Aus meinem ersten Bergsteigerjahr 1899/1900 | Club Alpino Svizzero CAS
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Aus meinem ersten Bergsteigerjahr 1899/1900

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Mit 2 Bildern ( 73, 74Von Th. Herzog

( Jena ) « Passen Sie besser auf! » — Auch ohne Hinzufügung meines Namens hätte ich gewusst, dass der Zuruf mir galt. Es war einfach widerlich. Immer wieder wurde ich gestört. Ein Oberprimaner hat es wirklich nicht leicht! Als ob ich nicht schon genug achtzugeben gehabt hätte, nicht erwischt zu werden! Nun sollte ich auch noch auf die langweiligen Tiraden aufpassen. Ich war doch mehr als beschäftigt. Ausgebreitet auf meinen Knien lag die Siegfriedkarte, Blatt Klosters ( Silvretta ), und ich war wieder einmal dabei, die lohnendsten Ziele für meine geplante Mulustour zusammenzustellen. Und da sollte ich auch noch Zeit für andres aufbringen!

Mit dieser Mulustour hatte es folgende Bewandtnis. Als Kletterfexen im Höllental, am Paulcketurm und anderen schönen Felsen war uns, Freund K. Gruber ( Nutsch ) und mir, nach einigen Erstlingsfahrten der Kamm mächtig geschwollen, und wir konnten uns mit verwegenen Plänen für unser alpines Debut nicht genugtun. Waren wir nicht allem gewachsenWir einigten uns also als erste Tour auf eine Traversierung der Meije! Warum denn nicht? Dann gingen wir zu Paulcke, um uns mit ihm zu beraten. Dass er uns ganz vergnügt anhörte und, statt uns Frechdachsen ordentlich den Kopf zu waschen, so nett auf unsere Verstiegenheiten einging, merkten wir ihm damals natürlich nicht als etwas Besonderes an, sondern erst heute, rückblickend, muss ich sagen, dass es die einzige, psychologisch richtige Art war, unsere jugendliche Selbstüberschätzung zu korrigieren, und ich rechne ihm das noch heute hoch an. Statt uns abzuraten und zu warnen, erzählte er uns von seinem Lieblingsgebiet, der Silvretta, und den feinen Klettereien dort. Wie wär 's, wenn Ihr mal zuerst dorthin zum Training gingt! Jeder Bergsteiger trainiert für eine schwere Tour, da wäre der Gross Litzner gerade das Rechte, und dann vielleicht noch die Verstanklahorn-Nordwestwand; da käme so alles drin vor, und er rechne sie selbst zu seinen schwersten Klettereien. Seien wir dann erst einmal in Form, dann wäre so eine kleine Rochade über Bergeil und Oberitalien nach dem Dauphiné in zwei Tagen leicht zu schaffen und dann — MeijeDas liess sich hören. Also machten wir unsere Pläne für die Silvretta, und als erstes musste die Karte genau studiert werden. Das war schon sowieso immer eine Liebhaberei von mir gewesen und schliesslich eine Voraussetzung fürs führerlose Gehen, das — von Paulcke beeinflusst — uns Ehrensache war. Und nun wurde ich in diesem ernsten Studium immer gerade dann gestört, wenn ich meine Gedanken völlig in diese Probleme vergraben hatte!

Und so kam nun das langersehnte Abitur heran; die Schlusskneipe wurde auch in guter Haltung überstanden. Nutsch ( Gruber ) meldete mir strahlend, als wir uns zum Frühzug am Bahnhof trafen, er habe zum Schluss noch alle Biergläser mit dem Rapier vom Tisch gefegt. Die glänzende Stimmung hielt allerdings nicht an, sondern machte im Laufe des Tages einem richtigen Katzenjammer Platz. Das dicke Ende aber kam erst, als wir in der Nachmittagshitze unsere schweren Rucksäcke von Klosters zur Silvrettahütte hinaufschleppten. Die Sonne war noch nicht untergegangen, da machten wir 's uns schon am Tisch in der ( damals noch alten ) Silvrettahütte bequem. Nur eines störte uns: es war eine Führerpartie da, und aus ihrer Unterhaltung entnahmen wir, dass sie das gleiche Ziel wie wir, den Gross Litzner, für den nächsten Morgen gewählt hatten. Also höchste Gefahr, unfreiwillig in den Verdacht des Führerschindens zu geraten. Da gab es nur eins: aufs Frühstück verzichten und heimlich aus der Hütte entweichen, bevor die andern aufbrachen. Und also taten wir. In finsterer Nacht noch stolperten wir über den Rücken des Birchenzuges hinüber und waren, da wir uns gleich zu Anfang verliefen, tatsächlich bald völlig allein. Als es tagte, steckten wir mitten in jenen grossen Blockfeldern, die die Karmulden litznerwärts so vorteilhaft auszeichnen, und weit ab von der Pfadspur, die weiter östlich — wie ich erst 25 Jahre später feststellte — bis unter den Vorgipfel leitet. Und nun durften wir nach Herzenslust unsere Beine bewegen: stundenlang hopsten wir von Block zu Block, von Kante zu Kante, bis wir endlich die feste Gesteinstreppe erreichten, die uns zum Vorgipfel hinaufleitete. Dort kam uns bereits der Führer ( der junge Christian Guler ) mit seiner Partie entgegen; sie kamen gerade vom Litzner zurück! Auf die lächelnde Frage, wo wir eigentlich herkämen und wohin wir wollten, wagten wir kaum zu antworten. Demütig stiegen wir zum Vorgipfel hinauf, der uns während des ganzen Weges den Litzner verdeckt hatte und jetzt triumphierend seine Überraschung bereithielt. Beim Betreten der Felshöhe stand da urplötzlich, wie eine Rakete aus dem Felsen geschossen, der Gipfelturm unseres Berges vor uns. Höhnisch schaute er auf uns elende Anfänger herab, und unter diesem Eindruck wurde uns beiden zugleich ein wenig schwach. « Was meinst du; es wäre eigentlich Zeit, etwas zu frühstücken! » — Also, wir sanken zwischen die Blöcke und kramten eine unserer Konservenbüchsen, das damals so beliebte Corned Beef, heraus. Aber unsre Mägen, auf die sich offenbar der Schrecken zuerst geschlagen hatte, verweigerten den Dienst, und wir erlebten die Überraschung, dass nicht nur das Meer vom Erstling sein « Opfer » forderte... Die Nordseite unsres Rastplatzes empfing es... Dann einigten wir uns, da ja ohnehin keine Konkurrenz mehr drohte, zunächst einmal in einem kurzen Schläfchen das verlorene Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Aber lange hielt uns diese Rast nicht. Das Gewissen begann uns zu schlagen. Auf, ermanne dich!

Wir waren auch wirklich schon so gut erholt, dass der steile Fels, der nun wie eine goldene Fackel unter dem rein blauen Himmel stand, alles Ab-schreekende verloren hatte. Mit Kletterpatschen beschuht und wie in der Kletterschule zusammengeseilt traten wir unseren ersten, selbständigen Gang an, und siehe da, es ging alles wie geschmiert. Wir wachten auch eifersüchtig darüber, dass keiner mit dem Vorausgehen zu kurz kam, und schon 20 Minuten später schüttelten wir uns beglückt und stolz die Hände. « Was kostet die Welt! » — Das war ja prima gegangen. Viel reden konnten wir allerdings nicht mehr. Die Zunge lag uns bei der herrschenden Mittagshitze — und Getränke hatten wir nicht — wie ein Klotz im Munde, und als einzige Erfrischung blieb uns nur, sie durch Lecken an der Schattenseite des Steinmanns zu kühlen. Ich kann allerdings gewissenschaft versichern, dass wir trotz allem die überwältigende Rundsicht voll seligsten Staunens und in gehobener Stimmung genossen. Nur allzu lange durften wir diesen Kult nicht betreiben, sollten unsre Kehlen nicht völlig austrocknen. Schon jetzt machte die Verständigung Mühe. Also los! Ohne Umstände bewältigten wir auch wieder den Abstieg auf gleichem Weg und fanden uns alsbald in der Rinne zwischen Gipfel und Vorturm, in der ein wenig Schmelzwasser rieselte. Hier konnten wir endlich unsren brennenden Durst löschen, und dann ging 's — nicht immer einfach — noch den Rest der Südwand hinunter bis in die Blockhänge, die uns jetzt wieder stundenlang zu akrobatischen Übungen zwangen und daran schuld waren, dass wir völlig in die Nacht gerieten. Als wir schliesslich in der Hütte landeten, trafen wir Guler schon im Begriff, sich nach « den Vermissten » umzuschauen. Da waren wir also knapp um eine « Rettungsaktion » herumgekommen. Das hätte gerade noch gefehlt!

Die Anknüpfung mit unseren Hüttengefährten war jetzt wenigstens gegeben, und der athletische Guler jun. verstand es ausgezeichnet, uns sehr klein gewordenen Stümpern mit seinen vielen, oft lustigen Geschichten zu imponieren. Ich erinnere mich nur noch an ein paar Stückchen. So lästerte er über einen Touristenlämpel, der es auf dem Litznergipfel plötzlich mit dem Schwindel bekommen habe und den er — weil ihm keine andre Wahl blieb — einfach am Seil kurz fasste und über die Kante der Wand hinausschwenkte. Als er im senkrechten Fels hing, musste er sich wohl oder übel « ankrallen », und so habe er Zeit gehabt, nachzuklettern. Dann habe er das Manöver trotz allem Gezeter noch mehrmals wiederholt und « seinen Herrn » auf diese Art heil wieder hinuntergebracht. Ein anderes Mal trug er einen verunglückten Touristen von knapp unterhalb des Linardgipfels bis ins Engadin hinunter. Ein Kraftstück besonderer Art war es, als er in Klosters einen mehr als vier Zentner schweren Grabstein auf den Rücken lud und auf den Friedhof trug. Kurz, wir kamen aus dem Staunen nicht heraus. Herrlich schlief 's sich danach unter den zerrissenen Decken. Aber aus der geplanten Tour für den nächsten Tag wurde nichts. Dazu war es denn doch zu spät geworden. So beschlossen wir, auf unsren Lorbeeren auszuruhen, und verbrachten die Ruhepause nur mit einer kleinen, angeblich touristischen Erstersteigung des unbedeutenden, aber recht schwierigen Felsturmes, der unterhalb der Hütte über der Schlucht des Silvrettabaches steht. Christian Guler hatte ihn einmal allein erklettert und stellte ihn höher als den Fergenkegel, der damals als die schwierigste Kletterei im Gebiet galt. Wir stiegen dadurch in den Augen von Guler beträchtlich und waren sehr stolz.

Der nächste Tag sah uns auf einer Schneetour: Silvrettahorn-Eckhorn-Signalhorn. Man sieht, wir hatten unsre Ziele bescheidentlich zurückgesteckt. Diese Kammwanderung, die auch uns Anfängern keinerlei Schwierigkeiten bereitete, hätte trotzdem leicht meine letzte Tour sein können. Beim Abstieg vom Silvrettahorn liessen wir uns natürlich den steilen Firnhang zum Sattel hinunter für eine stehende Abfahrt nicht entgehen. Wofür hatten wir denn diese Kunst auf dem Feldberg geübt! 45 Grad, klinometrisch gemessen, war uns eine Selbstverständlichkeit. Bedenken gab 's keine. Nur überlegten wir nicht, dass unser Hang, der noch im Frühschatten lag, knüppelhart gefroren war. Gruber fuhr voraus. Mit einem gewandten Schwung steuerte er aus der Fallirne in der Flanke zum Sattel hinaus. Ich folgte im gleichen Tempo. Aber weiss der Teufel, was da los war; irgendein Buckel brachte mich aus dem Gleichgewicht, und im selben Augenblick sauste ich auch schon auf dem Rücken gegen den Abbruch hinab, der in Form eines Felswändchens etwa 50 m tiefer den Firnhang unterbrach. Glücklicherweise war mir der Pickel nicht aus der Hand geprellt worden. Ich drehte mich sofort auf den Bauch. Zugleich bremste ich durch Einhauen des Pickels aus Leibeskräften, wobei freilich alle Haut auf den Knöcheln zum Teufel ging, und es gelang mir im letzten Augenblick, vor den Felsen noch zum Halten zu kommen. Sehr kleinlaut querte ich zum Sattel hinüber und hatte beim Weiterziehen über den Grat genügend Musse, mich Meditationen über meine beschämende Lämpelhaftigkeit hinzugeben. Der Schönheit der Umgebung tat das freilich keinen Abbruch, und sehr befriedigt rückten wir am frühen Nachmittag wieder im Quartier ein. Gruber betätigte sich hier als Sanitäter, indem er mir einen vermuteten Muskelriss an der Schulter in Ermangelung gewöhnlichen Branntweins mit einem echten Kirsch massierte. Da die Portion sehr anständig war und ich schon nach wenigen Strichen auch von der Behandlung genug hatte, blieb für Gruber noch ein ganz netter Rest. Das nennt man doch wohl, das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden! Der beschämende Zwischenfall aber wurde wohlweislich nie erzählt.

Als nächste Unternehmung stand der Piz Fliana auf dem Programm. Ans Verstanklahorn war mit meiner lädierten Schulter nicht zu denken. Und auch dieser unschuldige Piz Fliana reichte aus, uns wiederum eine empfindliche Dusche zu geben. Denn, dass wir an dem bisschen Eishang über dem leichten Bergschrund so lange « herumknorxten », empfanden wir selbst als eine Demütigung. Wir gelangten zwar auf den Gipfel, kriegten aber beim Abstieg unsre ganze Stümperhaftigkeit zu spüren.

So versank denn die Fata Morgana der Meije ohne lange Beratungen im Dunst, und wir beschlossen in reumütiger Einkehr, zunächst einmal etwas zu lernen und uns dafür sogar unter das kaudinische Joch eines Bergführers zu begeben. Wer gewusst hätte, was für einen bitteren Entschluss dies für uns bedeutete, hätte über unsre Bussfertigkeit staunen müssen. Wir wählten natürlich Christian Guler, und der betrachtete die Sache mehr von der lukrativen Seite, ersparte uns also wohlweislich Hohn und Spott, und so wurden wird bald einig, dass er uns noch bei etwas ganz Zünftigem führen sollte. Wir hatten aus unsrer Lektüre von Kluckers Bergfahrten im Bergeil ein begehrliches Auge auf die Cima del Largo geworfen, und Guler war für den Plan, da er noch nie in diesen Bergen gewesen war, sofort Feuer und Flamme. So wurde vereinbart, dass wir uns am nächsten Abend auf der Vereinahütte treffen wollten. Guler stieg noch nach Klosters hinunter, wir aber wechselten über die Winterthäli-Furka zur neuen Hütte hinüber. Am folgenden Tag gingen wir über den Jöriflesspass ins Engadin hinüber und übernachteten bereits in Maloja. Auf dieser Wanderung kam mir wohl zuerst der Gedanke an eine spätere Skitour durch die Silvretta, eine Idee, für die sich auch Nutsch sofort begeisterte und für die wir den noch nicht skiinfizierten Guler zu gewinnen suchten. Diese Skitour wurde dann auch im nächsten Frühjahr Wirklichkeit, freilich in andrer Form, als ich sie mir gedacht hatte.

Die märchenhaft schöne Wanderung am Cavalocciosee entlang und über die apre Gletscherfläche auf das Amphitheater der Torroni zu bis zur Fornohütte war wohl einer der beglückendsten Wege, deren ich mich aus meiner bergsteigerischen Frühzeit erinnere. Ein harmonischeres Bild als dieses Gletscherrund, umstanden von wildzackigen Felsbergen mit ihrer Eis- und Schneeverbrämung, wird selten zu treffen sein. Die Ähnlichkeit mit Mont-Blanc-Landschaften en miniature kam mir später auf dem Argentièregletscher zum Bewusstsein. Als wir am nächsten Morgen den Gletscher zur « Mauer » hinüberquerten, ergab sich zu meinem lebhaften Bedauern, dass Nutsch sich eine Sehnenscheidenentzündung zugezogen hatte und wohl oder übel auf die Tour verzichten musste. So kehrte er allein zur Hütte zurück, während wir auf dem mir aus der Literatur bekannten Band durch die Granitplatten der « Mauer » in das Felskar hinaufzogen, das unter dem Nordgrat des Piz Bacone herabzieht. Auf diesem Weg bekommt man von der gegen das Bergell auf einem Gratast vorgeschobenen Cima del Largo nichts zu sehen. Um so grösser war die Überraschung, als sie plötzlich über den Gratzacken auftauchte. Der Eindruck war so verblüffend und für den noch nicht ausgepichten Neuling fast schreckhaft, dass ich einige Jahre später, als ich einen jungen Kameraden und übrigens guten Kletterer zu einer zweiten Besteigung mitnahm, dessen Zweifel an ihrer Besteigbarkeit recht gut verstehen konnte. Mir selbst klopfte nur das Herz beim Gedanken, dass ich nun hier in Begleitung eines Führers mich unbedingt bewähren musste. Ich hätte es mir nie verzeihen können, auch nur ein Zaudern merken zu lassen. Die Kletterei wurde herrlich, besonders schön die Steilplatte mit dem Doppelriss, die in Blodigs Alpenkalender — viel später — ganz unnötig im schief ausgeschnittenen Bild fast senkrecht erscheint. Dann folgt noch ein recht ausgesetztes Stück mit extremer Griffhöhe und schon, nach wenigen Schritten über ein Bändchen und einige hohe Blöcke, standen wir auf der Spitze. Wie in einer Ballongondel schwebten wir über dem fast 2000 m tiefen Abgrund des Bergells, in dessen grüner Furche das helle Strassenband und die bunten Häuser von Casaccia wie aus einer Spielzeugschachtel ausgeschüttet lagen. Im wundervollen Gegensatz dazu türmte sich ringsum die Schar der zerspaltenen Felsgipfel des Forno-Albigna-Gebietes, über dessen hohen Kamm hinter dem Sissone sich die edle Steilpyramide des Monte della Disgrazia in hinreissendem Schwung erhebt. Von diesem Tage her stammt meine tiefe Liebe zu dem unvergleichlich schönen Berg, der mir all die Jahre sehnsüchtig erstrebtes Ziel und nie Erfüllung werden sollte. Noch mehrmals habe ich diesen prachtvollen Berg von verschiedenen Seiten gesehen. Am tiefsten war der Eindruck an einem unheimlich farbigen, sprühend wilden Abend vor losbrechendem Schneesturm, als wir im Januar 1905 als Geschlagene von einem Skiangriff auf den Piz Bernina vom Bellavistasattel zurückkehrten, um uns am nächsten Tag gegen einen rasenden Schneewirbel über den Sellapass aus der Mausefalle zu retten. Das war die einzige grössere Tour mit meinem späteren Klubgenossen Heinrich Spoerry, der dann am Matterhorn einem ebenso wilden Wettersturz erliegen sollte. Aber das sind nur Reflexionen eines unterdessen Altgewordenen, der damals als junger Dachs noch unbeschwert von ernsten Gedanken nur den Triumph mit vollen Zügen genoss. Die Begleitmusik dazu lieferte Gulers etwas deplacierte Feststellung, dass er — veni, vidi, vici — in einer halben Stunde das geschafft habe, wozu Klucker mehrere Tage gebraucht hatte! So war unser beider Eitelkeit Genüge getan, was bekanntlich Voraussetzung für vollkommene Seligkeit ist. Stolz kehrten wir zur Hütte zurück, wo Gruber mit sichtlicher Bedrückung unsre begeisterte Schilderung über sich musste ergehen lassen. Angesichts seiner Ausschaltung von weiteren Unternehmungen und so halbwegs gesättigt durch unsern so glatt errungenen Sieg, erklärte ich mich mit der Heimkehr für den folgenden Tag einverstanden. Aber, da wir nun einmal da waren, so wollte ich doch noch herausholen, was ging, und verabredete für den nächsten Morgen mit Guler noch die Besteigung der Cima di Castello, als höchsten Berg der Fornogruppe, über die Nordostkante.

Im ersten Frühlicht wanderten wir, zu zweien unangeseilt, den Fornogletscher hinauf, Guler voraus, ich — das Seil tragend — hinterher. Schon damals kam mir dieses Verhalten nicht ganz vorschriftsmässig vor. Denn wenn Guler im Firngebiet in eine der vielen verdeckten Spalten gefallen wäre, hätte ich ihn allein nie herausholen können. Als Neuling aber hütete ich mich, mir durch Einsprache eine Blösse zu geben. Es ging auch alles soweit gut, bis wir an den Bergschrund kamen, beziehungsweise einen Zwitter von Schrund und Randkluft. Es ist mir heute mehr denn je unbegreiflich, wie Guler damals so sträflich leichtsinnig sein konnte. Die Überschreitung des Schrundes war uns dadurch ermöglicht, dass eine dünne, eingefallene Schneebrücke, noch hartgefroren, über dem etwa 2 m breiten Spalt hing. Zunächst der Übergangsstelle war sie fransig durchlöchert. Darüber stand, an die Felsplatten angeklebt, ein etwa 5 m hohes Eiswändchen, in der Mitte durch einen schmalen Riss gespalten, den Guler sich zum Aufstieg gewählt hatte. Das völlig Unverständliche lag darin, dass Guler mich auf die Schneebrücke herunterlotste, wo ich, das Seil immer noch um die Schulter, warten sollte, bis Guler oben war. Eine etwaige Notwendigkeit wegen Hilfeleistung bestand nicht, ich hätte also unbedingt auf sicherem Boden bleiben müssen. Guler nahm also das Eiswändchen in Angriff, schlug unten ein paar Eisstufen, dann verankerte er den Pickel in dem Spalt, um sich frei so hoch hinaufzuziehen, um mit dem Fuss wieder eine Rauhigkeit im Eis zu erreichen. Im Augenblick, als er — etwa 4 m über mir — sich mit seinem ganzen Gewicht an den Pickel hängte, brach dieser aus, und er stürzte unhaltbar an mir vorbei auf die tiefste Einsenkung der Brücke herab, wo er unmittelbar neben dem schwarzen Loch hängen blieb. Wenn das nicht mehr Glück als Verstand war, so weiss ich nicht, wo dieses Wort passen sollte. Ein bisschen verdutzt, aber nicht entmutigt, sondern fluchend, kehrte Guler an seinen Ausgangspunkt zurück und meisterte dann mit Glück und Geschick die Stelle beim zweiten Angriff. Zum Nachkommen musste ich ihm erst das Seil hinaufwerfen. Eine Bewertung dieses Verfahrens kann ich mir hier wohl ersparen. Als wir in der Scharte vor der steilen Eiskante standen, erklärte Guler, die Zeit sei für diese schwere Stufenarbeit zu kurz, und so kehrten wir eben unverrichteter Dinge über den zur AUS MEINEM ERSTEN BERGSTEIGERJAHR, 1899/1900 Cima di Cantone führenden Grat und den stark erweichten Fornofirn zur Hütte zurück. Unterwegs kam ich aber nicht von dem Gedanken los, dass so ein Führer eigentlich Luxus war und dass ich auch ohne Tarif in einer Spalte verschwinden, beziehungsweise unangeseilt allein über einen Gletscher laufen könnte. Diese Lehre war dann massgebend, dass ich reumütig zu den Führerlosen zurückkehrte und mich weiterhin sehr wohl unter ihnen befand. Wissent-lich habe ich jedenfalls nie einen solchen unverzeihlichen Leichtsinn begangen. Es blieb mir aber die weitere Lehre nicht erspart, dass man auch ungewollt in solche Lagen geraten kann. Doch steht das auf einem andern Blatt. Damit also war unser kurzer Fornoabstecher beendet. Von der Meije sprach keiner mehr, sondern wir fuhren selbander zum Bodensee hinaus, wo ich nach einem Kopfsprung mit ausgerenktem Schultergelenk an der Oberfläche auftauchte. Erst da merkte ich, dass ich mir am Silvrettahorn keinen Muskelriss, sondern eine habituelle Luxation zugezogen hatte. Dieser « Pendelarm » hat später meinen Kletterkameraden viel Spass gemacht, mich aber endgültig von allen ganz schweren Unternehmungen ausgeschlossen.

Im Winter dann, während des ersten Semesters, nahmen meine Skipläne für die Silvretta feste Gestalt an. Ich schenkte Guler ein Paar Ski und ermahnte ihn, sich fleissig zu üben, erhielt auch bald die erfreuliche Nachricht, dass er gute Fortschritte mache und mit allem einverstanden sei. Mein Plan, der seinen Beifall fand, galt dem Piz Buin, der von der Silvrettahütte aus bestiegen und mit einer Abfahrt durchs Val Tuoi ins Engadin verbunden werden sollte. Am gleichen Tag wollten wir zu Abend auf dem Flüelahospiz sein. Am dritten Tag sollte mich eine Überschreitung des Flüela-Weisshorns nach Klosters bzw. Zürich zurückbringen. Für den Start wurden die Osterferien, und zwar der 20. April 1900, vereinbart. Gruber aber, mein sonst getreuer Skigefährte und nachmalige deutsche Meister im Skilauf, liess mich diesmal im Stich. Er konnte den Lockungen eines Rivierafrühlings, für den ihn das gross-väterliche Haus in Genua erwartete, nicht widerstehen. So war ich also auf eine Begleitung Gulers mehr denn je angewiesen. Programmgemäss traf ich mich mit ihm mittags am Bahnhof Klosters, und wir machten uns ohne Zögern auf den Weg, der uns über den schneefreien Talboden bis fast zur Alp Novai brachte. Dort schien es mir vorteilhafter, die Ski anzulegen, aber Guler schloss sich meiner Meinung erst an, als ich ihm sardascawärts davonzulaufen begann. Sein Zaudern hatte allerdings, wie ich zu meinem Schrecken bemerkte, noch andre Gründe als nur das Vertrauen auf seine langen Beine. Beim Anlegen der Ski zeigte es sich nämlich, dass Guler keine blasse Ahnung davon hatte; schliesslich musste er gestehen, dass er die Bretter überhaupt noch nie an den Füssen gehabt habe. Er behauptete zwar, er habe mit andern Ski geübt, aber mein Verdacht war nun einmal geweckt, und meine bange Ahnung, dass er auch vom Skilaufen selbst keinen Dunst hatte, bestätigte sich leider im Verlauf unsrer Tour in übelster Weise. Aber, was hätte ich tun können? Umkehren, verzichten? Das kam bei diesem wundervollen Wetter überhaupt nicht in Betracht. Also musste ich es drauf ankommen lassen und mich trösten mit Gulers Versicherung, dass er auch ohne Ski überall durchkomme. Der Schnee würde bald gut tragen. Also denn weiter! An eine Querung der jetzt am Nach- mittag besonders lawinengefährlichen Hänge, über die der Sommerweg zur Silvrettahütte führt, war nicht zu denken. Wir stiegen daher sehr steil direkt zum Silvrettaegg hinauf, wobei der skilose Guler zuweilen bis zur Brust im nassen Schnee versank. Obwohl wir dadurch sehr aufgehalten wurden, konnte ich doch seiner Kraftleistung die Bewunderung nicht versagen. Zum Glück kamen bald tragfähigere Strecken, und abends bildete sich rasch eine harte Kruste, über die Guler, wenn auch noch sehr viel einbrechend, besser vorwärts kam. Aber so viel ist sicher, dass er den Eintritt in die Hütte als eine Erlösung begrüsste, während ich noch ganz frisch und triumphierend ihm die Vorteile des norwegischen Schneeschuhs demonstrieren konnte. Er meinte freilich, am nächsten Tag werde sich das Blatt schon wenden, da sei dann in der Frühe der Firn « bockhart » gefroren, und er würde wie auf einer Strasse über den Silvrettapass laufen. Leider musste er mir den Beweis schuldig bleiben. Denn die Kruste hatte sich zwar in der nächtlichen Kälte gebildet, aber tragfähig war sie nicht, während ich, zwar mühsam, da es damals noch keine Felle gab, aber stetig vorwärts kam, so dass Guler sich endlich auch zum Anlegen der Ski bequemen musste. Wie sich auf solchem Harsch ein Anfänger quälen muss, ist ja bekannt genug, und es muss daher noch als eine gute Leistung gelten, dass Guler überhaupt in drei Stunden die Passhöhe erreichte. Ich fluchte innerlich nicht schlecht, als dann das Trauerspiel der Querung zur Fuorcla del Confin kam, bei der Guler ständig seitlich abrutschte, so dass wir für die kurze Strecke eine volle Stunde brauchten. Eine überschlägige Rechnung überzeugte mich hier leider, dass uns der Grosse Buin — hin und zurück — nochmals zwei Stunden gekostet hätte und dass es dann im Hinblick auf die Skikünste Gulers ausgeschlossen war, den Eilwagen mittags in Guarda zu erreichen. Damit wäre aber ein ganzer Tag verloren gegangen, und das konnte ich mir nicht leisten. Es hiess also verzichten. Herrlichstes Wetter, der Himmel ein einziges strahlendes Blau, rings ein Sonnenglanz von unirdischer Pracht über den Firnen, ein überwältigendes Panorama, mit dem Linard als Mittelgrund und dahinter der unvergleichliche Bernina! Es war zum Heulen! Mit knirschenden Zähnen gab ich das Zeichen zum Abbruch. Ich war wütend, und in dieser Verfassung hatte ich das Bedürfnis, Guler zu kränken. « So, also jetzt geht 's los! Pfeilgrad hinunter zum Planrai! Nur keine Müdigkeit! » Aber Guler wollte nicht. In allen Tonarten beschwor er mich, da nicht hinunterzufahren; es sei viel zu steil, noch dazu jetzt am Schattenhang; ich müsste mir alle Knochen brechen usw. Aber jetzt packte mich erst recht die Wut. Mit 19 Jahren durfte man mir nicht so kommen. « Was, zu steil? Bei uns im Schwarzwald fährt da jedes Mädel hinunter. Das wär ja noch schöner! » Mit Quersprung war ich bereits im Hang und schon ratterten die Ski auf dem mar-morharten Firn senkrecht hinunter. Kaum war ich in Fahrt, da stiegen mir denn doch Bedenken und fast etwas wie Reue auf; denn mit solchem Tempo, d.h. mit solcher Steilheit, hatte ich nicht gerechnet. Aber das war nun nicht mehr zu ändern; jetzt nur nicht stürzen! Die Ski vorschriftsmässig « norwegisch » parallel und eng gestellt — und wie ein Pfeil schoss ich in die Tiefe. Aber der Druck war zu stark: Hut weggleich darauf lösten sich die um die Hüfte geschlungenen Tragriemen und blieben hinter mir. Dann begann sich der AUS MEINEM ERSTEN BERGSTEIGERJAHR, 1899/1900 Rucksack zu verschieben. Ich merkte, wie er an mir zerrte, und so warf ich ihn denn freiwillig als Ballast ab. Hopp, hopp, ging 's über die gefrorenen Schmelzrinnen weg, noch stand ich, und mit Erleichterung bemerkte ich mich schon im Auslauf auf die ebene Fläche des Planrai. Hier schoss ich in die Sonne hinaus. TriumphAber — zu früh gejubelt. Plötzlich flog ich, da die Ski im aufgeweichten Schnee unerwartet bremsten, wie ein geprellter Frosch hoch durch die Luft, überschlug mich ein paarmal mit klappernden Skiern und blieb dann, nach Luft schnappend, im Schnee liegen. Es war das reine Wunder, dass ich mir weder Knochen noch Ski gebrochen hatte. Wegen der Zuschauerschaft brauchte ich mir keine Sorgen zu machen; denn Guler klebte noch immer als winziger dunkler Fleck hoch oben im Hang und betätigte, Ski und Stock unter den Arm geklemmt, einen richtigen Hosenrutsch. Ein Gutes hatte sein Paradestück allerdings dadurch, dass er unterwegs meine verlorenen Sachen aufklauben konnte. Der Rucksack war natürlich den ganzen Hang hinuntergekollert. Guler war von dem unheimlichen Anblick meiner Sausefahrt noch so beeindruckt, dass er sich sogar jede Randbemerkung ersparte. Falls er meinen Sturz beobachtet hatte, so war ihm das vielleicht als der unausweichliche oder gar vorschriftsmässige Abschluss einer solchen Schussfahrt erschienen, um so mehr, als er mich vergnügt und unbeschädigt, auf den losgeschnallten Skiern sitzend, antraf. Ich liess ihm auch nicht lange Zeit zum Nachdenken, sondern brach sofort zur weiteren Abfahrt über den Kronsel auf. Die prächtige Frühjahrsführe erlaubte hier am Steilhang eine rasche Zickzackfahrt, in der mich freilich Guler zu seiner sichtlichen Befriedigung in sitzender Abfahrt einholte. Als wir nun selbander im Talboden standen, waren meine Aktien ganz gewaltig gestiegen, und nach der Feststellung, dass wir nur noch eine Stunde bis zur Abfahrt des Postwagens hatten, verlangte ich nun kategorisch auch von Guler das Anlegen der Ski. Dann nahm ich ihn gönnerhaft grinsend an der Hand: « So, mein Lieber, jetzt fahren wir zusammen; da kann nichts mehr passieren. » Und tatsächlich, es ging ganz famos; der Schnee war erstklassig, und sehr bald konnten wir, die Ski umgehängt, über die blühenden Krokuswiesen zur Poststrasse hinuntereilen. Es war erreichtAm Abend traten wir über die Schwelle des Flüelahospizes, das wir von Süs aus zu Fuss in drei Stunden erreicht hatten.

Das Wetter war unverändert herrlich, und nach ausgiebiger Nachtruhe war ich im Aufstieg zum Weisshorn wieder völlig mit meinem Schicksal versöhnt. Der Schnee trug hier prächtig, so dass auch ich vorzog, die Ski zu schultern. Wir waren also einmal einig, und kaum drei Stunden später standen wir auf dem Gipfel. Wieder war es eine wundervolle Rast, windstill und prächtiger Sonnenschein. Aber die Abfahrt nach Norden über den Jörigletscher lockte so verführerisch, dass ich nicht lange widerstehen konnte. Über die Felsen hinunter ging es leicht bis auf das unterste Stück, über das wir kurz abseilten. Und nun begann die irdische Seligkeit des Schaukeins und Gleitens in Sausefahrten und über sanfte Hänge in einem erstklassigen Pulverschnee, der sich hier in der nach Norden offenen Wanne anscheinend unverändert seit dem letzten Schneefall erhalten hatte. Guler, der sich als gelehriger Schüler erwies, kam hier zum erstenmal auf seine Rechnung und begann Geschmack zu finden. Ich brauchte in diesem einfachen Gelände nicht einmal viel Rücksicht auf ihn zu nehmen. Bald liefen wir durch den sonneüberstrahlten Vereina-grund hinaus. Vor der Mittagshitze retteten wir uns unter das Dach der Vereinahütte, doch konnten wir nicht beliebig verweilen; denn ich durfte unter keinen Umständen den Abendzug in Klosters versäumen. Der Weiterweg hatte nur den einzigen Haken, dass wir jetzt zur wärmsten Tageszeit quer durch die Lawinenrinnen, die vom Roggenhorn bis in die Bachschlucht hinunterreichten und in denen schon da und dort die gischtenden Massen herunterschossen, nach Alp Novai absteigen mussten. Langes Überlegen hätte die Lage nur verschlechtert. So packten wir also kurz entschlossen an. Sorgsam nach oben lauernd und jeweils mit besonderer Eile die Rinnen querend, erreichten wir ohne Unfall die idyllische Waldwiese von Novai, von wo wir — sehr erleichtert — auf den offenen Talboden hinaustraten. Wie zum Abschied bestellt, donnerte am gegenüberliegenden Südhang eine riesige Grundlawine herab und breitete sich vor dem Ausgusstrichter ihres Bettes auf fast 100 m Breite als mächtiger Kuchen fast bis zu unseren Füssen aus.

Mit dieser Abschiedsvorstellung fand der alpine Teil meiner gelungenen Unternehmung, nämlich der ersten — und gleich doppelten — Skidurchquerung der Silvretta seinen Abschluss. Das dicke Ende aber kam noch. Schon in der Bahn hatte ich das unabweisliche Bedürfnis, meinen Kopf zum Fenster hinauszustrecken; denn mein Gesicht brannte, als ob mir lodernde Flammen darüber zusammenschlügen. Und als ich mich daheim im Spiegel betrachtete, da erkannte ich mich kaum wieder. Nase und Lippe waren eine einzige goldgelbe Blase, und jeder Bissen wurde mir zur Qual. Am schlimmsten aber war die Wirkung auf meine Umgebung, der bei meinem Anblick auch der gesündeste Appetit vergehen musste. Ich zog mich daher für acht Tage in « Einzelhaft » zurück und verbarg mich vor den Blicken einer schadenfrohen Welt. Auf den Tag der Immatrikulation, den ich natürlich nicht versäumen durfte, war ich zwar wieder abgeschwollen, aber mein Aussehen hatte sich fast noch verschlimmert. Denn nun konnte man mich mit meinem in aschgrauen Fetzen abblätternden Hautschorf bald für aussätzig halten. Und ich muss sagen, der damalige Rektor der Universität Zürich war ein mutiger Mann, dass er mir bei der Aufnahme als Studiosus den Handschlag nicht verweigerte. Einen weiteren positiven Erfolg hatte ich, indem mein zünftiges Aussehen einen andern Studenten, der nach einem Bergkameraden Ausschau hielt, zur Anrede und Bitte, ihn auch einmal mitzunehmen, bewog. Es war mein nachmaliger Freund Karl Deninger, der treue Gefährte auf mancher schönen Tour. Und noch etwas hat mir meine Silvrettafahrt eingetragen. Mit ihr als kostbarer Morgengabe — denn alpine Skitouren waren noch etwas Besonderes — fand ich Einlass beim AACZ, dem ich bis zum heutigen Tag verbunden blieb und wo ich im Kreis der immer frohen Kameraden so manchen Freund fürs Leben fand. Viele von ihnen sind schon geschieden, aber in der Erinnerung lebt jeder für sich in ebenso voller Frische weiter, wie mir heute nach bald 50 Jahren noch jede Einzelheit meiner Jugendfahrten vor Augen steht.

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