattel " ( 2438 m ) in die Alp Fuu hinüber. Aus dem " Muttentalergrat " erheben sich an seinem Westende der bereits erwähnte „ Älplikopf " ( 2640 m ), sowie das schroff aufragende Horn ( P. 2617 m ). Von 1 ) Coolidge hat dafür ( Lit. 71 ) den bereits vergebenen Namen " Ritschlihorn " vorgeschlagen.

dessen Südfuße, früher von den Waisern „ March Eck " geheißen, erstreckte sich einst die oben bereits erwähnte sagengeschmückte Walseralp „ Chrazeri " bis gegen den heutigen Heubützlipawährend jenseits der „ March Eck " ( sprich „ Marchegg " ) die Alp „ in der hindern Sardona " bis zum Gletscher hinüberreichte. Dieser alten Alp zu Ehren wollen wir unsern Gipfel ( 2617 m ) „ Chrazerihorn " nennen, denn der „ verdeutschte " „ Kratzernspitz " des togogr. Atlas verdient diesen Namen kaum.

Hier auf den herrlichen Terrassen der Chrazeri denken wir zum Abschluß unserer Betrachtungen nochmals zurück an jene Zeiten, an denen statt der öden Schutthalden von heute noch grüne „ Planggen " mit saftigen „ Ritzli, Mutterna und Cipriu " zu den „ Gräden und hochsten Spitz " emporzogen und das Vieh, weit zahlreicher als jetzt, die Werth Käs und Biner Schmalz „ produzirte ", die dem „ Helgen St. Martin " als Kirchensteuer entrichtet wurden. Die Geschlechter jener Zeiten sind verschwunden; die Berge, die sie geschaut, schauen heute auf ein anderes Geschlecht herab und werden noch stehen, wenn auch wir verschwunden sind. Die Namen aber, die wir ihnen geben, sollen unser heutiges Interesse an den Bergen auch späteren Zeiten künden und diesen damit den Weg zu Kraft und Mark, zu Glück und Gesundheit weisen, die wir heute auf unsern Bergen finden.

Verzeichnis der benutzten Literatur.

1. 1220—1600 Wegelin, K., Die Regesten der Benediktiner Abtei Pfävers und der Landschaft Sargans. 1850.

2. 1299—1870 Egger, Fl., Urkunden und Aktensammlung der Gemeinde Ragaz. 1872.

3. 1385 Lehenbrief von Fusüns. Abgedruckt ( bei Salis IL Teil ). 1805—1812.

4. 1426—1728 Grenzen der Herrschaft Pfävers ( bei Salis [1805-12] und Planta [1881] ).

5. 1477—1707 Galfeisen-Briefe. Urkunden-Kopienbuch. St Gallen.

6. 1570 Campell, Ul. v., Rhätiae alpestris topographica descriptio.

7. 1606 Stumpf, U. J., Beschreibung gemeiner loblicher Eydgnosschaft. Zürich.

8. 1616 Guler, Joh. v., Raetia. Chur.

9. 1617 Sprecher, Fort., Pallas Rhätica, armata et togata. Leyden.

10. 1618Sprecher und Cluver, Karte von Graubünden.

11. 1716Scheuchzer, Joh. Jak., Helvetiae Stoicheiographia. Zürich.

12. 1717Hydrographia Helvetica. Zürich.

13. 1723Itinera per Helvetiae Alpinas regiones. Leyden.

14. 1742Sererhard, Nik., Einfalte Delineation. Chur 1872.

15. 1760Gruner, Gotti. Sig., Die Eisgebirge des Schweizerlandes.

16. 1767Urbarium des Klosters Pfävers für die unteren Gemeinden des Bezirkes Sargans.

Errichtet von J. B. W. Tschudy, von Glarus.

17. 1771 Füeßlin, J. C, Staats- und Erdbeschreibung der schweizerischen Eidgenossenschaft.

Schaffhausen.

18. 1781 Storr, G. K. Ch., Alpenreise vom Jahre 1781. Leipzig.

19. 1781 Urbarium des Klosters Pfävers für die Gemeinde Valens.

20. 1781/82 Urbarium des Klosters Pfävers für die Gemeinde Vättis.

21. 1787/91 Schinz, H. R., und Orell, H. v., Beiträge zur näheren Kenntnis des Schweizerlandes.

5. und 6. Heft.

22. 1796—1802 Weiß, J. H., und Meyer, J. R., Atlas suisse. Aarau.

23. 1805—1812 Salis-Seewis, J. U. v., Gesammelte Schriften. Chur 1858.

24. 1809 Ebel, J. G, Anleitung, die Schweiz zu bereisen. III. Aufl.

25. 1822 Kaiser, J. A., Die Heilquelle zu Pfäfers.

26. 1827 Lutz, M., Vollständige Beschreibung des Schweizerlandes. Aarau.

27. 1829 Hirzel-Escher, Wanderungen in wenig besuchte Alpengegenden der Schweiz. Zürich.

28. 1831Curti, Ferd., Beleuchtung der Ansprache des Klosters Pfävers. St. Gallen.

29. 1836Der Kt. St. Gallen ( Bezirk Werdenberg u. Sargans ) geogr. statist, geschildert. St. Gallen.

30. 1838 Köder und Tscharner, Der Kt. Graubünden, historisch, geographisch und statistisch geschildert. St. Gallen.

31. 1838 Keller, Ferd., Das Panorama von Zürich. Zürich.

32. 1838 Meyer von Knonau, Erdkunde der Schweiz. Eidgenossenschaft.

33. 1845Topographische Karte ( Dufourkarte ) der Schweiz.

34. 1846Heer, O., und Blumer, Der Kt. Glarus, histor. geogr. statist. geschildert. St. Gallen.

35. 1846Ziegler-Eschmann, Karte des Kt. St. Gallen.

36. 1856 Meyer von Wiedikon, J., Naturbilder aus dem Schweizerlande.

37. 1860Tschudi, J. v., Schweizerführer. Zürich.

38. 1861Die Mineralquelle zu Pfäfers. Neujahrsblatt d. naturforsch. Gesellschaft v. Zürich.

39. 1861Theobald, G., Das Bündner Oberland. Chur.

40. 1861Sand-Franck, G., Hinterlassene Schriften. ( Scheibe-Saurenstock-Piz Segnes. ) St. Gallen.

41. 1862Theobald, G., Naturbilder aus den rhätischen Alpen. 1. u. 2. Aufl. Chur.

42. 1863Coaz, J., Exkursion nach der Ringelspitze. Jahresbericht der naturiorschenden Ge- sellschaft Graubünden. Chur.

43. 1863 Theobald, G., Nachträgliches über den Calanda.

44. 1864 Tschudi, Fr., Bericht über die Sektionstour St. Gallen auf den Brändlisberg vom 14.16. Aug. 1864. St. Gallen.

45. 1865 Frey-Geßner, Der Piz Sol. ( Jahrb. des S.A.C., II. Bd. 1865. ) 46. 1865 Coaz, J., Über Ortsbenennungen in den Schweizer Alpen. ( Jahrb. II d. S.A.C. ) 47. 1869 Kaiser, Dr. J. Fr., Die Therme von Kagaz-Pfäfers. St. Gallen.

48. 1870 Coaz, J., Beschreibung der Gemeinde Flims. Jahresbericht der naturforsch. Gesell- schaft Graubünden. Chur.

49. 1870Topograph. Atlas der Schweiz, genannt Siegfriedkarte.

50. 1872 Mohr, Conr. v., Noten zu Sererhard, N., Einfalte Delineation. Chur.

51. 1872Tschudi, I. v., Der Tourist in der Schweiz. St. Gallen 1872.

52. 1872Lehmann, Fr., Nach den Grauen Hörnern. Alpenpost III. Nr. 25.

53. 1876 Heim, Alb., Itinerar des S.A.C. ( Tödi-Sardona-Kärpf. ) 54. 1878Bemerkungen zur Karte des Clubgebietes. Jahrb. S.A.C. XIII.

55. 1878 Eggenberger, O., Exkursion der Sektion „ Alvier " auf die Grauen Hörner. Neue Alpenpost VIII. Nr. 12.

56. 1878 Lorenz, Dr., Eine Exkursion auf den Flimserstein. Neue Alpenpost X. Nr. 1 ff.

57. 1879 H. F., Elm im Glarnerlande. Neue Alpenpost IX. Nr. 14 und 15.

58. 1880 Kaiser, Fl., Ragaz-Pfäfers und ihr Exkursionsgebiet. II. Aufl. Ragaz.

59. 1881 Planta, Dr. P. C. v., Die currätischen Herrschaften in der Feudalzeit. Bern.

60. 1885 Simon, S., Leiden und Freuden des Topographenlebens. Schweizer Alpenzeitung III. 4.

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61. 1886 Meißer, W., Die Ringelspitze. Schweizer Alpenzeitung V. 11.

62. 1888 Becker, Fridol., Itinerar S.A.C.: Graue Hörner-Calanda-Ringelspitz.

63. 1888 Gröbli, Dr. W., Wanderungen im Clubgebiete. Jahrb. S.A.C. XXIV.

64. 1888 Imhof, Ed., Die Grauen Hörner im Spätherbste. Jahrb. S.A.C. XXIV.

65. 1889Aus den Grauen Hörnern. Jahrb. S.A.C. XXV.

66. 1889 Gröbli, Dr. W., Neue Wanderungen im Clubgebiete. Jahrb. S.A.C. XXV.

67. 1889/90 Netzhammer, P. R., Über schweizerische Landesvermessung. Einsiedeln.

68. 1891 Haffter, Dr. W., Der Piz Sol. Schweizer Alpenzeitung IX. 20.

69. 1891 Götzinger, Dr. W., Die romanischen Ortsnamen des Kt. St. Gallen. St. Gallen.

70. 1893 Theobald-Tarnuzzer, Naturbilder aus den rhätischen Alpen. Chur.

71. 1894 Coolidge, W. A. B., The range of the Tödi. London.

72. 1894 Brun, H., Zur Monographie der Ringelspitze. Jahrb. S.A.C. XXIX.

73. 1895/96 Sprecher, F. W., Aus den Bergen des Taminatales. Jahrb. S.A.C. XXX u. XXXI.

74. 1897 Stoop, J. B., Die Sardonagruppe. Jahrb. S.A.C. XXXII.

75. 1898 Generaltarif für die Führer und Träger d. Schweizeralpen. Herausgeg. v. C.C. d. S.A.C.

76. 1898Buß, Dr. E., Führer für das Glarnerland und den Walensee. Glarus.

77. 1902Touristische Mitteilungen. Alpina X. Nr. 9.

78. 1902Stoop, J. B., Piz Sol und Kurfürsten. Alpina X. Nr. 13.

79. 1902Näf-Blumer, Dr. E., Clubführer durch die Glarner Alpen. 1. u. 2. Auflage.

80. 1903Schlatter, Th., St. gallische romanische Ortsnamen. St. Gallen.

81. 1904Frey, Karl, Aus den Bergen des Sernfthales. Zürich.

82. 1907Bühler, E., Illustr. Führer für Schwanden und das Sernfthal. Schwanden.

83. 1907 Meißner, Em., Tourenvorschläge für das Exkursionsgebiet Chur.

84. 1911Blumenthal, Dr. M., Geologie der Ringel-Segnesgruppe. Bern.

85. 1912Becker, Fr., Glarnerland mit Wallensee und Klausenstraße.

86. 1912Wagner-Zwicky, Exkursionskarte von Elm. Glarus.

87. 1912 W Wäber, Dr. A., Bündner Berg- und Paßnamen. Jahrb. S.A.C. XLVII.

88. 1912Schmid-Parli, C, Führer von Flims und Umgebung. II. Aufl.

.89. 1913Schlatter, Th., St. Gallische romanische Ortsnamen. II. Heft. St. Gallen.

90. 1914Täuber, Dr. C, Taschenkalender für Schweizer Alpenklubisten. Zürich.

.91. 1914Tanner, H. A., und Walder, Dr. E., „ Die " Bernina, kleinere Mitteil. Alpina XXII. Nr. 4.

92. 1879Heer, Oswald, Martinsloch oder Mathysloch. Neue Alpenpost IX, 11, p. 83. Nachtrag.

93. 1846Zweites Schulbuch für die Primarschulen des Kantons St. Gallen, II. und III. Teil ( für den 5. und 6. Kurs ). St. Gallen. Nachtrag.

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