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Erfahrungen mit Ski im Hochgebirge

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Erfahrungen mit Ski im Hochgebirge

Von Georg Bilgeri.

Weiss in weiss, majestätisch und gewaltig stehen die Berge im Winter vor unserem trunkenen Auge, tausendfältig das überreiche Sonnenlicht zurückstrahlend. Es ist ein Paradies von unvergleichlicher Schönheit und Reinheit, wie es der schönste Sommertag nicht zu bieten vermag. In scharfen Kontrasten liegen Licht und Schatten auf steilen Felsen und zerklüfteten Gletscherbrüchen. Es ist eine Harmonie der Farben und Formen, die zu Herzen dringt.

Die Sehnsucht nach freier Bergeshöhe, die Sehnsucht nach reiner Gletscherluft, der unwiderstehliche Zauber des Winters, lassen uns immer wieder bergansteigen. Und haben wir die Mühseligkeiten und die gefahrvollen Hindernisse des Aufstieges überwunden, so winkt uns ein doppelter Lohn. Wir schauen und geniessen das Gewaltigste und Herrlichste, was die Natur geschaffen, und noch im Abschied gewähren uns die Berge zahllose Freuden der Abfahrt.

Nicht Schritt für Schritt müssen wir den Rückweg gehen wie zur Sommerszeit, sondern auf leichtbeschwingten Brettern, die uns vergessen lassen, dass wir erdgeboren sind, werden wir in sausender Fahrt abwärts getragen. Allerdings gilt es, Gewandtheit und Geistesgegenwart zu zeigen, und viele Kenntnisse müssen uns zu eigen sein, wollen wir den Gefahren begegnen, mit denen unsere winterlichen Berge ihr Reich gegen Unberufene schützen.

Aber nicht unvorbereitet treten wir diesen Gefahren gegenüber. Es ist deshalb ein freudvoller Kampf, der nicht ermüdet, sondern uns zu immer neuem Unternehmen stärkt.

Obwohl der Ski nur Mittel zum Zweck ist, wird er doch dem zur nie versiegenden Quelle immer neuer Freuden, der ihn zu beherrschen weiss. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es allerdings einer gründlichen Ausbildung in der alpinen Skilauftechnik und einer zweckmässigen alpinen Ausrüstung. Auch das Wesen der alpinen Gefahren, die im Winter bedeutend grösser sind, muss dem alpinen Skiläufer bekannt sein.

Der alpine Skilauf ist nur Mittel zum Zweck. Er erfordert eine ausserordentliche Entschlussfähigkeit und die vollkommene Beherrschung der Ski unter allen Verhältnissen.

Die Heimat, die Wiege des Skilaufes ist der Norden, Schweden und Norwegen. Nordische Läufer brachten den Skilauf bei uns zur Einführung. Ihre Kunst wurde von vielen, ohne weiter nachzudenken, nachgeahmt. Es wurde nicht beachtet, dass die Voraussetzungen der nordischen Skitechnik, mehr flaches und hügeliges Gelände, grosse weite Schneefelder, bei uns nur selten zu finden sind. Schon die nordische Skilänge, auf welche ich noch besonders zurückkommen werde, entsprach nicht unserem alpinen Gelände. Ich sah in Schweden bis zu 3 m lange Ski und fast keine unter einer Länge von 2,50 m, ausser bei Kindern. Es wird nun niemand behaupten wollen, dass diese Längen für das Alpengebiet die richtigen seien.

Zdarsky war der erste, welcher die Notwendigkeit einer eigenen alpinen Skilauftechnik erkannte. Er schuf seine Lilienfelder Technik, sein Einstock-system, welche darauf berechnet war, auch das schwierigste Gelände möglichst sicher befahren zu können. Es war eine Stütztechnik, die aber die Bewegungsfreiheit des Körpers beeinträchtigte.

Ich lernte seinerzeit sowohl die nordische wie die Zdarskyschule sicher beherrschen. Es war nur eine natürliche Folge, dass ich mich im Gelände ganz unbewusst bemühte, nur die Vorteile beider Schulen anzuwenden und deren Nachteile möglichst zu vermeiden. Diese waren objektiver und subjektiver Natur.

So entstand meine alpine Skilauftechnik, die ich im Laufe der Jahre immer mehr vervollkommnete. Es ist eine Balancetechnik, die die Bewegungsfreiheit des Körpers in keiner Weise behindert und dem Spiel der Kräfte volle Freiheit gibt. Ihre vollkommene Beherrschung gibt die Gewähr eines wahren sportlichen Genusses. Mehr als 30,000 Schüler gingen aus meiner Schule hervor und verbreiteten sie in unseren Alpen und vielfach auch im Auslande. Ich darf deshalb behaupten, ohne unbescheiden zu sein, dass diese alpine Skilauftechnik nunmehr in allen alpinen Skischulen Eingang gefunden hat, welchen Namen immer sie haben mögen und ob auch manches Unwesentliche weggelassen wurde oder hinzugekommen ist.

Das alpine Gelände, besonders jenes des Hochgebirges, verlangt eine Skitechnik, die im schwierigsten und steilsten Gebiete ein sturzloses Laufen gewährleistet. Durch Stürze können Lawinen hervorgerufen, Gletscher-brücken durchschlagen, auf verharschten Steilhängen tödliche Abstürze und andere alpine Gefahren verursacht werden. Eines unter Umständen so gefährlich wie das andere. Ich betone deshalb nochmals, sturzloses Laufen ist im alpinen Skilaufe ein Gebot der Selbsterhaltung.

Im alpinen Gebiete hat man mit den verschiedensten Schneearten und mit den verschiedensten Hindernissen zu rechnen. Ich habe wiederholt auf derselben Fahrt Harscht, Pulverschnee und nassen, schweren Schnee vorgefunden. Beherrscht man nur eine Art des Schwunges, so wird man die wechselnden Schneearten und oft überraschend auftauchenden Hindernisse bestimmt nicht mit der Sicherheit überwinden wie jener Läufer, der alle Schwünge und Fahrarten der alpinen Technik zu meistern weiss. Ein solches Können gibt eine ganz andere Beweglichkeit. Ich halte es deshalb für falsch, wenn behauptet wird, dass man im alpinen Skilauf nur mit einer Art von Schwung überall das Auslangen finde.

Es ist noch nicht gar zu lange her, wurden auch die breite Spur und die tiefe Hocke beim Schwingen schärfstens bekämpft. Ich habe sie schon vor 20 Jahren mit Vorliebe angewendet und gelehrt, d.h. lehren müssen, weil der militärische alpine Dienst uns nicht immer gestattete, die leichten Skituren auszusuchen. Es musste oft so schwieriges Gelände überwunden werden, dass man nur in der tiefen Hocke und mit breiter Spur sturzlos weiterkam.

Der alpine Skiläufer muss zwei Hauptprinzipien beobachten. Erstens, federnder Körper, so dass jederzeit und rasch die tiefe Hocke angenommen werden kann, um im Falle der Notwendigkeit den Schwerpunkt möglichst tief verlegen zu können. Zweitens ist es bei federnder Haltung des Körpers und entsprechender wechselnder Anwendung der tiefen Hocke möglich, die Ski im Moment von Richtungsänderungen, sei es durch Schwünge oder Sprünge, nicht nur zu entlasten, sondern direkt vom Schnee loszureissen. ( Ski los vom Schnee !) Der gute Skiläufer muss das Empfinden haben, über den Schnee hinwegzugleiten, aber niemals das Gefühl, dass er den Schnee furcht und ackert.

Über die Lehrmethode ist folgendes zu sagen. Die heutige alpine Skilauftechnik erfordert eine ausserordentliche Beweglichkeit des gesamten Körpers. Es wird viel mehr Wert auf eine vollkommene Beherrschung des Körpers wie auf den Aufwand an Kraft gelegt. Diesem Ziele dienen die von mir eingeführten Skiturnübungen. Sie enthalten alle Körperhaltungen und Körperbewegungen, welche man für den Skilauf benötigt. Sie sind nicht willkürlich erfunden und sind nicht die sonst beim Turnen üblichen Gymnastikübungen wie die mancher Skischulen, welche mit dem Skilaufe in gar keiner Beziehung stehen, ja oft sogar fehlerhafte Bewegungen hervorrufen, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrungen bei fast tausend Skilehrkursen. Logisch aufgebaut auf die beim Skifahren selbst vorkommenden Körperbewegungen und Körperhaltungen, erleichtern sie die Aneignung der alpinen Skilauftechnik sehr wesentlich. Fast unbewusst und auf die ungefährlichste Art lernt man mit dieser Methode den alpinen Skilauf. Das Wichtigste ist aber der Umstand, dass man die Technik richtig erfasst, dass die Skiturnübungen alle Fehler in der Körperhaltung oder Körperbewegung ausmerzen und so zu einer umfassenden und doch wieder individuellen Beherrschung der Ski führen. Fussverletzungen kommen nach dieser Lehrmethode nicht vor und selbst Sehnenzerrungen oder Verstauchungen sind eine grosse Seltenheit.

Wichtig ist auch ein richtiger und geschulter Gebrauch der Stöcke, wodurch die Lauftechnik sehr unterstützt und den oft gefährlichen Stock-verletzungen vorgebeugt wird.

Ich habe schon zu einer Zeit das Skilaufen betrieben, als es bei uns in Österreich noch sehr in den Kinderschuhen steckte. Es gab weder gute Ski, noch eine für den alpinen Skilauf brauchbare Bindung. Dies veranlasste mich zu mannigfaltigen Versuchen, welche zu folgenden Ergebnissen führten.

Die Skilänge richtet sich in erster Linie nach der Körpergrösse, wird aber auch durch den Zweck beeinflusst, für welchen man die Ski verwenden will, sei es nun für Hügelgelände, Mittel- oder Hochgebirge. Es ist auch von Bedeutung, wie man die alpine Skilauftechnik beherrscht. Im allgemeinen soll der Ski die Körpergrösse um 20—40 cm überragen. Gute Skiläufer können längere, weniger gute Skiläufer sollen kürzere Ski verwenden. In schwierigerem Gelände sind kürzere Ski vorteilhafter.

Wenn der Norweger die Skilänge mit ausgestrecktem Arm bestimmt, so ist dies für das Gelände in Norwegen und Schweden richtig, würde aber für unser alpines Gelände aus schon genannten Gründen einen falschen Masstab ergeben.

Die Skibreite wird durch das Körpergewicht und durch die Schneeverhältnisse bestimmt. Im allgemeinen wird der Ski im alpinen Skilauf etwas breiter sein müssen, als wie ihn der Norweger verwendet. Jedenfalls aber nicht unter 6,5 cm.

Die Verwendung des Langlaufski, den bei uns einzuführen versucht wird, halte ich aus den angeführten Gründen für den alpinen Skilauf unzweckmässig. Schliesslich wäre noch zu sagen, dass der alpine Skiläufer, der zu den verschiedensten Jahreszeiten und unter den verschiedensten Schneeverhältnissen Bergfahrten unternimmt, mehrere Paar Ski von verschiedenen Längen und Breiten besitzen soll.

Das gebräuchlichste Holz, aus welchem die Ski erzeugt werden, ist das Eschenholz. Hykori wäre am geeignetsten, weil es am widerstandsfähigsten ist und eine sehr glatte Lauffläche hat, ist aber schwer im Gewicht. Birke und Ahorn geben die leichtesten Ski, verlangen aber eine sorgsame Behandlung der Lauffläche, weil diese weniger widerstandsfähig ist.

Es ist selbstverständlich, dass die Skischienen aus astfreiem und trockenem Holze bereitet werden. Eschenholz soll parallel und breitfaserig sein. Keinesfalls dürfen die Fasern, wenn nicht Parallelfasern, in der Richtung gegen die Skispitze oder an der Kante und an der Lauffläche in der Richtung nach vorne auslaufen. ( Widerholz. ) Im allgemeinen ist das Holz um so besser und widerstandsfähiger, je schwerer und härter es ist und je glatter es sich anfühlt.

Im alpinen Skilauf müssen die Laufflächen immer gut konserviert und glatt sein. Vor jeder Bergfahrt, auch bei gutem Schnee, sind die Ski zu wachsen. Das Wachs ist dünn und gleichmässig aufzutragen und mit einem Korkstöpsel zu verreiben. Ich verwende, je nach der Temperatur, Skiwachs in drei Härtegraden: weich, mittelhart und hart. Weiches Skiwachs benütze ich bei nassem Schnee und zum Ankleben der Felle.

Man sehe nicht nur auf glatte Laufflächen, sondern auch auf glatte Rücken- und Seitenflächen der Ski.

Die Spitzenaufbiegung darf nicht zu steil und nicht zu kurz sein, sondern muss allmählich und erst an der Spitze selbst steiler werden. Sie beginnt etwa 40 cm hinter der Skispitze. Die Mittelaufbiegung der Ski soll immer nur so gross sein, dass sie durch die Belastung seitens des Fahrers beim Skilaufe zumindest aufgehoben, eher sogar ein wenig durchgedrückt wird. Sie soll am grössten in der Höhe des Absatzes sein und einerseits zum Skiende, andererseits zum Beginne der Spitzenaufbiegung gleichmässig verlaufen. Man achte strenge darauf, dass die Mittelbiegung bei beiden Ski gleich gross ist. Hier sieht man die meisten Fehler.

An eine gute Bindung für den alpinen Skilauf müssen folgende Anforderungen gestellt werden können:

Der Fuss darf, trotz sicherer Verbindung mit dem Ski, in der Gehbewegung nicht behindert sein, die Zehen dürfen durch Riemen nicht ein- geengt werden, weil sonst leicht Erfrierungen entstehen. Die Bindung muss eine vollkommen sichere Führung des Ski gestatten. Man muss auf den Ski niederknien können und selbst dann, wenn man bei Stürzen mit dem Knie tiefer als die Skischiene kommt, soll man soviel Bewegungsfreiheit nach vorne haben, dass keine Fussverletzung vorkommen kann. Beim Heben des Ski muss derselbe an den Fuss anliegen. Das rückwärtige Ende darf nicht herunterhängen. Die Bindung soll keine Bremswirkung hervorrufen, die bei härterem Schnee sich unangenehm fühlbar macht und bei Harscht sogar gefährlich werden kann.

Die Bindung soll auch den Gebrauch genagelter und richtiger Bergschuhe gestatten, weil es beim alpinen Skilauf öfter vorkommt, dass die Ski getragen werden müssen, sei es über felsiges oder über vereistes Gelände. Hat man keine genagelten Schuhe, müssen Steigeisen angelegt werden. Wie unangenehm dies bei grosser Kälte ist, weiss jeder Hochturist, weshalb sich mancher verleiten lässt, kurze Stellen ohne Steigeisen zu überschreiten. Und da kann der ungenagelte Schuh gefährlich werden.

Bei jeder Skitur mit längerem Aufstieg legt man selbstverständlich Felle an. Nun ist es nicht gleichgültig, welche Art Felle man verwendet.

Die Felle haben nicht nur das Rückgleiten zu verhindern, sondern sie sollen auch ein müheloses Vorschieben des Ski, ja, bei Gefahr, ein sofortiges Abfahren gestatten. Eine weitere Bedingung, die man an ein gutes Fell stellen können muss, ist die unbedingte Gewähr, dass sich zwischen Fell und Ski kein Schnee ansetzen kann. Wer bei pickigem oder sich ballendem Schnee eine Tur unternommen hat und wem hierbei Schnee zwischen Ski und Felle kam, wird es nicht vergessen haben, wie schwer die Ski werden können, wenn man den immer wieder sich ansammelnden, oft ganze Eisklumpen bildenden Schnee Schritt für Schritt aufwärts tragen muss. Ein solcher Aufstieg wird zur schweren Arbeit und erfordert aussergewöhnliche Anstrengungen.

Allen diesen Übelständen wird durch die Anklebefelle vorgebeugt. Sie haben keine seitlichen Befestigungen, welche bremsend wirken können. Mit Wachs leicht und gleichmässig eingerieben, nehmen sie keine Nässe an, haften fest am Ski und verhindern unbedingt, dass Schnee zwischen Ski und Felle eindringt und sich ansetzt. Dann haben sie den grossen Vorteil, dass sie rasch aufgezogen und rasch abgenommen werden können. Am Fellende befindet sich ein Stahlbügel, der hinter der Bindung in ein Bohrloch von 4 mm Durchmesser eingehängt wird und das Fell auch dann verlässlich festhält, wenn das Ankleben versagen sollte. Die am anderen Ende befindliche Riemenschlaufe wird über die Skispitze gezogen. Durch eine Schnalle kann dann das Fell gespannt werden. Mit dem Handballen an der ganzen Lauffläche angedrückt, haftet es an derselben wie angeleimt. Noch einfacher ist das Abnehmen der Felle. Es ist gar nicht notwendig, dass man deshalb die Ski abschnallt. Man lockert die Schlaufe an der Skispitze. Das Fell kann dann ohne weitere Mühe abgenommen werden.

Ich verwende schon seit Jahrzehnten diese Felle, und dieselben haben sich vorzüglich bewährt.

Eine für den alpinen Skiläufer besonders im Aufstieg sehr unangenehme Schneeart ist Harscht auf steilen Hängen, wenn er so hart ist, dass man selbst bei scharfen Kanten immer wieder Gefahr läuft, auszugleiten oder gar abzurutschen, der anderseits doch nicht genügend tragfähig ist, um die Ski abschnallen zu können. Hierzu kommt noch, dass durch das Kanten die Felle nicht wirken können und man auch zurückgleitet.

Dagegen gibt es ein so einfaches wie absolut sicher und verlässlich wirkendes Hilfsmittel, das sind die Harschteisen. Sie können an jedem Ski ohne viel Mühe angebracht werden und sind federleicht.

Harschteisen verhindern nicht nur das Ausgleiten, sondern gestatten, dass man auf verharschten Hängen den Ski flach auflegen und vorschieben kann, so dass die Felle voll zur Wirkung kommen. Der sonst mühevolle und vielleicht sogar gefahrvolle Aufstieg wird zum Vergnügen, und man spart Kraft. Und selbst bei führigem Schnee sind Harschteisen vorteilhaft, wenn die Unterlage verharscht oder vereist ist. Wer die Vorteile der Harschteisen kennen gelernt hat, wird sie nicht mehr entbehren können. Wenn man die inneren Harschteisen abnimmt, kann man mit den äusseren Harschteisen auch abfahren. Während meiner unzähligen Hochturen mit Ski ist es schon wiederholt notwendig gewesen, auf stark verharschten Steilhängen Harschteisen auch in der Abfahrt zu verwenden, weil man ohne diese einfach quer abrutschte. Wie gefährlich das werden kann, wenn man die unterhalb liegenden Hänge oder Felswände nicht zu übersehen vermag, weiss jeder Alpinist.

Viel zu viele sind durch eigene Unvorsichtigkeit den Bergen zum Opfer gefallen. Es erscheint mir deshalb Pflicht jedes Alpinisten, immer darauf bedacht zu sein, alle jene Grundsätze und Erfahrungen zu beachten, welche geeignet sind, alpinen Unfällen vorzubeugen. Er muss wissen, wann er das Seil, den Eispickel oder Mauerhaken in Verwendung zu nehmen hat. Im Skilaufe zähle ich auch die Harschteisen zu diesen notwendigen Sicherungsmitteln, die man auf Hochturen immer bei sich haben soll.

Über Skistöcke wäre nur zu sagen, dass sie nicht zu lang und nicht zu kurz sein sollen. Die beste Länge ist die, wenn sie bis zur Achselhöhle reichen. Die Handschlaufe soll ein möglichst breiter Riemen sein, in dem die Hand eine gute Stütze findet, so dass es nicht notwendig ist, den Stock krampfhaft halten zu müssen. Auch sollen sie nicht zu schwer sein, damit man sie beim Schwingen nicht nachschleifen lassen muss.

Für den alpinen Skilauf müssen sie eine gute Spitze und abnehmbare Schneesteller haben. Hat man eine Schneedecke in bezug auf Lawinenoder Spaltengefahr zu untersuchen, so leisten sie mit abgenommenen Tellern als Sonden vorzügliche Dienste. Dasselbe ist beim Absuchen von Lawinen nach Verschütteten der Fall.

Ein weiteres Ausrüstungsstück, das der alpine Skiläufer immer bei sich haben soll, ist die Lawinenschnur. Ich verwende zweiteilige, je 10 m lange, die sich im Hochgebirge, speziell im Kriege, vorzüglich bewährt haben. Sie sollen bei einem Lawinenunglücke das Aufsuchen Verschütteter erleichtern. Bei untiefem Schnee verwendet man eine Schnur, bei tiefem Schnee lässt man zwei zusammengehängte Schnüre nachschleifen. Auch ausser dem vorgenannten Zwecke gibt es für Lawinenschnüre auf einer Tur eine Menge Verwendungsmöglichkeiten. Sie können als Rückgleitschutz, als Abseilschnur, als Ziehleine, als Traggurte, zum Flicken, zum Herstellen von Not-tragbahren, mehrfach genommen auch als Notseil verwendet werden.

Über Bergschuhe für den alpinen Skilauf möchte ich noch einiges Wesentliche sagen. Es ist allgemein die Ansicht vorherrschend, dass die Schuhe möglichst gross sein müssen, um zwei oder mehr Paar Wollsocken anziehen zu können. Das bedingt auch breite Sohlen. Diese haben aber den grossen Nachteil, dass sie auf Steilhängen die Trittsicherheit vermindern und das Knöchelgelenk zuviel beanspruchen. Ausserdem erfordern sie eine breitere Bindung, die bremsend wirken und dadurch selbst gefährlich werden kann. Die Sohle des Schuhes soll schmal und nicht länger als der Fuss sein. Sie darf über die Breite desselben nicht vorstehen, um auf steileren Hängen einen guten und sicheren Tritt zu gewähren. Der Bergschuh soll nicht zu weit sein, sondern den Fuss fest umschliessen, damit man beim Steigen einen guten Halt hat. Von der Benagelung sei erwähnt, dass nicht nur der Sohlenrand, sondern auch das Innere der Sohle mit Nägeln besetzt sein muss. Ist das nicht der Fall, drückt sich die Sohle nach unten und der Fuss bekommt eine falsche Wölbung nach unten, was beim Marsche ermüdet.

Gegen Kälte schützt man sich durch Schuhüberzüge viel besser wie durch ein zweites Paar Socken. Die Schuhüberzüge sind eine Art Überschuhe ohne Sohle aus wasserundurchlässigem Segeltuch. Sie schützen das Oberleder vor der unmittelbaren Berührung mit dem Schnee, verhindern das Gefrieren des Oberleders und dadurch das Erfrieren der Füsse. Ich kann deren Verwendung nur empfehlen.

Was die Kleidung betrifft, so habe ich die Beobachtung gemacht, dass die meisten Skiläufer zu schwere Stoffe tragen. Am besten ist ein glatter, möglichst luftdicht gewebter Kammgarnstoff. Der Skianzug soll ungefüttert sein. Es ist viel besser, an Stelle des Futters ein zweites Kleidungsstück mitzunehmen. Schwere und gefütterte Skianzüge trocknen, wenn sie nass werden, nur sehr langsam. Das ist zumeist sehr unangenehm. Der Skianzug soll so gearbeitet sein, dass sich kein Schnee ansetzen und kein Regen eindringen kann. Also lange Hose, keine horizontal liegenden Nähte, keine aufgesteppten Taschen und kein Gürtel. Sind Aussentaschen angebracht, so sollen sie schief eingeschnitten und mit verschliessbaren Patten versehen sein. Sehr vorteilhaft ist es, wenn man auch die Ärmel verschliessen kann und die Bluse am unteren Rand einen Zug eingenäht hat, der das Eindringen von Schnee unter die Bluse verhindert.

Auch die Wäsche soll leicht sein, damit man mehrere Garnituren zum Wechseln mitnehmen kann. Als Unterwäsche, direkt am Körper, trage man reine Wollwäsche, darüber Wäsche aus pflanzlichen Stoffen, die den Schweiss aufsaugt. Wenn man auch noch so sehr in Schweiss geraten ist, wird bei Einstellen der Bewegung die Wollunterwäsche rasch trocken, da die ganze Feuchtigkeit von der darüber befindlichen Wäsche aufgesogen wird. Man bekommt sehr bald wieder das Gefühl der Wärme. Für längere Hochfahrten nehme ich ausser drei Garnituren Wäsche immer einen zweiten Kammgarn-anzug mit. Beide Anzüge sind zusammen kaum so schwer wie der gefütterte Skianzug. Sodann eine Ärmelweste, eine Windjacke und Windhose. Auf diese Weise ist man für die grösste Kälte und auch für das schlechteste Wetter ausgerüstet, ohne überlastet zu sein, und hat bei den 6—8 Hüllen die Möglichkeit, sich für verschiedene Kältegrade anzuziehen. Bei grosser Kälte kann man mehrere Garnituren Wäsche, auch den zweiten Anzug oder die Windkleidung anlegen. In der Bewegung soll man eher das Gefühl der Kühle haben, wogegen man in der Ruhe sich so warm anzieht, als es dem Bedürfnis entspricht.

Zum Schutze der Hände sind die allgemein gebräuchlichen wollenen Skifäustlinge die besten. Für grössere Turen ist es angezeigt, Überfäust-linge aus wasserdichtem Stoff oder Leder und ein weiteres Paar Wollfäustlinge mitzunehmen. Für empfindliche Hände sind Pulswärmer sehr gut.

Als Kopfbedeckung werden Kappen mit herabziehbarem Hals- und Ohrenschutz, aber auch wollene oder seidene Kopfschläuche verwendet.

Der alpine Skiläufer muss an Kleidung und Ausrüstung mehr mittragen, als der Alpinist sonst braucht. Andererseits soll er in seiner Bewegungsfreiheit nicht behindert sein und alles so tragen können, dass er möglichst Kraft spart. Ich habe deshalb einen Rucksack konstruiert, der es gestattet, das Gewicht so um den Körper zu verteilen, dass man leicht das Notwendige mittragen kann. Der Rucksack hat vorne zwei Brusttaschen, in welchen man alle schwereren Gegenstände und solche Sachen unterbringt, die man während des Marsches gerne bei der Hand hat und sonst in den Taschen der Kleider versorgen müsste, wenn man das lästige Herabnehmen des Rucksackes während des Marsches vermeiden will. Durch diese Gewichtsverteilung erreiche ich, dass ich bequem und aufrecht gehen kann, was bei einem vollgepackten, gewöhnlichen Rucksack, der weit vom Körper absteht und durch Aussentaschen oft noch balkonartig verbreitert ist, unmöglich ist. Solche Rucksäcke tragen sich sehr schwer und sind bei der Abfahrt sehr hinderlich, während der Rucksack mit Brusttaschen fest am Körper sitzt.

Ein wichtiges Kapitel des Alpinismus bilden für den alpinen Skiläufer die alpinen Gefahren. Dieses Kapitel muss er vollkommen beherrschen, denn die Unkenntnis der alpinen Gefahren, besonders aber die Unkenntnis, wie man ihnen vorbeugen, ihnen ausweichen kann bzw. wie man sich in alpiner Gefahr zu benehmen hat, ist schon vielen zum Verhängnis geworden.

Ich will nur kurz einiges über die häufigste Gefahr, mit der der alpine Skiläufer zu rechnen hat, über die Lawinengefahr, bemerken. Alle schneebedeckten Hänge mit einem Neigungswinkel von 25 Grad und mehr sind lawinengefährlich, infolgedessen immer mit Vorsicht zu betreten, wie überhaupt die Vorsicht ein Hauptwort im Lexikon des alpinen Skiläufers sein muss. Das hat mit Ängstlichkeit nicht das Geringste zu tun. Ich erwähne es deshalb besonders, weil ich es manchem ersparen möchte, erst durch eigene, vielleicht traurige Erfahrung, die Richtigkeit dieser Behauptung kennen zu lernen.

Beim Überqueren eines Hanges wird oft vergessen, auch die anschliessenden Steilhänge zu berücksichtigen, da auch diese Gefahren herbeiführen können. Es ist weiter zu beachten, dass unmittelbar nach dem Abgehen einer Lawine trotzdem noch weitere Schneemassen nachkommen können, die durch die abgegangene Lawine ihren Halt verloren haben. Lawinengefährliche Wege und Stellen sind immer in Abständen von mindestens 30—50 Schritten zu begehen, damit beim Abgehen einer Lawine nur einzelne von derselben betroffen werden und die anderen imstande sind, Hilfe leisten zu können. Ich erinnere nochmals an die Verwendung von Lawinenschnüren, welche das Auffinden Verschütterter wesentlich erleichtern.

Beim Marsche in lawinengefährdetem Gebiet sind grösste Ruhe und Aufmerksamkeit aller, die Beobachtung der Hänge, von denen Gefahr droht, eine ständige und verlässliche Verbindung der Teilnehmer die Hauptgrundsätze, die eingehalten werden sollen.

In die Lawine geraten, wirken die Ski wie ein Anker. Daher soll man schon beim Eintritt in die Gefahrzone die Riemen der Bindung lockern, um im Falle der Notwendigkeit rasch vom Ski loszukommen. Durch Schwimmbewegungen soll man trachten, an der Oberfläche der Lawine zu bleiben. Der gefährlichste Augenblick ist jener, in welchem die Lawine zum Stehen kommt. Die unteren Schneemassen werden gestaut und die nachkommenden decken den in der Lawinen Befindlichen gewöhnlich erst zu.

Bei der Hilfeleistung durch die Begleiter darf man nicht verabsäumen, einen Beobachtungsposten aufzustellen, der die Aufgabe hat, die Rettungsmannschaft vor weiteren Lawinen rechtzeitig zu warnen. Es ist alles aufzubieten, den Verschütteten sofort Hilfe zu bringen. Man darf die Unfallstelle nicht verlassen, bevor man nicht alles zur Rettung Dienliche und momentan Mögliche versucht hat. Nicht kopflos suchen und arbeiten, sondern planmässig vorgehen.

Mulden sind im allgemeinen lawinengefährlicher wie Rücken und Rippen. Bei Anlage der Spur nehme man darauf Rücksicht und vermeide, in Mulden anzusteigen. Im Gegensatze hierzu ist auf Gletschern die Spaltengefahr in Mulden geringer wie auf den Rücken und Hängen. Es wird hier zu erwägen sein, welche Gefahr im gegebenen Falle grösser ist, die Spalten- oder Lawinengefahr. Dementsprechend muss der Weg gewählt werden.

Die Gletschergebiete sind das Eldorado des alpinen Skiläufers, wenn er die dort lauernden Gefahren zu meistern versteht. Er muss den Verlauf der Gletscherspalten zu beurteilen wissen, um, wenn es nötig ist, das Seil richtig verwenden zu können. Kenner der Gletscher und sichere Fahrer werden bei guter Sicht das Fahren am Seil meistens entbehren können, mit Ausnahme des Begehens von offenen Gletscherbrüchen. Trotzdem ist aber bei jeder Gletscherfahrt grösste Vorsicht geboten. Beim Aufstieg sowie bei Nebel und Schneesturm ist immer anzuseilen. Wenn angeseilt gegangen wird, sind die Grundsätze der Seiltechnik strengstens zu befolgen. Im anderen Falle ist das Seil kein Schutz, sondern eher eine Gefahr. Dies gilt besonders für die Abfahrt. So verhältnismässig einfach der Gebrauch des Seiles im Aufstiege ist, so schwierig ist es in der Abfahrt, das Seil immer gespannt und senkrecht zur Spaltenrichtung zu führen und dabei die gefährlichen Stürze zu vermeiden. Man muss bald neben-, bald hintereinander oder gestaffelt fahren, je nach dem Verlaufe der Gletscherspalten. Schwünge dürfen nur von der gesamten Seilpartie gleichzeitig vollführt werden, damit das Seil tatsächlich quer über den Spalten liegt. Gefährliche Stellen sind nur nach vorheriger Sicherung und einzeln zu begehen. Zur Rettung der in Spalten Gestürzten verweise ich auf meine wiederholt beschriebene Steigbügeltechnik beim Aufseilen.

Die zahlreichen Unglücksfälle, die alljährlich durch die alpinen Gefahren, wie Lawinen, Steinschlag, Absturz von Felswänden oder in Gletscherspalten, Erfrierungen usw., hervorgerufen werden, haben in den meisten Fällen ihre Grundursache im Verirren, das bei Wetterstürzen, Regen, Nebel, Schneesturm so häufig vorkommt. Ein sicheres, unter allen Verhältnissen verlässliches Zurechtfinden ist eines der allerwichtigsten und notwendigsten Kenntnisse, die der Alpinist beherrschen muss. Meine alpine Tätigkeit als Soldat zwang mich sehr oft und ohne Rücksicht auf Witterung und Gelände, Wege zu gehen, denen der freiwillige Alpinist meistens ausweichen wird. Ich verdanke es nur der Kenntnis der Technik des Zurecht-findens, dass ich bei meinen vielen Turen keinen Unglücksfall zu verzeichnen habe, der seine Ursache im Verirren hat. Aber auch der gewöhnliche Alpinist wird, wenn ihn Wetterstürze überraschen oder wenn er zur Hilfeleistung aufgeboten wird, oft in Gelegenheiten kommen, in denen nur eine verlässliche Orientierung ihn vor schwerer Gefahr bewahren kann. Daher darf man nie ohne Bussole, Karte ( Kursskizze, Höhenmesser ) eine Fahrt antreten, auch wenn die Witterung noch so günstig wäre. Leider sieht man den Grossteil der Turisten mit viel Proviant, dafür weniger guter Ausrüstung und oft ohne jedes Orientierungsmittel in die Berge wandern. Und gerade die Orientierungsmittel sind das wichtigste; nach diesen die Ausrüstung und erst zum Schlusse der Proviant. Wenn ich mich infolge guter Orientierungsmittel nicht verirre, den Gefahren dadurch ausweichen kann, werde ich auch bei weniger guter Ausrüstung und vielleicht ohne Proviant rechtzeitig mein vorgestecktes Ziel erreichen können. Umgekehrt kann ich trotz bester Ausrüstung und trotz ausgesuchtester Verpflegung den alpinen Gefahren zum Opfer fallen, wie viele Hunderte von Unglücksfällen beweisen.

Ist man einmal durch unvorhergesehene Umstände zu einer Nächtigung im Freien gezwungen, so suche man sich rechtzeitig, durch Ausheben von Schneelöchern oder besser einer Schneehütte, eine Unterkunft zu schaffen. In einer richtig angelegten Schneehütte ist ein Erfrieren ausgeschlossen.

Als Proviant nehme man leicht verdauliche, aber sehr nahrhafte Lebensmittel von möglichst geringem Umfange mit, weil der Körper bei grossen Anstrengungen schwerere Nahrung nicht ausnützt. Man beachte, dass die Mahlzeiten nicht unmittelbar vor oder unmittelbar nach der Bergfahrt eingenommen werden und dass alles gut gekaut wird. Ein fortwährendes Trinken während der Fahrt ist zu vermeiden.

Gegen Sonnenbrand, der für den alpinen Skiläufer besonders in Betracht kommt und auch Fieber erzeugen kann, verwende ich einen leichten, ganz einfachen Strohhut mit farbigem ( rotem ) Schleier. Ich kann mich infolgedessen täglich rasieren und waschen und brauche die Haut nur mit einer Honigcreme und etwas Puder ( rotbraun ) zu behandeln, um sie vor dem Sonnenbrand vollkommen zu schützen.

Wer im Winter eine Skihochfahrt unternehmen will, soll diese zu Hause gut überlegen und vorbereiten. Anhand guter Karten und Literatur ist die Tur gut auszudenken und unter Berücksichtigung der verschiedenen Gefahren und Hindernisse die Wegstrecke richtig anzulegen. Von allen beabsichtigten Fahrten soll man sich eine Kursskizze mit Hilfe der Bezardbussole herstellen, nach der man verlässlicher sich zurechtfinden kann als nach einer Wegmarkierung. Bei der Festsetzung der Tagesleistungen sind unter Berücksichtigung des Geländes und der Höhenunterschiede die Wegzeiten festzulegen. Hierbei darf man auch die nötigen Rasten nicht vergessen. Das Eintreffen am Ziel soll immer so berechnet werden, dass man bei Tageslicht eintrifft. Gut vorbereitete Bergfahrten sind die allerbeste Vorsorge gegen alpine Unfälle und sichern den Erfolg.

Im Winter gehe man nie allein, zumindest zu zweit. Besser ist es aber, wenn vollständige Seilpartien zusammengestellt werden können.

Den Marsch beginne man in möglichst langsamem Gang und steigere ihn allmählich zur normalen Geschwindigkeit. Doch darf auch diese nur so gross sein, dass man den ganzen Tag, also während der ganzen Tur dieses Tempo durchhalten kann. Der Zeitverlust am Beginne wird im Laufe des Tages reichlich eingebracht. Eine halbe Stunde nach dem Abmarsche halte man eine kurze, 10—20 Minuten dauernde Rast, um kleinere Mängel in der Ausrüstung oder Kleidung gleich am Anfange beheben zu können. Die Hauptrast soll nach der grösseren Weghälfte, gewöhnlich nach 3—4 Stunden, erfolgen und das Einnehmen einer kleinen Mahlzeit gestatten. Ein zu häufiges Rasten, wenn auch nur für kurze Zeit, ist unangebracht, da der Übergang von der Bewegung zur Ruhe und umgekehrt einen Wechsel in der Herztätigkeit bedeutet, der ermüdend wirkt.

Bei der Anlage der Skispur ist strengstens darauf zu sehen, dass sie nie zu steil angelegt wird. Wenn dies auch eine Verlängerung des Weges bedeutet, so kommt man doch früher und müheloser an das Ziel, als wenn man so steil geht, dass man fortwährend zurückgleitet und den Ski heben und bei jedem Schritt in den Schnee einstampfen muss. Der Ski muss am Schnee schleifend vorgeführt werden können. Eine gut angelegte Spur soll keine oder möglichst wenig Spitzenkehren haben und einer gut geführten Kunststrasse gleichen.

Die Abfahrt soll bei gut ausgeruhtem Körper begonnen werden. Einige Wipp- und Sprungbewegungen verjagen die durch den Aufstieg und die Rast eingetretene Steifheit und geben dem Körper die zur Abfahrt nötige Federkraft. Die Abfahrtsspur soll dem Können des Schwächsten angepasst werden. Jedes tolle Jagen und Durcheinanderfahren ist zu vermeiden. Man bleibe im allgemeinen immer längs der Spur des Führers und halte stets Verbindung nach rückwärts. Die schwächsten Fahrer nehme der Führer nach vorne und lasse durch einen verlässlichen und sicheren Fahrer den Schluss bilden. Dieser hat darauf zu sehen, dass niemand zurückbleibt. Ab und zu sollen an geeigneten Punkten die Teilnehmer durch einen kurzen Halt immer wieder gesammelt werden. Die Abfahrt zeigt am besten, ob Disziplin vorhanden ist. Das Zurücklassen eines Teilnehmers, auch bei einer ungefährlichen Fahrt, ist unsportlich und im alpinen Gelände besonders zu verurteilen.

Wie die Fahrt gemeinsam begonnen wurde, so soll sie auch gemeinsam beendet werden. Dies möge ein Grundsatz jedes alpinen Skiläufers sein.

Es ist natürlich nicht möglich, im Rahmen eines Aufsatzes das grosse Gebiet des alpinen Skilaufes erschöpfend zu behandeln. Ich habe mich deshalb bemüht, nur auf jene wichtigeren Momente aufmerksam zu machen, gegen die am meisten gesündigt wird und die deswegen so häufig die Ursache alpiner Unfälle sind. Ich bin mir auch bewusst, dass ich viel Bekanntes wiederholte, glaube aber, doch auch manches Neue, manche Anregung gebracht zu haben, die dem alpinen Skiläufer von Nutzen sein könnte.

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