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Grössere Masstäbe

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Von Ed. Imhof, Prof. an der Eidg. Techn. Hochschule.

Siegfried- und Dufouratlas basieren auf sehr mangelhaften vermessungstechnischen Grundlagen. Die Dufourkarte, obwohl ein Meisterwerk kartographischer Kupferstecherkunst, ist längst veraltet, weil ihrem Schraffenbilde keine genauen Höhen und Böschungen entnommen werden können und weil die heutigen Drucke « nur noch ein Schatten früheren Glanzes sind ». Die Siegfriedkarte aber trägt deutlich den Stempel ihrer nicht planmässigen Erstellung. Eine mustergültige Gravur täuscht auch hier nur oberflächlich über die oft sehr ungenügende Genauigkeit und die ungleiche Detailfüllung hinweg. Ihr Masstabswechsel zwischen Hochgebirge und Mittelland wurde längst störend empfunden.

Schon im Jahre 1891 empfahl eine Kommission von Sachverständigen auf Anregung von Professor F. Becker « die Herausgabe einer neuen Karte der Schweiz im Masstab 1: 50,000 mit Kurven und plastischer Darstellungsweise des Terrains in einheitlicher Behandlung für die ganze Schweiz » 3 ).

Später wandten sich die Interessen mehr einer Neuerstellung der Karte 1:100,000 zu 2 ). Im Jahre 1903 erstellte das Eidgenössische topographische Bureau hiefür einige ausgezeichnete Muster, die erst in jüngster Zeit veröffentlicht worden sind 9. Doch auch dieser Plan sank zurück in tiefen Dornröschenschlaf.

Im Jahre 1913 holte die Geologische Kommission der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft zu einem Schlage aus. Unterstützt von den Regierungen der Gebirgskantone, vom Schweizer Alpenclub, von zahlreichen wissenschaftlichen, technischen und forstwirtschaftlichen Vereinigungen richtete sie ein sorgfältig begründetes Gesuch an den Bundesrat, es möchte die Karte 1: 25,000 auch über das Gebiet der Alpen ausgedehnt werden 1 ). Der Schlag wurde ins Wasser geführt, weil kurz darauf der Weltkrieg den Staat vor dringendere Aufgaben stellte.

Damit war ein langes Vorspiel im Kampf um neue schweizerische Landeskarten abgeschlossen. Heute, da wir etwas mehr Distanz von jenen Ereignissen besitzen, können wir sagen, dass die Zurückhaltung der Behörden ein Glück gewesen ist. Man hätte eine unreife Saat geerntet. Erst die geodätischen und topographischen Arbeiten der letzten 20 Jahre, die neue Grundbuchvermessung, die glänzende Entwicklung der Photogrammetrie sichern neuen Landeskarten die notwendigen, einwandfreien Unterlagen. Grosse Teile der Schweizer Alpen sind heute photogrammetrisch mit grösster Genauigkeit neu vermessen. Dabei sind auch die Felsformen wie das übrige Gelände in Schichtlinien festgelegt.

Wir treten damit in die neuere Etappe unserer Kartenbestrebungen ein, wie sie sich in den Kartenproben der Landestopographie etwa seit dem Jahre 1924, in der öffentlichen Diskussion seit 1927 abzuheben beginnt. Die öffentliche Diskussion wurde eingeleitet durch meine im bernischen Ingenieur-und Architektenverein gehaltenen Vorträge über « unsere Landeskarten und GRÖSSERE MASSTÄBE!

ihre weitere Entwicklung », die bald nachher weitere Verbreitung fanden 9 ). Es folgte darauf eine Hochflut von Meinungsäusserungen aus Kreisen der Kartenersteller und der Kartenbenützer. Es folgten Beschlüsse und Eingaben des Schweizerischen Geometervereins, des Schweizerischen Ingenieur-und Architektenvereins, der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, des Verbandes der Geographischen Gesellschaften der Schweiz. Auch das zürcherische Centralcomité des S.A.C. nahm sich der Kartenfrage an und vertrat in Bern seine Auffassungen. Es ist zu bedauern, dass sich all dieses lebhafte Interesse in Sonderaktionen zersplittert hat und dass es bis jetzt nicht gelungen ist, die zivilen Anforderungen durch ein kraftvolles, gemeinsames Vorgehen zur Geltung zu bringen. Auf der andern Seite haben die militärischen Behörden die Sache ebenfalls weiterverfolgt und 1930 und 1931 ihre vorläufigen EntSchliessungen getroffen.

Die schlimmen ökonomischen und technischen Erfahrungen bei der Korrektur oder Nachführung der bestehenden Karten, der Vergleich ihrer Ungenauigkeit mit den neuen Vermessungsergebnissen und die Kritik ihrer Darstellungs- und Reproduktionsart verhalfen endlich der Ansicht zum Durchbruch, dass mit blossen « Erneuerungen », mit Ergänzungen, Umgestaltungen bisheriger Karten dem Übel nicht abgeholfen werden könne, dass vielmehr etwas grundlegend Neues, vom alten Unabhängiges geschaffen werden müsse.

Einmütigkeit besteht heute darüber, dass ein Masstabswechsel innerhalb einer Landeskarte abzulehnen sei.

Hatte man sich früher bald für diesen, bald für jenen Masstab erwärmt, so setzte sich nun mehr und mehr die Überzeugung durch, dass die verschiedenen Kartenwerke des Staates zusammen ein Ganzes bilden müssen und dass daher auch ihre Masstäbe miteinander in vernünftige Beziehungen zu bringen seien, dass man also vor der Festsetzung dieses oder jenes Masstabes über einen Gesamtkartierungsplan, über die gesamte Masstabsreihe im klaren sein sollte, oder mit andern Worten, dass man sich entscheiden müsse, welche grössern und kleinern Masstäbe in Zukunft nebeneinander bestehen sollten.

Uneinigkeit besteht heute immer noch in der Frage der zu wählenden Masstäbe, vor allem des zuerst zu erstellenden Masstabes.

Die wichtigsten Masstabsprogramme, die der öffentlichen Diskussion unterbreitet worden sind, seien in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Fettgedruckt sind diejenigen Masstäbe, die innerhalb der betreffenden Reihe zuerst zur Ausführung gelangen würden.

Offizieller Militärkartenvorschlag Vorschlag Lang Vorschlag Imhof ( 1: 5000 resp. 1:10,000 ) 1: 10,000 ( 1:5000 resp. 1:10,000 ) ( 1: 25,000 nur als photogr.

1:25,000 Vergrösserung der Karte 1:50,000 ) 1:33,333 Va 1:50,000 1:50,000 1:100,000 1:100,000 1:100,000 etc.

etc.

etc.

VIII 20 Die Basis aller Masstabsreihen bilden die Gemeindeübersichtspläne der Grundbuchvermessung. Diese werden entweder im Masstab 1: 5000 oder 1: 10,000, jedoch sonst in einheitlicher Form erstellt und in kleiner Auflage gemeindeweise herausgegeben. Geröll-, Fels- und Firngebiete des Hochgebirges sind in diese Kartierung nicht einbezogen. Da es sich hiebei um unzusammenhängende Gemeindepläne und mehr nur um Rohmaterial für die Kartenerstellung als um blattweise und periodisch neu herausgegebene Karten der ganzen Schweiz handelt, so habe ich diese Karten in der Tabelle eingeklammert. Es soll damit angedeutet werden, dass sie in ihrer heutigen Form nicht zu den eigentlichen Landeskarten zu zählen sind. W. Lang befürwortet ihre Herausgabe in Kartenform im Masstab 1: 10,000 und lässt damit seine Masstabsreihe beginnen.

Der offizielle Militärkartenvorschlag und sein Gegensatz zu den zivilen Hauptinteressen.

Die gegenwärtigen Armeekarten sind so mangelhaft, dass man auf militärischer Seite glaubt, eine natürliche Entwicklung einer vollständigen Masstabsreihe von unten her nicht abwarten zu können. Man muss sofort etwas haben. Man suchte daher nach einem mittleren Masstab, der den wichtigsten militärischen Bedürfnissen für absehbare Zeit genügen könnte. Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, kam man so auf die militärische « Einheitskarte » 1: 50,000. 1: 25,000 soll nur als photographische Vergrösserung der Karte 1: 50,000, nicht als neue, den grössern Masstab ausnützende Karte erstellt werden. Damit setzt sich das Militärkartenprogramm in Gegensatz zu allen andern Vorschlägen und zum Schwergewicht der zivilen Interessen:

Für die Armee ist die bisherige offizielle Landeskarte die Dufourkarte 1:100,000. Diese aber ist zweifellos viel mehr veraltet, viel unhaltbarer als die Siegfriedkarte.Vom militärischen Standpunkt aus handelt es sich heute in allererster Linie um die rasche Ersetzung dieser Karte durch eine neue brauchbarere Karte für die untere Truppenführung. Gegenüber der Dufourkarte 1: 100,000 bringt eine neue Karte 1: 50,000 die militärisch erwünschten Verbesserungen: grössere Genauigkeit, bessere Lesbarkeit, mehr Details, Höhenschichtenlinien und mehr Papierfläche für das Arbeiten und Zeichnen in der Karte. Je genauer und detaillierter das Gelände kartiert würde, desto besser wäre dies auch für den Soldaten. Aber diesem Wunsche nach möglichster Vergrösserung des Masstabes stehen hier sehr starke Hemmungen gegenüber. Zwar brauchen der Soldat und der Alpinist die Karte im allgemeinen in ähnlicher Weise, der Alpinist ausschliesslich im Gebirge, der Soldat mehr im flacheren Lande, wo man ein Kartengebiet rascher durchschreitet und daher eher einen kleinern Masstab wünscht. Der Alpinist hat nur auf seinen eigenen Weg, auf sein eigenes Umgelände zu achten, der Soldat aber interessiert sich ausserdem ebensosehr für seine weitere Umgebung, für den Bataillonsraum, für das Gelände des Gegners. Die nächste Umgebung, die Details sind für beide wichtig, die Übersicht über einen weiteren Raum aber ist für den Soldaten ungleich wichtiger als für den Berggänger. Jede Mass-stabsvergrösserung beeinträchtigt die Übersicht, daher darf man die Karte des Soldaten nicht beliebig vergrössern. Viele finden den Masstab 1: 50,000 für eine taktische Militärkarte schon reichlich gross; man nimmt dies aber in Kauf mit Rücksicht auf die « Einheitskarte ». Die Artillerie schoss bisher nicht mit der offiziellen Militärkarte, also nicht mit der Dufourkarte, sondern mit der Siegfriedkarte. Schiessversuche haben ergeben, dass eine neue genauere Karte 1: 50,000 für das Artillerieschiessen genügt; denn die Geschosstreuung macht eine weitergehende Kartengenauigkeit illusorisch. Ein kleinerer Masstab aber würde hiefür nicht mehr ausreichen. Man kommt sich also von beiden Seiten entgegen, die Infanterie von oben, der Artillerist von unten, und trifft sich bei 1: 50,000. Man muss sich über die Nachteile jeder solchen Einheitskarte im klaren sein, anderseits aber auch zugeben, dass diesen Nachteilen grosse militärische Vorzüge ( Kartenausrüstung und Nachschub, Be-fehlsgebung, Zusammenwirken von Infanterie und Artillerie ) gegenüberstehen. Das sind die Gründe der militärischen EntSchliessungen für den Masstab 1: 50,000.

Dem steht gegenüber der Standpunkt der zivilen Interessenten. An die Dufourkarte denkt hier kein Mensch; diese ist in unserem Volke ausserhalb der Armee ihrer Mängel wegen fast in Vergessenheit geraten. Man versteht hier unter der bisherigen Landeskarte die Siegfriedkarte.Von dieser aus verlangt man den entsprechenden Schritt nach vorwärts. Man wünscht eine Kartierung, die mehr gibt und Genaueres gibt als diese Karte; eine Karte, die die heutigen topographischen Vermessungsergebnisse ausschöpft. Der Masstab 1: 50,000 ist hiezu nicht imstande; es müssen starke Zusammenfassungen vorgenommen werden, um daraus zu lesbaren Karten zu gelangen. Gewiss wird die neue Karte 1: 50,000 genügen, um sich im Gelände zu « orientieren », um durch felsfreies Gebiet den Weg zu finden. Hiezu würde sogar eine moderne Karte 1: 100,000 fast überall ausreichen. Man verlangt aber heute von der Karte mehr als nur das. Man will sich intensiv mit dem Gelände, mit seinen Formen, seiner Bodenbeschaffenheit, seiner Bedeckung beschäftigen. Hiezu soll die Karte die vollkommenste Grundlage sein. Hiezu ist der Detailreichtum notwendig, wie ihn die heutigen Vermessungen liefern. Hiezu ist ein grösserer Masstab als 1: 50,000 nötig. Naturwissenschaft und Alpinismus verlangten schon vor zwanzig Jahren einen grössern Masstab für das alpine Gebiet. Seither, seit man ihnen mit den Ergebnissen der Neuvermessungen den Speck durch den Mund gezogen hat, ist der Appetit nicht geringer geworden. Es wäre für die zivilen Kartengebraucher die schwerste Enttäuschung, die Neuaufnahmen nur in gekürzter Form in dem relativ kleinen Masstab 1:50,000 zu erhalten.

In solchen Verschiedenheiten der Ausgangsstandpunkte und Bedürfnisse liegt ein Haupthindernis gegen eine Einigung.

Der Vorschlag Lang ls ).

Werner Lang, Ingenieur der Eidgenössischen Landestopographie, schlug folgende Masstabsreihe vor: 1:10,000 oder 10-cm-Karte, 1: 33,333 1/3 oder 3-cm-Karte, 1: 100,000 oder 1-cm-Karte usw.

Wir machen die Beobachtung, dass fast alle neuern Siegfriedblätter 1: 50,000 und die meisten neuen Kartenmuster dieses Masstabes überlastet sind. Wir sehen anderseits, dass viele Siegfriedblätter 1: 25,000 relativ leer erscheinen, dass man ihren Inhalt auch auf etwas kleinerer Fläche unterbringen könnte. Da liegt es nahe und erscheint äusserst rationell, diese beiden Karten zusammenzufassen in einen Zwischenmasstab, den Masstab 1: 33,333 1/3.

Lang stellt der militärischen Eirtheitskarte 1: 50,000 seine Masstabsreihe, die 10-cm-, 3-cm- und 1-cm-Karte gegenüber. Er glaubt, dass jeder dieser Massstäbe einer bestimmten Hauptverwendungsart angepasst sei: Wir brauchen eine « technische Karte » für exakte Messungen, für technische und wissenschaftliche Arbeiten. Das ist der Masstab 1: 10,000. Wir brauchen eine « Feldkarte », um uns im Gelände zurechtzufinden. Das ist die 3-cm-Karte. Und wir brauchen eine Übersichtskarte, die Karte 1: 100,000. Diese Haupt-verwendungsarten gelten ebensosehr im militärischen Gebrauch: Der Artillerist, der bauende Sappeur benötigt die exakte, detailreiche « technische Karte ». Für die untere Truppenführung, auf dem Marsch, bei der Rekognoszierung, im Gefecht, würde die Feldkarte dienen. Die Übersicht über grössere Räume aber gäbe die Karte 1: 100,000. « Die Einheitskarte hingegen sollte militärische Übersichtskarte sein und gleichzeitig wieder Detailkarte ( Ar-tillerieschiesskarte ) mit möglichst vielen Einzelheiten. Das sind zwei Forderungen, die sich ausschliessen; denn das eine kann nur auf Kosten des andern erstrebt werden 18 ). » Diese Gegenüberstellung von Einheitskarte und Kartenreihe ist irreführend:

Längs « technische Karte » 1: 10,000 entstünde aus dem Gemeindeübersichtsplan der Grundbuchvermessung. Diese wird aber nicht rascher wachsen, ob die 3-cm- oder die 2-cm-Karte beschlossen wird. Das gleiche gilt für die Übersichtskarte 1: 100,000. Auch das Militärkartenprogramm sieht diese Karte vor. Die Landestopographie wird sie nicht rascher in Angriff nehmen können, ob nun die 3-cm- oder die 2-cm-Karte erstellt wird. Die 3-cm-Karte wäre somit für die nächste Zeit, und zwar für ebensolange Zeit « Einheitskarte » wie die militärische 2-cm-Karte. Wir können wählen, was wir wollen, wir können Grundbuchvermessung und Übersichtskarten nicht aus dem Boden stampfen, und so wäre jede dieser Lösungen zuerst notgedrungen einige Zeit die einzige neue Karte, also eine Einheitskarte. Wir dürfen nur entweder die zwei Einheitskarten, die 2-cm- und die 3-cm-Karte miteinander vergleichen oder dann die beiden entsprechenden zukünftigen Masstabsreihen.

Wägt man die Gesichtspunkte, die den Masstab einer solchen Einheitskarte bestimmen, Detailreichtum und Übersichtlichkeit, gegeneinander ab, so ist vom allgemeinen und nicht speziell militärischen Standpunkt aus jede Lösung vorzuziehen, die eine Kartierung grösser als 1: 50,000 vorsieht. Jede grössere Karte ist an und für sich leistungsfähiger und wertvoller. Die Fläche der 3-cm-Karte ist mehr als doppelt so gross als diejenige der Armeekarte 1: 50,000. Nahezu in gleichem Masse stiege die Möglichkeit der Detailfüllung. Ihre verminderte Übersichtlichkeit wiegt für die zivile Beurteilung nicht so schwer wie bei der militärischen Bewertung. Die Enttäuschung, die prachtvollen Neuaufnahmen der letzten Jahre nur stark eingeschränkt, nur in dem kleinen Masstab 1: 50,000 kartiert zu sehen, hat viele Ingenieure unserer Landestopographie und andere Kartenfreunde zu Verteidigern der 3-cm-Karte gemacht.

Beurteilen wir die Verhältnisse unter der Annahme, beide Masstabs-ketten lägen fertig vor, so haben wir einerseits 1: 5000 oder 10,000, 1: 50,000, 1: 100,000, anderseits 1: 10,000, 1: 33,333, 1: 100,000. Hier fällt der Entscheid erst recht zugunsten von Lang aus; seine Masstabsreihe ist leistungsfähiger, weil sie ausgeglichener ist. Die 1-cm-Karte besitzt eine zirka lOmal kleinere Fläche als die 3-cm-Karte; diese aber wieder eine 10 mal kleinere Fläche als der Plan 1: 10,000. Was Inhalt, Charakter und Verwendbarkeit der drei Karten anbelangt, so liegt die 3-cm-Karte in der Mitte zwischen den beiden andern. Die Militärkartenreihe ist ganz unausgeglichen. Die Flächen verhalten sich hier wie 100 bis 400 zu 4 zu 1. Zwischen Plan und 2-cm-Karte klafft eine grosse Lücke, während sich die 2-cm- und die 1-cm-Karte im Charakter und Gebrauch relativ nahestehen.

Vergleichen wir nun den Vorschlag Lang mit der von mir empfohlenen Kartenreihe, und zwar wieder in gleicher Weise getrennt: Sofort zu erstellende Karten und zukünftige fertige Kartenreihen.

Sofort erstellt würde nach meinem bisherigen Vorschlag 9 ) ebenfalls nur die Karte 1: 50,000. Für die nächste Zeit kommen wir hiefür also zum gleichen negativen Schluss wie beim Militärkartenprojekt. Dieser negative Schluss und eine berechtigte Ungeduld treibt viele, die sonst meinem Plan zugestimmt und den Masstab 1: 25,000 der 3-cm-Karte vorgezogen hätten, ins Lager von Lang. Man sagt sich: Lieber eine sofortige Karte 1: 33,333 als jahrzehntelang nur die Karte 1: 50,000. Die Karte 1: 25,000 wäre, wie Professor Buxtorf sich ausdrückte, ein « Wechsel auf zu lange Sicht ».

Nach Ausführung des Gesamtkartierungsprogrammes wäre meine Kartenreihe ( Gemeindeübersichtsplan, Karten 1: 25,000, 1: 50,000 und 1: 100,000 ) ausgeglichen, ebensogut wie die Reihe von Lang. 1: 25,000 und 1: 50,000 treten an die Stelle der 3-cm-Karte. Die hierfür erforderlichen Papierflächen verhielten sich wie 16 plus 4 zu 9. Mein Vorschlag erscheint also sehr viel unrationeller und würde nach der Überzeugung von Lang trotzdem keinen vollwertigen Ersatz für die 3-cm-Karte bieten; denn die Karte 1: 50,000 wäre zu gedrängt, um als Turistenkarte voll zu befriedigen, die Karte 1: 25,000 aber hiefür zu gross, zu unübersichtlich und zu unhandlich Die 3-cm-Karte hingegen wäre inhaltsreicher, lesbarer als die eine und konzentrierter, übersichtlicher als die andere, somit die gegebene Feld- und Turistenkarte. Lang und seine Anhänger sind überzeugt, dass es in erster Linie die unsympathische Masstabszahl 1: 33,3331/3 ist, die die Gegner kopfscheu macht. Sie sei jedoch nur scheinbar, nur in der bisher üblichen Art der Bezeichnung kompliziert. Schreibe man die Masstäbe:

1:5,00020:100,000 = 20-cm-Karte ( 1 km = 20 cm ) 1: 10,00010:100,000 = 10-cm-Karte ( 1 km = 10 cm ) 1: 20,0005:100,000= 5-cm-Karte ( 1 km = 5 cm ) 1: 25,0004:100,000= 4-cm-Karte ( 1 km = 4 cm ) 1: 33,333 V » = 3:100,000 = 3-cm-Karte ( 1 km = 3 cm ) 1: 50,0002:100,000= 2-cm-Karte ( 1 km = 2 cm ) 1:100,000 = 1:100,000= 1-cm-Karte ( 1 km = lem ) so zeige sich darin die Einfachheit auch seines bisher ungewohnten Massstabes. Dieser dürfe deshalb kein Hindernis sein gegen eine im übrigen höchst zweckentsprechende, leistungsfähige, klare und ökonomische Lösung.

Das Centralcomité des S.A.C. in Zürich und die von ihm ernannte Kartenkommission haben sich für die Erstellung der 3-cm-Karte ausgesprochen. Ich bin ein Gegner dieses Vorschlages.

Es sei zugegeben, dass es bei den Gegnern der 3-cm-Karte gefühlsmässig nicht zuletzt die « unsympathische Zahl » war, die vor dieser Lösung abschreckte und dass manches Für und Wider erst nachträglich dazu getragen worden ist, um diese Gefühlseinstellung zu stützen.

Niemand möchte gern als schlechter Rechner gelten, und so hat man es ängstlich vermieden, die böse Zahl als Stein des Anstosses zu nennen. Diese Zurückhaltung geht nun aber meiner Meinung nach doch etwas zu weit. Für eine so allgemein verwendete Karte, wie es eine offizielle Landeskarte ist, scheint mir das Masstabsverhältnis 1:33,3331/3 oder 3: 100,000 oder die Beziehung 1 km = 3 cm eben doch zu unbequem. Jede einfachste Umrechnung, jede Konstruktion auf Grund der Karte, z.B. das Zeichnen einer Kursskizze in grösserem Masstab, die Konstruktion eines Profiles mit anderm Längen- und Höhenmasstab, die Bestimmung einer Neigung aus Distanz und Höhenunterschied, all diese kleinen einfachen Dinge erfolgen bei 1: 100,000, 1: 50,000, 1: 25,000 oder 1: 20,000 sozusagen automatisch, während beim Dreizahlsystem immer wieder kleine Überlegungen notwendig sind, die verwirren und zu Fehlern führen. Alle unsere Nachbarstaaten besitzen die Mass-stabssysteme 1:20,000 oder 25,000,1: 50,000, 1:100,000 usw. oder sind gegenwärtig daran, sie einzuführen. Alles drängt in der Richtung dieser zahlenmässigen Vereinfachungen. Es gibt immer Dinge, wo das erste Gefühl den richtigen Weg weist. Hierzu gehören mit Dezimalsystem und Metermass die klaren, einfachen Masstäbe unserer Karten. Wir dürfen sie nur verlassen, wenn sehr wichtige, wenn zwingende Gründe dafür sprechen. Das aber ist nach meiner Überzeugung nicht der Fall. Das Projekt Lang wäre im Gegenteil eine unökonomische Anlage unseres Vermessungsmaterials. Es würde die Leistungsfähigkeit unserer Landeskartierung gegenüber meinen Vorschlägen auf die Dauer beeinträchtigen. Wenn ich es trotz zugegebener Vorzüge ablehne und an meinen eigenen Vorschlägen festhalte, so tue ich das aus karten-inhaltlichen Erwägungen heraus.

Einwände gegen die 3-cm-Karte.

Lang sagt: Viele Siegfriedblätter 1: 50,000 seien überlastet, die Blätter 1: 25,000 aber leer und komprimierfähig. Gewiss 1 Doch geben gerade diese Karten kein charakteristisches Bild über die inhaltliche Fassungskraft der betreffenden Masstäbe. Der Siegfriedatlas sollte, wenigstens äusserlich, ein möglichst einheitliches Kartenwerk sein. Mit Ausnahme der ungleichen Aequidistanzen und der verschiedenen Schriftmenge ist die Wahl und Darstellung der eingetragenen Objekte in beiden Masstäben prinzipiell dieselbe, trotz des Flächenverhältnisses 1 zu 4. Dies führte logischerweise zu einer Auflockerung des 25,000stel und Überfüllung des 50,000stel. Die gleiche unrichtige Vorstellung über die Fassungskraft der verschiedenen Masstäbe gibt uns ein Vergleich der Karten 1: 50,000 ( 1 a oder b ) und 1: 25,000 ( 4 a oder b ) des hier publizierten « Studienblattes des Schweizer Alpenclub ». Die Karte 1: 50,000 wurde erstellt als « Einheitskarte » in der Meinung, dass sie allein bestehe, allein allen Zwecken zu dienen habe und dass sie die grösste Landeskarte sei; daher ihre weitgehende, zu weitgehende inhaltliche Füllung. Die Karten 1: 25,000 aber sind blosse umgezeichnete Vergrösserungen der Karte 1: 50,000, ohne Mehrinhalt; daher ihre Leere. Sie zeigen nicht, was ihr Masstab zu leisten imstande wäre. Würden über die ganze Schweiz einheitlich durchgeführte Karten 1: 50,000 und 1: 25,000 erstellt, so bestünden solche Zwangsjacken nicht mehr. Inhaltsüberfülle und Inhaltsarmut sind nicht Eigenschaften, die diesen Masstäben als solchen anhaften.

Eine zweite Beobachtung von Lang: Der Übersichtsplan 1: 10,000 und das Siegfriedblatt 1: 25,000 von Porrentruy besitzen nahezu den gleichen Inhalt; also liege der Masstab 1: 25,000 zu nahe an der 10,000er Karte; er sei daher nicht gerechtfertigt. Auch hier eine richtige Beobachtung, aber ein falscher Schluss. Geben zwei verschiedene Masstäbe ungefähr das gleiche, so streicht man aus ökonomischen und praktischen Gründen den grössern, also hier die Karte 1: 10,000.

Lang stellte den gleichen Geländeausschnitt der Karten 1:25,000, 1: 33,333 und 1: 50,000 nebeneinander und zeigte daran, wie die erste Karte zu gross, zu unübersichtlich, zu unhandlich, die letzte aber zu detailarm, zu klein sei, während die 3-cm-Karte die goldene Mitte einnehme. Diese Demonstration springt in die Augen, sie verfängt auf den ersten Blick, und ich befürchte, dass auch das « Studienblatt des Schweizer Alpenclub » eine ähnliche Wirkung ausüben werde. Die Willkürlichkeit dieses Vorgehens wird aber sofort klar, sobald wir die folgenden Experimente machen: Wir stellen die entsprechenden Geländeausschnitte von Karten 1: 10,000, 1: 25,000 und 1: 33,333 nebeneinander, wobei wir voraussetzen müssen, dass jeder Massstab seiner Fassungskraft entsprechend bearbeitet ist. Da empfinden wir als goldene Mitte, nicht zu gross, nicht zu klein, sofort die Karte 1: 25,000. Oder 1: 33,333, 1: 50,000, 1: 75,000, da fällt unsere Wahl auf 1: 50,000. Oder bei 1: 50,000, 1: 75,000, 1: 100,000 findet jedermann, 1: 75,000 sei « eigentlich eine äusserst angenehme, zweckmässige, einzig richtige Lösung ». Wir können diesen Versuch mit irgendwelchen aufeinanderfolgenden Massstäben anstellen, immer mit ähnlichem Erfolg. Auf solche Weise kann man einem unkritischen Leser alle möglichen « einzig richtigen » Lösungen ein-suggerieren. « Übersichtlich », « wenigerübersichtlich », « detailreich»und«detail-arm » sind zu schwankende Begriffe, als dass damit etwas bewiesen werden könnte. Willkürlich sind daher auch die Begriffe « Technische- oder Messkarte », « Feld- oder Detailkarte » und « Übersichtskarte » und die diesen Begriffen zugeschriebenen Masstäbe. Jeder beliebige Masstab ist gleichzeitig Detail- und Übersichtskarte; das hängt ganz vom betrachteten Gegenstand ab. So sind zum Beispiel die Siegfriedblätter 1: 50,000 Detailkarten für das Bündner Oberland; eines dieser Blätter aber ist Übersichtskarte des Flimser Bergsturzes. « Messkarte » oder « Technische Karte » im Sinne einer Grundlage für technische, bautechnische Arbeiten ist ebenfalls nicht nur der Plan 1: 10,000; meistens sogar sind es grössere Masstäbe. Und auch als Feldkarte, als Orien-tierungskarte für den Alpinisten ist durchaus nicht überall eine 3-cm-Karte besonders günstig. Dies hängt sehr vom Gebiet und von der Gewohnheit ab. In den weitflächigen Räumen des Aletschgletschers ist uns selbst die Karte 1: 50,000 zu gross. In dem gedrängten Geklüft der Säntisgruppe möchte wohl kein St. Galler Alpinist seine Karte 1: 25,000 missen. Geländeformen und Geländebedeckung sind nicht in bestimmte Grössenordnungen schabionisiert, so dass zu deren Darstellung ganz bestimmte Masstäbe besonders günstig oder ungünstig wären. Ich bin als Kartenersteller und als Kartenlehrer mit allen möglichen Masstäben, mit allen möglichen Bedürfnissen vertraut. Als Bergsteiger und als Verfasser eines Teiles des « Bündner Clubführers » kenne ich auch die Anforderungen des Alpinisten. Aus all dem sehe ich, dass es ein ausserordentlich unsicheres Unternehmen ist, auch nur für einen Teil aller Bedürfnisse, auch nur für den Alpinisten ein Mittel aller Fälle, einen einzigen besonders günstigen Masstab abzuleiten. Nach meinem Eindruck läge dieses günstigste Mittel für eine Wanderkarte im felsfreien Gebiet, im Mittelland usw. bei 1: 50,000 oder noch kleineren Masstäben; für eigentliche Felsmassive mit ihrer durchwegs viel komplizierteren Oberflächenknitterung müssten wir, um Ähnliches zu erreichen, mindestens bis zu 1: 25,000 gehen. Die militärischen Behörden wählten den Kompromiss 1: 50,000, Lang und seine Anhänger den Kompromiss 1: 33,333. Auch bei letzterem könnte man sagen « weder Fisch noch Vogel, weder Detailkarte noch Übersichtskarte, zu gross für einfaches, leichtes Gelände, zu klein für kompliziertes alpines Gebiet ». Ich will damit nicht sagen, dass dieser Kompromiss schlecht sei. Im Gegenteil, er ist für viele Gebiete zweifellos sehr gut. Ich möchte nur zeigen, wie gefühlsmässig, wie willkürlich alle solchen Ermittlungen eines günstigsten Masstabes sind. Solch schwankenden Methoden dürfen wir nicht ein allzu grosses Gewicht beimessen. Sie sind zu unsicher, zu individuell, um uns für allgemeine Landeskarten von den einfachen Masstabszahlen abdrängen zu können.

Eine weitere Schwäche des Projekts von Lang ist der Masstab 1: 10,000 als Anfangsglied der Masstabskette. Die Übersichtspläne der schweizerischen Grundbuchvermessung werden nach freier Wahl der Gemeinden im Masstab 1:5000 oder 1:10,000 erstellt. Die Mehrzahl der Gemeinden des Mittellandes wählte bisher den Masstab 1: 5000; dieser grössere Masstab scheint den Bedürfnissen vielerorts mehr zu dienen. Man benützt den Plan für bautechnische Projekte, oft auch als verkleinerten Katasterplan. Es läge nicht in unserer Macht und nicht im Interesse unseres Volkes, überall den Masstab 1: 10,000 vorzuschreiben. Diese Übersichtspläne werden nach ihrer Aufnahme gemeindeweise in kleiner Auflage publiziert. Ein Plan mit seiner weitergehenden Detaillierung veraltet aber rascher als die Karte. Man müsste, um immer gegenwärtige Zustände zu besitzen, die Pläne vielerorts alle paar Jahre in revidierter Form herausgeben können. Dies ist nach allen Erfahrungen selbst für städtische Gebiete nicht durchführbar 12 ). Man müsste, wenn der Plan 1: 10,000 die Basis unserer Masstabsreihe sein sollte, auch das Fels- und Schneegebiet des Hochgebirges in diesem Masstab kartieren und periodisch herausgeben, was aus ökonomischen und praktischen Gründen undurchführbar wäre. Auch die Freunde der 3-cm-Karte betrachten dies offenbar als unnötig. Oft verändern sich z.B. die Grenzen zwischen Firn und Fels und die Detailformen auf den Gletschern in wenigen Jahren um Beträge, die die Kartierungsgenauigkeit in 1: 10,000 übertreffen. Werden für Spezialzwecke, für Bauprojekte usw. nachgeführte Pläne 1: 5000 oder 1 :10,000 benötigt, so lassen sich von den Original- und Nachführungspausen von Fall zu Fall einige Kopien erstellen. An eine allgemeine Umarbeitung, an eine blattweise und in nachgeführter Form periodisch immer wiederkehrende Herausgabe einer Karte der ganzen Schweiz im Masstab 1:10,000 ist nicht zu denken. Das Anfangsglied von Längs Masstabskette ist somit ebenfalls sehr unsicher. Mit dem Anfangsglied fällt aber auch der planmässige ausgeglichene Aufbau und die Dreikartengliederung in Mess-, Feld-, und Übersichtskarte. Lang ist von der 3-cm-Karte ausgegangen und hat sein Projekt von dort aus nach auf-und nach abwärts konstruiert, statt seine Kartenreihe gedanklich von unten her aufzubauen. Ein solcher Aufbau von unten her ist aber unerlässlich, weil das unterste Glied der Masstabskette das grösste, weitaus umfangreichste, wichtigste und teuerste Kartenwerk ist. Bei der Festsetzung der obern Kettenglieder können wir uns nicht über diese Basiskarte hinwegsetzen.

Nach dieser Kritik müssen wir versuchen, ein ökonomischeres und sachlicher bedingtes Masstabsprojekt aufzustellen. Wir müssen ausgehen von den verschiedenartigsten heutigen Bedürfnissen und von den Möglichkeiten; vor allem aber müssen wir die Fassungskraft der verschiedenen Masstäbe genauer, als es bisher geschehen ist ,'ins Auge fassen.

Eine topographische Landeskarte 1: 20,000 oder 25,000.

Schon seit 20 Jahren wird von den Geologen als Grundlage für ihre Kartierungen eine Karte der ganzen Schweiz im Masstab 1: 25,000 verlangt. Die Anhänger des Militärkartenprojektes behaupten, dass Photovergrösserungen der neuen Karte 1: 50,000 ( Beispiel 2 c des « Studienblattes der Eidgenössischen Landestopographie » ) den Geologen genügen werden oder dass da, wo dies nicht der Fall sei, der Grundbuch-Gemeinde-Übersichtsplan herbeigezogen werden könne. Die Anhänger der 3-cm-Karte aber machen geltend, dass ihre Karte, photographisch auf 1: 25,000 vergrössert, die idealste Grundlage für die Geologen sein würde. Beides stimmt nicht ganz. Der Übersichtsplan wird gerade in den geologisch kompliziertesten Gebieten, im Hochgebirge, nicht erstellt. Die Karten 1: 50,000 und 1: 33,333 photographisch vergrössert dienen zur Not als Publikationsgrundlage, da hierfür eine gewisse Auflockerung des topographischen Bildes nicht unerwünscht ist. Sie genügen aber nicht für das geologische Geländestudium. Zwar werden diese Karten genauer sein als die Siegfriedkarte 1: 50,000. Auch mit Berücksichtigung der Genera-lisierungsverzerrungen wird man daraus die Lage eines Punktes auf zirka 20—25 m genau bestimmen können, was in der Regel ausreichen wird. Auf das allein kommt es aber nicht an. Ebenso wichtig ist ein bis in alle Einzelheiten gehendes charakteristisches Bild der Geländeoberfläche. Die moderne Erforschung und Erklärung der Landesoberfläche zieht alle ihre Schlüsse aus einer sorgfältigen Betrachtung der Kleinformen, Gehängeterrassen, Erosions- und Aufschüttungskleinformen, Gletscherschlifformen usw. Dafür ist diegenaueste Schichtlinie, die engste erreichbare Aequidistanz, die detaillierteste Oberflächenzeichnung gerade gut genug. Man benötigt auch die exakten Formen der Felsen, also Felsschichtlinien. Die Karten 1: 50,000 und 1: 33,333 sind nur imstande generalisierte 20-m-Kurven und auch diese nur im felsfreien Gebiet zu geben. Die Schaffung einer kulturtechnischen Zwecken dienenden Bodenkarte der Schweiz ist in kleineren Masstäben als 1: 20,000 oder 25,000 nicht durchführbar. Auch an die Kartierung der Oberflächenbedeckung, des Siedelungsnetzes usw. stellen Wissenschaft und Volkswirtschaft Anforderungen, die in Karten 1: 50,000 und 1: 33,333 nicht erfüllbar sind. Seit einigen Jahren hat die floristische und pflanzengeographische Kartierung eingesetzt und rasche Fortschritte gemacht. Die notwendige Differenzierung und Genauigkeit ist jedoch nur auf detailreicher Kartengrundlage möglich. Auch eine 3-cm-Karte kann keine Ortschaftsgrundrisse darstellen, keine Gebäudedifferenzierungen irgendwelcher Art vornehmen. In ausländischen Karten 1: 25,000 unterscheidet man schon längst Nadel- und Laubwald, Äcker, Wiesen und Weide, Ried und Sumpf. Wenn wir auch nicht so weit gehen wollen, so scheint doch eine Unterscheidung von Nadel- und Laubwald, eine Kartierung der Obstbaumgebiete erwünscht. Ähnliche Wünsche wurden 1931 vom Verband der Schweizerischen Geographischen Gesellschaften in einer Eingabe an die Bundesbehörde ausgesprochen. Erfüllung bringen kann nur eine Darstellung grösser, inhaltsreicher, differenzierter als die 3-cm-Karte. Die allgemeine Landeskartierung soll einer weiteren naturwissenschaftlichen und geographischen Landesforschung bahnbrechend vorangehen. Erst der Siegfriedatlas hatte seinerzeit der bisherigen geologischen Erschliessung der Schweiz die Tore geöffnet. So ist 's auch j etzt wieder. Die topographische Kartierung muss voraus, sie soll der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Statistik neue Möglichkeiten schaffen. Tut sie das nicht, so drosselt sie die besten Möglichkeiten ab. Wichtiger noch sind für den S.A.C. die turistischen Bedürfnisse. Für jeden, der eine Landschaft nicht nur durchwandern, sondern der sich in ein Gebiet hineinleben will, sind reichgegliederte Detailkarten wahre Fundgruben der Erkenntnis; sie sind ihm die zuverlässigen Bilder seines Geländes. Sie zeigen ihm jede Baumgruppe, jede Hütte, jeden Wald- und Alpweg, jeden Felsblock, jede kleinste Geländefalte. Wir kommen da auf die Beziehungen zwischen der Karte und unsern « C. Clubführern ». Der Alpinist benötigt heute beide nebeneinander. Beschreibungen und Ansichtskizzen sind notwendig, da die Karte 1: 50,000 allein nicht genügt. Diese Doppelspurigkeit, diese Umständlichkeit, dieses Papiergewicht sollten wir durch etwas Besseres ersetzen: Eine detailreiche, klare Karte im Masstab 1:20,000 oder 25,000 mit rotem Aufdruck aller Anstiegsrouten würde Dreiviertel des Textes all unserer « Clubführer » völlig überflüssig machen. Eine solche Verschmelzung von « Clubführer » und Karte würde unsere Rucksäcke entlasten, sie würde uns befreien von dem mühsamen Übertragen unanschaulicher Texte in das Gelände. Nur ausgesprochene Kletteranstiege bedürften der Ergänzung durch Ansichtskizzen und durch kurze textliche Hinweise. Um in solcher Weise die Beschreibung ersetzen zu können, ist eine Reichhaltigkeit und Naturähnlichkeit der Kartenzeichnung erforderlich, wie sie nur die Masstäbe 1: 20,000 oder 25,000 geben. Die 3-cm-Karte wäre dieser Aufgabe nicht gewachsen. Als ein Beispiel unter vielen nenne ich den Nordhang der Drusenfluh im Rhätikon: Um die dortigen Schluchten, Kare, Schultern usw. zeichnerisch klarzustellen, wäre mindestens ein 25,000stel notwendig.

Es geht hier zugleich um die Frage der Felsdarstellung. Die Felsschraffen geben charakteristische, anschauliche Bilder, die Felskurven aber die Möglichkeit genauer Höhen- und Böschungsbestimmungen. Diese sind dem Kletterer ebenfalls wichtig. In den letzten Jahren wurde zum Fels-darstellungsproblem von verschiedener Seite immer wieder Stellung bezogen 4)5 ) 7 ) 13 ) 18 ). Die entscheidende Frage, die Frage des Masstabes, wurde dabei zu wenig oder gar nicht berücksichtigt. Ingenieur W. Kraiszl hat 1928 und 1929 für die Eidgenössische Landestopographie zahlreiche Zeichnungsversuche gemacht. Es zeigte sich dabei, dass Felskurven kombiniert mit Gerippelinien und Schattierungen in grossen Masstäben, bis zu 1: 25,000, befriedigende Bilder ergeben. Was bei gleichböschigen, grossflächigen, kristallinen Pyramiden, am Matterhorn usw., in 1: 25,000 noch gut geht, das versagt vollständig in kleineren Masstäben bei stark gebän-dertem Kalkfels, am Piz d' Aela, am Säntis, Glärnisch, Urirotstock, Pilatus usw. Trotz aller Bemühungen in der Schweiz und im Ausland ist uns hiefür bis jetzt nie eine brauchbare Lösung auf den Tisch gelegt worden. Wir benötigen für Felskurven mindestens den Masstab 1: 25,000.

Ein weiterer Hinweis auf das turistische Bedürfnis nach solch detailreichen Darstellungen sind auch die zahlreichen Umgebungskarten der Fremdenorte, die trotz schlechter Grundlagen durchwegs in Masstäben 1: 25,000 oder grösser herausgegeben werden. Der Bedarf an Karten hat sich seit der Gründung des S.A.C. und der Entstehung des Siegfriedatlasses wohl verhundertfacht. Sollen wir da weniger tun als unsere Vorfahren, die schon ums Jahr 1840 herum den ganzen Kanton St. Gallen bis hinauf zur Sardona im Masstab 1: 25,000 kartiertenWürden sich die Mittelland- und Jura-kantone an Stelle ihrer bisherigen Karte 1: 25,000 durch eine 3-cm-Karte abspeisen lassen?

Da man eine Landesvermessung vom Umfange und von der Qualität der gegenwärtigen Grundbuchvermessung nicht alle paar Jahre und auch nicht alle hundert Jahre neu durchführt, so werden deren Gemeindeübersichtspläne und ergänzende photogrammetrische Gebirgsaufnahmen für sehr lange Zeit hinaus die Basis all unserer Kartierungen sein. Diese Pläne bilden das vollständigste Inventar der Form und der Bedeckung unseres Landes-bodens. Eine einheitliche, blattweise, periodische Herausgabe ihres Inhaltes würde die genannten Bedürfnisse und Wünsche befriedigen. Sie wäre aber infolge der grossen Papierflächen unökonomisch und unbequem. Diese Pläne sind nicht so fein und gedrängt gezeichnet wie eine Karte. Bei Anwendung der kartographischen Darstellungs- und Reproduktionsmittel lassen sie sich komprimieren bis zum Masstab 1: 20,000 oder höchstens 1: 25,000 ohne wesentliche inhaltliche Einschränkungen. Diese Komprimierfähigkeit konstatierte ich in vieljährigem Dienstgebrauch auch bei unsern Festungsschiess-karten 1: 10,000, die den Übersichtsplänen 1: 10,000 sehr ähnlich sind. Der 10,000er Masstab wird dort praktisch durch den die Karte benützenden Offizier nicht ausgenützt. Mit einer inhaltsähnlichen, aber fein gezeichneten Karte 1: 20,000 Hesse sich das gleiche machen. Das 10-m- Schichtlinienbild kann im Masstab 1: 20,000 oder 1: 25,000 unverändert beibehalten werden, ebenso die gesamte Bodenbedeckung, das Weg- und Strassennetz, wobei die Strassen infolge ihrer Signaturen leichte Verbreiterungen erfahren. In 1: 20,000 kann im allgemeinen noch jedes einzelne Gebäude in seiner entsprechenden Grosse eingetragen werden. 1: 25,000 gleicht Häusergrössen-unterschiede aus, ist aber im übrigen der letzte Masstab, der noch nahezu treue Ortschaftsgrundrisse liefert; es ist der letzte Masstab, in welchem jedes Geleise einer Bahnhof anläge gezeichnet werden kann. Eine Karte 1: 20,000 oder 25,000 wäre die rationellste, konzentrierteste und praktischste Publikalions-form des Übersichtsplaninhaltes. Einige weitergehende inhaltliche Wünsche liessen sich anhand von Fliegeraufnahmen und durch redaktionelle Überarbeitung nachtragen. So entstünde die grosse topographische Landeskarte 1:20,000 oder 1:25,000. Ob 1:25,000 oder nach den Vorschlägen von Schule 19 ) und Bolliger 6 ) 1: 20,000 vorzuziehen wäre, scheint mir noch nicht genügend abgeklärt. Eine weitere Masstabsreduktion verringert diesen Inhalt, und zwar zum Teil proportional der Flächenabnahme, zum Teil proportional der linearen Masstabsreduktion, zum Teil aber auch sprunghaft. Die Kurvenformen müssen vereinfacht werden und ihre Aequidistanz springt von 10 auf 20 m und darüber. An Stelle der Felskurven tritt die Felsschraffenzeichnung. Die Möglichkeit der Wald- und der Gebäude-differenzierung fällt weg. Die einzelnen Geleise eines Bahnhofes verschwinden, ebenso ein grosser Teil der Fusswege und der Namen. Die Ortsgrundrisse erscheinen zusammengefasst, so dass weder Anzahl noch Ausdehnung der Gebäude und Gassen einer Ortschaft der Karte entnommen werden können. Die 3-cm- und die 2-cm-Karten unterscheiden sich in diesen Dingen nur quantitativ, nicht aber prinzipiell. Wie die Karte 1: 25,000 die letzte Grenze ist für den Übersichtsplaninhalt und für 10-m-Schichtlinien, so ist die Karte 1: 50,000 die äusserste Grenze für 20-m-Aequidistanzen. Ein Schritt weiter führt uns zur Karte 1: 100,000 mit 50-m-Kurven.

Die Flächenverhältnisse der drei Karten 1: 25,000, 1: 50,000 1:100,000 verhalten sich wie 16 zu 4 zu 1. Sie ergänzen sich in genügender Weise, während die Kartenreihe 1: 10,000, 1: 33,333, 1: 100,000 mit ihrem Flächenverhältnis 100 zu 9 zu 1 zu grosse Lücken aufweist und für gewisse Zwischen-wünsche versagen müsste 10 ).

Der grosse ökonomische Vorsprung meines Vorschlages springt in die Augen, sobald wir folgendes beachten: 1: 10,000 und 1: 20,000—25,000unter-scheiden sich in ihrem Inhalt wenig. Auch 1: 33,333 und 1: 50,000 sind trotz ihres Flächenunterschiedes Karten ähnlichen Charakters und ähnlichen Inhaltes. Die 3-cm-Kartewäre nichts anderes, als eine auf gelockerte und etwas reicher gegliederte 50,000er Karte. Beide vertreten den gleichen Kartentyp. Die Kartenreihe 1: 20,000—25,000, 1: 50,000 usw. entspringt dem Bestreben, für bestimmt abgestufte Inhalte die gedrängteste, noch klar lesbare und damit die rationellste, handlichste und übersichtlichste Form zu finden.

Dagegen werden die Vertreter der 3-cm-Karte einwenden: « Wir können vorläufig auf die Karte 1: 10,000 verzichten und uns mit dem Übersichtsplan in seiner heutigen Form zufriedengeben. Das Wichtigste ist uns die 3-cm-Karte, und diese allein ist zweifellos viel rationeller als die Kartenwerke 1: 25,000 und 1: 50,000 zusammen. » Zugegeben, das wäre rationeller. Entsprechend wäre aber diese Lösung auch viel weniger leistungsfähig. Wir hätten damit nicht viel mehr als mit der angefochtenen militärischen Einheitskarte 1: 50,000 allein. Wir erhielten eine Landeskartierung, die ebensowenig genügen würde wie jene. Wir erhielten keine De/aiZkarte der Schweiz.

Mit der Behauptung, dass meine Vorschläge aus finanziellen Gründen nicht durchführbar seien, wurde viel Stimmung dagegen gemacht. Ich weise daher auf folgendes hin: Es handelt sich bei der Kartenerstellung um die Aufnahme, die Feldnachführung, die Druckplattenerstellung, die Druck-plattennachführung und den Druck. Die weitaus grösste Arbeit ist die Aufnahme. Diese aber wird durch die Grundbuchvermessung und durch die gegenwärtigen photogrammetrischen Gebirgsaufnahmen der Landestopographie genügend genau auch für den Masstab 1: 25,000 geliefert; dieser grössere Masstab verursacht also keine Mehrkosten. Mit der Grundbuchvermessung ist auch deren automatische Feldnachführung gesetzlich geregelt worden. Die luftphotogrammetrischen Nachführungen der Landestopographie genügen ebensogut auch für eine Karte 1: 25,000 wie für eine 3-cm-oder 2-cm-Karte. Die topographische Nachführungsarbeit ist somit die gleiche, ob man dieses oder jenes oder ein oder zwei Kartenwerke nachzuführen hat. Vermehrte Arbeit geben nur Druckplattenerstellung, Druckplatten-nachführung und Druck. Ohne Kartenränder umfasst der Siegfriedatlas 46 m2 Papierfläche, eine Karte 1: 50,000 der ganzen Schweiz zirka 16 m2, eine solche im Masstab 1: 25,000 66 m2, also diese beiden letzteren zusammen nahezu doppelt so viel wie der Siegfriedatlas. Für die Erstellung der Druckplatten der 66 m2 grossen Karte 1: 25,000 hat man in jüngster Zeit befriedigende Verfahren gefunden, die gegenüber den bisherigen eine Einsparung von zirka 50 % bringen [Zeichnung auf Zellon 14 ), Gravur auf farbbedeckte Zelluloidblätter usw.]. Infolge der neueren Verfahren und vor allem infolge der viel grösseren Kartengenauigkeit wird die Druckplattennachführung trotz der grösseren Flächen weniger Arbeit erfordern als bei der Siegfriedkarte. Das Offsetdruckverfahren reduziert auch die Druckarbeit gegenüber dem bisherigen lithographischen Schnellpressendruck auf ungefähr die Hälfte. Meine Kartierungsvorschläge sind daher bei weitem nicht so umfangreich, wie es auf den ersten Blick scheint. Schwierigkeiten bestehen nur für die Übergangsperiode; denn vorläufig müssen die alten Karten immer noch nachgeführt werden, und ausserdem steht die Beanspruchung der Landestopographie durch die dringend geforderte neue Armeekarte 1: 50,000 allen weitern Projekten im Weg. Die grosse topographische Landeskarte 1: 25,000 wird somit durch das Militärkartenprojekt nur aufgeschoben, nicht aber umgestossen. Die Karte 1:50,000 fügt sich meiner Masstabsreihe ein. Die 3-cm-Karte aber würde der viel bedeutungsvolleren grossen Karte 1: 25,000 für immer wie eine fette Kröte vor der Sonne sitzen. Ich wende mich gegen die 3-cm-Karte und paktiere mit dem Armeekartenprojekt, weil dieses die Bahn frei lässt für eine vollwertige Entwicklung unseres Landeskarten-wesens.

Für die Freunde dieser grossen topographischen Landeskarte stellt sich nun die Frage: « Wie lange müssen wir warten? Können wir warten? Ist es nicht besser, jetzt eine weniger leistungsfähige Karte, die 3-cm-Karte zu erhalten, als uns nochmals 20 Jahre lang mit einer 50,000er gedulden zu müssen? » Auch für den Schweizer Alpenclub ist dies wohl die Hauptfrage.

Da kommt uns die Leitung der Landestopographie entgegen mit ihrem Vermittlungsvorschlag, heute schon in Verbindung mit dem S.A.C. und anderen Verbänden an die Erstellung provisorischer Karten wichtiger Gebiete in den grössern Masstäben 1: 25,000 und eventuell 1: 20,000 heranzutreten. Solche provisorische Karten ( Beispiele: Studienblatt der Landestopographie, Karten 3a und b ) entsprechen freilich noch nicht einer vollwertigen grossen topographischen Landeskarte, wie ich sie im vorstehenden skizziert habe, aber sie würden ihr den Weg ebnen, und sie erleichtern uns das Warten. Durch Variationen in der Darstellung, im Inhalt und eventuell im Masstab würde zugleich wertvolles Studienmaterial geliefert für die spätere endgültige Ausführung der grossen Karte. Sollten diese provisorischen Lösungen, diese « Zwischenmasstabsredaktionen » usw. aber nur dazu dienen, eine endgültige Fassung der grossen Karte auf die lange Bank zu schieben oder gar zu umgehen, dann wäre ihre Annahme das Todesurteil für die grosse Karte. Packen wir also den kleinen Finger, der uns geboten wird, aber sehen wir, dass wir bald die ganze Hand erhalten. Stimmen wir der Militärkarte 1: 50,000 und den provisorischen Lösungen grossen Masstabes zu, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass eine definitive, vollwertige grosse Karte möglichst bald nachfolgen werde.

Es ist nicht nur die Ungeduld nach der grossen Karte, die mich dies schreiben lässt, es ist ebensosehr die Besorgnis um die Form der Armeekarte 1: 50,000. Diese Form ist sehr davon abhängig, ob die Karte dauernd als einzige topographische Landeskarte gedacht ist, oder ob neben ihr noch eine detailreichere, grössere Karte zur Verfügung stehen wird. Erst wenn wir unserer Masstabsreihe sicher sind, können wir eine gute Karte 1: 50,000 machen, das heisst, sie inhaltlich so weit entlasten, wie es ihrem Masstab zukommt. Dies zeigt sich in den Kartenbeispielen 1: 50,000 der beiden « Studienblätter ». Ihre Ausführung ist mustergültig. Darstellungsart, Signaturen usw. könnten kaum mehr verbessert werden. Die Karten sind aber etwas überladen; sie sind als « Einheitskarte », als einzige topographische Detailkarte gedacht. Da sträubt man sich begreiflicherweise gegen die Preisgabe von Einzelheiten, die dann nirgends kartiert werden könnten. Stünde aber neben dieser Karte die grosse Detailkarte ebenfalls fest, so wäre man von solchen Zwangsjacken befreit. Ohne Änderung der Darstellungsart könnte man auf einige Namen und da und dort auch auf Fusswege verzichten, könnte das Fels- und Geröllbild offener und weniger detailliert zeichnen. Selbst über die vielumstrittene Äquidistanzfrage Hesse sich reden, sobald man der Ergänzung durch einen grössern Masstab sicher wäre. So aber, wie die Aussichten bis heute standen, ohne Gewissheit über die Karte 1: 20,000 oder 25,000, befinden wir Kartographen uns mit diesem Allerweltsf ünfzigtausendstel in einer unlösbaren Zwickmühle.

Geringe Bedeutung besitzen meiner Ansicht nach blosse photographische Vergrösserungen der Karte 1: 50,000. Auch die « Umzeichnungen der vergrösserten Armeekarte » bieten inhaltlich nichts Neues.

Beurteilung der « Studienblätter ».

Diese geben nur für das Armeekartenprojekt 1:50,000 endgültige Proben ( la und b des « Studienblattes der Landestopographie » ). Würde statt dessen das Projekt Lang ausgeführt, so entstünde eine inhaltsähnliche, aber etwas reicher gegliederte Karte als die Beispiele 3a und b des « Studienblattes des S.A.C. ». Wenn nach meinem Vorschlag die Karten 1: 50,000 und 1: 20,000 oder 25,000 erstellt würden, so hätte man sich die erstere etwas lockerer und einfacher zu denken als beim Armeekartenprojekt; letztere entspräche etwa den Beispielen 3a und b des « Studienblattes der Landestopographie », wobei der Fels in Niveaukurven mit Gerippelinien und Schattierungen, das Siedelungs- und das Waldbild weiter differenziert dargestellt werden könnten. Die vorliegenden Proben 1: 33,333 und 1: 25,000 sind keine definitiven Ausführungen. Beim Projekt Lang würde an Stelle der Karte 1: 20,000—25,000 ein inhaltsähnlicher Plan 1: 10,000 treten. So betrachtet, stünden die Beispiele 1: 25,000 in der goldenen Mitte zwischen zu grossen und zu kleinen Karten, während nach der Kartenauswahl des « S.A.C.-Studienblattes » der Karte 1: 33,333 diese günstige Mittelstellung zuzukommen scheint.

Ausser den hier erörterten allgemeinen Problemen ist es vor allem noch eine Frage der Darstellung, die ebenfalls die Gemüter bewegt. Es ist die alte Streitfrage der Beleuchtungsrichtung. Die Felszeichnung und die vorgesehene Schattierung der neuen Karte 1: 50,000 werden unter Annahme schräg einfallenden Lichtes ausgeführt. Die Armeekartenkommission hat sich hiebei mehrheitlich für die gewohnte Nordwestbeleuchtung ausgesprochen. Prof. Dr. Albert Heim kämpft seit Jahren für die naturwahrere Südbeleuchtung 8 ). Durch eingehende Prüfung der Frage bin auch ich zum Schluss gekommen, dass man die Bergformen bei Südbeleuchtung nach kurzer Angewöhnung ebenso unmittelbar und sicher sieht wie bei der bisherigen Lichtrichtung, dass man sie also in Anbetracht ihrer übrigen Vorzüge einführen sollte. Prof. Dr. O. Lehmann vertritt den gegenteiligen Standpunkt. Da diese Frage wohl auch im S.A.C. aufgerollt werden wird, da mir aber der Raum für ihre Erörterung fehlt, so sei auf die Aufsätze von Prof. Dr. Lehmann und von mir hingewiesen 1S ) 10 ). Als neueste Beispiele von Gebirgskarten mit Südbeleuchtung seien hiezu genannt meine Karte der Jungfraugruppe und des Aletschgletschers im Schweizerischen Mittelschulatlas, Ausgabe 193220 ), und meine neue Schulkarte des Kantons Graubünden u ).

Der Schweizer Alpenclub ist durch seine Bestrebungen, seine Leistungen und seinen Einfluss eine der kraftvollsten Stützen des kulturellen Lebens der Schweiz. Er ist mehr als nur ein Sport- und Wanderverein; auch die Förderung der wissenschaftlichen Erforschung unserer Gebirgswelt ist eine seiner vornehmsten Pflichten. Schon oft hat er sich ruhmvoll in den Dienst grosser Aufgaben gestellt. Heute stehen wir vor einer Aufgabe von ungewöhnlicher Tragweite. Es handelt sich nicht nur um die Schaffung einer Wanderkarte « für die praktischen Bedürfnisse des Bergsteigers ». Wir dürfen nicht einen Benutzerkreis, eine Benützungsart in enger Beschränkung herausgreifen. Wir müssen die Aufgaben und die Möglichkeiten in ihrer Gesamtheit zu beurteilen suchen und auch die zukünftige Entwicklung ins Auge fassen. Wir müssen den Grundstein legen zu einer kartographischen Erschliessung der Schweiz nach einheitlichem Gesamtplane. Eine Karte, ein einziger Masstab genügt nicht. Die Militärkarte 1: 50,000 ist uns sozusagen die vergrösserte Dufourkarte in modernisierter Form. Sie ist uns als allgemeine Wanderkarte und für hundert Dinge wissenschaftlicher und anderer Art wertvoll. Sie bedarf aber der Ergänzung durch die grosse topographische Landeskarte 1: 20,000 oder 25,000. Diese erst bringt den ersehnten Fortschritt; diese vermittelt uns unverkürzt die reiche Ernte der heutigen topographischen Vermessungen; diese ist in rationellster Form das getreue Abbild unseres Heimatbodens; diese geht der übrigen wissenschaftlichen Ge-ländeerforschung bahnbrechend voran. Lassen wir uns nicht durch Ungeduld und Hoffnungslosigkeit auf Nebengeleise drängen. Der Kampf um die grosse Karte wird lange dauern. Die gegenwärtige Weltlage ist unseren Bestrebungen ein Hindernis. Die gewünschte Beschleunigung kann vielleicht nur erreicht werden, wenn unser Militärkartenwesen durch zivile Hilfsquellen gestärkt wird. Der Schweizer Alpenclub wird sich nicht nur im gegenwärtigen Augenblick, nicht nur auf die in Aussicht stehende « erweiterte Landeskarten-konferenz » hin mit der Kartenfrage zu befassen haben. Er wird seine Bemühungen auch in den kommenden Jahren unentwegt fortsetzen müssen. Nur so werden wir das Ziel erreichen.

Erwähnte Literatur.

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