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Wie es Frühling wird in Davos

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Eine botanische Skizze.

Dr. med. et phil. W. Schibier ( Sektion Davos ).

Von Der Sommer ist die Jahreszeit, welche allein die Alpen, und bald in alle Winkel hinein, bevölkert, und in der gemeinhin die Forscher alles zusammentragen, was wissenswert über das Hochgebirge erscheint, so daß Schilderungen aus den Alpen zumeist ein sommerliches Gepräge besitzen. Und doch ist der Herbst schöner mit seinen klaren, warmen Tagen, wo tagsüber die Sonne mit ihren Strahlen verloren zwischen den grauen und rötlichen Stämmen des einsamen Hochwaldes spielt, um jeden Abend, noch einmal über die schon grauen Alpenhalden hinhuschend, noch einmal die letzten Zacken zauberisch erleuchtend, ein stets hehres Schauspiel aufzuführen. Auch der alpine Winter hat sich seine Rechte erobert und gesichert, und entzückt mit seinem blauen Himmel und seiner stillen Luft Gesunde und Kranke. Nur der Frühling scheint kein Heimatrecht in den Hochalpen zu haben, und wo das Sprichwort gilt — neun Monate Winter, drei Monate kalt — giebt es keinen Raum mehr für Wonnemonde. Wenn der lange alpine Winter endlich gegangen, ist auch schon mit Zauberschlag im Juni der alpine Sommer da, der oft allzu schnell sich nur in einen kurzen, manchmal aber doch auch ausgedehnten, sonnigen Herbst verlängert. Daher die unbezwingliche Sehnsucht derer, die, im Tiefland geboren und in die Höhe versetzt, im März, im April und oft noch im Mai sich von starrenden Schneemassen umlagert sehend, mit schmerzlichem Erstaunen endlich inne werden, daß es im Hochgebirge keinen „ Maien " giebt! Und doch giebt es auch in den alpinen Hochthälern und an deren Bergflanken einen Frühling, der nicht einmal viel später beginnt als im Tieflande; aber freilich ist er nur bescheiden, zufrieden mit dem kleinen Plätzchen, das ihm der Winter an seiner Seite gönnt und einräumt, und sichtbar in seinen Anfängen und Fortschritten — wo immer alles noch eine einzige Schneewüste zu sein scheint — nur für den frühlingsdurstigen Forscher und Freund der lebendigen Natur.

Diesen Frühling möchte ich heute schildern. Werfen wir vordem einen kurzen Blick noch auf den sonnig-stillen Herbst, auf den lichtvollen Winter, aus dem sich langsam, unmerklich, endlich ein unscheinbarer Hochgebirgsfrlihling entwickelt.

Wenn die Tage kürzer werden und jeden Abend die Sonne im Westen, die oft schon verschneiten Bergspitzen im Osten im Wiederschein goldig verklärend, niedersinkt, ist es Herbst geworden im Gebirge, und die wunderbare Ruhe der Landschaft, der blaue Himmel und die noch grünen Thalwiesen scheinen den Frühling vorauszunehmen, den der April und auch der Mai in den Hochalpen nicht zu schaffen vermag. Mag auch öfter niederrieselnder Schnee die Landschaft plötzlich in Weiß kleiden, immer wieder wird die Sonne Meister, und die ruhig-hellen Tage verlängern sich oft bis weit in den November und sogar in den Dezember hinein. Und auch die Vegetation scheint einen Frühling nachzuäffen. Da blühen da und dort im Oktober und November wieder Gentiana verna, und Polygala Chamaebuxus treibt an den Halden frische Blütenknospenund bringt sie zur Entfaltung; auch die Frühlingsprimel ( Pr. elatior ) vergißt sich fast jeden Herbst. Da und dort öffnet Gentiana acaulis wieder ihre Glocke, und noch an der Baumgrenze erhebt Centaurea nervosa stolz ihr Köpfchen. Sogar Viola calcarata ist im November bei 2000 Meter in frischem Flor zu treffen ( 1895 ); und Anemone vernalis besinnt sich nur selten auf ihren Namen. Maßliebchen und Ranunkeln schmücken noch lange den sonnigen Rasen des parkartigen Hochgebirgswaldes. Freilich dauert diese Herrlichkeit nicht jedes Jahr gleich lange, und immer und immer wieder fallen diese vorwitzigen Kinder einem Frost, einem gelegentlichen Schneefall zum Opfer, um nach neuem Sonnenschein wieder Nachfolger zu finden. Alle Frühlingsgenossen lassen sich aber von dem trügerischen Herbste doch nicht täuschen: Nie habe ich z.B. Erica, Tussilago, Crocus in Herbstbluten getroffen. Immer kürzer werden die Tage und die Sonne, die manchmal schon im Oktober die Schattseite von einem frühen Schneefall nicht mehr zu befreien vermochte, wird nun auch der Sonnseite immer weniger mehr Meister. Dann auf einmal, gewöhnlich Mitte November, seifen erst im Dezember, rieselt es tagelang unaufhörlich, leise, unheimlich, kleine glitzernde Krystalle zur Erde, Mengen lockern, trockenen Flaumes aufhäufend und alles letzte Grün und die Blüten begrabend: Die Landschaft ist eingeschneit, der Herbst gegangen, der Winter hat begonnen, fast mit einem Schlage.

Der typische Hochgebirgswinter kennt nur drei Farben: das strahlende Blau des warmen, milden Himmels, solange die Sonne am Horizonte steht, das ernste Weiß der Landschaft, das alle Thäler bis zu den letzten Höhen überzieht, die scharf sich von der Himmelsbläue abheben, und das düstere Schwarz des Alpenwaldes, welcher die Bergflanken einhüllt. Manchmal ist aber auch jetzt noch nicht alles Leben erstorben, so ernst und lautlos still Berg und Thal und Wald dastehen. Ist nicht zu Wintersanfang eine große Schneemasse gefallen, so bleibt oft bis in den Januar hinein die Schneedecke nur dünn, so daß es leichtem Wind und der lachenden Sonne gelingt, an den steilen, nach Süden exponierten Hängen den Schnee stellenweise zu vertreiben oder zu schmelzen. Und dieselben Blüten, die noch im Dezember uns zuletzt zugenickt, der blaue Stern der Frühlingsgentiane, die gelbe Polygala Chamaebuxus entfalten da wiederum ihre liebliche Schönheit. So im Januar 1894 bei einem Monatsmittel von — 7,2° C. in 1600 Meter Meereshöhe; im Februar4,4° C. ) wurden auch Primula elatior und die Erica gepflückt, und am ersten März erschien Tussilago Farfara! Freilich sind dies Ausnahmen; und Ende Januar oder Anfang Februar, manchmal auch erst später fallende, fast nie fehlende gewaltige Schneemassen mahnen doch wieder an den winterlichen Ernst und begraben die kurze Herrlichkeit wieder auf Wochen hinaus. Immerhin beweisen solche Phänomene, welch großen Reiz die strahlende Wintersonnesofern nur irgendwo der Boden aper ist — auf das schlummernde Pflanzenleben auszuüben vermag. Der lichte Tag entfaltet diese edeln Blumensterne, jede Nacht knickt sie wieder, und jeder folgende Tag erweckt neue Opfer! So bringt die ungehemmte Insolation, die direkte Sonnenstrahlung das Kunststück fertig, daß in Davos, der zweitkältesten Station des eidgenössischen Beobachtungsnetzes der Schweiz, schon jeder Monat des Jahres blühende Pflanzen hat erstehen sehen, die jenen Kurgästen Recht zu geben scheinen, die von weither in die alpine Höhe in leichter Sommerkleidung zugereist kommen, in der Meinung, hier einen südlichen Winterkurort voll sommerlicher Wärme zu finden. Freilich, der überall dominierende Schnee bringt sofort eine große Enttäuschung, und wenn auch die milde, laue Luft am Tage und im Sonnenschein die Illusion noch eine Weile zu halten vermöchte, so nimmt sie die erste kalte Nacht auf immer.

Haben sich Ende Januar oder im Anfang des Februar die großen Schneefälle ereignet, so strahlt hernach die Sonne oft wochenlang um so intensiver vom klarblauen Himmel. Schon tropft dann um Mittag das Schmelzwasser von den Dächern, und von der Stirn des Bergwanderers der helle Schweiß, ohne daß schon in der allgemeinen Schneelandschaftin der schon am hellen Mittag eine Vanessa urticae herumfliegt — eine Lücke oder ein deutliches Tiefersinken der oft mehr als meterhohen Decke zu bemerken wäre. Noch in anderer Weise als durch die Sonne wird dem Frühling im Gebirge, der aber erst Ende März dem aufmerksamen Auge sichtbar wird, vorgearbeitet. Schon gleich nach großen Schneefällen, wenn die oft Ungeheuern Schneelasten auf den steilen Südhängen unter und ob dem Walde, oder nachdem die Sonne am Tage und die Kälte der Nächte sie erst einige Tage lang gelockert, sich nicht mehr zu halten vermögen, stürzen sie in einzelnen großen Schneerutschen da und dort zu Thal, sogar oft die Straße verschüttend. Auf der Alp ist es der Wind, der den Schnee den Tiefen zuweht und so Rücken und Gräte freimacht; im Walde sind es die gewaltigen, dichten, oft undurchdringlich verfilzten Astwerke der Tannen, die oft große Kreise den ganzen Winter hindurch schneefrei erhalten, während ringsum sich mächtige Schneewälle aufhäufen. Auch warme Bäche schaffen an einzelnen Stellen ihres Laufes sich offenen Boden. An diesen Punkten setzt dann die Sonne und der oft tagelang wehende Föhn ein, um die allgemeine weiße Decke mit den ersten schwarzen Flecken und Streifen zu unterbrechen, und von diesen aus nimmt im Hochgebirge der Frühling seinen Anfang und Fortgang. Aber zunächst nur auf den der Mittagssonne zugewandten Hängen ist dieser Alpenfrühling in seinen eYsten schwachen Spuren sichtbar, während auf der Schattseite des Thales die Schneedecke noch einen vollen Monat länger ununterbrochen bleibt und der Frühling hier um so viel später, wenn auch bei der schon höher gestiegenen Temperatur dann um so mächtiger einsetzt und raschere Fortschritte macht. Wie auf Inseln oder Oasen, rings umgeben von einer arktischen Schneewüste, erscheinen auf diesen aperen Stellen Ende Februar und Anfang März wieder die ersten echten Frühlingsboten, eine Tussilago, ein rötlicher Strauß der Erica am Waldrande, ein neuerwachter Stern der Frühlingsgentiane oder eine Polygala, erst einzeln und lange allein, von den Genossen weit getrennt und oft wochenlang wieder unter Schnee vergraben; und erst wenn in der vierten Märzwoche die ersten weißen Kelche des Crocus vernus um ein warmes Wässerlein geschart auftreten, wird der Flor zusammenhängender, weniger oft unterbrochen, wenn auch noch hie und da auf 1—2 Tage alles Leben wieder unter Neuschnee verschwindet. Mit der immer höher steigenden Sonne scheint das Wetter an Beständigkeit eher zu verlieren. Der Föhn mit warmen Wehen setzt immer öfter ein und umzieht den Himmel tagelang mit eigentümlichem Gewölk, und Schnee und Sonnenschein wechseln öfters an demselben Tage. Die ersten warmen Regentropfen fallen wieder im Jahre und locken die Frösche hervor, die ich noch jedes Frühjahr in schneeumstarrten Bächen herumschwimmen und über den Schnee hüpfen sah.

Davos ( 1560 m ):

Jahr.

Winter.

Frühling.

März.

April.

Mai.

2,53 "

— 6,5° 1,1 » — 3,4° 4-1,8« 7,4 » Erst wenn die Temperatur andauernd über 0° gestiegen ist, aber trotz tiefer Minima, die fast jede Nacht noch die Regel sind, werden auf diesen Inseln Crocus, Tussilago, Erica, Gentiana verna häufiger, die letztere aber immer noch nicht in ganzen, weithin leuchtenden, blauen Rasen auf- tretend, wie einige Wochen später. Rasch folgen nun Ende März Anemone vernalis, hier eine Petasites, einige stäubende Kätzchen der Alnus incana dicht am Schnee, dort eine Glocke der Gentiana acaulis, im Bach eine kleine, grünliche Caltha palustris, eine unscheinbare Bellis perennis, Potentilla verna, Carex montana, alle noch in weiten Abständen getrennt, vereinzelt, selten schon in größerer Individuenzahl beisammenstehend. Je nach den Jahren kommt jetzt schon die eine und andere Art noch hinzu, wenn auch in der ersten Aprilwoche ein Stillstand einzutreten scheint, bis dann auf einmal auf den immer größer gewordenen Oasen ein ganzer Reichtum losbricht und vor allem auch die Individuenmenge sich vermehrt.

Langsam, langsam nur haben Föhn und Neuschnee — dieser den alten, zähen fressend — Regen und Sonnenschein die alten aperen Flecke vergrößert und auch neue geschaffen, und einzelne reichen nun schon bald an die Thalstraße hinab, die gewöhnlich Anfang April schneefrei wird, und das Rad löst — ein erst ungewohnter Anblick — den Schlitten wieder ab, obwohl die Straße noch lange links und rechts von fußhohem Schnee belagert bleibt. Auch in der Höhe werden die braunen und schwarzen Flecke immer häufiger, und nur wenige Tage später als im Thale tauchen auch an der Waldgrenze, bei 1800-1900 m, die ersten Crocus und Anemonen auf. So geht es noch lange weiter in stetem Kampfe zwischen Winter und Frühling, aber noch Ende April glaubt ein bloß flüchtiger Besucher des Hochthales sich in einer absoluten Schneelandschaft zu finden, wo doch schon reizende Frühlingsinseln, mit zahllosen Blütensternen von Crocus, Anemonen und Gentianen besäet, existieren und schon einige schön grünende Wiesenstrecken am Abhang hoch über dem Thale an den fernen Heimatfrühling wehmütig erinnern. Denn nur den Blick brauchst du zu erheben, um noch die gegenüberliegende Thalseite, von der Thalsohle bis auf alle Höhen hinauf, in reinem Weiß schimmern zu sehen, und vielleicht nur in der Tiefe, unter dem Walde, lassen erst nur wenige unscheinbare Flecken, ausgetretene Fußpfade, in denen einige schüchterne Crocus sich eben hervorwagen, auch hier eine bessere Zukunft hoffen.

Trotz aller Bescheidenheit ist die Frühlingsflora der Hochregion an Arten so arm nicht, den Beweis dafür werde ich später liefern; was ihr fehlt, inmitten des Schnees, ist die Fülle und Üppigkeit, das saftige Grün der mit hohem Grase bestandenen Wiesen der Tiefregion, in denen um diese Jahreszeit stellenweise zahllose gelbe, weiße, violette Blumenkelche zu Teppichen zusammentreten; es fehlt die berauschende Blütenfülle der Obstbäume, das zarte Grün des erwachenden Buchenwaldes, was alles den Frühling der Ebene, ja der nächstgelegenen tiefern Alpenthäler, so des Prättigaus, 500-800 Meter tiefer so unendlich Leben und Lust weckend macht. Hier immer noch Schnee, immer dasselbe düstere Schwarz der Alpenwälder; vom Frühling kaum Spuren. Ist es da dem Fremdling zu verargen, wenn er sich aus der ewigen Schneewildnis hinaussehnt und, die Schneeschmelze, die fast harmlos, unmerklich sich vollzieht und die eigentlich nur die rauschenden, trüben Bäche und zahllosen Bächlein laut verkünden, zum Vorwand nehmend, sich in heitere Frilhlings-gründe flüchtet — manchmal vom Regen in die Traufe im trügerischen April!

Freilich giebt es auch in dieser Höhe jetzt schon „ gesellig auftretende Pflanzen: Vor allen färbt Crocus in unendlichen Scharen die eben erst schneefrei gewordenen Wiesen noch einmal weiß; nur wenige violette Kelche vermögen das Farbenbild nicht zu ändern. Ebenfalls Crocus und Mengen von stahlblauen und rötlichen Glocken der Frühlingsanemone, einer unserer lieblichsten Pflanzenvereine, zieren weithin die Mähder an der Waldgrenze und wagen sich bis weit in die Alp hinein; Rasen von Frühlingsgentianen, von Mehlprimeln streuen blaue und rote Töne in die kaum eist grün schimmernde Flur, und unvergleichlich schmücken sich einzelne Felsenbänder, oft mitten im Schnee vorragend, mit roten Guirlanden der Primula hirsuta, und höher im Felsengeröll der Kalkgipfel bildet Saxifraga oppositifolia schon düsterrote Flecken neben Schneehaufen — aber all dies verschwindet an Masse, an geringem Körper ohne Kraut und Stengel, an Farbe gegen das ungeheure Weiß der SchneelandschaftEin Hauch, aber eben nur ein Hauch, des Frühlings weht zwar überall, bis auf alle Höhen, bis auf die Gipfel. Auf kleinern und größern Oasen mitten in der tiefverschneiten Alp, aus Schnee aufragenden aperen Felsen, um die blank gefegten Gipfel, zu denen allen man erst durch stundenlanges Waten durch die in der Mittagssonne aufgetauten Schneefelder gelangen kann, blühen doch schon im April — wenn das Wetter einigermaßen günstig war — Rasen der Saxifraga oppositifolia, Anemone vernalis, Primula hirsuta und integrifolia, Gentiana verna und brachyphylla, Hutschinsia alpina, Draba aizoides und Wahlenbergii, Sesleria coerulea — in andern Jahren freilich ist um diese Zeit dort oben noch alles tot! Wo im hohen Norden erwacht aber, auch in günstigen Jahren, der Frühling schon so frühe? Die relative Milde des alpinen Klimas bis in große Höhen illustrieren solche Funde aufs evidenteste.

Langsam rückt der Mai unter Regen, Schnee und Sonnenschein, kaum dem April der Ebene gleichend, in die Höhe, frißt auch den Schnee vom andern Thalhang, auch da erst große braune Flecken aus der allgemeinen weißen Decke herausstechend und hier ein Frühlingsbild innerhalb weniger Tage hervorzaubernd, wie es vor einigen Wochen auf der Sonnseite bestanden hatte, und gewinnt im Juni endlich auch hier die Höhen. Langsam ergrünt das Thal von einer Thalseite zur andern, dem zurückweichenden Schnee auf dem Fuße, und immer mehr Arten und Blüten treten auf den Plan, zwar immer noch zerstreut, in Kolonien, klein, gedrückt; es ergrünen die Lärchen, einige Weiden lassen ihre Kätzchen stäuben — dann mit einem Male, wie von einem Zauberhauch berührt, erwachen die Wiesen, der Wald, es sprießen die Gräser, es erblühen und schimmern das Thal hinab die weißen Büsche der Traubenkirsche, grüne Halme, ein unendliches Meer von dicht aneinander gedrängten Stengeln und Blütenkelchen hebt sich und streckt sich, und die wunderbare Pracht der alpinen Wiesen, voller Üppigkeit, voller Farben und Formen ohnegleichen, ist gekommen fast über Nacht, vom Mai in den Juni hinein! Erst war es noch Winter, kaum Frühling — nun ist der alpine Sommer auch schon da!

Im vorhergehenden habe ich in allgemeinen Umrissen den Eintritt und Verlauf -des Frühlings im Hochgebirge skizziert. Demjenigen, der sich genauer für das Frühlingsphänomen der Hochalpen interessiert, glaube ich keinen bessern Einblick in dasselbe verschaffen zu können, als durch Wiedergabe wenigstens eines der von mir Jahr für Jahr geführten Tagebücher ( 1892-1896 ), die sowohl ausnehmend begünstigte wie ausnehmend kalte Frühlinge umfassen. In der Reproduktion eines dieser Tagebücher an dieser Stelle ist Gelegenheit gegeben, das oben entworfene allgemeine Bild des alpinen Frühlings durch auf unmittelbaren Beobachtungen und Eindrücken beruhende und entworfene Skizzen zu vervollständigen und zu illustrieren. Es wird uns das Tagebuch nicht nur Wind und Wetter weisen, die Art des Aperwerdens lehren, sondern uns direkt hinführen an die Standorte jener Frühlingsflora, die sich zumeist an den nach Süden schauenden Thalhängen in einer Höhe zwischen 1500-1600 m entwickelt. Hie und da werden wir auch das Thal hinunterwandern bis 1400™, und ein anderes Mal der Höhe zustreben und Gipfel von 2600-2700m erklimmen ( Küpfenfluh, Schiahorn etc. ). So verfolgen wir auch den Frühling von seinem ersten Beginn, vom Erwachen seiner ersten lieblichen Kinder an, und sehen, wie Art um Art auftritt und die andere ablöst, bis der bunte Teppich gewirkt ist und der kalte, weiße Winter geschlagen, und wir verfolgen diesen auf seinem Rückzug in die Höhe, bis er auf den letzten Zinnen noch einen Halt macht, von wo ihn erst der Sommer vertreibt.

Wenn ich unter den mir zur Verfügung stehenden fünf Tagebüchern gerade jenes den Frühling des Jahres 1893 schildernde auswähle, so weiß ich zwar wohl, daß jener auch im Hochgebirge ungemein günstig verlaufene Frühling nicht geeignet ist, ein Durchschnittsbild zu entwerfen; aber anderseits ist jenes Tagebuch eines der am genauesten geführten s(da mir eben damals noch mehr Zeit zur Verfügung stand, als in spätem Jahren ), enthält auch, entsprechend den damals früh eingetretenen günstigen Schneeverhältnissen, die Schilderung der meisten Hochtouren und zeigt die Entwicklung einer relativ reichen Flora vom Thal bis ia nivale Höhen. Ein kurzer Vergleich nachher mit dem Frühling der andern Jahre wird geeignet sein, dies Bild auf sein richtiges Maß zurückzuführen.

Tagebuch 1893.

März.T.emperaturmittel—1,08° C.

19. Februar: Bei prachtvollem Wetter, wolkenlosem, blauem Himmel, warmer Sonne, wo ringsum der Schnee meterhoch in fleckenloser Reinheit liegt, fliegt eine Vanessa urticae ums Haus. 1. März: Seit 8 bis 10 Tagen sehr mildes, stürmisches Wetter, Föhn mit bedecktem Himmel. Der Schnee ist stark zurückgeschmolzen. Da und dort, längs Bach-rinnsalen, auf nassen Wiesenstrecken zwischen Davos-Platz und Frauenkirch, rechte Thalseite ( nach Süden exponierte Seite ) kommen kleine apere, fast grüne Stellen zum Vorschein. Aber noch nirgends darauf eine Bluten-knospe zu finden. Sonst ringsum alles noch weiß. 10. März: Immer noch herrscht Föhn, der hie und da kleine Schneegestöber bringt. Da und dort auf den noch wenigen apern Stellen etwas junges Grün, nirgends eine Blüte. Immerhin deutlich, wie die Schneeschmelze von den. ersten apern Stellen aus weitergeht; von Tag zu Tag werden dieselben größer. Auf der Landstraße noch ordentlicher Schlittweg, fest in der Mitte, schwarz-schmutzig, in innerster Rinne mit viel Schmelzwasser. 11. März: Das launische Wetter wechselt heute mit prachtvollstem Sonnenschein vom klarblauen Himmel. In der „ Tanne " ( 1570 m ) vor Frauenkirch, am Abhang ob der Straße, an lehmiger Stelle, neben Erlengebüsch zwei schön erblühte Exemplare von Tussilago Farfara. Darunter ziemlich große apere Stelle ohne jede Blüte. Ringsum überall mehrere Fuß tiefer Schnee. 12. März: Sehr warmes Wetter und blauer Himmel. Auf den Äckern an den Abhängen der Längmatte ( 1500 m ) große, weite apere Strecken; darauf noch alles tot. An einer warmen Quelle vor Frauenkirch im Wasser erwachsene Blutenknospen der Caltha palustris; ringsum zwei Fuß tiefer Schnee ( 1510 m ). Dann im Ried gegenüber dem Spinabad, auf aperer Sumpfwiese, wiederum Tussilago in größerer Menge schön erblüht, und ebenda ein einziger Crocus vernus ( 1470m ). Vanessa urticae häufig, über den Schnee wegfliegend. 13. März: Auf den Lochalpmähdern an der Waldgrenze bei 2000 ' " ist die Schneeschmelze fast so weit vorgeschritten wie im Thale, und hat auch hier kleine apere Stellen geschaffen, aber alle noch tot, ohne Blüte. Ebenso apere Stellen in der „ Grüne " ( 1700 m ), unter dem Spital gegen das Landwasser, wo- ansehnliche Stellen alten Bodens am steilsten Abhang zum Vorschein kommen. Wetter immer prachtvoll 5 überall taut es. Auch bei 2000 m fliegt Vanessa über den Schnee. 14. März: Die Südhänge an ihren steilsten Stellen, so auf der Längmatte, wo die Äcker liegen, unter dem Spital, in der „ Grüne ", ob dem Sanatorium, sichtbar schneefreier geworden; aber immer noch keine weitere Blüte, nicht einmal ein zweites Exemplar von Crocus gefunden. Immer noch Föhn. Der Weg bald un- fahrbar. 16. März: Es regnet. Temperatur sehr warm. Der Schnee schmilzt sichtbar. Große Strecken der nach Süden exponierten Abhänge werden aper, aber immer noch keine weitere Blüte. 17. März: Der Himmel wunderschön, warm. Abends Schnee. Auch in Monstein ( 1600 m ) weite apere Stellen. Die Äcker unter der Längmatte nun fast schneefrei. Der Weg nach Frauenkirch für Schlitten fast unfahrbar. Aber immer keine neue Blüte, nicht einmal ein Crocus; bloß Tussilago schon zahlreicher. 18. bis 19. März: Mehrere Zoll hoher Neuschnee. 20. März: Der Himmel hellt auf, Wetter kalt, doch geht der Neuschnee an einzelnen, früher aper gewesenen Stellen wieder fort. Im Ried beim Spinabad wieder eine zum Aufblühen bereite Blütenknospe von Caltha palustris; bei den Äckern unter Längmatte eine Bellis perennis ( 1500 m ). 21. März: Wetter wieder wundervoll mit wolkenlosem Himmel. Morgens und abends kalt. Der Schnee, immer noch fußtief, trägt. Auf Loch-alpmähdern, bei 2000 m, Polygala Chamaebuxus in Blütenknospe am Waldsaum. Viele apere Stellen auch in dieser Höhe, gleich Inseln im tiefen Schnee ringsum, aber alle noch tot, ohne eine einzige Blüte. 22. März: Klares, prachtvolles Wetter. Unter Spital weite apere Strecken, ebenso fast gesamte Äcker an der Flußterrasse „ im Sand " und jene in der „ Tanne " schneefrei. Reichlich blüht an letzter Stelle Tussilago und daneben am trockenen, kurz begrasten Hang Crocus vernus in zwei Exemplaren ( 1570 m ). Bei andern Erica carnea, schön erblüht gesehen, wohl aus den Zügen ( 1300 m ). Auch die Abhänge unter Clavadel weithin aper, aber noch ganz tot. 23. März: Wetter wunderschön, am Morgen kalt. Auch im Flüelathal, „ bei der Alpenrose " ( 1800 m ) schon schneefreie Flecken zu sehen, aber alle öde, blütenleer. Nachmittags auf der Ober-wiese ( 1600 m ) die aperen Stellen aufgesucht und ebenso jene unter Spital, wo der Schnee vom Steilhang nun fast ganz verschwunden, aber nirgends eine Blüte getroffen. Die Nächte werden wärmer. 24. März: Auf der Schatzalp und den Lochalpmähdern, bei 1850-1950 m, ist die Schneeschmelze auch schon weit vorgeschritten; trotzdem ist keine blühende Erica in dieser Höhe zu treffen, an ihrem Standort auch meist noch unter Schnee begraben. Bloß beim Wirtshaus auf Schatzalp einige kleine Blütenknospen von Anemone vernalis sichtbar, sonst alles tot, schweigend. Auch an dem warmen Abhang ob dem Sanatorium ( 1600 m ) gegen das Albertitobel, zwar fast alles aper, aber erst einige blühende Stöcke von Huflattich zu finden. Nachts Föhn. 25. März: Wetter schön, Föhn. Crocus vernus nun auch am Bach in den „ Brüchen " zwischen Platz und Frauenkirch, immer noch selten trotz ziemlich weiter schneefreier Reviere. Alnus incana im Aufblühen am Waldrande in der „ Tanne " neben den ersten Tussilagoblüten ( 1580 m ). Die schneefreien Äcker unter der Längmatte bieten Viola tricolor f. arvensis und Veronica agrestis L.; sonst noch alles tot, selbst Bellis perennis nur in Knospen. Die Straße seit zwei Tagen für Fuhrwerke geöffnet. 26. März: Wetter prachtvoll, überall Schmelzbäche. Auf Böigen, linke Thalseite, erscheint erster aperer Fleck. Erica carnea, zum Teil erfroren, teilweise erst in Knospen, doch auch halb unterm Schnee begraben, schön erblüht im Kalk am Eingang der Schiaschlucht ( 1570 m ) gefunden, und mittags auf den Lochalpmähdern noch kleine, eben in der Entfaltung der Blüte begriffene Exemplare von Anemone vernalis ( 1950 m ). Fast in gleicher Höhe blüht in der Albertischlucht Tussilago. 27. März: Viele apere Flecke bis in große Höhe ( 2500 m ) sichtbar. Auf den kurz vorher vom Schnee verlassenen Äckerchen in der „ Tanne " ( 1580 m ) blühen nebeneinander Viola tricolor f. arvensis, Veronica agrestis und Veronica polita Fr. Auch die Abhänge unter Clavadel nun fast ganz aper; aber dort nur eine einzige Gentiana verna ( 1570 m ) zu finden. Unter dem Spital, bei 1550 m, blüht nun auch Crocus. Aber alle diese Blüten finden sich nur einzeln, zerstreut, müssen tüchtig gesucht werden. Erst die Ackerunkräuter sind häufiger. 28. März: Caltha palustris nun schön aufgeblüht im Ried beim Spinabad ( 1470™ ), und Bellis perennis an einem grün umsäumten Bächlein unter der Längmatte ( 1500 m ). Auch im „ Unterschnitt ", dem schluchtartig verengten, aber tiefer gelegenen Teile der Landschaft, sind Blüten selten zu treffen, eher noch weniger, als im höhern, weitern und sonnigem Teile des Thales. 29. März: Die Nächte wieder kälter; der Schnee trägt gut bis Mittag; schmilzt rapid während des Nachmittags, scheinbar zwar nur stellenweise, wo neue apere Flecken auftreten, doch sinkt die allgemeine Schneedecke auch in sich zusammen. Tagsüber ist es sehr warm bei wolkenlosem Himmel. Blühende Anemone vernalis auf der Schatzalp bei 1900 m. 30. März: Auf den Lochalpmädern(1950 m ) die Anemone und Crocus schon ziemlich zahlreich. Noch höher, bei 2100-2200 m, steht sogar Erica carnea in Blüte weit ob den letzten Tannen, auf freier Alp, wo schon weite apere Strecken sich finden bis gegen Lezuel, der Paßhöhe ins Schanfigg. Auch die ganze, dem Schanfigg zugekehrte Seite der Kalkhalden der Küpfenfluh ( 2655 m ) ist schon schneefrei. Besteigung derselben über apere Felsen, nackte Geröllhalden, ganz kleine, tote Rasenflecke, zuletzt über eine große Gwächte, die jeweilen bis zum Sommer ganz verschwindet. Der Gipfel selbst ist schneefrei, die Luft bei Sonnenuntergang köstlich warm. Um halb 7 Uhr abends Abstieg in 8!i Stunden, leicht durchführbar über den gefrornen Schnee der Schluchten und des verebneten, im Schatten liegenden Alberti-tobels. Aufstieg in drei Stunden. Der apere Boden in allen Höhen und auf dem Gipfel selber am Tage aufgefroren, aber nirgends mit einer Blüte geschmückt. Schönes Erglühen der Bergspitzen bei untergehender Sonne; wunderbare Lufttinten nach Sonnenuntergang. Verwitterung scheint im Winter nur gering zu sein, da auf den weiten, steilen Schneefeldern, unter den schroffen, zersplitterten Seiten des Grates auf der Davoser Seite, nur wenige Steine herumliegen. 31. März: Im Tannentobel ob den Brüchen, bei 1570™, werden nahe dem schattigen Bachrande eben der Erde entschlüpfte Blütenköpfe von Petasites albus und daneben noch geschlossene Blütenährchen der Carex montana sichtbar. Am warmen, kurz begrasten Steilhang „ in der Tanne ", wo erste Tussilago stand, blüht Carex montana schon, und da findet sich auch die erste Glocke der Gentiana acaulis ( 1570 m ). Die noch höher gelegene kleine, wald-umschlossene Wiese grünt schon förmlich und beginnt sich mit Crocus zu schmücken. Unten neben der Straße steht Gentiana verna einzeln. Die Straße ist ganz schneefrei, wohl bald staubig. Kolossal ist der Schnee in den letzten Tagen geschmolzen. Es stäuben die Erlen. Doch allein Tussilago und Crocus sind einigermaßen häufiger in Blüte zu finden. Die Anemone vernalis nun auch am Hang unter Clavadel, und ist gestern sogar nahe dem Gipfel des Jakobshorns bei 2400 m an aperer Stelle gefunden worden.

April. Temperaturmittel +5,31° C.

1. April: Rechtes Ufer des Landwassers vom Platz ins Dörfli nahe dem Wasser schneefrei; hier findet sich Gentiana verna und Petasites niveus im Aufblühen. In der Mitte der Blattrosette von Primula elatior werden Blütenknospen sichtbar. Die Straße fast staubig. 2. April: Wetter stets wundervoll, warm. Der Schnee schmilzt sichtbar. Die Anemone nun auch auf der Oberwiese und mit ihr Carex verna ( 1600 m ); aber noch keine Polygala gefunden! Crocus in der Strelawiese, am Abhang unter Spital nun ziemlich häufig; sonst Blüten immer noch selten. 3. April: Da und dort zeigt sich auf aperen Wiesen doch schon ein grünender Anflug. Der Weg längs dem Landwasser nach Frauenkirch ist ausgeapert, wieder das erste Mal gangbar. Auch in der „ Motta " ob Frauenkirch, von den Äckern durch den ganz lichten Bergwald bis zur Alp ( 1900 m ), zeigt sich die ganze Bergseite schneefrei. Ebenso sind schon auf der linken Talseite ( Schattseite ), so in der „ Spina ", am Rinerhorn, einzelne graue Flecke in der sonst noch ganz zusammenhängenden Schneedecke sichtbar. Bellis perennis und Caltha palustris an den alten Fundstellen nun häufiger. 4. April: Die Alpen an der Sonnseite des Albertitobels bis hinauf zur Küpfenfluh weithin schneefrei bis auf einzelne Bänder und kleinere und größere Flecken alten Schnees. Anemone vernalis und Carex montana sind zahlreich in den Lochalpmähdern an der Baumgrenze ( 1950m ), und die Anemone geht einzeln mit der Erica bis 2200™, ja an der Küpfenfluh selber bis 2400ra. Wetter prachtvoll, warm; der Boden noch abends 7 Uhr aufgefroren. Beim Sonnenuntergang rosenrote, nachher rosagrüne Lufttöne. Lustig flattern die Bergdohlen um die kahlen Felsen der Küpfenfluh. 5. April: Gentiana acaulis an früherer Fundstelle in ziemlich großer Anzahl erblüht. Abends der Himmel bewölkt, die Luft warm; es fallen einzelne Regentropfen. Immer noch sind Blüten selten zu treffen. Rüstig schreitet aber die Schneeschmelze weiter. Die Straße ist ganz staubig. 6. April: Besteigung des Seehorns ( 2200 m ). Wetter wundervoll, klar. Auch auf dem Gipfel finden sich weite ausgeaperte Strecken, aber nirgends eine Blüte. Primula viscosa am Fuße einer heißen Felswand, zeigt im Grunde der Rosette deutliche Blutenknospen. 7. April: Der Weg vom Platz ins Dorf ganz schneefrei längs dem Landwasser. Dort Primula elatior im Aufblühen, Petasites niveus in Blüte. 8. April: Am nunmehr ganz aperen Abhang unter Längmatte, an der Straßenmauer, Potentina verna ( 1500 m ), wohl schon seit zwei Tagen blühend. Unten am Bord des Landwassers zwischen Platz und Frauenkirch blüht wiederum Primula elatior und Petasites niveus, und tiefer unten im Thale, vor dem Spinabad, an einer Stelle beisammen: Primula farinosa, Sesleria coerulea, Carex ericetorum ( 1500 m ). 9. April: Auf der Oberwiese am Platz ( 1600™ ) stehen ebenfalls in Blüte an einem trockenen Hang beisammen: Carex verna, Potentilla verna, Crocus vernus, Gentiana verna; höher in der „ Grüne ", an begrastem Felsband ( 1700 m ), Carex ericetorum und Luzula campestris, die Blütenrispe entfaltend. Carex montana schon im Verblühen.10. April: Wetter stets prachtvoll. Der Schnee von der rechten Thalseite her schon bis zum Landwasser zurückgeschmolzen, und apere Stellen greifen schon aufs andere, linke Ufer hinüber. Der Fleck auf Böigen ( Schattseite ) wird immer größer. Auf der Strelawiese ( 1580 m ) ist Primula elatior schon in ziemlich großer Zahl zu finden. Am Dörfli-berg, an Felsen mitten in kahler Alp, ist Primula viscosa schon einzeln schön erblüht ( 1950 m ); tiefer sind ganze Halden von Erica gerötet; Soldanella an sumpfiger Stelle in Blutenknospe. Die Straße, seit langem schneefrei, ist von Staub bedeckt. Auch im Dischmathal werden in großer Höhe apere Stellen sichtbar. 11. April: Auf der 0berwiese(1600 m ) ist frisch erblüht: Polygala Chamaebuxus ( wohl schon früher !), daneben Carex ericetorum und Gentiana verna nun zahlreich; dann im Ried beim Spinabad ( 1470 m ): Ranunculus montanus und aconitifolius, Chryso- splenium alternifolium. 12. April: Schneegestöber aus nicht ganz um-wölktem Himmel; dazwischen Sonnenschein. Es fällt nur wenig Schnee. 13. April: Es ist ziemlich kalt bei halb umzogenem Himmel, zwischenhinein doch wieder ein warmer Sonnenblick. Am Mauerrand des Hotels Belvédère am Platz steht Capsella bursa pastoris; im Schweizerhofgarten öffnet Populus tremula die Kätzchen. Nachmittags auf den Lochalp-mähdern Geum montanum gefunden ( 1900 m ). 14. April: Heute wieder schönstes Frühlingswetter. An alter Fundstelle in der „ Tanne " blüht Oentiana acaulis in Menge, ebenso dort nun Primula farinosa und Primula elatior; dann Ranunculus montanus; Anthyllis Vulneraria und Taraxacum officinale in schönstem Aufblühen. Wohl seit einigen Tagen schon ist ebenda Carex Davalliana erblüht. Primula elatior, Gentiana verna, Anemone vernalis nun auch am Clavadeler Abhang. 15. April: Wetter prachtvoll, morgens und abends noch kühl. Auch die linke Thalseite schon mit vielfach zerfressener Schneedecke. Im Kurhausgarten Salix daphnoides in Blüte, wohl schon seit 1—2 Tagen. Allein häufig blühen bis jetzt: Die Carices, Tussilago, Crocus, Gentiana verna, Potentina verna, Anemone vernalis, Petasites niveus, Caltha palustris, Viola tricolor arvensis. 16. April: Auf der Lochalp bei 2100—2150 m blühen Empetrum nigrum und Azalea procumbens; Anemone vernalis geht hier bis Punkt 2525 und ist sogar noch auf dem Gipfel des Körbshorns zu finden {2654 m ). Im Albertitobel ist Arctostaphylos uva ursi bei 2200 m erblüht, und in der Nähe auf alpinem Rasen: Crocus vernus, Carex montana, Plantago montana; etwas tiefer in den Mähdern ( 1900 m ) stehen Geum montanum und Primula farinosa. 17. April: Wetter ordentlich, regnet aber etwas. Der Schnee auf der andern Thalseite nun auch schon vielfach durchlöchert, und Crocus und Primula farinosa treten auch auf der Schattseite auf. 18. April: Besteigung des Jakobshorns ( 2594 m ) und Gratwanderung, meist über kolossale Gwächten, die im Sommer stets ganz verschwinden, hinüber zum Jatzhorn ( 2683™ ). Schneedecke beim Aufstieg zu den Gipfeln unterbrochen und die Gipfel selber, wie die Abhänge gegen das Sertigthal, schon teilweise aper. Anemone vernalis steigt am Jatzhorn bis 2500 m; bei 2400™ zum letztenmal am Jakobshorn zusehen. Crocus geht nur in die gerade ob dem Walde schneefreien Ischamähder ( 1950 m ) auf der Schattseite des Thales. Wetter prachtvoll, warm. 19. April: Himmel bedeckt, gegen Abend aber wieder ganz heiter. Schnee in der „ Spina " ob Glaris, Schattseite, 1550—1600 m hoch gelegen, auch ganz verschwunden. Die Wiesen dort von Scharen des Crocus vernus bedeckt; tiefer im Lärchenwalde viele Anemonen; an schattigfeuchter Stelle Chryso-splenium alternifolium. Beim Abstieg im „ Höfli " bei 1550 m Soldanella alpina, am Wege, wohl schon seit einigen Tagen blühend, ebenso daneben Petasites albus. An trockenen Rasenhängen unter der Längmatte ( 1500 m ) winkt verborgen das erste echte Veilchen, Viola canina; am Ufer des Landwassers bei Frauenkirch ( 1520 m ) steht Ranunculus bulbosus und glänzt der zierliche Stern der Gentiana nivalis. 20. April: Heute Regen, mild. An Felsen der Schiaschlucht am Ausgang des Tobeis-blüht Primula auricula ( 1560 m ); ringsum Erica immer noch in Masse. In Gärten am Platz öffnet Salix grandifolia die Kätzchen. 21. April: Es regnet fast den ganzen Tag; Luft warm. Im Dorf den ersten Frosch gesehen. 22. April: Wetter heitert auf. Im Kies des Flüelabaches blüht Arabis alpina auf. 23. April: Wetter schön. Wiederum Arabis alpina längs dem Landwasser gefunden. Am Weg zur Schatzalp bei 1650™ stäubt Equisetum arvense. Am Rande der Äcker ob dem Sanatorium blüht Lotus corniculatus. 24. April: Unten am Landwasser bei Frauenkirch rötet Salix purpurea ihre Kätzchen ( 1520m ). Am alten Fundort in der „ Tanne " steht am sonnigen, trockenen Hang eine ganze Fiorala von Arten eng beieinander: Potentina Tormentilla und Potentina aurea, Bellidiastrum Michelii an feuchter Stelle daneben, dann Trollius europaeus, Fragaria vesca schon fast im Schatten des Waldes, Plantago lanceolata, Ajuga pyramidalis, Viola tricolor f. bella, Trifolium badium, Lamium purpureum auf nahem Acker daneben, Viola canina, Carex Goodenowii an sumpfiger Stelle, Polygala alpestris. Im Walde weiter oben zeigen die Lärchen schon einen grünlichen Schimmer. 25. April: Stets wunderschönes Wetter. Die ganze Thalsohle und auch die linke Thalseite sind nun schneefrei bis zum Walde, und auch ob dem Wald in der freien Alp erscheinen dunkle Flecke im weißen Schneekleide. Schneefrei bis zum Tschuggen ist auch das Flüelathal und der Paß dem Rad geöffnet. Dort auch am Wege hinter der „ Alpenrose " ( 1850 m ) schlägt Sambucus racemosa in Blatt aus und zeigt schon im Grunde der Blattbüschel verborgene Blütenknospen. Crocus, Anemonen überall in Menge, der erstere die Wiesen buchstäblich noch einmal weiß färbend. Häufig sind Primula elatior und Petasites albus im feuchten, schattigen Flüelathal. Gentiana verna bildet manchenorts ganze blaue Rasen. 26. April: Besteigung des Schiahorns ( 2715 m ). Auf dem Gipfel fand sich folgende nivale Flora: Saxifraga oppositifolia, Sesleria coerulea, Draba aizoides, Hntschinsia alpina, Arabis alpina, Viola calcarata, Gentiana brachyphylla in wunderbaren, leuchtenden Gruppen. Alle diese Pflanzen waren mir schon unterwegs auf der Höhe des Strelapasses und zum Teil schon vorher begegnet und haben mich den Berg hinauf begleitet. Tiefer unten waren einzelne von ihnen wohl schon seit Mitte April in Blüte. Ob der Schatzalp, bei 1900 m, hatte ich vorher schon getroffen: Plantago lanceolata, Soldanella alpina, Globularia nudicaulis, tiefer, bei 1700™, Alchemilla vulgaris. 27. April: Besteigung der Küpfenfluh ( 2655 m ) und Gratwanderung hinüber zur Strela ( 2635 m ).

Schon unterwegs schmückt Trollius europaeus die Lochalp bei 2000 m. Etwas tiefer noch im Walde, auf den Lochalpmähdern bei 1850 m beginnt Anemone sulfurea und geht bis auf die Lochalp; Primula integrifolia beginnt zuerst bei 2200 m und geht bis auf den Gipfel der Strela ( 2633 m ). Ranunculus alpestris glänzt an feuchten Stellen der Alp, die sich zur Paßhöhe des Lezüel hinzieht, noch bei 2300 m und dicht daneben läuten die Glöckchen der Soldanella pusilla, während Soldanella alpina schon in der Waldregion zahlreich den alpinen Rasen schmückt ( 1900™ ). Auf dem kahlen Kalkgipfel der Küpfenfluh selber ( 2655 m ) blühen in unerreichter Schönheit: Draba aizoides, Saxifraga oppositifolia, Gentiana verna f. angulosa, Sesleria coerulera und das Farnkraut Asplenium viride. Fast auf und längs dem Kamme, der wildzerrissen sich von der Küpfenfluh zur krystallinischen Strela hinüberzieht und wenig unter 2600 m fällt, hat, dem Felsen dicht angeschmiegt, Salix serpyllifolia schon kleinste, zierlichste Kätzchen entwickelt; tiefer an humusreicherer Halde stehen auch schon, wie drüben am Schiahorn, Viola calcarata und Hutschinsia alpina. Auf der sanften Kuppe der Strela selber, wo im Sommer die Schafe dem dichten Rasen nachgehen, blühen Primula integrifolia, Carex curvula in einzelnen Köpfchen, Potentilla minima; etwas tiefer bleiben Hutschinsia alpina und Viola calcarata zurück. Heute sah ich auch bei cirka 2300 m wieder die erste Erebia fliegen. Auf dem Rückweg finde noch im Albertitobel bei 1700 m Anthoxanthum odoratum und tiefer am trockenen Wiesenhang ob dem Sanatorium ( 1600 m ) Trifolium pratense. 28. April: Auf der Oberwiese ( 1570 m ) schmücken das erste frische Grün die roten Blüten von Lychnis diurna und die bescheideneren weißen Trauben von Thlaspi Salisii. Nachmittags am Landwasser, auf dem Weg ins Dorf, gefunden: Eriophorum angustifolium, Ranunculus auricomus, Cerastium triviale. Es regnet. 29. April: Es regnet fort. Auf dem Weg nach Glaris ( 1450 m ) entfalten Lärche, Prunus padus, Sambucus racemosa die Blattbüschel, deren Tiefe bereits deutliche Blütenknospen beherbergt. Beim Spinabad steht an trockener Stelle Carex ornithopoda in Blüte ( 1470 m ); im Ried unweit davon Myosotis palustris und Arabis bellidifolia. Gentiana verna angulosa bildet am Landwasser, so vor Frauenkirch, ganze leuchtend blaue Rasen. Equisetum variegatum, Thlaspi Salisii schon in größerer Menge an Dämmen längs dem Wasser; tiefer an der Flußmoräne beim Spinabad Viola canina zahlreich und ebenda nahe dem Wasser im Schatten der Erlen Viola biflora. 30. April: Im Walde, gerade ob der Oberwiese ( 1650™ ), grünt die Lärche und hat sich mit roten und weißen Zäpfchen geschmückt. An der obern Waldgrenze, wo der Wald sich gegen die Lochalp hin lichtet, stehen noch zahlreich auf den alpinen Matten Crocus, Primula elatior, besonders schön Geum montanum, Carex ericetorum, Primula farinosa; höher schon auf freier Alp Plantago alpina, Anemone sulfurea, Polygala alpestris bei 2000™, und in derselben Höhe zeigt Antennaria dioica schon rötliche Blütenköpfchen, und Luzula lutea hat ihre Rispe auch fast entwickelt. Das Wetter bleibt regnerisch. Rückblick: Der Schnee ist nun absolut aus der Thalsohle bis zu den Alpen hin verschwunden. Die Lärchen stehen freudig in Blatt und Blüte da; ebenso treiben die meisten Sträucher schon deutlich Blüten und Blätter. Überall sind die Wiesen schon grün und teilweise schon mit ziemlich hohem Grase bestanden, und darin blühen vor allem häufig Crocus, Primula elatior, Gentiana verna, an den Abhängen auch Gentiana acaulis, Primula farinosa. Alnus, Tussilago, Anemone vernalis sind meist schon verblüht; aber Anemone sulfurea nun häufiger im lichten Lärchenhain. Die Weiden ( Salix grandifolia, purpurea, daphnoides ) sind überall mit Kätzchen behängen; Viola canina, Taraxacum officinale sind häufig in Wiesen, an trockenen Abhängen; seltener noch ist Viola tricolor f. bella. Plötzlich fast ist Thlaspi Salisii in Menge aufgetreten. Bellis perennis, Anthyllis Vulneraria, letztere an trockenen Hängen, sind ebenfalls häufig nun zu treffen. Die Carices ( montana, verna, ericetorum ) haben fast verblüht. Den Wald und die Berghänge rötet aber immer noch Erica carnea.

Mai. Temperaturmittel + 7,22° C.

1. Mai: In der „ Grüne " auf Felsbändern, bei 1650 m, blüht Trifolium montanum. Tiefer im Thale, an demselben Berghang, „ in der Tanne ", bei 1570™, Adoxa moschatellina im Gebüsch am Waldrand, und gegenüber, am Hang unter Clavadel, am Eingang des Sertigthales, bei 1550™: Pinguicula alpina, Scirpus csespitosus, Cardamine amara, Arabis alpestris. In der „ Grüne " neben einem Stall Rumex arifolius, im Pflaster davor Poa annua. Im Torfbruch in den „ Brüchen " blüht Eriophorum vaginatum ( 1540 m ). 2. Mai: Am Landwasser gegen Frauenkirch blüht Geum nivale auf. Mittags Besteigung des Körbshorns ( 2654-2668 m ). Unterwegs auf Grünealp bei 2000—2100 m: Eriophorum angustifolium und Eriophorum vaginatum mit Primula integrifolia. Gipfel selber schneefrei, aber ringsum und unterwegs noch große und tiefe Schneefelder, wo im Sommer alles aper. Gipfelflora: Salix serpyllifolia, Saxifraga Seguieri und Saxifraga oppositifolia. 3. Mai: Wetter regnerisch, trübe, Neuschnee auf den Gipfeln. 4. Mai: Regnet weiter. 5. Mai: Wetter kalt; es regnet und schneit. 6. Mai: Kalt. Es schneit bis in das Thal hinunter, doch bleibt der Schnee nicht liegen. 7. Mai: Immer noch kalt und schneit weiter, doch schmilzt der Schnee wieder bis über die Baumgrenze hinaus. Tour um den See, der seit 1. oder 2. Mai wieder eisfrei. Hier Valeriana montana im Aufblühen gefunden. 8. Mai: Auf der Lochalp viele Blüten erfroren, doch immerhin neu erblüht Daphne striata ( 2150 m ) und Sibbaldia procumbens ( 2250m ). Auf dem Abstieg im Schiatobel gefunden Dryas octopetala ( 2100 m ) und tiefer im Gebüsch der Waldschlucht Hepatica triloba und Viola collina bei 1750 m. 9. Mai: Wetter immer kalt und unfreundlich. Pedicularis verticillata, zum Teil erfroren, längs dem Landwasser am Weg vom Platz ins Dörfli. 10. Mai: Rauhes, unfreundliches Wetter. Schneit, doch bleibt der Schnee nicht liegen. 12. Mai: Es schneit in großen Flocken. Linaria alpina im Kies des Landwassers, Biscutella laevigata ebenda im Aufblühen bei 1540 m. 13. Mai: Heute endlich wieder ein schöner und warmer Tag. Der Neuschnee anscheinend wieder bis auf alle Höhen geschmolzen. Auf der Oberwiese ( 1600™ ) ist neben fruktifi-zierender Carex montana und Carex ericetorum Primula officinalis neu erblüht; in der Schlucht des Guggerbaches Valeriana montana. 14. Mai: Besteigung des Schiahorns ( 2710m ). Weg fast bis zur Spitze schneefrei, führt nur an zwei Stellen über kürzere Schneefelder. Auf dem Gipfel wieder dieselbe Flora wie bei der ersten Besteigung getroffen, doch Draba aizoides und Saxifraga oppositifolia im Verblühen. Neu finden sich etwas tiefer um den Gipfel: Salix serpyllifolia, Draba Wahlenbergii, Carex rupestris. Auf dem Abstieg im Schiatobel bei 2200™ Carex firma im Entfalten der ersten Blütenähren getroffen. 15. Mai: In Glaris, Sonnseite, im „ Ardüs " ( 1450 m ), kurz vor dem Engpaß der „ Züge ", in einem Kalkgebiet, das mich floristisch immer lebhaft an den Jura erinnerte, blühen Sambucus racemosa und Lonicera coerulea; dann Hippocrepis comosa, Euphorbia Cyparissias, am Landwasser unten Salix incana. Bei Frauenkirch ( 1540m ) blüht Salix nigricans am Landwasser. Biscutella laevigata nun häufiger. 16. Mai: Besteigung des Schafgrind in der Strelakette ( 2621 m ) unter Donner, Blitz und Hagel. Auf der Spitze fand ich folgende Flora: Cerastium trigynum, Primula viscosa, Draba aizoides, Gentiana brachyphylla, Geum montanum, Myosotis alpestris, Chesleria sedoides, Saxifraga exarata, Sibbaldia procumbens, Cardamine resedifolia, Chrysanthemum alpinum, Potentilla aurea ( 12 Arten ). Beim Abstieg um die Hütten der Kummeralp ( 1800 m ) Gagea Liottardi; tiefer, an feuchten Stellen des Waldes, Bartsia alpina ( 1700 m ) und im Walde Veronica Chamaedrys. 17. Mai: Wetter warm, regnerisch. 18. Mai: Launisches Wetter. Es regnet bald im Thal, bald schneit es in der Höhe, doch zergeht der Schnee bald wieder. Plantago major, Potentilla Salisburgensis neu im Thal und ob dem Sanatorium ( 1600 m ). 19. Mai: Wetter unfreundlich, regnerisch. 20. Mai: Bei Glaris ( 1450 m ) steht der erste Strauch von Prunus padus in Blüte. Am dortigen rechten Berghang, im Kalk bei „ Ardüs ", nahe dem lichten Lärchenhain in derselben Höhe: Convallaria majalis, Polygonatum officinale, Viola mirabilis, Betula alba ( wohl schon früher ), Cotoneaster vulgaris, Alnus viridis, Ribes pe- traeum, Ajuga reptans, Carex alba, letztere vier tiefer unten am Landwasser. 21. Mai: Besteigung der Thiejerfluh ( 2785 m ). Der Hauptdolomit dieses Gipfels trägt folgende Flora: Androsace helvetica, Saxifraga oppositifolia, Carex firma, Salix serpyllifolia, Sesleria coerulea, Draba aizoides und tomentosa, 7 Arten, alle nahe dem Gipfel gefunden. Die hintere Thiejerfluh ( 2740—2760 m ), aus kälterem Verrucano aufgebaut, bietet schon: Primula viscosa, Lloydia serotina, Saxifraga Seguieri, Sibbaldia procumbens, Carex curvula, 5 Arten in einzelnen Exemplaren. Ringsum sind die Gipfel noch von gewaltigen Schneemassen, eine erhabene Hochgebirgslandschaft darstellend, umlagert, wo im Sommer doch alles kahl, eine nackte Felswüste. Unterwegs beim Abstieg, im Staffelwald, bei 1750 m, Oxalis acetosella gefunden. 22. Mai: Auf dem Hitzenboden ob Glaris, einer wiesenbedeckten alten Flußterrasse, bei cirka 1590™, umspinnt Asperugo procumbens die Ställe, und Salix retusa in schönster Blüte steht in einer Wiese am Wegbord in großen Rasen. Valeriana dioica in Sumpfwiese am Landwasser bei 1450™. 23. bis 27. Mai: Wetter stets trübe, regnerisch. 28. Mai: Besteigung der Strela ( 2636 m ) ( Gneis-Glimmerschiefer ). Die Gipfelflora setzt sich nun aus folgenden Arten zusammen: Taraxacum officinale f. alpinum, Draba Wahlenbergii, Potentina aurea, Sibbaldia procumbens, Alchemilla fissa, Chrysanthemum alpinum, Primula hirsuta, Cerastium trigynum, Saxifraga Seguieri und Saxifraga exarata, Gentiana brachyphylla, Cerastium latifolium L., Potentilla Salisburgensis, Salix herbacea. Kammwanderung hinüber zu der aus Hauptdolomit aufgebauten Küpfenfluh*(2655 m ), deren Gipfelflora nun aus folgenden Arten besteht: Primula auricula, Gentiana verna angulosa, Draba Wahlenbergii, Gentiana verna, Viola calcarata, Hutschinsia alpina, Carex firma, Salix serpyllifolia; etwas tiefer Androsace Chamaejasme — eine wesentlich andere Flora, als jene der krystallinischen Strela 1 ). 29. bis 31. Mai: Wetter regnerisch. Vaccinium Myrtillus blüht auf.

Wie es Frühling wird in Davos.

So viel aus dem Tagebuche des Jahres 1893 und über seinen auch im Gebirge unvergleichlichen Frühling! Es fehlt mir leider der Platz, um zur Vergleichung die anderen Tagebücher folgen zu lassen, wie dem Leser wohl auch die Geduld fehlen würde, dieselben zu verfolgen. Um dennoch kurz den Unterschied im Verlauf des Frühlings der verschiedenen Jahre zu zeigen und auch die Parallele zwischen dem Verlauf der Temperatur und dem Erwachen der Vegetation zu illustrieren, lasse ich eine kleine Zähltabelle der sämtlichen je in den Monaten März bis Mai der betreffenden Jahre beobachteten Arten und eine solche der in den entsprechenden Zeiten gefundenen Mittelwerte der Monatstemperaturen 1 ) folgen. Die Parallele springt sofort in die Augen. Die Zahl der in den Monaten März und April beobachteten Arten wird sich auch bei noch längerer Beobachtungszeit kaum ändern. Für den Monat Mai — da die Vegetation alsdann doch schon weiter vorgeschritten, das Gebiet schon weithin aper, überhaupt ein ausgedehntes ist, und die gleichzeitigen Beobachtungen somit stets schwieriger auszuführen sind — dürfte sich dagegen in Zukunft besonders aus dem untern, entlegeneren Teile der Landschaft ( unter 1500 m ) noch mancher Fund der Tabelle beifügen lassen, wodurch die Frühlingsflora von Davos in Zukunft noch reicher erscheinen würde.

Tabelle der Arten.

1892.

1893.

1894.

1895.

1896.

Mittel.

Arten.

Arten.

Arten.

Arten.

Arten.

Arten.

Bis 30. März.

3 14 16 13 11 11 „ 15. April.

19 34 33 19 19 25 „ 30. April.

32 88 79 61 27 57 „ 15. Mai.

59 118 96 114 72 92 „ 30. Mai.

74 151 104 139 103 114

Temperaturtabelle.

( Station Davos-Platz, 1560 m .) o 1892.

1893.

1894.

1895.

1896.

Grad C.

Grad C.

Grad C.

Grad C.

Grad C.

März.

-4,8 Min.25,7 Max. + 11,4 — 1,08 Min. 18,0 Max. +10,5 1,6 Min. 16,0 Max. + 10,0 - 2,6 Min.22,5 Max. +10,80,03 Min.14,4 Max. + 12,2S April.

+ 1,97 Min.13,6 Max. + 15,5 + 5,31 Min. 4,5 Max. + 18,6 + 4,4 Min. 6,0 Max. + 17,5 + 3,98 Min. 6,7 Max. +16,5 + 0,02 Min.12,3 Max. + 11,5 Mai.

+ 7,84 Min. 6,0 Max. + 25,0 + 7,22 Min. 6,5 Max. + 20,5 + 7,3 Min. 4,5 Max. + 19,5 + 7,24 Min. 6,2 Max. + 19,4 + 5,49 Min. 3,4 Max.+ 20,7 Ich will keinen langen Kommentar zu diesen nackten Zahlen schreiben, die jeder zu lesen verstehen wird, aber auf den einen größten Unterschied zwischen dem Frühling des Jahres 1893 und dem Frühling 1896 will ich doch kurz hinweisen. Hier ein März mit —1,08° C. und ein April mit5,31° C.; dort zwar ein März von -f- 0,03 ° C, aber ein April mit bloß -j- 0,02 ° C, der sogar hinter dem März noch zurücksteht! Dem entsprechend hier bis Ende März ein Flor von 14, dort von 11 Arten; Ende April aber hier eine Flora von 88, dort von bloß 29 Arten! Der Kontrast könnte nicht größer sein, die Parallele zwischen Verlauf der Temperaturkurve und Erwachen der Vegetation durch Zahlen nicht genauer ausgedrückt werden! Hier Ende April ein Hauch des Frühlings auf nivale Gräte und Gipfel hinauf, die Thalsohle ergrünend, dort um dieselbe Zeit die ganze Landschaft noch eine arktische Schneewüste, mit einzelnen Oasen darin, die erst wenige Blumensterne zieren.

Die sämtlichen, auch die nur in einem einzigenJahre der Periode 1892-1896 von mir bis Ende März beobachteten Arten inbegriffen sind nun die folgenden:

Flora des März.

1. Gentiana verna und f. angulosa ( schon I ).

2. Polygala Chamaebuxus ( auch I u.Il ).

3. Primula elatior ( auch II ).

4. Erica carnea ( II ).

5. Tussilago Farfara.

6. Crocus vernus.

7. Anthyllis Vulneraria.* 8. Viola tricolor f. arvensis.

9. Gentiana acaulis.

10. Luzula campestris. * 11. Anemone vernalis.

12. Carex montana.

13. Caltha palustris.

14. Petasites albus.

15. Potentilla verna.

16. Carex verna.* 17. Thlaspi arvense.18. Veronica polita.

19. Petasites niveus.

20. Alnus incana.

21. Bellis perennis.* 22. Veronica agrestis. * 23. Stellaria media ( 1897).2 ) 7 Artenvon 22 wurden nur je in einem Jahre aufgefunden vor dem 1. April und blühten in den übrigen Jahren erst in der folgenden Periode ( 1. bis 15. April ) auf; die andern 15 Arten wurden aber während mindestens zwei Jahren in dieser ersten Frühlingsepoche blühend beobachtet. Von diesen 22 Arten sind 7 Bergpflanzen, 15 dagegen Pflanzen der Ebene und Ackerunkräuter. Zu dieser Märzflora kamen nun nach den Beobachtungen dieser fünf Jahre ( 1892-1896 ) bis 15. April noch folgende Arten hinzu:

Dr. mei. et phil. W. Schiller.

Plora bis 15. April.

23. Carex ericetorum f. membranacea.

24. Potentina aurea.* 25. Ranunculus aconitifolius.

26. Sesleria coerulea.

27. Chrysospienium alternifolium.

28. Soldanella alpina.

29. Taraxacum officinale.

30. Populus tremula.

31. Salix daphnoides.

32. Sieversia montana.

33. Primula farinosa.

34. Saxifraga oppositifolia. * 35. Capsella bursa pastori ».

36. Salix grandifolia. * 37. Plantago montana.* 38. Globularia nudicaulis. * 39. Draba aizoides. * 40. Viola calcarata. * 41. Primula hirsuta. * 42. Ranunculus montanus.* 43. Carex Davalliana. * 10 zumeist alpine Arten von 21 überhaupt bis 15. April neu auftretenden Formen wurden auch nur je in einem Jahre beobachtet; es enthält somit dieser Zeitabschnitt nur 11 Arten, die öfter ( mindestens zweimal in fünf Jahren ) in ihm aufgefunden wurden, und dokumentiert somit einen gewissen Stillstand in der Entwicklung der Vegetation nach dem raschen Aufschwung in der letzten Märzwoche. 14 Arten sind aber schon alpine Formen, und nur 7 Arten, die fast alle ( 6 ) jedes Jahr um dieselbe Zeit zur Entwicklung kommen, Pflanzen der Ebene.

Bis Ende April bereichert sich die Frühlingsflora von Davos wieder um folgende Arten:

Flora bis 30. April.

44. Viola tricolor f. bella.

45. Lamium purpureum.

46. Melandrium diurnum.

47. Thlaspi alpestre Salisii.

48. Alchernilla vulgaris.

49. Empetrum nigrum. * 50. Azalea procumbens. * 51. Arctostaphylos uva ursi.

52. Viola canina.

53. Gentiana nivalis. * 54. Primula auricula. * 55. Arabis alpina.

56. Lotus corniculatus.

57. Salix purpurea.

58. Potentina Tormentilla.

59. Bellidiastrum Michelii.

60. Trollius europaeus.* 61. Fragaria vesca.

62. Plantago lanceolata.

63. Ajuga pyramidalis.

64. Trifolium badium.

65. Carex Goodenowii.

66. Polygala alpestris.* 67. Gentiana brachyphylla.

68. Hutschinsia alpina.

69. Anemone sulfurea.* 70. Primula integrifolia.

71. Ranunculus alpestris.* 72. Soldanella pusilla.* 73. Salix serpyllifolia.

74. Carex curvula. * 75. Potentina minima.

76. Anthoxanthum odoratum.

77. Trifolium pratense.

78. Eriophorum angustifolium.

79. Ranunculus auricomus.

80. Cerastium triviale. * 81. Carex ornithopoda.

82. Myosotis palustris.

83. Arabis bellidifolia. * 84. Viola biflora.* 85. Larix europaea.

86. Plantago alpina.

87. Antennaria dioica. * 88. Luzula lutea.* 89. Carex glauca.

96. Myosotis alpestris.

97. Adoxa moschatellina.

98. Eumex arifolius.* 99. Poa annua.* 100. Trifolium montanum. * 101. Senecio vulgaris.* 102. Hepatica triloba.

103. Arabis alpestris.* 90. Ranunculus acris.* 91. Valeriana tripteris.

92. Chrysanthemum alpinum. * 93. Homogyne alpina. * 104. Brassica.?* 105. Viola hirta.* 106. Primula officinalis.* 107. Viola mirabilis.* 108. Euphorbia Cyparissias.

109. Carex alba.* -, * 94. Saxifraga exarata.

95. Draba " Wahlenbergii.

* 66 neue Arten treten neu in dem Zeitraum vom 15. bis 30. April auf, wovon allerdings 32 Arten nur ein einziges Mal schon im April auf-blühten oder wenigstens schon dann beobachtet wurden. Von den 109 überhaupt einmal bis Ende April gefundenen Arten sind aber bloß 76 öfters ( mehr als einmal ) bis dahin zur Blüte gelangt. Von diesen in der zweiten Hälfte April neu hinzugekommenen Arten sind 29 Ebenenpflanzen, 36 aber montane oder alpine, sogar schon hochalpine Formen.

Ich muß es unterlassen, hier im Anschlüsse auch die Flora des Mai anzuführen, da dieselbe einen zu großen Raum einnehmen und doch kein vollständiges Bild bieten würde, da sie noch mancherlei Lücken aufweist, während die Floren des März und April schon eher ein abgeschlossenes Ganzes bilden. Übrigens sind sämtliche von mir bis jetzt in den Frühlings-monaten, also auch im Mai, während der Periode 1892—1896 gefundenen Arten in dem Pflanzenverzeichnis enthalten, das nach Familien geordnet ( nach Gremii ) den Schluß dieser Arbeit bilden soll.

Ich will ebenfalls hier nicht weiter ausführen und untersuchen, auf welche Familien ( s. allgemeines Verzeichnis ) und in welchen Prozentver-hältnissen sich sämtliche Arten verteilen, welchen Anteil die verschiedenen Florenelemente ( europäisch-asiatisches — Unkräuter — nordisch-alpines — alpines ), aus denen die Vegetationsdecke der Alpen sich zusammensetzt, an dieser Frühlingsflora haben, und nur bemerken, daß sie alle schon ihre Vertreter stellen. Alles dies ins Detail auszuspinnen, würde den Rahmen dieses Aufsatzes weit überschreiten.

Ein kurzer Vergleich der Frühlingsflora der Hochalpen mit derjenigen der schweizerischen Hochebene, unseres Tieflandes, sei aber gestattet. Es steht mir hierzu ein im Jahre 1880, während eines ebenfalls sehr schön ( wie 1893 ) verlaufenen Frühlings — der bekanntlich auch im Tiefland „ früh oder spät " sein kann — im Aarethal bei Aarau aufgenommenes Pflanzenverzeichniszur Verfügung. Dasselbe, mit dem 15. Februar ( Galanthus nivalis, 750 m, an der Wasserfluh ) beginnend, führt bis zum 15. April ( so weit reichen die Beobachtungen ) 66 Pflanzenarten in Blüte auf, am warmen Jurarande von 450 —750 m aufsteigend. Wenn dieses Verzeichnis auch nur die Beobachtungen eines Jahres enthält und ein weites, um diese Zeit stets schneefreies Gebiet umfaßt, so daß dasselbe-manche Lücken aufweisen mag, so dürfte dasselbe doch als Grundlage ( unter nötiger Reserve ) zu einem wenigstens allgemeinen Vergleich dienen. Wenn wir dies thun, so fällt derselbe durchaus nicht zu ungunsten des Hochgebirges aus, das in der That bloß um einen Dritteil der Arten ( 42 gegen 66 bis 15. April !) gegen das so begünstigte Aarethal zurücksteht, zu einer Zeit, wo hier die ganze Landschaft noch mit Schnee bedeckt erscheint, dort die Sonnenstrahlen schon lange auf einen längst aperen Boden gewirkt haben und die Temperatur über 0° gestiegen ist. Gewiß würde niemand in diesen Höhen auf den wenigen Inseln in der Schneedecke der Sonnseite um diese Jahreszeit schon eine so reiche Flora erwarten, wenn auch zuzugeben ist, daß die Vegetationsfülle noch weit hinter der Ebene zurücksteht und die einzelnen Arten und Individuen noch weit voneinander getrennt sind und oft mühsam erst zusammengesucht werden müssen.

Dasselbe Verzeichnis zeigt uns auch, daß trotz vieler gleicher Elemente, die bis in die Hochalpen ansteigen ( Caltha, Bellis perennis, Tussilago, Alnus, Veronica, Petasites, Potentina verna, Carex, Salix, Taraxacum, Primula elatior, Chrysosplenium, Capsella, Sesleria etc. ) und hier manchmal fast gleichzeitig oder nur wenig später ( oft aber doch bedeutend, so z.B. die Salices !) als in der Ebene erwachen, der Frühlingsflor l ) Frühlingsflora des Aarethaies bei Aarau 1880: 15. II.: Galanthus nivalis.

28. II.: Caltha palustris, Leucojnm vernum, Draba aizoides ( 700 m ), Bellis perennis.

29. II.: Tussilago Farfara. 7. III.: Alnus incana. 9. III.: Senecio vnlgaris, Veronica persica, Viola odorata: V. hirta, Ranunculus bulbosus, Anemone nemorosa. 10. III.: Viola alba, Scilla bifolia. 11. III.: Ficaria verna. 13. III.: Primula elatior,. Petasites officinalis, Populus tremula, Salix caprea, Hepatica triloba. 14. III.: Daphne Mezereum, Mercurialis perennis, Anemone Pulsatilla ( 600 m ), Carex humilis ( .600 m ).

16. III.: Salix purpurea. 19. III.: Potentina verna. 20. III.: Cardamine hirsuta, Carex montana. Salix alba und S. daphnoides. 21. III.: Carex digitata, Pulmonaria obscura. 26. III.: Taraxacum officinale, Lathyrus vernus, Viola sylvatica, Primula officinalis, Polygala austriaca, Carex verna, Salix cinerea, Glechoma hederacea. 27. III.: Potentilla Fragariastrum, Carex Davalliana. 28. III.: Chrysosplenium alternifolium ( wohl schon früher !), Salix nigricans. 29. III.: Fraxinus excelsior, Diplotaxis muralis. 30. III.: Ulmus campestris. 2. IV.: Larix europaea, Corydalis^ cava ( wohl schon früher !), Capsella bursa pastoris. 5. IV.: Anemone ranunculoides ( schon früher !), Ranunculus auricomus, Carex alba, Viola canina. 7. IV.: Salix aurita. 12. IV.: Euphorbia Cyparissias, Sesleria coerulea, Hippocrepis comosa, Orchis Morio. 15. IV.: Salix incana, Draba verna, Globularia cordifolia ( 600Thlaspi niontannm ( 600 m ), Cotoneaster vulgaris, Thlaspi perfoliatum. ( 66 Arten. ) 17. IV.: Prunus padns.

auch wieder viele neue, den Alpen eigentümliche Arten enthält. Aber auch manche, und gerade die schönsten und bezeichnendsten Formen unserer Ebenenflora, steigen nicht zu den Gehängen des alpinen Hochthales hinauf. Vergebens suchen wir hier Galanthus, Leucojum, Anemone nemorosa, A. ranunculoides, die Pulsatilla, Scilla bifolia, Ficaria verna, Daphne Mezereum, Mercurialis, Pulmonaria ( wenigstens in Davos! steht dagegen im Engadin !), Lathyrus vernus, Glechoma hederacea, Potentilla Fragariastrum, Corydalis cava etc. dafür treten alpine Primeln, Anemonen und Ranunkeln, Crocus, Polygala Chamaebuxus, Erica, Soldanella, Sieversia, alpine Plantago etc. an die Stelle. Gewiß spielt auch das privilegierte Klima dieser bündnerischen Hochthäler, das nicht allein in der Temperaturkurve, sondern vor allem auch in heiterem Himmel und dadurch ermöglichter Insolation, Windstille, Trockenheit der Luft etc. seinen Ausdruck findet, hier eine Rolle und kommt nicht nur dem Menschen, sondern auch der Pflanzenwelt zu gute. Oder sollten auch in andern Teilen der Alpenkette dieselben Verhältnisse sich wiederfinden?

Brügger hat in anziehender Weise das Erwachen des Frühlings im benachbarten Engadin, mit dem Davos viele Verwandtschaft zeigt, also geschildert 1 ): „ Bereits am 22. März, 42 Tage vor dem allgemeinen Schwinden der Schneedecke, erscheinen durchschnittlich die blauen Sterne der Gentiana verna und mit oder bald nach ihr die gelben der Potentilla verna, die seidenhaarigen Glocken der Anemone vernalis und es röten sich an sonnigen Kalkhalden die Blüten der Erica carnea. Am 2. April sprossen an entblößten Wiesenstellen die hier stets weiß blühenden Kelche des Crocus vernus hervor, dessen Scharen der schon grünenden Matte wieder vorübergehend die täuschende Farbe des Winters verleihen. Am 3. April, mit dem ersten Lerchengesang, öffnet Tussilago Farfara seine goldgelben Blütenkörbe. Am 18. April erscheint Primula farinosa und an Felsen P. hirsuta. Am 24. April Polygala Chamaebuxus, Thlaspi Salisii, Gentiana acaulis und Anemone sulfurea. Erst am 3. Mai ist endlich der Thalboden allgemein frei von Schnee, und es entfaltet sich nun bald die Mehrzahl der Wiesenblumen; am 18. Mai ist das Grün der Wiesen entschieden; Viola calcarata, Primula officinalis brechen auf. Am 18. Juni blüht Prunus padus, Sambucus racemosa, Berberis und die Vac-cinien.So weit Brügger über den Engadiner Frühling.

Es ist mir unbekannt, auf wievieljährige Beobachtungen an Ort und Stelle sich obige Schilderung stützt und in welcher Weise die angegebenen Daten gewonnen wurden. Wenn ich nun im folgenden versuche, ein analoges Bild vom Erwachen und Verlauf des Frühlings im Davoser C. N. Christ: „ Pflanzenleben der Schweiz ", pag. 360.

Hochthale zu entwerfen — um noch einmal kurz die Frühlingsphänomene zu rekapitulieren — so gestehe ich vorher, daß es schwierig hält, und die Methode die Kritik herausfordert, für die meisten Pflanzen im Hochgebirge auch nach vieljährigen Beobachtungen eine mittlere Aufblühzeit zu gewinnen. Hier die Gründe: Einmal ist es unmöglich, im Hochgebirge um diese Jahreszeit eine Pflanze stets an derselben Stelle, womöglich in demselben Individuum zu beobachten; wenn diese in einem Jahre an einer Stelle schon im März aufgeblüht ist, kann derselbe Standort in einem andern Jahre einige Wochen später noch mit fußhohem Schnee bedeckt sein. Daher ist man genötigt, den Pflanzen auf den jeweils aperen Stellen nachzugehen, und diese Stellen wechseln vielfach ihre Lage in den einzelnen Jahren. So verteilen sich die Beobachtungen auf ein Gebiet, das horizontal sich stundenlang hinzieht und vertikal von 1450 bis zu 1600 Meter und höher bis in die Hochalp ansteigt. In welcher Weise in diesem hier umschriebenen Gebiete die einzelnen Daten gewonnen wurden, ergiebt sich aus dem oben mitgeteilten Tagebuche.Viele Arten habe ich immerhin Jahr für Jahr an derselben Stelle wieder aufgesucht und meist auch gefunden, und so mag die folgende aus diesen Beobachtungen aufgebaute Schilderung immerhin einem „ mittleren " Frühling des Davoser Hochthales entsprechen. Der Vergleich mit dem Engadin ergiebt sich daraus von selbst. Anfang März, mitten im Schnee, eröffnet Tussilago Farfara an einer lehmigen Rutschstelle ( 1570 m, in der „ Tanne ", jedes Jahr gefunden !) den Frühling, und schon Mitte März folgt Erica carnea und rötet ihre Blüten-sträuße. Crocus vernns stößt am 18. März seine ersten weißen Kelche am Ufer eines warmen Wässerleins, das ringsum die hohe Schneedecke zu schmelzen vermocht, zwischen den ersten zarten, grünen Grasspitzen hervor; erst später erscheinen auch, aber immer spärlich, violette Blüten. In der letzten Märzwoche wird die Vegetation schon reicher: da und dort auf den immer noch sparsamen Flecken aperen Bodens blinkt der blaue Stern einer Gentiana verna ( 26. März ) und am Waldrande nickt die gelbe oder rote ( f. rhodoptera ) Blüte der Polygala Chamaebuxus. An einem frost-umstarrten Bächlein erscheint die erste, noch kleine, grünliche Caltha palustris am 27. März, und zu gleicher Zeit erhebt sich an einem Abhang die erste rötliche oder stahlblaue Glocke der Anemone vernalis. An sonnigen Abhängen, sogar schon an der Waldgrenze hat sich auch vereinzelt eine Gentiana acaulis hervorgewagt, freilich oft bis zum andern Morgen am Rande erfroren ( 29. März ). Nun erhebt auch Ende März Carex montana ihre unscheinbaren Ährchen aus verdorrten Blattbttscheln. Am 2. April streut Alnus incana den ersten Blütenstaub, und am 4. April winkt auf dürrem Boden Potentina verna, erst mit kleinen Blättchen und Blüten, zierlich wie die einer hochalpinen Pflanze, und zur selben Zeit erheben in feuchten Tannenschluchten, in denen ein Wasser niederrauscht, die dicken Blütenköpfe von Petasites albus sich mitten aus winterlichen Schneemassen. Primula elatior entfaltet an einem Bachufer am 5. April die ersten Blüten, und wenig später Luzula campestris ihre Rispe ( 8. April ) und fast mit dieser Carex ericetorum f. membranacea das zierlich gescheckte Ährchen. An den Südabhängen unter dem Walde sind die aperen Stellen indes größer und größer geworden, und schon reichen sie, ihre dunkeln Kreise in die weiße Decke ziehend, bis in die Thalsohle hinunter und rücken auch von der obern Waldgrenze in die Alp hinein vor. Da und dort erscheint schon ein grüner Anflug; doch schallt der erste Kuckucksruf noch oft in eine Schneelandschaft hinaus. Mitte April treten rasch hintereinander auf: Anthyllis Vulneraria ( 16. April ) und Primula farinosa ( 17. April ); es folgen am 20. April: Soldanella alpina, Taraxacum officinale, Salix daphnoides, Ranunculus montanus; am 21. April in Gärten gezogen Populus tremula. Auch auf der Alp ist der Frühling im Gang: wo der Schnee eben aus dem Geröll gewichen, bringt Saxifraga oppositifolia schon Leben in das tote Gestein bei mindestens 2400 Meter schon am 24. April und einen Tag später röten sich tiefer ( bei 1850 Meter ) die Felsen mit Primula hirsuta. Bescheiden duckt sich indes Adoxa moscha-tellina ( 25. April ) unter noch unbelebtem kahlem Erlengebüsch. Salix grandifolia wirft sich am 27. April ins Hochzeitsgewand in oft noch teilweise von Schnee erfüllten Gärten am Platz, nicht viel später als auf den zwar kalkwarmen, aber rauhen, sturmgepeitschten Kämmen des Jura bei 850 Meter. Allmählich ist der Schnee nun doch aus der Thalsohle gewichen, die Wiesen beginnen langsam zu ergrünen und schmücken sich mit weißen Trauben der Thlaspi Salisii, mit der reizenden Viola tricolor f. bella, in der Höhe mit hochgelbem Geum montanum ( 28. April ). An dürren Halden gemahnt Viola canina an die Veilchen der Ebene. Primula integrifolia, die lieblichste Blüte, eröffnet mitten zwischen Schneefeldern den Mai auf hoher Alp ( 2300 m ) und verkündet die baldige Wiederkehr der munteren Herden. Auch in den Buschwäldern längs dem Landwasser regt sich wieder neues Leben: Viele Knospen schwellen und sprengen die Hülle, Salix purpurea errötet ( 4. Mai ), und auf den Hügeln und Abhängen leuchten die Lärchenhaine mit purpurnen Kätzchen aus zartem Grün, und in lichtem Schatten wetteifert an Farbenreiz Anemone sulfurea, licht schwefelgelb, mit dem sanften Blau der Myosotis alpestris ( 5. Mai ). Schon am 6. Mai führt Fragaria vesca ihr verborgenes Dasein. Und immer neue Herolde des Frühlings erscheinen: am 7. Mai Trollius europaeus, am B. Mai Primula officinalis, am 9. Mai auf der Alp die zierliche Viola calcarata, von 2000 Metern an langsam die Höhen gewinnend. Der Waldboden ergrünt und blüht mit Vaccinium Myrtillus ( 20. Mai ). Gegen Ende des Monats entfaltet auch Sambucus racemosus die Blütenknospen ( 25. Mai ), und schon leuchtet weiß durch die Büsche der erste blühende Strauch von Prunus padus: der Frühling hat im Thal seinen Höhepunkt erreicht und schon steht auch der Sommer vor der Thüre.

Br. med. et phü. W. Schibier.

Frühlingsflora der Landschaft Davos.

Banunculaceen.

1. Hepatica triloba Chaix. V. 1600 ».

2. Anemone narcissiflora L. V. 1600 m.* 3. Anemone alpina sulfurea L. V. 1700 bis 2000 m.

4. Anemone vernalis L. III. 1600 bis 2500 m.

5. Ranunculus aconitifolius L. IV.

1550 m.

6. Ranunculus alpestris L. V. 1700 m.

7. Ranunculus auricomus L. V. 1500 m.

8. Ranunc.montanusWilld.IV. 1600 m.

9. Ranunculus acris L. V. 1550 m.

10. Caltha palustris L. III. 1500 ».

11. Trollius europaeus L. V. 1550 ".

Cruci fer en.

12. Arabis alpina L. V. 1550—2710 m.

13. Arabis bellidifolia Jacq. V. 1500 m.

14. Arabis alpestris Rchb. V. 1600 m.

15. Cardamine resedifolia L. V. 2600 m.* 16. Cardamine amara L. V. 1600 m.

17. Brassica? IV. 1560».* 18. Draba aizoides L. IV—V. 2000 bis 2710 m.

19. Draba tomentosa Vari. V. 2785 m.* 20. Draba Wartenbergii Hartm. V. 2715 m.

21. Thlaspi arvense L. IV. 1500 m.

22. Thlaspi alpestre Salisii Br. IV. 1550 m.

23. Biscutella lacrigata L. V. 1500 m.

24. Hutschinsia alpina R. Br. IV. 2000 bis 2715 m.

25. Capsella bursa pastoris Mönch. IV.

1550 ».

Violarieen.

26. Viola hirta L. IV. 1500«.* 27. Viola collina Bess. V. 1600° ».

28. Viola mirabilis L. V. 1450 m. 29: Viola canina L. IV—V. 1600 > ".

30. Viola biflora L. V. 1500ra.

31. Viola tricolor f. aryensis L. III bis IV. 1550 ".

32. Viola tricolor f. bella. IV. 1560 ».

Polygaleen.

33. Polygala Chamaebuxus L. III—IV.

1600 ».

34. Polygala alpestris Rchb. V. 1570 m.

35. Polygala austriaca Crantz. V. 1450 m.

Sileneen.

36. Silène acaulis L. V. 2000 ». * 37. Melandirum diurnum Crép. IV—V.

1600 ».

Âlsineen.

38. Chesleria sedoides L. V.

39. Cerastium trigynum Vili.

2621 *>. * 2621».* 40. Cerastium triviale Link. V. 1560 ln.

41. Cerastium latifolium L. V. 2633».* Oxalideen.

42. Oxalis acetosella L. 1600 ».

Papilionaceen.

43. Anthyllis Vulneraria L. Ill—IV.

1570 ».

44. Trifolium pratense L. IV—V. 1600 m.

45. Trifolium montanum L. V. 1600 m.

46. Trifolium repens L. V. 1600 m.* 47. Trifolium badium Schreb. IV—V.

1570 m.

48. Trifolium campestre Schreb. V.

1550 m. * 49. Lotus corniculatus L. IV—V. 1570 m.

50. Hippocrepis comosa L. V. 1550 m.

Amygdaleen.

51. Prunus padus L. V. 1450—1600 ».

Bosaceen.

52. Dryas octopetala L. V. 1500 m.

53. Geum nivale L. V. 1550 ».

54. Sieversia montana Spr. Gl. IV—V.

1600—1850 m.

55. Fragaria vesca L. IV—V. 1500 ra.

56. Potentina Tormentilla Scop. IV.

1570 m.

* Nur in einem Jahr gefunden.

Wie es Frühling wird in Davos.

57. Potentina aurea L. IV—V. 1600 ».

58. Potentina Salisburgensis Hank. V.

1550 m.

59. Potentina verna L. Ili—IV. 1600 ».

60. Potentina minima Hall. f. IV. 2400 bis 2600 ».

61. Sibbaldia procumbens L. V. 2250».* Sanguisorbeen.

62. Alchemilla fissa Schum. V. 2600 ».* 63. Alchemilla vulgaris L. IV. 1600 ».

Pomaceen.

64. Cotoneaster vulgaris Lindi. V. 1450 m.* Grossularieen.

65. Ribes rubrum L. V. 1560 m. * 66. Ribes petraeum Wulf. V. 1450».* Saxifrageen.

67. Saxifraga oppositifolia L. IV—V.

2400—2700 ».

68. Saxifraga stellaris L. V. 1470 m.* 69. Saxifraga exarata Vili. IV bis V.

2600 ».

70. Saxifraga Seguieri Sprgl. V. 2650 ». * 71.'Chrysosplenium alternifolium L. IV.

1500 ».

Umbelliferen.

72. Carum carvi L. V. 1560 ».

73. Heracleum sphondyl. L. V. 1600 m.* 74. Anthriscus sylvestris Hoffm. V.

1600 ». * 75. Chaerophyllum Villarsü Koch. V.

1570 ». * Caprifoliaceen.

76. Adoxa moschatellina L. IV. 1570 ».

77. Sambucus racemosa L. V. 1500 m.

78. Lonicera coerulea L. V. 1500 m.

Stellateti.

79. Galium sylvestre Poll. V. 156Q m.

Valerianeen.

80. Valeriana dioica L. V. 1550 ».* 81. Valeriana montana L. V. 1560».* 82. Valeriana tripteris L. IV—V. 1850 ».

Compositen.

83. Homogyne alpina. V. 2200 ».

84. Tussilago Farfara L. III. 1570 bis 2400 »:

85. Petasites niveus Baumg. Ili bis IV.

1700 ».

86. Petasites albus Garin. Ili bis IV.

1600 ».

87. Bellidiastrum Michelii Cass. IV bis V. 1560 »; 88. Bellis perennisL. ni—IV. 1550 ».

89. Antennaria dioica D. C. V. 1540™.

90. Leucanthemum alpinum Lam. V.

2400—2600 ».

91. Senecio vulgaris L. VI. 1550 m.* 92. Taraxacum officinale Heb. IV.

1550 ».

93. Hieracium Auricula L. V. 1560 m.* Vaccinieen.

94. Vaccinium Myrtìllus L. V. 1600 m.

Ericineen.

95. Arctostaphylos uva ursi Sprgl. IV.

1900 ».

96. Erica carnea L. n—IV. 1600 ».

97. Azalea procumbens L. IV bis V.

2200 ».

98. Rhododendron ferrugineum L. V.

1700».* Gentianeen.

99. Gentiana acaulis auct. Ili bis IV.

1570 ».

100. Gentiana verna L. IH. 1600 m.

101. Gent, verna angulosa. IV. 2655».* 102. Gentiana brachyphylla Fröl. IV.

2715—2600 ».

103. Gentiana nivalis L. IV—V. 1550 m.

Boragineen.

104. Asperugo procumbens L. V. 1600».* 105. Myosotis palustris Roth. V. 1470 m.

106. Myos. alpeatris Schmidt. V. 1570 ».

Scrofularineen.

107. Linaria alpina Mill. V. 1550™.

108. Veronica Chamaedrys L. V. 1600 ».

109. Veronica agrestis L. IH—V. 1500 m.

Dr. med. et phil. W. Schibler.

110. Veronica polita Fr. III. 1550 m.

111. Pedicularis verticillata L. V. 1550™.

112. Pedicularis foliosa L. V. 1560°».* 113. Bartsia alpina L. V. 1700 m.* Labiaten.

114. Lamium purpureum L. IV bis V.

1560 m.

115. Lamium album L. V. 1560 m.* 116. Ajuga reptans L. V. 1450 m. * 117. Ajuga pyramidalis L. IVV. 1600 m.

Lentibularieen.

118. Pinguicula alpina L. V. 1550 m.

119. Pinguicula vulgaris L. V. 1570 m.* Primulaceen.

120. Androsace helvet. Gaud. V. 2785 m.* 121. Androsace Chamaejasme Host. V.

2200 m.

122. Primula farinosa L. IV. 1600 m.

123. Primula officinalis Scop. V. 1450 m.

124. Primula elatior Jacq. IV. 1550 m.

125. Primula auricula L. IV—V. 1600 bis 2600™.

126. Primula viscosa Vili. IV—V. 1950 ».

127. Primula integrifoliaL. IV—V. 2300 bis 2600 m.

128. Soldanella alpina L. IV. 1600 bis 1800 m.

129. Soldan, pusillaBaumg. IV. 2300 m.* Globularieen.

130. GlobulariacordifoliaL. V. 1450-.* 131. Globularia nudicaulis L. IV—V.

1850 ».

Plantagineen.

132. Plantago major L. V. 1600 m.

133. Plantago media L. V. 1560°.* 134. Plantago alpina L. IV—V. 1900 " >.

135. Plantago lanceolata L. V. 1600™.

136. Plantago montana Lam. V. 1800 m.

Polygoneen.

137. Rumex scutatus L. V. 1600 m.

138. Rumex arifolius Ali. V. 1600 m.

139. Rumex acetosa L. V. 1600™.* 140. Polygonum Bistorta L. V. 1550».* 141. Polygonum viviparum L. V. 1600 m.

Thymelaeen.

142. Daphne striata. V. 2200 ».

Empetreen.

143. Empetrum nigrum L. IV—V. 1600 bis 2200 ».

Euphorbiaceen.

144. Euphorbia Cyparissias L. V. 1450 m.

Beluüneen.

145. Betula alba auct. V. 1550 m.

146. Alnus viridis Dee.V 1450°.

147. Alnus incana Dee. Ili—IV. 1570 m.

Salicineen.

148. Salix herbacea L. V. 2655 m. * 149. Salix retusa L. V. 1600™.* 150. Salix serpyllifolia Scop. IV—V.

2300 — 2600™.

151. Salix triandra L. V. 1400 " >.* 152. Salix purpurea L. IV—V. 1500 m.

153. Salix daphnoides. IV. 1560 m.

154. Salix caesia Vili. V. 1540 m.

155. Salix incana Schrank. V. 1450 m.

156. Salix nigricans Fr. V. 1520 m.

157. Salix grandifoliaSes. 1V-V. 1560™.

158. Populus tremula L. IV. 1560 " >.

Orchideen. 159. Orchis maculata L. V.

1570'Irideen.

160. Crocus vernus Wulf. III. 1560'°.

Asparageen.

161. Convallaria majalis L. V. 1450°.

162. Polygonatum officinale Ali. V.

1450 °. * Liliaceen.

163. Lloydia serotina Rchb. V. 2740 m.* 164. Gagea Liotardi Schult. V. 1800".* Junaceen.

165. Luzula lutea Dee.V 2000 m.* 166. Luzula campestris Dee. IV. 1570 ' ".

Ci/paraceen.

167. Scirpus caespitosus L. V. 1550 m.* 168. Eriophorum vaginat. L. V. 1540 -.* Wie es Frühling wird in Davos.

169. Eriophorum angustifolium Roth. V.

1540 m.

170. Carex rupestris All. V. 2600™.* 171. CarexDavallianaSm. IV—V. 1570™.

172. Carex curvula All. IV. 2633 m.* 173. Car. Goodenowii Gag. IV—V. 1550 ».

174. Carex firma L. V. 2300 m.

175. Carex alba Scop. V. 1400™ 176. Carex ferruginea Scop. V. 2100 m.* 177. Carex digitata L. V. 1600 m.* 178. Carex ornithopoda Willd. I—V.

1470 ».

179. Car. ericetorum membranaceaHopp.

IV. 1600 m.

180. Carex verna Vili. IV. 1600 m.

181. Carex montana L. III—IV. 1600°.

182. Carex glauca Murr. IV. 1570™.

Gramineen.

183. Anthoxanthum odoratum L. IV—V.

1570 ™.

184. Sesleria coerulea Ard. IV. 1500 bis 2710 ».

185. Briza media L. V. 1450 m.* 186. Poa annua L. V. 1560 m.

187. Nardus stricta L. V. 1570 » '.

Coniferen.

188. Abies Larix Lam. IV—V. 1600™.

Ich bin mit meiner Arbeit am Ende angelangt. So klein dieselbe ist, liegt doch viel Mühe und mancher Schweißtropfen darin verborgen, aber auch unendlicher Genuß, den Meisterin Natur bei Belauschung ihres geheimen Wirkens und Webens, ihres Ringens und Werdens im Kampfe mit allen Elementen ihren getreuen Jüngern immer zur Belohnung gewährt.

Nach der Jahreszeit verschieden wechseln die Alpen das Kleid, sind bunt und reizvoll im farbigen Sommer und Herbst, erhaben und einfach in der weißen Hülle des Winters und Frühlings, aber immer sind sie ground lehrreich.

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