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Skifahrten im Ötztal

Hinweis: Questo articolo è disponibile in un'unica lingua. In passato, gli annuari non venivano tradotti.

Von Hugo Dörig

( Zürich ) Da ich an keiner der vom CC organisierten Tourenwochen ( vgl. « Die Alpen », Juni/Juli 1950 ) teilnehmen konnte, fuhr ich am 31. März 1950 mit Bekannten nach Vent, von wo ich, zusammen mit einem ebenfalls einzel-fahrenden Wiener, bis zum 11. April 1950 Tagesfahrten und längere Touren unternahm. Dabei machte ich einige Erfahrungen, die auch andern Führerlosen vielleicht von Nutzen sein können.

1. Gelände: Das Ötztal umfasst ein weites Skigebiet, in dem der Tourenfahrer bei beschaulichen Wanderungen wie bei Gipfelstürmerei voll auf seine Rechnung kommt. Unvergesslich bleiben stundenlange, ermüdende Spurarbeit, beschwingte rassige und sanfte Abfahrten von Hütte zu Hütte, die beglückende Fernsicht vom Similaun, der jeden Ausblick beengende Sturm um die Wildspitze. Technisch ist das Gelände meines Erachtens leicht, wenn es auch zur nötigen Vorsicht wegen möglichen Spalten und Lawinen zwingt. Es lässt sich vielleicht am besten mit der Silvretta zwischen Samnaun und Klosters vergleichen.

2. Standort: Der mir durch verschiedene Umstände aufgezwungene « Mischbetrieb » von reiner Tourenfahrerei und Hotelferien mit Tagesausflügen war keine glückliche Lösung. Fährt man ins Ötztal, dann sollte man sich besser schon zu Hause entweder für Hotelferien mit Standortbindung oder für eine Rundtour mit wechselnder Unterkunft in den Berghäusern entscheiden. Denn die grossen Entfernungen und Höhenunterschiede verbieten eine öftere Rückkehr ins Tal ( Vent oder Obergurgl ) als zeitlich unrentabel. So oder so lässt sich auch das Gepäck erleichtern.

3. Unterkunft: Eine Rundtour wird begünstigt durch die zahlreichen, trefflich bewirtschafteten Hütten, wenn auch die Heizung nicht immer funktioniert. Auch wir haben im Hochjochhospiz eine kalte Nacht verbracht und eine noch kältere in der Breslauer Hütte. Über die Öffnungszeiten erkundige man sich im Tal. So war z.B. die Breslauer Hütte nur vom Ostersamstag bis Dienstagmorgen geöffnet.

4. Verpflegung: Auf den Berghäusern hat man oft sogar die Wahl verschiedener Mahlzeiten zu bescheidenem Preise. Wer sehr durstig ist und sparen will, nehme selbst Schwarztee, Nescafé und Zucker mit und bestelle einfach « ein Teewasser ». Zu empfehlen ist auch eigene Zwischenverpflegung: Schokolade, Dörrobst usw.

5. Ausrüstung: Vergessen wir auch bei schönstem Wetter nicht, dass wir uns auf vergletschertem Gebiet in einer Höhe zwischen 2500-3500 m bewegen, wo Wetterumschläge rasch möglich und die Nächte kalt sind. Touristen, die an Ostern im Gebiet des Similaun vom Wege zur Hütte abkamen und noch nachts umherirrten, sollen Zehen erfroren haben. Ein kurzer Pickel kann beim letzten Anstieg zum Similaun und zur Wildspitze an vereisten Stellen gute Dienste leisten. Das Seil im Tal und die Steigeisen zu Hause zwangen uns zum Verzicht auf die Finailspitze. Der vom Hauslabjoch zum Gipfel führende Grat war teilweise verwächtet und teilweise mit Blankeis bedeckt. Und die Wildspitze fanden wir am Osterdienstag nur dank Karte, Kompass und Höhenmesser. Denn das Gipfelkreuz zeigte sich erstmals, als wir vom Skidepot aus bei vorübergehendem Nachlassen heftigsten Schneegestöbers die Flanke begingen. Für Reservehandschuhe und -brille, beide waren bald vereist, waren wir bei der Abfahrt sehr froh.Auch eine gut ausgestattete Apotheke dürfte selbstverständlich sein, wenn man bedenkt, dass ein Arzt erst in Sölden erreichbar ist, sofern nicht zufällig ein fremder Arzt in Vent oder Obergurgl zur Verfügung steht.

6. Routenbeobachtungen ( vgl. Skiführer der Inner-Ötztaler Alpen von Jul. Gallian, Verlag Rother, München 1941 ):

a ) Rundtour Vent-Taufkarjoch-Braunschweiger Hütte-Rettenbachjoch-Innere Schwarze Schneide-Heiligkreuz-Vent ( zwölf Stunden ): Bei aperen Südhängen lohnt sich der kürzere Aufstieg über den Sommerweg von Vent nach P. 2919 unter dem Wilden Mannle. Mit Harscheisen gelangt man rasch zum Taufkarferner. Der steile Südhang am Joch kann wegen Schneerutschgefahr bösartig sein. Oben angelangt, steht man ohne Gegenabstieg unmittelbar auf dem Mittelbergferner. Auf dem Ferner wegen Spalten rechts halten ( wie Kartenroute ). Von der Inneren Schwarzen Schneide gibt es zwei ( nicht eingezeichnete ) Abfahrten; entweder östlich über den Rettenbachferner, nördlich des Felsgrates zum Seiterjöchl oder ( schöner ) südlich davon ebenfalls in östlicher Richtung auf den Seitenferner. Von dort berauschende Abfahrt im Sulzschnee, wo man zum Schluss aus lauter Übermut in den Erikastauden oder auf einem Felsbrocken landen kann. Mühsamer Marsch von Heiligkreuz zurück nach Vent.

b ) Von Vent zur Samoarhütte darf der die Steigung gleichmässig überwindende Sommerweg ab Schäferhütte nur bei ganz sicheren Schneeverhältnissen begangen werden. Man erspart sich damit den kräfteraubenden letzten Anstieg von der Talsohle zur Hütte.

c ) Von der Similaunhütte zur Hinteren Schwärze führt ein direkter Weg ( nicht eingezeichnet ) nördlich des Similaun zwischen P. 3187 und P. 3341 auf den Marzellferner, auf dem er bei P. 3270 in die Route von der Samoarhütte mündet. Auf dem Ferner Achtung vor Spalten.

d ) Von den Guslarspitzen zum Platteiberg: Wer die Gegensteigung zur Vernagthütte vermeiden und diese liegen lassen will, halte sich bei der — leichten — Abfahrt rechts an die Moräne nördlich P. 2834 und fahre direkt hinunter zu P. 2515 am Vernagtbach.

eÜber das Mitterkarjoch von der Breslauer Hütte zur Wildspitze: Gallian spricht nur von einem Aufstieg zur Gratscharte. Es führen aber zwei sehr steile Couloirs hinauf ( Lawinengefahr meines Erachtens gering, da unten durch den schwächer geneigt verlaufenden Hang abgestützt; wir sind — bis zu den Hüften einsinkend — vorsichtig hinaufgestapft ). Dabei benützt man das linke, sich an den Rand rechts haltend. Das rechtsseitige Couloir ist zwar breiter, endet aber jenseits an einem Eishang, der kaum einen Übergang erlaubt. Vom linken Couloir dagegen tritt man mühelos auf den Gletscher hinaus.

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