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Brockengespenst

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DREIMAL BROCKENGESPENST Eine knappe Stunde später standen wir unter kristallklarem Firmament auf dem in flutendem Morgenlicht schwimmenden Jungfraugipfel. Staunen und Schweigen! In violetter Tiefe das verschlafene Interlaken; in lichter Weite die Walliser Häupter, weiss und rein...

Es war ein wundervolles, ja heiteres und beglückendes Erlebnis gewesen. Wir erinnerten uns aber daran, dass die meisten Erlebnisschilde-rungen über das Brockengespenst, die wir bisher gelesen oder angehört hatten, eher das Düstere, Dämonische, Beklemmende und Unheimliche der Erscheinung betonen, und dass sie sehr oft sein Auftauchen als böses Omen für kommendes Unglück, oder doch zumindest als unheilvolle Begleiterscheinung einer widrigen Situation deuten. Wie kam es, dass wir — abgesehen von einem kurzen, der ersten freudigen Überraschung entsprungenen Schreck — der Erscheinung bald jenes Wohlwollen und jene freundliche Sympathie entgegenbrachten, mit der man allen grotesk-unbeholfenen Dingen gegenübertritt? Und warum sahen wir darin nicht etwas Übersinnliches und UnheimlichesEs liegt auf der Hand, dass für den Eindruck nicht so sehr die Erscheinung des Brockengespenstes an sich massgebend ist, sondern die Umstände und die seelische und körperliche Verfassung, in welcher der Bergsteiger davon überrascht wird. Wir hatten es ja angenehm: vom sicheren Rottalsattel aus verfolgten wir das Schauspiel. Doch fiel es uns nicht schwer, uns in einen Berggänger zu versetzen, der vielleicht an heiklem Grate hängt, um luftige Zacken und Klippen turnt, oder den die Übermüdung überempfindlich gemacht hat und der deshalb nur zu leicht ob dem gutmütigen Schattenriesen erschrecken wird und aus dem grotesken Fuchteln seiner gewaltigen Arme warnende, drohende oder gar unheilverkündende Gebärden herausliest. Wahrscheinlich wird ihn auch ein abendliches Brockengespenst eher zu erschrecken und in ihm schlimme Ahnungen auszulösen vermögen.

Das wohl klassisch gewordene Brockengespenst war jenes, das nach der Matterhornkatastrophe im Juli 1865 die überlebenden drei Erstersteiger narrte. Wir begreifen aber, wie Whymper und die Gebrüder Taugwalder nach dem Absturz, ihrer Kameraden die drei « Kreuze » deuten mussten und warum sie nach deren Auftauchen in lähmendem Entsetzen bergab hasteten — die Walliser in abergläubischer Furcht, der Sohn Albions nach seiner Art stoisch, aber mit verbissenen Zähnen...

Max Korthals ( Zürich ) II Wenn ich bis anhin glaubte, der Anblick eines Nebelbildes oder « Brockengespenstes » bleibe nur wagemutigen und kühnen Hochtouristen vorbehalten, so war daran der Umstand schuld, dass ich erst von einer einzigen derartigen Erscheinung wusste, vom « Auftauchen » des « Brockengespenstes » an jenem denkwürdigen 14. Juli 1865, am Tage der ersten Matterhornbesteigung durch Whymper und seine Gefährten. Nie aber hätte ich geglaubt, selbst einmal Zeuge einer solchen Naturerscheinung zu sein! Nun wurde ich am 15. September letzten Jahres, am Bettag, eines Besseren belehrt! Mit einigen Buben

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