Panoramabilder von 360° - eine neue photographische Dimension | Club Alpino Svizzero CAS
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Panoramabilder von 360° - eine neue photographische Dimension

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von 360° eine neue

photographische

Dimension

Charles M. Michel und Doris Codiga, Zürich Die Panoramakamera im ( Gebirgseinsatz ) -Aufwendige Vorbereitungsarbeiten erweisen sich hier als unumgänglich Die gesamte, überwältigende Rundsicht, die ein Berggipfel zu bieten hat, in Form eines Panoramas aufs Papier zu bannen, ist schon stets der heimliche Wunsch vieler Alpinisten gewesen.

Früher wurden derartige Panoramen noch kunstvoll mit dem Zeichenstift angefertigt und haben teilweise grosse Berühmtheit erlangt ( vor allem die ursprünglich geologischen Zwecken dienenden Arbeiten von Prof. Albert Heim ). Im Zuge der Entwicklungen im Bereich der Photographie versuchte man dann, auch mit diesem neuen Medium den ( Gipfelein-druck ) in seiner ganzen Grösse einzufangen, woraus schliesslich die beliebten ( Schulthess-Panoramen> entstanden.

Die Autoren des nachstehenden Beitrages, Charles M. Michel und Doris Codiga ( ( Foto-Team ) Zürich ), haben die beiden hier gezeigten Bilder ebenfalls mit Hilfe eines auf dem ( Schulthess-Prinzip ) beruhenden Aufnahme-systems hergestellt. Inzwischen verfügen sie aber bereits über eine neue Kamera, die noch mehr Möglichkeiten bietet. Jedoch können wir dazu keine Gebirgsbilder zeigen, da deren Herstellungskosten ausgesprochen hoch sind. Allerdings gibt der Bericht von Charles M. Michel und Doris Codiga einen guten Einblick in diesen besonders für uns Alpinisten überaus interessanten Entwicklungsbereich der Berg-photographie. Und dies ist auch der Grund, warum wir - ausnahmsweise - den etwas stärker auf die phototechnische als auf die eigentliche bergsteigerische Thematik hin orientierten Beitrag bei uns aufgenommen haben, eg Die Entstehung des Pilatus-Panoramas Faszinierend ist nicht nur das Format von Gebirgspanorama- und anderen ( Rundurm-Aufnahmen, sondern auch deren Entstehung. Aufwendige Planungsarbeiten erwiesen sich als notwendig; und schliesslich galt es noch, einige schlaflose Nächte in Kauf zu nehmen. Trotzdem handelt es sich bei den hier gezeigten Aufnahmen eigentlich um Testbilder aus der Entwicklungszeit eines weltweit neuen Photosystems, mit dem es möglich ist, 360-Grad-Bilder an einem ( Film- ) Stück zu realisieren. Für das Stimmungsbild kurz vor dem Sonnenuntergang über dem Pilatus ( vgl. S. 29-31 ) reisten wir sechsmal in die Innerschweiz. Dies mit der selbstgestellten Aufgabe, die Anwendungsmöglichkeiten des neuen Systems bei extremen Lichtverhältnissen zu testen, wobei für uns allerdings nicht nur rein technische Gesichtspunkte im Vordergrund standen. Wir hatten uns nämlich zum Ziel gesetzt, von einem Seitengipfel des Pilatus aus die gesamte Alpenwelt , also mit einem darunterliegenden Nebelmeer, zu photographieren. Nun lässt sich ein solches nicht bestellen wie ein Hotelzimmer auf dem Pilatus - und selbst das erwies sich manchmal als schwierig. Zudem führte uns unsere einzige Verbindungsstelle zu Petrus, die Schweizerische Meteorologische Anstalt Zürich, mit ihren Prognosen für die geplante Aufnahme-zeit, noch zusätzlich in die Irre; übrigens ganz im Gegensatz zum Wetter, das, statt das geplante Nebelmeer zu bieten, Stans und Luzern in strahlendes Sonnenlicht tauchte. Fünf überstürzte Anreisen auf den Pilatus verliefen daher erfolglos. Und das mit einer Kameraausrüstung von 150 kg! Denn immerhin mussten wir trotz der Bergbahn das gewichtige eine gute Stunde lang auf dem Rücken zum gewählten Aufnahmestandpunkt schleppen. Endlich, beim sechsten Besuch, hatten wir Glück. Einmal mehr verliessen wir morgens um vier Uhr, schwer beladen, unsere Unterkunft auf dem Pilatus-Kulm. Kurz vor Sonnenaufgang war dann die Kamera montiert und alles aufnahmebereit. Das riesige Nebelmeer und eine schier unermessliche Weitsicht hielten den ganzen Tag an, so dass uns zwischen Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Dunkelheit verschiedene Aufnahmen gelangen. Aus dieser Serie stammt auch das gezeigte Panorama, das als letztes kurz vor Sonnenuntergang aufgenommen wurde.

Zur Entwicklung der Panorama-Photographie Eigentlich sind 360-Grad-Aufnahmen nicht neu. Bereits um die Jahrhundertwende versuchten Photographen mit Holzkameras, 360-Grad-Panoramen aufs Papier zu bannen, indem sie mehrere Bilder vom gleichen Standpunkt aus rundherum photographierten und dann in mühseliger Kleinarbeit zusammensetzten. Diese Technik zeigte aber nicht nur qualitative Mängel, sondern es erwies sich dabei auch als unmöglich, einwandfreie Aufnahmen von kleinräumigeren Objekten wie Stadt-ansichten, Gebäuden usw. herzustellen, weil sich die Bildränder im Nahbereich selbst mit aufwendiger Retouche nicht mehr einwandfrei zusammensetzen Messen.

Vor nun knapp zehn Jahren ist dann eine Schweizer Kamera entwickelt worden, mit der man erstmals - auch vom Hubschrauber aus -nahtlose 360-Grad-Bilder zu realisieren vermochte. Diese Kamera blieb über viele Jahre ein Einzelstück in den Händen des bekannten Schweizer Photographen Emil Schulthess. Uns hat diese Aufnahmetechnik sofort fasziniert, so dass wir uns alsbald mit deren praktischen Anwendung im Bereich der professionellen Photographie auseinanderzusetzen begannen. Zunächst eignete sich die verfügbare Kamera jedoch nur für Bergpanoramas und bloss in beschränkter Form auch für andere Sujets wie z.B. Aussenarchitekturaufnahmen. Das uns zur Verfügung stehende Kleinserien-fabrikat aus der Westschweiz, das aufgrund der Erfahrungen mit der sogenannten gebaut wurde, war für den täglichen Einsatz kaum tauglich. Erst nach aufwendigen Entwicklungsarbeiten gelang es schliesslich, die Kamera so zu optimieren, dass sie heute voll einsatzfähig ist.

Besonders im Bereich der Architekturauf-nahmen zeigten jedoch die Erfahrungen, dass wir eine anders konzipierte Kamera benötigten, wenn wir unsere sehr hohen Anforderungen bezüglich Qualität, Bildausschnitt, Tiefenschärfe usw. verwirklichen wollten.

Wir beauftragten deshalb den Erfinder dieser 360-Grad-Photographie, den Konstrukteur Hermann Seitz, mit dem Bau der ersten 5-inch-Rotationskamera für Rundumbilder bis 720 Grad. Letztes Jahr konnten wir mit den ersten Tests beginnen, die alle unsere Erwartungen noch bei weitem übertrafen!

Probleme und Anwendungsmöglichkeiten Nun verfügten wir über eine Kamera, die wohl ungeahnte Möglichkeiten eröffnete, uns aber anfänglich nicht nur vor technisch kaum lösbare, sondern auch vor photographische Probleme stellte. Dies allein schon deswegen, weil uns damit ein Blickfeld zur Verfügung stand, das sich vom menschlichen Auge gar nicht gleichzeitig erfassen lässt. So kann bereits in der Blickhöhe bis zu 90 Grad abgebildet werden, was nahezu dem Doppelten des menschlichen Sehumfanges entspricht. Weiter stellte uns die Tatsache, dass alles um den Kamerastandpunkt herum photographiert wird, immer wieder vor aufnahmetechnische Probleme, weil keinerlei bildfremde Gegenstände ( in Räumen z.B. Scheinwerfer oder Lampen ) im Blickfeld der Kamera aufgestellt werden durften. Auch kann man das Bild nicht, wie bei herkömmlichen Kameras, vorher auf einer Mattscheibe oder durch einen Sucher betrachten - da unser Apparat über keine derartige Einrichtung verfügt! Voraussetzung, um zu qualitativ hochwertigen Aufnahmen zu kommen, sind deshalb aufwendige Berechnungen und eine grosse Erfahrung, kann doch diese Art der Photographie an keiner Schule gelernt werden. Dafür sind die Anwendungsmöglichkeiten dieses Systems praktisch unbegrenzt, denn es handelt sich dabei um die extremste Form der Weitwinkelphotographie. Wo immer ein ( Gegenüber ), also der Blick in zwei oder mehreren Richtungen, gezeigt werden muss, ist einzig dieses Verfahren anwendbar. Naturgemäss reservieren wir deshalb ei- 5-lnch-Prototyp für Bilder bis 750 Winkelgrad 1 Noch dieses Jahr soll eine ähnliche 360-Grad-Kamera in einer kleinen Serie hergestellt werden, die weitgehend mit dem hier kurz vorgestellten Prototyp identisch ist. Diese Kamera wird ausschliesslich für professionellen Einsatz gebaut und etwa zwischen 10000 und 15000 Franken kosten.

nen grossen Teil unserer Arbeit für Bergpanoramen. Jedoch liegt die wahre Stärke des neuen Systems eigentlich mehr im Nahbereich. So ist es mit technischen Tricks möglich, Gegenstände bereits ab etwa 50 cm Entfernung von der Kamera ( bis ( unendlich ) ) scharf abzubilden. Bis anhin hatte man das für ausgeschlossen gehalten.

Im schwierigen Bereich der Architektur-Rundumaufnahmen kann nun erstmals die Beziehung eines Raumes zur Umgebung oder das Gebäude in seiner Umgebung selbst gezeigt werden. Diese Tatsache wird vor allem für dokumentarische Photographie neue Möglichkeiten eröffnen, indem die historische Schönheit eines Raumes, z.B. einer Kirche, eines Schlosses usw., nun in seiner Gesamtheit gezeigt werden kann. Ein solches Bild vermag einen bestehenden Zustand am besten wiederzugeben und damit als Zeuge für spätere Generationen dienen.

Aber auch im Raumplanungsbereich können mit 360-Grad-Photos neue Wege beschriften werden. Gesamtansichten von Dörfern und Städten, von Touristenorten oder schützenswerten Landschaften in unserem Alpenraum können vom Boden oder aus der Luft ( Helikopter ) photographiert, neue Grundlagen für wichtige Entscheidungen liefern. Denn kein anderes photographisches System vermag die Beziehung zwischen menschlichen Siedlungen und der sie umschliessenden Natur besser wiederzugeben.

Ein paar technische Angaben Seit bald drei Jahren beschäftigen wir uns nun professionell mit 360-Grad-Aufnahme-techniken, und seit wenigen Monaten verfügen wir über dieses völlig neue System. Gebaut wurde es nach langjähriger Forschungsarbeit vom Schweizer Konstrukteur Hermann Seitz und seinen Söhnen. Verwendet wird dabei ein 5-inch-Rollfilm - ein ausgesprochen teures Filmmaterial, das vor allem im Bereich der militärischen Luftbildphotographie gebraucht wird. Der Original-Filmstreifen misst bei 360 Grad 12,5 x48 cm. Diese Grösse garantiert bestmögliche Qualität und entspricht etwa dem Siebzigfachen eines Kleinbildfor-mates '.

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