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Altes und Neues von der Jungfrau

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Seit den Anfängen des Bergsteigens bis in die heutige Zeit hat die Jungfrau im Berner Oberland immer wieder die Alpenfahrer in ihren Bann gezogen. Sie ist ja mit ihrer gletschergeschmückten Nordflanke und ihrem harmonischen Aufbau nicht nur einer der schönsten, sondern auch einer der berühmtesten Berge der Alpen.

Bereits zu Anfang des letzten Jahrhunderts, am 1. August 1811, stiegen zwei kühne Männer aus Aarau, die Brüder Johann Rudolf und Hieronymus Meyer, begleitet von zwei Walliser Gemsjägern, welche sie im Lötschental als Führer angeworben hatten, einem Träger aus Guttannen und drei ihrer Dienstleute aus Aarau, ausgerüstet mit Lebensmitteln, Brennholz und einer zusammenlegbaren Leiter von 20 Fuss Länge und mit Seilen von hundert Fuss Länge, den Langgletscher hinan zur Lötschenlücke. Dort sandten sie ihre Dienstleute aus Aarau wieder zurück ins Lötschental. Sie selber wandten sich dem Aletschfirn zu, auf der Suche nach dem « höchsten Gipfel des Jungfrauberges ». Am Ostfuss des Kranzberges errichteten sie das erste Nachtlager. Der nächste Tag wurde verwendet zu einem Vorstoss gegen die Jungfrau und zur Erforschung der benachbarten « Eistäler ». Am Abend des 2. August bezogen sie ihr zweites Nachtquartier, wahrscheinlich am südlichen Ausläufer des Trugberges.

Am frühen Morgen des 3. August 1811 schickten sie den Träger die von den Lötschentaleralpen entgegengesandten Vorräte abholen mit der Weisung, sie abends an der Stelle des ersten Nachtlagers zu erwarten.

Die beiden Reisenden aber und ihre Führer drangen, wie sie in ihrem Berichte sagen, über die « von der Jungfrau herabhängenden Eis- und Schneemassen » vor. Man muss annehmen, dass sie sich dem heutigen Kranzbergegg zuwandten und dicht unter den Hängen des Rottalhorns zum Rottalsattel, 3857 m, emporstiegen. Nach Überwindung von mancherlei Schwierigkeiten gewannen sie um 2 Uhr nachmittags den Gipfel der Jungfrau. Die unendliche Aussicht, welche die kühnen Entdecker von ihrer hohen Warte aus genossen, machte ihnen tiefen Eindruck. « Schaudernd senkte sich der Blick in die entsetzlich finstere Kluft des Lauterbrunnentales ». Nach halbstündigem Aufenthalt auf dem Gipfel trat die Gesellschaft den Rückzug an, welcher zwar rascher und leichter als der Aufstieg von statten ging, aber jede Art von Vorsicht erheischte. Abends spät langte man im Nachtlager am Kranzberg an, wo ein frischer Vorrat an Lebensmitteln und ein wohltuendes Feuer die müden Wanderer erwarteten. Am folgenden Tage überstieg die Partie wiederum die Lötschenlücke. Nach Entlassung der beiden Führer gingen die Brüder Meyer mit dem Träger und ihren Bedienten « längs des Schnees über die Alpen hin » nach Fiesch, von wo sie über die Grimsel die Heimreise antraten. Das ist in wenigen Worten die Geschichte der ersten Besteigung der Jungfrau. Lange vor dieser Erstbesteigung, welche von Südosten erfolgt war, hatten unerschrockene Gemsjäger aus Lauterbrunnen versucht, einen Aufstieg zum Gipfel über die jähen Flühe der Westseite vom Rottal her ausfindig zu machen 1 ).

Aber erst in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts setzte die Belagerung und Eroberung des Berges richtig ein. Zuerst gelang die Überschreitung des Grenzkammes zwischen Bern und Wallis über die Joche zu beiden Seiten der Jungfrau. Während 1860 Tyndall und Hawkins den Übergang über das steinschlagfrohe, aber nicht sehr schwierige Lauitor, 3700 m, ausführten, erzwangen 1862 sechs der wägsten englischen Alpinisten jener Zeit mit 7 Führern, der Elite der Grindelwaldgletschermannen, die erste Überschreitung des Jungfraujochs. Die Gesellschaft, der Leslie Stephen und H. Moore angehörten, wurde geleitet von Christian Almer. Ein Peter Rubi trug eine 25 Fuss lange Leiter zufrieden und vergnügt von der Scheidegg über den neuen Pass bis zum Mönchsjoch. Bis zum heutigen Tag hat dieser Weg den Ruf einer erstklassigen Eistur behalten.

Doch diese Fahrten stellen nur den Auftakt dar zu einer ganzen Reihe von Aufstiegen erster Güte. Ins Jahr 1863 fallen die Versuche von Edmund v. Fellenberg, das der Jungfrau im Westen vorgelagerte Silberhorn über das Rotbrett zu bezwingen. Im ersten S.A.C.J.ahrbuch 2 ) hat Fellenberg diesen Versuch und einen zweiten wenige Tage später mit dem Engländer Mathews unternommenen trefflich beschrieben. Unter der Führung von Ulrich Lauener, dem sechs Fuss hohen « nordischen Recken, dem Liebling aller himmelstürmenden Engländer », und unter der Führung Melchior Andereggs wurde zwar der Westgrat des Silberhorns oberhalb der senkrechten Wand des Rotbrettes erreicht. Hier aber versperrte eine überhängende Fluh, die selbst Melchior Anderegg als unbezwingbar erklärte, den Reisenden den weitern Aufstieg. Da auch eine Umgehung undurchführbar war, entschloss man sich zum Rückzug.

Fellenberg entschädigte sich noch im gleichen Jahre für diese Niederlage durch die Erstbesteigung des Silberhorns von Norden her. Am 4. August 1863 verliessen er und Karl Baedeker mit 5 Führern und einem Träger die Scheidegg und folgten vorerst dem Jungfraujochweg von 1862. Nach Überwindung des Kühlaueneneisfalles wandte sich die ansehnliche Karawane aber den Felsen des Schneehorns zu. Über diesen Gipfel gelangte man auf die Terrasse des Giessengletschers und nach Überwindung eines weitern Eisbruches in das prächtige Hochtälchen der Silbermulde, das sich zwischen der Jungfrau und dem Silberhorn befindet. Noch ein kurzer Anstieg brachte die Gesellschaft um 4 Uhr 30 abends auf den scharfen Schneegipfel des Silberhorns.

Zwei Jahre später, 1865, stand Fellenberg wieder auf dem Silberhorn, begleitet von Professor Aebi. Dieses Mal war der Gipfel von Süden, von der Silberlücke her, erstiegen worden. Dorthin kehrten die beiden Bergsteiger mit ihren 4 Führern auch wieder zurück, um am nächsten Tag über das Silbergrätlein und den Hochfirn zur Jungfrau aufzusteigen. Die Nacht brachte jedoch einen fürchterlichen Schneesturm und damit scheussliche Kälte. Am andern Morgen war an die Ausführung dieses Planes nicht mehr zu denken. Schweren Herzens mussten sie den Rückzug nach der Scheidegg antreten.

Es blieb einer andern Partie, von der ein Mitglied, Sir George Young, heute noch lebt, vorbehalten, den klassischen Jungfrauweg von Norden, die Guggiroute, zu vollenden, zu der Fellenbergs Silberhornbesteigungen den Weg gewiesen hatten. Am 28. August 1865 nächtigten Young und H. B. George mit Christian Almer und Ulrich Lauener in den Felsen des Schneehorns. Am folgenden Tage überschritten sie die Gletscher zur Silberlücke, kletterten über die Felsen des Silbergrätleins zum Hochfirn und erreichten um 11 Uhr die Spitze der Jungfrau. Der unermüdliche Fellenberg liess es sich aber nicht nehmen, zwei Jahre später wenigstens die erste schweizerische Besteigung auf diesem Wege zu machen. Beinahe wäre diese Fahrt zu einem vorzeitigen Ende gekommen infolge Einsturzes der Felsen, auf welchen am Schneehorn das Nachtlager aufgeschlagen worden war. Ein grosser Teil der Ausrüstung fiel dabei auf den Gletscher hinab und konnte erst am andern Morgen wieder beigebracht werden.

Unterdessen war aber auch die Rottalseite des Berges bezwungen worden. Am 9. August 1864 verliessen Leslie Stephen, R. S. Macdonald und F. Crawfurd Grove mit Melchior Anderegg und zwei andern Führern Lauterbrunnen kurz nach 1 Uhr mit der Absicht, Tyndalls Lauitor zu überschreiten. Als man aber ins Rottal gelangte und der mächtigen Westabstürze mit ihren tiefeingerissenen Couloirs ansichtig wurde, bemerkte Anderegg, dass er eine Besteigung des Berges von dieser Seite für unmöglich halte. Kurz entschlossen änderte man den Kurs und strebte dem Couloir zu, welches sich direkt gegen den Rottalsattel hinaufzieht. Die Überschreitung der Felsbarriere, welche sie vom Couloir trennte, war durchaus nicht leicht. Im Couloir mahnten vorüber-pfeifende Steine zur Eile. In viereinhalbstündiger ununterbrochener Kletterei wurde der Rottalsattel und in drei weitern Viertelstunden der Jungfraugipfel erreicht. Den Abstieg nahm man nach dem Jungfraufirn und dem Aletschgletscher. Genau 18 Stunden nach dem Aufbruch von Lauterbrunnen langte man im Eggishorn-Hotel an. So war nicht nur eine Bergfahrt glücklich beendet, deren Ausmasse Staunen erregten, sondern Melchior Anderegg war mehr als entschädigt für die Niederlage, die er 1863 am Rotbrettgrat erlitten hatte.

Wohl war jetzt ein Weg von Lauterbrunnen aus auf die Jungfrau gefunden. Aber die Schwierigkeiten dieses Anstiegs waren gross, und Steinschlag, der im Rottalcouloir immer droht, führte denn auch in den siebziger Jahren zu einer Katastrophe. Einen andern Weg zum Jungfraugipfel planten Philpott und Hornby, als sie mit Christian Almer, Christian Lauener, Joh. Bischoff als Führer und Ulrich Almer als Freiwilligem ( damals gab es noch Freiwillige im Oberland !) am 9. August 1865 am Fusse des Rotbrettes ein Freilager bezogen. Am nächsten Tage überschritten sie den Sattel zwischen der Fluh des Rotbrettes und dem Rotbretthorn, 2718 m. Wie sie auf abschüssigem Band in die Nordwand des Silberhorns hinausquerten, erlebten sie das schauerlich schöne Schauspiel eines Eisabbruches vom Silberhorngletscher, der über ihre Köpfe hinweg ins finstere Trümmletental abstürzte. Die Nacht war warm gewesen, weitere Eisfälle waren zu befürchten. Da gaben sie es auf, über die Eisbrüche dieses Gletschers anzusteigen, wie sie es anfangs beabsichtigt hatten. Möglichst rasch suchten sie den Nordwestgrat des Silberhorns zu gewinnen. Die Besteigung über dieses Bollwerk gestaltete sich schwierig und zeitraubend, und der Gipfel des Silberhorns wurde erst um 3 Uhr nachmittags erreicht. Schlechtes Wetter mit Schneefall zwang sie, den ursprünglichen Plan aufzugeben, nach welchem sie über die Silberlücke nach der Jungfrau vorzudringen im Sinne gehabt hatten. Unter grossen Schwierigkeiten gelang der Abstieg zum Schneehorn, wo die Partie von 8 Uhr abends bis um Mitternacht sitzen blieb, bis sie die bittere Kälte zwang, ein tiefer gelegenes Felsband als Zufluchtsort aufzusuchen. Erst am nächsten Morgen erreichte man die Scheidegg.

Immer noch war die Frage nach einem nicht zu schwierigen und jedenfalls sichern Weg durch das Rottal offen geblieben. Dr. H. Dübi versuchte allerdings mit seinem Aufstieg durch das Rottalcouloir vom 27. Juli 1873 zu beweisen, dass dieser Weg trotz des Unglücks vom Vorjahre verhältnismässig sicher sei, sofern man nur die richtige Tageszeit auswählte. Die glückliche und rasche Vollendung dieser Fahrt und einer andern erfolgreichen Begehung des Rottalcouloirs im nächsten Jahre vermochte aber nicht, den schlimmen Ruf aufzuheben und der 1872 durch die Sektion Bern erbauten Rottalhütte vermehrten Besuch zu bringen.

Jedoch gelang es H. Dübi mit den Führern Fritz Fuchs und Peter Lauener im Jahre 1881 einen bessern Weg zu finden, indem sie direkt die Kante angingen, welche das Rottal vom Silberlauitobel trennt. Über steile Kalkfelsen im untern und gebrochenen Gneis im obern Teil führte sie der Aufstieg zum Hochfirn, von wo er mit dem Nordweg zusammenfällt. Dieser Weg über den sogenannten äussern Rottalgrat war anstrengend und schwierig, aber ohne Gefahr vor Lawinen oder Steinschlag. Wenn auch andere 1885 den richtigen, heute gebräuchlichen Weg über den innern Rottalgrat zum erstenmal begingen, so ist es doch Dübis Verdienst, auf diesen Weg in seinem Berichte von 1881 ausdrücklich aufmerksam gemacht zu haben.

Auch Fellenbergs Rotbrettroute wurde in diesen Jahren wieder aufgenommen und als Zugang zum Jungfraugipfel benützt. Am 24. September 1887 erreichte Seymour King mit den Walliserführern Ambros Supersax und Louis Zurbrücken den von weitem sichtbaren Einschnitt am Westende des Rotbrettgrates kurz vor 9 Uhr morgens. Auch ihnen gebot die überhängende Wand, an welcher schon die Partie von 1863 abgeschlagen worden war, ein kategorisches Halt. Als man aber in einer Felsspalte eine Flasche fand mit den Namen der Herren v. Fellenberg und Mathews und der Führer Melchior Anderegg und Lauener, reizte dies den kühnen Supersax, unter allen Umständen den Weiterweg zu erzwingen. King berichtet selbst: « Da es ganz hoffnungslos war auf der Seite, über welche wir emporgestiegen waren, seilte sich Supersax an und beharrte darauf, dass man ihn über die Nordseite des Grates hinablasse. Mit grosser Geschicklichkeit gelang es ihm, sich eine ganze Seillänge der Flanke entlang zu arbeiten. Nachdem aber das erste 100 Fuss lange Seil erschöpft war, wurde ein zweites 80 Fuss langes angeknüpft und wiederum gänzlich ausgegeben. Aber immer noch konnte er keinen Weg auf den Grat hinauffinden. Daher verlangte er, dass man das Seil loslasse, zog es ein, schlang es um seine Schulter und setzte den Weg fort. » In banger Erwartung blieben die beiden andern in der Lücke zurück. Eine halbe Stunde lang konnten sie ihn weder sehen noch hören. Da, plötzlich, ertönte ein Ruf von oben, und endlich guckte er über die Stelle, an welcher sie stecken geblieben, auf sie herab. Mit Hilfe des von oben herabgereichten Seiles gelang es den beiden andern, den Überhang zu überwinden. Es war schon 11 Uhr, als alle vereinigt auf dem Westgrat des Silberhorns standen. Nun folgten sie dem immer schärfer werdenden Grat, oft sogar rittlings, und betraten endlich um halb 4 Uhr den Gipfel des Silberhorns. Aber ohne sich aufzuhalten, kletterten sie hinab zur Silberlücke und erreichten bei Sonnenuntergang den Jungfraugipfel.

Im Sommer 1910 wurde die Route Kings als Abstieg benützt von A. Mottet, F. Müller und O. Tschanz vom Akademischen Alpenclub Bern. Die Verhältnisse waren sehr schlecht, und die Partie benötigte 9 Stunden für den Abstieg. Die Partie Kings hatte 10 ½ Stunden für den Aufstieg gebraucht, wovon 2 Stunden auf die Bezwingung des Überhanges fallen, über welchen die Akademiker abseilten. Auch sie fanden die Flasche von Fellenberg vor, dessen Notiz noch lesbar war ( nach 43 Jahren ), und fügten ihre Namen bei.

Der Vollständigkeit halber sei hier noch der Aufstieg zur Silberlücke von Westen erwähnt, welchen ein Wiener Alleingänger 1 ) 1920 ausführte.Von einer Wiederholung dieses Aufstieges durch das Silberlauitobel muss dringend abgeraten werden, weil die enge Schlucht fortwährend von Eisbrüchen der Zunge des Hochfirns bestrichen wird.

Auch über den türmereichen Nordostgrat und über die steile Ostwand sind im Laufe der Jahre Zugänge zum Gipfel gefunden worden.

So schienen denn die Möglichkeiten neuer Aufstiege auf den ersten Blick erschöpft und der Berg für die jüngste Generation der Bergsteiger in allen Teilen erforscht, und doch war der Rotbrettgrat noch nie in seiner ganzen Länge begangen und auch die eigentliche Nordweslflanke der Jungfrau noch nicht in direktem Anstiege bezwungen worden. Denn die Guggiroute quert die Gletscher dieser Flanke von Nordosten nach Südwesten und wendet sich erst von der Silberlücke an nach Südosten. Im wetterbeständigen Nachsommer 1926 ist die Lösung dieser zwei Probleme gelungen.

Am 22. August 1926 brachen die Brüder Ernst und Eduard Gertsch und Fritz Fuchs, alle drei von Wengen, schwerbeladen von der Wengernalp auf, um über die Nordhänge des Rotbretthorns, P. 2718 S.A., ein Freilager am Rotbrett zu gewinnen. Schwach absteigend, führte sie ihr Weg an der Biglenalp vorüber zu den « Untern Satz » 1 ). Nach Überschreitung der Lawinenrunsen der Band- und Giesslaui und zuletzt des Lammgrabens stiegen sie über steile Grashänge westlich der Lamm hinan zur Höhe der « Obern Satz ». Nun querten sie über Bänder und Felsköpfe zur « Roten Bahn ». Von der Roten Balm ging es etwa hundert Meter nach links hinauf und dann hinüber nach rechts zur « Mönchslamm ». In diesem steilen, glatten Tobel kletterten sie während anderthalb Stunden an. Der Fels war gut, doch einmal wurde die Partie gefährdet durch Steine, welche Gemsen über ihr losgetreten hatten. So waren die drei denn froh, als sie die Mönchslamm verlassen und über steile Grashänge nach links hinauf zu einem schönen Plateau hinausqueren konnten. Hier gestatteten sie sich eine längere Rast. Als man den Marsch fortsetzte, führte ein Felsband auf eine luftige Felsnase. Dann ging 's weiter, bald auf-, bald absteigend über Felsabsätze und Fluhbänder hinüber zu einem massig steilen Lawinenzug. In ihm stieg man eine Weile im Zickzack an, dann wurde nach links aufwärts eine Geröllhalde und bald darauf über einige Felsköpfe ein Schneefeld gewonnen. Nun lag der Weg zur Rotbrettlücke offen. Nach zehnstündigem Aufstieg, einschliesslich einiger längerer Rasten, betraten die Steiger den Sattel. Ihr Weg scheint sich ziemlich genau mit Dr. Dübis Abstieg vom Rotbretthorn, 2718 m S.A., vom Jahre 1880 zu decken 2 ). Dieser Weg ist sehr interessant und gewährt einzigartige Blicke auf die Gletscher der Nordwestflanke der Jungfrau.

Im Rotbrettsattel wurde ein Freilager bezogen. Das Wetter hielt nicht, was es versprochen hatte. Ein Gewitter zwang die Bergsteiger, in der Nacht in eine schöne Balm auf der Südseite des Sattels überzusiedeln. Am 23. August konnten sie des Wetterumschlages wegen erst um 7 Uhr zum Angriff auf den Rotbrettgrat ansetzen. Der erste Aufstieg erfolgte über steile, ziegelartig geschichtete Platten, welche durch den Regen während der Nacht nur noch glatter geworden waren. Nach einer Stunde querten sie eine erste Eissohle. Das Eis war zu dünn, um richtige Stufen zu hacken, und die Begehung deshalb ordentlich mühevoll. So versuchten sie, mehr nach rechts zu halten, um dem Eis auszuweichen. Mit der Zeit wurden sie aber wieder nach links gedrängt. Der Fels begann ungemütlich zu werden, da er mit einer Glasur frischen Eises überzogen war. Gegen 10 Uhr gelangte man auf das steile Firnfeld, nachdem zwei Versuche, die Höhe des Grates zu erreichen, erfolglos gewesen waren. So blieb nichts anderes übrig als für drei Stunden Stufen zu schlagen, um endlich um 1 Uhr nachmittags das untere Ende eines in Felsen eingebetteten Couloirs zu erreichen. Obschon eng und steil und mit hartem Eis in der untern Hälfte, bot es doch einen sichern Aufstieg zum Grat. Je höher man stieg, desto besser wurde der Schnee, und man rückte rascher vor. Um 2 Uhr wurde der Grat betreten. Zum erstenmal seit sieben Stunden erlaubten sie sich eine Rast. Nach einer halben Stunde setzten sie den Weg fort. Der Fels war äusserst brüchig. Kein Stein hielt fest. Unheimlich lange hörte man die losgelösten Blöcke rollen und poltern. Man folgte nun immer dem Grat. Einmal nur während zwanzig Minuten mussten sie ihn verlassen und einen steilen Firnhang hinauf hacken, um dann wieder über dem Grat die Schulter 1 ) zu erreichen. Um 3 ¾ Uhr machten sie hier einen viertelstündigen Halt. Nun war der Grat leicht, und man kam gut vorwärts. Aber von weitem schon sahen sie den Überhang im Grat, an welchem 1863 der Versuch Fellenberg-Mathews gescheitert war. Um halb 5 standen sie vor dem « Fellenbergflühli ». Der Überhang ist 10 Meter hoch. Mit Schulterstand, mit Eintreiben von Stiften, mit Überwerfen einer Schnur, an der sie das Seil hochziehen wollten, versuchten sie umsonst, das Hindernis zu überwältigen. Es wollte nicht gelingen. « Mi chent däm Grat gäbig dr dri-Esels-Grat säge! », meinte Fritz Fuchs bei dieser Gelegenheit. Über die Nordflanke auszuweichen, wie dies Ambros Supersax, der Führer Seymour Kings, getan hatte im Jahre 1887, schien den Wengenern nicht möglich. So blieb noch eine Umgehung nach Süden zu versuchen. Ein Felsband, erst hübsch breit, dann aber bedenklich schmal auslaufend und zum Überfluss auch noch abwärts geneigt, wies einen Weg in die Südflanke. Auf blossen Strümpfen wurde es verfolgt. Als das Seil zu kurz war, verzichtete man auf Sicherung. Aber es gelang! Bald war der Grat oberhalb des Überhanges erklommen, das Hindernis war besiegt. Ein Seil wurde hinabgeworfen, mit dessen Hilfe die beiden Untenstehenden den Überhang direkt bezwangen. Um 7 Uhr abends standen die drei auf dem Grat oberhalb des Überhanges wieder beisammen. Nun war das Schlimmste überwunden. Wohl war der Grat noch lang und teilweise auch schwierig. Aber das Wetter war nun wieder ganz klar und zuverlässig geworden. Bei einbrechender Dunkelheit hackten sie über den Schneehang zum Silberhorn hinauf. Und wie sie gegen den Gipfel kamen, schlug der Mond an. Um 11 Uhr nachts brauten sie sich in der Silberlücke einen Tee. Und während unten in den Tälern ein Licht nach dem andern gelöscht wurde, kam das grosse Licht von oben und liess Gipfel um Gipfel, Grat um Grat im silbernen Lichte aufglänzen. Eine halbe Stunde nach Mitternacht verliessen sie die Silberlücke. Die Kletterei über die Türme des Silbergrätleins war nicht schwerer als am Tag, dank dem hellen Mondschein, der das Anzünden der Laterne während der ganzen Nacht überflüssig machte. Um 3 Uhr morgens endlich wurde der Gipfel der Jungfrau erreicht. Gewiss, eine ungewöhnliche Zeit für eine Gipfelrast auf einem Viertausender! Der Abstieg nach dem Rottalsattel und zum Jungfraufirn war ermüdend, aber um 5 Uhr kam im Berghaus am Jungfraujoch die grosse eindrucksvolle Fahrt zu einem glücklichen Ende.

Zum ersten Male war die Nordkante des Rotbrettes begangen worden, vom Rotbrettsattel zum « Fellenbergflühli ». Von diesem Punkte an fällt der Aufstieg zusammen mit dem Wege der Partie King von 1887, welche, wie Fellenberg-Mathews, den Grat von Westen her erreicht hatte.

Neu ist auch der Anstieg zum Rotbrett, als Zugangsweg zur Jungfrau. Es ist erfreulich, dass die Eröffnung dieses Jungfrauaufstieges den drei überaus tüchtigen Bergsteigern aus Wengen zugefallen ist. Seit drei Jahren hatten sie die Fahrt geplant. Immer warteten sie darauf, dass gute Verhältnisse, Vollmond und zuverlässiges Wetter zusammentreffen würden.

Drei Wochen später gelang P. von Schumacher und mir der direkte Nordwestaufstieg von der Wengernalp auf die Jungfrau. Beinahe wäre unsere Fahrt nur ein Versuch geblieben, weil wir am Ufer des Thunersees unser Auto infolge Versagens der Bremsen vor der Bahnlinie an einer Mauer zum Halten bringen mussten. Dabei kam der Wagen dermassen zu Schaden, dass wir ihn an Ort und Stelle stehen lassen mussten und im Laufschritt die nächste Bahnstation und glücklicherweise den Zug zur Weiterfahrt erreichten.

Von der Wengernalp verfolgten wir bis zur Biglenalp den gleichen Weg wie die Partie Gertsch-Fuchs. Wir benützten aber die « Obern Satz » und querten nur die Band- und Giessenlaui. Nördlich der Lammlaui stiegen wir die steilen Grasbänder und Fluhabsätze hinan zum westlichen Ende des Giessengletschers. Drei Stunden ob der Wengernalp, auf ungefähr 2000 m Höhe, richteten wir unser Nachtlager ein. Der Aufstieg zum Biwakplatz führte durch die Weidgründe zahlreicher Gemsen, welche in allernächster Nähe uns durch ihre possierlichen Sprünge und ihre unglaublich kühnen Kletterkunststücke erfreuten. Stellenweise haben diese Tiere dort regelrechte Weglein ausgetreten. Vom Biwak ( Pkt. 1 ), das wir am 12. September 1926 um 2 Uhr 50 verliessen, stiegen wir den Gletscher in südsüdwestlicher Richtung hinan, gegen die Rotbrettlücke hin. Um 4 Uhr erkletterten wir die erste Stufe ( Pkt. 2 ), und um 5 Uhr befanden wir uns über der zweiten Stufe ( Pkt. 3 ), welche den Zugang zu dem steilen Firnband gestattet, das unter den Felsen des Gross-Silberhorns zum mittlern Teil des Giessengletschers hinzieht. Ohne Schwierigkeiten zu begegnen, begingen wir dieses Band und gelangten zum Fusse einer auffälligen, riesigen Eissichel, welche vom Giessengletscher herabhängt ( Pkt. 4 ).

Etwas nach halb 6 Uhr stiegen wir über gutgestufte Felsen am Fusse dieser Eissichel ( Pkt. 4 ) auf deren Nordseite hinüber und hackten uns, nach Westen zurückkehrend, auf ihre Kante hinauf. Die Steilheit dieser Stelle und das harte Eis verlangten stellenweise weiteres Stufenhacken, doch schon ein Viertel nach 6 Uhr liessen wir uns auf der Höhe des eigentlichen Giessengletschers zur ersten Rast nieder ( Pkt. 5 ). Vor dem nächsten Stück Weg, dem mittleren Drittel, bangte uns wenig, wussten wir doch, dass wir von der Höhe des Klein-Silberhorns immer noch nach verschiedenen Richtungen hin ausbiegen konnten.

Um 630 setzten wir uns wieder in Bewegung. Der Schnee war für Steigeisen ausserordentlich günstig, auch fand sich immer wieder ein Weg, der uns in zwei Stunden in direktem Anstieg über die sehr steilen Firnhänge zwischen den beiden Silberhörnern hinaufführte. Fast gleichzeitig mit der Sonne erreichten wir um halb 9 Uhr den Gipfel des Klein-Silberhorns ( Pkt. 6 ). Hier gönnten wir uns eine stündige Rast. Dann querten wir den flachen Boden der Silbermulde und in ihr die sogenannte Guggiroute, um in wenigen Minuten den Fuss einer deutlich ausgeprägten Felsrippe zu erreichen, welche leicht westlich von der Wengern Jungfrau, auf zirka 4000 m Höhe, in den Hochfirn verläuft. Anfänglich konnten wir leicht von Stufe zu Stufe ansteigen, doch gegen die Mitte hin wurde die Rippe steiler und ausgesetzter die Kletterei.

Zwei auffallende rote Türme erforderten die Überwindung von zwei bis drei recht heiklen Stellen, die durch schneebedeckte Felsen nicht leichter wurden. Auf Eigerhöhe stellte sich noch eine vereiste Stufe entgegen, dann führten leichte Felsen hinan zu einer trichterförmigen Schneekehle, welche uns direkt westlich der Wengern Jungfrau auf den Hochfirn brachte ( Pkt. 7 ). Nach einigen weitern Minuten standen wir am Bergschrund, dicht unter dem Gipfelsignal der Jungfrau. Der aufgesprungene Wind liess einen Halt hier angezeigter erscheinen als auf dem Gipfel selber. Leider verschlechterte sich das Wetter jetzt zusehends, und als wir nach zwanzig Minuten Rast weiterstiegen und um 2 Uhr den Gipfel der Jungfrau betraten, lag der Konkordiaplatz in brodelndem Nebel. Ohne Säumnis stiegen wir zum Rottalsattel ab und von hier in Nebel, Schnee und Regen zur Station Jungfraujoch, deren gastliche Räume wir um halb 4 Uhr betraten.

Dieser neue Weg auf den Gipfel der Jungfrau steht der Guggiroute an landschaftlichen Reizen nicht nach und gewährte uns Tiefblicke, welche jener Weg nicht bietet. Auch die Schwierigkeiten, welche wir vorfanden, überstiegen keineswegs das Mass, auf welches vernünftige Bergsteiger nicht eingehen können. Allerdings ist der Anstieg durchwegs sehr steil und auf der Nordwandrippe recht luftig. Auch waren wir von den denkbar besten Verhältnissen begünstigt auf dieser uns unvergesslichen Bergfahrt.

Es ist nicht mehr viel Unerforschtes an der Jungfrau übriggeblieben. Noch undurchstiegen sind die vom Gipfel direkt nach Süden abstürzenden Wände. Wenn ein Aufstieg dort möglich ist, so wird dieses Unternehmen kaum ungefährlich sein. Hingegen sollte der Hornby-Philpottweg aufs Silberhorn einmal wiederholt werden. Auch ein Aufstieg über den kleinen Gletscher zwischen dem Rotbrettgrat und dem Nordwestgrat des grossen Silberhorns wäre wohl eines Versuches wert.

Zum Schlüsse habe ich versucht, die Besteigungsdaten der Jungfrau im Zusammenhang mit den vorstehenden Ausführungen zusammenzustellen. Die Ordnung ist zwar chronologisch, aber insofern willkürlich, als ich wohl die ersten fünf Besteigungen angeführt habe, aber nach 1842 nur noch solche Besteigungen, welche neue Aufstiege eröffneten oder doch als Versuche, neue Wege zu gehen, anzusehen sind. Ebenso musste ich die erste Überschreitung des Lauitores und des Jungfraujoches erwähnen. Denn beim Betrachten der Tafel zeigt sich, dass zu gewissen Zeiten, wie anfangs der sechziger und dann wieder in den achtziger Jahren die Suche und Entdeckung neuer Wege mit frischer Kraft und Energie einsetzte. Auch ist dann besser ersichtlich, wie die Guggiroute vom ersten Übergang über das Jungfraujoch schrittweise erforscht wird, bis es endlich gelingt, den ganzen klassischen Aufstieg zur Jungfrau zu erzwingen. Auch im Rottal geht die Entwicklung vom Lauitor aus über den Rottalcouloiraufstieg, versucht sich dann am Rotbrettgrat, streift sogar die Nordwestabstürze ( Hornby-Philpott ), um zurückzukehren zu einem bessern Weg durchs Couloir, und dann erst über den Äussern zum Innern Rottalgrat zu gelangen. Erst die Neuzeit brachte die Lösung des alten Rotbrettgratproblems und einen Aufstieg über die Nordwestflanke, welcher weder im Rottal noch an der Guggiroute Anlehnung sucht. Wie der Mittellegigrat des Eigers, ist der Nordostgrat der Jungfrau zuerst im Abstieg bewältigt worden. Der Aufstieg gelang erst acht Jahre später und ist seither über die ganze Länge des Grates erst einmal wiederholt worden.

Im Lichte dieser Ersteigungsgeschichte betrachtet, zeigt sich, dass die neuen Aufstiegswege keineswegs der Sucht nach Originalität entsprangen, oder — was noch schlimmer wäre — aus Grosshanserei unternommen wurden. Vielmehr stellen sie ein Glied der Entwicklung der Ersteigungsgeschichte der Jungfrau dar, welches gefunden werden musste. Und nur demjenigen können sie unnatürlich erscheinen, welcher diese Geschichte nicht kennt oder immer noch auf dem Standpunkt Ruskins steht. Denn nach Ruskin findet sich « die wahre Schönheit der Berge nur dort, wo sie jeder sehen kann: das Kind, der Krüppel, der Mann mit grauem Haar. » Und von Bergsteigern, welche ohne ein wissenschaftliches Ziel auf die Gipfel steigen, sagt er, dass sie « die Berge als eingeseifte Stangen in einem Vergnügungspark betrachten, welche sie mit Ausrufen des Entzückens erklettern und wieder herabgleiten! » Hans Lauper.

Daten der Besteigungsgeschichte der Jungfrau.

3. VIII. 1811 Johann Rudolf Meyer I. Besteigung. Von Südosten her über Hieronymus Meyerdie Kranzbergegg zum Führer: Alois VolkerRottalsattel und von da Joseph Bortiszum Gipfel über den Südostgrat 3. IX. 1812 Gottlieb Meyer II. Besteigung. Vom Jungfraufirn di-Führer: Alois Volkerrekt zum Rottalsattel Joseph Bortisjetzt meist gebräuch- liche Route ) und über den Südostgrat zum Gipfel 10. IX. 1828 Peter Baumann III. Besteigung. Von Grindelwald über Ulrich Wittwerdas Mönchsjoch.

Christ. Baumann H. Burgener Peter Roth Peter Moser 28. VIII. 1841 Louis AgassizIV. Besteigung. Südostgrat Prof. Forbes Dr. Châtelier Eduard Desor Führer: Jakob Leuthold Joh. Jaun Melchior Bannholzer Andreas Abplanalp 14. VIII. 1842 Gottlieb Studer C. Südostgrat Fritz Bürki S.A.C. Führer: Johann von Weissenfluh Melchior Bannholzer Kaspar Abplanalp Andreas Abplanalp 9. VIII. 1860 John Tyndall A. C.I. Überschreitung des Laui- F. V. Hawkins A. C.tors Führer: Christian Lauener Kaufmann 20. VII. 1862 Fr. Thioly C. Variante des Südostauf- Führer: J. Minnigstieges ( über Ostflanke A. Waltherdes Südostgrates ) 21. VII. 1862 Leslie StephenI. Übergang über das H. B. GeorgeJungfraujoch F. Hardy H. A. Morgan [ A. C.

W. A. Moore R. Living Führer: Christian Almer Christian Michel Peter Michel Ulrich Kaufmann Christian Bohren Peter Baumann Peter Rubi 25. VI. 1863 Edm. v. Fellenberg S.A.C.I. Versuch der Silberhorn- Führer: Ulrich Lauenerbesteigung über das Rot- Jos. Bischoffbrett 29. VI. 1863 Edm. v. Fellenberg S.A.C. II. Rotbrettversuch G. S. Mathews A. C. Führer: Melchior Anderegg Ulrich Lauener Joseph Bischoff 4. VIII. 1863 Edm. v. Fellenberg S.A.C.I. Besteigung des Silber- Karl Baedeker S.A.C.horns über Südostflanke Führer: Christian von Almend.h. über Guggigletscher- Peter MichelSchneehorn- Silbermulde ) Hans Baumann Peter Inäbnit Fritz Fuchs Christian Lauener 9. VIII. 1864 Leslie StephenDurch das Rottalcouloir R. S. Macdonald A. C.zum Rottalsattel und über Crawfurd Grove A. C.den Südostgrat Führer: Melchior Anderegg Jakob Anderegg Joh. Bischoff 10. VIII. 1865 J. J. Hornby A. C. Von der Rotbrettlücke zum T. H. Philpott A. C. Nordwestbollwerk des Sil- Führer: Christian Almerberhorns und über dieses Joh. Bischoffauf das Silberhorn. Ab- Ulrich Almer ( sen.stieg über Schneehorn- Guggi 13. VIII. 1865 Edm. v. Fellenberg I. Besteigung des Silberhorns Prof. Christ. Aeby S.A.C.von Süden, von der Sil- Führer: Peter Michelberlücke her, welche aber Peter Eggerauf der Guggi-Schnee- Peter Inäbnithornroute erreicht wurde.

Hans BaumannBiwak in der Silberlücke und Abstieg auf demselben Wege 29. VIII. 1865 B. H. George A. C.I. Besteigung der Jungfrau G. Young A. C.auf der Guggiroute, Führer: Christian Almerd.h.überGuggigletscher-Ulrich Almer ( sen.Schneehorn-Silberlücke-Hans BaumannHochfirn 22. VII. 1873 Dr. Hch. Dübi C. Variante des Rottalcouloirs Führer: Christian Lauener Peter Lauener 21. VII. 1881 Dr. Hch. Dübi C. Äusserer Rottalgrat Führer: Peter Lauener Fritz Fuchs 21. IX. 1885 Fritz von Almen C. Innerer Rottalgrat Führer: Ulrich Brunner Fritz Graf ( sen. ) Karl Schlunegger Joh. Stäger 24. IX. 1887 H. Seymour King A. C. Über Rotbrettgrat ( von We- Führer: Ambros Supersaxsten, Strählplatten er- Louis Zurbrückenreicht ) 2. IX. 1903 C. F. Meade A. C.I. Abstieg über den Nord- Führer: Ulrich Fuhrerostgrat ( zum Jungfrau- Heinrich Fuhrerjoch ) 30. VII. 1909 Dr. Andreas Fischer S.A.C. Nordostgrat in zirka 3800 m Führer: Hans AlmerHöhe erreicht, vom Ulrich Almer ( jun.Schneehornplateau und nach dem Jungfraufirn überschritten 14. VIII. 1910 August Mottet A.A.C.B.I. Abstieg über den Rot- Franz Müller A.A.C.B.brettgrat auf dem Wege Otto Tschanz A.A.C.B.der Partie King 1887 30. VII. 1911 Albert Weber A.A.C.Z.I. Aufstieg über den Nord- Führer: Hans Schluneggerostgrat 22. VIII. 1913 Dietrich v. Bethmann-Hollweg I. Aufstieg über die Ost- S.A.C.wand Führer: Oscar Supersaxo Othmar Supersaxo 8. VIII. 1920 Albin Rössel D. V. Durch das Silberlauitobel zum Hochfirn 31. VII. 1923 Dr. G. von Salis C. Über den Nordostgrat ( er- Führer: Hans Schluneggerreicht von Süden ), glei- cher Aufstieg wie Partie Messrs. Keresten Wicks, Wilson, Bradby 1900, welche einen Versuch auf den Ostgrat machten 2. VIII. 1923 D. E. PilleyII. Begehung des ganzen J. A. Richards A. C. Nordostgrates Führer: Joseph George ( le Skieur ) 24. VIII. 1926 Ernst Gertsch C. Über den Rotbrettgrat ( von Eduard Gertsch S.A.C.der Rotbrettlücke her ) Führer: Fritz Fuchs 12. IX. 1926 Dr. P. v. SchumacherÜber die Nordwestflanke, C. Klein Silberhorn und Dr. Hans LauperNordwand des Gipfel- A.A.C.B. Z. Stockes EigerWetterhorn Zeichnung von W. F. Burger nach Fliegeraufnahme der Ad Astra.

Jungfrau und Rottalhorn von Südwesten.

Das Rottalhorn ist der firnbedeckte Gipfel rechts, kotiert mit 3946 m. Nach links schliesst sich der Rottalsattel ( 3857 m ) an, welcher gewöhnlich vom Jungfraufirn aus über die dem Beschauer abgewendete Seite erreicht wird. Punkt 6 zeigt die Lage des Rottalcouloirs an, das der Partie von 1864 zum ersten Male als Aufstiegsweg diente. Am untern Bild-rande zeigt Punkt 2755 den Standort der Roitalhütte des S.A.C. Sie dient als Ausgangspunkt für die Besteigung der Jungfrau über den Innern Rottalgrat ( 1 ) und den Hochfirn ( 3 ) zum Gipfel ( 4166 m ). Der Äussere Rottalgrat ( 2 ), d.h. Dr. Dübis Aufstieg vom Jahre 1881, ist mit ( 2 ) markiert, während ( 4 ) die Lage des Silberlauitobels darstellt. Die Silberlücke ( 5 ), hinter welcher der Eiger sichtbar ist, bezeichnet die Stelle, an welcher die sogenannte Guggiroute sich nach Südosten wendet und über den Silbergrat und Hochfirn ( 3 ) zum Gipfel führt. Punkt 4060 ( Wengernjungfrau ) ist der Scheitelpunkt, in welchem die Nordwand und der Nordostgrat zusammenstossen. Über die Felsen, welche, über den linken Rand des Hochfirns sichtbar, nach links abfallen, führt der oberste Teil der Nordwandroute von 1926. Zwischen dem Eiger und Punkt 4060 ist über dem Eigerjoch noch der Gipfel des Wetterhorns zu sehen.

Vom Gipfel ( 4166 m ) senkt sich der Nordostgrat nach links über die Wengernjungfrau ( 4060 m ), Punkt 3788 ( Fischers Oberes Jungfraujoch ), Punkt 3560 ( Mathildenspitze ) zum Jungfraujoch ( 3474 m ) ( 1 ). In seiner ganzen Länge wurde der Grat erstmals im Abstieg 1903 bezwungen durch C. F. Meade mit Ulrich und Heinrich Fuhrer, im Aufstieg 1911 von A. Weber mit Hans Schlunegger. Andreas Fischer mit Hans Almer und Ulrich Almer jun. erreichte 1909 den Grat vom Schneehorn ( 3415 m ) aus über die Flanke zu Punkt 3788 und stieg nach Süden ab. Dieser Punkt war bereits 1900 von Süden her erreicht worden und ist auch annähernd die Stelle, wo die Partie von Salis-Schlunegger 1923 den Nordostgrat betrat, den sie dann über Punkt 4060 zum Gipfel begingen.

Zwischen dem Jungfraujoch ( 1 ) und dem Kühlauenengletscher(8 ) ist das erste Plateau erkennbar, über welches die Guggiroute von links, vom Guggigletscher her, über den Eisfall des Kühlauenengletschers ( 8 ) zum Schneehorn ( 3415 m ) führt. Sie benützt nachher die beiden Firnböden hinter dem Klein Silberhorn ( 2 ) und dem Gross Silberhorn ( 3705 m ), um zur Silberlücke zu gelangen, von wo sich die Guggiroute nach Südosten über den Hochfirn zum Gipfel wendet. Die rechte der beiden eingezeichneten Routen markiert den Weg, den die Partie Brüder Gertsch und Fr. Fuchs im August 1926 einschlug. Mit ( 5 ) ist die Lage des Roitalsattels bezeichnet; gerade darüber ist das Rotbrett selbst sichtbar. Das Fellenbergflühlein ( 4 ) zeigt die Stelle, an welcher Fellenberg-Mathews 1863 umkehren mussten. Dieser Überhang wurde auf der uns zugewendeten Seite überwunden durch Ambros Supersax, dem Führer des H. S. King, welche Partie 1887 den Grat an dieser Stelle von Westen, der uns abgewendeten Seite her, erreicht hat. Kings Partie vollendete den Aufstieg zum Jungfraugipfel über Punkt ( 3 ), den Südgipfel des Silberhorns, stieg ab in die dahinterliegende Silberlücke, von wo sich ihre Route mit dem Guggiaufstieg über den Hochfirn deckt. Hornby-Philpott querten von der Rotbrettlücke ( 5 ) nach links zum Fusse des Nordwestbollwerks ( 6 ) des Silberhorns und erzwangen sich einen Aufstieg zum Silberhorn über die Felsen und den scharfen Firngrat dieses Grates.

Die Aufstiegsroute der Partie Schuhmacher-Lauper ist eingezeichnet zwischen Punkt ( 6 ), dem Nordwestgrat des Silberhorns, und dem Giessengletscher ( 7 ) zum Klein Silberhorn ( 3550 m ) ( 2 ). Dort quert sie die Guggiroute im rechten Winkel und steigt über die Nordwand des Gipfelstockes empor, um wenig westlich ( rechts ) der Wengernjungfrau ( 4060 m ) den Hochfirn und von hier den Gipfel ( 4166 m ) zu erreichen.

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