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Chronik des Club 1865

Wieder ist ein Jahrescyclus über unsere Schweizer Alpen dahingegangen.

Hinweis: Questo articolo è disponibile in un'unica lingua. In passato, gli annuari non venivano tradotti.

Den 6. December 1864 wurde die Constituirung den Sektionen und den auswärtigen Clubgesellschaften durch ein Circular bekannt gemacht und ersteren zugleich das gedruckte Protokoll der Generalversammlung in Basel mitgetheilt. Durch die Revision einzelner Bestimmungen der Statuten in Basel und durch einige Zusätze war ein Neudruck derselben nöthig geworden, womit sich das C. C. gleich anfangs beschäftigte. Eine hierdurch veranlasste genaue Prüfung der Statuten liess indess eine Totalrevision wünschbar erscheinen, worüber die Sektionen nach erfolgter Anfrage in entsprechendem Sinne erwiederten. Es wurde hierauf ein Revisions-Entwurf ausgearbeitet, um der Generalversammlung vorgelegt zu werden.

Sodann beschäftigte sich das C. C. mit den neuen Excursionsgebieten Silvretta und Medels. Von beiden Gebieten wurden Karten angefertigt im Massstab von 1:50'000 nach Copien und in der Manier der eidgenössischen topographischen Originalaufnahme, mit Horizontalcurven in Vertikalabständen von 100'. Die Silvrettakarte wurde in der lithographischen Anstalt von Wurster-Bandegger und Co. in Winterthur auf Stein gestochen, diejenige der Medelser Gruppe von Lithograph Leuzinger in Bern. In beiden Gebieten wurden Führer-Corps gegründet und Führer-Reglemente mit Taxen eingeführt.

Ferner wurde im Silvretta-Gebiet eine Clubhütte, Silvretta benannt, errichtet, 18' ins Geviert, mit Kalkmauern eingewandet und mit Schindeln gedeckt. Sie hat Lagerraum für 18-20 Personen und kostete Fr. 600.

Im Medelser Gebiet wurde auf der Alp Platta sura eine Lagerstätte für circa 6 Personen eingerichtet, welche auf Fr. 115 zu stehen kam.

Eine erfreuliche Kunde kam dem C. C. von Genf zu, die der Gründung nämlich einer Sektion daselbst unter dem Präsidium des sehr thätigen Clubisten Herrn F. Thioly.

Auf die erschütternde Nachricht des letztjährigen Unglücks am Matterhorn wandte sich das C. C. mit einem Condolationsschreiben an den englischen Alpen-Club, welches vom Präsidenten desselben aufs Innigste verdankt wurde.

Den 27. und 28. August fand die dritte ordentliche Jahresversammlung des S.A.C. in Chur statt, worüber ein besonderes Protokoll im Druck erschienen ist.

Es waren an derselben sämmtliche Sektionen mit 112 Mitgliedern vertreten. Der Totalbestand des Club belief sich damals auf 577 Mitglieder. Der Präsident eröffnete die Versammlung mit einem geschichtlichen Überblick der Gebirgserforschung in Graubünden und gab hierbei eine kurze Biographie des Dissentiser Conventualen Placidus a Spescha, der Ende des letzten und Anfangs dieses Jahrhunderts die Bündner Gebirge bereiste und erforschte und als erster bündnerischer Clubist in ehrenvollem Andenken zu erhalten ist.

Die wichtigsten Beschlüsse der Gesellschaft waren folgende: In den vorgelegenen Statutenentwurf wurde nicht eingetreten, sondern beschlossen, zuerst die einzelnen Sektionen zu vernehmen, namentlich über die Frage, ob nicht die Amtsdauer des Centralcomités auf drei Jahre verlängert, die Abhaltung der Generalversammlungen aber periodischen Festcomités übertragen werden solle, und ob nicht die minder wichtigen Vereinsgeschäfte künftig der Delegirtenversammlung zu überlassen seien. Auf Grund der Sektionsberichte sollte das C. C. einen neuen Statutenentwurf ausarbeiten, einer ausserordentlichen Delegirtenversammlung vorlegen und schliesslich der nächsten Generalversammlung zur Annahme oder Verwerfung unterbreiten.

Als Festort für das Jahr 1866 wurde St. Gallen bezeichnet und zum Präsident Herr Dr. Friedrich Tschudi gewählt.

Die Gebirgsgruppe zwischen dem grossen St. Bernhard und dem St. Theodul-Pass wurde als neues Excursions-Ge-biet für 1866 erklärt, doch bleibt das Silvretta- und Medelser Gebiet mit Ausdehnung des letztern auf das Rheinwald-Gebirge auch noch offen.

Das Führerwesen betreffend wurde beschlossen: Es sollen die Sektionen auf ihren respektiven Gebieten bemüht sein, Führerkorps zu bilden und ihnen bei der Constituirung wie bei der Festsetzung der Führertaxen behülflich sein. Beides im Verein mit dem Central-Comité und dem Redaktionscomité, dem die betreffenden Verordnungen, Verzeichnisse, Taxen etc. zu geeigneter Bekanntmachung mitzutheilen seien.

Ferner wurde beschlossen, der Schweizer Alpen-Club habe sich, vornehmlich durch die betreffenden Sektionen, um die Berichtigung und Vervollständigung der Ortsbenennungen in den Alpen zu bemühen, und zwar auf Grund der eidgenössischen topographischen Originalaufnahmen, wesshalb auch ein entsprechendes Vernehmen mit dem eidg. Stabsbureau anzubahnen sei.

Herr François Bétemps, Ingenieur-Geograph in Mezinges ( Savoyen ) wurde, in Würdigung seiner Verdienste für die Triangulation und Topographie der Schweiz während seiner 25-jährigen Thätigkeit als Ingenieur des eidgenössischen topographischen Bureau's, zum Ehrenmitglied des Schweizer Alpen-Clubs erklärt.

Das Central-Comité ist beauftragt, im Einverständniss mit anderen Vereinen, die ähnliche Zwecke verfolgen wie der Schweizer Alpen-Club, bei den betreffenden Bundesbehörden dahin zu wirken, dass die eidgenössische topographische Karte im Massstab und in der Manier der Originalaufnahmen veröffentlicht werde.

Zur Unterstützung der Hinterlassenen des verunglückten Bergführers Eugen Infanger von Engelberg wurde ein Beitrag von Fr. 300 aus der Central-Casse votirt und das Central-Comité beauftragt, beförderlichst bei den einzelnen Sektionen Privat-Subscriptionen anzuregen.

Nach Schluss der Traktanden begrüsste der Präsident offiziell den in der Sitzung anwesenden Vorstand des österreichischen Alpen Vereins, Herrn Dr. Anton von Ruthner aus Wien, welcher der Gesellschaft einen Gegengruss aus Oesterreich brachte. Hierauf schloss der Präsident die Sitzung. Die Gesellschaft vereinigte sich wieder im sinnig decorirten Saale des „rothen Löwen" zum Mittagessen, wo bei feurigem Ehrenwein und begeisternden Toasten die Nachmittagsstunden genussreich verstrichen. Gegen Abend begab man sich ins nahe Lürlibad, das einen herrlichen Blick durch das ganze Oberland hinauf bis an die Bergspitzen am Oberalppass bietet.

Der zweite Tag war dem Besuche des Piz Stätz bestimmt. Bis Parpan wurde gefahren. Etwas oberhalb dieser Ortschaft beginnt der, durch die Sektion ,Rhätia' angelegte Weg nach der höchsten Spitze des Berges. Er wurde bei diesem günstigen Anlass durch eine Rede des Central-Sekretärs und mit reichlichem Ehrenwein eingeweiht. Zwischen 11 und 12 Uhr langte die Gesellschaft, circa 150 Mann stark, auf dem Piz Stätz an. Es war, als ob ein Bienenschwarm von Chur ausgeflogen wäre und sich am Piz Stätz niedergelassen hätte. Ein solches Drängen und Treiben, heiteres Geplauder und Jauchzen, beständiges Kreisen der Becher und Bratspiesse hat wohl noch nie eine Bergspitze erlebt. Ein wolkenloser Himmel wölbte sich über die weite und mannigfaltige Gebirgslandschaft, welche der Piz Stätz beherrscht. Mittags 12 Uhr wurde eine Bleikapsel mit verschiedenen Schriften des Club und einer auf die heutige Excursion und die Erstellung des Weges bezüglichen Urkunde, von 114 Anwesenden unterzeichnet, am Fusse des Signals feierlichst versenkt.

Zwischen 4 und 5 Uhr nach Mittag schloss der Präsident die Jahresversammlung des Schweizer Alpen-Clubs mit der Einladung, nächstes Jahr auf den ersten Hahnruf von St. Gallen sich zahlreich wieder einzufinden.

Vor Abgabe der Central-Verwaltung an das Comité für das Jahr 1866 hatte das abtretende noch die Freude, seine Bemühungen im Kanton Wallis zur Bildung einer Sektion von bestem Erfolg begleitet zu sehen.

Das neue Comité in St. Gallen wurde nach Wahl des Präsidenten durch die Jahresversammlung in der Person des Herrn Dr. Fr. von Tschudi und der dortigen Sektion wie folgt completiert: Vicepräsident: J.J. Weilenmann, Sekretär: E. Schlegel, Cassier: G. Sand.

Zur Chronik der einzelnen Sektionen übergehend, beginnen wir mit derjenigen von Aarau. Sie zählt nur 7 Mitglieder, die aber jährlich die Alpen fleissig heimsuchen, insbesondere ihr Präsident Herr Frey-Gessner. Er brachte den ganzen Sommer mit seiner ebenfalls bergkundigen Gemahlin im Kanton Wallis zu und machte viele Ausflüge in die Berge, unter welchen die Ersteigung des Galenstocks verdient hervorgehoben zu werden. Herr Apotheker Neuburger und Herr Ingenieur E. Imhof erstiegen zum ersten Mal die 3175 M. hohe Spitze südwestlich vom Piz Medel im Bündner Oberland.

Die Sektion Basel, wenn auch im äussersten Nordwesten der Schweiz gelegen, gehört dennoch zu den thätigsten und mit ihren 70 Mitgliedern zu den stärksten Sektionen des Schweizer Alpen-Clubs. Der grosse Rheinstrom, an dessen Ufer ihr Vereinslokal mit Bibliothek und Sammlungen liegt, scheint mit jedem Wellenschlag den Basler Clubisten hinauf-zuloeken in sein verzweigtes Gebiet, das ihn ewig neu gebiert und das den Höhen um Basel vom südöstlichen Horizont her so freundlich entgegenwinkt. Der Basler Clubist ist zu guter Patriot und Naturfreund und dabei zu unternehmend, um diesem Winken und Locken widerstehen zu können. Ihre besondere Aufmerksamkeit hat die Basler Sektion in letzter Zeit dem schönen Maderaner Thal geschenkt, über das sie ein Panorama nach einer Zeichnung des verstorbenen G. Hoffmann, sammt einem kurzen Führer durch dieses Thal veröffentlichte. Der im Maderaner Thal auf Anregung der Sektion neu errichtete „Gasthof zum Schweizer Alpen-Club" wurde den 6. und 7. August letzten Jahres durch 15 Mitglieder der Sektion und 2 Mitglieder der Sektion Pilatus eingeweiht. Zu den erwähnenswerthen Excursionen der Sektion aus dem verflossenen Jahr, alles erstmalige Touren, gehören u. A. die folgenden: 1. Ersteigung des Kleinen Scheerhorn den 13. Juni durch Eathsherr Fininger. 2. Ersteigung des Stücklistockes im Maienthal (Triftgebiet) 3309 M. von Ed. und Fr. Hoffmann den 28. August. 3. Tour über den Gwächtenhorn-Pass, auf den Kilchlistock im Triftgebiet und über den Dammapass nach Amsteg, den 13. und 14. Juli von A. Hoffmann ausgeführt. Die Clubgenossen in Basel meinen, ungeachtet obiger und anderer, minder wichtiger Bergfahrten, das letzte Jahr wenig geleistet zu haben, und wollen in diesem Jahr wo möglich das Versäumte nachholen.

Die Sektion Bern mit ihrem schönen Gebirge durch Eisenbahn und Dampfschiff in nahe Verbindung gesetzt und 119 Mitglieder zählend, von denen gar Manche mit Alpenstock und clubistischer Feder gleich gut umzugehen wissen, gehört entschieden zu den leistungsfähigsten unserer Sektionen. Der Sektion bot sich sogar die angenehme Veranlassung, einer dortigen Dame, Fräulein Brunner, ihre Anerkennung für ungewöhnliche clubistische Leistungen im Alpengebirge durch Überreichung eines Ehrendiploms auszusprechen. Das innere Sektionsleben beurkundet sich in regelmässigen Versammlungen je den ersten Mittwoch eines jeden Monats, in welchen Vorträge aus dem Gebiete der Alpenwelt im Allgemeinen, besonders aus dem zunächst gelegenen bernischen, gehalten werden. Von den hervorzuhebenden Gebirgsfahrten dieser Sektion ist zu nennen: die Ersteigung des Piz Basodino und erste Ersteigung des Piz Medel im Bündner Oberland, 3203 M., durch ihren Präsidenten, den rühmlichst bekannten Regierungsstatthalter G. Studer, welcher bei der zweiten Tour von Herrn J. Jacot Sektions-Mitglied von Zürich, begleitet war; der Übergang über den Grat des Gwächtenhorns von der Handegg zur Clubhütte am Triftgletscher; die Ersteigung des Oberalpstocks von Herrn Max Wirth; des Monte Rosa von Herrn Major Ruef; des Lauterbrunner Breithorns und des Grossen Grünhorn erste Ersteigung durch Herrn E. von Fellenberg; die Ersteigung des Silberhorns durch denselben und Herrn Professor Aeby; die zweite Ersteigung des kleinen Schreckhorns von Professor Aeby und Herrn Dering; die Ersteigung des Finsteraarhorns durch Herrn Wilh. Brunner und seine Schwester. Die alpine Literatur hat die Sektion durch folgende Arbeiten bereichert: „Das Hochgebirge von Grindelwald" von Professor Aeby, von Fellenberg und Pfarrer Gerwer. „Von der Jungfrau" von Professor Aeby.

Sektion Genf. Diese durch die verdankenswerthesten Bemühungen ihres Präsidenten, Herrn F. Thioly, im Anfang letzten Jahres ins Leben getretene Sektion zählt bereits um 80 Mitglieder und hält regelmässig jeden Monat stark besuchte Versammlungen. Es wurden Vorträge gehalten über Elektricitäts-Erscheinungen im Alpengebirg, über Erforschung von Gebirgshöhlen und andere alpwissenschaftliche Gegenstände. Zur Feier der Sektions-Stiftung wurde den 14. Mai von 27 Mitgliedern ein Ausflug auf den Salève gemacht, mit Frühstück in Monnetier. Die von der Sektion bezeichneten und von mehreren Mitgliedern ausgeführten offiziellen Excursionen waren: die Ersteigung des Combin und Überschreitung der Gletscher, welche das Bagne-Thal mit Zermatt verbinden, so wie die Ersteigung einer Bergspitze in letzterem Thale, welche in derjenigen des Dom, 4554 M., zur Ausführung kam. Von den äusserst zahlreichen Einzeltouren dieser Sektion sind zu erwähnen: Die Ersteigung des Monte Leone, 3565 M., durch die Herren Alizier, Bader und Eberhardt, des Oldenhorns, 3124 M., durch Herrn Bonna, des Mont-Blanc durch Lombard Frank, des Wetterhorns durch L. de la Rive. Gleich der Basler Sektion hat auch die Genfer ihre besondere Clubbibliothek, welche hauptsächlich durch Geschenke der Mitglieder selbst zu einer ansehnlichen Sammlung angewachsen ist, mit welcher auch zahlreiche Kartenwerke verbunden sind. Ferner besitzt die Sektion Genf ihr eigenes Journal, L' Echo des Alpes, welches bis jetzt in 4 Nummern erschienen ist und in welches das Interessanteste aus der Clubistik und Originalaufsätze über die Alpen aufgenommen werden. Ausserdem hat das Sektionsmitglied Herr Piachaud in der Bibliothèque Universelle de Genève eine Ersteigung des Mont-Blanc mit medicalen Beobachtungen von hohem Interesse bekannt gemacht. So ist denn Genf, ähnlich Basel, wenn auch in einer Ecke der Schweiz gelegen, nichtsdestoweniger äusserst thätig in Erforschung der Schweizer Alpen.

Die Sektion Thödi, 44 Mann stark, hat sich hauptsächlich durch genaue Erforschung des Gebietes, von dem sie den Namen trägt, hervorgethan. Die vom S.A.C. auf dem Grünhorn errichtete Clubhütte wurde vom der Sektion mit einer eisernen Bedachung versehen und ist zugleich ihrer Obhut anvertraut. Wenn dieses Asyl auch etwas klein ist, so hat es doch schon Manchen, auch Nichtclubisten, zur Ersteigung des Tödi aufgemuntert und erlaubt sowohl dem Studium jener Gegend als dem Hochgenuss derselben mit der erforderlichen Frische und Musse sich hingeben zu können. Die clubistischen Leistungen vom letzten Jahr bestehen hauptsächlich in der offiziellen Excursion vom 16. bis 17. Juli, welche die ganze Gruppe des Segnas bis zum Vorab in sich fasst. Es betheiligten sich an derselben ausser Mitgliedern der Sektion drei eingeladene Gäste der Sektion Uto. Am 16. Juli wurde das berühmte Martinsloch von der Glarner nach der Bündner Seite passiert und Nachmittags der Piz Segnas erstiegen, die zweite bekannte Ersteigung. Den folgenden Tag wurde der Ofen, der Vorab, beide wohl zum ersten Mal, ergipfelt und beide mit Steinsignalen und Fahnen versehen. Zur Hebung des geselligen Lebens der Sektion fand bereits den 17.-18. Juli eine Excursion nach Richisau und Wäggithal statt, an welcher über 20 Mitglieder theil nahmen. Eine Tour des Sektions-Präsidenten, Herrn Hauser, zur Erforschung des offiziellen Medelser Gebietes fand ihr Ziel am Lavaz-Pass, indem das Regenwetter ein weiteres Vordringen vereitelte; dagegen gelang ihm aufs Beste die Ersteigung des Piz Tumbif, welche die Ausbeutung des Tödigebietes zum erwünschten Abschluss brachte. 

Die Sektion Rhätia war letztes Jahr festgebende Sektion des S.A.C. Um sich dieser Ehre würdig zu zeigen, vereinigte sie ihre Thätigkeit auf ein kleines Gebiet, das sich so ziemlich auf Chur und den Piz Stätz beschränkte. Der Bau eines Fahrweges von der Poststrasse bei Parpan bis auf die Spitze des genannten Berges war ihre Hauptaufgabe und dieses Werk musste zur Jahresversammlung des S.A.C. fertig sein, um eingeweiht und benutzt werden zu können, was auch gelang. Der Weg hat eine Länge von 6990 M., beinahe 1 1/2 Wegstunde, eine durchschnittliche Breite von 7—8' und kostete 4415 Fr., welche Auslage grösstenteils durch Privatbeiträge gedeckt wurde. Gemeinschaftliche Touren waren mehrere angesetzt, kamen aber des schlechten Wetters wegen nicht zur Ausführung. An der offiziellen Tour der Sektion St. Gallen auf den Alvier nahmen mehrere Mitglieder theil. Einzeltouren wurden vom Präsidenten der Sektion zur näheren Orientirung in den beiden offiziellen Excursionsgebieten Silvretta und Medels vorgenommen, worüber in den Aufsätzen über Erforschung dieser Gebiete näher die Rede sein wird. Ausserdem erstieg Herr Coaz, wahrscheinlich als der Erste, den Piz Umbrail, Grenzstein zwischen Bünden und Veltlin, in der Nähe des Stilfser Joches. Ein Steinsignal beurkundet die Ersteigung, die übrigens von der Ostseite keine Schwierigkeiten bietet. Zwei Mitglieder der Sektion, Herr E. Hauser und J. Severin, erstiegen den Hochducan in Davos. Es ist dies erst die zweite Ersteigung dieser Spitze. In den 12 Sitzungen der Sektion wurden Vorträge gehalten über Höhenmessungen mit Barometer, über clubistischen Gebrauch des Pressler'schen Messknechts und über verschiedene geologische und botanische Excursionen. Herr Professor Theobald, Mitglied der Sektion, veröffentlichte den ersten Band seiner Geologie Graubündens. Die Sektion zählt gegenwärtig 115 Mitglieder.

Sektion St. Gallen. Sie ist diesjährige Festsektion und ihr Präsident, Dr. Fr. v. Tschudi, gegenwärtiger Central- Präsident. Sie hat diese Ehre verdient, denn sie zählt wackere Kämpen in ihrer Mitte, wacker im Feld und der alpinen Wissenschaft. Die 86 Mitglieder starke Sektion versammelte sich letztes Jahr in 11 Sitzungen, in welchen ohne Ausnahme ein bis zwei Vorträge gehalten wurden, die theils ausgeführte Bergtouren theils bezügliche wissenschaftliche Stoffe behandelten. Von den grösseren Sektionsausflügen sind zu bemerken: Den 16. Juli ein Ausflug auf den so aussichtsreichen Alvier, 2363 M., zwischen dem Wallen-statter See und dem Rheinthal, zugleich Rendez-vous mit der Sektion Rhätia: die Besteigung des Hundsteins, die sich aber unterwegs in diejenige des Säntis verwandelte. Ausserdem wurden mehrere kleinere gemeinschaftliche Spaziergänge gemacht, auf denen ungetrübte, gemüthliche Heiterkeit herrschte und die desshalb immer zahlreich besucht waren. Die Sektion St. Gallen darf auf folgende Einzeltouren aus dem verflossenen Jahre stolz sein: Erste Ersteigung des Ringelkopf, 3249 M., der höchsten Bergspitze des Kantons, durch Herrn Georg Sand; erste Ersteigung des P. Buin, 3327 M., im Silvretta-Gebiet, und der Crasta agiuza, 3872 M., im Berninagebiet, durch J. J. Weilenmann; Besteigung der Ruinette, 3879 M., des Mont-Blanc de Cheillon, 3871 M., der Pointe de Rosa blanche, 3348 M., und des Col de Riedmatten, 2851 M., ebenfalls durch J. J. Weilenmann.

Die zu Excursionen nach den Bergen der Urschweiz so herrlich stationirte Sektion Pilatus, zählt jetzt 24 Mitglieder. Sie hat sich letztes Jahr wacker ermannt und Tüchtiges geleistet. Offizielle Excursionen wurden von der Sektion beschlossen und ausgeführt: Auf den Grossmythen, 6340', auf den Hochbrisen Kanton Unterwalden 7641 ', auf den Hochrigidalstock 8563 ', und Kaiserstock 6200', beide in Unterwalden etc. Von den Einzelfahrten sind nennenswerth: Diejenige auf den Silbern zwischen Linth- und Muottathal durch zwei Mitglieder. Herr C. Nager nahm das Panorama auf, das sich durch sorgfältige Ortsbenennung auszeichnen soll. Die Herren K. Schnyder, Ulrich Suidter und A. Camenzind erstiegen im August von Silenen aus das Scheerhorn. In einer der Sektions-Versammlungen wurde eine Beschreibung der Mondmilchhöhle am Pilatus vorgetragen und Karten und Zeichnungen der Höhle beigelegt. Es dürfte dies eine werthvolle Arbeit für das nächste Jahrbuch sein. Die Sektion Pilatus hat sich zunächst die verdienstvolle Aufgabe gestellt, die noch so sehr vernachlässigte Wallenstockkette zu erforschen. Bei dem Fleiss und der Wissenschaftlichkeit, mit welcher einzelne Mitglieder der Sektion die Clubistik erfasst haben, wird Pilatus bald von sich hören lassen.

Die jetzt 22 Mitglieder zählende Sektion Diablerets in Lausanne hatte sich letztes Jahr u. A. die Aufgabe gestellt, die Diablerets, mit 3251 M., den höchsten Punkt des Kantons Waadt, zugänglicher zu machen. Es betraf diese Arbeit zwar nur eine einzelne, kurze Strecke, einige hundert Fuss unter der höchsten Spitze, den sogenannten Pas du Lustre, welche aber sehr schwierig zu erklettern war. Durch in den Felsen eingehauene Tritte und Anbringung eiserner Stangen ist die Ersteigung der Diablerets auf diesem kürzesten Wege nun wesentlich erleichtert. An gleicher Stelle wurde aus Trockenmauer und zum Theil in den Fels eingegraben eine kleine Fluchthütte errichtet. Als ihr specielles Erforschiingsgebiet betrachtet die Sektion das westliche Ende der Berner Alpen von der Dent de Mordes bis zur Gemmi mit den inneren Gruppen Moveran, Diablerets, Wildhorn und Wildstrubel. Die drei ersten der genannten Gebiete wurden letzten Sommer von den Herren Bernus und Bugnion gründlich erforscht, die übrigen mussten der ungünstigen Witterung wegen auf nächstes Jahr verschoben werden.

Die zürchersche Sektion Uto hat den 19. April vorigen Jahres ihren früher etwas lockeren Verband enger angezogen und sich definitiv constituirt. Die Wahl des Präsidenten fiel auf den im Felde der Clubistik wohl bekannten Professor Ulrich. Die Sektion zählt jetzt 53 Mitglieder. Sie hat letztes Jahr drei offizielle Rundreisen durch den Kanton gemacht. Den 28. Juni wurde die Stiftung der Sektion auf dem Uetliberg gefeiert. Herr Müller-Wegmann überraschte die Sektion durch sinnreiche clubistische Ausschmückung des Lokals, insbesondere durch Bekleidung der Wände mit Panoramen der Schweizer Alpen. Am Schlüsse des sehr gelungenen Festes brannte unser leidenschaftlicher Clubist und gewissenhafte Panoramist, Herr Müller, noch ein glänzendes Feuerwerk ab und zündete nach diesem ein gewaltiges Freudenfeuer an, das weithin über Stadt und See Zürich leuchtete und auf dem Bachtel durch Mitglieder der Sektion in Wald erwidert wurde. Erwähnenswerthe Einzeltouren von Mitgliedern der Sektion fanden folgende statt: 1. Herr Siber-Gisi erstieg die höchste Spitze des Monte della Disgrazia im Veltlin; 2. Herr Müller-Wegmann durchstreifte das Gebirge von Davos und das Silvretta-Gebiet und zeichnete daselbst mehrere Panoramen; 3. Herr Schulthess-Jenni machte einen Theil der offiziellen Excurse der Sektion Tödi mit. Die ordentlichen Wintersitzungen haben den 24. November wieder begonnen und wurden je den letzten Freitag im Monat abgehalten. Herr Professor Escher von der Linth hielt einen interessanten Vortrag über Abnahme der Gletscher im verflossenen Jahr und Herr Prof. Heer über seine Ersteigung des P. Linard im Engadin mit Vorzeigung verschiedener dort gesammelten Naturalien.

Die jüngste unserer Sektionen, die erst letzten Herbst ins Leben getreten und daher dem letztjährigen Centralpräsidenten besonders nahe liegt, ist die Walliser Sektion. Um der Gründung der Sektion grösseren Glanz von clubistischer Weise zu geben, wurde dieselbe in Fanez hoch ob dem schönen Genfer See gefeiert. Zwölf Clubisten betheiligten sich am Feste und gaben der jungen Sektion den stolzen und schönen Namen ,Monte-Rosa '. Zu clubistischen Thaten im Felde war die Jahreszeit bereits zu vorgerückt, doch werden die Walliser Clubisten, jetzt 24 an der Zahl, dieses Jahr zeigen, dass sie ihre beneidenswerthe Gebirgswelt zu schätzen und ihres Namens würdig zu werden wissen. Das in ihr Bereich fallende diesjährige Excursionsgebiet wird ihnen die beste Gelegenheit hiezu bieten.

Unsere Rundschau bei den 11 Sektionen des S.A.C. mit zusammen über 600 Clubisten und unsere Chronik wäre zu Ende und es bleibt dem zurücktretenden Präsidenten, dessen letzte offizielle Arbeit dies ist, nur noch übrig, den Wunsch zu äussern, dass bei den Clubisten und sonstigen Freunden der Schweizer Alpen dieses 3. Jahrbuch gleich günstige Aufnahme finden möge wie die vorausgegangenen.

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