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Überschreitung des Mont Blanc mit Ski

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Mit 3 Bildern ( 1—3Von Josef Roos

( Geni ) Es war ein besonderes Merkmal des vergangenen Winters, dass nach meist verregneten und hoffnungslos trüben Samstagen strahlender Sonnenschein diejenigen Unentwegten für ihren Optimismus belohnte, die trotz allem es wagten, auszuziehen. An einem solch prächtigen Sonntagmorgen befand ich mich, eben der schwindligen Seilbahn entronnen, auf dem Gipfel des Brévent, 1500 m über Chamonix, wo ich von Genf herkommend die Nacht zugebracht hatte.Von den erstmals nach dem Krieg gelockerten Einreisebestim-mungen Gebrauch machend, kannte ich nun schon einige Gipfel Savoyens, aber nirgends hatte mich bis dahin die Rundsicht so gefesselt, ja überwältigt wie von dieser unverdient leicht erreichten Sonnenterrasse. Ringsum war alles von dem die Nacht hindurch gefallenen Schnee frisch verzuckert. Durch das Couloir zu meinen Füssen, durch das bei guten Verhältnissen die Abfahrt führt, zischten diesmal die Lawinen. Doch vor allem nahm die andere Talseite den Blick gefangen: dort thronte mit seinem Heer von Vasallen, neben sich alles nichtig erscheinen lassend, der höchste Gipfel unserer Alpen, der Mont Blanc. Der Dru, die Verte und die Aiguilles von Chamonix prangten in einem silbernen Rauhreifkleid. Wo letztere am Col du Midi langsam im Gletscher untertauchten, begann ein anderes Reich. Über Mont Blanc du Tacul und Mont Maudit stiegen die Zinnen in drei Stufen zum Mont Blanc empor, dessen Kuppe sich unwahrscheinlich hoch in den blauen Äther erhob. Phantastische Schneefahnen wehten um seine Gräte und verrieten trotz des glanzvollen Tages einen wütenden Sturm. Einmal in dieses Reich einzudringen und den höchsten Gipfel zu ersteigen, blieb seit jenem Tag mein brennendster Wunsch.

Schon drei Monate später sollte sich der Traum verwirklichen. Nach den üblichen, mit Hinsicht auf die Auslandsreise noch beträchtlich umständlicheren Vorbereitungen traf ich meine Freunde aus Luzern, Hans Fehlmann, Otto Pfenniger und Max Küttel am Bahnhof Genf. Mit einem hellen Jauchzer kündete sich die Einfahrt des Zuges an. Nicht ohne unliebsamen Zwischenfall — man versäumte beim Umsteigen auch unsere Ski umzuladen — erreichten wir um die Mittagszeit Chamonix.

Anderntags wanderten wir auf bequem angelegtem Weg, manchmal auch kurzweg dem Geleise der Zähnradbahn folgend, langsam gegen Montenvers. Den faulen Winter hindurch dem Lastentragen ziemlich entwöhnt, schleppten wir schwer an unseren Säcken, die, mit allem beladen, was so eine Hochtourenwoche mitzuführen heischt, nicht zu vergessen die langen Bretter, uns manchen Schweisstropfen und unterdrückten Seufzer abrangen. Unter gemütlichem Geplauder gewannen wir unmerklich an Höhe und erwarteten mit Spannung, dass uns eine letzte Wegbiegung den Blick auf die gewaltige Felspyramide des Dru freigäbe. Hinter dem Stationsgebäude, angesichts der eindrucksvollsten Nachbanij hielten wir Mittagsrast, zur Linken die Kette der Aiguille Verte mit ihrem westlichen Eckpfeiler, dem Dru, im Hintergrund, halb verdeckt durch die Aiguille, du Tacul und die tiefe Wolkendecke, die Grandes Jorasses und zur Rechten das Nadelbündel des Grand Charmoz, aus dem die Aiguille de la République kühn herausstach. Keine Sommerfrischler störten zu dieser Jahreszeit die Ruhe, und nur ungern rissen wir uns nach zwei Stunden los, um weiterzuziehen.

Der Weg senkte sich langsam zum Gletscher nieder, der hier in seinem untersten Teil schon beinahe völlig aper war. Das blaugrün schimmernde Spalteneis und die letzten Schneeresten formten ein Streifenmuster von eigenartigem Kontrast und bildeten zusammen mit den spärlichen Sträuchern auf der Moräne, die schon im ersten zarten Grün standen, ein Symbol der gebrochenen Kraft des Winters und des neuerwachenden Frühlings. Solche Schönheiten mit offenem Auge zu sehen und sich daran freuen zu können, das gehört neben den eigentlichen Anstrengungen um die Gipfel zum grossen Erleben der Berge, und wenn es unsern beiden Photographen immer wieder gelang, solche Ausschnitte im Bilde festzuhalten, um damit später unserm leider allzuschwa chen Gedächtnis ein wenig nachzuhelfen und die verblassten Erinnerungen wieder wachzurufen, so konnte man sich keine idealer zusammengesetzte Seilschaft wünschen.

Nach dem Queren einer plattigen Felspartie warfen wir erleichtert die Ski in den Schnee. Unsere Säcke indessen hatten an Gewicht noch etwas zugenommen. In weiser Voraussicht am Weg gesammeltes Brennholz sollte uns am Abend Benzin sparen helfen und ein wenig höchst willkommene Wärme spenden.

Wo bei der Aiguille de Trélaporte das Mer de Glace nach Süden abbiegt und seinen Namen in Glacier du Tacul ändert, tauchten zwei schwarze Punkte auf, die sich rasch näherten. Es waren Träger, damit beauftragt, für zwei Landsleute Proviant in die Hütte zu bringen, und die nun wieder zu Tal fuhren. Man trat aus der Spur, um den Weg freizugeben, rief sich einen guten Tag zu, sah sie bald hinter einer Geländewelle verschwinden und schon weit unten, wo wir vor kurzem noch standen, ihre Spuren gegen die Moräne hin ziehen. Ein flacher Stein mitten im spaltenlosen Gletscher lud zum Ausruhen ein. Ringsum war der Schnee vom kürzlich gefallenen Saharastaub rötlich gefärbt. Max war schon ein ziemliches Stück voraus. Gegen die Verte hin, im von wilden Graten umschlossenen Glacier de Talèfre, fiel ein merkwürdiges, wie von Menschenhand errichtetes Gebilde auf. Eine Art Moräne legte mitten im Eis ein regelmässiges Geviert, eine richtige Steinumhegung, wie sie überall in unsern Voralpen oder im Jura anzutreffen sind, sei es als Weidegatter oder zum Pflanzen einiger magerer Küchenkräuter vor der Alphütte. Ob wir mit unsern Pickeln in den « Pflanzplätz » wollten, war denn auch die Frage Hansens, jedoch ohne zu wissen, dass die Einheimischen jenes Naturspiel wirklich Le Jardin nennen. Als ein weiterer, willkommener Anblick zeigte sich das Ziel des heutigen Tages, das Refuge du Requin, weithin sichtbar auf einem Felssporn am Fusse des gleichnamigen Zahnes gebaut. Gerne hätten wir auf unserer weiteren Wanderung gesehen, dass die Sonne die versteinerten Flammen der Aiguilles, die sich hier von ihrer wildesten Seite vorstellten, entfacht hätte. In gewaltigen Plattenfluchten türmen sie sich aus dem Gletscher und zerfasern sich hoch oben in schartige Grate, so hoch, dass wir den Kopf weit in den Nacken biegen mussten, um sie zu bestaunen.

Inzwischen sahen wir unsern Kameraden in der Hüttentüre verschwinden, und bald lag nach einer flüchtigen Schnaufpause auch der letzte Aufschwung hinter uns. Durch einen Vorraum — mit den unordentlich herumstehenden Klappsesseln und den grossen Tischen wie eine Wirtsstube vor dem Aufstuhlen anmutend — gewann man die heimeligere Küche. Ein Berg Proviant, säuberlich im Schaft aufgestapelt, verriet, dass wir die Unterkunft mit andern teilten. Ziemlich hergenommen, liessen wir uns gerne durch unsern nimmermüden Koch verwöhnen, welcher bald heissen Tee und nach und nach ein vollständiges Menü auftischte, als da sei: Suppe, Spaghetti, gebratener Speck und nicht zu vergessen den währschaften Dessertkaffee. Das mitgebrachte Holz genügte gerade zu dieser Mahlzeit. Küchengeschirr gab es diesmal nicht besonders viel aufzuräumen. Es war nicht im Überfluss vorhanden.

Währenddessen kündigten uns Schritte im Vorraum die Ankunft einer weitern Partie an. Es waren Touristen aus Paris. Etwas beschämt beim Vergleich unseres reichhaltigen Proviants mit ihrem kärglichen, kam uns erneut zum Bewusstsein, wie bevorzugt wir auf einer vom Krieg verschonten Insel leben, während unsere Nachbarn sich noch immer nicht von seinen Greueln erholt haben. Beim Rauchen einer guten Pfeife und etlichem Kartenstudium war die Dämmerung bald hereingebrochen. Das Wetter machte immer noch schlechte Miene, entgegen ansteigendem Barometer und günstiger Voraussage für die nächsten Tage. Trotzdem wickelten wir uns voller Hoffnung in die Decken, und die Erwartung kommender grosser Dinge liess uns unruhig schlafen.

Schon um Mitternacht weckte mich dumpfes Gepolter genagelter Schuhe aus meinen Träumen. Es war Max, der sich über das Wetter vergewissern wollte.Vergeblich mühte er sich, den verklemmten Fensterladen aufzustossen, so verhallten denn seine Schritte bald ein Stockwerk tiefer. Schneefall, nichts zu hoffen! Inzwischen mochte eine Stunde verflossen sein, als ich ein zweitesmal aus dem Schlafe auffuhr und etwas von Sternen und schönem Wetter vernahm. Wirklich hatte sich im Süden ein grosses Wolkenloch aufgetan, durch welches einige blasse Sterne flimmerten. Doch über der Verte war immer noch alles düster verhängt. Nach kurzem Hin und Her legten wir uns nochmals aufs Stroh, um im Verlauf des Morgens bei besserer Sicht und klarem Kopf das Weitere zu beschliessen.

Um 7 Uhr früh fielen einige Tropfen, als wir von der Hütte aufbrachen. Angesichts des trüben Tages entschieden wir uns für einen Gipfel, der sicher bis zuoberst mit Ski begangen werden konnte und der uns dank seiner Lage mitten im Kreise dieser Eis- und Felsriesen einen guten Einblick in die Umgebung versprach. Der Aufstieg war schon von hier aus gut zu verfolgen. Wir spurten gemächlich La Bédière hinauf, eine Art Gletschertälchen, welches die Séracs du Géant auf der Seite des Petit Rognon passierbar machte. Auf dem beinahe ebenen Gletscherplateau des Glacier du Géant wies uns der ungefähr zweihundert Meter hohe Felsturm der Vierge den Weiterweg, welcher wirklich an eine versteinerte Madonna — auf weiss Gott welchem Weg hierher verirrt — denken liess. An ihrem Fuss legten wir unsere Spur zum Col du Géant, bogen aber kurz vor dessen Erreichen nach Westen ab. Es mag gegen 10 Uhr gewesen sein, als wir uns nach etwas individuellen Abstechern auf dem Gipfel des Petit Flambeau, 3437 m, zu einer sorgenlosen Rast zusammenfanden.

Diese unbedeutende, neben all den Berühmtheiten ringsum verschwindend kleine Erhebung scheint von Anbeginn dazu geschaffen zu sein, dem Bergsteiger als leicht zugängliche Aussichtskanzel die Wunder dieses herrlichen Gebietes zu offenbaren. Das Wetter hatte sich inzwischen gebessert, und eine freundliche Sonne wärmte den kleinen Gipfelblock. Über Italien lag von einer trüben Dunstschicht beschattet ein gewaltiges Nebelmeer, nach meiner Er- fahrung kein gutes Omen für Touren im Grenzgebiet, wo sich gewöhnlich der Kampf zwischen den beiden Wetterlagen abzuwickeln pflegt. Von vagabundierenden Wolkenfetzen umspielt, stach die nahe Dent du Géant wie ein ungeheurer Drohfinger in den blauen Himmel. Der Mont Blanc hüllte sich immer noch in einen weissen Brodem. Aus diesem heraus stürzte sich eine Flucht von Granitpfeilern, Hängegletschern, Eisrinnen und feinen Schneegräten hinunter auf den Glacier de la Brenva, durch den Col de la Fourche, Zugang zu all diesen klassischen Mont-Blanc-Anstiegen, unsern Blicken entzogen. Der Plattenpanzer der Aiguilles du Diable nahm diesen grandiosen Schwung nochmals auf, bevor er sich unvermittelt am Col du Grand Rognon beruhigte.

Von unserer Warte aus konnten wir vortrefflich beobachten, was sich alles im weiten Gletscherrund abspielte. Zuweilen erschienen auf dem genannten Pass# von der im Bau befindlichen Seilbahn auf den Col du Midi herkommend — sie soll die höchste in Europa werden —, kleine Karawanen, die einen unverzüglich gegen die Hütte abfahrend, die andern sich irgendwo im weiten Gletscherbecken verlierend. Ganz in der Nähe spurten einige Leute in komischer Schützenformation zum Col du Géant hinauf. Eine Seilschaft, das heisst Bergsteiger, die angeseilt den sicher nicht harmlosen Gletscher begehen, suchten wir vergeblich!

Längst hatten wir uns entschlossen, noch am gleichen Tag zum Col du Midi aufzusteigen, wo wir eine Unterkunft für die Bauarbeiter wussten und darin die Nacht zu verbringen gedachten. Doch vorerst lag uns noch etwas anderes im Sinn. Schon im Aufstieg zum Flambeau weckten die Granitklippen der Vierge die Kletterlust in uns, und was wir vorerst nur vermuteten, fanden wir auf dem Gipfel bestätigt, nämlich dass mit einigen eleganten Schwüngen der Einstieg auf der Westseite mit Ski gewonnen werden konnte. Direkt aus der Bindung stiegen wir in die warmen Felsen ein und sassen in kurzer Zeit nach einer netten und unterhaltsamen Kletterei auf dem Gipfel, 3244 m, welcher kaum zwei Personen Platz bot. Hoch über dem feinen Spurennetz, eben in den noch unberührten Hang gezeichnet, folgten die Kameraden. Die Silber-kuppe des Mont Blanc, unendlich hoch oben, schälte sich mählich aus den letzten Schleiern. Senkrecht zu unsern Füssen glitten die letzten Skifahrer den Gletscher hinab. Bald waren wir wieder bei unsern Säcken. Während Hans und Max sich von uns trennten, um in der Hütte das Zurückgebliebene zu. holen, hielten wir längere Rast. Bald verschwanden die beiden unserem Blick, um innert kurzem weit unten, mit Seil verbunden, was sie gar nicht zu hindern schien, fliessend abzufahren — wieder sichtbar zu werden.

Nach verhältnismässig müheloser Wanderung war gegen 7 Uhr eine der Baracken auf dem Col du Midi, 3544 m, erreicht. Wir fanden sie unverschlossen und ziemlich wohnlich eingerichtet. Bald knisterte ein wärmendes Feuer im Herd. Der Gedanke an die Freunde beschäftigte uns. Wo mochten sie wohl inzwischen stecken? Vor Einbruch der Dämmerung wagten wir sie nicht zu erwarten, und dennoch entdeckte sie Otti kaum eine Stunde nach unserer Ankunft auf dem Anmarsch. Die Anstrengungen im Kochen wurden noch verdoppelt, um sie mit einem warmen Getränk bewillkommnen zu »^ können. Noch lange sassen wir dann alle vier auf den Pritschen beim Schein einer Kerze, plauderten und besprachen den morgigen langen Weg. Ab und zu trat einer vor die Hütte, um aber schnell wieder, halb durchfroren, das schützende Obdach zu gewinnen. Draussen heulte der Sturmwind, rüttelte an der Tür und machte die Bretterwände ächzen. Mit Mühe hielt man sich auf dem schwanken balkonartigen Zugangssteg aufrecht. Ganz in der Nähe über der Wand der Aiguille du Midi war der oberste Mast der Seilbahn im Bau. Ein gigantischer Betonklotz, an dem noch das eiserne Gestänge des Gerüstes klebte, hatte er mit technischer Schönheit nichts mehr zu tun, stand vielmehr als Eindringling in dieser unberührten Landschaft. Als wir uns im Schlafsack einnisteten, flimmerten Sterne durchs Fenster.

Am andern Morgen war beim Erwachen schon heiterer Tag. Mit dem Zubereiten eines ausgiebigen Frühstücks verzögerten wir den Abmarsch noch beträchtlich. Der verlorenen Zeit ward nicht lange nachgetrauert; erst abends wurden dann die zwei Stunden sehnlichst zurückgewünscht. Der Himmel, über Nacht von jeglichem Gewölk reingefegt, versprach einen herrlichen Tag. Schon glitzerte wie eine Spielzeugschachtel aus Stanniol die Vallothütte in der Frühsonne, zum Greifen nahe, in einer Stunde zu erreichen, wenn — ja, wenn sich eine Brücke hinüberspannte. Man sah auf das Dach der Grands Mulets, weit unten, wie auf eine das Eis durchstossende Felsrippe, die lange im kalten Schatten des Berges lag. Im Tal lagen die morgendlichen Dunstschleier. Über Italien breitete sich immer noch das Nebelmeer von gestern aus. Dichter und geballter schienen die graubraunen Schwaden, von denen die ersten schon klebrig zähe über die Sättel beiderseits der Grandes Jorasses flössen und damit schon beinahe unsere Höhe erreichten. Im Westen hingegen wölbte sich der Himmel in hoffnungsfroher Bläue, so dass sich die guten und schlechten Anzeichen ungefähr die Waage hielten.

Die Türe schnappte ins Schloss; und mit einer kleinen Abfahrt über die vergoldeten Felder glitten wir ins Abenteuer, umfuhren einige rötliche Granitklippen und sahen bald das eigentliche Hochplateau des Cols sich vor uns ausdehnen. Es gestattete in gerader Linie an den Fuss der Gletscherwand des Mont Blanc du Tacul hinüber zu queren. Vom schwach ansteigenden Schneefirst, der sich von der Schulter zum Gipfel hinüberzog, ergoss sich diese in wahren Kaskaden von Schneebuckeln und Eisbrüchen auf den tausendfünfhundert Meter tiefer liegenden Glacier des Bossons. Frühmorgens beim ersten Anblick dieser Flanke beschlich uns eine leise Beklemmung. Obwohl wir nie bezweifelten, vor einer ernsten und langen Tour zu stehen, hätten wir uns doch nie vorgestellt, solche Wände mit Ski begehen zu müssen. Bei genauer Erforschung nahmen die kalten Massen plastischere und weichere Formen an, und in der Gewissheit, beim Anpacken einer Sache immer eine Lösung zu finden, legten wir eine « imaginäre » Spur durch die Schrunde.

Unser Plateau zog sich ziemlich genau in halber Höhe balkonartig in diesen Abhang hinaus. Längs den östlichen Begrenzungsfelsen fand sich eine breite, damals noch spaltenfreie Schneemulde. Ein Firnkegel, von den wohl den ganzen Winter niedergehenden Lawinen angeschüttet, leitete weit in diese Kehle hinauf. Dieser natürliche Zugang brachte uns innert kurzer Zeit in den kalten Schatten. Besonders angefertigte, sehr griffige Harscheisen gestatteten, ungewöhnlich steile Hänge zu queren. Der Schnee lag sehr tief, aber gut gefestigt. Noch nicht ganz vertraut mit unsern neuen Steiggeräten, zogen wir die Ski etwas zu früh aus, um eine blanke Stelle zu übersteigen. Die wenigen Meter Fussmarsches verschlangen aber mit allem Drum und Dran eine kostbare halbe Stunde. Der Spurende verschwand bis über die Knie im Pulver und musste sich mit Hilfe der Lawinenschaufel mühsam seinen Weg wühlen, ohne aber damit den Nachfolgern ihren Teil wesentlich zu erleichtern. Möglichst schnell schlüpften wir wieder in die Bindung, um in weiten Schlaufen nun rasch an Höhe zu gewinnen und bald auf eine breite sonnige Terrasse unter den Steilhängen des Gipfelgrates zu gelangen. Hier gönnten wir uns erstmals einen längern Blick ins weite Land hinaus.

Weit unten breitete sich die Savoyer Voralpenkette. Jenseits der felsigen Grate ahnte man den Genfer See, und in blauen zarten Linien schloss im Nordwesten der Jura das Bild. Das Tal prangte schon in saftigem Grün, und in den Wiesen und Wohnstätten mochten die Bewohner den ersten Tagesbeschäftigungen nachgehen. Der Kontrast vom blendenden Weiss der nähern Umgebung zu den wohltuenden saftigen Farben des Vorgeländes erinnerte an Tiefblicke auf der Nordseite des Jungfraumassives. Man fühlte sich von Zauberhand aus einer Blumenwiese unvermittelt in diese abgeschiedene Welt verpflanzt. Ohne uns weiter dieser Bewunderung hinzugeben, legten wir in einem grossen Bogen den Weg zum obern, gut eingeschneiten Bergschrund, damit vermeidend, die ausserordentlich steilen Schlusshänge in der Fallirne ansteigen zu müssen. Nach sorgsamer Querung gelangten wir ein gutes Stück oberhalb der eigentlichen Schulter auf den breiten Gratfirst.

Ein neues Bild zog den überraschten Blick an. Je nach Temperament, mit Bewunderung oder leiser Befürchtung, bestaunten wir die Nordflanke des Mont Maudit, durch die der Weiterweg führen sollte.Von der zierlichen Felspyramide des Gipfels senkte sich der Hang in einem einzigen, leicht eingebuchteten Absturz auf die Gletschermulde vor uns hinunter. Beidseitig von Eisbrüchen geflankt und eingeschnürt, erhob sich eine spaltenfreie Zone zum Bergschrund unter dem Col du Mont Maudit, von wo aus die Steilheit noch beträchtlich zuzunehmen schien. « Unmöglich, dort mit Ski anzusteigen! » war unser erster Gedanke. Doch langes « Werweisen » brachte uns dem Ziel nicht näher. Ohne Säcke wandten wir uns dem Mont Blanc du Tacul zu. Zuoberst mussten wir die Ski der Rutschgefahr wegen zurücklassen und ein Weiterkommen in den anfänglich stark mit Schnee bepflasterten Felsen suchen. Die wenigen Minuten auf dem Gipfel, 4248 m, waren ein Geschenk Gottes: unbeschreiblich die weisse Pracht ringsumher! Die obersten Türme der Aiguilles du Diable züngelten beinahe bis hier herauf. Die Nebeldecke über Italien hatte sich bedrohlich gehoben. Kein Geräusch drang in diese erhabene Stille.

Die Zeit drängte. Der Vormittag war schon weit vorgerückt und noch lag der grössere Teil des Weges vor uns. Bald standen wir wieder bei den Säcken und glitten in das kleine Gletscherbecken zwischen Tacul und Maudit. Einige Bissen, mehr vernunftsmässig als aus einem Bedürfnis heraus eingenommen, stärkten uns für den Weitermarsch. Die ersten Nebelfetzen flatterten über den Col, und graue Schatten huschten im Schnee. Ist das schon der Wettersturz oder nur eine vorübergehende Störung? Darf an ein Weitergehen ins Unbekannte bei diesen Verhältnissen gedacht werden? All das war reiflich abzuwägen, bevor wir uns entschlossen, den Versuch zu wagen. Um einer möglichen Lawinengefahr zu begegnen, wurde ungleichzeitig aufgebrochen. Eine gute halbe Stunde verfolgten wir das, wie uns schien, äusserst langsame Vordringen unserer beiden Kameraden. Bald von Dunstschwaden eingehüllt, dann wieder als kleine Menschlein von einer Strahlenflut Übergossen, verschwanden sie endlich hinter den. ersten Abbruchen. Jede Verbindung war nun abgeschnitten, und es lag jetzt an uns, den Weg aufzunehmen Rasch hatten wir wieder auf Rufweite aufgeschlossen, und Hans behauptete optimistisch, in einer halben Stunde den Col zu « haben ». Er sollte sich damit schwer täuschen. Es wurden deren zwei und eine halbe. Nicht dass uns etwa grössere Schwierigkeiten versäumten; doch verlangte die ungewohnte Steilheit weitausgeholte Zickzacks, die dreifache Distanz des Sommeranstieges mit Steigeisen. Daneben trug der tiefe Schnee nicht dazu bei, das Vorwärtskommen müheloser zu gestalten. Letzterer schien auch jetzt noch von allen Seiten heranzukommen. Wo die Vorangehenden vor kaum Minutenfrist passierten, war die Spur schon wieder zur Hälfte angefüllt und verwischt. Der Fallwind fegte den Berg von Kristallen rein, und alles ergoss sich in einem feinen silbernen Gerinnsel in unser Geleise und darüber hinweg in die Tiefe. Der Hang schien sich als Gesamtes zu bewegen. Das gleiche schwebende Empfinden wie beim Blick auf fliessende Wasser oder nach aufwärts in ziehende Wolken. Barmherzig verhüllte der Nebel die Bahn, die wir im Falle eines Rutsches genommen hätten. Uns in unmöglichen Spitzkehren erschöpfend — beide Hände mussten oftmals dazu Helferdienste leisten —, näherten wir uns in einer letzten Schleife dem Bergschrund, welcher die Flanke hier in ihrer ganzen Ausdehnung schnitt. Im Sommer zu gewissen Zeiten unüberschreitbar, zeichnete er sich heute an einer Stelle nur durch eine Änderung im Gefälle ab, zwang aber endgültig, die Ski abzuschnallen Nach den ersten Schritten machte mich ein verdächtiges Knacken in der dünnen Schneedecke stutzen. Leicht konnte diese mit dem Pickel durchschlagen werden, doch auf der « Oberlippe » war schnell ein bequemer Stand hergestellt. Um als Erster nicht allzu stark einzusinken, schleppte ich Ski und Rucksack am Seil nach. Diese hundert Meter Fussanstieges kosteten uns mehr Zeit, als die zurückgelegten dreihundert. Ein flüchtiger Sonnenstrahl huschte über den Col du Mont Maudit. Wir mussten uns ziemlich an der Obergrenze des Nebels befinden, denn ringsum war ein unablässiges stetes Gewoge, ein schemenhaftes Spiel von Licht und Schatten. Die Hoff- nung, ein gütiger Windstoss zerreisse diesen Spuk und gebe den Blick auf den Weiterweg frei, verliess uns nie. Doch seit meiner Ankunft bis zur Lüftung des Schleiers verstrichen lange dreissig Minuten, derweilen wir das Warten nutzten, die verdrehten und nassen Seile zu ordnen, erneut die Ski loszubinden und die letzten Tropfen aus einer halbgeleerten Biomalzbüchse zu lutschen. Unvermittelt löste sich das weisse Dach des Mont Blanc aus den wogenden Massen, wie uns schien noch unendlich weit weg, und die letzten Schwaden brandeten über den Col de la Brenva, 4303 m. Wenn wir der Annahme waren, eine gemütliche Wanderung führe nun hinüber, sollten wir den Irrtum bald einsehen. Um die sanfteren Regionen der Gipfelkalotte zog sich als letzte Barrikade ein steiler, an die hundert Meter hoher Gürtel, die Mur de la Côte, ob aus Eis oder Schnee war aus der Entfernung nicht zu beurteilen. Jenseits des Sattels spaltete eine Einsenkung diese Zone, darin wir den Durchstieg vermuteten. Bis dahin lag der Weiterweg offen vor uns.

Auch im Westen hatte sich inzwischen ein Gewölk herangeschoben, jedoch mehr gewittrigen Charakters. Einsam wie zuvor, aber nähergerückt, thronte die Vallothütte auf ihrem Felsriff, zu dieser Stunde als schwarzer Schattenriss mit einem feinen Goldreif vor dem abendlichen Horizont.

Mechanisch spurten wir nach Süden, zuweilen von einer verspäteten Nebelschwade eingehüllt. Wie wir uns anschickten, in die vermeintliche Runse einzuschwenken, befanden wir uns unversehens an einer Abbruchkante, und die Skispitzen starrten ins Leere auf die oberste Terrasse eines wilden Hängegletschers über der Brenvaflanke, ein in sich zusammengeborstener Firnkessel, dessen ewiges Eis sich in wirren Knäueln die Wand hinabwälzte. Augenblicklich begriffen wir, wohin sich wenden: nach rechts durch den Steilhang! Eingedenk der empfangenen Lehre vom frühen Morgen, gedachten wir, uns der Ski nur im äussersten Falle zu entledigen. Die neue Erfahrung sollte die Theorie wiederum stürzen. Zu spät, um beizeiten einen bequemen Standplatz zu beziehen, gewahrten wir, dass wir uns auf einer trügerischen Schicht Pulver bewegten, unter der kompaktes Harteis zum Vorschein kam. In peinlicher Lage hiess es nun nochmals Ski aufbinden und Steigeisen schnüren. Nirgends eine Möglichkeit, sich zu setzen, die eine Hand an Sack und Ski, um deren Abrutschen zu verhüten, die andere mit Riemen nestelnd, welche plötzlich nicht mehr ausreichen wollten. Dazu fuhr uns unvermittelt ein beissend kalter Wind an, Schuhe und Gamaschen, von der vorangehenden Schneewühlerei durchnässt, augenblicklich beinhart gefrieren lassend. Trotz guter Sturmbekleidung drang die Kälte auf die Haut und machte uns schlottern. Otti drängte weiter, denn er fürchtete für seine Zehen. Damit uns nichts erspart blieb, glitt ich, kaum auf den Beinen, aus einem in der Behinderung schlecht geschnallten Steigeisen. Zum Glück erinnerte ich mich, schon halb verzweifelt, einer Ersatz-gurte irgendwo in der Tiefe des Sackes, die mir trefflich aus der Klemme half. Dieser im Grunde unbedeutende Zwischenfall lehrte uns, wie leicht der Mensch nach stundenlanger körperlicher und seelischer Anspannung, gehetzt von der vorgerückten Tageszeit und von der Kälte geplagt, beim geringsten Missgeschick der Ratlosigkeit anheimfallen kann.

Beim letzten Glanz der sinkenden Sonne bereiteten wir uns auf der weiten Fläche über den Rochers Rouges zum Endanstieg vor. Phantastische Wolkengebilde entstiegen einer Gewitterwand über Savoyen und türmten sich unermesslich hoch in den erblassenden Himmel. Ein riesenhafter Amboss, von schwefligem Wetterleuchten durchzuckt, stand drohend in unserm Rücken. Im stillen bewunderten wir Max, der auch hier seine Kamera nicht ruhen liess. Grosse Worte fielen nicht mehr. Halbwegs unter dem Gipfel brach die Nacht herein. Nur der Schnee schien noch etwas vom Licht des Tages aufgespeichert zu haben und es jetzt wieder auszustrahlen, gleich den Leuchtziffern einer Uhr. Der Hang wollte nie mehr enden. Ab und zu machte ein ferner Blitz ringsum alles taghell aufflammen und wies die Richtung. Dann verflachte sich das Gefälle spürbar, und über uns waren nur noch das schwarze Firmament und einige flimmernde Sterne. Kein Signal kennzeichnete den Gipfel, 4807 m, der First hielt sich nur einige Schritte horizontal, bevor er sich wieder jenseits hinuntersenkte. Einige verzettelte Schuhabdrücke im Schnee enthoben uns der Sorge um den Abstieg. Es war halb 10 Uhr.

Dankbaren Herzens für das gegenseitige Ausharren gaben wir uns die Hände, worauf sich jeder mit seinen Gedanken beschäftigt niederliess und zum Aufbruch rüstete. Das Geschehnis des Tages huschte nochmals im Geiste vorüber, der prächtige Tagesanbruch und der Anmarsch in der strahlenden Sonne, dann aber die Bangnis um die Entwicklung des Wetters, die dumpf auf unsern Gemütern lastete, uns rastlos vorwärts trieb und manchenorts teilnahmslos, stumpf vorbeigehen hiess, wo man bewundernd hätte verweilen sollen. Seltsamerweise war der eisige Wind von vorhin abgeflaut, ja eingeschlafen. Das herumschweifende Auge fand keinen Halt an benachbarten Gipfeln. An einem fernen Lichtschimmer erriet man Genf. Ganz nahe gleisste eine unerklärliche Erscheinung in den dunkeln Vorbergen, eine Art überdimensioniertes, hellerleuchtetes Treibhaus. Chamonix strahlte im Lichterglanz. Man vermeinte, die Bummler in den abendlichen Gassen zu unterscheiden, so zum Greifen nahe war alles, und deutlich hob sich das bleiche Band der Überlandstrasse aus dem Umgelände. Hans setzte endlich seine Stirnlampe in Funktion. Urplötzlich sahen wir uns geblendet in einem hellen Raum eingeschlossen, über dessen enge Grenzen der Blick nicht mehr zu dringen vermochte. Ob sie wohl im Tal das schwache Irrlicht, dessen Strahl bald da bald dorthin zündete und welches sich langsam gegen die Bosses hin der Tiefe zu bewegte, gesehen haben?

Der Abstieg gestaltete sich dank der vorgefundenen Spuren ganz gut. Uns mehr an den verschwommenen Umrissen der Vorangehenden als am Laternenschein orientierend, tappten wir nichtsahnend über finstern Abgründen. Kurze vereiste Stellen mussten mit grösserer Vorsicht begangen werden. Hofften wir anfänglich, die Hütte in einer guten Stunde zu erreichen, so hegten wir plötzlich ernstliche Bedenken, schon daran vorbeigezogen zu sein, als sich diese nach deren anderthalben immer noch nicht zeigen wollte. Einmal glaubte das Auge, in bleichen Umrissen den Dôme du Goûter wahrzunehmen, bis sich der Lichtkegel auf einem unbedeutenden Gegenhang verfing und verriet, dass die Nacht uns narrte. Bei jedem Schritt riefen sich die aufgebundenen Skis mit einem dumpfen Schlag auf den Schädel unangenehm in Erinnerung. Wie endlich der schwarze Schatten des kleinen Refuge Vallot ( 4362 m ) vor uns auftauchte, waren wir zum Umfallen müde. Die Uhr zeigte Mitternacht.

Einer machte sich auf die Suche nach dem Eingang, entdeckte ihn denn auch nicht ohne etwelche Mühe im Boden auf der Talseite. Bald rumpelten Schritte im Innern, und kurz darauf standen auch wir übrigen unter dem yi-x,.jM1..ii .11 schützenden Dach. Der Schnee, durch die undichten Bodenfugen eingedrungen, häufte sich teilweise auf den Pritschen. Die Decken fühlten sich feucht an. Unter Anwendung aller Geduld suchten wir uns der Schuhe zu entledigen. Die Socken blieben darin: angefroren! Max schlief schon, während wir uns noch einen warmen Kaffee brauten und bis lange in den Morgen hinein im Schlafsack plauderten.

Ein freundlicher Sonnenstrahl guckte schon geraume Zeit durchs enge Fensterloch, von den blanken Aluminiumtafeln der Wandausfachung in unsere Nische gespiegelt, wo wir noch wohlig auf dem buckligen Lager weiter-dösten. Derweilen Hans aus kümmerlichen Überresten ein schmackhaftes Frühstück kombinierte, verbrachte ich die Zeit damit, die gefrorenen Schuh-schäfte und das Eis darin über einem lustigen Feuerchen aufzutauen. Auch das Sonnenschutzwasser hatte sich im Fläschchen zu geometrischen Figuren auskristallisiert, und die Feldflasche war durch einen Eispfropfen verschlossen. Ein Blick vor die Hütte zeigte uns weit oben unsere Spur von gestern, wie sie sich als feine Schnur den Steilhang unter dem Mont Maudit hinzog Der Grat, in der Nacht zum Abstieg benutzt, sah bei Tage weniger harmlos aus. Gegen 11 Uhr sagten wir der gastlichen Unterkunft Lebewohl und wanderten noch zum Dôme du Goûter, 4304 m, hinüber, ehe wir uns zur Abfahrt anschickten. Der Nebel strich an diesem Tag noch zeitiger über die Lücken und hüllte uns bald in ein undurchdringliches, milchiges Grau. Angeseilt folgten wir einigen verwehten, zeitweise vom Wind wie zum Schabernack gänzlich ausgelöschten Spuren. Bis zu den untersten Steilhängen über dem Petit Plateau war es uns kaum einmal vergönnt, ein längeres Stück ohne Zwischenhalt abzufahren. Wie uns deuchte, verbrachten wir Stunden damit, kleine Aufhellungen abzuwarten, welche uns wieder auf die richtige Fährte bringen sollten. Ein feines Graupeln drohte in kurzer Zeit Sicht und Spuren noch mehr zu verwischen. Die Schneebeschaffenheit war denkbar schlecht: ein Deckelharsch, welcher die Abfahrt, die bei guten Verhältnissen schwer ihresgleichen finden wird, zur Qual gestaltete. An den Grands Mulets vorbei leiteten deutliche Spuren bald auf die Terrasse der Jonction und in kurzer Zeit aus dem Bereich der Gletscher. Die Seilbahn der Aiguille du Midi hatte den Betrieb schon eingestellt. So deponierten wir wenigstens die Ski und Säcke und zogen im Eilschritt den Masten nach zu Tal. Auf halbem Wege anerboten uns dienstfertige Arbeiter die leere Gondel der Montagebahn. Auf schwankendem Brett landeten wir bei einbrechender Nacht mit angefrorenen Zehen, verbrannten Gesichtern und Halsweh, aber mit einer tiefen Befriedigung im Herzen in Chamonix, wo wir vor drei Tagen zur schönsten Fahrt unseres Lebens aufgebrochen waren.

Anderntags staken die Gipfel ringsum in einer dicken Wolkendecke, und den Nachmittag hindurch fiel ein unablässiger Regen. Aber nichts mehr war imstande, das Erlebnis in uns abzuschwächen. Und es wird unauslöschbar in unserer Erinnerung haften.

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