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Zeitschrift und Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins

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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins.

Kedigiert von Heinrich Hess. Neue Folge, Bd. XXVI. München/Wien 1910.

Die Zeitschrift ist diesmal ohne Beilagen, Karte, Panorama oder dergleichen geblieben, sonst aber mit 318 Seiten Text, 23 Vollbildern und 65 Bildern im Text hinreichend und in gewohnter Güte ausgefallen. Sie beginnt mit zwei Abhandlungen: Johann Fischbachs Bilderzyklus „ Bäume Deutschlands ", von A. v. Guttenberg, und: Der Hochgebirgswald, von Th. Künkele, von welchen uns die letztere durch gelegentliches Eingehen auf die schweizerischen Verhältnisse mehr Belehrung durch Vergleich bietet als die erstere, die sich auf eine ausschließlich Deutschland betreffende Publikation bezieht. In der dritten Abhandlung: Einige Betrachtungen über die Kosten der Touristik einst und jetzt, von o. ö. Professor Dr. Otto von Zwiedineck-Südenhorst wird zwar auch nur auf die Verhältnisse in den Ostalpen Bezug genommen; immerhin sind aber manche Beobachtungen des Verfassers im Eingangskapitel und später und namentlich seine Schlußfolgerungen, in denen zu größerer Bescheidenheit der Touristen selbst gemahnt wird, auch für uns beherzigenswert. Vortreffliche Winke enthält die darauf folgende Abhandlung: Die Photographie in den Alpen, von Dr. Gustav Kuhfahl, geschmückt mit einer schönen Autotypie, das Matterhorn vom Theodulgletscher, über welche Aufnahme auf pag. 43 ein pikantes Detail nachzulesen ist. Den kurzen Bericht über „ Gletschertouren in Island ", von L. Wunder, mag man mit den Erzählungen unseres Clubgenossen H. Stolle oben vergleichen, um für dessen erstaunliche Leistungen den rechten Maßstab zu bekommen. Nicht ganz so in die Einöde, aber doch in manchmal recht unbequem zu bereisende Gegenden führt uns der Aufsatz: Aus den Gebirgen der Vereinigten Staaten von Nordamerika, von Robert Liefmann. Nach einer allgemeinen Einleitung, in welcher ( wie auch in späteren Rubriken ) gelegentliche Irrtümer über die Tätigkeit der amerikanischen und kanadischen alpinen Clubs, über die Besteigungen von Mt. Robson und Mt. Mac Kinley wohl dem Umstand zuzuschreiben sind, daß die Reise schon 1907 vor sich ging und der Aufsatz 1908 niedergeschrieben wurde, werden wir bekannt gemacht mit den ( unbedeutenden ) Gebirgen des Yellowstoneparks, dem Kaskadengebirge, in welchem der Mt. Tacoma oder Mt. Rainier, 4400 m ( siehe die Autotypie ), erstiegen wurde, die Besteigung des Mt. Adams ( von einem dem Schweizer Fritz Guler aus Klosters gehörenden Hotel aus ) dagegen durch schlechtes Wetter vereitelt wurde, dann mit der Sierra Nevada und dem Yosemitetal, dem Grand Cañon des Coloradoflusses ( siehe die Autotypie von Powells Plateau ), dem Felsengebirge von Colorado, in welchem Greys Peak und Torreys Peak besucht wurden, den Gebirgen des Ostens, in welchen der Verfasser sich dem Wintersport hingeben und wenigstens den Mt. Washington, 1917 m, ersteigen konnte. Über die „ Berge zwischen Sixt und Barberine, vom Mont Buet bis zur Tour Sallière " gibt Oskar-Erich Meyer in einem für meinen Geschmack und Berge dieses Kalibers etwas zu enthusiastischen Stil eingehende und wohl abschließende Auskunft, als Resultat längerer Bekanntschaft und eingehender Beschäftigung mit ihnen auf Reisen im Gebiet und Forschung in der Literatur, auch der älteren und schwer zugänglichen. Besprochen und durch eine Kartenskizze erläutert werden Sixt und der Fer-à-cheval, der Mont Ruan, der Pic de Tanneverge, der Col de Sagerou, der Übergang vom Mont Buet zum Cheval Blanc, das Tal von Barberine, die Chaîne des Perrons, die Pointe de la Feniva, die Chaîne des Rosses, das Tal von Salanfe, die Tour Sallière, die Arête du Col d' Emaney. Angeschlossen ist eine tabellarische Übersicht der Ersteigungsgeschichte der einzelnen Gipfel ( zu der der Tour Sallière habe ich oben pag. 313—314 einen Beitrag veröffentlicht ) und ein Literaturverzeichnis, und beigegeben sind außer zahlreichen Autotypien im Text zwei schöne Vollbilder nach Naturaufnahme von G. Zindler und Zeichnung von E. T. Compton. Ich muß mir versagen, auf Einzelheiten einzutreten in den uns ferner liegenden Aufsätzen von M. Zeller: Die Reiteralpe; Dr. Carl Blodig: Aus dem Gebiete der Tübingerhütte ( Garneratal, VorarlbergDr. Hermann Schwarzweber: Die Durreck-gruppe, ein Beitrag zu ihrer Erschließung; K. Plaichinger: Erschließerische Nachlese aus dem Nordzuge der Palagruppe. Dagegen möchte ich unsere Leser speziell aufmerksam machen auf den schönen Aufsatz von Dr. Günther Dyrenfurth: Aus der Ofenpaßgruppe, Beiträge zur Erschließung der Engadiner Dolomiten, in welchem sie eine willkommene Ergänzung zu den Fahrtberichten des nämlichen Verfassers in diesem Jahrbuch, Bd. 43, finden. In der Zeitschrift faßt er nun alles zusammen, was er mit seinen Freunden seit fünf Jahren im nördlichen Abschnitt der Engadiner Dolomiten, das heißt in den Gruppen Lad und Lischanna-Sesvenna, Pisoc, Plavna, Nuna, Laschadurella, Tavrü und Starler aufgearbeitet hat. Eine orientierende Einleitung, Kartenskizzen und Textbilder helfen zum Verständnis der oft recht abenteuerlichen Fahrten, und vier Vollbilder in Lichtdruck und Autotypie schmücken den Artikel. Auch in dem Auf satze von Viktor Baumann und Friedrich Berger: Schneeschuhfahrten in den Münstertaler Alpen wird schweizerisches Gebiet gestreift, und gerade diese Abschnitte, wie die Besteigung des Piz Urtiola, Santa Maria und das Münstertal, das Scarlerbecken, der Übergang von Scarl zur Pforzheimerhütte, Giufplan, gehören mit den beiden Vollbildern Fuldera d' Ora mit Piz Lad und Paß Dößra-dont, Übergang von Santa Maria nach San Giacomo zu den gelungensten des ganzen Buches, das seinem Redaktor und der Firma Bruckmann wieder alle Ehre macht.

Über die Mitteilungen kann ich mich wohl kurz fassen, da ihre Hefte jeweilen nach Erscheinung in der „ Alpina " skizziert werden. Von längeren Artikeln, die zu Erörterungen Anlaß geben könnten, übergehe ich die für unsere Zwecke im Momente der Besprechung veralteten, für künftige Historiographen nützlichen Zusammenstellungen der „ alpinen Unfälle des Jahres 1909 ", der „ bemerkenswerten neuen Touren des Jahres 1908 in den Ostalpen ", der „ Weg- und Hüttenbauten des D. & Ö. Alpenvereins im Jahre 1909 ", des „ Besuchs der Alpenvereinshütten im Jahre 1909 ", und andere offizielle und private Mitteilungen, welche nur den Alpenverein angehen. Wegen lokaler Nähe interessanter für uns sind die Aufsätze: Eine Überschreitung des Aletschhorns, von Dr. G. Freih. v. Saar; Neue Ersteigungen im Gebiete der Tübingerhütte, von Richard Scholz; Aus den Bergen des Großen Walsertals, von Dr. Karl Blodig und Viktor Sohm; Drei Nächte auf dem Zermatter Weißhorn, von Kurd Erdell ( Abenteuer bei einer Traversierung über den Schallijochgrat ). Ich übergehe einige als Nachträge zur „ Erschließung der Ostalpen " bemerkenswerte Aufsätze, um auf zwei Themata einzutreten, die in den „ Mitteilungen " von 1910 zur Diskussion gestellt werden. Das eine ist die in verschiedenen Aufsätzen und Besprechungen von Guido Lammer, Alfred Steinitzer, R. Gomperz, Fritz Becker, Franz Nieberl, H. Haseroth und dem Hauptausschuß des D. & Ö.A.V. erörterte Frage nach dem Kulturwert des Sports, der Hygiene des Sports, den Grenzen des Bergsports, der Zulässigkeit von Skiwettrennen im hochalpinen Gelände u. dgl. Die Diskussion ist außerordentlich interessant, wurde sehr lebhaft geführt, ist aber doch schließlich, wie zu erwarten war, auf Abwege geraten und hat mehr zu persönlichen Reibereien als zu einem praktischen Resultat geführt. Persönlich kann ich, auch vom Standpunkt des S.A.C., der Meinung Lammers nur beipflichten, daß alpine Vereine sich tunlichst von allem, was an Sportkonkurrenz und Wettbewerb, sei es um Ehre oder Geld, grenzt, fernhalten, eventuell ihm entgegenwirken sollten. In Beziehung auf das Thema der Einteilung der Alpen, welches von Hugo Gerbers und Fritz Becker diskutiert wird, möchte ich doch darauf bestehen, daß die Zweiteilung in Ost- und Westalpen geographisch und geologisch großen Schwierigkeiten begegnet, und daß der natürliche Verlauf des Alpenbogens, die geschichtliche Entwicklung und die politischen Verhältnisse der alten Dreiteilung in West-, Zentral- und Ostalpen besser entsprechen. Daß von Guido Sautter „ der künftige Nationalpark der Schweiz " als „ Vorbild für die übrigen Alpenländer " hingestellt wird, ist schmeichelhaft für uns. Für seine Gebiete kann aber der D. & Ö.A.V. mit seinen reichen Mitteln — er zählt jetzt 90,000 Mitglieder in 393 Sektionen und hat 284,000 Mark Vermögen — uns leicht Konkurrenz machen.Redaktion.

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