Streifzüge über die Alpengrenze | Club Alpino Svizzero CAS
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Streifzüge über die Alpengrenze

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Mit 2 Bildern ( 144, 145Von Herbert Alboth

( Bern ) Das Pommât Einst stard ich in den Tagen des Aktivdienstes auf der höchsten Warte der Tessiner Alpen, dem Basodino, und blickte in das mir tief zu Fussen liegende Pommât. Sah die wie blaue Augen aus der kargen Bergwelt leuchtenden Stauseen, die ich selbst auf den neuesten Karten nicht alle finden konnte, verfolgte die veisse Strasse zum San Giacomo, die sich vorbei an zierlichen Siedlungen in vielen Kehren aus dem dunklen Grün des Tales auf die Höhe des Grenzpassiîs schlängelt. Ich hörte von den Bewohnern dieses Tales, die vor Jahrhunderten einst über die Alpen kamen und heute noch einen altdeutschen Diaiekt sprechen.

Mit dem Feldstecher schaute ich nach den weissen, im Sonnenschein freundlich leuc Wenden Wärterhäusern der Stauseen, bemerkte die ganz andere Bauart der sei mucken Häuser, glaubte die roten Blumen vor den Fenstern zu erkennen, al: nte die Sauberkeit und Ordnung der Menschen, die dort wohnen und fühlte mieli so irgendwie von diesem oberitalienischen Bergtal angezogen. So reifte der Elntschluss, dem Pommât die ersten Bergfahrten des Friedens zu widmen.

Diesen Entschluss, der schon im ersten Friedensjahr in die Tat umgesetzt wurde, hatte ich nie zu bereuen, war er doch eine Quelle neuer Erlebnisse und Eindrücke in einer uns lange Zeit verschlossenen Bergwelt, inmitten eines von uns fast vergessenen sympathischen Völkleins. Sei es über den Griespass, den verschneiten San Giacomo, die steile Bocchetta di Val Maggia oder die Guriner Furka, immer wurden mir die Streifzüge ins Pommât zu allen Jahreszeiten zu Berg- und Naturerlebnissen, welche die reine und schöpferische Ausspannung vermitteln, die uns im heutigen Weltgetriebe doppelt notwendig wird. Aus dieser Summe der Erlebnisse schöpft dieser Bericht über dis Pommât.

Unter der Staumauer des Fischsees liegt an der Paßstrasse das Rifugio Maria Luisa, eine freundliche und geräumige Hütte des italienischen Alpenklubs. Im Mitttlbau befinden sich ein grosser Speisesaal, die Küche und zwei heimelige Klubräume. In den anschliessenden Flügeln sind in zwei Stockwerken die sauberen Zweier- bis Siebenerzimmer untergebracht. Die vom sympathischen Hüttenwart gut unterhaltene Hütte ist ein bequemer Stützpunkt für Bergfahrten in diesem Grenzgebiet. Im Winter, meterhoch überschneit, erschlksst sie ein dankbares und weites Skigebiet.

Besonders ;u schätzen wusste ich die in allen Zimmern und Aufenthaltsräumen eingerichtete elektrische Heizung, als ich an einem stürmischen Februartag nach halbtägiger Fahrt durch Neuschnee und Nebel, vom Bedrettotal her über den San Giacomo kommend, im Rifugio landete. Wie bei allen Fahrten, mit F ass und Visa wohlversehen, kam mir damals die Gelände- kenntnis und der Umgang mit Kompass und Karte gut zu statten. Erst hinter der Passhöhe erleichterte die im Nebel auftauchende schwarze Wand der Staumauer des Fischsees die Orientierung. Die Wächter im Wärterhaus trauten ihren Augen kaum, als sie von der Schweizer Seite her einen Skifahrer durch die spurlose und flaumige, damals ihren tiefsten Stand erreichende Seefläche ziehen sahen.

Sommer und Winter treffen sich hier an den Wochenenden, an Fest-und Feiertagen, die Klubkameraden aus den grossen Städten Oberitaliens. Schöne Erinnerungen sind auch die kleinen Feste und gemütlichen Abende, wenn hier Italiener und Schweizer Bergkameraden sich treffen.

Folgt man vom Rifugio der kehrenreichen Strasse talwärts, dann grüssen uns in der Tiefe die eng aneinandergedrängten Hütten und Häuslein von Kehrbächi. Im Sommer kürzt ein Weglein durch Erlen- und Weiden-stauden die Strasse. Bei guten Schneeverhältnissen reizt der Hang oft bis in den Maimonat zu schwungvollen Abfahrten. Nach Westen öffnet sich der Übergang zum Griesgletscher. Dort, wo auf der Karte das Dörflein Moraschg verzeichnet ist, sammelt die jäh das Tal abschliessende Staumauer des Moraschgosees die Wasser des Gries- und Hohsandgletschers.

Hier zog ich einst im Herbst vorbei, nicht ohne vorher bei herrlichster Fernsicht von der Höhe des Grieshornes Weg und Steg mir zu erkunden. Wie heute noch an Spuren festzustellen ist, war der Griespass zu früheren Zeiten ein gut ausgebauter Saumweg. Ob der Alp Bettelmatt liegt auf- dem luftigen Vorsprung « zum Stock » ein weiteres Rifugio des italienischen Alpenklubs, die Gemslandhütte der Sektion Busto Arsizio. Ein Stützpunkt auf 2531 m, wie er für Frühlingsskitouren im Hohsandgebiet nicht besser gewählt sein könnte. Gut ausgebaut wie das Rifugio Maria Luisa, bietet die Hütte mit ihren 45 Betten gute Unterkunft und Verpflegungsmöglichkeiten.

In der tiefen Mulde des Hohsandbaches ist zwischen « Himmelberg » und « dem Stock » eine weitere Staumauer im Bau, hinter der sich einmal die Wasserfläche des Sees bis unmittelbar unter den Hohsandgletscher dehnen wird. Diese kleinen und grossen Stauseen bereichern auf diesen Höhen das Bild der kargen Berglandschaft. Durch die vermehrte Ausnützung der Wasserkräfte zugunsten der oberitalienischen Industrie wird dafür aber das Landschaftsbild durch das Gewirr der Stangen, Leitungen, der Röhrenanlagen und durch die massigen Kraftwerkbauten um so mehr verschandelt. Dem einst so berühmten Tosafall, der weiter unten in gewaltigen Sprüngen eine Talstufe von 143 m überwindet, nehmen die Speicherwerke das Wasser. Sogar Richard Wagner, der im Jahre 1852 auf seiner ersten Italienreise über den Griespass ins Val Formazza wanderte, bezeichnet den Tosafall in seinen Schriften als « von überwältigender Schönheit ».

Hinter der Staumauer des Moraschgosees öffnet sich nach Südwesten der Neufelgiupass, der an den Wänden und Flanken der Banhörner vorbei zum Lebendunsee und zum Lago Büsin führt. Auch diese Seen, mit dem etwas höher £ elegenen Obersee, sind gestaut. Im Rifugio am Lago Büsin oder in den Häusern der Stauwehrwächter ist immer freundliche und gute Unterkunft zu finden. Empfehlenswert ist der Anschluss an den Albrunpass und eine Bergwanderung nach dem Binntal im Wallis. Bis weit in den Mai hinein eröffnen sich hier herrliche Möglichkeiten für den Frühjahrsskilauf.

Nun zurück zur Giacomostrasse nach Kehrbächi, von den Italienern Riale genannt. Diese kleine, nur im Sommer bewohnte Siedlung, besteht aus zwei für sich abgeschlossenen Häuserhaufen, auf beiden Seiten der Tosa. Die Bewohne'bezeichnen sie heute noch als « zum undre Dorf » und « zum obre Dorf ». Past ängstlich um die kleine Kirche geschart fügt sich das obere Dorf an einen Wiesenbuckel, während sich die Häuser des unteren Dorfteiles auf einem Felshubel zusammendrängen. Gern lagert hier der müde Wanderer an der kühlen Tosa, lässt den Blick in die Runde schweifen odei macht sich seine Gedanken über die saubere Bauart dieser Häuser, bei denen sich weissgetünchte Mauern, braune Balken und rote Geranien anmutig und freundlich zusammenfinden. Die Bewohner sprechen ihr eigenes « Pommater Dütsch », das auch von i ns Schweizern gut verstanden wird und die italienischen Sprachkenntnisse überflüssig macht.Wir folgen den Wassern der munter rauschenden Tosa, die uns talwärts in die Siedlungen der Walser führt.

Nach der Überwindung der gewaltigen Talstufe des einstigen Tosafalls, über dessen schwarze Felsen heute nur noch einzelne Wässerlein tropfen und wo man m Winter vergeblich nach den himmelhohen, auf alten Postkarten verewigten Eiskaskaden sucht, trifft der Wanderer kurz nach dem Kreuzsteg aui die schmucken Häuser der alten Walsersiedlung Früttwald ( Canza ). Jenseits der Tosa stehen bei der alten Kapelle die ältesten der braunen Häuser, welche die noch aus dem Wallis überlieferte Bauart am reinsten erhallen haben. Hart an der Strasse stehen Kirche und Häuser des jüngeren Dorfieiles. Z'Früduwald, wie die Bewohner selbst dieses heimelige Dörflein nennen, wohnt, umgeben von seinen Kindern und Enkeln, der alte Schulmeister des Tales. Ihn wollen wir besuchen, um aus seinem Munde noch mehr von der alten Geschichte des Pommats zu vernehmen.

Fremder Besuch ist dem alten Antonio Ferrera immer willkommen, ist er doch selbst ein weltoffener und gescheiter Mann, der gerne andern zuhört und auch von sich aus viel zu geben hat. Seine 87 Jahre sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen, die Beine mögen nicht mehr recht, und ein ständiges Zittern lässt d;n Kopf kaum zur Ruhe kommen. In diesem Kopf mit dem weissen, schütteren Haar und den vom Leben gezeichneten Gesichtszügen lebt aber noch ein Geist, der frisch und lebendig wachen Sinnes der Zeiten Lauf verfolgt und sich auch um Jahrzehnte zurückerinnert.

Mehr als £0 Jahre war Antonio, dessen Geschlecht sich früher Schmitt nannte und aus dem Wallis stammt, der Lehrer dieses Tales. Generationen hat er die Sprache seiner Väter gelehrt, und als dies später eine unverständige Regierung nicht mehr gestattete, die ersten Kenntnisse des Italienischen Die Alpen - 1347 - Les Alpes33 beigebracht. Noch heute sind ihm die alten Schweizer Lieder geläufig, die einst auch hier noch gesungen wurden. Einmal verfasste er eine Geschichte des Pommats, die, einem schweizerischen Professor zum Studium mitgegeben, nie wiederkehrte...

Aus Bruchstücken seiner Aufzeichnungen, die er mühevoll wieder zu-sammenfügte und ergänzte, erzählt uns der alte Schulmeister von seinem Tal. Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, ihm zu lauschen, aus seiner Anteilnahme, die er liebevoll auch den kleinsten Dingen widmet, die Anhänglichkeit und Liebe zum Lande der Väter herauszuspüren. Er beginnt mit den Jahren um 1250, als die ersten Walliser aus dem Goms über den Griespass stiegen, unter sich das Waldtal des Pommats mit seinen saftiggrünen Matten sahen und hier in Früttwald die erste Siedlung gründeten. Vorbei an diesen ersten Hütten zogen weitere Ansiedler talwärts und begründeten die Dörfer Gurfelen, Zumsteg, Wald, Tuffwald, Andermatten, Stafelwald, Unterstafel und Boneige. Auch die Berge, die wilden Bäche, die sich aus kahlen Höhen in die Tosa stürzen, Wälder und Alpen tragen heute noch die alten, deutschsprachigen Namen jener Zeiten. Später folgten den Leuten aus dem Wallis auch Familien aus dem Urnerland und dem Haslital. Diese Einwanderung aus den Alpentälern der Schweiz lässt sich bis in die jüngste Zeit nachweisen. Familiennamen, wie Bacher, Matli, Zur-tannen, Lagger, Willi, Schilling, Ambühl und andere, sind deutliche Ver-wandtschaftszeichen mit der alten Eidgenossenschaft.

Der alte Schulmeister macht auch auf ein Beispiel aufmerksam, an dem er den Einfluss der eingewanderten Urner besonders nachweisen will. So sollen die Leute aus dem Tal der Reuss auch hier die wilden Bäche mit dem gleichen Namen bedacht haben. Wie Feststellungen ergaben, werden von den Bewohnern des Pommats auch heute noch einzelne Bäche mit « Ries » oder « Riess » bezeichnet.

Andere Familien zogen später weiter, stiegen bei Stafelwald ( Fondavalle ) über die Furka und gründeten im Tessin das einzige deutschsprachige Dorf, die Walsersiedlung Bosco-Gurin. Bis in die Jahre vor dem letzten Krieg herrschten zwischen den Pommatern und Gurinern herzliche Beziehungen. Aus dem Pommât zog alt und jung am 25. Juli zum Fest des Heiligen Theodor nach Bosco-Gurin. Dafür erschienen die Leute aus Gurin jeweils später zum Kirchenfest in S. Boneige im Pommât.

Es sind vor allem diese Beziehungen mit den Bergtälern der Schweiz, die durch den Krieg jäh unterbrochen wurden, denen der alte Antonio und mit ihm alle Pommater am meisten nachtrauern.

Gerne erinnert er sich auch der Zeiten, da der Griespass ein gut ausgebauter Saumweg war und er mit jungen Männern des Tales und seinen Produkten über den Gletscherpass ins Wallis zog. Oft führte ihn der Weg auch über die wilde Grimsel, durchs Haslital, nach Meiringen und dem See entlang nach Interlaken. Zeugnis dieser Fahrten sind die in fast allen Häusern des Pommats stehenden, berühmten Haslispinnräder mit den eingebrannten alten Jahreszahlen. Zeugen einer guten alten Zeit, die auch heute noch in den Händen fleissiger Frauen und Mädchen ihr bestimmtes Tagwerk leisten.

« Sackerktt, Sackerlott », schimpft der Alte, wenn er in Kästen und Truhen nach bestimmten Dingen sucht, die schon lange nicht mehr ans Licht der Gegenwart geholt wurden, scheinbar verschwunden sind. So türmen sich auf dem Tisc le alte Bibeln, Schulbücher, Liederhefte und andere liebevoll gesammelte Erinnerungen aus dem Wallis. Unter Zeitungsausschnitten und Photos liegen in abgegriffenen Sammetkästlein Gedenkmünzen vom Simplon-durchstich — einem Ereignis, das damals seine Schatten bis in die hintersten Bergtäler beidseits der Alpen warf — und daneben das schöngeprägte Stück einer Basler Jahrhundertfeier zum Eintritt in die Eidgenossenschaft.

Immer weder erkundigt sich Antonio nach dem Leben in der Schweiz, fragt nach einem Obersten und Hauptmann, die einst als Mitglieder einer Grenzziehungskommission bei ihm zu Gast waren, und zeigt lebhaftes Interesse an allen Fragen dieser Welt. Auf Boden und Bänken rutschen dabei seine blonden Enkelkinder um den Tisch herum, versuchen den Worten des Grossvaters zu folgen und mustern verstohlen die ihm so interessiert zuhörenden Fremden.

Antonio Ferrera ist wohl heute einer der kundigsten Erzähler im ganzen Tale. Jede Stunde bei ihm erschliesst neue Ausblicke in die alte und eigenartige Geschichte der Walser in diesem oberitalienischen Alpentale. Noch viel wäre zu erzählen von alten Bräuchen, wie etwa vom Seelenbalken in der Hauswand von der Bauart der Häuser und Stadel, von den kunstvollen Handarbeiten der Frauen und Männer und den Spielen und Liedern der Kinder. Von ier handwerklichen Kunst des Möbelbaues und der Holzverarbeitung erzählt schon Antonios Stube ihre eigene Geschichte. Kunstvoll geschnitzte Türfüllungen, die zierlichen Muster der eingelegten Truhen und Schränke und andere Handarbeiten sind die wertvollen Zeugen einer alten, heute leider in Vergessenheit geratenen Volkskunst.

Unterdessen sind die Zeiger der alten Pendüle schon weit gegen Abend gerückt. Der Weg ist noch weit und der Sack nicht leichter geworden. Mit der Bitte, auch beim nächsten Besuch im Pommât wieder vorbeizukommen, werden wir voran alten Schulmeister entlassen.

Dort, wo sich im Winter meterhoch der Schnee neben der Talstrasse türmt, zieht der Wanderer im Sommer und Herbst durch blumige Matten und lichte Läraienwälder. Mit jeder Wegbiegung stösst man auf neue Schönheiten der Landschaft oder trifft eine malerische Häusergruppe mit dem anregenden Wechsel von Braun zu Weiss, eine kleine Kapelle mit frischen Blumen vor den Bildern, oder einen Ausblick talabwärts, wo irgendwo zwischen den Zinnen und Gräten des Wandfluhhornes, der Marchenspitze und dem Ritzberg Furke i und Pässe ins Tessin führen.

Da und dort sind an verwitterten Häusern und Stadeln alte deutsche Haussprüche zu lesen. Sprüche, die, wie in unseren Alpentälern, Glück und Segen über Hat s und Menschen erflehen oder kundtun, wer hier vor Jahrzehnten und oft sogar vor Jahrhunderten der Baumeister war. Auf den frucht- baren Feldern und Wiesen werken Männer und Burschen, Mädchen und Frauen tragen Heu und Holz in schweren Hütten. Grüsse fliegen hin und her, erweitern sich zu einer kurzen Plauderei oder gar zu einem Besuch im nahen Heim.

Zumsteg, von den Italienern Ponte benannt, ist der grösste und zugleich der Hauptort im Val Formazza. Hier liegt die italienische Grenzwache und hier endet der Postkurs von Domodossola her. Eine mächtige Zentrale, die grösste im Tal, verarbeitet die gesammelten Wasser des oberen Pommats und des Lebendunsees, dessen Wasser dem Tal auch den Namen geben, das hier vom Westen hep ins Formazzatal einbiegt. Zwischen Wald und Zumsteg steht das zurzeit einzig offene Hotel.

Folgt man weiter unten im Tale, dort wo beidseits die Hänge näher zusammenrücken und steiler werden, von Stafelwald ( Fondavalle ) der Landstrasse nach Unterstalden ( Foppiano ), so zweigt vor den Kehren, die hier den steilen Talaufschwung überwinden, ein schattiger Fussweg nach S. Boneige ( Altillone ) ab. Durch die dunklen Tannenwipfel dringen einzelne Sonnenstrahlen, streifen die kleinen Bildstöcke am Wege und lassen uns auf einem Teppich aus Licht und Schatten schreiten.

Nach Überwindung der bewaldeten Talschranke liegt zur Rechten, zwischen Hügeln und Felsen eingebettet, ein kleiner See. Überragt vom weissen Viereck der Kirche grüsst über dem See die kleine Walsersiedlung, die während des Krieges als einzige im Tale niedergebrannt wurde. Die meisten Häuser sind heute wieder aufgebaut und über die übrigen Reste wuchert das ewige Grün der Natur. Ein kleines Dörflein, das fern dem Weltgetriebe, allein und glücklich mit seinen Bewohnern wieder so weiterleben will, die in harter, aber ertragreicher Arbeit wie ihre Vorfahren einer rauhen Natur das abringen, was sie zum Leben brauchen.

Hinter der schmucken Kirche beginnt ein kleiner Pfad. Den Felsbändern folgend führt er hinauf zum Lago Büsin und zum Lebendunsee und findet dort den Anschluss zum Albrunpass, der unter dem Ofenhorn ins Binntal führt. Schön und erlebnisreich muss auch die Wanderung in umgekehrter Richtung sein, eine Alpenfahrt durch das Binntal, ein Abstecher auf das Ofenhorn und auf irgendeinem Weg hinab ins Pommât.

Auf dem gleichen Pfade, dem einst die Walser mit schweren Lasten nach Bosco-Gurin folgten, streben wir steil aufwärts den Furken zu. Die Hütten Ob Gesehen und der Alp Stafel liegen mit den letzten Tannen hinter uns. Vor der Abzweigung der beiden Pfade wählen wir die Route über die Bodenalp und die Guriner Furka. Die Hintere Furka führt am Lago Superiore vorbei, durch unwegsames und steiniges Gelände, so dass der kleine Umweg wohl zu empfehlen ist.

Eine kurze Anstrengung, um über den Felsengrat die Marchenspitze zu erreichen, belohnt der talweite Blick, den wir vom Gipfel aus geniessen. Noch einmal sehen wir unter uns das weisse Band der Strasse, unterbrochen durch die gri nen Wälder und die zierlichen Siedlungen mit den im Sonnenschein so freundlich blinkenden Fenstern. Das ist das von uns durchwanderte Pommât mit seinem eigenartigen Völklein, dem durch den Frieden wiedergewonnenen Neuland touristischer Möglichkeiten und Entdeckungen, das jedem etwas bringt, der es noch versteht, den Sorgensack daheim zu lassen und offenen Sinnes Gottes herrliche Natur zu kosten.

Wieder auf Schweizer Boden, stapfen wir gewiegten Schrittes über weglose Weiden talwi.rts der Grossalp zu und finden beim Kreuz den Alpweg nach Bosco-Gurin. Von den Guriner Freunden herzlich willkommen geheissen, beschliessen wir hier Weg und Rückblick in den Spuren der Walser.

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