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Der Bergsteiger Friedrich Nietzsche

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Von Sepp Walcher

( Wien ) Mancher Leser wird sich beim Lesen dieser Überschrift verwundert fragen: Nietzsche ein Bergsteiger? Die Frage hat auch ihre Berechtigung, denn wenig noch wird von alpinen Taten dieses Denkers und Dichters bekannt geworden sein. Auch ich bin nicht in der Lage, über Bergfahrten Nietzsches zu berichten, wenn, ja wenn es nur Ersteigungen betrifft, die mit den Füssen oder mit den Füssen und den Händen gemacht wurden. Und doch nenne ich Nietzsche einen Bergsteiger, einen Bergsteiger des Geistes und der Seele. Damit habe ich angedeutet, worüber die nächsten Zeilen berichten.

Ich bin mir voll bewusst, dass diese Ausführungen keine allgemeine Anerkennung finden werden und können. Zu verschieden sind die Menschen in ihrem Tun und Denken, und die Bergsteiger unter ihnen sind es nicht am geringsten. Und doch wird es nur wenige geben, die sich nicht auch einmal, in stillen Stunden, mit der geistig-seelischen Seite des Bergsteigens beschäftigt haben. Ihre ganze Einstellung zum Bergsteigen, die Art und Weise und das Ergebnis ihrer Betrachtungen aber wird bestimmt sein von ihrer eigenen körperlichen, geistigen und seelischen Veranlagung. Ich möchte hier nur kurz auf die drei Konstitutionstypen hinweisen, die Ernst Kretschmer unter Berücksichtigung der Beziehungen zwischen Körperbau, Charakter und Temperament aufstellte. Ich habe unter den Bergsteigern zahlreiche Vertreter aller drei Typen kennengelernt und auch die für sie kennzeichnenden Hauptmerkmale feststellen können. Anders war die Einstellung des kleinen, dicken, geselligen, gutmütigen und lustigen Pyknikers, anders die des grossen, kräftigen, muskulösen Athletikers und anders die des zartgliedrigen, schmalen, aufgeschossenen und dabei stillen, zurückgezogenen, ernsten und empfindsamen Asthenikers oder Leptosomen. Waren es beim Pykniker hauptsächlich die Freude an der Betätigung, an der Schönheit der Natur, an der guten Kameradschaft, Fröhlichkeit und am Genüsse nach des Tages Müh und Plage, die im Vordergrund standen, so war es beim Athletiker die Freude an der hohen sportlichen Leistung und beim Astheniker das Suchen und Grübeln, das Fragen nach Warum und Weswegen. Es erübrigt sich wohl, besonders darauf hinzuweisen, dass diese drei Typen kaum jemals ganz rein vorkommen. In der Regel trifft man die mannigfaltigsten Kombinationen aller drei Typen, doch wird es einem aufmerksamen Beobachter nicht allzu schwer fallen, festzustellen, welcher Typus der vorherrschende ist. Nur nebenbei möchte ich darauf hinweisen, dass die Kenntnis der Konstitutionstypen bei der Wahl eines Tourengefährten gute Dienste leisten kann.

Ich habe die vorstehenden Ausführungen deshalb einleitend gebracht, um den Kreis der Leser abzugrenzen bzw. zu umreissen. Mag ein jeder aus den Ausführungen nehmen, was ihn anspricht, und was ihn nicht anspricht, anderen überlassen. « Wenn ein einziger Gedanke einem einzigen Leser nur Die Alpen - 1948 - Les AlpesÜ DER BERGSTEIGER FRIEDRICH NIETZSCHE zum Freundesgruss ward, war die Mühe nicht vergeblich; nur Gleichgeartetes kann man grüssen, wie sich die Berge grüssen über die weiten Täler. » ( Dr. Michael PfannlNietzsche gehört ohne Zweifel zu den meist umstrittenen Denkern der letzten Vergangenheit. Die Stimmen für ihn sind nicht weniger zahlreich als die Stimmen gegen ihn. Hier soll und kann nicht über Wert oder Unwert seiner Ideen und Gedanken gesprochen werden. Ich nehme aus seinem Werke, was mir als Mensch und Bergsteiger verwandt klingt und was den Weg in das Innere meines Wesens gefunden hat. Mag die Einstellung und die Einschätzung der Fachwelt und der grossen Allgemeinheit sein, wie sie will, eines steht fest, dass der Denker und Dichter Nietzsche ein Mensch war, der, ohne Rücksicht auf Konvention, Tradition und Kathederphilosophie, aus dem Innersten heraus ein Werk schuf, das das Ringen um Erkenntnis und um ein besseres, höheres Menschentum klar erkennen lässt. Nietzsche weist uns den Weg nach aufwärts, aus einer alten, sich selbst überlebten Zeit, in die reinen Höhen einer glücklicheren Menschheit. Mögen die Urteile über seinen Übermenschen sein, wie sie wollen; ich erkenne in ihm nur den wahren, schönen und guten Menschen. Nur in diesem ethischen Sinne fasse ich seinen Übermenschen auf. Die Frage, wer einmal das Schicksal der Welt entscheiden wird, materielle Macht oder geistig-sittliche Grosse, ist noch nicht gelöst. Es hat in allen Zeiten Menschen gegeben, deren Stimme über dem Leben und Treiben des Alltages schwebte, aus einer anderen Welt kommend, für eine andere Welt werbend. Wohl hörte man sie, wohl erkannte man sie, aber was fehlte, war die Kraft und das Vermögen, so zu leben, wie sie es befahl. Die wenigen aber, die es vermochten, wurden nicht reich, aber sie wurden Herren und Könige in ihrem Reiche.

Es ist nicht sehr schwer, Parallele zu finden zwischen dem Schaffen eines Denkers und dem Tun eines Bergsteigers, vorausgesetzt, dass dieser wenigstens in bescheidenen Massen auch ein bisschen etwas von einem Innen-menschen hat. Ist nicht beiden, dem Denker wie dem Bergsteiger, die grosse Sehnsucht nach den letzten, grossen Höhen gemeinsam? Schreitet nicht der Denker von Problem zu Problem, ringt er nicht rastlos um die Lösung der letzten Fragen, um die Erkenntnis der letzten Dinge? Sucht er nicht Herr zu werden über die Triebe, die aus den dunklen Tiefen des Lebens kommen? Müht er sich nicht, das wilde Tier in ihm zu bändigen und den Willen Untertan zu machen der Vernunft und der Stimme des Gewissens? Und der Bergsteiger? Setzt er nicht wissentlich sein Leben ein, um die Geheimnisse einer grossen Wand zu lüften? Kämpften nicht die besten Männer der Nationen um den Sieg über die letzten, unerstiegenen Gipfel der Welt? Was lässt sie vor keiner Mühe und Gefahr zurückschrecken, was lässt sie bis an das Äusserste der Leistungsfähigkeit gehen und selbst das Leben einsetzen? Geld? Berühmtheit? Ehre? Vielleicht mögen das bei einigen Ausnahmen mitbestimmende Beweggründe sein; der wirkliche Bergsteiger aber wird nur der Stimme aus seinem Inneren folgen, diesem: « Du musst, du musst, und kostet es mein Leben. » So entscheidet über den sittlichen Wert einer Tat nicht das « Wollen », sondern das « Müssen ». Wollen kann man vieles, müssen aber nur, was uns im tiefsten Grunde der Seele als Schicksal brennt. Was wir wollen, kann gut oder schlecht sein; was wir müssen, steht jenseits aller Wertung: was geschieht, geschieht notwendig, und wie es kommt, ist es am besten. Es gibt kein: « Es wäre besser oder es wäre schlechter », es gibt nur ein: « Es ist. » Nietzsche war, seinem innersten Wesen nach, als Denker und Dichter, Wanderer und Bergsteiger. Die Frage, ob er es auch geworden wäre, wenn er in seinem Leben nie Berge gesehen hätte, rührt an ein tiefes Problem. Werden kann ein Mensch nur, wozu er bestimmt ist. Geweckt kann in einem Menschen nur etwas werden, was in ihm ruht. Ob es und was geweckt wird, ist Sache der Umwelt und des Geschickes. Zweifellos waren die Berge um Sils-Maria bei Nietzsche Wecker und Rufer, und ich glaube, dass sie an der Entstehung des Zarathustra nicht wenig beteiligt sind, wenn auch die Niederschrift dieser unvergleichlichen Denkerdichtung am Meere, in Rapallo, erfolgte. Man versuche nur einmal, den Sinn der Reden in ein anderes Gewand zu kleiden als in jenes der Berge, und man wird sehen, dass Zarathustra nicht mehr Zarathustra ist. Nicht an dem ewig Bewegten des Meeres vermochte Nietzsche seine Gleichnisse aufzubauen, dazu bedurfte er unbedingt der Erhabenheit des Hochgebirges, der Höhen, Gründe, Abgründe, der firnglänzenden Berge und der Reinheit und Schönheit der Alpenwelt.

Nietzsche war nicht nur Denker, sondern auch Dichter, wenn es auch viele nicht wahr haben wollen; beides war er aus einem innersten, notwendigen Müssen heraus. Verschieden stark ist bei den Menschen die Mauer zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein. Stark wird sie bei dem nüchternen, praktischen Menschen sein, schwächer bei dem unpraktischen Sucher, Grübler und Dichter, noch schwächer beim Mystiker, Künder oder Seher. Wird aber die Scheidewand zerstört, stürzt sie ein, dann sind für uns die Regungen der geistig-seelischen Bereiche nicht mehr verständlich. Nietzsches Dichten und Denken scheint mir aus den Tiefen beider Bereiche zu kommen; Idee und Gedanken aus dem einen und der Dichtung wunderbare Sprache aus dem anderen. Im Zusammenfluss der beiden Bereiche erlosch dann seine schöpferische Kraft. Unvergänglich aber leuchtet, was er geschaffen hat, und gross wie die Berge des lichten Engadins steht sein Werk über aller Kritik. Es musste geboren werden, also ward es geboren, es musste so werden, also ist es so geworden. Wer es vermag, der trete ein in das Reich Zarathustras und wandle mit ihm rauhe Pfade über Geröll, blicke mit ihm in die Gründe und Abgründe und steige mit ihm hinauf zum heiligen Lichte der Firne. Wer es aber nicht vermag, der gehe stumm vorüber und störe nicht der Wenigen Traum, denn aus ihm wächst einst eine grosse Tat.

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Das Ergebnis der Wechselwirkung zwischen dem Menschen und der Umwelt, zwischen der organischen Konstruktion des eigenen Ichs und der Einwirkung von aussen, kommt im Erlebnis zum Ausdruck. Dass ein Erlebnis auch innerhalb des eigenen Ichs möglich ist, scheinbar ohne Einwirkung von aussen, zeigen die Träume und das Denken. Wir erleben im Traum ein Ereignis. ohne dabei unmittelbar mit der Aussenwelt in tätige Berührung zu kommen. Das Geheimnis des sogenannten « Inneren Erlebens » mag darin bestehen, dass der Kern des Ichs, die Seele, mit den durch die Sinne aufgenommenen und aufgestapelten Eindrücken der Aussenwelt in Beziehung tritt. Diese aufgenommenen und aufgestapelten Eindrücke und Wahrnehmungen sind durchwegs etwas Reales, Wirkliches, dem die Seele als etwas Unsachliches, aber dabei trotzdem nicht weniger Wirkliches gegenübersteht.

Die Art und Stärke des Erlebens bestimmen die jedem Menschen angeborenen Anlagen. Welche von ihnen und bis zu welchem Grade sie entfaltet werden, hängt ab von der Umwelt, in der der einzelne Mensch zu leben verhalten ist, in die ihn sein Geschick stellte oder die ihn eine Bestimmung oder Berufung aufsuchen heisst. So hat jedes Ich, jeder Mensch, also auch jeder Bergsteiger seine eigene Welt, in der er lebt und von der aus er die von aussen kommenden Einwirkungen beurteilt und verarbeitet.

Die Umwelt des Bergsteigers ist das Bergland mit all seinen ihm eigenen Erscheinungen. Die Frage, warum gerade dieser oder jener Mensch Bergsteiger wurde und nicht Segler, Reiter, Ringer, Boxer oder nur Briefmarken-sammler, kann ihre Antwort nur darin finden, dass hauptbestimmend dafür nur die körperliche, geistige und seelische Veranlagung sein kann. Trägt ein Mensch die Möglichkeit in sich, Bergsteiger zu werden, so genügt oft nur ein gesprochenes Wort, eine gelesene Beschreibung, ein gesehenes Bild, um die Anlagen zu wecken. Tatsächlich sind ja auch viele Menschen Bergsteiger geworden und Bergsteiger im besten Sinne des Wortes, die ihre Jugend weitab von jeder bergartigen Erhebung verlebt haben.

Was sind es für besondere Erscheinungen, die uns im Bergland im allgemeinen und im Hochgebirge im besonderen entgegentreten? Aus einer grossen Anzahl von Briefen bekannter Bergsteiger und Bergsteigerinnen, die ich als Antwort auf eine gestellte Frage erhielt und worüber an einer anderen Stelle näher zu berichten sein wird, geht klar hervor, dass es immer die gleichen Faktoren sind, die, auf uns einwirkend, je nach der Art unserer Anlagen das persönliche Erlebnis gestalten. Die beiden auffallendsten und nur im Gebirge vorhandenen Erscheinungen sind Höhe und Tiefe. Das Hinauf und Hinab bestimmt den Rhythmus des Erlebens. Keine Bergfahrt ohne Streben nach Höhe, ohne mühsame Überwindung von Hindernissen, ohne Abstieg in die Tiefe, ohne Rückkehr in das Tal. Spannung während des Aufstieges, Entspannung am Ziel und beruhigender Ab- und Ausklang während des Abstieges. Ist diese einfache Tatsache nicht schon allein Symbol des ganzen Lebens? Und ist es des Denkers Ringen um Erkenntnis und des Dichters schöpferische Gestaltung nicht ebenso? Mich wundert es, dass aus dem Kreise der Bergsteiger bisher nur so wenig Dichter und Denker bekannt wurden.

Sind Höhe und Tiefe der Rhythmus des Erlebens, so sind das Erhabene und Schreckliche das Licht, in dem das Erleben erstrahlt. Nahe beisammen wohnen in den Bergen Schönheit und Grauen. Wie rasch verwandelt ein aufsteigendes Hochgewitter alle leuchtende Schönheit zu einem grauen, düsteren Bild, wie rasch verwüstet das stürzende Hochwasser blühende Fluren, und schnell vollzieht sich der Übergang von der jauchzenden Freude zum bitteren Leid.

Höhe und Tiefe aber wollen erkämpft, Schönheit erschaut und das Grauen ertragen werden. Kein Erlebnis ohne Mühe, ohne Überwindung äusserer und innerer Widerstände. Die Leistung tritt auf den Plan. Sie ist langsames Aufwärtssteigen auf gebahntem Wege, sie ist tollkühnes Ringen im schwersten Fels und Eis, und sie ist das Ertragen von Entbehrungen aller Art. Ihre höchste Steigerung aber erhält die Leistung in der Gefahr. Auf der Schwelle aber zu ihr hockt lauernd und mahnend die Furcht.

Schicksal des Menschen ist es, in eine Gemeinschaft hineingeboren zu werden. In der Gemeinschaft eines oder mehrerer Freunde zieht er in die Berge. Aus der Gemeinschaft erwächst ihm das Erlebnis der Kameradschaft. Wen aber das Leben gar zu arg zerzauste oder wem es den Freund versagte, der geht allein in die Berge. Allein entdeckt er die Einsamkeit, die grausame und gütige Einsamkeit, die selbstsüchtige, denn sie will den Menschen nur allein. Viel verlangt die Einsamkeit, aber sie gibt auch dem Erleben dessen, der sich ihr ganz ergeben hat, die höchste Weihe.

Und fragt man weiter, warum die Menschen in das Gebirge wandern und Mühe und Gefahr auf sich nehmen, so lautet die Antwort diesmal: Weil es uns Freude macht und weil wir die Berge lieben. Freude ist Lust, Lust ist alles, was zum Leben Ja sagt, was es fördert, vorwärts und aufwärts treibt. Leid ist versagte Lust, ist unerfülltes Verlangen, ist alles Lebensfeindliche. Die Liebe aber ist das Grösste und steht über allem. Liebe ist Verlangen nach Lust, Liebe ist Verzichten und Leiden. Die Liebe ist das lauteste Ja zum eigenen Ich und das tiefste Bekenntnis zur Heimat der Seele. Liebe durchpulst alles Leben. Liebe ist reinste Selbstsucht, Liebe ist Güte und Selbstlosigkeit. Liebe ist Kraft des Lebens und das klarste Ja zu seiner Überwindung. Liebe ist der Schlüssel zu jeder Erlösung und der Sehnsucht letztes Ziel Nimmermüdes Verlangen in die Ferne zu ziehen, rastloses Wandern von Tag zu Tag, vom Erleben zum Erleben, ewiges Suchen der Heimat. Welcher Bergsteiger würde sie nicht kennen und welchem wäre sie nicht Antrieb und Ursache seines Wanderns. Schwächer vielleicht bewegt sie den ruhigen, gemütlichen, gerne geniessenden, beschaulichen Menschen, stärker den Menschen der Leistung, am stärksten aber wohl den unruhigen, zurückgezogenen Sucher, Denker und Grübler. Vielleicht ist sie es, diese Sehnsucht, die des Lebens, der Liebe und der Seele letztes Geheimnis birgt.

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Ich weiss nicht, ob Nietzsche jemals einen grösseren Berg wirklich erstieg, mit Füssen und Händen bezwang. Sein Geist und seine Seele aber stiegen von der Tiefe zur Höhe, von der Höhe zur Tiefe. Symbol waren ihm die Berge und Symbol das Wandern und Bergsteigen. In Gleichnissen redet er zu uns. Tiefe war ihm der Mensch von heute, Höhe der Mensch von morgen, der schöne, der wahre, der starke und gute Mensch. Bergsteiger war Nietzsche, Bergsteiger des Geistes und der Seele.

Das Ich Alles im Leben dreht sich um den Menschen, auch in der Mitte des Bergsteigens steht der Mensch. Wer über den Berg und das Bergsteigen nachdenkt und redet, muss es auch über den Menschen; es geschieht auch immer, wissentlich oder unwissentlich.

Alle Regungen des menschlichen Lebens werden sichtbar am Körper, am Geist und an der Seele; Jugend, Reife und Alter sind die drei Stufen des Seins. Der Mensch durchläuft sie wie die Sonne den Morgen, Mittag und Abend.

Die Jugend braust und schäumt. Ihr sei die Tat, die nicht fragt: Warum und wozu. Aus innerstem Drange geboren, wird sie gesetzt. In der Erfüllung erlöscht der gewaltige Trieb, und das Glück der Stunde ist die Krone der Tat.

Höhepunkt des Lebens ist die Reife. Tiefer leuchtet alles Schöne; Körper, Geist und Seele verlangen nach Harmonie. Die Krone der Tat ist die Erkenntnis.

Dem Gesetze des Werdens folgend, vollendet sich zuerst der Körper. Die Reife des Geistes braucht Jahre, die Reife der Seele aber ist eine Gnade. Glücklich der Mensch, dessen letzte Jahre von ihrem Lichte überstrahlt sind, wie die Berge von der Purpurglut des Abendsonnenscheines.

Beseligende Schönheit, gütiges Verstehen und erahnendes Schauen sind die Krone der letzten Tat.

Mögen diese Worte eine Brücke des Verstehens sein zwischen Jugend und Alter.Forlsetzung folgt )

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