Dr. J. Coaz: Statistik und Verbau der Lawinen in den Schweizeralpen | Club Alpino Svizzero CAS
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Dr. J. Coaz: Statistik und Verbau der Lawinen in den Schweizeralpen

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Dr. J. Coaz: Statistik und Verbau der Lawinen in den Schweizeralpen. Im Auftrag des eidgenössischen Departements des Innern bearbeitet und veröffentlicht. Bern, Buchdruckerei Stämpfli & Cie, 1910.

Seitdem Frid. Becker in diesem Jahrbuch, vol. XVI, pag. 531, seinem Enthusiasmus für das 1881 erschienene Buch von Coaz: Die Lawinen der Schweizeralpen, beredten Ausdruck verliehen hat, sind genau 20 Jahre verstrichen, und nun haben wir die Freude, die Fortsetzung und den Abschluß dieses großartigen Lebenswerkes unseres Veteranen, des nunmehr 89jährigen Dr. J. Coaz, anzuzeigen. Denn in mehr als dem gewöhnlichen Sinne ist dieses Buch sein Werk und die Frucht einer über 43 Jahre zurückgehenden Tätigkeit, in welcher sich amtliche Initiative, Feld- und Bureauarbeit, Überprüfung eigenen und fremden Materials, Anordnung und Leitung von Bauarbeiten, Plan- und Bildaufnahmen und schriftstellerische Verarbeitung die Hand gereicht haben zu einem Gesamtresultat von jetzt noch gar nicht in seiner künftigen Wirkung übersehbarem Werte. Ich möchte zum Beweise dieser Behauptung über den Anteil von Coaz an dieser Leistung nur auf ein paar Tatsachen hinweisen, die der Autor hervorzuheben verschmäht hat. 1867, während Coaz das kantonale Forstinspektorat in Graubünden bekleidete, begannen die modernen Lawinenverbaue mit der von Contscheras bei Schieins; 1872, kurz bevor Coaz sein Amt in Chur mit dem entsprechenden in St. Gallen vertauschte, „ beauftragte das Forstinspektorat des Kantons Graubünden durch ein Kreisschreiben die kantonalen Kreisforstämter mit der Aufnahme einer Lawinenstatistik1878, vier Jahre nachdem Coaz das für ihn geschaffene Amt in Bern angetreten hatte, erging vom Bund aus eine Aufforderung an die Kantone zur Anlegung von Lawinenstatistiken nach einem beigelegten Programm; zugleich wurden Schutzbauten angeordnet durch das Bundesgesetz vom 24. März 1876, welches die Bundessubventionen regelte; 1881 wurden die bisher gewonnenen Resultate in dem eingangs genannten Werke veröffentlicht und das heute vorliegende Werk in baldige Aussicht gestellt. Vielfältige andere Arbeiten des Verfassers und allerlei Hindernisse ließen eine Publikation vor 1910 nicht zu. Das ist aber, da Dr. Coaz am Leben und bei geistiger Rüstigkeit geblieben ist, kein Unglück zu nennen, konnte doch nun „ die Statistik bis Ende 1909 geboten und außer derselben auch noch die Fortschritte in der Verbauung der Lawinen behandelt werden ".

Daß der Inhalt eines solchen Buches auch für den S.A.C. von großem Interesse ist, versteht sich von selbst. Aus dem „ Verzeichnis der Forstämter und Beamten, welche sich an der Aufnahme der Lawinenstatistik beteiligt haben, lernen auch wir wohl manchen wackeren Förster kennen, welcher uns in aller Stille durch seine Beiträge zu Foreis Gletscherstudien zu Dank verpflichtet. Ich muß mich der Kürze halber darauf beschränken, aus Dr. Coaz'neuem Buch einige speziell auf das Gletschergebiet und das Hochgebirge bezügliche Punkte herauszugreifen. Wir notieren also Beschreibungen ( mit Abbildung ) der am 4. März 1906 vom Schießhorn bei Arosa niedergegangenen Staublawine, aufgenommen von der Baronin Mary Klenk, der großen Glärnischlawine vom 6. März 1898, gezeichnet von Pfarrer Dr. Buß ( vgl. Jahrbuch S.A.C. XLV, pag. 271 ), der Gletscherlawine, an der Alteis vom 11. September 1895, aufgenommen am 15. September von Forstinspektor Schönenberger, der mit seinem Chef Dr. Coaz sich zur Spitalmatte verfügte, um die Ursachen und Folgen der Katastrophe zu studieren, der Gletscherlawine vom Fletschhorn vom 19. März 1901, aufgenommen am 5. September von E. Mumenthaler ( Dr. Coaz war schon am 26. Mai an Ort und Stelle und stieg bis zu einer Anhöhe ob dem Oberstafel der Roßbodenalp auf, um die Abbruchstelle genau einzusehen ), der Schneegwehte am Gipfel des Bächistocks, gezeichnet am 16. Juni 1882 von Pfarrer Dr. E. Buß ( vgl. Jahrbuch S.A.C. XXV, pag. 552 ), der stäubenden Grundlawine am Vorderglärnisch, gezeichnet von Dr. E. Buß ( vgl. Jahrbuch S.A.C. XLV, pag. 271 ), der Grundlawine am Schloßberg im Erstfeldertal, aufgenommen von F. Schönenberger. Ich will im Anschluß daran bemerken, daß die 28 großen Lichtdrucktafeln von Sadag, Genf, und Brunner, Zürich, tadellos ausgeführt sind. Ins Ausland führen uns die Berichte, welche P. Mougin, Inspecteur des Eaux et Forets à Chambéry, über die daherigen Bauten in Frankreich ( Pyrenäen, Dauphiné, Savoyen ) geliefert hat, offenbar aus Dankbarkeit für die persönliche Begleitung durch Dr. Coaz auf seiner Inspektionsreise durch die Schweiz 1899. Daß der letztere diese Strapazen auf sich nehmen konnte, wird uns nicht wundern, wenn wir wissen, daß der Achtundsiebzigjährige den Anlaß einer Besichtigung der Arbeiten am Triftgrätli dazu benutzte, um am 13. September 1900 das 50jährige Jubiläum seiner Berninabesteigung auf dem Weißmies ( 4031 m ) zu feiern. Wir schließen die Besprechung dieses höchst interessanten Buches mit dem Hinweis auf die nützlichen Lehren, welche im Schlußwort enthalten sind. Coaz tritt mit guten Gründen, entgegen den Ansichten von Fr. v. Tschudi, A. Heim und Ludwig Günther, welche in den Lawinen ähnlich wie in dem Föhn einen günstigen Faktor zur Herbeiführung des Frühlings und Milderung des Klimas in den Hochtälern erblicken, dafür ein, daß wir fortdauernd die Lawinen scharf im Auge behalten und soviel als möglich vermindern, resp. verbauen sollen.

Redaktion.

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