Ein unerschlossenes Skigebiet | Club Alpino Svizzero CAS
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Ein unerschlossenes Skigebiet

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Von A. X. Imfeld.

Zur Olympiadezeit 1928, als ganz Graubünden, besonders aber St. Moritz, von Winterspörtlern überlaufen war, flatterte uns ein kleines Briefchen auf den Schreibtisch. Von Splügen. In Splügen hat Frau Rageth mit ihrem Hotel Bodenhaus ein neues Skiheim aufgetan. Kurzer Entschluss ist das beste. Und so zogen wir in strömendem Regen gen Splügen zu. Ein unverdorbenes Dörfchen. Ein richtiges Winteridyll. Fast mittelalterlich mutet einem der Postbetrieb an, der das ganze Jahr über Splügen und St. Berhardin aufrecht erhalten wird.

Wir wollen nicht allzuviel erzählen von dem aristokratischen Bodenhaus mit seiner vorzüglichen Verpflegung bei mässigen Preisen, sondern einige prächtige Skituren von Splügen aus machen. Für Sportleute, die nicht Bar und Dancing suchen, ein idealer Platz. Die nähere Umgebung von Splügen bietet vorzügliche Übungsgelände. Prächtige, nahe gelegene Skifelder befinden sich bei der Burgruine, in der Strahla und bei Sufers. Trotzdem wir im Olympiaderegen nach Splügen kamen und im Tale bei blankem Harst unsere Skikünste produzierten, trafen wir auf Donatzhöhe und Surettaseen den herrlichsten Pulverschnee.

Nach kurzem Aufstieg zum Splügen-Berghaus, wo jederzeit billige, gute Verpflegung und eine warme Stube zu haben sind, gibt es eine prächtige Abfahrt am Westhang des mittleren Schwarzhorns, die ohne Hindernis und ohne Wald bei Punkt 1699 wieder auf die Splügenstrasse zurückführt.

Auch die Höhe von Donatz gewinnt man rasch und leicht. Man fährt unter dem Alpetlistock über leichtes Gelände hinauf. Auch für mässige Skifahrer eine prachtvolle Fahrt. Von der Donatzhöhe zieht man seine Spur nach Neuer Staffel und durch leichten Wald nach Splügen.

Morgens 5 Uhr zogen wir hinter kräftigen Ponies über Medels, Nufenen nach Hinterrhein. Ein leichter Fussmarsch brachte uns auf den Bernar-dinopass und in den schönsten Gux. Eine heisse Suppe und Kaffee erwärmten die erstarrten Glieder. Nach steilem Aufstieg bis Punkt 2347 führte eine schöne Fahrt über die Alpe di Muccia an den kleinen Mucciagletscher. Eine gut zugeschneite Randspalte bot kein Hindernis, in direktem Aufstieg in die nordöstliche Lücke des Zapporthornes einzusteigen. Aber Sturm zwang uns, sofort die Felsen in Angriff zu nehmen. Eine kurze Kletterei, und wir standen auf dem Gipfel des Zapporthorns, 3149 m.

Leider hinderte uns der brausende Sturm, länger auf dem schönen Gipfel auszuharren. Aber einen Blick in das wundervolle Gebiet des Rheinwaldhorns haben wir doch erhascht. Die Abfahrt von der Lücke war glänzend, abgerechnet einige nicht den Verhältnissen zuzuschreibende Stürze. Dabei folgten wir den Spuren des Aufstieges bis Moèsola. Dann wandten wir uns nördlich über die Alpe di Monte di San Bernardino und die Marscholalp.

Man kann dann entweder wieder auf die Bernhardinstrasse oder über Punkt 1994 ins Rheintal hinunter fahren.

Das Rheinwaldhorn, das wir als einzigen Ausblick vom Zapporthorn erhascht hatten, wollte uns nicht aus dem Sinn. Mit einem kleinen Schlitten zogen wir eines Morgens früh von Splügen weg. Bis über Hinterrhein kamen wir im Skijöring bis Punkt 1649 rasch vorwärts. Von da weg trugen wir beide unsere Säcke selber. Nach vierstündigem Aufstieg erreichten wir die Zapporthütte, die ganz vereist war, uns aber doch nach dem strengen Marsch eine ausgezeichnete Unterkunft bot.

Dichter Nebel verhinderte uns, am andern Morgen zur abgemachten Zeit aufzubrechen. 10 Uhr vormittags drangen einige Sonnenstrahlen durch. Am Doppelseil stiegen wir zum Paradiesgletscher hinauf, über den Rheinwaldfirn und ungefähr bei Punkt 2700 rechts in die Felsen am Südhang des Güferhorns. Nach leichtem Gang in der Richtung Lentalücke erreichten wir Punkt 2850, bogen dann südlich ab und erklommen in steilem, aber leichtem Anstieg das Rheinwaldhorn, 3398 m.

Die Rückfahrt durch herrlichen Pulverschnee trug uns zwanglos der Anstiegspur entlang bis zur Zapporthütte. Als günstigere Variante, die wir der vorgeschrittenen Zeit wegen nicht benützten, ist zu empfehlen: Abstieg vom Rheinwaldhorn bis Punkt 3145, dann direkt südlich in leichtem Bogen zur Gemskanzel und über Rheinwaldfirn bis Paradiesgletscher, zur Zapporthütte.

Von der Zapporthütte aus gelangt man mit Skihilfe über die Gemskanzel auf den 3220 m hohen Vogelberg, ferner vom Paradiesgletscher über die Paradiesköpfe auf das Rheinquellhorn, 3200 m, und zur Poncione della Frecione, 3199 m.

Von Splügen aus: In nordwestlicher Richtung über Stutzalp auf den Safierberg; in südwestlicher Fahrt über Donatzhöhe, Tamboalp bis zum Areuepass, 2500 m.

Damit aber ist das reichhaltige Skigebiet noch lange nicht erschöpft. Es wird andern Skifahrern vorbehalten sein, dieses prächtige Schneeschuhland weiter zu erforschen.

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