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Gebirgsphotographie

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Von F. Kündig.

Welcher Bergsteiger hat nicht schon den Wunsch gehabt, die wundervollen Bilder, die ihn auf einer Alpenfahrt beglückten, dauernd festhalten zu können?

Sicherlich aus diesem Verlangen heraus hat die Photographie so rasch bei den Bergsteigern Eingang gefunden. Wenn wir in der Frühgeschichte der Photographie zurückblättern, finden wir Beschreibungen von Gebirgsfahrten mit der Camera. Anfänglich benutzten die Wissenschafter dieses Instrument, um für ihre Forschungen interessantes Material zu sammeln oder um sich wertvolle Dokumente zu verschaffen; aber bald finden wir bei eifrigen Berggängern die Camera, und viele unserer Veteranen sind auch leidenschaftliche Photoamateure gewesen und zeigen heute noch mit Stolz eigene Bilder von ihren Bergfahrten. Diese Bilder sind mit der Zeit etwas fleckig geworden und vergilbt, aber die Erlebnisse stehen noch frisch und klar in ihrem geistigen Bewusstsein. Eine solche alte Bildersammlung heute zu durchblättern, ist wirklich ein Genuss. Die Sektion Bern besitzt in ihrer Beckschen Sammlung ein wunderbares Material, und der Kenner staunt heute noch über die prachtvollen 13: 18-Negative.

Der Gebirgsphotograph von heute hat es leichter. Ihm stehen prachtvolle, leichte Photoapparate zur Verfügung, die nur einen geringen Bruchteil von dem wiegen, was früher so ein geplagter Bergsteigerphotograph mitschleppen musste. Sind aber die Bilder heute besser geworden? Gebirgsaufnahmen von Beck, Franz Rohr, August Gysi und Wehrli, um nur einige bekannte Namen zu nennen, können immer noch als Lehrbeispiele genannt werden. Wohl wird heute mehr photographiert, aber prozentual gemessen sind die Leistungen kaum gewachsen.

Leider ist es nicht möglich, auf alle Gebiete der Gebirgsphotographie einzutreten, der Rahmen dieser Abhandlung würde sonst gesprengt. Ich kann auch nicht auf Literatur hinweisen, denn das Buch für Gebirgsphotographie, so wie ich es mir vorstelle, ist leider noch nicht geschrieben. Ich muss voraussetzen, dass dem Leser wenigstens die allgemeinen Grundregeln für Bild- und Raumaufteilung bekannt sind.

Welcher Cameratyp eignet sich speziell für die Gebirgsphotographie? Diese Frage ist heute leichter zu beantworten als vor 20 Jahren. Wir haben eine grosse Anzahl prächtiger und geeigneter Modelle zur Auswahl, die ganze Frage hängt mehr oder weniger nur vom Geldbeutel ab. In erster Linie soll die Camera handlich sein, nicht zu klein und auch nicht zu gross, sie soll fest und sicher in der Hand liegen. Das bedingt, dass sie auch ein gewisses Gewicht aufweisen muss, aber doch nicht zu schwer wird, sie soll aber auch einen derben Putsch aushalten können, ohne dass der Verschluss in Unordnung gerät.

Diesem Ideal entspricht heute die Kleinfilmcamera unbedingt. Sie ist leicht zu handhaben, stets schussbereit und arbeitet zuverlässig bei Hitze und Kälte. Eine lichtstarke Optik hat natürlich auch für den Bergphotographen grosse Vorteile, denken wir nur an die vielen schönen Morgen- und Abendstimmungen, die wir damit einfangen können. Aber zu dieser Camera gehört unbedingt auch ein Objektiv mit langer Brennweite ( 8,5 bis 10,5 cm ). Das Mehrgewicht spielt keine grosse Rolle, denn solche Instrumente werden speziell für den Gebirgsphotographen in Leichtmetall hergestellt. Die Vorteile, die ein solches Instrument dem Besitzer bietet, wiegen die kleinen Nachteile hinsichtlich Gewichtvermehrung mehrfach auf.

Die Mitnahme von verschiedenen Filtern kann umgangen werden, wenn wir einen guten Panfilm verarbeiten. Dieser braucht nicht hochempfindlich zu sein, denn wir haben auf unsern Bergen schon Licht genug. Eine Empfindlichkeit von ca. 15/10 Din genügt vollkommen. Die Schicht dieser Filme ist sehr feinkörnig und garantiert das Maximum von Bildschärfe. Es genügt vollständig, wenn wir einen U. V. Filter mitnehmen ( um die starken ultravioletten Strahlen zu absorbieren ) und einen leichten Gelbfilter oder Grün-Gelbfilter, eventuell eine steilverlaufende Gelbscheibe Nr. 2. Normalerweise werden wir mit zwei Filtern auskommen können, sofern wir nicht gewisse Spezialaufnahmen machen wollen. Die Filter sollen mit einer festen Klemmvorrichtung versehen sein, für das Aufsetzen soll ein gewisser Druck nötig sein. Gelbscheiben zum Einschrauben sind unpraktisch, sie lassen sich mit kalten, steifen Fingern nicht handhaben und empfehlen sich dem Besitzer sehr oft auf Nimmerwiedersehen.

Noch wichtiger als eine Gelbscheibe erachte ich eine Sonnenblende. Dieses kleine Instrument sollte wirklich an keiner Camera fehlen. Gegenlichtaufnahmen ohne solchen Objektivschutz sind einfach undenkbar. Aber auch hier sorge man für eine gute Befestigung, eventuell lasse man sich beim Feinmechaniker eine kleine Klemmschraube anbringen, denn nichts ist für Turenkameraden so lästig wie das Suchenhelfen von Gelbscheiben und Sonnenblende; viele kostbare Zeit kann damit verloren gehen.

Nicht absolut notwendig ist ein Belichtungsmesser, er kann aber gute Hilfe leisten. Jeder Amateur sollte über seine Aufnahmen unbedingt Buch führen. Besonders heute, wo wir so lange Filmbänder exponieren, ist es fast ausgeschlossen, dass wir uns am Ende einer Bergfahrt noch genau an all das besinnen können, was wir tagsüber photographiert haben. Diese Notizen geben uns ein prächtiges Nachschlagewerk, und bald werden wir keinen Belichtungsmesser mehr benötigen, es sei denn für spezielle, schwierige Verhältnisse. Gute Dienste leistete mir immer die ABC-Belichtungstabelle von Alfred Baier. Dieses handliche Büchlein gibt über alle Möglichkeiten Auskunft und ist leicht in der Tasche mitzuführen.

Die fortschreitende Technik hat uns elektrische Belichtungsmesser geschenkt, die wirklich sehr gut und genau arbeiten, wenn man sich damit vertraut macht. Aber zuerst müssen die Tücken dieses Instrumentes studiert werden, und gerade auf Schneefeldern sind seine Angaben sehr oft irreführend, auch es hat seine Unendlichkeitsgrenze. Zudem möchte ich jedem Turisten abraten, es etwa mit dem Kompass oder mit dem Taschenmesser zusammen in der gleichen Tasche zu tragen. Dann kann es tagelang den Rappel kriegen und wird erst zu Hause wieder artig. Ein elektrischer Belichtungsmesser sollte unbedingt immer separat in einem dicken Gummituchbeutel versorgt werden. Die optischen Belichtungsmesser sind auf einer Wanderung auch nicht immer praktisch. Auf sonnenbeschienenen Gletschern oder Firnfeldern schützen wir unsere Augen mit den dunklen Brillen. Durch diese Gläser können wir unmöglich Messungen vornehmen. Ziehen wir aber die Brille ab, so ist das Auge so geblendet, dass wir längere Zeit brauchen, um einwandfreie Expositionszeiten ablesen zu können. Was die Seilkameraden zu diesen Experimenten sagen, das hat wohl jeder Photograph schon zu hören bekommen.

Damit hätte ich das Thema Apparate und Zubehör genügend besprochen, ich möchte aber noch etwas über die Aufbewahrung dieser Gegenstände auf Bergfahrten sagen.

Unsere Kleinfilmcamera werden wir natürlich stets schussbereit in der Bereitschaftstasche tragen und sie nur dann im Rucksack versorgen, wenn eine Beschädigung während des Kletterns möglich ist oder wenn sie uns in den Bewegungen stark hindert. Alle photographischen Zubehörteile sollten in einer Aussentasche des Rucksackes versorgt sein, nur so können wir sie rasch wieder finden, wir haben ja sonst genug andere Sachen im Rucksack.

Die Gelbscheiben, Reservekassetten etc. führe ich getrennt in separaten Säckchen aus Gummistoff mit, um sie vor Nässe und Feuchtigkeit zu schützen. Diese Gummisäckchen schnüre ich zu. Jedes Beutelchen hat auch äusserlich seine Bezeichnung, so dass ich nicht lange suchen muss. Die exponierten und unexponierten Kassetten sind auch in besondern Beutelchen, so dass eine Verwechslung ausgeschlossen ist. Ich erspare mir und meinen Kameraden damit viel Ärger und Zeit. Die Aluminium- und Bakelitdosen sind ja allerdings schöner, aber meine Beutelchen haben den Vorteil, dass sie nicht leicht ins Rollen kommen.

Nachdem wir unsere photographische Ausrüstung beisammen haben, wollen wir sie auch benutzen. Zuerst möchte ich aber den Rat erteilen, nie mit einer neuen Camera auszurücken, bevor wir nicht alle Handgriffe genau kennen. Genau wie der Rekrut zuerst Gewehrgriffe klopfen muss, bevor er den ersten Schuss lösen darf, so müssen wir uns zu Hause mit der Camera einüben. Jeder Griff soll mechanisch erfolgen, mit geschlossenen Augen sollte man den Apparat bedienen können. Was nützt es, schöne Motive zu photographieren, wenn man vergisst, den Objektivdeckel abzunehmen oder das Objektiv auszuziehen und zu verriegeln? Auch probieren wir zu Hause die Filter, ob sie genügend klemmen und die Sonnenblende auch richtig sitzt.

Die Beweggründe, die uns zum Photographieren verleiten, sind sehr verschieden. Die meisten sind zufrieden, wenn sie Erinnerungsbilder machen können, um damit Album um Album zu füllen. Da wird alles zwanglos photographiert, alles muss herhalten, von der Urgrossmutter bis zum Krokus.

Die Hauptsache für sie ist, möglichst alles auf den Film zu zaubern. Der passionierte Bergsteiger ist schon vorsichtiger, er will Dokumente haben. Er photographiert seinen Berg von allen Seiten, er photographiert Gipfel und Rundsichten. Er will gestochen scharfe Bilder, um seine Auf- und Abstiegswege verfolgen zu können. Anhand dieser Aufnahmen sucht er neue Wege, er schafft sich damit Anschauungsmaterial, hält Einzelheiten oder besondere Schwierigkeiten auf seiner Route mit der Camera fest, er betreibt reine Zweckphotographie, die er für Vorträge etc. auswerten kann. Ein anderer photographiert mit Vorliebe Pflanzen, Bäume und Blumen, der Geologe hat nur Interesse an Gesteinsformationen usw.

Jeder tut, wie es ihm beliebt. Was wir aber wollen, das sind « Bilder ». Wir wollen Berge und Menschen im « Bilde » festhalten. Und es ist sehr schwer, gute Bilder zu schaffen, hauptsächlich im Hochgebirge. Darum sehen wir ja auch so wenig gute Bilder vom eigentlichen Hochgebirge. Sie sind schwer zu finden, und noch schwieriger ist es, die wenigen, die man findet, festzuhalten, denn eine Hochgebirgsfahrt kann kein Photo-bummel sein, dafür sorgen schon die Kameraden und oft auch noch andere Gründe.

Bilder finden wir eher in den Voralpen, auf den Alpweiden, an unsern blauen Bergseen, also in den mittleren Bergregionen. Hier aber entdeckt der eifrige Bergphotograph alles, was sein Herz nur wünschen kann, jeder kommt auf seine Rechnung, der Spezialist für Genrebilder so gut wie der Porträtist oder der Landschafter. Jeder Schritt, jede Drehung bringt wieder ein anderes Bild. Aber nicht jede Tageszeit eignet sich gleich gut. Die frühen Morgen- und die späten Nachmittagsstunden werden die besten Bilder geben.

Das Licht in den Bergen und die staubfreie Luft schaffen ganz andere Voraussetzungen, als wir sie im Tief- und Flachland gewöhnt sind.

Die Lichtgegensätze sind viel grösser, sie sind auch schwieriger zu überwinden. Deshalb gilt hier die alte Kunstregel noch mehr als drunten: « Ex-poniere auf die Schatten und überlasse die Lichter sich selbst. » Vergiss auch nicht, dass Gegenlichtaufnahmen eine zirka sechsfache längere Belichtungszeit benötigen. Um plastische Bilder zu erhalten — Gebirgsbilder müssen Plastik aufweisen, sonst wirken sie nicht —, benütze das Seitenlicht oder noch besser, halte dich an die alte bewährte Regel und « lass dir das Licht über die Schultern einfallen ».

Dunkle Felsen und Sennhütten im Vordergrund sind ein beliebtes Motiv. Und doch, wie selten sind solche Aufnahmen richtig durchexponiert? Schwarz und drohend stehen dann die Bildvorwürfe da, und nichts kann das Bild mehr retten I Jedes Bild soll einen Vordergrund, Mittel- und Hintergrund haben. Schatten, Wege, Bächlein etc. können wir als einführende Linien zum Hauptmotiv benutzen. Fasse das Hauptmotiv gross auf und lass alles Überflüssige weg, es bringt nur Verwirrung in das Bild. « Heran an das Motiv! » Diese goldene Regel gilt im Gebirge vor allen Dingen. Und wenn du nicht näher gehen kannst, dann kommt das Fernobjektiv zu seinem Rechte.

Von einem guten Bildvorwurf mache nicht nur eine Aufnahme. Das Negativmaterial für die Kleinfilmcamera ist ja billig, so dass man füglich einige Aufnähmen von demselben Vorwurf machen kann. Wie leicht wird ein Negativ zerkratzt und kann nicht mehr verwendet werden! Mit unserer Kleinfilmcamera können wir aber auch unbemerkt viele gute Aufnahmen machen, welche früher dem « Manne unter dem schwarzen Tuch » versagt waren. Lebendige Bilder zu machen, das erlaubt uns nur die kleine und handliche Kleinfilm camera, damit sind wir jeder andern unhandlichen Kiste überlegen, wir brauchen uns auch nicht wegen dem störrischen Dreibein zu ärgern. Aber hüte dich davor, die Leute mit deiner « Beweglichkeit » zu belästigen! « Was du nicht willst, das man dir tu ', das füg'auch keinem andern zu. » Eine Kleinfilmcamera ist kein Freipass für Taktlosigkeit, wie das leider vielfach der Fall ist.

Wenn du ein geduldiges Modell gefunden hast, das bereitwillig auf deine Ideen eingeht, dann halte dein Versprechen und schicke prompt eine schöne Vergrösserung und glaube nicht, dass Probebilder als Entgelt gut genug seien! Mit einem schönen Bild machen wir nicht nur uns Freude, wir können auch andere damit beglücken.

Die Berner Ausstellung zeigte in der photographischen Abteilung Musterbeispiele für alpine Photographie. Alle Gebiete der Gebirgsphotographie waren dort ausgestellt, von der grandiosen Hochgebirgswelt bis hinunter zur Sennhütte und zum Talboden. Es war ein prächtiges Anschauungsmaterial beisammen, nur schade, dass man die Bilder nicht in Mappen sammeln und bei den verschiedenen Photogruppen zirkulieren lassen kann.

Bald grünt und blüht es wieder auf unsern Bergen, und dann wollen wir wieder hinausziehen, der schönen Bergwelt ihre Geheimnisse ablauschen und sie auf unsern Platten und Filmen nach Hause bringen. Uns Photographen blüht die Freude doppelt, darum pflegen wir die Lichtbildnerei und wollen sie ausbilden, nicht zu einer maschinellen Technik, sondern zu einer Herzenssache.

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