Unsere Kaukasusexpedition 1934 | Club Alpino Svizzero CAS
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Unsere Kaukasusexpedition 1934

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Von Lorenz Saladin.

Am 10. Juni verliessen Otto Furrer, Hans Graf, Walter Frei und ich Zürich, um im Kaukasus einige Gipfel zu besteigen. Nach guter Reise trafen wir, nachdem sich in Moskau noch Gok Charlampiew als Begleiter und Dolmetscher uns angeschlossen hatte, am 18. Juni in Naltschik, dem Ausgangspunkt für den Grossteil der Bergfahrten im kaukasischen Hochgebirge, ein.

Durchs Tscherektal und über den 3348 m hohen Schtulupass erreichten wir das Karaugomtal, wo wir am Fusse der Adaichochgruppe, auf der rechten Seite des Karaugomgletschers, unser Hauptlager errichteten. Am 28. Juni verliessen wir fünf auf das beste ausgerüstet das Lager, um verschiedene noch unbestiegene Viertausender dieser Gruppe anzugehen. Über den nördlichen Karaugomgletscher und die Nordflanke des Wologata erreichten wir dessen Nordgrat, wo wegen starkem Schneetreiben schon mittags auf 3900 m biwakiert werden musste. Am nächsten Tage, bei klarstem, aber äusserst kaltem Wetter, nahmen wir die Nordwand in Angriff. Starke Windstösse fegten derselben entlang, tiefer Brettschnee mahnte zur äussersten Vorsicht. Um den Eisabbrüchen etwas auszuweichen, benützten wir den linken, plattigen Begrenzungsgrat, der den Zugang zum Eisgipfel direkt vermittelt. Gegen Mittag war der Eisgipfel, 4100 m, auf dem ersten Durchstieg über die Nordflanke gewonnen.

Starkes Schneegestöber verhinderte unser weiteres Vordringen, weshalb wir beschlossen, obschon es erst 2 Uhr mittags war, eine Eishöhle zu graben. Nach zweistündiger Arbeit, bei der wir uns abwechslungsweise eifrig betätigt hatten, krochen wir endlich einer hinter dem andern hinein, glücklich dem sich nun ganz wütend gebärdenden Sturm für einige Zeit entronnen zu sein. Da von Zeit zu Zeit ganze Schneewolken durch die kleine Eingangspforte geschleudert wurden, sahen wir uns genötigt, wollten wir nicht bis zum Morgen den Weg alles Irdischen gehen, dieselbe mit unseren Rucksäcken zu ver-mauern. Doch auch diese Nacht ging vorüber wie alles, was vergänglich ist.

Ein wundervoller Morgen brach an. Geblendet von der Reinheit und Farbenpracht des neuen Tages krochen wir, die Augen mit den Händen beschattend, hinaus. Der Schnee, den es diese Nacht hingeworfen hatte, knisterte unter den Steigeisen, als wir den Nordwestgrat in Angriff nahmen, über den wir gegen Mittag den dreigipfeligen Wologata, 4175 m, erreichten. Unsere Rast war von kurzer Dauer, denn wieder, wie bis jetzt alle Tage, kam der hinterlistige Nebel geschlichen, der Vorbote eines bald einsetzenden Schneesturmes, der uns zwang, am heiterhellen Tage zu biwakieren.

Der Abstieg erfolgte in südlicher Richtung durch Eis- und Schneerinnen zum Sattel zwischen Wologata und Skattükom. Immer dichter hüllte uns der Nebel ein, leise fing es wieder an zu schneien. In aller Eile stellten wir unsere kleinen Zelte auf, und nachdem wir noch zum Schutze derselben einen mächtigen Schneewall errichtet hatten, verkrochen wir uns. Während wir uns im mollig warmen Schlafsack der Ruhe des Gerechten hingaben, pfiff und heulte draussen der Sturm. Trotz des Schneewalles rüttelte und zerrte er an unseren Behausungen, uns aus süssen Träumen auf-schreckend, so dass wir nichts anderes erwarteten, als jeden Augenblick mit dem ganzen Kram durch die Lüfte zu segeln.

Auf diese stürmische Nacht folgte wieder ein fabelhaft schöner Morgen, den wir benützten, um dem Skattükom unseren Besuch abzustatten. Über den Nordwestgrat erreichten wir in anregender Kletterei den Vorgipfel. Anschliessend daran, über einen steilen, schönen Wächtengrat, der uns einen Blick in die in einer Flucht schroff abfallende Ostwand erlaubte, den Hauptgipfel, 4450 m.

Nach kurzem Aufenthalt, den wir zugleich zur Errichtung eines Steinmannes benützten, verliessen wir den Gipfel, stiegen ca. 300 m die Westwand hinunter, querten dann die ganze Wand nach Norden und standen einige Zeit später wieder wohlbehalten vor unseren lieben, kleinen Zelten. Am 2. Juli, nach der vierten stürmischen Nacht, die uns das Schlafen fast gar nicht erlaubt hatte, da wir den Schnee, durch die Wucht des Sturmes ins Zelt geschleudert, von Zeit zu Zeit wieder hinausbefördern mussten, verliessen wir endgültig den ungastlichen Biwakplatz. Über den Südhang des Wologata-eisgipfels und des anschliessenden Karaugom-Ostgrates erreichten wir schon um 9 Uhr morgens den Ostgipfel des Karaugom, 4513 m, und errichteten einen Steinmann.

Nicht lange war die Gipfelrast. Nach einem steilen Schnee- und Eiscouloir auf der Westseite betraten wir einen von der Sonne inzwischen aufgeweichten, abschüssigen Schneehang, den wir ganz oben, an den Felsen des Westgrates, querten. Nach der Scharte, dem tiefsten Punkt zwischen Ost-und Westkaraugom, folgten wir einem wunderschönen Wächtengrat, der sich nach dem Westgipfel hinzieht, und erreichten nach kurzer Fels- und Schnee-kletterei den Karaugom-Westgipfel 1 ).

Nachdem wir hier einen Steinmann als Zeichen der Erstbesteigung gebaut hatten, nahmen wir die Westwand zum Abstieg in Angriff. Derselbe gestaltete sich infolge enormer Steilheit und Blankeis sehr beschwerlich. Langsam kamen wir abwärts. Noch hatten wir nicht einmal die Hälfte der Wand hinter uns, als auch die Nacht schon hereinbrach, ohne dass sie uns 1 ) Raeburn schätzt in seiner Karte den Karaugom-Westgipfel 4450 m hoch. Auch nach Seilas Photographie in Carl Eggers « Kaukasus » muss er niedriger sein als der Ostgipfel.

jedoch am weiteren Abstieg hätte hindern können, bis ein zum Glück gut abgelaufenes Intermezzo unserem etwas leichtfertigen Abseilen Einhalt gebot. Auf kleinem Sims, welcher kaum Platz zum Stehen bot, verbrachten wir, gesichert von dem durch eingeschlagene Haken gezogenen Seile, die Nacht. Über uns der schöne, reine Sternenhimmel, unter uns die schwarze, zum Teil in Nebel gehüllte gähnende Tiefe. Hin und wieder hörte man Steine fallen, sonst unterbrach nichts die erhabene Stille. Klein und nichtig kamen wir uns vor. Bissig kalter Wind sprang auf und drang allmählich durch unsere Kleider, ohne dass wir uns seiner erwehren konnten.

Noch graute der Morgen nicht, als wir uns des Windes wegen für den weitern Abstieg bereit machten. Nach 800 m ununterbrochenen Abseilens gelangten wir endlich auf den nördlichen Karaugomgletscher und von da in kurzer Zeit zu unserem Standlager.

Da unsere Mission in der Adaichochgruppe nun beendet war, verliessen wir die uns trotz all dem Schweren liebgewordenen Berge, um in Begleitung von zwei Trägern sowie zwei Eseln, die unser Gepäck trugen, die Sugangruppe aufzusuchen. Am fünften Tag, nachdem die Träger uns mit ihren Tieren wieder verlassen hatten, bereiteten wir uns auf die Besteigung des Doppachtau und Suganbaschi vor. Leider zwangen uns der Nebel und einsetzendes Schneegestöber, Rückzug zu blasen. Bei grauenhaftem Wetter, jeder mit einer Last von 50—60 kg, überstiegen wir den Schtulupass, diesmal in umgekehrter Richtung, und gelangten spät abends nach Karaulka. Hier gaben wir uns einige Tage der Erholung hin und stellten unsere Ausrüstung wieder instand. Otto Furrer musste uns für einige Tage verlassen, um in Naltschik Filme zu entwickeln, die dann sofort nach unserer lieben Heimat geschickt wurden.

Nach zwei misslungenen Angriffen auf den Ailama, 4525 m, reisten wir weiter über schöne Alpweiden, die über und über mit Blumen besät waren. Immer dem Düchsugletscher folgend, gelangten wir an den Fuss des Baschcha-aus, 4452 m. Auch ihn beehrten wir mit unserem Besuch. Seinem Nordgrat folgend, erreichten wir den Sellapass und damit auch unser Hauptziel, den Mischirgitau.

An windgeschützter Lage gruben wir mit vereinten Kräften eine Schneehöhle, die in kürzester Zeit zu einem Wohn- und Schlafzimmer mit anliegender Küche ausgebaut war. Während draussen der Sturm gar lieblich säuselte, sassen wir gemütlich und pfeifenrauchend im Wohnzimmer, das man mittels eines komplizierten Mechanismus in ein Schlafzimmer verwandeln konnte. Hier weilten wir nun am Fusse des Berges, dem schon lange unser ganzes Sinnen und Trachten galt, dem Mischirgitau, 4926 m, der bis jetzt etlichen Besteigungsversuchen getrotzt hatte. Ob wir wohl die Glücklichen sein werden, den Gipfel betreten zu dürfen? In bester Zuversicht legten wir uns zur Ruhe.

Am Morgen des 25. Juli nahmen unser drei bei schönstem Wetter den Mischirgitau in Angriff. Gok fühlte sich unwohl und blieb deshalb in der Höhle zurück. In echter Bergkameradschaft wünschte er uns beim Abschied alles Gute. Über den Südgrat wollten wir den Gipfel erreichen. Am Anfang bereitete uns die Kletterei keine Freude, da ein bissig kalter Wind über den Grat pfiff und unsere Hände erstarrten. Vom Willen beseelt, den Gipfel unbedingt zu erreichen, achteten wir indessen der Kälte nicht. Der Wille half uns, die schwersten Stellen überwinden.

Die ersten drei Türme umgingen wir links, den vierten rechts, mussten jedoch 20 m in die Südwand absteigen, um auf den nächstweiteren zu gelangen. Der sechste schaute trotzig und unnahbar zu uns herüber. Und doch auch er musste bezwungen werden, es blieb uns keine andere Wahl. Nach Überwindung der Scharte erreichten wir in schwerer und luftiger Kletterei einen dem Turm vorgelagerten Felskopf. Die Bezwingung des sechsten Turmes schien ausgeschlossen, nicht ein einziger Griff konnte gefunden werden, um die ersten paar Meter zu überwinden. Alle Versuche, einen Mauerhaken einzutreiben oder durch Seilwurf eine Lösung zu erzielen, scheiterten. Doch mittels Schulterstand auf dem scharfen Grat — zu beiden Seiten fällt dieser unheimlich in die Tiefe — konnte die sehr schwere Wand überwunden werden. Nun folgte ein äusserst exponierter Quergang auf schmaler, ganz glatter Platte zu einem Riss, der dann schliesslich den Zugang auf den sechsten Turm vermittelte.

Erst jetzt waren wir an der eigentlichen Gipfelwand. Schon kam die Nacht. Eifrig waren wir bis jetzt, ohne auch nur die kleinste Rasteinzuschalten, aufwärts geklettert. Keinem wäre es eingefallen, nach der Uhr oder auch nur nach der Sonne zu schauen, weshalb wir keine Zeit mehr fanden, uns nach einem geeigneten Biwakplatz umzusehen. Der Punkt 4700 m war deshalb auch gar kein idealer Platz. Auf scharfer Kante « sitzend », alle drei in einen Zeltmantel gezwängt und die Füsse im Rucksack verstauend, um sie vor dem Erfrieren zu bewahren, verbrachten wir die Nacht. Jetzt endlich rief der Magen energisch um Nahrung, weshalb wir seine Stimme zu geschweigen versuchten. Vergebliche Mühe, er knurrte und murrte weiter.

Die Nacht war klar, aber äusserst kalt. So nah als möglich rückten wir aneinander, um uns gegenseitig warm zu halten. Im Zeltmantel setzte sich Eis an. Aber trotz alledem verloren wir den Humor nicht. In kurzen Intervallen strampelten wir kräftig und kneteten die Füsse. So konnte sich jeder mit seinen Gliedern die ganze Nacht unterhalten.

Mit blauen Gesichtern und durchfrorenem und wie gerädertem Körper krochen wir am Morgen unter dem Zeltmantel hervor. Nach einigen kräftigen Turnbewegungen kehrte die Gelenkigkeit allmählich wieder zurück.

Nun wurde der eigentliche Gipfelaufbau in Angriff genommen. In einer steilen Eisrinne, welche direkt zum Gipfel führt, ging 's mit Stufenhauen empor. Durch einen gewaltigen Eiswulst wurden wir auf den linken Begrenzungsgrat abgedrängt. Über mächtige, mit dünner Eisschicht bedeckte Platten wurde schliesslich der vielumworbene Gipfel des Mischirgitau zum ersten Male bestiegen 1 ). Dankend drückten wir uns punkt 12 Uhr mittags die 1 ) 1889 erreichten Hermann Woolley und sein Führer Christian Jossi ( Grindelwald ) den um 8 m niedrigeren Ostgipfel. Woolley wollte den Westgipfel noch auf der Nordseite umgehen und von hinten besteigen, aber da es schon 230 Uhr war und die Engländer damals kein Biwak riskierten, kehrten sie um, wie es Cockin und Holder aus gleichem Grund am Westgipfel auch getan hatten.

Hände. Mit grösster Freude bauten wir einen Steinmann. Jetzt waren wir wunschlos glücklich.

Nach 1 1/2stündiger Rast, während welcher Zeit photographiert wurde, machten wir uns wieder an den Abstieg. Schon rückte unser lieber Freund Nebel, der uns getreulich auf allen Bergfahrten begleitet hat, wieder an. Ohne uns aber im mindesten um ihn zu bekümmern, seilten wir uns über die Westwand ab. Schwer beleidigt verzog er sich wieder. Nach zehn 40 m Abseilungen über riesige vereiste Platten gelangten wir in ein um 70 Grad geneigtes Couloir und in diesem, alle 40 m einen Eishaken eintreibend, zum Sellagletscher. Um 8 Uhr abends krochen wir wieder in unsere Eishöhle, wo uns Gok mit einer grossen Pfanne Kaffee erwartete. Da der Magen wieder zu revoltieren begann, ertränkten wir ihn kurzerhand mit Kaffee. Für die ganze Tur, die zwei volle Tage in Anspruch nahm, hatten wir weiter nichts mitnehmen können als drei Zwiebacke sowie eine Schachtel Gerberkäse.

Am andern Tage kehrten wir dem Sellapass den Rücken, stiegen den in südwestlicher Richtung abfallenden Gletscher ab und langten, immer der Moräne des Besengigletschers folgend, am späten Nachmittag in Misseskosch an. Am gleichen Tag rückte auch unser Photograph Otto Furrer wieder an, nachdem er seine Aufgabe in Naltschik gelöst hatte.

Am 2. August, morgens 2 Uhr, gingen wir den Missestau an, erreichten über den Westhang einer steilen, nicht enden wollenden Geröllhalde den Düchtaugletscher und über diesen aufwärts den Verbindungsgrat zwischen Düchtau und Missestau. Auf dem Grat in nordwestlicher Richtung absteigend, kamen wir an den Fuss des Missestau-Südgipfels. Seine unheimlich steilen Plattenwände liessen aber eine direkte Erkletterung nicht zu. Über einen Begrenzungsgrat stiegen wir daher bis zum Punkt 3500 wieder ab und erreichten von dort aus in schwerer Kletterei über die Westwand den Gipfel, 4421 m.

Zum Andenken an die beiden im Jahre 1931 wahrscheinlich auf einem Schneebrett verunglückten Schweizer Mäglin und Hegglin legte ich in einem Riss bei der Absturzstelle eine Schweizerfahne nieder. Wieder kam unser lieber Freund Nebel und zwang uns, rasch die Flucht zu ergreifen. Über die Westwand abseilend, erreichten wir abends 10 Uhr Misseskosch.

Nach drei Regentagen trennten wir uns. Otto Furrer, Walter Frei und Gok reisten über Naltschik nach Tegenekli, während Hans Graf und ich über den Zannerpass, 4100 m, dann durch Swanetien und zuletzt über den Belschopass, 3375 m, Tegenekli erreichten und unser letztes Standlager errichteten.

Am 11. August zog ich in Begleitung des Dolmetschers Gok zur Besteigung des Pik Schtschurowski, 4259 m, los. Nach Überschreitung des Schcheldü-gletschers gelangten wir an den Uschba-Nordgletscher. Doch starker Regen zwang uns, schon am Fusse des Schtschurowski zu biwakieren.

Um 3 Uhr morgens setzten wir den Aufstieg fort. Die starke Zerschrundung des Uschba-Nordgletschers verunmöglichte ein weiteres Vordringen. Wir beschlossen daher, den Aufstieg über die Westwand zu versuchen. Nach Überschreitung des Randschrundes begann eine harte, fast endlose Stufenarbeit. Infolge des dichten Nebels kam uns die Höhe der Eiswand nur in beschränktem Masse zum Bewusstsein. Erst als wir um 11 Uhr auf dem Gipfel des Schtschurowski uns freudig die Hände reichten und der Wind für kurze Zeit den Nebel verjagte, vermochten wir die enorme Steilheit und Grösse der Westwand zu erkennen.

Über den Südgrat des Uschbaplateaus gelangten wir an den Nordgrat des Uschba. Doch starker Wind und Schneetreiben zwangen uns umzukehren, da es uns unmöglich war, in diesem Sturm eine Eishöhle zu graben. Völlig durchnässt langten wir um 10 Uhr abends in unserem Standquartier an. Wieder habe ich eine Bergsteigerseele kennen gelernt, welche sich brüderlich aufopferte.

Der 14. August sah uns eiligen Schrittes dem Elbrus zustreben, als könnte er uns gestohlen werden. Dem Baksanfluss entlang, durch schöne Föhrenwälder, erreichten wir das hübsche Tal von Terskol. Schon hier wurde unser Blick gefesselt durch den mächtigen Dom des Elbrus, mit seinem 140 Quadratkilometer umfassenden Schnee- und Eispanzer.

Über ausgedehnte, mit Lavablöcken übersäte Matten gelangten wir zur Clubhütte der O. P. T. E. ( Russischer Turistenclub ) auf Krugasor, 3200 m. Ohne Aufenthalt gingen wir an ihr vorbei, über Moränenschutt zum Gletscher und über endlose, sanft ansteigende Schneefelder aufwärts. Gegen Abend kamen wir beim Observatorium, 4225 m, an, und um 12 Uhr nachts setzten wir unsere Beine wieder in Bewegung.

Steiler wurden die Hänge, die Kälte immer heftiger und der Wind fast unerträglich. Auf der Höhe von 4900 m suchten wir zuletzt hinter einem Felsblock Schutz. Die Füsse in immerwährender Bewegung haltend, rasteten wir zwei Stunden. Das Thermometer zeigte 22 Grad unter Null. Doch trotz Kälte und grauenhaftem Winde wurde der Aufstieg fortgesetzt. Über den Osthang erreichten wir um 10 Uhr morgens den Elbrus-Ostgipfel, 5593 m. Auf den 36 m höheren Westgipfel verzichteten wir gerne.

Nach kurzem Verweilen so rasch als möglich auf der Aufstiegspur wieder talwärts, und am gleichen Abend langten wir wieder im Hauptquartier an.

Am 20. August verliessen wir Tegenekli und erreichten über Naltschik, Wladikawkas und die grusinische Heerstrasse den Fuss des Kasbjek, 5043 m. Um dessen Nordwestgrat rangen wir zwei Tage. Auf einer Höhe von 4100 m zwang uns Wettersturz zur Umkehr.

Nach dieser unserer letzten Bergfahrt reisten wir über Tiflis, Batum, Konstantinopel und Genua unserer lieben Heimat entgegen. Am 14. September wieder in Zürich. Mein knapper Bericht ist zu Ende. Ich möchte nicht unterlassen, auch an dieser Stelle meinen Gefährten für Opferwillen und Kameradschaft zu danken.

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