Der Passo di Soreda | Club Alpino Svizzero CAS
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Der Passo di Soreda

Hinweis: Questo articolo è disponibile in un'unica lingua. In passato, gli annuari non venivano tradotti.

Von Ernst Anderegg

( Zürich ) Der interessante Aufsatz von W. Kreisel über die Lenta in der Dezembernummer der « Alpen » 1948 ( « Eine kurze, vergleichende Kartenanalyse » ) gibt mir Anlass zu einigen ergänzenden Bemerkungen über den Passo di Soreda ( 2760 m LK ). Dieser Pass — ehemals ein gut ausgebauter Saumweg, über den die Bleniesen vor 100 Jahren noch Vieh nach der ihnen gehörenden Lampertschalp trieben — stellt die beste Verbindung dar zwischen dem Valser- und dem oberen Bleniotal ( Campo ) einerseits, zwischen der Lentahütte und der Mot-terascio- bzw. der Terrihütte andererseits. Die Routen über Val Nova im Norden der Lampertschalp zur Terrihütte ( über Fuorcla Val Nova westlich des Terrimassivs oder über Fuorcla Darlun und Alp Scharboden östlich davon ) sind teils schwierig und verirrlich, teils mit zahlreichen Gegensteigungen verbunden und nicht jedem zu empfehlen.

Auch der Passo di Soreda ist heute alles andere als ein Saumpfad, denn dieser ist auf wenige Reste und gerade an den schlimmsten Stellen verschwunden. Von der Lenta her konnte bei einer Begehung im August 1947 eine gute rote Markierung1 verfolgt werden, die bei Kote 2603 LK, einem von oben weit sichtbaren Moränenhügel, endigt. In der vergandeten obern Val Scaradra dagegen ist man weitgehend auf den eigenen Spürsinn angewiesen, da der Übergang auf der SK ungefähr 700 m zu weit nordöstlich eingezeichnet ist und die Angaben des Tessiner Führers ( S. 138 und 165 ) und des Bündner Führers II ( S. 140 ), weil auf der SK basierend, ebenfalls unrichtig sind. Die LK hat den Übergang wieder an die richtige Stelle versetzt, enthält aber bezeichnenderweise keine Wegzeichen mehr. Auf der Bündner Seite erreicht man die Passhöhe ( Kote 2760 LK ) über ein wüstes Blockmeer, auf der Tessiner Seite schiesst eine sehr steile Schutt- und Felskehle, teilweise Kletterei erheischend, zur Tiefe. Man fragt sich unwillkürlich, wie hier ein Saumweg hinabgeführt habe, doch weist der unter einem schützenden Felskopf erhaltene Rest eines Stützmäuerchens mit darüber gelegtem Holzbalken untrüglich auf die frühere Existenz eines solchen Pfades hin. Von dem in den Klubführern erwähnten Gletscherchen ist keine Spur zu sehen; ein solches könnte bei dieser Steilheit auch nicht entstehen. Über ein « Gletscherchen » kommt der Wanderer, wenn er den Grat an der Paßstelle der SK ( Kote 2770 SK ) überschreitet, wobei auf der Bündner Seite eine Wandstufe zu übersteigen ist, die auch auf der LK erscheint. Doch ist dieser Übergang nicht der eigentliche Passo di Soreda.

Die primitiven Hütten der Alpe Scaradra di sopra sind von der Passhöhe nicht sichtbar, wie aus der SK zu schliessen wäre. Ist man nach dem Abstieg durch die Kehle auf dem ersten Rasen angelangt, so führen Schafpfade auf den Boden dieser Alp. Man kann auch links auf die grosse Moräne des vom P. Sorda kommenden Gletschers zuhalten und diese hinuntersteigen. Südwestlich der Alphütten leitet ein steiles, verwachsenes Weglein, in der SK und der LK richtig eingezeichnet, über die Wand in den Talboden der Alpe Scaradra di sotto. Dieses Weglein ist aber bei unsichtigem Wetter leicht zu verfehlen, und eine Menge weiterer Schafpfade, die meist unmittelbar über dem Absturz endigen, verwirren den Wanderer. Dann überschreitet man besser den Gletscherbach und traversiert auf Schafwegen in die linke Talflanke hinaus, bis der Abstieg über eine harmlose Schutthalde möglich wird. Im Talboden ist der Gletscherbach wieder zu überschreiten, damit man den Anschluss an das im rechten Talhang absteigende Weglein findet.

Unmittelbar nach den Hütten der Alpe Scaradra di sotto ist noch der vom Firn der Plattenbergnordflanke kommende Bach zu überspringen. Geht dieser Bach hoch und trüb, z.B. abends oder nach Regen, so wird die Übergangsstelle wegen der Möglichkeit des Absturzes in die Schlucht bei Ausgleiten gefährlich. Alsdann ist es besser, den Übergang etwas weiter oben zu suchen. Nach dieser Bachüberschreitung ist der Plattenweg erreicht, der uns hoch über der Schlucht nach Sasso in der Val Luzzone führt.

Auch bei einer Begehung des Passo di Soreda ist somit die Mitnahme der neuen LK sehr zu empfehlen.

1 Laut Eintragung im Lenta-Hüttenbuch ist die Bocca di Fornei auf der Bündner Seite ebenfalls markiert. LK = Neue Landeskarte der Schweiz; SK = Siegfriedkarte.

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