Die Orobischen Alpen | Club Alpino Svizzero CAS
Sostieni il CAS Dona ora

Die Orobischen Alpen

Hinweis: Questo articolo è disponibile in un'unica lingua. In passato, gli annuari non venivano tradotti.

MONOGRAPHISCHER AUFRISS VON GIUSEPPE RITTER ( CHIASSO )

Mit 3 Bildern ( 88-90 ) Vorbemerkungen Ende 1957 ist als Gemeinschaftsausgabe CAI/TCI ( Guida dei Monti d' Italia ) der von Saglio/ Corti/Credaro betreute Führer durch die Orobischen Alpen herausgekommen. Im Jahre 1934 zusammengestellt und 1936 druckreif gestaltet, musste die Herausgabe immer wieder zurückgestellt werden. Die darin behandelten, ursprünglich den Bergamaskischen Voralpen zugezählten Bergzüge sind in letzter Zeit, auch unter den Geologen und Geographen, als eigenständige, den Zentralalpen zugerechnete Gruppe behandelt worden.

Die Orobischen Alpen sind den schweizerischen Bergsteigern ziemlich unbekannt. Auch die tessinischen Alpenclubs haben, ausser dem M. Legnone ( 2609 Meter ) und der höchsten Erhebung der TRE-SIGNORI-GRUPPE, kaum je ein Tourenziel dieser abgelegenen Bergwelt auf ihren Jahresprogrammen. Wer weiss schon etwas von der Gruppe des Telenek, von den zentralen Untergruppen des Barbellino, Scais-Redorta, Pizzo del Diavolo, Masoni, Poris und Ponteranica? Dieses Aschenbrödeldasein verdanken diese Berge nicht zuletzt dem Umstand, dass sie im Schatten viel berühmterer Majestäten ( den Granitprotzen des Val Masino, den Eisriesen des Val Malenco [Ber-nina-Disgrazia] und dem Kletterparadies der Grigne ) zu existieren verurteilt sind.

Aus diesen Erwägungen heraus dürfte es nicht abwegig sein, eine einigermassen ausführlich gehaltene Beschreibung dieser Berge niederzulegen. Als Unterlagen dienten: S. Saglio, A. Corti, B. Credaro: Alpi Orobie ( Führer des CAI/TCI ), 11 Sentiero delle Orobie ( Bollettino del CAI, Sezione di Milano, N° 9, 1955 ), Dr. G. Laeng: Il Passo S. Marco e i valichi occidentali orobici nella storia e nella letteratura ( Rivista del Centro Alpinistico - Le Alpi 1936/1938 ), G. de Simoni: Le Cenerentole delle Orobie ( Bollettino annuale del CAI, 1936 ), nicht zuletzt aber auch die vom Verfasser erwanderten Eindrücke und Einsichten.

Lage, Bau und Unterteilung Die Orobischen Alpen, die sich südlich der grossen Senke Jorio-Tonale, über dem Tal der Adda ( Veltlin ), vom Corner See bis zum Valcamonica hinziehen, sind von den Bergamaskischen Voralpen durch die Pässe Vivione, Manina, Marogella und Bòbbia geschieden. Die auf kristallinem Grundgebirge mit eingefaltetem Schiefer ruhende Kette lässt sich in vier Hauptgruppen aufteilen: die östliche zwischen den Pässen Aprica, Vivione und Belviso, die beiden zentralen zwischen den Pässen Belviso, Marogella und Venina, und schliesslich die westliche, zwischen den Pässen Venina-Bòbbia und dem Corner See.

Die östliche Gruppe stösst am Aprica-Pass an die westlichen Ausläufer der Cevedale-Gruppe, am Vivione-Pass an die Bergamaskischen Voralpen und am Belviso-Pass an die zentrale Gruppe der eigenen Kette. Der Sèllero-Pass scheidet das Gebiet in zwei Untergruppen: jene des Telenek und die des Borga. Alle diese abgelegenen Berge haben nie andere Besucher als Hirten, Jäger und Wilddiebe anzuziehen vermocht. Und doch haben sie ihre ganz besonderen Reize. Die im Unterlauf bewaldeten und im Oberlauf steinigen Täler beherbergen grosse und kleine Seen, in denen sich wild zerrissene Grate in buntem Kolorit spiegeln. Diese Farbenprächtigkeit zeugt von der aussergewöhnlichen Mannigfaltigkeit des geologischen Aufbaues.

Die mittlere Gruppe, die die höchsten und repräsentabelsten Erhebungen in sich schliesst, umsäumt den Talgrund des Serio, mitsamt den Höhenzügen, die zur Adda-Senke abzweigen. Begrenzung: Belviso-Pass im Osten und Venina-Pass im Westen. Auch diese Gruppe zerfällt in drei Untergruppen: jene des Barbellino zwischen den Pässen Belviso/Manina und dem Coca-Pass; dann jene des Scàis-Redorta zwischen Coca- und Brunone-Pass; schliesslich jene des Diàvolo zwischen Brunone/Valsecca und Venina-Pass. Während die Untergruppe des Barbellino die höchste Erhebung der Orobischen Alpen ( Pizzo die Coca 3052 m ) aufzuweisen hat, gehört die zweithöchste Erhebung ( Punta di Scàis 3039 m ) der Untergruppe Scàis-Redorta an.

Die südliche Gruppe ( Poris ) setzt am Valsecca-Pass an und grenzt am Marogella-Pass an die Bergamaskischen Voralpen. Ihre Erhebungen spiegeln sich in unzähligen kleinen und grossen Seen, die fast ausnahmslos der Energiewirtschaft dienstbar gemacht wurden. Erwähnenswert sind die Seen Gemelli, del Becco, Màrcio und Colombo. Als nennenswerte Erhebungen dürfen gelten: M. Grabiasca ( 2705 m ), M. Madonnino, M. Cabianca und M. dei Frati.

Die westliche Gruppe beginnt am Venina-Pass und findet ihren natürlichen Abschluss am Corner See. Die südliche Begrenzung wird durch das Valsassina und die höhern Seitentäler des Brembo gebildet. Auch diese Gruppe zerfällt wiederum in mehrere Untergruppen:

Die Unterguppe des Masoni verliert den Hochgebirgscharakter bereits mehr, als die Höhe der wichtigsten Erhebungen vermuten liesse, so dass diese Berge kaum mehr bergsteigerische, sondern vielmehr nur noch exkursionistische Ambitionen zu befriedigen vermögen.

Der Hauptkamm verläuft genau von Osten nach Westen und fällt gegen das Brembo-Tal mit kurzen, aber steilen Grashängen ab. Gegen das Veltlin entsendet der Hauptkamm beachtliche Verästelungen, die sich auf mehrere Kilometer über Quote 2000 halten. Sie umsäumen tiefgekerbte, malerische Täler, so jenes der Venina, des Liri, des Valcérvia, des Valmadre, jenes des Tàrtano und des Bitto d' Albaredo. Charakteristisch für diese Untergruppe sind die Flachstufen und die Strecken geringer Neigung, die sich auf Höhen zwischen 2000 und 2100 m ausdehnen und so die erste der drei glaziologischen Terrassen des Veltlins darstellen. Unter den wichtigsten Erhebungen verdienen erwähnt zu werden: der klotzige M. Masoni ( 2663 m ), der kühne P. Zerna und der berühmte Aussichtsberg Corno Stella ( 2620 m ).

Die Untergruppe des Ponterànica, zwischen den Pässen San Marco und Salmurano, stösst ebenfalls mit einigen Seitenzügen nach Norden und nach Süden vor. Sie teilen den Nordhang in die Täler Bomino und Bitto di Gerola, und den Südhang in die Täler Mora und Salmurano. Die bedeutendsten Erhebungen sind: der breitgebaute M. Colombarolo, der schroffe M. Ponterànica ( 2378 m ) und der bescheidene M. Valletto.

Die poluläre Unterguppe der Tre Signori, zwischen den Pässen Salmurano und Trocca, schiebt sich bis zur Ebene von Bòbbia vor. Sie beginnt mit der Punta di Piazzotti, von welcher sich gegen Norden die Denti della Vecchia ablösen. Von der Cima di Val Pianella heben sich die bizarren Felsen des P. di Mezzaluna ab, gefolgt vom schroffen P. di Tronella, an welchem sich eine eigenartige Verflechtung von Fels und Vegetation zeigt und an welchem die grasigen Runsen der maximalsten Steilheit nahekommen. Als weitere Erhebungen folgen: die Cima del Giarolo, mit dem pyramidalen P. di Trona, dann der bestechende P. dei Tre Signori ( 2554 m ) und schliesslich der elegante Felszacken des P. Varrone. Die drei Letztgenannten geniessen das Privileg der grössten Besucherzahlen, weil einerseits eine liebliche Natur mit idyllischen Bergseen, anderseits eine Auswahl anziehender Besteigungsrouten den Besuch lohnend gestalten.

Die Untergruppe des Legnone ist klar begrenzt durch das Veltlin, das Tal Bitto di Gerola, das Varrone-Tal und den Corner See. Sie löst sich am Joch von Trona von der Vorgruppe, kulminiert im M. Legnone ( 2609 m ) und sinkt mit dem M. Legnoncino in den Corner See ab. Ausser diesen beiden letztgenannten Gipfeln, die seit dem Aufkommen des Alpinismus begangen werden, sind die übrigen Gipfel dieser Untergruppe nur sehr wenig bekannt, weil Unterkunftsmöglichkeiten in genügender Höhe zur Erleichterung der Besteigung fehlen.

Vergletscherung Die noch existierenden 21 Gletscher liegen ausnahmslos in der zentralen und östlichen Untergruppe und sind, mit einer einzigen Ausnahme ( Vedretta alta di Redorta ) nach Norden gerichtet. Die Vedretta del Diavolo di Tenda, die Vedretta alta di Redorta, des Gleno, des Tròbio und des Recastello speisen mit ihrem Schmelzwasser den Serio, alle andern dagegen die Adda. Wie schon die Höhenlage vermuten lässt, handelt es sich ausnahmslos um Gletscher zweiter Ordnung. Sie sind alle zu einer Kleinigkeit zusammengeschmolzen und verdanken ihr Weiterbestehen den Lawinen, die ihnen aus den umliegenden Hängen magere Nahrung zuführen.

Seit 1929/30 bis heute sind von den damals existierenden 38 ganze 20 Gletscher verschwunden. Es verblieben somit 18, von denen aber 3 sich geteilt haben, so dass die Zahl bei 21 verblieben ist. Die Länge der orobischen Gletscher hat sich in den letzten 25 Jahren um zirka 20 % verkürzt ( im Mittel somit ein jährlicher Rückgang von 9 Meter ). Der bedeutendste Rückzug betraf den Scais-Gletscher, der seit 1930 um gute 640 Meter zurückging. Seine Zunge war bei reichlicher Länge sehr dünn, so dass das Abschmelzen ausserordentlich begünstigt wurde.

Zugänge und Unterkunft Von Norden ( Anstieg aus dem Veltlin ):

In Tresenda ( Haltestelle der Privatbahn Sondrio—Tirano ) zweigt die über den Colle d' Aprica ( 1176 m ) nach Edolo führende Fahrstrasse ab. Sie wird von fahrplanmässig betriebenem Autobus-verkehr befahren. Kurz nach Belvedere wird der eigentliche Eingang zum Tal des Belviso erreicht ( Fahrstrasse bis zur Zentrale von Ganda ). Saumwege nach dem grossen Stausee Belviso, nach den Übergängen von Belviso ( 2516 m ), von Venano ( 2331 m ), von Vo ( 2357 m ), von Demignone ( 2488 m ) und Veneròcolo ( 2313 m ). Das Tal besitzt keine Klubhütten oder Biwaks. Unterkunft in Alphütten.

Von Aprica ( bekannter Wintersportplatz ) Sesselbahn nach der Malga Palabione ( 1697 m ), von wo aus der gleichnamige Berg ( 2058 m ) und der Dosso Pasò ( 2576 m ) bestiegen werden können. Ausgezeichnete Sicht auf das Berninamassiv.

Bei der Haltestelle Ponte in Valtellina ( Privatbahn Sondrio—Tirano ) zweigt eine Fahrstrasse ab, die bis zur Zentrale Armisa ( 1041 m ) führt ( 9 km ). Hernach auf Saumpfad zum Biwak Corti der Sektion Veltlin des CAI ( 4 Stunden ). Besteigungen: Dente di Coca ( 2926 m ), Pizzo di Coca ( 3052 m ), Pizzo di Porolo ( 2981 m ), Cima di Caronno ( 2930 m ), Pizzo di Scòtes ( 2979 m ) und Pizzo degli Uomini ( 2895 m ).

Bergwärts Sondrio, unter den Weinbergen von Grumello, zweigt eine Fahrstrasse ab, die unter der Bahntrasse durchführt und auf der Navetto-Brücke die Adda überquert. Auf ihr gelangt man nach Piateda ( 709 m ). Auf Saumpfaden ( verschiedene Varianten möglich ) nach der Clubhütte Luigi Mambretti ( 2003 m ) im Tal von Caronno. Die 1925 erbaute und 15 Personen Platz bietende Hütte gehört ebenfalls der Sektion Veltlin des CAI. Gehzeit ab Piateda = 4.15 Stunden. Besteigun- 8 Die Alpen - 1960 - Les Alpes113 gen: Ausser den im vorhergehenden Abschnitt ( Biwak Corti ) genannten Gipfeln: Punta di Scais ( 3039 m ), Pizzo di Redorta ( 3037 m ), Pizzo della Brunona ( 2728 m ) und die Cima del Medasc ( 2647 m ).

Von Morbegno ( Station der FS ) zweigt eine 14 km lange, mit regelmässigen Autokursen bediente Fahrstrasse nach Gerola Alta ( 1053 m ) ab. Ausgangspunkt für die Besteigung des Pizzo di Tronella, Pizzo di Trona, Pizzo dei Tre Signori und Ponterànica.

Von Süden ( Anstiege aus den Tälern des Brembo und des Serio ).

Die Abfahrtsstellen der beiden Talbahnen ( FVB und FVS ) sowie der direkten Autolinien finden sich am Bahnhofplatz in Bergamo. Die Nebenbahn des Val Brembana führt bis Piazza Brembana, von wo die Bahngesellschaft folgende Autolinien betreibt: P. Brembana-Averara ( Anstieg zum S.Marco-Pass durch das V. Mora)-Cusio; P. Brembana-Piazzatorre und Mezzoldo ( Anstieg zum S.Marco-Pass durch das westliche Brembo- tal ); P. Brembana-Roncobello ( Anstieg zum Rifugio Laghi Gemelli über den Mezzeno-Pass ); P. Brembana-Carona ( und Foppolo ).

Von Carona ( zwei gute Hotels ) führt eine für kleine und mittlere Fahrzeuge befahrbare Strasse bis zum Stausee Fregobolgia, von wo das ganzjährig bewirtete Rifugio Flli.Calvi ( 2015 m ) in etwa 15 Minuten zu erreichen ist. Das ebenfalls von Carona aus zu erreichende Rifugio Fratelli Longo ( 2026 m ) ist seit dem Bau der Calvi-Hütte aufgegeben worden.

Im Bereich der Calvi-Hütte ( alla Portuola ) liegen folgende bemerkenswerte Erhebungen: P. del Diavolo di Tenda ( 2914 m ), P. Poris ( 2712 m ), M. Grabiasca ( 2705 m ) und M. Cabianca ( 2601 m ).

Von Carona kann ausserdem, in direktem Anstieg, die hotelähnliche Hütte Laghi Gemelli ( 1968 m ) erreicht werden. Sie ist Ausgangspunkt für die folgenden, wichtigeren Besteigungen: Cima del Becco ( 2505 m ), M. Corte ( 2493 m ), M. Pradella ( 2626 m ), M. Pietra Quadra ( 2356 m ) und P. Farno ( 2506 m ).

Die Lokalbahn des Valseriana ( Linie Bergamo—Clusone ) betreibt ab der Endstation folgende, für den Bergsteiger interessante Autolinien: Clusone-Fiumenero-Valbondione.

Aufstieg von Fiumenero ( 783 m ) zur Brunone-Hütte ( 2297 m ) in der Gruppe Redorta-Scais in 4 Stunden.

Von Valbondione ( 891 m ) zum Rifugio Curò ( 1891 m ) in 2-2 ½ Stunden.

Ebenfalls von Valbondione kann man die Coca-Hütte ( 1891 m ) in der Coca-Redorta Gruppe in 2 ½ Stunden erreichen. Clusone-Schilpario.

Ausgangspunkt zu Besteigungen im südlichen Telenek-Gebiet ( M. Venerocolo 2589 m und Trabanten ).

Im Südwesten ( Anstiege aus dem Valsassina ): Vom Bahnhofplatz in Lecco führt eine Autobuslinie nach Introbio, dem Hauptort des Valsassina. Von hier aus kann eine Anzahl Unterkunftshütten ( teils dem CAI-Club Alpino Italiano, teils der SEL-Società Escursionisti Lechesi, teils Privaten gehörend ) erreicht werden: Rif. Grassi, Rif. Biandino, Rif. Madonna della Neve, Rif. Santa Rita, Rif.FALC u.a.m. ).

Spezielle Erwähnung verdient abschliessend das System der Verbindungswege ( genannt « Sentiero delle Orobie » ), das von der Sektion Bergamo des CAI auf der Südabdachung des Zentral-sektors zur Erleichterung der Übergänge von Hütte zu Hütte angelegt und ausgebaut wurde. Ausgehend vom Rifugio Alpe Corte ( 1410 m ) im obern Val Canale ( Seitental des Serio ), kann man über den Pass Laghi Gemelli ( 2139 m ) zur gleichnamigen Hütte ( auf 1968 m über dem Staudamm ) im Hochtal des Brembo gelangen ( Gehzeit: 3½ Stunden ). Zur Fratelli-Calvi-Hütte ( 2020 m ) führt der Verbindungsweg über den Pass d' Aviasco, dann hinunter ins Val di Frati bis zur Mulde des Schobers Cabianca und wieder hinauf zum Stausee Fregobolgia. Dem See entlang, und nach einer leichten Steigung erreicht man nach 3 Stunden Gehzeit die neue, prachtvoll gelegene Hütte.

Der Übergang von der Calvi-Hütte zu dem in der Coca-Redorta-Gruppe liegenden Rifugio Brunone ( 2297 m ) führt über den Pass Valsecca ( 2496 m ) und ist rot markiert. Die Hänge des P. Gro und der Cima Soliva im Val del Salto traversierend, erreicht der Pfad nach 4 Stunden die 36 Personen Platz bietende Hütte.

Vom Rifugio Brunone führt der Weiterweg zum Rifugio Coca ( weiss markiert ) zum unteren Gletscher des Redorta, von wo er dann zur Tacca del Sogno ( 2585 m ) und schliesslich bis zum Eingang ins Tal des Fosso ( ungefähr Quote 2712 m ) aufsteigt. Im oberen Coca-Tal absteigend erreicht man nach 4 Stunden Gehzeit das auf 1891 Meter stehende Unterkunftshaus.

Als letztes Glied in der Kette figuriert das Rifugio Curò ( 1895 m ) in der Untergruppe Recastello-Gleno, das in 2 Stunden erreicht werden kann. Es liegt in der Nähe des 19 Millionen Kubikmeter Wasser fassenden Stausees Barbellino. Der Übergang führt über den Corno-Pass ( 2245 m ).

Der Einstieg in den orobischen Höhenpfad kann man auch vom Tal des östlichen Bremo bewerkstelligen: von Roncobello über den Mezzeno-Pass ( 2142 m ) zur Hütte der Laghi Gemelli; von Branzi zum Lago delle Casere und Rifugio Laghi Gemelli ( in 2 ½ Stundenvon Carona entweder zum Rifugio Laghi Gemelli oder direkt zum Rifugio Calvi ( 2 ½ Stunden ).

Fragmentarische Geschichte der Talschaften Die Besiedlungsanfänge der orobischen Täler verlieren sich im Dunkel der Eisenzeit. Immerhin scheint es, dass sich die Orobier « vitam in montibus degentibus » zur gleichen Zeit dort droben festsetzten wie die Vennoneter im Veltlin und die Kamunier im Valcamonica. Sie wurden zuerst von den Etruskern, dann von den Galliern und zuletzt von den Römern unterworfen. Die römische Herrschaft wurde indessen sofort durch Einfälle der Räter gestört, die - mangels Navigationsmit-teln - weder auf dem See noch längs des Sees nach der Poebene vordringen konnten und daher den Weg durch das Valsassina einschlugen. Auf diesen Druck reagierten die Römer mit zahlreichen Strafexpeditionen. Um die Grenze gegen das Veltlin zu festigen, gründeten sie Kolonien mit reichs-treuen Griechen und legten, hauptsächlich am Ausgang des Val Troggia, Militärstationen an.

Die Bedeutung des Gebietes für die damalige Zeit ergab sich aus den Zinkfunden in den Tälern bergwärts Introbio, hauptsächlich am Camisolo, und den Eisenfunden im Bereich des Trona, des Varrone und im Valtorta. Bedeutende Einwanderung erbrachte sodann die Christenverfolgung, hauptsächlich im IV. Jahrhundert, als viele Christen der Ebene es für ratsam fanden, sich in die abgelegenen Täler des Taleggio und Valtorta zu verziehen. Als dann im IV. und V. Jahrhundert das Christentum in Lecco und im Valsassina vorzuherrschen begann, bekannten sich diese Orte zum ambrosianischen Ritus, dem sie bis heute treu geblieben sind.

Beim Aufkommen der Feudalherrschaften fielen die orobischen Talschaften unter die weltliche und geistliche Hoheit des Erzbischofs von Mailand. Für diesen stellten sie ein wichtiges Verbin- dungsglied zwischen Poebene und Veltlin dar, das mit heute noch erkennbaren Befestigungen ( so bei Introbio, Averara und Ornica, wo Schmelzöfen und Schmieden bestanden ) geschützt wurde.

Wenn die Befestigungen im Gebiet der orobischen Talschaften bescheidener ausfielen als anderswo, so mag der Grund darin zu suchen sein, dass die Fehden dort oben sozusagen als Familienzwiste ausgetragen wurden; so im 13. Jahrhundert zwischen den Torriani, den Visconti, den Rusca, den Vitani usw. Die Torriani, aus dem Valsassina stammend, wurden später Herren von Mailand und machten den mailändischen Einfluss vor allem in den westlichen Talschaften geltend. Im Jahre 1406 versuchten die Rusca durch das Tal des Varrone nach Morbegno abzusteigen, um sich des Veltlins zu bemächtigen.

Im Jahre 1431 zogen die Venetier unter Cornaro durch das Tal Troggia und des Bitto, wurden aber von dem im Solde des Filippo Maria Visconti stehenden Nicolo Piccinino geschlagen. Die Republik San Marco wurde damit zum Frieden gezwungen, erstmals im Jahre 1433 und dann nochmals im Jahre 1454 in Lodi. So kam das Valsassina an das Herzogtum Mailand und das Brembana-Tal zu Venedig.

In der weitern Geschichte hatte das Valsassina die schwersten Heimsuchungen zu erleiden. Nach den Sforza kamen die Franzosen, denen eine Reihe Condottieri mit ihren Söldnertrossen folgte. Zuletzt folgten die Spanier, die sich die völlige Ausplünderung des Tales zur Aufgabe machten.

Die vielen Einfälle fremder Heere und Horden hatten zur Folge, dass sich die Talschaft immer wieder weigerte, den Bau einer Strasse, sowohl längs des Corner Sees als auch längs der Läufe der Piovena und des Gerenzone zu gestatten. Trotzdem blieb das Valsassina von weitern Heimsuchungen nicht verschont. Nach der Verwüstung Deutschlands schickten sich die Landsknechte an, den neuen Herrn von Mantua, den Herzog von Nevers, zu bekriegen. Auch sie zogen über die Einsattelung von Casargo, und bis zum Jahre 1633 folgten sich Plünderung, Pest und Hungersnot im Tal.

Im Kriege zwischen Frankreich und Spanien sandten die Franzosen ein mächtiges Heer unter dem Befehl des Herzogs von Rohan, um das Veltlin zu besetzen. Die sich entgegenstellenden Spanier und Mailänder wurden indessen bei San Martino di Morbegno geschlagen. Alle Schmelzöfen im Valsassina wurden zerstört, da sie den Spaniern als Waffenschmiede gedient hatten.

Nach der Herrschaft der Visconti und der Sforza, und um der Besetzung durch die Franzosen zu entgehen, schloss sich 1512 das Veltlin freiwillig der Republik Bünden an. Diese Lossagung vom Herzogtum Mailand wurde indessen von den legitimen Nachfolgern der mailändischen Machthaber nie anerkannt. Um die eventuelle Rückkehr des Veltlins zum Herzogtum Mailand zu verunmöglichen, strafften die Bündner die Zügel. Dies löste das Blutbad von Bormio aus. Unterstützt durch die Spanier, die den Taleingang besetzt hielten, gab sich hierauf das Veltlin eine unabhängige Regierung. Sie bestand bis zum Vertrag von Mailand, wonach die Talschaft wiederum zu Bünden kam und bis zur Französischen Revolution dort verblieb.

Im Jahre 1799 fielen die österreichisch-russischen Koalitionstruppen ins Veltlin und die orobischen Talschaften ein. Die Herrschaft Österreichs von 1815-1859 brachte dem Veltlin den Bau der strategischen Stelvio-Strasse.

Um das Valsassina zu erschliessen, wurde um 1845 der 35 km lange Fahrweg Lecco—Ponte di Premana eröffnet. Der mit rundköpfiger Pflasterung versehene, einem besseren Saumpfad ähnelnde Weg ist streckenweise noch erhalten und wird von Fussgängern gern benützt. Zwischen 1845 und 1877 brauchte man 8 Stunden Reisezeit, um auf diesem primitiven Fahrweg von Lecco nach Ponte Premana zu gelangen.

Topographische Miszellen Die wichtigsten Kartenwerke sind vom Istituto Geografico Militare ( IGM ) herausgebracht worden. Für das Gebiet der orobischen Alpen sind die Blätter 17,18,19 und 33 der Ausgabe 1: 100 000 massgebend. Für die einzelnen Zonen ( z.B. Gerola Alta, Piateda, Branzi, Valbondione, Schilpario, San Martino de'Calvi ) sind Auszüge im Maßstab 1: 25 000 herausgebracht worden.

Vorgängig der Erstellung und anlässlich der später nötig gewordenen Revisionen mussten zahlreiche Ortsbenennungen bereinigt und in langwierigen Kommissionsdebatten festgelegt werden. Ein heilloses Durcheinander bestand vor allem in der westlichen Zone. So hiess der heutige Pizzo dei Tre Signori vormals Pizzo Varrone, während der heute mit diesem Namen bedachte Gipfel vor Zeiten Pizzo delle Fernere und später Piodiscione di Trona hiess. Der heutige Pizzo di Trona hiess seinerzeit Pizzo Véspolo, während heute dieser Name der westlichen Erhebung des vom Corno Stella ins Veltlin abfallenden Grates zukommt. Diese Erhebung wiederum trug in der lokalen Ortsbenennung den wenig schmeichelhaften Namen « Munt di Piöcc » ( Monte dei pidocchi = Berg der Läuse ).

Als wesentlichste Grundsätze für die Namenzuscheidung waren vor allem drei zu berücksichtigen: die uralte Benennung durch die Einheimischen, die rezentere Namengebung durch die Bergsteiger und schliesslich die Usanz, die Berge nach der zuhöchst liegenden Alp zu benennen. Wie man leicht verstehen wird, haben die Entscheidungen der Kartenbereinigungskommission nicht immer allgemeinen Beifall gefunden. So wurde anstelle der in der Neuzeit aufgekommenen Bezeichnung « Dente di Tronella » der ältere Name Pizzo di Mezzodì bevorzugt. Weiter wurden Dialektnamen in die Schriftsprache umgesetzt, um dann später wieder im ursprünglichen Lokalidiom angewandt zu werden. Die gutgemeinten Bemühungen, mit geringfügigen Korrekturen anscheinend nicht richtig italianisierte Namen noch besser der Schriftsprache anzupassen, waren ebenfalls falsch, denn sie erschwerten oder verunmöglichten die etymologische Rückführung: Foppabuona ( statt Foppabona ), Cornagiera ( statt Cornagera = von gera ).

In gewissen Bergdörfern benannte man umliegende Gipfel nach der Tageszeit, in der sie von der wandernden Sonne erreicht wurden und eine für den Tageslauf des Berglers wichtige Stunde anzeigten: Morgenhorn, Mittaghorn, Zobig-(oder Vesper-)horn. Während sie z.B. in Airolo im obern Livinental noch erhalten sind ( P. di Mezzodì und Poncione del Vespero ), sind sie im Falle von Gerola Alta von neuem Benennungen überlagert worden: Piz de la Matina ( jetzt Filone della Vecchia ), Piz de Mezdì ( jetzt Dente di Tronella ), Piz del Vespol oder Vespero ( jetzt Pizzo di Trona ).

Die oben erwähnte Benennung « Filone » ( grosser Grat ), abgeleitet von « Fil » ( auch FeilGrat, findet sich ebenfalls im südbündischen Alpengebiet ( vor allem Calanca ).

Eine weitere, im lombardischen Alpenraum sehr verbreitete Benennung ist « Foppa » ( vom lateinischen fovea ). Die im Bündner Führer III angegebenen deutschen Entsprechungen ( Grube, Bodensenke, Wanne, Mulde ) sind gleichbedeutend, wie sie für den westorobischen Raum verstanden werden. Im Bitto-Tal: Foppa de li Buri ( buri, bori = entrindete und geschnittene Baumstämme ).

Die dem lombardischen Dialekt entnommene Bezeichnung « bis » ( von buco = Öffnung, Loch ) wird auch für besonders ausgeprägte Grateinschnitte verwendet ( Büs del Ratt, zwischen M. Biandino und M. Cornagera ). Die Abteilungen von « piöda, piudiscia und piödiscia » ( italienisch pioda, piodessaPlatte ( Granit- ) haben zu vielen Ortsbezeichnungen geführt.

Im orobischen Raum: Pass und Motta della Pioda, Passo della Piodessa ( zwischen M. Pegherolo und P. Cavallino ), Baita ( Schober ), Pioder(Valmadre ) u.a. m. Infrühern Zeiten wurde der P. Varrone auch « Piodiscione di Trona » genannt.

Beispiele aus dem Tessin: Pizzo und Passo dei Piodisci, Poncione und Passo di Piotta; als Ort Piotta im obern Livinental.

Orte namens « géra », im Tessin meistens « gerra»Kies, Geröll ), finden sich fast in allen Tälern des lombardischen Alpengebietes.

Viele Namen im westlichen Sektor der orobischen Alpen ( Bitto und Valsassina ) gehen auf die einstmaligen Bergwerksbetriebe zurück. Der P. Varrone hiess früher auch « Pizzo delle Fernere ». Der Pizzo Trona ist nach einer Ableitung vom dialektalen « truna » ( im Engadin: trünaHöhle, Stollen, Schlucht, benamst. Dies deshalb, weil an seinen Hängen noch teilweise erhaltene Stolleneingänge zu finden sind.

Im Tal des Pescegallo ( pescia = italienisch abete = Tanne ) stand einmal guter Wald, der dann zur Verhüttung der Erze geschlagen wurde. Die Wurzel « pescia » findet sich übrigens in zahlreichen Ortsbenennungen: Barrech di Pese, CA dei Pese, u.a. m.

Typische Lokalnamen, abgeleitet von althergebrachten Einrichtungen und Gewohnheiten, gibt es im orobischen Raum verschiedene. Davon seien genannt:

Barrech oder baregh ( Umfriedung aus Trockengemäuer, Pfählen oder anderem Material zur Aufnahme des Viehes ): Ai Barrech ( Alp Trona Vaga ), Baregazze ( im Belviso-Tal ), Barech ( im Ce-drasco-Tal und Puschlav ).

Aial ist der kleine Platz, auf dem die Kohlenbrenner den « poiat », d.h. den Holzhaufen, aufrichten, um Kohle zu gewinnen. Im Valsassina heissen die Plätze indessen Aral, welcher Ausdruck auch in den bergamaskischen Tälern angewandt wird. Hievon: Pian l'Aral ( Alp Pescegallo delle Foppe ), Aial di Piazzott ( Alp Combana ), Aial del Pegurèr ( Alp Stavello = von Stabulum ) u.a. m.

Calec'sind vorübergehende Unterkünfte ohne Dach, denen während der Behausung durch die Hirten ein mitgebrachter Regenschutz aufgesetzt wird ( Bretter usw. ). Sie finden sich im Bitto so zahlreich, dass sie der Gegend ein ganz charakteristisches Aussehen verleihen ( auf der Alp Olano finden sich zwei Dutzend ). Als Ortsbezeichnung ergeben sich: Calec'de sura, calec'de sut, calec'de la fô, calec'de la et ( Ober-, Unter-, Ausser-, Inner-Calec ' ).

Schliesslich sei vermerkt, dass die Denti della Vecchia ( Denc'da ra Vegia ) bei Lugano in den westorobischen Alpen Namensvettern haben ( Denc'de la Vegia ).

Auszug aus der Besteigungschronik Im September 1870 wurde der Pizzo del Diavolo di Tenda ( 2926 m ) von A. Rossi im Alleingang über die Nordwestkante erstiegen. Die Nord-Nordost-Wand wurde erstmals im Abstieg am 22. Juli 1894 von Blodig und Purtscheller begangen.

Eine sechsköpfige Veltliner Bergsteigergruppe erstieg am 15. September 1874 den Pizzo Redorta ( 3037 m ), der um die Mitte desselben Jahrhunderts von Topographen des österreichischen Generalstabs zu kartographischen Aufnahmen besucht worden war. Die technisch interessanteste Route aus dem Tal von Fiumenero, über den sog. Sperone alto, wurde am B. August 1925 von der Seilschaft Caccia/Pagella erstbegangen ( 4 Stunden ).

Die höchste Erhebung der orobischen Alpen, der Pizzo di Coca ( 3052 m ), wurde erstmals am 4. September 1877 von Südosten durch die Alpinisten Torri und Baroni betreten. Der direkteste Aufstieg vom Rifugio Coca über die Südkante, mit genussreicher Kletterei in gutem Fels, wurde vollständig am 15. Oktober 1938 von A. und N. Corti bewältigt. Die eigentlichen Erstbegeher dieser Route ( 15. Juli 1923 ), Luchsinger, Perolari und Sala, umgingen die schwierigste Stelle des eigentlichen Direktdurchstieges.

Die zweithöchste Erhebung, die Punta di Scais ( 3039 m ), wurde am 3. Juli 1881 auf dem Baroni-Weg erstbestiegen. Der weitaus interessanteste und kühnste Aufstieg über den sog. Corti-Grat hat eine komplizierte Besteigungsgeschichte, da der Grat zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Seilschaften im Zuge anderer Ersteigungen teilbegangen wurde. Die erste vollständige Begehung von der Basis bis zum äussersten Gipfel wurde am 22. Juli 1926 von der Seilschaft Bonola-Corti durchgeführt.

Die erste verbürgte touristische Besteigung des Pizzo dei Tre Signori ( 2554 m ) datiert vom 21. April 1881 ( Paribelli-Reina, mit dem Führer Rigamonti, genannt Fulatt ). Diese markante Erhebung im Westsektor, mit einer der schönsten Rundsichten, hiess vor Zeiten Pizzo Varrone. Die heutige Benennung verdankt er dem Umstand, dass auf dem Gipfel die Hoheitsgebiete der Republik Venedig, des Herzogtums Mailand und der Republik Bünden zusammenstiessen. Heute bildet er den Be-grenzungspunkt zwischen den Provinzen Corno, Bergamo und Sondrio. Die Nordwestflanke, von steilen Wändchen und bizarren Felstürmen durchsetzt, wird von den Kletterbeflissenen als Klettergarten aufgesucht.

Am 19. Juli 1894 erreichten Purtscheller und Blodig, vom M. Legnone herkommend, den Pizzo dei Tre Signori.

Der, von den rätischen Alpen her gesehen, als stumpfe Pyramide erscheinende Pizzo di Scotes ( 2979 m ) wurde am 11. September 1887 von der Seilschaft Bonacossa, Melzi und Confortola vom P. di Rodes her erreicht. Wegen des herrschenden Nebels glaubten die Erstersteiger, auf dem P. Biorco zu sein. Die alpinistisch interessanteste Route führt über den Südostgrat.

Der Pizzo Recastello ( 2888 m ), der schönste Berg links des Serio und der technisch interessanteste der ganzen Gruppe, wurde am 2. September 1876 von der Seilschaft Torri/Baroni über die Südflanke erstiegen ( der Berg hiess damals noch Corona dei Tre Confini ). Die andern, klettertechnisch interessanten Routen der Südwand, der Nordwestkante und des Grates der Corni Neri ( schwarzen Hörner ) wurden 1931, 1935 und 1937 erschlossen.

Der pyramidenförmige Pizzo del Salto ( 2665 m ), der die drei Täler Salto, d' Ambria und Vedello beherrscht, wurde am B. Juli 1896 von Steinitzer in Begleitung eines Trägers erstiegen. Die über dem Vedellotal sich auftürmende Nordwand wurde am 10. September 1932 von einer italienischen Dreierseilschaft erstbegangen. Zu dieser Route hat dann am 2. September 1937 G. Messa eine mit schwierigen Passagen durchsetzte Variante eröffnet.

Am 20. Juni 1906 erstiegen Fasana und Castelli den zweiten, dritten und vierten Zahn der Denti della Vecchia ( Tre-Signori-Gruppe ). Der erste Zahn wurde am 7. September 1930 von Tagliabue, Cermenati und De Simoni in zwei Stunden erstiegen ( 3. Schwierigkeitsstufe ). Der fünfte Zahn wurde am 17. August 1931 von der Seilschaft Citterio, Tagliabue und De Simoni über die Nord-west-Verschneidung begangen. Die gleiche Seilschaft bewältigte die Traversierung aller fünf Zähne in fünf Stunden ( sehr schwierig ).

Der Dente di Coca ( 2926 m ), eine der charakteristischen Schönheiten im Talgrund d' Arigna, wurde von Castelnuovo und Scotti am 26. Juli 1908 über die Westkante erreicht. Der Weg durch die Nordwand, als weitaus schwierigste und gefährlichste Begehung der orobischen Alpen bekannt, wurde am 15. August 1932 von der Dreierseilschaft Gebrüder Longo mit Cornago eröffnet.

Die Corni di Sardegnana, fünf kühne Türme zwischen der Bocchetta del Valone und dem Sarde-gnana-Pass, haben vor allem die Kletterbeflissenen der Sektion Bergamo des CAI anzuziehen vermocht. Erste Begehung des ganzen Grates im September 1922 ( Seilschaft Luchsinger, Sala, Perolari ).

In der um 1930 einsetzenden Jagd nach den allerletzten Erstbegehungsmöglichkeiten wurde u.a. auch der Kamm des P. di Mezzaluna ( der Name stammt von der Alpweide « mesalöna » ) interessant.

So wurde am 14. Juli 1931 der nördliche Längsriss am Torrione di Mezzaluna ( sehr schwierig ) von der Seilschaft Faverio, Parravicini und De Simoni bezwungen. Am 16. August 1941 die Begehung der Westwand des eigentlichen P. di Mezzaluna ( ebenfalls sehr schwierig ). Die Nordwand des Dente di Mezzaluna wurde am 21. Mai 1955 von der Seilschaft Paltrinieri/Del Nero erstbegangen.

Am 31. August 1930 erstieg die Seilschaft Cesareni/Luchsinger/Zaretti erstmals die 530 Meter hohe, in einem Wurf aus dem Becken von Cigola sich auftürmende Westwand des P. dell'Orno ( 2773 m ). Da die Erstersteiger etwa 100 Meter unter dem Gipfel die Fallirne nach rechts verliessen, wurde die Route 1936 von den Brüdern Corti mit Lenatti begradigt.

Die schwierige Nordwand des wegen seiner ausgezeichneten Sicht auf die gegenüberliegenden Castello- und Disgraziagruppen besuchenswerten Pizzo di Présio ( 2391 m ) wurde am 7. Juli 1935 von der Seilschaft Melazzini, Foianini und Gualzetti begangen.

Wie überall im ganzen Alpenwall, werden auch in den orobischen Alpen heute noch meist ausgefallene Routen eröffnet und Winter-Erstersteigungen durchgeführt. Aber im grossen und ganzen sind, trotz der gottverlassenen Abgeschiedenheit einzelner Untergruppen, alle nennenswerten Möglichkeiten ausgeschöpft.

Feedback