XXVI. Geschäftsbericht des Centralcomites | Club Alpino Svizzero CAS
Sostieni il CAS Dona ora

XXVI. Geschäftsbericht des Centralcomites

Hinweis: Questo articolo è disponibile in un'unica lingua. In passato, gli annuari non venivano tradotti.

des

des

Centralcomites des Schweizer Alpenclub

über die Jahre 1889 und 1890, beziehungsweise die Zeit vom Jahresfest in Zürich bis zur Generalversammlung in Zofingen den 19. Juli 1891 erstattet von Dr. Ernst Buß, Pfarrer, Vicepräsident des Centralcomites in Glarus.

Hochgeehrte Versammlung! Werthe Clubgenossen!

In Abwesenheit unseres verehrten Centralpräsidenten habe ich die Ehre, über die Thätigkeit des Centralcomites und des gesammten S.A.C. während der seit der letzten Generalversammlung in Zürich verflossenen zwei Jahre Bericht zu erstatten.

Es waren Jahre ruhiger, aber vielseitiger und erfolgreicher Arbeit und keineswegs arm an fruchtbringenden Ideen und neuen Impulsen, die bald von den Sectionen, bald von der Centralleitung ausgingen und dem fernem Streben des Vereins noch einen weiten Spielraum offen lassen. In einer Menge von Sectionen pulsirte ein frisches, reges Leben. Man ist längst aus dem Stadium des Tastens und der Projecte herausgelangt zu fester, sicherer, zielbewußter Thätigkeit, und auf dieser Bahn haben die zwei Jahre den Verein wieder um einen fühlbaren Schritt vorwärts gebracht, wofür Sie in Folgendem die Belege finden sollen.

Bestand des Vereins.

Seit der letzten Generalversammlung in Zürich hat sich der S.A.C. einer steten Zunahme zu erfreuen gehabt, die durchaus derjenigen seiner besten Zeiten entspricht. Die Zahl der Sectionen ist von 35 auf 37 gestiegen, indem sich im Kanton Graubünden zwei neue Vereine gebildet haben, die Section Scesaplana im Prättigau, hervorgegangen aus einer anfänglichen Subsection des alten Vereins Rhätia, und die gleich mit über 90 Mitgliedern auf den Plan getretene Section Bernina im Oberengadin. Dazu kam als Subsection von Uto am obern Zürichsee die neue Vereinigung Hoher Rhön. Indem wir diese neuen Aeste am Baume des S.A.C. bestens begrüßen, wünschen wir ihnen ein gedeihliches Aufblühen in frischer, kräftiger Arbeit.

Die Mitgliederzahl, beim letzten Clubfest 3251 betragend, ist bis heute auf 3602 angestiegen, mit den Ehrenmitgliedern auf 3610, eine nie erreichte Zahl, also um 350 gewachsen. Die Vertheilung auf die einzelnen Sectionen haben Sie unserrn Maicircular entnommen. Obenan stehen Genf mit 405 und Uto mit 391 Mitgliedern. Eine erfreuliche Zunahme haben besonders die Sectionen Weißenstein, Toggenburg, Aargau und Tödi erfahren.

In die Zahl unserer Ehrenmitglieder hat der Tod zwei empfindliche Lücken gerissen. Am 11. Juli 1890 verstarb in Genf Herr Professor Dr. Alphons Favre, der ebenso bescheidene und liebenswürdige als gelehrte und geistvolle Geologe, dessen hohe Verdienste um die Erforschung der Alpen, speciell um die Beobachtung der Glescherbewegungen, die Erhaltung der erratischen Blöcke und die geologisch wichtige Sammlung von Gipfelgesteinen ihm beim S.A.C. bleibend ein ehrenvolles Andenken sichern. Ihm folgte am 14. December der hervorragendste Alpenkenner und Bergsteiger, den die Schweiz jemals besessen, Regierungsstatthalter Gottlieb Studer in Bern, der Bahnbrecher einer rationellen, planmäßigen Gebirgsbereisung und geistige Begründer des S.A.C., demselben angehörend von der Gründung bis zum Tod, der unvergleichliche Typus und das leuchtende Vorbild eines echten Alpenclubisten, der während 60 Jahren Sommer für Sommer wochenlang die höchsten Berg- und Gletscherreviere, vielfach als Entdecker, mit Notizenheft und Skizzenbuch durchstreifte, der unübertroffene alpinistische Schriftsteller und erste Panoramenzeichner, dessen zahlreiche Schriften und Zeichnungen schon lange vor der Entstehung des S.A.C. die staunenden Blicke der Mitwelt auf die Herrlichkeit des Hochgebirges lenkten und dem unsere Gesellschaft, ohne alle Frage, wie keinem zweiten, zu unvergänglichem Danke verpflichtet ist. Ihm nachzustreben, muß unser Aller Ehrgeiz sein.

Das Centralcomite, bei seinem Begräbniß vertreten, hat im Namen des S.A.C. auf seinem Grabe einen Lorbeerkranz niedergelegt.

Ich ersuche die ganze Versammlung, das Andenken dieser ausgezeichneten Männer dadurch zu ehren, daß Sie sich von Ihren Sitzen erheben.

Organisatorisches.

Eine Aenderung im Geschäftsgang trat nur insofern ein, als zur Erleichterung der mühevollen Arbeit des Centralcassiers die Sectionscassiere verpflichtet wurden, jeweilen bis Ende März alle fälligen Jahresbeiträge zu entrichten, auch wenn dieselben von ihnen noch nicht vollständig ein- gezogen sein sollten, während die Centralcasse für allfällig nicht erhältliche nachträglich Ersatz leistet.

Ein seit Jahren erwogenes Tractandum, das geeignet ist, eine wesentliche Aenderung, beziehungsweise Erleichterung des Geschäftsganges speciell für das Centralcomite und eine erhöhte Vereinsthätigkeit herbeizuführen, betraf die Errichtung eines ständigen Secretariates, wie die andern Alpenvereine es besitzen. Vor zwei Jahren dem Centralcomite zur Prüfung überwiesen, von der Delegirtenversammlung des letzten Jahres verschoben, ist diese Frage nun gestern dahin entschieden worden, daß dem Centralcomite ein Credit von Fr. 1000 bis 1500 zur Honorirung der nöthigen Hülfskräfte eingeräumt, von weitergehenden Maßnahmen jedoch noch abgesehen worden ist.

Um eine eingehendere Revision der Jahresrechnung zu ermöglichen, ist beschlossen worden, es habe die Revision am Wohnort des Centralcassiers stattzufinden, den Revisoren seien aber ihre Reiseauslagen aus der Centralcasse zu vergüten.

Verschiedene Anstrengungen, das altgewohnte Clubzeichen durch ein anderes in Metall oder Email zu ersetzen oder neben demselben ein weiteres einzuführen, blieben erfolglos. Indessen war das Centralcomite nicht im Stande, die von einem Privaten in Davos unternommene Anfertigung metallener Clubzeichen zu hintertreiben, da das Gesetz über Markenschutz nicht hinlängliche Anhaltspunkte zu rechtlichem Einschreiten bietet.

Finanzen.

Das Vereinsvermögen hielt sich fortwährend, dank der großen Mitgliederzahl, auf einer erfreulichen Höhe.

Am 1. Januar 1889 betrug esFr. 31,342. 27, Am 1. Januar 1890 betrug esFr. 39,755. 03, die höchste bis jetzt erreichte Ziffer.

Am 1. Januar 1891 betrug esFr. 33,796. 29, was für das erste Berichtsjahr eine Zunahme von Fr. 8412. 76, für das zweite eine Wiederabnahme von Fr. 5958. 74 ergibt, die letztere herbeigeführt durch die Kosten ungewöhnlich zahlreicher Clubhüttenbauten.

Das Ihnen bekannte Legat unseres verstorbenen Ehrenmitgliedes Henri Be'temps im Betrage von Fr. 3000 ist endlich nach mehrjährigen weitläufigen und verdrießlichen Verhandlungen, veranlaßt dadurch, daß gegen den Notar in Thonon, welcher es übermitteln sollte, rechtlich eingeschritten werden mußte, am 28. Mai dieses Jahres sammt Zinsen mit Fr. 3135 in unsere Hände gelangt. Die rechtlichen Kosten betrugen Fr. 300. Die Ausführung der aus dieser Summe zu erstellenden Betemps-lititte am Monte Rosa ist der Section dieses Namens übertragen, bis heute jedoch noch nicht zu Stande gekommen.

Excursionsgebiet des S.A.C. war für die Jahre 1890 und 1891 die Rhätikon- und Hochwangkette. Theils der extremen Lage, theils der ungünstigen Witterung wegen wurde es indessen nicht in dem Maße begangen und erforscht, wie dies unter anderen umständen wohl der Fall gewesen wäre, weshalb die Delegirtenversammlung vorschlägt, auch für das künftige Jahr noch bei demselben zu bleiben.

Die Abfassung des Ilinerars dazu wurde Herrn Seminarlehrer Ed.Imhof in Schiers übertragen, und es hat sich derselbe seiner Aufgabe in einer Weise entledigt, die ihm den Dank und die volle Anerkennung des gesammten S.A.C. eintragen mußte. Die Excursionscarte im Maßstabe 1: 50,000 wurde uns vom Eidgenössischen Topographischen Bureau geliefert.

In Hinsicht auf die übrigen Vereinspublikalionen ist Folgendes bemerken:

Bezüglich des Jahrbuches wurde letztes Jahr beschlossen, es sei der Redaction ein wesentlich größerer Credit für die künstlerische Ausstattung zu gewähren, und diese möge mehr als bisher auf gediegene, den neuen Methoden entsprechende Illustrationen und ebenso auf vermehrte wissenschaftliche Arbeiten Bedacht nehmen. Die Entscheidung über die angeregte Vergrößerung des Formats wurde dem Centralcomite und der Redaction anheimgestellt. Die Vergrößerung wurde beiderseits als wünschbar erachtet, und es ist deshalb das soeben erschienene neue Jahrbuch in bedeutend größerem Format erschienen. Die Vorzüge dieser Neuerung sind unverkennbar. Es können Buch und Mappe in gleicher Größe ausgegeben werden, und für die Illustrationen im Buche selbst ist ein weit größerer Raum gewonnen. Wir hoffen, daß auch die bisherigen Gegner der Aenderung sich nun nachträglich gerne mit derselben aussöhnen werden. Auch dem Verlangen nach vermehrten wissenschaftlichen Arbeiten hat der neueste Jahrgang bestens entsprochen. Mit der Verlegerschaft ist auf weitere drei Jahre ein Vertrag bezüglich Herausgabe des Jahrbuches abgeschlossen, der sich nur in wenigen Punkten von den bisherigen Verträgen unterscheidet. Der jederzeit loyale und angenehme Verkehr mit den Verlegern sichert dem Verein auch für die Zukunft die zuvorkommendste Besorgung dieses wichtigen Theiles seiner Arbeiten. Leider hat der langjährige Redactor, Herr Ad. Wäber-Lindt in Bern, nachdem er schon voriges Jahr vom Jahrbuch Abschied genommen, aber sich dem Wunsch der Delegirtenversammlung und des Centralcomites nach Weiterfuhrung in verdankenswerther Weise noch einmal unterzogen, nunmehr definitiv die Redaction niedergelegt. Wir können nicht unterlassen, unserm schmerzlichen Bedauern hierüber Ausdruck zu geben. Denn wenn das Jahrbuch sowohl in den alpinistischen Kreisen als in denen der Wissenschaft sich eines hochgeachteten Namens erfreut, so ist es wesentlich sein Verdienst. Seine ausgebreitete Kenntniß der Alpen und der alpinen Litteratur, seine Hingebung an die Sache und die Tüchtigkeit, womit er, im Kampfe mit nicht geringen Schwierigkeiten, die Leitung des Unternehmens nun seit 20 Jahren geführt, haben das'selbe auf die Stufe gehoben, die es einnimmt. Wir sind sicher, im Namen des ganzen S.A.C. zu sprechen, wenn wir ihm hiemit öffentlich den verbindlichsten Dank des Vereins aussprechen.

Auf seinen Wunsch wurde für reichlichere artistische Ausstattung des neuesten Jahrganges ein Extracredit von Fr. 2000 bewilligt.

Ebenso gewährten wir der Redaction des Echo des Alpes außer der gewöhnlichen Subvention von Fr. 1000 einen Extrabeitrag von Fr. 600 zur Herausgabe eines Registers zu den bisherigen 25 Bänden, endlich der Section Tessin für ihr Annuario eine Subvention von Fr. 200.

Vor einem Jahr erschien im Auftrag des Centralcomites die in der Hand aller deutschredenden Mitglieder befindliche Denkschrift „ Die ersten 25 Jahre des S.A.C. ", die nach Ablauf des ersten Vierteljahrhunderts seines Lebens und Wirkens einen Rückblick auf seine Geschichte und Thätigkeit wirft. Als Verfasser derselben steht mir nur die Bitte um schonende Beurtheilung zu. Die französische Uebersetzung, mit der Redaction des „ Echo des Alpes " vereinbart, reift allmälig ihrer Vollendung entgegen.

Als besondere Broschüre erschien endlich der Bericht des Centralcomites, beziehungsweise des Herrn Oertli-Jenny im Auftrag des Centralcomites, über die Verwendung der zu Gunsten der schweizerischen Lawinenbeschädigten gesammelten Liebesgaben im Betrage von Franken 88,984. 45.

Den Verein beschäftigte ferner die immer dringendere Frage der Herausgabe eines weitern Vereinsorganes, einer Art Vereinszeitung, die den Zweck hätte, die Sectionen und Mitglieder regelmäßig in monatlichen oder 14tägigen Mittheilungen über die Thätigkeit des Centralcomites und der Sectionen, sowie über die neuesten Vorgänge aus dem Gesammtgebiet der alpinistischen Bestrebungen auf dem Laufenden zu erhalten. Dieselbe ist im Princip beschlossen und das Centralcomite beauftragt, für die Durchführung der nächstjährigen Abgeordnetenversammlung Bericht und Antrag vorzulegen.

Wissenschaftliche Bestrebungen.

Theils um dem weitesten Publikum die alpinistische Litteratur, die allmälig einen bedeutenden Umfang gewonnen hat, theils und vor Allem aber, um dem Verein selbst das wegen der Zerstreutheit des Materials sehr erschwerte Studium alpiner Fragen zu erleichtern und zu demselben aufzumuntern, hat die Abgeordnetenversammlung des vorigen Jahres auf Anregung des Centralcomites die Errichtung einer allgemeinen Bibliothek für Gebirgskunde und Touristik beschlossen und dieselbe auf Grund eines eingehenden Vertrages der Stadtbibliothek Zürich zur Verwaltung übergeben. Das Centralcomite hat eine Specialcommission, bestehend aus dem Berichterstatter und den Herren Professor Dr. Walder und Lavater-Wegmann in Zürich, mit der Ausführung des Vertrages betraut. Diese hat die nöthigen Regulative über die Benutzung der Bibliothek durch die Vereinsmitglieder und das weitere Publikum, sowie über die Benutzung der Stadtbibliothek durch den S.A.C. aufgestellt und zunächst im neuesten Jahrbuch publicirt. Der Bibliothek des S.A.C. wurde vorerst Alles einverleibt, was sich an Büchern und Zeitschriften im Centralarchiv vorfand; im Fernern wurden die Sectionen eingeladen, ihr allfällige Doubletten oder sonst entbehrliche Schriften überlassen zu wollen, ebenso die Verleger alpinistischer Werke um Zusendung von Gratisexemplaren ihrer Verlagsartikel gebeten, was nicht ohne Erfolg blieb, und endlich ist der Commission für das Jahr 1891 das Maximum des ausgesetzten Credites, Fr. 1000, für Neuanschaffungen und Buchbinderarbeiten bewilligt worden, so daß die Clubbibliothek mit Ende dieses Jahres bereits einen ansehnlichen Bücherbestand aufweisen und einen ersten Katalog wird ausgeben können. Zunächst werden vorzugsweise größere Werke angeschafft, zu deren Ankauf den Sectionen in der Eegel die Mittel fehlen. Die Benutzung ist unentgeltlich und an minime Formalitäten geknüpft, und es steht zu hoffen, daß sich die Bibliothek bald eines regen Gebrauches zu erfreuen haben werde.

Von der Gesellschaft, die sich in Bern zur Schaffung einer Bibliographie für schweizerische Landeskunde gebildet hat, eingeladen, uns an diesem Werke zu betheiligen, haben wir Herrn Redactor Wäber als Vertreter des Vereins an dieselbe abgeordnet, per Circular die Sectionen zur Mitwirkung eingeladen und an die Gründungskosten Fr. 100 beigetragen, jeder weitern finanziellen Betheiligung uns jedoch von vornherein mit Bestimmtheit entschlagen.

Angesichts der Thatsache, daß das gegenwärtige Vorrücken des Rhonegletschers, der sich während der frühern Vermessungen beständig im Rückgang befand, ganz neue Erscheinungen zu Tage fördert, welche wissenschaftlich festzustellen nothwendig zur Vollendung des ganzen Vermessungswerkes gehört, wurde an die bezüglichen Arbeiten ein letzter Beitrag von je Fr. 400 für die Jahre 1890—1892 bewilligt, während die übrigen 3U von anderer Seite aufgebracht werden und dem S.A.C. das Eigentumsrecht an den Arbeiten verbleibt.

Die von der Section Winteithur ausgegangene und vom S.A.C. dem h. Bundesrath unterbreitete Anregung betreffend Herstellung eines Reliefs des schweizerischen Hochgebirges ist vom Bundesrath dem Eidgenössischen Topographischen Bureau behufs Ausarbeitung einer Vorlage zugewiesen worden. Eine solche Vorlage ist von letzterem auch in Arbeit genommen; die Angelegenheit, die von sehr beträchtlicher ökonomischer Tragweite ist, mußte indessen für einmal neben dringenderen Aufgaben des Bundes noch in den Hintergrund treten. Das Centralcomite wird jedoch nicht ermangeln, derselben auch fernerhin sein volles Interesse zuzuwenden.

Der Gesellschaft Linncea, die sich den Schutz der Alpenpflanzen zur Aufgabe macht und hoch oben im Bagnesthal einen Garten von Alpenpflanzen unterhält, sind der S.A.C. als solcher, sowie eine Anzahl Sectionen als Mitglieder beigetreten, und die Centralcasse leistet an den Unterhalt und die Aufsicht des Gartens einen jährlichen Beitrag von Fr. 100. Dem verdienstlichen Unternehmen gebührt die moralische und ökonomische Unterstützung aller Clubmitglieder.

Weniger glücklich als die Linnsea mit ihrem botanischen Garten war die Section Rhätia mit ihren anerkennenswerthen Versuchen, das Steinwild in den Bündnerbergen wieder einzubürgern, woran der S.A.C. sich mit einer Subvention betheiligt hatte. Sie sah sich in Ermanglung gedeihlichen Nachwuchses genöthigt, die wenigen von ihrer Colonie noch vorhandenen verwilderten Steinböcke zu verkaufen, wozu wir unsere Zustimmung gaben. Das ganze Unternehmen ist damit aufgehoben und als gescheitert zu betrachten.

Die Erhaltung der immer seltener werdenden erratischen Blöcke hat sich der S.A.C. seit Jahren angelegen sein lassen. Gerne wurde deshalb der Section Biel an die Erwerbung des interessanten Zwölfisteins bei Biel ein Beitrag von Fr. 50 aus der Centralcasse bewilligt.

Vom 10. bis 15. August nächsthin wird in Bern der internationale geographische Congreß tagen. Mit demselben wird eine geographische Ausstellung verbunden, die mit dem 1. August eröffnet wird. Sie besteht aus drei Sectionen, deren eine die internationale alpine Ausstellung bildet. Zur Beschickung derselben eingeladen, haben wir nicht nur unsere Mitwirkung bereitwillig zugesagt, sondern auch die Sectionen und Mitglieder aufgefordert, sie möglichst reich zu beschicken. Das Centralcomite stellt die sämmtlichen Vereinspublikationen, die Excursionskarten, die Clubhüttenpläne, die Rhonegletscherarbeiten und das Gletscherbuch zur Verfügung. Der ehrenvolle Erfolg, von welchem unsere Betheiligung an den geographischen Congressen zu Paris und Venedig begleitet war, läßt uns hoffen, daß wir auch dies Mal nicht unehrenhaft dastehen werden.

Praktische Bestrebungen.

Clubhütten.

Das Centralcomite hat dem Hüttenwesen seine ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet und speciell sich bemüht, nicht nur den Bau neuer Clubhütten thunlichst zu erleichtern, sondern vor Allem einer solideren und rationelleren Bauart, als sie bisher üblich war, Bahn brechen zu helfen, da sich viele namentlich der altern Hütten als keineswegs dauerhaft und für die wachsenden Bedürfnisse unzureichend erwiesen und beständige Reparaturen erfordern. Wir kargten nicht mit Subventionen, aber waren streng mit der Prüfung der Baupläne und Kostenberechnungen.

Verloren gegangen ist die Stockjehütte, indem sie durch eine Lawine gänzlich zerstört wurde. Die Section Basel, unter deren Obhut sie gestanden, lehnte den Wiederaufbau derselben ab, ebenso eine Reihe anderer Sectionen, die wir speciell darum ersuchten. Eine circulare Anfrage bei sämmtlichen Sectionen blieb trotz der Anerbietung einer sehr hohen Subvention ebenso erfolglos, so daß bis jetzt für die Wiederaufrichtung nichts geschehen konnte. Es wurde nun aber gestern beschlossen, sie auf Kosten des S.A.C. wieder aufzubauen, und das Centralcomite mit der Ausführung betraut.

Ebenfalls unbrauchbar geworden in Folge Zerfalls war die Silvre.tta-hütte. Nach langen Unterhandlungen mit der Section Davos wurde jedoch in der Nähe der alten eine neue, bessere errichtet, aus der Centralkasse mit 75 °/o der Baukosten subventionirt und im September vorigen Jahres collaudirt.

Neu entstanden sind in der Berichtsperiode außer der Silvrettahütte eine solche am Dom, gebaut von der Section Uto mit einem Beitrag von 50 °,o aus der Centralcasse; die Oberaletschhütte am Fuße der Fußhörner, von der Section Chaux- de -Fonds mit Fr. 2400 Subvention errichtet; die Kröntenhütte zu oberst im Erstfelderthal, von der Section Gotthard erbaut, mit Fr. 2000 Beitrag; die Chanrionhütte am Grand Combin, von der Section Genf erbaut, mit 60 °/o, im Maximum Fr. 3000 Subvention; die Fridolinshütte am Fuße des Bifertenstocks und Tödi, als Ersatz für die arg beschädigte Grünhornhütte, von der Section Tödi erbaut, mit 75 ° o, im Maximum Fr. 2700 Beitrag, und die Voralpthalhütte oberhalb Göschenen im Sustengebiet, die, von der Section Uto mit 50 °/o Subvention erbaut, künftigen Samstag zur Einweihung gelangt.

Alle diese Hütten wurden in gewohnter Weise in Gegenwart von Vertretern des Centralcomites eingeweiht.

Im Entstehen begriffen sind ferner neue Clubhütten auf dem Gipfel des Calanda und die Betempshütte am Monte Rosa. Die erstgenannte baut die Section Rhätia, die zweite die Section Monte Rosa. Endlich ist das Centralcomite mit der Führergesellschaft von Lauterbrunnen in Unterhandlung betreffend Uebernahme der RotJithalhütte an der Jungfrau und hat den Ankauf derselben um die Summe von Fr. 2400 beschlossen. Sobald eine Section gefunden ist, die sie übernimmt, wird sie in den Besitz des S.A.C. übergehen.

Also in zwei Jahren ein Zuwachs von neun neuen Hütten, so daß die Zahl unserer Schirmhäuser sich nun auf 39 stellen wird. Dazu hat die Section Alvier auf der Alp Lasa am Alvier in den dortigen Sennhütten mit einer Subvention von Fr. 200 aus der Centralcasse für Unterkunft der Touristen gesorgt.

Sie werden mir erlassen, an dieser Stelle auch über all die nothwendig gewordenen, nur zu zahlreichen Reparaturen an altern Hütten Bericht zu erstatten. Der schriftliche Bericht für das Jahrbuch wird das Einzelne nachholen. Nur im Allgemeinen sei gesagt, daß auch hierauf Vieles verwendet wurde. Endlich nur noch die Bemerkung, daß mit wenigen Ausnahmen sämmtliche Clubhütten durch Mitglieder des Centralcomites persönlich und genau inspicirt worden sind.

Um für die Zukunft dem Verein die immer mächtiger anschwellenden Reparaturkosten zu ersparen und den Sectionen beim Bau neuer Clubhütten mit fachmännischem Rath beizustehen, haben wir Herrn Ingenieur Julius Becker in Ennenda als in dieser Hinsicht competenteste Persönlichkeit ersucht, in Form einer Druckschrift eine Hüttenbauinstruction zu verfassen. Die gestrige Abgeordnetenversammlung hat nun beschlossen, diese Schrift auf Kosten des Vereins drucken zu lassen, respective ein allfälliges Deficit aus der Centralcasse abzuheben.

Wegverbessernngen.

Um die Ausführung von Wegverbesserungen und die Anbringung von Wegmarkirungen im Hochgebirge zu fördern, haben wir die Sectionen eingeladen, uns bezügliche Wünsche zu unterbreiten. Es sind indessen nur wenige Begehren eingelaufen. Die Section Bern hat die Verbesserung des Weges auf die Jungfrau angeregt; mit der Ausführung ist jedoch noch zugewartet worden, bis die Angelegenheit bezüglich der Roththalhütte erledigt ist. Dagegen hat die Section Tödi eine wesentliche Verbesserung des Weges zur Grünhornhütte ausgeführt und daran einen Beitrag von Fr. 130 erhalten; ebenso erhielt die Section Davos Fr. 500 an die Erstellung eines Weges zur Silvreltahütte und Bern Fr. 278 für Verbesserung des Weges zur Trifthütte. Mehrfache Begehren von Führern und Wirthen für ähnliche Zwecke wurden abgewiesen.

Führerwesen.

Führercurse wurden abgehalten in Davos und Chur, beide mit gutem Erfolg. Für jenen wurden Fr. 150, für diesen Fr. 200 aus der Vereinscasse beigetragen. Bei der Schlußprüfung war das Centralcomite an beiden Orten durch Delegirte vertreten.

Die Ausführung des Auftrags, den das Centralcomite vor zwei Jahren erhalten hatte, eine Zusammenstellung der bestehenden Führertarife anzufertigen und zu publiciren, scheiterte daran, daß auf bezüglichen Appell an die Sectionen nur zwei und überdies obsolete Tarife eingingen, so daß eine irgendwie vollständige Zusammenstellung sich nicht veranstalten ließ, weshalb die letztjährige Abgeordneten Versammlung beschloß, der Sache keine weitere Folge'zu geben, zumal diese Tarife, in vielen Kantonen von den Regierungen aufgestellt, beständigen Schwankungen ausgesetzt sind.

In Bezug auf die Führ erver Sicherung ist ein entscheidender Fortschritt gegen früher zu verzeichnen, herbeigeführt durch die Beschlüsse der letztjährigen Abgeordnetenversammlung und die seither vom Centralcomite, dank den speciellen Bemühungen des Cassiers, Hrn. Hösli, getroffenen Maßregeln der Ausführung.

Der Beitrag des S. A. O. an die Prämien ist auf 5 °/o erhöht worden, womit den Führern bei ganzjähriger Versicherung die Hälfte, bei| halb-jährlicher 5/8 ihres Beitrages abgenommen ist. Die Anmeldung zur Versicherung geschieht je vor dem 1. Mai durch die Sectionen, welchen es indessen freisteht, solche Anmeldungen anzunehmen oder nicht, so daß ungeeignete Elemente ferngehalten weiden können, und die Sectionen haften für pünktliche Einzahlung der Prämienantheile der Führer, so daß die Versicherung nicht durch Nachlässigkeit oder Unvermögen derselben illusorisch gemacht werden kann. Den versicherten Führern wird eine Diplomkarte eingehändigt, die sie als vom S.A.C. accreditirte Führer legitimirt, so daß sie vor den andern angestellt zu werden die Chance haben und dadurch auch andere veranlaßt werden, der Versicherung beizutreten. Diese Neuerung, erstmals in diesem Jahre zur Ausführung gebracht, hat bereits bewirkt, daß die Zahl der versicherten Führer von 114 auf circa 200 gestiegen ist, also sich nahezu verdoppelt hat, und wird für die künftigen Jahre noch weitere Früchte tragen. Dann wird der S.A.C. kaum mehr in den Fall kommen, für die Familien verunglückter Führer eintreten zu müssen.

Dieser Fall trat in der Berichtsperiode wieder ein, indem auf Empfehlung der Section Neuenburg den Hinterlassenen des an der Dent Blanche verunglückten, nur unsererseits versicherten Führers Henri Bessard eine Unterstützung von Fr. 200 verabfolgt wurde.

Der langwierige Streit zwischen den Angehörigen des im Kaukasus verunglückten Führers Caspar Streich von Meiringen mit der Unfallversicherungsgesellschaft Zürich, über welchen schon der letzte Bericht sich verbreitete, hat endlich im Februar dieses Jahres seine Erledigung gefunden in der Weise, daß die Gesellschaft die freiwillige Leistung von Fr. 2000 unter der Bedingung anerbot, daß damit alle vermeintlichen Anforderungen beglichen sein sollen, und die Familie dieses Anerbieten angenommen hat.

Die Frage der Führerabzeichen, welche die vom S.A.C. patentirten oder versicherten Führer zu ihrem Ausweis zu tragen haben, ist in der Weise erledigt, daß die erwähnte Diplomkarte als solches zu gelten hat.

Schritte zur Wahrung vaterländischer Interessen

wurden nach zwei Richtungen hin unternommen, einmal in Hinsicht auf die Verunstaltungen der Felswände an der Teufelsbrücke durch markt-schreierische Reclamen, worüber wir im November vorigen Jahres in einem besonderen Gircular einläßlich Bericht erstattet haben. Es hat sich bei der ganzen Untersuchung herausgestellt, daß die ganze Schuld an diesen Verunstaltungen Herrn Christen-Kesselbach, Besitzer des Hotels Bellevue in Andermatt, zufällt. All unsere Bemühungen, auch die seitherigen, ihn zur Beseitig'ung derselben zu bewegen, blieben fruchtlos, da er unerfüllbare Bedingungen stellte und das Berliner Centralhotel jedes Entgegenkommen ablehnte, während die Inhaber der übrigen Affichen sich zur Lösung des Vertrages geneigt erklärt hatten. Ja, es steht die Abtretung der ganzen Felswand an eine Annoncenfirma bevor. Wir werden nicht ermangeln, die Angelegenheit weiter zu verfolgen; leider aber bieten die Gesetze des Kantons Uri keine Handhabe zu rechtlichem Einschreiten. Für den S.A.C. ist es immerhin von Werth, denjenigen zu kennen, der es über sich gebracht hat, in seinem Privatinteresse einen der herrlichsten Punkte Europas solcher Verunzierung preiszugeben.

Im Fernern theilte die Section Randen im letzten December mit, daß wiederum vier Concessionsgesuche für Benutzung der Wasserkräfte des Rheinfalles bei den Regierungen von Zürich und Schaffhausen eingereicht seien, deren Gewährung das herrliche Schauspiel des Falles ge- - fährden müßte. Wir erklärten uns bereit, gegebenen Falls Alles aufzubieten, um die Concessionsertheilung zu verhindern, sind indessen über den Verlauf der Angelegenheit ohne weitere Mittheilung geblieben, so daß die Gefahr abgewendet zu sein scheint.

Anders verhielten wir uns dem Begehren der Section Burgdorf gegenüber, die verlangte, der S.A.C. möge öffentlich Stellung nehmen gegen die projectirte Jungfraubahn. Wir fanden, es liege nicht im Interesse des S.A.C., Werke zu verhindern, welche die Berge zugänglicher machen, zumal die Naturschönheiten jener Gegend durch eine größtentheils unterirdische Bahn nicht wesentlich verletzt würden.

Die Beziehungen zu den auswärtigen Alpenvereinen wurden in gewohnter Weise gepflegt durch Austausch der Schriften und Berichte, durch Erlaß von Einladungen zu unsern Festanlässen und in einzelnen Fällen durch Abordnung von Delegirten an ihre Jahresfeste, so an den Internationalen Alpinen Congreß in Paris und die Jahresversammlungen des D. & Oe. A. V., wobei unsern Abgeordneten stets die herzlichste Aufnahme zu Theil wurde.

Zur bevorstehenden Bundesfeier sind wir vom h. Bundesrathe durch das Organisationscomite eingeladen worden, den S.A.C. durch drei Delegirte vertreten zu lassen, eine Einladung, der wir unter bester Verdankung Folge zu leisten beschlossen haben.

Die Anregung der Section Rhätia, in den Gebirgskantonen bei diesem Anlaß die Veranstaltung von Ilöhenfeuern an die Hand zu nehmen, wurde den Sectionen in empfehlendem Sinne zugewiesen.

Endlich haben wir die letztjährige Abgeordnetenversammlung in Baden veranstaltet, mit der Section Zofingen, die uns so gastlich aufgenommen und glänzend bewirthet, das Programm für die gegenwärtige Jahresfeier vereinbart und bezüglich Uebernahme der Centralleitung für die künftige Amtsperiode mit der vielverdienten Section Oberland, die noch nie Sitz des Centralcomites gewesen ist und sowohl durch ihre Bedeutung als durch ihre Lage im Herzen der schönsten Hochgebirgswelt uns besonders geeignet schien, einmal an die Spitze der Geschäfte zu treten, uns mit Erfolg in Beziehung gesetzt.

Wenn die Jahresfeier vor der gewohnten Zeit stattfindet, mit dem eidgenössischen Turnfest in Genf zusammenfällt und damit die Section Genf in die Unmöglichkeit versetzte, bei unserm Feste vertreten zu sein, so haben wir zu unserer Entschuldigung zu bemerken, daß wir genöthigt waren, den localen Verhältnissen der festgebenden Section, die nur in diesen Tagen das Fest durchfuhren zu können erklärte, Rechnung zu tragen.

Ich schließe.

Es ist das letzte Mal, daß das Centralcomite, das nun während 31k Jahren die Geschäfte geführt hat, als solches am Jahresfeste Theil Chronik.

nimmt. So Manches unsere Arbeit zu wünschen übrig ließ, so dürfen wir doch sagen, daß wir sie jederzeit mit Liebe und Freude gethan haben, unterstützt durch den Eifer und das Leben in den Sectionen, denen wir hierfür unsern Dank aussprechen, und daß wir unserseits den größten Gewinn davongetragen haben, indem Alles nur dazu diente, uns in der Begeisterung für die hohen Bestrebungen des S.A.C. und in der Liebe zu ihm zu bestärken. Möge der Verein den edlen Idealen, die von der Gründung an ihm als Leitstern vorleuchteten, stetsfort seine volle Treue bewahren, über den praktischen Aufgaben die wissenschaftlichen nicht vergessen, über den wissenschaftlichen nicht die patriotischen und als die ohne Frage populärste aller eidgenössisch organisirten Gesellschaften die Sympathien, die das ganze Volk ihm darbringt, dadurch zu rechtfertigen suchen, daß er in freiem Genießen der erhabensten Schönheiten des Landes, rührig und thätig, voll idealen Schwunges und sittlicher Energie eine immer regere, immer intensivere, immer gesegnetere Thätigkeit entfaltet zur Ehre und zum Wohl unseres theuren Vaterlandes. Es lebe, blühe und gedeihe der S.A.C.!

Der Berichterstatter:

Dr. Ernst Büß, Pfarrer, Vicepräsidcnt des Centralcomites.

Feedback