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Puschlav.

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Max Weibel, Zürich und Pfaffhausen EINLEITUNG

Ein Abriss seiner Landschaft Wie die Geschichte des Puschlavs, so ist auch seine landschaftliche Eigenart aus der Grenzlage zwischen Nord und Süd zu verstehen. Christentum und Reformation wurden dem Puschlav aus Oberitalien gebracht ( heute ist die Bevölkerung wieder mehrheitlich katholisch ). Aber politisch war das Tal stark nach Rätien orientiert und nur im späteren ^.Jahrhundert dem Herzogtum Mailand Untertan. So nimmt auch das Landschaftsbild in der tiefgelegenen Talstufe von Brusio südliche Züge an, während in den höheren Regionen der zentralalpine Einschlag überwiegt.

Das Puschlav ist mit Naturschönheiten reich gesegnet und bis jetzt davon verschont geblieben, seine Eigenart durch eine überbordende Fremdenindustrie ähnlich der im Oberengadin zu verlieren. Die vorliegende Skizze will dem geologisch und botanisch interessierten Leser die naturgeschichtlichen Zusammenhänge näherbringen, die das Bild dieses unvergleichlichen Tales prägen.

GEOGRAPHISCHER ÜBERBLICK Das Puschlav, neben Misox und Bergell ein Teil Italienisch-Bündens, beginnt geographisch an der Forcola di Livigno ( 2315 m ), und nicht etwa am Berninapass, dem Hauptverkehrsweg nach dem Norden. Der oberste Abschnitt von der Forcola di Livigno bis La Rosa heisst Val Agone. In dieses Tal, Ursprung des Poschiavino, mündet der Berninapass ( 2328 m ) von Westen ein, während die Bahn ab Lago Bianco ( 2234 m, tiefster Punkt der Wasserscheide ) dem Seitenfluss Cavagliasco entlang in die Talebene von Poschiavo ( 101 g m ) hinunterführt.

Die verwickelte Orographie des Berninapasses entstand durch rückwärtsschreitende Erosion des Adda-Flussystems und Nordwärtswandern der Wasserscheide im Laufe der Jahrmillionen vor und während der eiszeitlichen Periode. Wir beobachten hier eine ähnliche Flussanzapfung von Süden wie am Malojapass.

Zum mannigfaltigen Formenschatz, den die Eiszeiten mit ihren bis ins Tiefland reichenden Gletschern hinterliessen, gehören die zahllosen Rundhöcker am Berninapass, die beispielhaften Karnischen im Val di Campo, aber auch die Hän-getalstufen am Ausgang des Val di Campo ( Stufenhöhe 120 m ) und des Beckens von Cavaglia ( Stufenhöhe 600 m ). Schöne Rückzugsmoränen finden sich am Talausgang des Val di Campo und auf der Bergterrasse von Selva. In der Hocheiszeit floss Gletschereis von Norden aus dem Val Bernina ins Puschlav und vermutlich auch aus dem Val Viola Bormina ins Val di Campo. Diese Glet-schertransfluenz legt nahe, dass die damalige Gletschcrscheide zeitweilig nördlich der heutigen Wasserscheide lag. Der eiszeitliche Poschiavino-gletscher war zweifellos sehr mächtig und dem Addagletscher ebenbürtig, mündet doch heute der Talboden des Puschlavs gerade und stufenlos ins Veltlin.

Auf nur 26 Kilometer Luftlinie senkt sich das Tal von der Forcola di Livigno zum Ausgang ins Veltlin bei Madonna di Tirano ( 438 m ). Der Abfall erfolgt nicht gleichförmig, sondern in Stufen, deren wichtigste die von La Rosa, Poschiavo und Brusio sind. Die grossartigste ist aber die von Cavaglia im Seitental des Cavagliasco, wo eine gletschergeschliffene Talsperre mit vereinzelten Gletschermühlen ein ehemaliges Seebecken überragt. Die Wasser des Lago Bianco und des Poschiavino werden von den « Kraftwerken Brusio » hintereinander in den vier Zentralen Palü, Cavaglia, Robbia und Campocologno genutzt, was anfangs des Jahrhunderts zur wirtschaftlichen Verbesserung des Tales beitrug.

Wer, das Puschlav durchfahrend, den Bergsturzriegel von Miralago hinter sich hat, kann den Wechsel im Landschaftscharakter nicht überse-. '? ". ;, .yhen. Die Talenge wirkt recht eigentlich als Klimascheide, treffen wir doch erst südwärts von hier auf Kastanien- und Föhrenwälder, und der Blau-stern ( Scilla bifolia ), unter dessen Pracht im April die Wiesen um Brusio erblühen, dringt talauf nicht über Miralago vor. Das untere Puschlav zeigt Anklänge an den insubrischen Klimabereich der oberitalienischen Seen, ist hingegen trockener. Brusio hat mildere Winter als das 300 Meter tiefer gelegene Zürich.

GEBIRGSBAU UND TALBILDUNG Der Geologiebeflissene ist im Puschlav noch immer auf die meisterhafte, wenn auch nicht endgültige Zusammenschau des grossen Alpengeologen Rudolf Staub verwiesen. Es mag erstaunen, dass die so abwechslungsreiche Gegend in neuer Zeit zu keiner Gesamtdarstellung mehr herausgefordert hat.

Die Gesteinskomplexe, aus denen die Berge im Puschlav gebaut sind, zählen vornehmlich zum ostalpinen Deckensystem. Dieses liegt den penninischen Decken auf, ist also die tektonisch nächsthöhere Folge und auf das Penninikum überschoben. Die penninischen Decken begegnen uns in den Bergen des Val Malenco ( Italien ) und im Gebirge zwischen Bergell und Avers sowie weiter westwärts. Die einzelnen Decken sind vielfach durch Sedimentschichten oder deren Reste gegen die liegenden und hangenden Gesteinsserien abgegrenzt, worauf der Geologe die tektonische Gliederung begründet.

Zwischen dem Tal der Mera ( Chiavenna ) und dem Puschlav fallen die Schichten stetig nach Osten ein, und immer höhere Elemente erscheinen im Gebirgsbau. Die abtauchenden Schichtpakete sind aber nicht plan, sondern ihrerseits zu einem westost-laufenden Gewölbe aufgebogen. Wie etwa im Schweizer Jura die mesozoische Schichtserie in Falten geworfen ist, so wölbt sich hier in der Berninakulmination ein ganzes System von Schichtabfolgen ( Decken ) grossräumig auf. Die penninischen Decken reichen im Gewölbe- dach vom Val Malenco bis nach Le Prese im Puschlav herüber, wo sie oberflächlich auskeilen und versinken.

Vom östlichen Talhang oberhalb Poschiavo aus ist der Gewölbescheitel im Serpentin der Piatti di Canciano ( Passo d' Ur, Passo Canciano ) mit den beiden abfallenden Gewölbeflanken am Corno Campascio ( Norden ) und Pizzo Canciano ( Süden ) unverkennbar. Es ist eines der geologisch instruktivsten Panoramen in diesem vielgestaltigen Tal.

Silikatgesteine herrschen im Puschlav gegenüber kalkigen Ablagerungen bei weitem vor. So finden wir rund um die Bernina-Passhöhe das Stretta-Kristallin, wie der Geologe abgekürzt für die Gneise der Stretta-Decke, eine Untereinheit der Bernina-Decke, sagt. Ebenfalls zur Bernina-Decke gehört der Brusio-Granit im Bergsturzgebiet von Miralago, der petrographisch eher als Gneis einzustufen wäre. Westlich jenseits des Puschlavs steht der Malenco-Serpentin an, mit 100 Quadratkilometer Oberfläche eines der grössten Serpentingebiete der Alpen. Diese ultrabasi-schen, kieselsäurearmen Grüngesteine haben ihre Herkunft offenbar in grosser Erdtiefe, ergeben schlechte Böden und verleihen der alpinen Höhenstufe den düsteren Charakter einer Mondlandschaft.

Der Malenco-Serpentin reicht als schmaler Ausläufer von jenseits der Landesgrenze bis nach Selva, wo er in grossen Steinbrüchen genutzt wird. Er führt auf der Puschlaver Seite auch Asbest in zahlreichen Klüften, wenngleich für normale Zeiten nicht in abbaulohnender Konzentration.

Hingegen wird in einem Dolomitmarmor unweit des Serpentinkontaktes bei Scortaseo ein Talk-Nephrit-Lager ausgebeutet, das aus zwei steilen Gängen von 3 bis 5 Meter Mächtigkeit besteht. Der seltene Nephrit, rätselhafter Rohstoff der Pfahlbauer-Steinbeile, ist ein zähes und dichtes Gefüge submikroskopischer Strahlsteinnadeln ( eines sonst verbreiteten Minerals der Amphibol-gruppe ). Erst um 1950 ist der Nephrit von Scorta- .'seo bekannt geworden, nachdem der Talk das Interesse geweckt hatte. Der Nephrit zeigt hier eine tüpfeiförmige Fleckung, da er in Wirklichkeit ein Gemenge erbsengrosser Nephritlinsen in einem Kalkspatmörtel darstellt. Aus diesem lichtgelb-grünen Material, einem Abfallprodukt der Talk-gewinnung, verfertigen heute Edelsteinschleifer dank der Initiative des Schweizer Heimatwerks den erlesensten Schmuck ( Schweizer Jade ). Es ist das erste Mal seit der Steinzeit, dass in unserem Land ähnlich wie in China Nephrit wieder gewerblich verarbeitet wird.

Die deckentrennenden Sedimentserien sind im Puschlav stark reduziert oder streckenweise ganz verschwunden. Bei der Deckenüberschiebung wurden die auflagernden Sedimente von ihren Unterlagen gelöst und teils nach Norden verfrachtet, teils zu Schuppen gepresst, die jetzt den Anschein schwimmender Inseln erwecken. Die ursprüngliche Lagerung ist verwischt, weshalb sich die Strukturen des heutigen Gebirgsbaus so schwer entziffern lassen. Weisse Dolomit- und Kalkmarmore aus der Triasformation sind im Puschlav die auffallendsten Sedimente, der speziellen Flora wegen, die auf ihnen gedeiht, auch dem Botaniker vertraut und mit ein Grund für die floristische Vielfalt der Gegend.

Als grösster Sedimentstock thront der geologisch komplizierte Kalkberg des Sassalbo in beherrschender Lage über Poschiavo, aber es gibt weitere Triasinseln geringeren Umfangs auf I Gessi ( Gipsvorkommen ), im Südabhang des Sassal Mason, an der Ostseite des Corno Campascio und bei Le Prese.

Der heutige Talverlauf ist ein Ergebnis der starken Erosionskraft, die das südgerichtete Addasy-stem seit dem Pliozän entwickelte. Ohne Talschluss endet das Val Bernina am Lago Bianco, ein Beweis, dass die Wasserscheide nicht immer hier gelegen hat. Noch deuten über dem Lago di Poschiavo die nord- und nordwestgerichteten Einzugsgebiete der kleinen Täler Val Mürasc und Val Trevisina auf die ehemals entgegengesetzte Abflussrichtung zum Berninapass hin. Für das Miozän oder noch den Anfang des Pliozäns müssen wir die Wasserscheide auf der Höhe von Brusio suchen, in einer Landschaft, die von der heutigen allerdings völlig verschieden war.

Im ganzen Puschlav geben sich Überreste alter Talsysteme in Form von Terrassen hoch über dem jetzigen Flusslauf zu erkennen. Wenn auch die Rekonstruktion früherer Talsysteme ein problematisches Unterfangen ist, wollen wir doch die beiden wichtigsten Terrassenanlagen in Übereinstimmung mit A. Godenzi ( 1957 ) erwähnen. Bereits südgerichtet und vielleicht jungpliozän ist das Erosionsniveau von Aura Freida mit den Terrassen von Pru dal Vent ( 2210 m ) -Alp Vartegna ( 1863 m ) und Aura Freida ( 2135 m)-Sassiglione ( 1920 m ). Altpleistozän ( früheiszeitlich ) mag das nächsttiefer erhaltene Erosionsniveau von Selva mit den Terrassen von Motta di Balbalera ( 1738 m)-Selva. ( 1458 m ) und Festignani ( 1739 m)-Oreza ( 1528 m ) sein.

BERGSTÜRZE UND SEEN Nach dem Rückzug der letzteiszeitlichen Gletscher gingen im Puschlav wie andernorts in den Alpen grosse und kleine Bergstürze nieder. Waren die meisten prähistorisch, so berichtet die Sage doch auch von einer geschichtlichen Katastrophe, als i486 das Dorf Zarera ( zwischen Pozzola-scio, Prudaint und Sfazù ) mit 400 Bewohnern unter einer Felslawine von der Cima di Cardan verschwand. Die beiden grössten Felsrutsche mit bedeutungsvollen Auswirkungen auf die Morphologie sind der Bergsturz von Saoseo ( Val di Campo ) und der Bergsturz von Miralago. Ihnen ist die Entstehung des Lago Val Viola, Lago di Saoseo und Lago di Poschiavo zuzuschreiben, dieser lieblichen Zierden einer einzigartigen Landschaft.

Viel zahlreicher sind die Seen glazialer Herkunft, durch Moränen oder gletschergeschliffene Riegel abgedämmte Wasserbecken oft geringen Umfangs, die manchmal keinen Abfluss haben. Insgesamt schätzt A. Godenzi ( 1957 ) die Zahl der Seen und Seelein im Puschlav auf nahezu fünfzig.

Der Lago Bianco entwässerte schon vor Errichtung der beiden Staumauern ins Puschlav, wobei ein Moränenwall am Nordufer die Wasserscheide markierte. Die milchige Farbe, die dem See den Namen gab, rührt vom zufliessenden Gletscherwasser.

Die reizvollen Seen des Val di Campo sind durch die grosse Bergsturzmasse geformt, die aus der Nordwestflanke der Cima di Saoseo herunterglitt und als schmale Blocklawine bis nach Terzana ( Punkt 1814 ) talwärts stiess. Es ist unverständlich, dass die vortreffliche geologische Karte von R. Staub ( 1945 ) den Bergsturz viel zu klein wiedergibt und ihn offenbar mit Glazialablagerungen verwechselt. Auflagernde Moränen lassen den Niedergang des Felsstromes an den Ausgang der Spätglazialzeit vor rund 10000 Jahren stellen.

Am obern Ende staute der Bergsturz den Lago Val Viola. Dieser erhält Zufluss mehrerer Bäche im Gegensatz zum Lago di Saoseo, der, ganz im Bergsturz eingebettet und von Moränen umgeben, nur unterirdisch mit eiskaltem Firnschmelzwasser gespeist wird. Die feine Trübe verleiht dem Lago di Saoseo eine bläulich-opaleszierende Farbe. « Wie eine himmelblaue Perle leuchtet er magisch aus dunklen Arven hervor », so schreibt Heinrich Brockmann-Jerosch ( 1907 ), der Erforscher der Puschlaver Flora.

Von den beiden Blockströmen Paradisin und Scispadus, gletscherähnlichen Schuttmassen nordwestlich des Lago Val Viola, ist der erstere noch schwach aktiv und verbirgt wohl Toteis, aus dem das trübe, sehr kalte Quellwasser entspringt.

Durch Bergsturz gestaut ist auch der grösste See im Puschlav, der 2V2 Kilometer lange und 85 Meter tiefe Lago die Poschiavo zwischen Le Prese und Miralago. Die abdämmende Felsmasse brach im Nordhang des Giümelin aus und baute den Hügel von Motta am gegenüberliegenden Talhang auf. Ursprünglich war der See grosser und sein Niveau höher, bevor sich der Poschiavino allmählich in den Riegel einschnitt und den Abfluss tiefer legte. Die « Kraftwerke Brusio » haben den Lago di Poschiavo angezapft, was zeitweilig zu einer hässlichen Absenkung führt. Dem Umfang nach kommt der Bergsturz von Miralago nicht an denim Val di Campo heran. Beide dürften aber von gleichem Alter sein ( Wende Spät-/Postglazial ).

PFLANZENKLEID UND FLORA Weit mehr als die Geologen haben sich die Botaniker mit dem Puschlav befasst, ja sogar die Freie Universität Berlin ( Prof. T. Eckardt ) bearbeitet seit einigen Jahren die viele Raritäten beherbergende Puschlaver Flora. In diesem alpinen Südtal begegnet man noch der Jupiternelke ( Lychnis flos-jovis ) am seltenen Wildstandort, und der Kenner entdeckt ungewohnte Trocken-farne wie Ceterach officinarum oder Woodsia ilvensis an besonnten Felsen.

Der steile Abfall vom Berninapass zu den Pforten des Veitlins bringt ein wechselvolles Vegetationsbild auf engstem Raum hervor, wo nordisch-boreale und submediterrane Florenelemente einander fast berühren. Bei Cavaglia hat der Siebenstern ( Trientalis europaea ) einen seiner südlichsten Standorte inne; es ist ein seltener Überrest aus den Eiszeiten, der bei einem kälteren Klima von Norden vordrang und in den Alpen nur noch Reliktstandorte besiedelt, aber von den deutschen Mittelgebirgen nordwärts weit verbreitet ist. Umgekehrt treffen wir bei Brusio auf die mittelmeerische Hopfenbuche ( Ostrya carpinifolia ), die vom Veltlin einwanderte, während man die gewohnte Hagebuche vermisst.

Eine klimatische Eigenart des Puschlavs ist der häufige Nordföhn, eine der Ursachen, dass Buche und Hagebuche im Puschlav fehlen und die Weisstanne zurücktritt ( grösserer Bestand an der Motta di Balbalera ). Auch dem obern Veltlin von Sondrio aufwärts ist die Buche fremd, da sie den kontinentalen Klimaeinschlag der inneralpinen Täler ebenso meidet wie zu hohe Lufttrockenheit.

Beim Aufstieg in einem Gebirge erleben wir vertikal einen ähnlichen Vegetationswechsel wie auf viel grössere Entfernung polwärts. Diese zonale Abfolge beginnt im Puschlav mit der colli- 1 \ 1 ^

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IR ANO nen Höhenstufe, in der Edelkastanie, Mais und Rebe gedeihen. Der ursprüngliche Eichen-Lin-den-Mischwald ist auf die felsigen Talhänge zurückgedrängt. Er geht um 1ooo Meter ( bei Südexposition ) allmählich in den montanen Laub-mischwald über, der freilich kaum noch natürlich vorkommt, sondern durch Wiesen oder Hasel-Espen-Erlen-Gebüsch ersetzt ist ( Buschweide ).

Oberhalb 1400 Meter setzt der subalpine Fich-ten-Lärchen-Wald ein, den bis etwa 1800 Meter die Fichte, darüber bis zur Baumgrenze die Lärche dominiert. Die Fichte ist die Hauptholzart im Puschlav und der verbreitetste Baum der subalpinen Stufe. Bei Sassiglione steigt Lärchenwald bis auf 2300 Meter, was hier wohl der natürlichen Grenze entspricht. Meist hat aber der Mensch die Waldgrenze künstlich herabgedrückt und ganze Gebiete, wie den Berninapass, kahlgeholzt.

Früher war im obern Puschlav die Arve noch häufiger, bevor man sie rücksichtslos zu fallen begann. Im kühlen und feuchten Blockschutt um den Lago di Saoseo hat sich ein prächtiger Arvenwald erhalten, mit Alpenrose und Heidelbeere im Unterholz und charakteristischen Begleitern wie Luzula spicata, Solidago alpestris und Lonicera coerulea.

Die Legföhrenbestände am Kalkberg des Sassalbo zwischen 1900 und 2200 Meter erinnern an das Unterengadin. Eigenartigerweise tragen auch die Gletscherschliffe bei Cavaglia im Urgestein einen reinen Legföhrenbestand. Waldföhre besiedelt die Hänge im untern Puschlav, östlich über Brusio als Krüppel zusammen mit Lärche bis zur Baumgrenze ( 2100 m ). Wieweitspontan, ist nichtgeklärt.

Floristisch am reichsten ist die alpine Stufe, der Bereich zwischen Wald- und Schneegrenze, besonders, wo eingestreute Kalkinseln mit Silikatgesteinen wechseln. Die nivale Zone schliesslich, hier von 2900 Meter aufwärts ( Schneegrenze ), beherbergt in den zentralen Alpen trotz der verkürzten Vegetationszeit immer noch über too Blütenpflanzen, an extreme Verhältnisse angepasste Pioniere, die an die Arktis gemahnen und einen köstlichen Schmuck unserer Berge darstellen.

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