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Piz Terri

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Am 16. Juni 1893 traf ich mit Joseph Gamma in Vrin ein. Schlechtes Wetter hatte uns am Tage vorher auf dem Ufiern-paß davon abgehalten, über die Greina zu gehen, und gezwungen, über die Cima Camadra nach Piatta und Disentis zu fliehen. Wir teilten unserm Wirte die Absicht mit, den Terri zu besteigen. Er belehrte uns, es sei unmöglich, auf einem andern Wege, als über den Westgrat, auf den Gipfel zu gelangen. Dies befestigte in uns vollends den Entschluß, einen Abstieg in südlicher Richtung zu versuchen, um auf dem kürzesten Wege ins Lentathal hinüberzukommen.

Am 17. Juni früh 3 Uhr 20 Min. verließen wir Vrin; um 5 Uhr passierten wir Vanescha und erreichten um 8 Uhr den Sattel zwischen Piz Güda und Piz Terri. Wäre das Wetter gut und Piz Terri nicht fortwährend in Nebel gehüllt gewesen, so hätten wir vom Nordostrand des Güdagletschers aus den Grat zur Linken, den Punkt 3047 m und den Gipfel über den Nordgrat erklettert, was uns von unten möglich schien und sich, vom Gipfel aus betrachtet, auch als möglich zeigte. Wir standen hauptsächlich deshalb von diesem Aufstieg, der übrigens mit dem vom Pater Placidus a Spescha seiner Zeit ausgeführten übereinzustimmen scheint, ab, weil wir den Gipfel ja ohne Zeitverlust erreichen mußten, um für den neuen Abstieg über die Ostseite oder den Südgrat und für den weiten Weg bis nach Zervreila genug Zeit zur Verfügung zu haben. Der von Calberla ( Jahrbuch VIII, pag. 77 ff. ) beschriebene Weg über den Westgrat ist der jetzt allgemein eingeschlagene und auch * Piz Terri.

unbedingt der leichteste. Der unterste Teil des Grates ( eine Wand bildend ) ist zwar sehr steil, aber dafür gut treppenförmig, der obere Teil kann je nach der Witterung wegen seiner feinen Schiefer unangenehm staubig oder schmutzig sein.

Wir erreichten den Gipfel 3151 m um 10 Uhr 15 Min. Die glatte Schieferwand, welche in die Schutthalden von Darlun gegen Osten abfällt, ist wohl ganz einzig in ihrer Art; sie ist einem gigantischen steilen Kirchendach vergleichbar. Die Wandfläche wird durch die Spaltflächen der graiiglänzenden Schiefer gebildet, und zwar ohne Unterbrechung durch Gesimse auf eine Höhe von reichlich 450 m und auf eine Länge von gegen ein Kilometer. Wer Freude am „ Stei abe troie " hat, muß entschieden da hinauf gehen.

Prächtig präsentiert sich die Rheinwaldgruppe, das Rheinwaldhorn und das Güferhorn, symmetrisch zu beiden Seiten des Lentagletschers.

Um halb 12 Uhr verließen wir den luftigen First des Gipfels und folgten dem Südgrat. Auf eine lange Strecke desselben könnte man unschwierig nach Westen absteigen. Nach einiger Zeit gelangten wir in eine Gratlücke, von welcher sich eine steile Schneerinne über die Ostflanke hinuntersenkt. Sie vermochte uns indessen nicht zu verlocken. Wir stiegen vielmehr über schwierige brüchige Schiefer und durch eine sehr steile Schneekehle etwa 80 m an der Westseite abwärts, dann, indem wir einen mächtigen Gratturm ( Gendarmen ) umgingen, zu einer zweiten Gratlücke wieder empor. Hier verließen wir den Südgrat, den man übrigens bei besseren Schneeverhältnissen oder im Spätsommer, wenn alles aper ist, wahrscheinlich bis über Piz Alpettas hinaus verfolgen könnte. Wir kletterten über steile, bruchige Schieferplatten auf der Ostseite, betraten etwa 50™ unter dem Grat eine Schneerinne, in welcher wir wohl 250 m stehend und 250 m sitzend pfeilschnell bergab schössen. Es war eine der flottesten Kutschpartien, die mir je vorgekommen sind.

In einer Höhe von etwa 2400 m zogen wir uns längs den Abhängen des oberen „ Darlun " um den vom Piz Àlpettas herabkommenden Felsen -riegel herum und erreichten um 3 Uhr nachmittags nach einer langen anstrengenden Schneestampferei den Vanescha- oder Gazurapaß, 2797auf dem Siegfried-Atlas, Bl. Greina, ohne Namen, vide Coolidge, Adula Alps, pag. 75 und 85 ). Durch Val Nova gelangten wir rasch zu der Lampertschalp hinab und um 4 Uhr 45 Min. nach Zervreila, wohin uns der Postbote von Vais her neuen Proviant und photographische Platten gebracht hatte.

Der von uns ausgeführte Abstieg über die Ostflanke ist im Spätsommer wahrscheinlich schwieriger, weil dann an Stelle des Schnees Eis zu Tage treten dürfte. Im Herbst läßt sich wahrscheinlich die Sache auf aperem Boden abwickeln. Der neue Weg ist kein Umweg; auch wenn man nach Vanescha und Vrin gehen will.

Noch möchte ich bemerken, daß es sich empfiehlt, von Vrin über Puzatsch und über die Alp Diesrut nach dem kleinen See westlich von Punkt 2560™ und von dort nach dem Güdagletscher hinüberzugehen, statt den Umweg über Vanescha und die Alp Blengias zu machen. Ferner möchte ich als beinahe sicher einen Aufstieg in ziemlich gerader Linie von II Cuolmet hinter Vanescha nach dem Punkt 3047 m des Nordgrates und über diesen auf den Gipfel des Piz Terri erwähnen, welcher der bei weitem kürzeste von Vrin aus wäre.

Am folgenden Morgen, den 18. Juni, brachen wir früh halb 3 Uhr schon wieder von Zervreila auf, um über das Güferhorn ( 9 Uhr 30 Min. morgens ) nach Hinterrhein ( 7 Uhr abends ) zu gelangen.

E, Huber ( Sektion Uto ).

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