Vom «Mr Abwasser» zum «Mr Sauberwasser»
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Vom «Mr Abwasser» zum «Mr Sauberwasser» Bastian Etter, Experte für Trinkwasseraufbereitung

Trinkwasser ist in Hütten ein knappes Gut. Mit einem Filter hat der Tüftler Bastian Etter eine Möglichkeit gefunden, vor Ort Wasser aufzubereiten. Damit kann man auch Mineralwasser ersetzen und Transportflüge einsparen.

Letzten Sommer wurde auf der Blüemlisalphütte SAC in einem Pilotversuch ein Membranfilter zur Trinkwasseraufbereitung getestet. «Der Filter hat super funktioniert», sagte Bastian Etter Ende letzten Jahres. «Wir möchten ihn unbedingt in mehr Hütten einbauen, damit man kein Mineralwasser mehr herumfliegen muss.» Bastian Etter ist Geschäftsführer der Vuna GmbH, die den Pilotversuch im letzten Sommer durchgeführt hat. Zudem ist er in der Hüttenkommission des Zentralverbands und in SAC-Kreisen als «Mr Abwasser» bekannt. Denn mit seiner Firma baut er in Hütten Trockentoiletten mit Wurmkompostieranlagen ein.

Über einen Zivildiensteinsatz lernte der studierte Umweltingenieur das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs (EAWAG) kennen. Als Angestellter der Forschungsanstalt ging er für zwei Jahre nach Nepal und baute Wasserleitungen. Und in Südafrika betreute er fünf Jahre lang ein Projekt zur Düngergewinnung aus Urin. «Es war eine geniale Zeit», sagt er. Aus dem Projekt wurde die Vuna GmbH, die Bastian Etter 2016 als Spin-off gründete, mit der Idee, die Düngergewinnung aus Urin zu industrialisieren. Vuna heisse Ernte auf Zulu, die Sprache der gleichnamigen Volksgruppe in Südafrika. «Das war das einzige Wort, das wir aussprechen konnten», sagt er und zückt aus einem Schrank in den Büroräumlichkeiten der Vuna GmbH auf dem weitläufigen Empa-Gelände in Dübendorf eine Flasche Urindünger: «Ein kleines Geschenk!»

In Nepal improvisieren gelernt

Nur wenige Schritte vom Büro entfernt hat die Firma einen Teil einer Werkstatt gemietet. Hier haben Bastian Etter und seine fünf Mitarbeitenden Platz zum Tüfteln, Schrauben und Feilen. «Das Handwerkliche habe ich mir selbst beigebracht», sagt er. Ab Juni, wenn die Hütten ihre Infrastruktur in Betrieb nehmen, ist Bastian Etter aber viel unterwegs. Eine Kombination, die dem Bergsportler entspricht. Aufgewachsen in Magglingen oberhalb von Biel ging er schon als Kind auf Skitouren. «Ich hatte alte Skitourenbindungen, und wir gingen gleich von zu Hause aus los», erzählt er. Im Jura lernte er klettern und war viel mit dem SAC Biel im Jurahaus bei Les Prés-d’Orvin.

Dass die Arbeitsbedingungen in Hütten in alpiner Umgebung schwieriger sind, ist für ihn kein Problem. In Nepal hat er gelernt zu improvisieren: «Man musste 20 Stunden Bus fahren, 2 Stunden fliegen und 2 Tage wandern, bis man auf der Baustelle war.»

Hüttenwart sieht Pfannenboden

Schnell hat sich die junge Firma breiter aufgestellt. Immer mehr Projekte seien dazugekommen, so etwa ein Ferienhaus ohne Wasseranschluss. Auf diese Weise ist Bastian Etter vom Abwasser zum Sauberwasser gekommen. Grosse Membranfilter, die vom Prinzip her wie eine Goretex-Jacke funktionieren, gebe es schon länger. In Gemeinden werden sie für die Trinkwasseraufbereitung eingesetzt.

Vorletztes Jahr produzierte eine belgische Firma eine kleine Anlage. Bastian Etter installierte und testete sie auf der Blüemlisalphütte: «Der Hüttenwart ist zufrieden. Er hat mir gesagt, jetzt könne er beim Kochen den Pfannenboden sehen.»

Und es scheint, als ginge der Wunsch des Trinkwasserexperten in Erfüllung: Auch die Chamanna da Grialetsch CAS baut diesen Sommer den Wasserfilter ein. In Trockenperioden greift man dort auf Seewasser zurück, das sich mit Etters Innovation zu Trinkwasser aufbereiten lässt.

CO2 Neutral

Dem SAC liegen aktuelle Umweltthemen am Herzen. Bereits 2019 hat er beschlossen, die Gletscher-Initiative zu unterstützen, die zum Ziel hat, dass die Schweiz bis 2050 klimaneutral wird. Einige von uns tragen bereits dazu bei, sei es in ihrer Freizeit oder beruflich. Ihnen ist diese Serie gewidmet.

Autor / Autorin

Anita Bachmann

Der Umwelt zuliebe

Die CO2-Emissionen für Mineralwasser sind laut einer deutschen Studie durchschnittlich knapp 600-mal höher als für Leitungswasser. Hinzu kommt in den Alpen der Transport (meistens per Helikopter) zur Hütte.Als Alternative bietet sich zum Beispiel der Hüttentee an, der umgerechnet etwa 33-mal weniger CO2 verursacht als Getränke, die eingeflogen werden müssen.

Tipps vom Trinkwasserexperten

  • Konsumieren Sie in der Hütte öfter mal ein Getränk aus Wasser vom Ort – wie etwa Tee, Sirup oder Wasser im Offenausschank. Selbstverständlich kosten diese Getränke etwas mehr als im Tal, da die Aufbereitung aufwendig ist.
  • Marschtee ist eine schöne Tradition, die in vielen Hütten gelebt wird. Anstelle von Getränken in Flaschen kann man für die bevorstehende Bergtour die mitgebrachte (Thermos-)Flasche abfüllen lassen.
  • Generell sollte man in den Hütten sparsam mit Wasser umgehen und im Waschraum und auf den Toiletten nur das allernötigste verwenden. Denn vielerorts ist das Wasser knapp und muss während Trockenperioden manchmal sogar hochgeflogen werden. Gibt es überhaupt kein Wasser mehr in einer Hütte, lässt sich auch kein Trinkwasser aufbereiten.
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