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Albanien

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t Nord-Albanien: Aufstieg in der Korab-Kette mit ihrem 2746 Meter hohen dem höchsten in Albanien strahlenden Tag. Um 7.15 Uhr marschierten wir in drei Seilschaften über den Gepatschferner, entlang der italienisch-österreichischen Grenze. Kurze Zeit später gewahrten unsere Blicke drohende, schwarze Wolkenbänke, die rasch von Süden nach Norden aufzogen. Nach einer Viertelstunde hüllte uns der Nebel ein, und die Schneekristalle setzten sich in unseren zum Teil ansehnlichen Barten fest. In Sturmjacken und mit über die Ohren gezogenen Mützen kämpften wir uns über die letzten Meter zum langgezogenen Gipfel. Ein Händedruck - und schon wandten wir uns dem Abstieg über den Nordostgrat zu. In forschem Tempo überquerten wir den über 25 Quadratkilometer grossen Gepatschferner, genannt « der Sumpf ».

In der Rauhekopf hütte ( 2732 m ) machten wir Bekanntschaft mit einer Studentengruppe der Universität Giessen, die die Aufgabe hatte, den unteren Teil des riesigen Eisstromes zu vermessen.

Nach einem kurzen Imbiss setzten wir den Weg Richtung Kaunertal fort. Auf 2000 Meter ging der Schnee in Regen über, und unter unseren Knirpsen näherten wir uns rasch dem Gepatschhaus ( 1928 m ). Nach den ausgiebigen Schneemärschen und der allgemeinen Einwirkung des Wassers waren unsere Schuhe eher mit vollgesogenen Schwämmen zu vergleichen, und wir waren froh, die Gewissheit zu haben, sie bald los zu sein.

Entlang dem Kauner Stausee fuhren wir in Sepps VW-Bus Feichten zu, wo wir freudig begrüsst wurden. Einige Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts zeigten sich erschreckt über unsere bärtigen Gesichter. Wir hatten uns jedoch entschlossen, die Stoppeln zollfrei in die Heimat zu importieren.

Nach dem Bezug der freundlichen Zimmer im « Edelweiss » näherte sich der letzte Abend im gastlichen Tirol.

Aus Sepps Küche wurde uns ein Gemsbraten serviert, den wir uns wohlschmecken liessen, und um unsere Gaumen vollends zu verwöh- nen, liess unser Freund noch eine Omelette surprise auffahren. Uns gegenseitig unterhaltend und unter den Klängen eines einheimischen Duos, ging unsere gelungene Tourenwoche ihrem Ende entgegen. Franz dankte mit warmen Worten sichtlich bewegt unserem lieben Sepp für seine Arbeit und überreichte ihm einen mit unseren Namen versehenen Pickel zum Dank für seine Dienste und seine vorbildliche Kameradschaft. Auch jedem der Teilnehmer übergab er ein Andenken in Form eines hübschen, gravierten Tellers. Das Allerschönste an jenem Abend aber waren die herrlich weichen Betten!

Sonntag Ein trüber, nebliger Tag dämmerte, als wir, von Abschiedsrufen begleitet, im Auto nach Landeck fuhren, wo wir um to Uhr den Zug in die Schweiz bestiegen. Wir kehrten zurück, reich an Eindrücken, Erinnerungen und mit der Gewissheit, unseren Kameraden, den « Seppi vo Feichten », wieder zu treffen.

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Fritz Lörtscher, Bern Fünf Jahre hatte eine Bergsteigergruppe aus Schweizern und Österreichern auf ein Einreisevisum nach Albanien gewartet. Als man die Hoffnung schon aufgegeben hatte, traf es doch noch ein, und erstmals im Jahre 1966 konnten Westeuropäer dieses seit dem Kriege hermetisch abgeschlossene Land kreuz und quer bereisen. Dazu brauchte es allerdings von Distrikt zu Distrikt Sonderbewilligungen, auch war immer eine staatliche Begleitung dabei, ob in den streng bewachten Grenzbergen gegen Jugoslawien oder an der Küste.

Schon die Reise nach Albanien ist ein kleines Abenteuer. Weil keine Eisenbahn nach Albanien führt, eine Fahrt auf dem Seeweg kompli- Gjirokaster, das frühere Argyrocastron, nahe der griechischen Grenze. Alle Häuser sind mit Steinplatten bedeckt, Die sanften Bergrücken im Hintergrund erreichen Höhen bis 2500 Meter Zentral-Albanien: Typischer Baustil aus der Zeit der Blutrache: die wehrburgartigen Behausungen der Verfemten, die Kullas Photos Fritz Lörtscher, Bern ziert und zeitraubend ist, kam nur ein Flug in Frage. Die Route führte von Wien über Budapest und Belgrad nach Tirana. Geflogen wurde mit einer gescharterten, ehemals russischen zweimotorigen Tupolev einer tschechischen Gesellschaft.

Nach der Donauebene kam bald die verkarstete Bergwelt ins Blickfeld, und schon blendete ein starker Lichtreflex am Horizont: die Adria. Beim Anflug auf Tirana ragen die Kletterberge der nordalbanischen Alpen wuchtig in den Himmel. So weit das Auge reicht, erstrecken sich dahinter die nicht ganz so hohen, aber doch ebenso unwegsamen und tief zerklüfteten Gebirgszüge. Weit unten glitzert der Skutari-See, durch den die Grenze zwischen Jugoslawien und Albanien führt.

Europäisches Kuriosum Nahe bei Mitteleuropa gelegen, ist Albanien ein Land mit orientalischem Gepräge, das sich wohl am längsten dem Einfluss des Abendlandes verschlossen hat und uns daher auch so fremd und fern erscheint. Es ist voller Romantik und geheimnisvoller Kontraste und erweckt im Besucher oft den Eindruck, einen Sprung zurück ins Mittelalter getan zu haben. Ein grosser Teil der Bevölkerung ist mohammedanisch, das Land selbst entspricht in der Grösse etwa Belgien. Die Skipetaren sind weder Slawen noch Romanen, sondern die Nachfahren der alten Illyrier, ein selbständiger, indogermanischer Stamm.

Es ist ein ausgesprochenes Gebirgsland mit vielen Seen, bewaldeten Höhenzügen und im Winter schneebedeckten Gipfeln und erinnert zuweilen an die Schweiz. Reiche Bodenschätze sind vorhanden, bleiben aber fast unverwertet, weil die Einrichtungen zur Schürfung und zum Abbau weitgehend fehlen oder erst erstellt werden ( 1966 ).

Vom Holzpflug zum Mähdrescher Vor dem Kriege bestand die « Industrie » aus einigen Handwerksbetrieben. Seither versuch- ten zuerst die Russen und die Ostblockstaaten, dann die Chinesen, aus einem armen Überbleibsel des Mittelalters einen halbindustrialisierten Staat zu machen. Nach Kriegsschluss gab es im ganzen Land - mit Ausnahme der Hauptstadt Tirana - praktisch keine Elektrizität, weder Autostrassen noch Eisenbahnen. Nur eine kleine Oberschicht hatte bis dahin reichlich vom Handel gelebt. Die Mehrzahl der Bewohner arbeitete für einen bescheidenen Taglohn auf den Feldern der Grossgrundbesitzer.

Mit langfristigen Krediten und technischer Hilfe griff die Sowjetunion dem kleinen Bruder an der Adria unter die Arme; auch die Ostblockstaaten halfen. Unter tschechischer Leitung wurden die ersten Schienen gelegt. Mitte der sechziger Jahre umfasste das Eisenbahnnetz 137 Kilometer, das den Meerhafen Dürres mit Tirana und Elbasan verbindet. Die Ungarn und die DDR nahmen sich der Mechanisierung der Landwirtschaft an, und mit Unterstützung dieser Staaten wurden Fisch-, Gemüse- und Obstkonserven-Fabriken erstellt. Bulgarien und Polen errichteten am Oberlauf des Mati mächtige Staudämme und ein grosses Elektrizitätswerk. Lastwagen und Autobusse gewährleisteten ein zeitgemässes Verteiler- und Verkehrsnetz. Die Gegensätze sprangen in die Augen: Auf einer Fahrt von Elbasan nach Korea sah man noch Bauern, die mit dem altertümlichen Holzpflug, von Maultieren und Eseln gezogen, die trockene Erde aufrissen. Im fruchtbaren Schwemmland in der Myzeque-Ebene waren anderseits schon Mähdrescher in Aktion. Zur Kupferförderung wurde ein Werk errichtet, und zur Erdölverwertung entstand in Stalindstadt ( früher Kuçova ) eine Raffinerie.

i960 kam der Bruch mit der Sowjetunion. Die russischen Techniker fuhren nach Hause, und im exklusiven Hotel « Daiti » in Tirana zogen die Chinesen ein. Die russischen Kredite wurden gekündigt, viele Werke blieben unvollendet, nicht nur in der Industrie. Und was die Chinesen über den stets überlasteten Hafen von Dürres ( Durazzo ) auch liefern, es ist nur ein Bruchteil der seinerzeitigen Unterstützung der Sowjetunion und der Ostblockstaaten.

Vom rückständigen Agrarland zum Industriestaat Von einer Bergfahrt in die « Kalkmauer von Kruja » zurückgekehrt, standen wir in der breiten Talwanne unterhalb Skanderbegs Heimat vor einem im Werden begriffenen mächtigen Chemiekombinat. In Elbasan sahen wir ein neues Holzverarbeitungswerk und eine Zigarettenfabrik, in Fier und Vlora Schuh- und Zementfabriken. Die Betriebe verfügen über ihre eigenen thermischen Kraftwerke, die mit heimischer Kohle betrieben werden. Jetzt rauchen Schlote in Albanien! Ein Zeichen neuen, vorwärtsstrebenden Lebens. Es werden Seife und einfache Medikamente erzeugt, so dass selbst ein so hoffnungslos rückständiges Agrar-gebiet, wie es Albanien gewesen ist, zu einem modernen, fortschritttlichen Land werden kann.

Albaniens Bergwelt Die Oberflächengestaltung dieses weltverlorenen Landes ist ziemlich kompliziert. Sein Relief zeichnet sich durch einen schroffen Wechsel der Formen aus, wenn man vom Meer in das Innere des Landes vordringt. Nach der Art seiner Oberfläche kann Albanien in drei Teile gegliedert werden: in Küstenalbanien, Inneralbanien und in die Nordalbanischen Alpen.

Küstenalbanien wird von Inneralbanien durch eine Bergkette getrennt, die im Norden bei der Stadt Shkoder ( Skutari ) beginnt und in die Gebirgszüge Kruje, Mal i Shapit und Gur i Topit zerfällt. Diese erstrecken sich bis an die Hochebene von Voskopoj und bis zum Becken von Kolonja. Das Küstengebiet ist im nördlichen, an das Adriatische Meer anstossenden Teil flach und hügelig, im teilweise vom Ionischen Meer umspülten Süden dagegen bergig. Die Tiefebene Küstenalbaniens, deren Breite von eini- gen wenigen bis zu 30 Kilometern schwankt, zieht sich vom Skutari-See im Norden bis zur Bucht von Vlona ( Vlora ) im Süden hin. Diese Ebene liegt bis zu zoo Metern hoch und umfasst das Tiefland von Shkoder, die Täler des Mat, des Ishm sowie die Niederung von Muzaki.

Die Höhenzüge im südlichen Albanien streichen von NW nach SE. Zu ihnen gehört das 2480 Meter hohe Tomor-Massiv ( östlich der Stadt Berat ) und das Nemerckes-Gebirge mit dem 2486 Meter hohen Maj'e Papingut. Eingebettet in die Bergzüge liegen die Täler der Vijose, des Drin, der Shushica und anderer Flüsse, die die Gebirgsrücken an einigen Stellen durchschneiden und dabei typische Schluchten bilden. Vom Kap Linguetta bis zur Votrinto-Bucht erheben sich das Karaburun- und das Himara-Gebirge, ein graues, nahezu kahles Kalksteinmassiv. Die dem Meer zugewandten Berghänge sind felsig und steil; das wasserlose Himara-Gebirge ist schwach besiedelt. Bei der Stadt Himara treten die Berge von der Küste zurück, so dass ein schmaler Flachlandstreifen mit besonders mildem Klima, die « Albanische Riviera », entsteht.

Inneralbanien liegt östlich von Küstenalbanien und südlich des Drin. Charakteristisch für diesen Landstrich sind die zahlreichen in nordsüdlicher Richtung verlaufenden Höhenzüge. Es lassen sich hier drei grosse nach S streichende Gebirgszüge unterscheiden: der zentrale Gebirgszug Inneralbaniens und die östlich und westlich davon gelegenen Randgebirge. Der zentrale Gebirgszug erstreckt sich vom Drin im Norden bis zum Mokres-Gebirge im Süden. Der von hier bis zum Zepe-Rücken ( im Norden ) reichende südliche Teil setzt sich aus einer Reihe von Bergen mit Höhen bis zu 2000 Metern zusammen ( Mokres, Mal i Pishkashit und Mal i Shebenikut ). Die Hochebene von Golloberda grenzt das nördliche vom südlichen Inneralbanien ab. Im nördlichen Teil der zentralen Gebirgskette, im Merdita-Bergland, erreichen die Berge nur verhältnismässig geringe Höhen. Das Tal des Schwarzen Drin bildet eine Reihe gros- ser und kleiner Talkessel, die durch Schluchten voneinander getrennt sind; hierher gehören die Kessel des Ohrid-See, dem sich südlich die Ebene von Korea anschliesst, ferner das Becken von Dibra und Peshkepjie, die kleineren Kessel von Ujmishte und Bicaj und endlich im Norden die Talkessel von Krume und Valbone. Östlich des Schwarzen Drin erheben sich längs seines Tales von Süden nach Norden die hohen Gipfel des Stegovo-Gebirges und die ausgedehnte und gezackte Korab-Kette mit ihrem 2764 Meter hohen Gipfel, dem höchsten Punkt Albaniens. Weiter nördlich liegen die hohen Berge Dja-lica e Lûmes und der Koritnik ( bis 2500 m ), durch die tiefe Lumes-Schlucht voneinander getrennt. Nördlich des Koritnik erstreckt sich das Beshtriq-Gebirge. Im Westen der zentralen Gebirgszüge liegt ein enges, in einzelne Kessel gegliedertes Tal, an dessen Westrand sich eine Reihe von Gebirgsrücken erheben. Dieses Tal wird vom Hochland der Cermenika in einen nördlichen Teil ( das Becken des Mat und die nördlich davon gelegenen kleineren Talkessel ) und in einen südlichen Teil zerlegt, den der Shkumbi-Fluss durchschneidet. Der nördliche Abschnitt besteht aus drei parallelen Gebirgszügen: im Westen aus der 1600 Meter hohen Kruje-Kette mit steilen Hängen, die von den Tälern der im Skanderbegut-Gebirge entspringenden Flüssen zerschnitten sind, aus dem mittleren Gebirgszug, dem Skan-derbegut-Gebirge, das die Wasserscheide bildet. Im NW liegt der Mal i Shapit und östlich davon der Mal i Polisit. Beide Gebirgszüge vereinigen sich im Süden und bilden den Kamm des Gur i Topit mit Höhen bis zu 2379 Metern. Noch weiter südlich erstrecken sich die Suha Gora, das Koshnice-Gebirge und das Gebirgsland von Voksopoj mit dem angrenzenden Ost-ravice-Gebirge und dem Becken von Kolonja im Süden.

Die nördlich des Drin gelegenen Mordalbani-schen Alpen setzen sich aus mehreren schollenför-migen Kalkgebirgen mit Höhen von 2000 bis 2460 Metern zusammen. Diese Gebirge erstrecken sich als ein 50 Kilometer langer und 20 Kilometer breiter Streifen von SW nach NE. Für die Nordalbanischen Alpen sind spitze, gezackte Kämme und steile Abhänge charakteristisch, die von zahlreichen schluchtartigen Tälern der Gebirgsflüsse durchschnitten werden.

Bergsteigen in Albanien Einzig die Nordalbanischen Alpen mit den sich auftürmenden Kalkfelsen bieten, alpinistisch gesehen, interessante Kletterfahrten. Weil es sich indessen mehrheitlich um Grenzgebirge gegen Jugoslawien hin handelt, bedarf es hier spezieller Bewilligungen, um diese Randgebiete zu betreten. Die gebirgigen Höhenzüge in Inneralbanien und im Süden sind infolge ihrer Struktur leichter zu erreichen, mehr zu erwandern als zu besteigen. Vergeblich wird der Alpinist nach Bergführern, Hütten oder anderen geeigneten Unterkünften suchen. Jede Exkursion muss wie eine kleine Expedition bis in alle Einzelheiten vorbereitet werden. In Ermangelung von Eisenbahnen und ausgebauten Strassen sind vielen Bergfahrten schon von Anfang an Grenzen gesetzt. Zelte, Material und Verpflegung müssen mit Maultieren in die oft wasserlosen, einsamen und unberührten Hochtäler gebastet werden. Mangels geeigneter Privatwagen sind wir öfters mit Lastwagen, russischer oder tschechischer Herkunft, bis zum letzten Wegende in die Täler hinaufgefahren, wobei der erste Gang zur Alltagsschaltung'gehörte.

Man braucht hier nicht so viel Geld, aber Geduld, Geduld und nochmals Geduld, bis das Visum für die entsprechende Provinz erteilt wird und die nötigen Maultiere oder Esel gefunden und beladen sind. Jeder Ausflug wird selbstverständlich von einem staatlichen Funktionär der Albtourist begleitet - was seine Vor-und Nachteile hat.

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