Druk Yul - das Land des Donnerdrachens | Club Alpino Svizzero CAS
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Druk Yul - das Land des Donnerdrachens

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Nicolas Jaques, Verbier

Eine Durchquerung Bhutans Typisches Haus und charakteristische Landschaft in den Schwarzen Bergen zwischen Punakha und Bumthang Ku]a KangriTIBET

NDIEN

Unterwegs nach Bhutan In meiner Erinnerung - verbunden mit den Flügen nach Europa, die alle in der Nacht starten - ist der Flughafen von Delhi stets geprägt von hektischer Aktivität und belebt von einer wogenden Menschenmenge. Heute jedoch bietet sich mir ein anderes Bild: An diesem Oktobermorgen wirkt die Abflughalle des Flughafens von Delhi wie ausgestorben. nach Paro ist der einzige internationale Flug. Auf einer schiefen Anzeigetafel über einem Schalter steht

Schnell verliert das Flugzeug an Höhe und taucht in ein Meer von Hügeln ein, die sich ins Unendliche verlieren und mit ihren undurchdringlichen Wäldern die Berge beschützen. Fast künstlich wie auf einem riesigen Modell scheinen die Dörfer in die Landschaft hingepflanzt. Im letzten Moment taucht im Tal von Paro die Piste des einzigen Flugplatzes von Bhutan auf. Nur zwei Stunden nach dem heissen, dreckigen, lärmigen, hektischen und von Menschen wimmelnden Delhi wirkt Paro wie aus dem Märchen, wie ein echtes Paradies. Die saubere Luft, der reine Himmel und die Ruhe, die nicht einmal durch unser Eindringen auf dem Luftweg gestört zu werden scheint, die Unbekümmertheit der Menschen und das liebenswürdige Personal auf dem Flughafen lässt uns Indien Tausende von Kilometern entfernt erscheinen.

Streng begrenzter Tourismus Wir werden durch unseren bhutanischen Führer empfangen. Die Regierung regelt den Tourismus mit ziemlich strengen Beschränkungen. So läuft der gesamte Tourismus über offizielle Agenturen, die sich um alles kümmern; weiter wird die Zahl der Visa beschränkt, und eine Reise nach Bhutan kostet sehr viel - je nach Jahreszeit und Reiseprogramm zwischen 120 und 240 Dollar pro Tag. Die den Touristen gebotenen Dienstleistungen lassen aber nichts zu wünschen übrig, und es liegt den Agenturen wirklich viel daran, dass alles perfekt funktioniert. Der Tourist wird in einem Hotel oder einem untergebracht, manchmal auch auf einem luxuriös eingerichteten Campingplatz. Die Bedienung ist effizient und angenehm, und die Betreuer zeichnen sich durch eine aussergewöhnliche Höflichkeit dem Reisenden gegenüber aus. Die Nahrung ist immer ausgezeichnet und reichlich. Man reist im Minibus oder in Wagen mit 4x4-Antrieb. Auch bei Trekkings erlebt man eine ebenso gute Organisation, die den Wanderer, der zuvor bereits in anderen Gebieten des Himalaya oder sonstwo unterwegs war, überraschen mag. Selbst Sir Francis Younghusband ist wohl während seiner grossen Forschungsreisen in den Himalaya und nach Zentralasien im letzten Jahrhundert kaum besser betreut worden!

Ein negativer Punkt besteht darin, dass man die meisten , die Klosterburgen, nicht betreten darf. Der Reisende wird etwas enttäuscht feststellen, dass er nur selten Zugang zum künstlerischen, kulturellen und historischen Reichtum des buddhisti- schen Königreiches hat. Allerdings lassen sich, wenn man um die Bewilligung gebeten hat, gewisse abgelegene oder wenig benützte Tempel besuchen. Entfernt man sich von der Hauptstadt, kann man die religiösen Stätten oft betreten, wobei das Fotografieren in ihrem Innern jedoch strikte untersagt ist. Während unseres Trekkings haben wir viele sehr interessante Klöster gesehen. Es muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass die Regierung diese einschränkenden Massnahmen erst anordnete, nachdem die Geistlichen infolge vieler Zuwiderhandlungen und mangelnden Respekts zahlreicher Touristen in den achtziger Jahren auf die Behörden Druck ausübten.

Am Fusse der Klosterburg ( Dzong ) im Paro-Tal zur Zeit der Reisernte Eine junge Hauptstadt Wir haben uns für die Durchquerung Bhutans von Westen nach Osten entschieden. Nach dem Paro-Tal und dem eindrücklichen Kloster Taktsang ( Tigernest ), das an einer senkrechten Felswand klebt, besuchen wir die Hauptstadt Thimphu. In den fünfziger Jahren gab es hier nur ein paar Bauernfamilien und das berühmte Tashi Chho Dzong,

Die nächste Etappe führt uns nach Gangtey, dem Ausgangspunkt für unsere Wanderung. Gangtey liegt auf einem Hügel über In Thangmachu sind alle Dorfbewohner mit der Ernte und deren Aufbereitung beschäftigt.

einem hübschen Tal. Die Einheimischen bauen Gerste, Rüben und die erst kürzlich eingeführten Kartoffeln an. Sie züchten auch Yaks, und dank der Abgeschiedenheit des Hochtals haben sie ihren alten Dialekt, den sie immer noch sprechen, bewahren können. Gangtey ist das grösste Kloster der in Bhutan. Die Vertreter der Nyingmapa, des ersten, vom grossen Heiligen Padmasambhava gegründeten buddhistischen Ordens, haben ihren Platz nach und nach den Drukpa Kagyüpa abtreten müssen; ihr Erbe, und insbesondere dasjenige von Padmasambhava, beeinflusst die Religion des ganzen Land des Donnerdrachens jedoch nach wie vor. Die Bhutaner nennen ihr Land , das Land der Drukpa ( Druk = Drachen, Yul = Land, Pa = Volk ). Nach der Legende soll der Donner-die Erscheinung des Drachens - mehrmals gedröhnt haben, als Nawang Namgyal das Land vereinte.

Nutzung und Pflege des Waldes Unser Treck führt zuerst durch die Felder und an den schönen Häusern von Phobjika vorbei. Dann steigt der Weg gegen den 3300 m hohen Pass Tsele La an. Wir durchqueren Zwergbambus-Wälder, die später subtropischem Wald Platz machen. Verwirrt stelle ich auf dem Pass fest, dass man von hier aus keinen Ausblick hat - ganz anders als in den mir vertrauten Alpen, den unendlichen Weiten Tibets und der mineralischen Welt von Ladakh-Zanskar. Sogar auf dieser Höhe bildet der Weg einen Tunnel durch die dichte Vegetation. Mehr als zwei Drittel des Landes sind von dichtem Wald bestanden, der - abgesehen von den überall wachsenden Rhododendren und Riesenfarnen -reich an Bambus, Magnolienbäumen, Eichen und Nadelbäumen ist. Nach einigen Stunden leichter Wanderung campieren wir in der Nähe des lieblichen Klosters von Gogona, wo die Mönche uns an einer , einer religiösen Feier, teilnehmen lassen, die durch einen alten Mann des Dorfes für das Wohlergehen aller Lebewesen zelebriert wird.

Im äussersten Osten des Königreiches sprechen die Bewohner von Merak und Sakteng einen tibetischen Dialekt. Sie tragen Kleider aus Yakwolle sowie ihre charakteristische Kopfbedeckung mit Troddeln, die Der Klosterkomplex vondas Regenwasser seit- Punakha, Sitz der Geistlieh ableiten, lichkeit und bis in die 1950er Jahre die Hauptstadt des Landes Problemlos erreichen wir den Shobju La ( 3400 m ) und steigen durch einen schönen, alpinen Wald weiter, der teilweise genutzt wird. Die Reichtümer, die sich zur Waldnutzung anbieten, sind beachtlich; jeder Baum, der gefällt wird, wird jedoch zuvor sorgfältig ausgewählt und durch einen jungen, neu gepflanzten Baum ersetzt. Die königliche Regierung ist stark sensibilisiert auf alles, was die Umwelt und die Ökologie Bhutans betrifft, nicht zuletzt, weil sie Zeuge der Abholzung in Nepal wurde. In allen ihren

Érfft

Bumthang: kleine Schweiz in Zentral-bhutan Der zweite und wichtigste Teil unseres Trecks beginnt in dem im Herzen des Landes gelegenen Bumthang. Wir erleben hier das Jambay-Lhakhang-Fest. Dieses Fest erinnert - wie viele andere in den Himalayalän-dern - mit verschiedenen Tanzritualen, die von Mönchen oder Laien vorgetragen werden, an die grossen Taten Padmasambha-vas. Es bietet den Dorfbewohnern die Gelegenheit, sich zu treffen, einander zu betrachten, sich zu zeigen und - indem sie an den Tänzen teilnehmen - einige religiöse Verdienste zu erwerben. Man nimmt seinen Imbiss mit, und Alkohol wird grosszügig konsumiert.

Die Täler von Bumthang sind breit und ihre Hänge sanft. Man trifft hier auf zahlreiche Dörfer, wo vor allem Kartoffeln angepflanzt und Schafe gezüchtet werden, die Bumthang zu seiner berühmten Wolle verhelfen. Hier befindet sich auch der Schweizer Bauernhof, wo man Kreuzungsversuche zwischen einer lokalen Kuhrasse und einer Schweizer Rasse vornimmt, mit dem Ziel, die Milchproduktion zu verbessern. Zudem wird hier auch süsser und saurer Most und Schnaps produziert!

Die erste Etappe von Bumthang ist leicht und folgt einem schönen Fluss. Wir campieren in Nganglhakhang, einem Tempel der Drukpa Kagyüpa mit hervorragenden Fresken. Nach dem Phephe La ( 3560 m ) steigen wir durch ein wunderschönes, grasbewachsenes Tal ab, wo wir zahlreichen Hirten begegnen. Am folgenden Morgen treffen wir im reichen Dorf Gamling und bei der sehr schönen königlichen Residenz von Ugy-enchöling ein. Ein Aufstieg über 1000 Höhenmeter durch Felder und subtropischen Wald führt uns nach Phokpey, einer Weide auf 3700 m. Bald schon geniessen wir unser schwelgerisches Mahl am Feuer, begleitet vom Gesang und Gelächter unserer Führer, der schönen Tashi und Kesang.

Land der Kämme und Schluchten Bei Tagesanbruch scheint die Sonne, doch bald schon werden wir von dichtem, eisigem Nebel eingehüllt. Der Weg zum Rötung La ( 4000 m ) ist aufgeweicht, und der Abstieg wird schwierig sein. Auf der anderen Seite des Passes führt nämlich eine lange Reihe von Stufen aus glitschigen Steinen in eine sehr steile Schlucht hinunter. Noch aber folgen wir einem steilen Kamm, der unsere Knie stark beansprucht - dies ist aber nichts im Vergleich zu der Leistung, die unsere Pferde erbringen müssen: Wir benötigen für die Etappe nur drei Stunden, sie hingegen kommen erst nach mehr als sechs Stunden in das Lager.

Wir verbringen die Nacht auf dem Kamm, von dem auf beiden Seiten dicht bewachsene, schwindelerregende Hänge in die tiefen Täler abfallen. Rundum sind wir von Bergen, Graten, Abgründen, undurchdringli- chen Wäldern, wilden Flüssen sowie tief eingeschnittenen Schluchten und Tälern umgeben - den geografischen Elementen, die das Antlitz Bhutans charakterisieren. Beim Betrachten der Landschaften glaubt man gerne, dass dieses Land nie besetzt oder kolonisiert wurde. Und doch ist es den Menschen gelungen, seine abweisende Natur, sein extremes Klima und seine strenge Umwelt zu meistern. Davon zeugen die Dörfer, die - wie z.B. Ungar oder Drula - an den Hängen über uns kleben. Man baut Reis und den üppig wachsenden Mais an, die Dorfbewohner sind herzlich, und das Gerücht besagt, dass sie mehr Arrak als Tee konsumieren! Chang ( Alkohol aus vergore-nem Getreide ) und Arrak ( gebrannter Chang, auch Raksi genannt ) heissen die alkoholischen Getränke des Himalaya. Sie werden normalerweise aus Gerste, Reis, Mais oder Hirse hergestellt.

Wir stellen unsere Zelte in Khaine Lhakhang auf, einem kleinen Tempel, der auf Srongtsen Gampo ( 7. Jahrhundert ) zurückgeht, den legendären tibetischen König, der sich zum Buddhismus bekehrte, nachdem er erst eine nepalesische, dann auch noch eine chinesische Prinzessin geheiratet hatte. Er liess indische Meister nach Tibet kommen, um dort die Lehren Buddhas einzuführen und die heiligen Texte übersetzen zu lassen. Khaine Lhakhang ist also einer der ältesten Tempel Bhutans und gehört zu den 108 Klö- 215 In Thangmachu ist eben der Reis geschnitten worden.

stern, die Srongtsen Gampo in ganz Tibet und im Himalaya erbauen liess, um den bösen Geist, der die Region heimsuchte und die Verbreitung des Buddhismus verhinderte, zu unterjochen.

Am folgenden Tag treffen wir unseren freundlichen Fahrer Penjo in Thangmachu wieder, einem wunderbaren Dorf, das auf einer Ebene in einer viel trockeneren Gegend liegt als diejenige, die wir eben durchquert haben. Die Ebene ist auch tiefer gelegen, und der Fluss fliesst auf einer Höhe von nur 1300 m. In Thangmachu geht man eben voller Eifer den Erntearbeiten nach, und von überall her ertönen die Gesänge der Dorfbewohner, die den Reis schneiden. Wir begeben uns zum Dzong -der Klosterburg - von Lhuntze und haben das Glück, alle Schreine besuchen zu dürfen. Lhuntze ist der Hauptort des Verwaltungsbezirks; bekannt ist es für seine Weber und vor allem als Herkunftsort der königlichen Dynastie der Wangchuk. Abgesehen von den Tashigang-Tälern ist es die dichtest besiedelte Region Bhutans, und so durchqueren wir auf unserer Wanderung viele Dörfer, die sich manchmal an den Hängen auf über 1000 Höhenmeter hinaufziehen!

Ein trinkfreudiger Führer Wir wechseln Führer und Pferde aus und brechen nachmittags zum kleinen Kloster Darchu Pang auf. Unsere Überraschung ist gross, als die Pferde nur mit einem Führer ankommen! Der andere, der schon beim Aufbruch etwas betrunken war, hat die tausend Höhenmeter Aufstieg in der nachmittäglichen Hitze nicht geschafft! Am nächsten Morgen ist er noch immer nicht eingetroffen, und sein Kollege geht zurück, um ihn zu suchen, während wir mit den Pferden auf unserer Route zu der Alp Perni weitermarschieren. Perni liegt auf einem freistehenden, gegen Süden ausgerichteten Kamm, von dem wir einen grossartigen Ausblick geniessen. Die Ankunft beglückt uns richtiggehend, nachdem wir einen Wald durchquert haben, der so dicht ist, dass ihn nicht einmal Mittagssonne zu durchdringen vermag.

Spätnachmittags trifft unser Führer ein -allein und betreten. Er erzählt uns, dass sein Kumpel noch betrunkener als am Vortag sei, ihm aber versprochen habe, bis zu Anbruch des nächsten Tages bei uns einzutreffen. Das Gerücht, dass die Menschen des Ostens dem Alkohol zugeneigt sind, ist damit mehr als je zuvor bestätigt! Ich teile unserem Freund mit, dass wir auf seinen Kollegen verzichten können, doch der Gedanke, dass jener den Rückweg ohne Begleitung unter die Füsse nehmen und ganz allein im Wald übernachten müsste, erschreckt ihn sehr. Die Bhutaner sind abergläubisch und fürchten sich sehr vor dem Wald, dem Reich der Geister und Dämonen. Sie reden sich im Wald nicht mit ihren Namen an, sondern rufen oder pfeifen, um den Geistern ihre Identität nicht zu enthüllen. Und schon gar nicht übernachten sie allein in dieser beklemmenden grünen Welt.

1100 Höhenmeter Aufstieg, 1500 Meter Abstieg: dies ist die Zusammenfassung unseres vorletzten Wandertags. Vom Lager steigt der Weg in einer Reihe von Schleifen zum Grat an. Nach einer Stunde lichtet sich der Wald, und das Panorama tut sich -manchmal links, manchmal rechts — auf. Der Blick wird von nichts behindert. Auf der einen Seite die unendlichen Hügel, die zur Im Tal des Paro, hoch oben in einer 200 m senkrecht abfallenden Felswand, thront das Kloster von Taktsang.

Ebene von Assam abfallen, auf der anderen Seite die Kette des Himalaya, der nach Norden aufsteigt und die Grenze zum nahen Tibet bildet. Der Weg ist gut, und wir erreichen unser Lager in der Nähe eines Hirten-unterstandes recht früh am Nachmittag.

Gewisse Trekkings in Bhutan sind ziemlich leicht und die Wege in gutem Zustand. Man führt diese Wanderungen mit einem Maximum an Komfort durch, und sie werden von der einheimischen Agentur perfekt organisiert. Und doch hängt alles von der Jahreszeit und vom Wetter ab. Eine Route kann leicht erscheinen, wenn man sie bei den bestmöglichen Verhältnissen antrifft, kann aber nach Regenfällen zu einer grünen Hölle werden, in der ein Vorwärtskommen äusserst schwierig oder gar unmöglich ist. Dann verwandeln sich die Wege in Wildbäche aus glitschigem Schlamm, die Steinstufen sind von abgestorbenen Blättern bedeckt, die einem schmierigen Alptraum gleichen, und die Blutegel laben sich am frischen und gesunden Blut der Wanderer. Aus diesem Grund muss man sich unbe- Wenn die Wege nass sind, kann die Fortbewegung im subtropischen Urwald rasch schwierig werden. Hier begeben dingt nach den für ein bestimmtes Trekking günstigsten Jahreszeiten erkundigen. Im allgemeinen handelt es sich um die Perioden von März bis Juni und September bis Dezember.

Am Ende unserer Reise Am nächsten Tag erleben wir eine solch radikale Änderung der Verhältnisse am eigenen Leib: Wir beginnen die letzte Etappe unter einem feinen, anhaltenden Nieselregen. Der Weg ist überschwemmt, überall rutschiger Schlamm, und bei jedem Umweg erwarten uns Blutegel. Das Vorwärtskommen ist schwierig, man muss versuchen, auf den wackligen Steinen und Ästen, die von den wenigen Wanderern zur Befestigung des Weges ausgelegt werden, das Gleichgewicht zu behalten. Ich füge mich rasch ins Unvermeidliche, schnüre meine Schuhe fest und pflüge mir mit grossen sich zwei Bewohnerinnen von Ungar über den Rötung La nach Burnt-hang um Handel zu treiben.

Schritten einen Weg durch den tiefen Schlamm. Er reicht mir bis zu den Waden, und das Wasser dringt in meine Schuhe ein. Nass wird man so oder so, auf diese Art komme ich aber wenigstens schnell voran! Der Regen rinnt meinen Rücken hinunter, und nach vier Stunden Gewaltmarsch taucht das Dzong von Tashi Yantsi auf, wo wir von einem indischen Ingenieur, der hier an einem Wasserkraftprojekt arbeitet, empfangen werden.

Nach einigen Stunden auf der Talstrasse kommen wir in Tashigang an, dem wichtigsten Marktflecken in diesem Teil des Königreiches. Hier herrscht eine angenehme, südländische Ambiance. Die Einwohner plaudern vor ihren Häusern, die vielen Schenken sind oft gut besucht, man flaniert von einer m usten des Landes, hier bei Ungar, erstrecken sich die Dörfer an den Hängen auf einer Höhendifferenz von bis zu über 1000 m.

Landschaftlich einmalige Eindrücke bieten sich von der Strasse aus, die von Tashigang nach Sam-druk Jongkhar hinunterführt; Blick auf einen Bude zur anderen, und wenn ein Bus mit einem diskreten Hupen ankommt, belebt sich der kleine, zentrale Platz. Oft begegnet man hier Familien, die aus Merak oder Sakteng, Dörfern Ostbhutans, stammen und ihre typischen Wollkleider und die lustigen kleinen Hüte aus Yakwolle tragen.

Tashigang bedeutet für uns das Ende der Reise; es erwartet uns nur noch eine eintägige Autofahrt bis zur indischen Grenze. In diesem Teil des Landes wurden die Strassen über die Gebirgszüge und Hügelkämme angelegt, wo der Wald lichter ist und weniger Wasser abfliesst. Die Aussicht ist einzigartig, der Reisende befindet sich hoch über den wunderbaren Landschaften und den an den Bergflanken klebenden Dörfern. Frühmorgens, nach einer lärmigen Nacht in Sam-druk Jonkhar, verlassen wird das Land des Donnerdrachens und erreichen die grossen Ebenen von Assam. Ich drehe mich um und nehme die Hügel, die sich bereits im Morgendunst verlieren, kaum mehr wahr. Während unserer Fahrt durch die ersten Teepflanzungen frage ich mich, ob unsere Reise in das buddhistische Königreich, unsere Durchquerung dieser Festung des Himalaya, nicht einfach nur ein Traum gewesen ist.

Aus dem Französischen übersetzt von Christine Kopp, Flüelen alleinstehenden Bauernhof in den Pastelltönen der abendlichen Dämmerung.

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