Kostbarkeiten aus dem Keller | Schweizer Alpen-Club SAC
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Kostbarkeiten aus dem Keller Verbandsgeschichte in der Burgerbibliothek

Die Geschichte des SAC-Zentralverbands ist archiviert und in der Burgerbibliothek Bern öffentlich zugänglich. Der Bestand macht nicht nur die Verbandsgeschichte nachvollziehbar, sondern ist auch eine Sammlung spannender Zeitdokumente.

Im Untergeschoss der Burgerbibliothek Bern ist es kühl. Hellgraue Archivschachteln stehen in Reih und Glied im Regal. Das Archiv des SAC-Zentralverbands sieht nüchtern aus. Was sich darin befindet, ist aber nicht nur schwarz-weiss, sondern manchmal auch bunt, aufschlussreich und immer wieder zum Staunen und Schmunzeln. «Wenn man Zeit hat, kann man detailliert und aus verschiedenen Perspektiven die Geschichte des Verbands erforschen», sagt Simone Desiderato. Die Historikerin ist unter anderem spezialisiert auf die Archivierung in Vereinen und hat im Auftrag des SAC das Archiv des Zentralverbands in zwei Tranchen erstellt.

Im Hinblick auf das 150-Jahre-Jubiläum 2013 wurde von 2010 bis 2012 ein erster grosser Teil archiviert. Zu den rund 36 Laufmetern Archivmaterial kamen in diesem Jahr mit dem zweiten Teil noch einmal 27 Laufmeter dazu. «Der Löwenanteil machte diesmal das Hüttenarchiv aus», sagt Simone Desiderato. Damit ist der Keller auf der Geschäftsstelle in Bern bis auf die Unterlagen der letzten zehn Jahre leer, und das Archiv des Verbands bis etwa 2011 komplett. Während der Arbeiten konnten noch einige «Lücken im Gedächtnis des SAC» geschlossen werden, da fehlende Akten gefunden wurden. «Es ist ein Schlüssel zu einem Kasten aufgetaucht, in dem sich Originalprotokolle befanden», sagt die Archivarin. Auch das Alpine Museum der Schweiz in Bern meldete sich mit einem Fund. An dessen Standort befand sich die erste ständige Geschäftsstelle des SAC. Aufgetaucht sind Unterlagen zur Landesausstellung 1914, an der der SAC die Dammahütte gezeigt hatte.

«Mit clubistischem Gruss»

Zum archivierten Material – ganz viel wurde auch geschreddert und weggeworfen – gehören sogenannte Kerndokumente wie Protokollserien, Jahresrechnungen und natürlich das Gründungsprotokoll. Daneben hat es auch richtige Kostbarkeiten und Dokumente, die nicht nur Einblick in die Geschichte des SAC gewähren, sondern auch Ausdruck der jeweiligen Zeit sind.
So etwa Schwarz-Weiss-Fotos von der «sagenumwobenen Clubwoche» in Kandersteg 1917. In diese Clubwoche, die eine Ausbildungswoche für SAC-Mitglieder schweizweit war, fiel auch der Nationalfeiertag, und weil man sich im Ersten Weltkrieg befand, fiel die Einladung dazu entsprechend patriotisch aus. Etwas sonderbar hört sich aus heutiger Sicht die Grussformel «mit clubistischem Gruss» am Ende von Briefen in den Anfängen des SAC an.

Eine Sammlung von Umfragebogen aus dem Jahr 1918 zeigt, dass man sich wissenschaftlich betätigte und mehr zur sogenannten Bergkrankheit erfahren wollte. Die Höhenkrankheit war damals noch nicht erforscht, und man wollte von den Teilnehmern der Umfrage wissen, welche Symptome ab welcher Höhe sie feststellen konnten.
Ein Thema, das den SAC lange und immer wieder beschäftigte, waren die Frauen, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts ausgeschlossen waren. Auf einem Papier aus dem Jahr 1978 sind Argumente notiert, die für oder gegen eine Fusion mit dem Schweizerischen Frauen Alpen-Club sprachen. Die Nachteile überwogen offenbar, bei einer internen Abstimmung unterlagen die Befürworter um zwei Stimmen. Trotzdem war es schon bald so weit, und die Fusion ging 1980 über die Bühne.

In den 1980er-Jahren erreichte den SAC auch die Digitalisierung. Mit der Einführung der EDV wurde eine zentrale Mitgliederverwaltung umgesetzt. Der damalige Geschäftsführer schrieb zahlreiche Firmen an und bat um Offerten. Nicht nur die Anfragen, auch die Antwortbriefe sind archiviert: So sagte eine Firma postwendend ab, weil sie keine Zeit für einen solchen Auftrag hatte.

Gemsbraten und feiner Wein

Fast scheint es, als sei das Clubleben vor allem in den Anfängen ein leichtes gewesen. Aus vielen Jahren sind Weinetiketten und Menükarten von der Jahresfeier erhalten. 1891 gab es unter anderem Erlenbacher Gemsbraten mit Zugemüse aus «Vrenelis Gärtli» (einem Gipfel in den Glarner Alpen) und junge Lämmergeier und Alpengrummetsalat (Grummet ist der zweite Heuschnitt) zu Essen. Derweil lautete das Motto 1889 auf der Weinflasche: «Es grüszt Euch an dem Alpgestein, manch edles Haupt im Becherschein! Schenkt Einer dir ein – so setz dich nicht zur Wehr. Ein so feiner Wein – schmeckt immer nach mehr.»

Autor / Autorin

Anita Bachmann

SAC-Archiv in der Burgerbibliothek

Das Archiv des SAC in der Burgerbibliothek Bern ist öffentlich. Auf der Website burgerbib.ch kann man über den Onlinekatalog das gewünschte Material suchen und vorbestellen: Online-Archivkatalog → Archivplansuche → Privatarchive → Neues Archiv → Gesellschaftsarchive → GA SAC Gesellschaftsarchiv Schweizer Alpen-Club

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