Oswald Heer (1809-1883) | Club Alpino Svizzero CAS
Sostieni il CAS Dona ora

Oswald Heer (1809-1883)

Hinweis: Questo articolo è disponibile in un'unica lingua. In passato, gli annuari non venivano tradotti.

Oswald Heer ( 1809-1883 ) In die Reihe der Alpinisten der Gründungszeit gehört der Glarner Oswald Heer, der sich im Hornung 1834, also als 25jähriger, an der Universität zu Zürich als Privatdozent habilitierte und am 31. Oktober 1835 zum Professor für Botanik und Entomologie ernannt wurde. Fast volle sechs Jahrzehnte lang blieb er einer der grossen Gelehrten und Naturwissenschafter in Zürich, die weit über die Landesgrenzen hinaus Berühmtheit und Anerkennung erlangten. Er war nicht nur Botaniker und Entomologe, sondern ein umfassender Naturwissenschafter, der nicht nur die Pflanzenwelt seiner Zeit und seiner Gebirgsheimat erforschte, sondern bereits in die Pflanzengeographie eindrang sowie in die Phänologie. Er betrieb Studien über die Geschichte der Kulturpflanzen und wurde ein Mahner für die schweizerische Alp- und Forstwirtschaft. Sein schon in den Jugendjahren erwachter Sammeleifer für Käfer und Schmetterlinge liess ihn zu einem hervorragenden Entomologen reifen, der auf seinen Alpenreisen - es sei besonders an die Jahre 1833-1835 erinnert - sehr « grosses Gewicht auf die Feststellung der horizontalen und vertikalen Verbreitung der Insekten, ihr Vorkommen in den verschiedenen Höhenregionen legte », schreibt G. Stierlin im Carl Schröterschen Werk über die Forscherarbeit Oswald Heers ( Zürich 1887 ). So veröffentlichte Heer 1834 sein Erstlingswerk über die « Geographische Verbreitung der Käfer in den Schweizer Alpen, besonders nach ihren Höhenverhältnissen ». Es folgten weitere Publikationen dieser Art, die auch einzelnen Arten galten, und die für die späteren Forschungen grundlegend wurden. Seine Reise auf die Insel Madeira ( 1850/1851 ) liess ihn gerade für die Entomologie einen weiten Blick gewinnen. Was G. Stierlin diesbezüglich sagt, das gilt ganz allgemein für alle von Heer erfassten Wissensgebiete: « Mit Bewunderung muss uns die hohe Beobachtungsgabe Heers erfüllen; er hat den Weg gebahnt, auf dem die spätem Forscher fortarbeiten können. » Von besonderer Bedeutung wurde Oswald Heer auf dem Gebiet der Erforschung der Pflanzen der Vorwelt, der Phytopaläon-tologie, der Urweltspflanzenkunde.Von früher Jugend an erkannte er die Bedeutung der Versteinerungen. Carl Schröter sagt: «... Nicht nur zahllose Bausteine hat der Fleissige dazu geliefert, er hat auch mit sicherem Blick sie gefügt, mit denen anderer verbunden und schliesslich das ganze unter Dach gebracht... » Heer schildert « die Urwelt der Schweiz » nach den vorweltlichen Pflanzenresten « nach ihrer Stellung im System der Pflanzen, nach ihrem geologischen Alter, und nach ihrer horizontalen Verbreitung », zieht daraus die Schlüsse auf Klima und Naturcharakter der vergangenen Perioden, erklärt die Vegetationsentwicklung von der Steinkohle bis zur Kreidezeit, baut das Bild der arktischen Tertiärflora, der Verbreitung und Abstammung der Pflanzensippen auf. Und dabei werden alle Kenntnisse in ein Gesamtgebäude der Natur eingegliedert, wobei ihm die Reisen nach Madeira ( 1850/1851 ), Italien ( 1856 ) und England ( 1861 ) einen weiten Blick geben, nicht zuletzt aber auch sein weltweiter schriftlicher Verkehr mit den Naturforschern seiner Zeit. Dass auf Spitzbergen am Eingang des Grünhafens der Westküste ein « Cap Heer » und dahinter der « Heer's Berg » und an der Ostküste von Grönland der Vorsprung des Hochstetter Vorlands als « Cap Oswald Heer » benannt wurden, zeugt für die Hochschätzung unseres Gelehrten.

Oswald Heer wurde am 31. August 1809 im Pfarrhaus zu Niederuzwil im Toggenburg geboren, wo sein Vater Jakob Heer als Pfarrer und Lehrer amtete. 1811 siedelte die Familie nach Glarus über, wohin Vater Heer als Rektor der neu gegründeten Knabenschule berufen worden war. Allein - die Schule konnte wegen des « kurzsichtigen, materialistischen Geistes jener Zeit » nicht gehalten werden und musste die Tore schon nach fünf Jahren schliessen. Im Januar 1817 siedelte die Familie nach Matt ins Sernftal, in das glarnerische Kleintal, über. Da wuchs der junge Oswald Heer im Kreis der Geschwister mitten in den Bergen auf und erlebte eine glückliche, reiche Jugendzeit, von Vater und Mutter in seinem Wissensdrang gefördert, wo immer sich Gelegenheit bot. Aus dem Tagebuch, das Oswald Heer schon in frühen Jahren schrieb, geht hervor, wie er allein, mit Kameraden oder mit den Geschwistern, und besonders auch mit seinem Vater das Tal durchwanderte und die Höhen bestieg. So kam er auf den Gandstock, Heustock, Wiggis und Rautispitz und wanderte wiederholt zum Segnes hinauf, um einen Blick ins benachbarte Bündnerland zu werfen. 1832 bestieg er den Rüchen Glärnisch, Hausstock und Kärpfstock, durchstreifte 1833 das Gotthardgebiet und das Berninamassiv, wo er den Fuss auf die Spitze des Monte Uccello setzte. Er beging die Täler des Avers, von Bevers, das Val Chamuera, das Lavirun und das Albulatal, Die Tätigkeit Theobalds in Chur fällt in die Pionierepoche des Alpinismus. Er, der rastlos wandernd durch seine neue Heimat zieht, kann den Bestrebungen zur Gründung einer « schweizerischen Alpengesellschaft », wie sie R. Th. Simler anregte, nicht tatenlos zusehen. So finden wir denn Theobald ( 1864 ) bei den Gründern der Sektion Rätia SAC. Unter dem Einfluss von Wissenschaftern und Bergsteigern, die der Sektion Rätia Pate standen, neben Theobald u.a. Dr. J. Coaz, Dr. E. Killias, Dr. P. Lorenz, widmet sich die Sektion in den ersten Jahren vor allem der wissenschaftlichen Erforschung des Hochgebirges, ohne jedoch technisch-touristische Fragen zu vernachlässigen. Es entspricht genau Theobalds Überzeugung, dass das Bergsteigen vom SAC auch dann gefördert zu werden verdient, wenn keinerlei Forscherzwecke damit verbunden sind, dass aber andererseits der Reiz desselben unendlich erhöht ist, wenn es mit wissenschaftlich gereiftem Verständnis unternommen wird.

Im Rahmen der Sektion Rätia entfaltet Prof. Theobald sofort rege Tätigkeit. 1866 wird er Vizepräsident der Sektion, welchen Posten er bis zu seinem Tode behält. Grösste Beachtung fand ein Vortragszyklus, den Theobald über « Gesteinskunde und allgemeine geologische Verhältnisse » 1867 begann und bis ins Frühjahr 1868 fortsetzte. Als die Sektion Rätia das dritte Central-Comité des SAC stellte, übertrug man Prof. Theobald den Posten des Vizepräsidenten, und 1867 wird Theobald die Redaktion des 1864 geschaffenen Jahrbuches übertragen, von dem er in der Folge die Schriftleitung der Bände IV und V innehatte bis zu seinem plötzlichen Ableben. In diesem Periodikum kann Prof. Theobald seine kerngesunden und wohlfundierten Ansichten in weiteste Kreise tragen.

Theobald selbst sieht seine Hauptaufgabe in der geologischen Erforschung Graubündens, die er weitertreibt, auch als seine Kräfte durch Krankheiten geschwächt sind. Die Schweizerische Geologische Gesellschaft vertraut Theobald die Bearbeitung der geologischen Karten des ganzen ost-rätischen Gebirges an. Es ist die 2. und 3.Lieferung der « Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz », eine glänzende Leistung Theobalds. Zur umfassenden Lebens- und Forscher-anschauung dieses Mannes gehört, dass er auch zoologische und botanische Fragen keineswegs vernachlässigt. Mit seinem Herbarium hat er Graubünden eine Sammlung aus allen Klassen des Pflanzenreiches hinterlassen wie noch keiner vor ihm. Ein weiteres bleibendes Denkmal hat er sich mit der Anlage der Sammlung geologischer Handstücke an der Bündner Kantonsschule gesetzt. In seinem « Leitfaden der Naturgeschichte » beweist Theobald, dass er das ganze naturhistorische Gebiet beherrscht. Es ist kein gewöhnliches Lehrbuch, sondern behält ganz speziell den Standpunkt des heimatlichen, alpinen Gebietes im Auge.

Seine unzähligen Wanderungen in den Bündner Bergen brachten Theobald selbstverständlich eine bedeutende Kenntnis der lokalen und topographischen Verhältnisse mit sich. Mit Erfolg betritt er denn auch das Gebiet der eigentlichen Topographie und liefert in seinen « Naturbildern aus den rhätischen Alpen » und in seiner Beschreibung des « Bündner Oberlandes » zwei Werke, die zum Besten gehören, was für damals über Graubünden publiziert wurde.

Es spricht für den sauberen Charakter und aufrechten Menschen Theobald, dass er zwei Berufungen ( nach München und Frankfurt ) ablehnte; er wollte, wie er sagte, seinem neuen Vaterland nicht untreu werden, fühlte er sich doch in seinen Kreisen in Chur und im Kanton sehr wohl, und wie freute sich Theobald, als die engadinische Gemeinde S-chanf im Mai 1864 einstimmig ihm, nebst Familie, das Ortsbürgerrecht schenkte, « in Anerkennung seiner zehnjährigen Wirksamkeit als Lehrer an der Kantonsschule sowie seiner Verdienste um die Hebung der Naturwissenschaften im Kanton und um die wissenschaftliche Erforschung desselben ».

Typhus bringt ihm 1866 die erste ernstliche Erschütterung seiner eisernen Gesundheit. 1867 plagen ihn heftige rheumatische Schmerzen. Doch seine Bergtouren unterbleiben nicht, obschon

GOTTFRIED LUDWIG THEOBALD ( 1810-1869 )

Gottfried Ludwig Theobald wurde am 12. Dezember 1810 in Allendorf ( Deutschland ) geboren, wuchs dort und dann in Hochstadt auf, wohin 1819 sein Vater Adam Theobald als Pfarrer und Metropolit gewählt wurde. Die Eltern werden als treffliche Leute geschildert: der Vater von gediegener Bildung und tiefem Gemute, die Mutter als geistig sehr begabte, hochgesinnte Frau, die ganz besonders auf die Erziehung unseres Gottfried Ludwig, den ältesten der fünf Kinder, grossen Einfluss ausübte.

Den suchenden Augen des Knaben Theobald blieb in Feld und Wald nichts verborgen. Der Trieb, alles in der Natur selbst zu sehen, an Ort und Stelle selbst zu betrachten und zu vergleichen bleibt ihm zeitlebens. In Hanau besucht er das Gymnasium, wo vor allem Sprache, Geschichte, Mathematik gelehrt wird. In den Naturwissenschaften, zu denen es ihn mit unwiderstehlicher Kraft zieht, musste er sich weitgehend selbst weiterbilden, d.h. die Natur selbst war seine grosse Lehrmeisterin. Dann bezieht er die Universität Marburg, an welcher er Theologie studiert, später die Universität Halle. Nach Abschluss des Studiums lebt er als Lehrer und Hilfsprediger in Halle. Doch fehlt ihm die Liebe zum Beruf; er predigt, wie Roeder berichtet, « seine Zuhörer zur Kirche hinaus ». Hingegen den Naturwissenschaften gibt er sich mit vollem Herzen hin. In diesen Jahren bricht sein Sammeleifer, den er als Knabe schon pflegte, erneut durch. Alles wird gesammelt, beobachtet, untersucht und katalogisiert, was sich in Feld und Wald, Wiese und Garten bot.

Von protestantischen Familien in Montpellier erhält er eines Tages den Ruf, dorthin zu ziehen und deren Söhne zu unterrichten. Theobald nimmt an. Hier wendet er sich in ausgedehnten Wanderungen der Geologie zu, nachdem er von der Heimat her in Botanik und Mineralogie recht sattelfest war.

Unterdessen wird in Hanau unter Inspektor W. Roeder, der an der Kantonsschule Chur wirkte, eine Schulreform durchgeführt. Roeder beruft Theobald an die reorganisierte Schule als Lehrer für naturwissenschaftliche Fächer. So verlässt Theobald ( 1843 ) nach vier Jahren Montpellier. Ruhig lebt er in Hanau, lehrt, ordnet seine Sammlungen, studiert und beobachtet unermüdlich weiter, wird Sekretär der Wetterauischen Gesellschaft für Naturkunde und betätigt sich erstmals schriftstellerisch: « Die Flora der Wetterau. » Nochmals sollte er theologisch tätig werden, indem sein Vater erkrankt. Als selbstverständlicher Liebesdienst vertritt ihn sein Sohn im Pfarramt. Nach des Vaters Tod ( 1845 ) möchte ihn die Pfarrgemeinde Hochstadt behalten, doch die Theologie hält Theobald nicht mehr! Die entscheidende Wendung im Leben Theobalds tritt in den Folgejahren der politischen Bewegungen und Stürme von 1848 ein. Der Patriot und glühende Freiheitsmann wird mit in den Strudel gerissen. Die Reaktion wirft sich auf ihn, und er wird im Lehramt in Hanau suspendiert. Er verlässt am 14.Juni 1852 Hanau, ohne alle Pläne für die Zukunft. Er wendet seine Schritte nach Genf. Ein drittes und letztes Mal übt er in Genf kurze Zeit seinen Pfarrberuf aus. Als Erlösung für ihn kommt nach 1 y2 Jahren der Ruf des Erziehungsrates des Kantons Graubünden als Lehrer für die naturwissenschaftlichen Fächer an die Kantonsschule Chur. Im Juli 1854 siedelt Theobald nach Chur um. Im September tritt er seine Stelle an, und damit war die Bahn geschaffen für das Feld seiner so erfolgreichen, unvergessenen Tätigkeit: die geologische Erforschung der ganzen osträtischen Gebirgswelt.

Kaum in Chur, bereist Theobald das Berninagebiet und unternimmt eine Untersuchung des Calanda. Schon im Dezember 1854 hält er in der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden seinen ersten Vortrag « Über den Bernina », dem im selben Vereinsjahre noch vier weitere Vorträge folgen. Schon 1855 wird er Sekretär der genannten Gesellschaft, 1859 deren Vizepräsident, was er bis zu seinem Tode bleibt.

94 seine Freunde merken, dass jetzt mehr und mehr der Wille, statt die ursprüngliche, körperliche Kraft siegt. Ihnen gegenüber äussert er sich zu den immer häufiger werdenden Gesundheits-störungen als von « verhassten Geschichten »...

Am 15.September 1869, abends 5 Uhr, « stund das reiche Leben stille ».

In den 15 Jahren seines Churer Wirkens hat Theobald in der Sektion Rätia des SAC, in der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden, im literarischen Verein Chur und an öffentlichen populär-wissenschaftlichen Anlässen gut 200 Vorträge gehalten. Regelmässig schrieb er in den Jahresberichten der Naturforschenden Gesellschaft, im « Jahrbuch » des SAC, in den « Bündner Monatsblättern » und zahllosen anderen Publikationen. Doch der Feuereifer, mit dem sich Theobald in seine Arbeiten und Forschungen stürzte, liess ihm keine Zeit zur Äufnung irdischer Güter! In selbstverständlicher Pflicht sorgten die Vereinigungen, die von Theobalds Wirken in so reichem Masse profitieren durften, durch Errichtung einer Stiftung für seine Nachkommen. Es zeugt für die tiefe Verbundenheit weitester Bevölkerungskreise mit dem politischen Flüchtling und senkrechten Staatsbürger, dass diese ein erhebendes Resultat zeitigte.

Der Stadtrat von Chur zeichnete den grossen Forscher dadurch aus, dass er ihm eine bleibende Begräbnisstätte geschenkweise zuwies. Ein erratischer Block bezeichnet heute auf dem Churer Friedhof « Daleu » das Grab, wo der kundigste Forscher der rätischen Alpen seine letzte und stillste Wohnstätte gefunden hat.Carl Eggerling jun.

Feedback