Himalaya-Chronik 1959-1961 | Club Alpino Svizzero CAS
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Himalaya-Chronik 1959-1961

Hinweis: Questo articolo è disponibile in un'unica lingua. In passato, gli annuari non venivano tradotti.

VON G. O. DYHRENFURTH, RINGGENBERG/HE

Mit 5 Bildern ( 56-60 ) Die Folge meiner Himalaya-Chroniken fand eine Unterbrechung, als der Chronist ( bei einem nächtlichen Kamelritt in Oberägypten ) schwer verunglückte. Seitdem sind zwei Jahre verstrichen. Nun gilt es, an die Himalaya-Chronik 1958 ( « Die Alpen », Quartalsheft 4, 1959 ) anzuschliessen und gleichzeitig mein inzwischen herausgekommenes Werk « Der dritte Pol » ( München: Nymphenburger Verlagshandlung 1960 ) zu ergänzen und bis Herbst 1961 nachzuführen. Es sei deshalb versucht, die wichtigsten Himalaya-Ereignisse dreier Jahre, 1959-1961, kurz zusammenzufassen, und zwar in einer geographischen Anordnung, die dem « Dritten Pol » entspricht.

Kangchendzönga-Gebiet 1. Im Frühjahr 1959 war Jannu ( 7710 m ) das Ziel einer starken französischen Expedition unter der Leitung von Jean Franco. Eine « Direttissima » sollte vom Yamatari-Gletscher über die Felsbastion « La Poire » und die Firnterrasse des « Trône » zur Gipfelpyramide führen. Da fegte eine riesige Lawine über die ganze SW-Flanke herab - glücklicherweise zu einer Zeit, als noch keine Seilschaft am Berg war. Daraufhin wurde die Route sofort ostwärts verlegt und über einen linken Zufluss des Yamatari-Gletschers zum Kamm zwischen Yamatari- und Yalung-Becken geführt. Nach härtestem Kampf wurde am 11. Mai Lager 6 ( 7300 m ) bezogen, und von diesem Adlerhorst traten Guido Magnone und Robert Paragot zum Angriff auf den Jannu-SE-Grat an. Zwei der besten französischen Bergsteiger brauchten hier einen vollen Tag, um knapp hundert Höhenmeter zu gewinnen. Für die furchtbar steilen, dachziegelartig liegenden Granitplatten hätte man Dutzende von Mauerhaken, viel Seil und viel Zeit haben müssen, was alles nicht mehr zur Verfügung stand. Bei Schneefall waren sie um 17 Uhr wieder in Lager 6.

Die Expedition hatte ihr Pulver verschossen. Sogar das Butangas, das man so dringend zum Schneeschmelzen und Kochen brauchte, ging zu Ende. Man musste sich diesmal damit zufrieden geben, einen sehr schwierigen, aber lawinensicheren Zugang bis 7400 m hinauf gefunden und ausgebaut zu haben, mit 150 Fels- und Eishaken und mit mehr als 2000 m fixen Seilen - eine gewaltige Leistung. Nun soll im Frühjahr 1962 eine neue Expedition unter Leitung von Lionel Terray die Entscheidung bringen.

Literatur: « La Montagne », octobre 1959, p. 108-121. « Groupe de Haute Montagne », Annales 1959, p.1-7.

2. Im Herbst 1960 kam wieder einmal der Kangchengyao ( 6889 m ) an die Reihe, dieser in der Dongkya-Kette gelegene Grenzberg, der schon 1912 von dem grossen, einsamen Himalaya-Pionier Dr. A. M. Kellas erstmalig bestiegen wurde. Die Kundfahrt, die H. V. R. Iengar ( Kalkutta ) mit vier Sherpas auf der NE-Seite des Kangchengyao machte, führte nur bis etwa 6250 m und brachte weder bergsteigerisch noch topographisch nennenswerte Ergebnisse.

Literatur: « Himalayan Journal » XXII, p. 75-83.

3. Der von Darjiling gut sichtbare Talung Peak ( 7349 m ) ist noch immer unerstiegen. Im März/ April 1961 führte der Amerikaner Robert O. Lee eine kleine Expedition dorthin, doch kam es zu keinem ernsthaften Angriff.

Literatur: « American Alpine Club News », No. 66, September 1961.

Everest-Gebiet 4. Ama Dablam ( 6856 m ) ist einer der herrlichsten Berge der Welt. Nach dem Misserfolg von 1958 am SW-Grat machte eine britische Expedition unter der Leitung von H. Emlyn Jones im Frühjahr 1959 einen neuen Angriff, und zwar diesmal aus dem Imja-Becken über NE-Sporn und Nordgrat. Am Morgen des 21. Mai 1959 konnte die Seilschaft M.J.Harris-G.J. Fraser im Aufstieg von Lager 5 gegen den Gipfel bei etwa 6600 m beobachtet werden. Dann hüllte sich die Spitze in Wolken, und man sah und hörte von den beiden Kletterern nichts mehr. Es ist möglich, dass sie den Gipfel erreicht haben und erst beim Abstieg in die NW-Wand abgestürzt sind. Das Suchen im NW-Kessel der Ama Dablam blieb allerdings ergebnislos.

Literatur: « Alpine Journal » No. 300, May 1960, p. 1-10. « Groupe de Haute Montagne, Annales » 1959, p.8-13.

5. Im Herbst 1959 war wieder der als relativ leichter Achttausender geltende Cho Oyu ( 8153 m ) das Ziel, und zwar diesmal für eine grosse internationale Frauen-Expedition unter der Leitung der berühmten Madame Claude Kogan. Dieses Unternehmen von vier Französinnen, drei Engländerinnen, drei nepalischen Mädchen, einer Belgierin und einer Schweizerin war für die Presse eine Sensation. Mitte September stand das Basislager ( 5600 m ); der bekannte Gletscherbruch zwischen 6600 und 6800 m kostete nicht viel Zeit, und am 1. Oktober bezogen Madame Kogan und Claudine van der Stratten mit dem Sherpa Ang Norbu Lager 4 ( 7100 m ), um gegen den Gipfel vorzustossen. Da schlug das Wetter um: Bei hoher Temperatur trat starker Schneefall ein. Am 2. Oktober gingen Sirdar Wangdi und Sherpa Chhowang von Lager 2 ( 6400 m ) trotz schwerem Schneesturm bergwärts, um der abgeschnittenen Spitzengruppe zu Hilfe zu kommen Bei diesem tollkühnen Entsatz-versuch gerieten sie in eine Lawine. Chhowang wurde tief verschüttet; Wangdi konnte sich in zweistündigem, verzweifeltem Kampf freimachen und in der folgenden Nacht, mit Frostschäden, das Basislager erreichen. Als es nach ein paar Tagen aufklarte, konnte man sich davon überzeugen, dass eine grosse Lawine auch den Platz von Lager 4 überflutet hatte. Die Spitzengruppe ist wahrscheinlich im Zelt vom weissen Tod überrascht worden. So hat « der leichte Achttausender » zwei der besten Bergsteigerinnen und zwei tapfere Sherpas gefällt. Man sollte die grossen Berge nicht mehr in der Nachmonsunzeit angehen!

Literatur: « La Montagne » décembre 1959, p. 174; février 1960, p. 193-195.

6. Für das Frühjahr 1960 wurde die « Erste Indische Everest-Expedition » organisiert. Dank Nehru übernahm die Indische Zentralregierung die Finanzierung; die Kosten beliefen sich auf etwa Fr. 350 000. Leiter war Brigadier Gyan Singh, Stellvertreter Keki F. Bunshah ( von Bombay ). Insgesamt waren es 20 Expeditionsteilnehmer und 50 Sherpas, mit 18 Tonnen Gepäck, wofür man 700 Träger benötigte - also eine der grössten Himalaya-Expeditionen, die es bisher gegeben hat.

Am 9.Mai wurde Lager 6 ( 7986 m ) im Südsattel bezogen; man fand dort ein liegengebliebenes Tagebuch von Dr. Hans Grimm ( Schweizerische Everest-Expedition 1956 ). Eine Schlechtwetterperiode mit häufigen Schneefällen nötigte zum Rückzug, und erst am 23. Mai wurde der Südsattel wieder besetzt. Am 24. Mai, bei schönem, ruhigem Wetter, wurde auf dem Everest-SE-Grat das Sturmlager 7 ( 8400 m ) erstellt, von dem am nächsten Morgen Sonam Gyatso - Nawang Gombu -Captain Narandra Kumar einen Angriff auf den Gipfel versuchten. Bei etwa 28 300 ft. = 8625 m, also knapp 140 m unter dem Südgipfel, machten sie halt: Sehr starker Höhenwind, bittere Kälte, dichte Schneefahnen, keine Sicht mehr... zurück! Das war die Entscheidung, denn bereits am nächsten Tage, dem 26. Mai, setzte der Monsun mit Schneefall ein. Am 29. Mai waren alle glücklich unten im Basislager.

Literatur: « First Indian Expedition to Mount Everest ». New Delhi: Caxton Press, 1960. « Alpine Journal » No. 302, p.15-27. « Himalayan Journal » XXII, p.3-12. Gyan Singh: « Lure of Everest ». Delhi 1961.

7. Über das Konkurrenzunternehmen, die « Chinesische Everest-Expedition I960 », wurde aus Peking berichtet: Basislager am 19.März bei 5120 m - offenbar im Rongphu-Tal und nahe dem Platz, wo die Engländer von 1922 bis 1938 ihr Standlager aufzuschlagen pflegten. Chinesisches Lager 1 ( 5400 m ), 2 ( 5900 m ) und 3 ( 6400 m ) am oder auf dem östlichen Rongphu-Gletscher und ganz nahe den entsprechenden englischen Lagerplätzen, wo die Höhenzahlen lauten: 5490 m, 5930 m und 6400 m. Auch das chinesische Lager 4 am Nordsattel ( alte Kote 7007 m, neue Vermessung 6985 m ) ist mit dem britischen Lager 4 nahezu identisch. Dagegen sind die chinesischen Hochlager 5 ( wahrscheinlich etwa 7600 in ), 6 ( etwa 8100 m ) und 7 ( etwa 8300 m ) nicht genau zu lokalisieren. Lager 7 dürfte nicht weit von der NE-Schulter ( 8348 m ) entfernt gewesen sein; Lager 8 ( etwa 8500 m ) war vermutlich in der Gegend der « Ersten Stufe » des NE-Grates. Dieses Sturmlager wurde nach den Pekinger Berichten am 23. Mai besetzt. Am Abend empfing man den neuesten Wetterbericht als Lichtsignal von Lager 3: « Schönes Wetter für den 24. » Die Angriffsmannschaft bestand aus Wang Fu-chu, Liu Lien-man, Chu-Ying-hua und dem Tibeter Gonpa. Sie brachen am 24. Mai um 9.30 Uhr ( Peking-Zeit ) auf. Der Zeitunterschied zwischen Peking ( rund 127° östliche Länge ) und Mount Everest ( rund 87° östliche Länge ) beträgt 40 mal 4 = 160 Minuten; nach Ortszeit war es also erst 6.50 Uhr. Die grössten Schwierigkeiten machte die berühmte « Zweite Stufe », ein sehr steiler felsiger Grataufschwung. Diese 30 m kosteten mehr als fünf Stunden, davon drei Stunden für die letzten drei Meter. Am Abend ging der Sauerstoff zur Neige. Der sehr erschöpfte Liu Lien-man blieb zurück; die anderen drei setzten den Aufstieg fort, mussten aber - ohne Sauerstoff - nach jedem Schritt eine Weile rasten und erreichten den Gipfel erst am 25. Mai um 1.40 Uhr Ortszeit, fast 19 Stunden nach ihrem Aufbruch von Lager B. Zum Photographieren war es also zu dunkel, aber eine rote Fahne und eine Gipsbüste von Mao Tse-tung wurden aufgepflanzt. Nach einer Viertelstunde traten sie den Abstieg an. Bei etwa 8700 m wurde es hell genug für die erste Aufnahme, die eine kleine Literatur hervorgerufen hat:

Zweifellos ist die chinesische Aufnahme nicht ( wie behauptet ) beim ersten Tageslicht gemacht worden, sondern als die Sonne bereits 31° über dem mathematischen Horizont stand, wie man aus den Schattenwinkeln ausmessen kann, also mehr als zwei Stunden nach Sonnenaufgang, etwa um 7.40 Uhr Ortszeit. Demgemäss müsste der Abstieg vom Gipfel ( 8848 m ) bis etwa 8700 m fast sechs Stunden erfordert haben. Ferner hätte die Aufnahme ( siehe « La Montagne », février 1961, p. 9 ) zu einer Zeit stattgefunden, als die indische Mannschaft auf der Südseite des Everest-Gipfels sich zum Rückzug gezwungen sah. Das ist zwar auffällig, doch ist es nicht undenkbar, dass die niedrigeren Gipfel auf der tibetischen Seite am Morgen des 25. Mai noch volle Sonne hatten. Leider hat die chinesische Aufnahme gar keinen Vordergrund; ihr Bildwinkel ist etwa 21°. Wahrscheinlich handelt es sich um eine kleine Cine-Kamera ( 8 mm ?). Ob der Photograph sich dabei auf dem NE-Grat oder in einem Flugzeug nahe dem NE-Grat des Everest befand, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Dass es keinerlei Nahaufnahmen gibt, weder von der sehr « photogenen » Zweiten Stufe noch von der Ersten Stufe des NE-Grates noch von der Schulter, mahnt zum Aufsehen. Auch in der chinesischen « Routen-Beschreibung » fehlen die topographischen Einzelheiten fast gänzlich, und der fünftägige Abstieg von Lager 8 bis zum Basislager, der sich doch bei Monsunwetter vollzogen haben müsste, wird gar nicht erwähnt. So gibt es bei der « Chinesischen Everest-Besteigung 1960 » mancherlei Fragezeichen, und man kann nur hoffen, dass die für 1962 geplante « Indische Everest-Expedition » oder die für 1963 beabsichtigte « Amerikanische Everest-Expedition » etwas zur Aufklärung beitragen werden.

Literatur: « Peking Review », 7. und 14. Juni 1960. « La Montagne » février 1961, p. 2-9, décembre 1961 p. 157, 158. « Die Alpen », Monatsbulletin 8, August 1961, S. 142/143. « Alpine Journal » No. 302, May 1961, p. 28-41, und No. 303, November 1961, p.313-315.

8. Im Spätsommer 1960 startete eine von Sir Edmund P. Hillary organisierte Grossexpedition in den Khumbu Himal. Da Hillarys Name als Kassenmagnet gewirkt hatte, war die Finanzierung -hauptsächlich in den USA - so grosszügig, dass eine Arbeitszeit bis Sommer 1961 vorgesehen werden konnte. Die Aufgaben waren: Yeti-Forschungen, Höhenphysiologische Studien, auch in der Winterszeit, und die Besteigung des ( bereits 1955 von den Franzosen bezwungenen ) Makalu ( 8481 m ), diesmal aber tunlichst ohne Sauerstoff.

An der Suche nach dem « schrecklichen Schneemenschen » beteiligten sich diesmal mehrere Spezialisten aus Chicago, darunter ein Ökologe, ein Direktor des Zoologischen Gartens, ein Anthropologe, ferner ein Arzt und ein Journalist. Man hielt sich vor allem an das Rolwaling- und Menlung-Gebiet, wo Eric Shipton und Michael Ward 1951 die besten und oft publizierten Yeti-Spuren aufgenommen hatten. Man fand aber nur ein Fell des sehr seltenen « Blauen Bären » und konnte ausserdem zwei Pandas ( Ailurusfulgem ) lebend fangen. Nach vieler Mühe gelang es, den berühmten « Yeti-Skalp » von Khumdzung für ein paar Monate auszuleihen, allerdings nur unter der Bedingung, dass Khumbo Chumbi, einer der Ältesten von Khumdzung, als Wächter und Treu- händer mitreiste. Ende November 1960 begann die Fahrt rund um die Erde. Der Skalp stellte sich bei genauer Untersuchung als ein Stück Ziegenfell heraus!

Eine andere Gruppe erbaute inzwischen im Mingbo-Tal, südlich der Ama Dablam, zwei stabile Hütten, « Green Hut » ( 4970 m ) mit vier Schlafkojen, Ofen und Bank und « Silver Hut » ( 5790 m ) am Rakpa-Gletscher, unter dem Ama Dablam-Sattel. Die Silber-Hütte war von Anfang Dezember 1960 bis Ende April 1961 ständig besetzt, und die Akklimatisation bei winterlichen Verhältnissen gelang über Erwarten gut, so dass ein umfangreiches wissenschaftliches Arbeitspensum von 6 Physiologen, 1 Glaziologen und 2 Bergsteigern restlos durchgeführt werden konnte. Manchmal bekamen sie Helikopter-Besuch. Der in Kathmandu stationierte Hubschrauber, den die Expedition im Bedarfsfall mieten konnte, hatte eine Steighöhe bis etwa 6100 m.

Nicht weit von der Silber-Hütte erhebt sich Pumo Dablam ( ca. 6400 m ), das « Tochter-Medaillon », eine kleinere Ausgabe der stolzen Ama Dablam ( 6856 m ), deren Name « Mutter-Medaillon » bedeuten dürfte. Die Erstersteigung der Pumo Dablam machte im November Dr. Jim Milledge mit einem Sherpa. Der Ama Dablam selbst wandte man sich in der zweiten Februarhälfte zu, als die Silberhütte mit Wissenschaftlern überfüllt war und als die winterliche Kälte allmählich etwas nachliess. Für einen Angriff kam von hier aus nur der SW-Grat in Frage, den J Cunningham-G. Pirovano im Herbst 1958 bis etwa 6100 m erkundet hatten. Und jetzt gelang es in dreiwöchiger harter Arbeit: Am 13.März 1961 standen die beiden Seilschaften Michael Ward-Wally Romanes und Michael Gill-Barry Bishop auf dem Gipfel der Ama Dablam ( 6856 m ). Es war eine der allerschwersten Bergfahrten, die bisher im Himalaya ausgeführt wurden, und erforderte z.B. Fels- und Eishaken in Menge, Steigbügel und Strickleitern, gegen 500 m fixe Seile usw., nicht viel anders als bei einer modernen, extremen alpinen Kletterei, nur mit einem wesentlichen Unterschied: In den Alpen wird heutzutage die « Direttissima », die allerschwerste Möglichkeit, die Route, welche die allermeisten technischen Hilfsmittel erfordert, planmässig gesucht. An einem Berge wie Ama Dablam dagegen findet auch der extreme « Sestogradist » noch sein Auslangen, wenn er sich um die beste, die relativ leichteste Route bemüht, und in einem solchen Falle scheint der « akrobatische Alpinismus » auch einem klassischen Bergsteiger logisch. Denn wer möchte sich damit abfinden, z.B. Jannu ( 7710 m ) oder Machapucharé ( 6997 m ) für unbesteigbar zu erklären?

Beim Abstieg von der Ama Dablam gab es einen bösen Unfall: Am « Gelben Turm » löste sich ein Block und dem Sherpa Gumen Dorji, der eine schwere Last trug, wurde das rechte Bein dicht unter dem Knie gebrochen. Dr. M. Ward, der ja Arzt ist, gab ihm Morphium und Antibiotika, richtete den Bruch ein und schiente das Bein auf Pappdeckel. Dann begann der Transport des Verletzten, der von einem Mann - Ward oder Gill abwechselnd - auf dem Rücken getragen werden musste, und das bei einer wirklich schweren Gratkletterei. Romanes sicherte und zwei Mann mussten Füsse und Hände des gerade tragenden Sahib in Position halten und Gumens vorstehendes Bein schützen. Auch mit äusserstem Einsatz kam man nur schrecklich langsam vorwärts. Bei etwa 6100 m war es Zeit für ein Notlager - bei beginnendem Schneefall. Am Morgen - es war der 16. März - lag der Neuschnee 20 cm hoch auf den Felsen. Dass es trotzdem schliesslich gelang, Gumen Dorji glücklich hinunterzubringen, ist fast ein Wunder. Am 17. März war er in Mingbo und am 19. März beförderte ihn ein Flugzeug nach Kathmandu ins Spital, wo man staunend sah, dass das Bein noch immer in richtiger Position lag. Alles in allem - die Erstersteigung der Ama Dablam mit der Rettung eines Verunglückten von diesem berühmt schweren Berg ist ein Ruhmes-blatt in der Geschichte des Himalaya.

Politisch gab es noch einen Sturm im Wasserglas: Die nepalische Regierung beanstandete, dass für die Besteigung der Ama Dablam keine Spezialbewilligung eingeholt worden sei, und widerrief als Strafe die Makalu-Genehmigung. In Wahrheit hatte die Hillary-Expedition die Erlaubnis gehabt, im Mingbo-Gebiet Bergtouren zu machen, und dazu gehörte ja vor allem die Ama Dablam. Erst nach zehntägigen mühevollen Verhandlungen in Kathmandu konnte Hillary diesen Streitfall beilegen. Nun wanderte das Gros der Expedition in drei Tagen von der Silberhütte über den Mingbo La ( ca. 5900 m ) hinüber in das seenreiche obere Hongu-Tal und über den Plateaugletscher zum Oberen Barun-Gletscher, an dessen linkem Ufer Makalu-Lager 1 ( etwa 5300 m ) bezogen wurde. In dieser Region hatte die von Hillary organisierte Neuseeländische Expedition 1954 viel Missgeschick gehabt. Auch 1961 ging es hier nicht gut:

In Lager 3 ( 6400 m ) erlitt Hillary einen leichten Schlaganfall. Sauerstoff-Atmung besserte seinen Zustand, doch musste er schleunigst hinunter in geringere Meereshöhen. Dr. Michael Ward übernahm die Leitung. Im Makalu-Sattel wurde Lager 5 ( 7410 m ) bezogen und das höhenphysiologische Programm ergänzt. Inzwischen wurden auf der Nordseite des Makalu noch zwei höhere Lager vorgeschoben, 6 ( etwa 7900 m ) und 7 ( etwa 8070 m ). Dabei zog M. Gi sich einen bösen Frostschaden an der Nase zu, und der Sherpa Ang Temba verletzte sich ein Fussgelenk so stark, dass er nicht mehr gehen konnte.

Am 18. Mai machten Peter Mulgrew-Dr. Tom Nevison-Annalu den Angriff auf den Gipfel. Ohne Sauerstoffgeräte, langsam steigend gelangten sie bis etwa 8350 m, als plötzlich Mulgrew einen furchtbaren Schmerz in der Brust empfand - ein Schock, der ihn zunächst bewegungsunfähig machte. Wie sich später herausstellte, war es ein Lungeninfarkt. Nur mit äusserstem Willenseinsatz gelang es der Seilschaft, am späten Nachmittag wenigstens Lager 7 zu erreichen. Am nächsten Tage alarmierte Annalu die Lager 6 und 5. Nevison und Mulgrew versuchten, nach Camp 6 abzusteigen, mussten aber unterwegs ein Notlager beziehen, in einem von 6 heraufgebrachten Zelt. Am 20. Mai harrten sie dort aus; Mulgrew konnte sich nicht bewegen. Erst am 21. Mai waren genug Sherpas zur Stelle, um den Kranken, der auch schwere Frostschäden erlitten hatte, nach Lager 5 im Makalu-Sattel zu schaffen.

Am 18. Mai hatte man Ang Temba von Lager 6 herunterholen müssen. Bei diesem Transport stürzte Dr. Ward, musste in sein Zelt geschleppt werden und lag dort zwei Tage in hohem Fieber — mit Lungenentzündung! Zwei Ärzte waren zur Stelle, Dr. Tom Nevison und der erkrankte Dr. Michael Ward selbst, und im Makalu-Sattel ( 7410 m ) gab es Antibiotika und auch Sauerstoff-Flaschen für Notfälle. Trotzdem war die Situation ziemlich verzweifelt; doch dank dem heroischen Einsatz aller halbwegs arbeitsfähigen Expeditionsteilnehmer und auch derjenigen Sherpas, die eigentlich gar nicht für grosse Höhen vorgesehen und ausgerüstet waren, gelang es, die drei Kranken glücklich hinunterzuschaffen. Inzwischen hatte man auch mit Kathmandu Verbindung aufgenommen; der dort stationierte Hubschrauber kam nach Shershon ( 4300 m ) am Unteren Barun-Gletscher und brachte die Kranken in das Missionsspital in Kathmandu. Leider mussten dem Neuseeländer Mulgrew schliesslich beide Beine unter dem Knie amputiert werden.

Die britische Makalu-Expedition 1961 steht in einem tragischen Gegensatz zu der französischen Makalu-Besteigung 1955. Für die Franzosen war Makalu wirklich « montagne heureuse », alles ging wunschgemäss - kaum anstrengender als eine normale Mont Blanc-Besteigung bei schönstem Wetter. Daraus sieht man deutlich: Ein Angriff auf die grossen Achttausender ( über 8300 m ) ohne Sauerstoffgeräte ist und bleibt gefährlich, auch für gut akklimatisierte, leistungsfähige Himalaya-Bergsteiger. Es ist ein zweckloses Risiko, von dem man abraten muss.

Literatur: « Alpine Journal » No. 303, November 1961, p. 343-364.

9. Nuptse, d.h.« Westspitze », mit den Gratgipfeln ( von E nach W ) P. 7703, P. 7815, P. 7879, P. 7795 und P.7745 ist eigentlich nur der lange Westgrat des Lhotse-Massivs. Die Scharte 7569 m zwischen Lhotse und Nuptse ist immerhin rund 300 m gegenüber dem höchsten Nuptse-Mittelgipfel ( 7879 m ) eingesenkt. Die nächstliegende Route auf den Nuptse wäre, aus dem Westbecken ( Western Cwm ) bzw. vom Lhotsehang-Gletscher bei etwa 7300 m von dem zum Südsattel ( 7980 m ) führenden « Hauptweg » südwärts abzubiegen. Allerdings würde man auf diese Weise wahrscheinlich nur P. 7703 erreichen; denn etwa 2800 m eines schneidigen Wächtengrates hin und zurück - das wäre wohl zu viel des Guten.

Im Frühjahr 1961 entschied sich eine starke britische Expedition unter der Leitung von J. Walmsley für einen direkten Angriff durch die Südflanke des Nuptse auf seinen Mittelgipfel ( 7879 m ). Dazu musste zunächst « Central Ridge » gangbar gemacht werden, der Grat zwischen Nuptse-GIetscher und « Lhotse Nup Glacier » ( westlichem Lhotse-Gletscher ). Dieser « Mittelgrat » erwies sich als sehr schwierig und kostete noch mehr Zeit und Mühe, als man gerechnet hatte. Die Strecke von Camp 1 ( ca. 5500 m ) bis Camp 4 ( ca. 6300 m ) dürfte von ähnlichem Kaliber sein, wie z.B. der Ostsporn des Kangchendzönga, mit dem sich die Münchener 1929 und 1931 herumgeschlagen haben. Am 12. April begannen die Arbeiten, erst am 15. Mai konnte Camp 8, das Sturmlager ( 7250 m ), erstellt werden, und am 16.Mai 1961 um 16.15 Uhr standen Dennis P.Davis-Tashi auf dem Mittelgipfel ( 7879 m ), dem höchsten Punkt des ganzen, 5 km langen Nuptse-Grates. Am 17. Mai wurde die Besteigung von zwei Seilschaften wiederholt: Chris J.S.Bonington-Les Brown und Dr. J.Swallow-Ang Pemba schafften es in der Spur des Vortages in sehr guter Zeit... Lager 8 ab um 6.45 und 7.00 Uhr, Hauptgrat 10.00 Uhr, Gipfel 11.30 und wieder im Lager um 14.00 Uhr.

Der ins einzelne gehende und von jeder Übertreibung denkbar weit entfernte Bericht des Expeditionsleiters vermittelt eine gute Vorstellung davon, was die Nuptse-Besteigung von Süden bedeutet: Eine der grössten bergsteigerischen Taten im Himalaya.

Literatur: « Alpine Journal » No. 303, November 1961, p. 209-234.

10. Nur kurz hingewiesen sei hier auf das seit Herbst 1960 im Gang befindliche, wichtige « Forschungsunternehmen Nepal-Himalaya » ( Research Scheme Nepal Himalaya ), unterstützt vom deutschen Bundeskanzleramt und Bundesministerium des Innern, der deutschen Industrie, dem Deutschen Alpenverein, dem Österreichischen Alpenverein, dem Internationalen Roten Kreuz, dem Schweizer Hilfswerk und dem Promotor Dr. Toni Hagen. Die Gesamtleitung dieses Unternehmens hat Universitätsdozent Dr. W. Hellmich ( Zoologische Staatssammlung Münchendie Leitung der kartographischen Arbeiten hat Dipl.Ing. Erwin Schneider ( Lech am Arlberg ), Topograph des ÖAV und des DAV. Von Dezember 1960 bis Februar 1961 machte Schneider ( mit Assistenz von Ulrich Gruber ) geodätische und photogrammetrische Vorarbeiten südlich der Gauri-Shankar-Gruppe, in Khimti Khola, Jiri Khola und Likhu Khola, also in der SW-Ecke des vorgesehenen Forschungsgebietes. Die Sichtverhältnisse waren meist ausgezeichnet; allerdings war es auch hier, in den Vorbergen, oft bitter kalt und stürmisch. Im März 1961 war Gruber zwischendurch am Kar-nali-Fluss in West-Nepal tätig.

Die zweite Gruppe bestand aus dem Zoologen Prof. Dr. H. Janetschek ( Universität Innsbruck ), dem Geologen Dr. H. List ( München ) und dem Berater für Flug- und Funkwesen, Dipl.Ing. M. Wuppermann ( Rheinland ). Sie arbeitete im Frühjahr und Sommer 1961 hauptsächlich im Bereich von Erwin Schneiders Everestkarte. Leider mussten List und Wuppermann krankheitshalber vorzeitig abbrechen, aber Janetschek und Gruber setzten die Studien auf biologischem Gebiet fort. Von der reichen Besiedlung der grossen Höhen ( bis 6100 m ) mit Kleintieren wurden rund 10000 Belegexemplare gesammelt und heil nach Europa gebracht.

Dank grosszügiger Förderung durch Baron Heinrich Thyssen ( Castagnola ) konnte die dritte Gruppe, die am 21. September 1961 von Zürich ausreiste, ziemlich stark gehalten werden. Die Lei- tung lag wieder in den Händen von Dipl.Ing. Erwin Schneider, dem Kartographen beider Alpenvereine. Ihn begleiteten zwei junge Geodäten, Ing. Peter Breuer ( Stuttgart ) und Dipl.Ing. Gerhard Kerner ( München ), ferner drei erfahrene Bergsteiger und Bergführer, Kuno Rainer ( Kitzbühel ), Ernst Senn ( Innsbruck ) und Hubert Schriebl ( Innsbruck ). Man arbeitete an vier Phototheodoliten, denn Schriebl war binnen kurzem so weit, dass er gemäss Schneiders Angaben selbst Standlinien « schiessen » konnte. So gelang es in dreimonatiger Arbeit, alle Lücken in der Everestkarte von 1955 auszufüllen, die Triangulation von 1955 mit der von 1961 zusammenzuschliessen und ganz Khumbu photogrammetrisch aufzunehmen. Auf die neue grosse Karte im Maßstab 1:50 000 darf man mit Recht gespannt sein. Es war eine sehr harte Arbeit. « Gegen derartige Vermessungen bei winterlichen Verhältnissen im Hochhimalaya ist selbst extremes Bergsteigen fast nur eine Kleinigkeit. » Viele Standlinien lagen über 5000 m, mehrere sogar auf 5900 m. In diesen Höhen ist es im November und besonders im Dezember meist grimmig kalt bei sturmartigem Wind - sehr bitter für Präzisions-arbeiten! Überdies waren die Sichtverhältnisse nur im Hochgebirge gut. Die Vorberge steckten oft in Wolken, was die Aufnahmen talabwärts sehr mühsam machte.

Literatur: « Der Bergsteiger » Mai 1961, S. 482/483; Dezember 1961, S. 209/210. Schriftliche Berichte ( Tagebuch ) von E. Schneider.

11. Auch die Tibet-Flüchtlinge muss unsere Chronik wenigstens erwähnen. Um die Not der Tibeter, die sich über den Nangpa La gerettet hatten und nun in Khumbu zusammendrängten, wenigstens zu lindern, mussten « Pilatus Porter »-Maschinen eingesetzt werden. Am Fusse der Ama Dablam, bei Mingbo, entstand der zur Zeit wohl höchste Flugplatz der Welt ( etwa 4700 m ). Dr. Toni Hagen, Delegierter des IKRK für die Tibet-Flüchtlinge in Nepal, hat darüber berichtet, auch über die erste Bruchlandung. Allmählich wurde die Piste verbessert, und die Piloten gewöhnten sich auch daran, so dass es ohne ernsthafte Unfälle abging. Die Schweizer Tibethilfe tut ihr Möglichstes. Die Flüchtlinge sollen nicht einfach gefüttert werden, sondern man will ihnen sinnvolle Arbeit geben und die Gelegenheit, in Nepal ein neues Heim zu finden. In Khumbu gibt es seit 1961 nicht nur einen kleinen Flugplatz, sondern in Khumdzung wurde sogar die erste Schule des Sherpa-Landes gebaut, unter Aufsicht von Hillary, und es wurde auch ein Lehrer angestellt.

Literatur: « Neue Zürcher Zeitung », 20. und 21.Oktober 1961, Nr.3901 und 3912. « Alpine Journal » No.303, November 1961, p. 363/364.

12. Über die Arbeit der Sherpas in grossen Höhen wollte der deutsche Regisseur Gert Mehl einen Film drehen. Dabei verunglückte sein Mitarbeiter, der schweizerische Kameramann Werner Stäuble, mit dem Sherpa Lobsang am 7. Dezember 1961 tödlich. Es geschah am Pumori ( 7145 m ), auf dem Rückweg von Filmarbeiten zum Zeltlager, durch Sturz in eine Spalte - offenbar eine Unaufmerksamkeit. W. Stäuble war ein erfahrener Bergsteiger, der sogar 1958 am Dhaulagiri gewesen war. G. Mehl erlitt schwere Erfrierungen.

Literatur: Deutsche Presse-Agentur, 21. Dezember 1961. « Die Alpen », Monatsbulletin 2, Februar 1962, S. 41/42.

Zwischen Dudh Kosi und Trisuli 13. Im Herbst 1959 ging eine kleine japanische Gruppe von Kathmandu in den Rolwaling Himal. Es waren H. Kato, M. Abe und M. Oishi mit vier Sherpas, die sie zum erstenmal bei der nepalischen « Himalayan Society » angeworben hatten. Die Japaner waren mit diesen Leuten sehr zufrieden. Am 28. September war die Expedition in Beding ( 3660 m ) im Rolwaling-Tal, deponierte im dortigen Kloster die Hälfte ihres Proviants und errichtete ihr Basislager am Menlung PokhariMenlung-See ) bei 4800 m. Zu einem Angriff auf Gauri Shankar ( 7145 m ) oder Menlungtse ( 7181 m ) kam es 8 Die Alpen- 1962 - Les Alpes113 nicht. Diese beiden Hauptgipfel der Gruppe sind prachtvolle Berge, aber abschreckend schwierig, und trotz wiederholten Erkundungen ist noch keine halbwegs einleuchtende Route bekanntgeworden. Auch die Japaner äussern sich nicht sehr hoffnungsvoll.

Am 4. November wurden Kato, der nepalische Verbindungsoffizier und zwei Sherpas im Basislager plötzlich von neun bewaffneten Tibetern umzingelt, die ein erhebliches Lösegeld in bar verlangten. Nach langem Verhandeln einigte man sich auf 500 Rupies, aber als die Räuber abgezogen waren, stellte sich heraus, dass sie 2260 Rupies mitgenommen hatten. Dieser ärgerliche Vorfall wuchs sich auf dem Wege bis Kathmandu zu der Sensationsmeldung aus, die ganze japanische Expedition sei durch Rotchinesen verschleppt worden. Literatur: « American Alpine Journal » 1960, p. 71/72.

14. Zur gleichen Zeit, im Herbst 1959, ging eine andere japanische Expedition unter der Leitung von T. Yamada in den Langtrang Himal ( auf älteren Karten Langtang Himal ). Es waren 6 Japaner mit 6 Sherpas und den erforderlichen Lokalträgern. Sie verliessen Kathmandu am 29. September, folgten dem Trisuli-Fluss und waren am 7. Oktober in Kyangjeng Gyang im Langtrang-Tal. Das bergsteigeriche Hauptziel war der Gangchen Ldrub ( 7245 m ), der früher « Langtang Lirung » genannt wurde. Dieser höchste Berg der Gruppe sah aber so abschreckend aus, dass man sich mit seinem kleineren östlichen Nachbarn begnügte, den die Japaner « Shalbachum » nennen; auf der neuen Karte von P. Aufschnaiter ist er als Tsangbu Ri ( 6745 m ) eingetragen. Dessen Erstbesteigung gelang am 25. Oktober nach Errichtung von drei Lagern.

Literatur: « American Alpine Journal » 1960, p. 69.

15. Im Oktober 1960 war eine kleine französische Expedition unter der Leitung von Robert Sandoz im Rolwaling Himal tätig. Die Erkundung des Chobutse ( 6666 m ) befriedigte nicht, aber man fand einen vollen Ersatz in dem Pigferago ( 6620 m ), dessen Erstersteigung der Seilschaft Alain Barbezat-Nawang Dorji über den schwierigen Westgrat gelang. Dann besuchte man noch vom Tolam Bau-Gletscher aus drei Gipfel, welche bereits die Gregory-Expedition 1955 bezwungen hatte: Pimu ( 6348 m ), Singkar ( 6288 m ) und den über dem Tesi Lapcha-Pass ( 5821 m ) aufragenden Parchamo ( 6318 m ). Sehr schön war auch die photographische Ausbeute.

Literatur: « La Montagne », Décembre 1961, p. 130-136.

16. In den Jugal Himal, 65 km nordöstlich von Kathmandu, hatten Japaner schon 1959 eine kleine Kundfahrt gemacht. 1961 folgte eine Expedition unter der Leitung von T. Kajimoto. Dabei bestiegen sie den Lönpo Gang ( 7083 m ) bis etwa 120 ft.36 m ) unter den Gipfel.

Literatur: « Himalayan Journal » XXII, p. 103-112. « Alpine Journal » No. 303, November 1961, p. 390.

17. Tragisch verlief der japanische Angriff im Frühjahr 1961 auf den Gangchhen Ledrub ( 7245 m ) im Langtrang Himal. Der Expeditionsleiter Y. Morimoto, K. Oshima und Sirdar Gyaltsen Norbu wurden am 11. Mai bei etwa 6200 m von einer Lawine erfasst und getötet. Die von der Osaka City University gestiftete Expedition wurde abgebrochen. Gyaltsen Norbu war der berühmte Sherpa, der 1955 mit den Franzosen auf dem Makalu, 1956 mit den Japanern auf dem Manaslu und 1960 mit Japanern auf Api ( s. unten ) gewesen war, der einzige Sherpa, der zwei Achttausender bestiegen hatte.

Literatur: American Alpine Club « News » No. 66, September 1961; No. 67, November 1961.

Beiderseits des Buri Gandaki 18. Der höchste Punkt des Ganesh Himal, den man am besten einfach als Ganesh Peak ( 7406 m ) bezeichnet, ist erstmalig 1955 erstiegen worden ( vgl. « Die Alpen » 1956, S.81/82 ). Die zweite Be- Steigung machte der Engländer P.J. Wallace mit Gyaltsen Norbu und Pa Norbu am 31. Mai 1960. Diesmal wurde nicht der Hauptgipfel erreicht, sondern der etwas niedrigere Ostgipfel. Literatur: « Himalayan Journal » XXII, p. 113-117.

19. Die Kulmination des Gurkha Himal, zwischen Buri Gandaki und Marsyandi, ist der Manaslu ( 8125 m ), der 1956 von den Japanern bezwungen wurde. Nun wurde der SE-Pfeiler der Gruppe, der mächtige Himal Chuli ( 7864 m ), die Aufgabe Nr.l der japanischen Bergsteiger. Nach einer Kundfahrt im Herbst 1958 machten sie den ersten Angriff im Frühjahr 1959. Es waren 8 Japaner mit J. Muraki als Leiter, 8 Sherpas mit Gyaltsen Norbu als Sirdar, ein nepalischer Verbindungsoffizier und 132 Lokalträger, die von Kathmandu nach 14tägigem Anmarsch durch das Buri Gandaki-Tal das Dorf Namru im ENE des Himal Chuli erreichten. Das Basislager ( 4200 m ) wurde im Shurang-Tal eingerichtet. Beim Vorschieben der Hochlager erkrankte plötzlich der Sherpa Nima Tensing schwer; er starb trotz ärztlicher Betreuung und Sauerstoffatmung und wurde bei Lager 2 ( 5800 m ) nach buddhistischem Ritus beigesetzt.

Vom Lager 3 ( 6500 m ) musste man etwa 300 m über eine steile Eiswand gegen den Chuling Khola-Gletscher absteigen, der vom Himal Chuli ostwärts abfliesst. Lager 4 liegt also nur bei etwa 6100 m; Camp 5 ( 6800 m ) befindet sich am Fuss der eigentlichen Gipfelpyramide. Am 20. Mai wurde Lager 6 ( 7100 m ) besetzt, und von dort aus machten am nächsten Tage Sh.Ishizaka-Y. Matsuda den Schlussangriff; sie kamen aber nur bis etwa 7400 m. Da Lebensmittel und Brennstoff zu Ende gingen, musste man für diesmal aufgeben.

Literatur: « Sangaku » ( The Journal of the Japanese Alpine Club ), vol. 54, 1959, p. 2-4. « American Alpine Journal » 1960, p. 70/71.

20. Bereits im nächsten Jahre, unter der Leitung von Jiro Yamada, glückte der grosse Wurf: Am 24. Mai 1960 gelangte die Seilschaft M. Harada auf den Gipfel, und am 25. Mai machten H. Miyashita-K. Nakazawa die zweite Besteigung.

Literatur: Private Korrespondenz.

21. Zwischen Manaslu und Himal Chuli liegt der ziemlich selbständige, aber bisher namenlose Peak 29 ( 25 705 ft. = 7835 m ), der jetzt für die Japaner an der Reihe ist. Der erste Versuch unter der Leitung von G. Shinoda im Frühjahr 1961 war allerdings ergebnislos, jedoch als Erkundung sicher nützlich. Neue Angriffe werden folgen.

Literatur: « Alpine Journal » No. 303, 1961, p. 390. Private Korrespondenz.

Annapurna-Gruppe 22. Für Annapurna II ( 7937 m ), den seit langem umworbenen zweithöchsten Gipfel der Gruppe, fiel 1960 die Entscheidung durch ein Grossunternehmen, das den umständlichen Namen trug: « The British Indian Nepalese Service Himalayan Expedition », unter der Leitung von Colonel J.O.M. Roberts, dem britischen Militärattache in Kathmandu und einem der erfahrensten « Himalayisten ». Die Mannschaft bestand aus 6 britischen, 2 indischen, 2 nepalischen Offizieren und 9 der besten Sherpas, mit Dawa Tensing als Sirdar.

Nach 16tägigem Anmarsch von Kathmandu aus, mit 156 Lokalträgern, war man im Oberen Marsyandi-Tal, bei Manangbhot ( 3500 m ). Die Route auf Annapurna IV ( 7524 m ) ist schon wiederholt beschrieben worden. Die Hochlager wurden errichtet: Nr. 1 bei 5350 m, 2 über dem Eiswulst bei etwa 5800 m, 3 hinter dem « Dom », einer breiten Firnschulter, bei etwa 6400 m, 4 bei etwa 6900 m. Schlechtwetter zwang zum Rückzug ins Basislager. Erst Mitte Mai konnte Lager 5 ( 7270 m ) besetzt werden, auf der Schulter von Annapurna IV, wo der lange Grat ostwärts zur Annapuma II abzweigt. Hier verliert man etwas Höhe: Der Platz für Lager 6, am Fuss der Gipfelpyramide von Annapurna II, hat nur etwa 7200 m. Dort wurde am 16. Mai ein Gepäckdepot mit Sauerstoffflaschen angelegt. Das Wetter sah so bedenklich aus, dass die Spitzengruppe lieber wieder nach Lager 5 zurückging. In der Frühe des 17. Mai klarte es jedoch auf, so dass beschlossen wurde, trotz der grossen Horizontalentfernung von Lager 5 aus den Schlussangriff zu versuchen.

Die Gipfelseilschaft bestand aus Captain R. H. Grant, Leutnant C.J. S. Bonington und dem Sherpa Korporal Ang Nyima. Ihnen folgten noch die beiden Sherpas Urkien und Mingma Tsering mit Ausrüstung für Lager 6. Die Dreiergruppe passierte mittags diesen letzten Lagerplatz und wechselte ihre Sauerstoffzylinder aus. Grants Gerät war schadhaft, Bonington führte. Die Kletterei an der Gipfelpyramide war nicht leicht, aber es gelang: Einer der höchsten noch junfräulichen Himalayagipfel wurde bezwungen. Bei Einbruch der Nacht erreichten Bonington-Grant-Ang Nyima auch noch glücklich Lager 6.

Am nächsten Morgen machten Urkien und Mingma von Lager 5 aus ohne Auftrag, nur zu ihrem eigenen Vergnügen, die dritte Besteigung von Annapurna IV ( 7524 m ), wo sie an einem Stock ein schmutziges Taschentuch als Siegeszeichen zurückliessen. Das entdeckten W.A.Crawshaw-S. Ward-Prabakhar Shamsher Rana, die am 19. Mai ebenfalls hinaufgingen. Annapurna IV ist also jetzt hinlänglich « erschlossen ».. Literatur: « Alpine Journal » No. 301, November I960, p. 143-150. « Himalayan Journal » XXII, p. 22-30.

23. Im nächsten Jahre wurde auch Annapurna III ( 1511 m ) bezwungen. Es war eine indische Expedition unter Leitung von S. Kohli am 6. Mai 1961; zwei Inder und ein Sherpa betraten den Gipfel. Diese kurze Meldung muss vorläufig genügen.

Literatur: American Alpine Club « News » No. 66, September 1961. « Alpine Journal » No. 303, November 1961, p. 390.

Dhaulagiri-Gebiet 24. Der einzige noch unerstiegene, politisch zugängliche Achttausender, Dhaulagiri I ( 8167 m offiziell, nach Neuberechnung 8222 m ), war schon auf Jahre im voraus « gebucht ». 1959 waren die Österreicher an der Reihe. Der Verlauf dieser Expedition unter der Leitung von Ingenieur Fritz Moravec darf als bekannt vorausgesetzt werden. Darum nur kurz:

Statt der bisher stets benutzten « Birnen-Route » wurde zum erstenmal der NE-Sporn versucht. Hochlager 2 ( 5700 m ) stand auf dem NE-Col, Camp 3 ( 6150 m ) auf dem nicht sehr steilen unteren Abschnitt des Sporns, 4 ( 6500 m ) an der « Eiswand ». Da brach nahe Lager 2 Heinrich Roiss in eine verdeckte Kluft ein, ohne dass es jemand gesehen hätte. Er verkeilte sich in 23 m Tiefe so fest, dass es zunächst nicht gelang, ihn herauszuziehen. Während der Rettungsarbeiten starb er. Am Wege zum « Franzosen-Pass » wurde er bestattet. Der Kampf um den Berg wurde weitergeführt, aber der seelische Schwung war dahin.

Die Herrichtung der Eiswand kostete 20 Nylonseile, die mittels Eishaken und Duraluminium-Firnhaken gespannt werden mussten, doch Schlechtwetter zwang zum Rückzug zum NE-Col. Erst am 22. Mai stand Lager 5 bei 7000 m unter einer 100 m hohen Felswand, die rechts der Kante « verschlossert » werden musste. Dann konnte Camp 6 ( knapp 7400 m ) als Sturmlager erstellt werden, von dem Karl Prein-Pasang Dawa Lama am 25. Mai zum Angriff antraten. Ohne Sauerstoffgerät gelangten sie bis etwa 7800 m, wo orkanartiger Sturm sie zurücktrieb. Obgleich eine Seitenwand des Zeltes aufgerissen war, harrten sie in dieser Ruine noch zwei Nächte aus, machten bei immer schlechterem Wetter noch zwei vergebliche Versuche und stiegen am 27. Mai zum NE-Sattel ab. Es war zu Ende. Ein Wettersturz mit \y2 m Neuschnee machte sogar den Rückzug über den Mayangdi-Gletscher zu einem Problem. Der Sturz von drei Sherpas in verschneite Spalten blieb glücklicherweise ohne ernste Folgen.

Literatur: « österreichische Alpenzeitung », September/Oktober 1959, S. 151-154; « Berge der Welt » 1960/61, S. 123-127. Fr. Moravec: « Dhaulagiri - Berg ohne Gnade », Wien 1960.

25. 1960 kam eine vorwiegend schweizerische Expedition am Dhaulagiri zum Zuge. Leiter war Max Eiselin ( Kriens-Luzern ). Die Mannschaft umfasste weitere sechs Schweizer: Ernst Forrer, Jean-Jacques Roussi, Albin Schelbert, Michel Vaucher, Hugo Weber und dem Amerika-Schweizer Norman G. Dyhrenfurth als Filmmann; einen Deutschen: Peter Diener; einen Österreicher: Kurt Diemberger; zwei Polen: Adam Skoczylas und Dr. Georg Hajdukiéwicz als Arzt. Den Transport bis zum NE-Sattel sollte eine Pilatus-Porter PC-6 übernehmen, die den Namen « Yeti » erhielt. Pilot war Ernst Saxer, Mechaniker und Copilot Emil Wick, beide Schweizer.

Auf dem Dambush Col ( oder Dapa-Col ) bei etwa 5100 m wurde das « Akklimatisationslager » ausgebaut, rund 1000 m höher als physiologisch wünschenswert gewesen wäre. Daher gab es verschiedene ziemlich schwere Fälle von Bergkrankheit. Am 3. April landete die « Yeti » zum ersten Male auf dem Firnplateau des NE-Sattels ( 5700 m ), wo nun die « Hochbasis » entstand, zu der weitere Materialtransporte geflogen wurden. Aber am 13. April musste das Flugzeug wegen einer Zylinderexplosion in Pokhara eine schwierige Notlandung machen und blieb bis 4. Mai ausser Betrieb. Inzwischen musste behelfsmässig ein Nachschubdienst « wie in alten Zeiten » organisiert werden: Transporte über den Mayangdi-Gletscher, wofür ein neues Basislager ( 4700 m ) und ein Gletscherlager 1 ( 5100 m ) einzurichten waren. Die « Hochbasis » im NE-Sattel wurde damit zu Lager 2 ( 5700 m ). Die wochenlang ganz isolierte Spitzengruppe - Forrer-Diemberger-Schelbert mit ihren Sherpas - baute inzwischen auf dem NE-Sporn die Lagerleiter auf: Camp 3 ( 6600 m ) am Beginn der Eiswand, 4 ( 7050 m ) unter der 100-m-Felswand und 5 bei etwa 7400 m. Von dort aus machten sie am 4. Mai den ersten Angriff auf den Gipfel, mussten aber mittags, weil das Wetter schlecht wurde, bei etwa 7800 m umkehren. Es kam offenbar darauf an, das Sturmlager noch etwa 400 m weiter vorzuschieben.

Am 5. Mai wurde die « Yeti » wieder in Dienst gestellt, aber schon kam es zu einem neuen Unfall: Am Dapa-Col ( 5100 m ) hatte sich die Maschine gerade erst vom Boden gelöst, als der Steuerknüppel nach vorn schnellte und Saxer die leere Gummimanschette in der Hand hielt. Es krachte und splitterte, und in einer Wolke von Schneestaub kam die Maschine zum Stehen. Den Insassen war nichts Ernstliches geschehen, aber das stark beschädigte Flugzeug war nicht mehr zu reparieren. Saxer und Wick mussten zu Fuss nach Pokhara wandern.

Am 12. Mai wurde Lager 6 ( 7800 m ) erstellt, etwa 30 m unter der Vereinigung von SE-Grat und NE-Sporn, ein Zweierzelt für sechs Mann! Nach böser Nacht brachen sie um 8 Uhr auf: Forrer-Nyima Dorji, Diemberger-Nawang Dorji, Schelbert und Diener, alle ohne Sauerstoffgerät. Mittags waren sie auf dem Gipfel des Dhaulagiri, glücklich, es nun doch geschafft zu haben. Leider war es wolkig 1. Gegen 17 Uhr waren sie wieder in Lager 6, und am nächsten Tage kehrten alle zum NE-Sattel zurück.

Noch eine zweite Mannschaft wollte die Gipfelbesteigung wiederholen. Sie bezog das Sturmlager, hatte aber kein Wetterglück und musste nach dreitägigem zermürbendem Warten bis Lager 5 ( 7400 m ) absteigen. Da wurde am 23. Mai das Wetter plötzlich schön und fast windstill. Die letzte Chance.Vaucher und Weber versuchten einen Gipfelangriff direkt von Camp 5 aus, und er gelang!

1 Bild 37 in Eiselins Buch « Erfolg am Dhaulagiri » stammt nicht vom Dhaulagiri-Gipfel, sondern von Lager 6 ( 7800 m ). Die gleiche Aufnahme findet sich als Bild 33 in « Die Alpen » 1961 und Bild 39 in « Berge der Welt » 1960/61.

Um 18.15 Uhr standen sie in der Abendsonne auf dem Dhaulagiri, und um 20 Uhr, schon bei nächtlichem Dunkel, krochen sie erschöpft, aber glücklich, in das Zelt von Lager 6.

Der Verlauf dieses grossen Unternehmens hat gezeigt, wie bedenklich es ist, sich für eine Achttausenderbesteigung auf ein einziges einmotoriges Flugzeug zu verlassen. Es war noch Glück, dass die « Yeti » trotz zwei schweren Pannen einen grossen Teil des Gepäcks zum NE-Col gebracht hat. Trotzdem gab es eine ernsthafte Transportkrise. Man hatte zu wenig Träger und vor allem viel zu wenig Sherpas, so dass die Hälfte der « Sahibs » zwangsläufig Trägerarbeit leisten musste. Ihre undankbaren, aber bitter notwendigen Nachschubdienste waren für den Enderfolg ebenso wichtig, wie die « spektakulären » Aktionen der Spitzengruppe. Eine weitere sehr wesentliche Voraussetzung für den Sieg bestand in den Vorarbeiten der früheren Dhaulagiri-Expeditionen, ganz besonders der Österreicher 1959.

Literatur: Eiselin Max: « Erfolg am Dhaulagiri », Zürich 1960; kürzer gefasst in « Die Alpen » 1961, S. 42-49 und « Berge der Welt » 1960/61, S. 128-138. Diemberger, Kurt: « Dhaulagiri », Alpenvereinszeitschrift 1960, S. 99-116. « Österreichische Alpenzeitung » Nr. 1316/17, S.64-75. « Himalayan Journal » XXII, p. 38-50, mit Tagebuch-Tabelle von Diemberger. « Alpine Journal » No. 303, p. 396-399 ( genaue Rezension ).

26. ( Nachtrag. ) Im Sommer 1958 war nördlich und nordwestlich des Dhaulagiri Himal eine achtköpfige japanische Expedition unter der Leitung von J. Kawakita mit vorwiegend wissenschaftlicher Zielsetzung tätig. Im Mukut Himal wurden vier kleinere Gipfel bestiegen; der höchste von ihnen hatte etwa 6000 m. Der Kanjiroba Himal - besser Khan Jerowa zu schreiben - ist auf seiner NE-Seite durch gewaltige Schluchten sehr schlecht zugänglich.

Literatur: « Sangaku » ( Journal of the Japanese Alpine Club ) vol. 54, 1959, p. 4/5, mit 3 Kartenskizzen.

27. Im Herbst 1959 folgte eine amerikanische Expedition unter der Leitung vonJohn S. Humphreys. Erstiegen wurden im Mukut Himal der Thongu Peak ( 6190 m ), im Kanjiroba Himal mehrere kleine Gipfel zwischen 5400 und 5800 m. Zwei von ihnen dienten als Vermessungsstationen für den Kern-Theodoliten ( DKM-1, 10 Sekunden ). Die höheren Gipfel zwischen Kali Gandaki und Kanjiroba Himal wurden trianguliert, mehrere kurze Basislinien vermessen. Für die Höhenbestimmung Schloss man an Dhaulagiri I und II an. Auch geologisch und glaziologisch wurde gearbeitet; von mehreren neuen Fundorten wurden Fossilien aufgesammelt.

Literatur: « American Alpine Journal » 1960, p. 154-156.

28. Gleichfalls im Herbst 1959 machte eine japanische Gruppe unter der Leitung von K. Kato eine Kundfahrt zum Dhaulagiri II ( 7750 m ) und Churen Himal ( 7364 m ), ohne bedeutende bergsteigerische Ergebnisse.

Literatur: « American Alpine Journal » 1960, p. 67/68.

29. 1961 führte B. Tyson eine erfolgreiche Kleinexpedition in den Kanjiroba Himal, wo drei Gipfel erstiegen wurden, darunter ein Berg von über 6400 m. Hoffentlich bekommt man nun bald einmal eine halbwegs brauchbare Karte von dieser Region!

Literatur: Kurze Notiz in « Alpine Journal » No. 303, p. 390.

Api-Gruppe 30. Ob die Api bereits auf der tragisch verlaufenen italienischen Kleinexpedition 1954 bestiegen wurde, ist sehr ungewiss. Wahrscheinlich erfolgte die tatsächliche Erstersteigung dieses NW-Pfeilers von Nepal erst 1960 durch eine japanische Expedition unter der Leitung von Y. Tsuda. Die Seilschaft K.Hirabayashi-Gyaltsen Norbu Sirdar erreichte den Hauptgipfel ( 7132 m ) am O. Mai 1960; Y. Tsuda-M. Terasaka wiederholten die Besteigung am folgenden Tage.

Literatur: Agentur-Meldungen. Private Korrespondenz mit Y. Tsuda.

Garhwal 31. Mit der Erstersteigung der Nanda Kot ( 6861 m ) haben die Japaner 1936 die lange Reihe ihrer Himalaya-Erfolge eröffnet. Die zweite Besteigung dieses schönen Berges machte eine indische Expedition unter der Leitung des sehr aktiven Marineoffiziers S. Kohli am 25. Mai 1959.

Literatur: « American Alpine Journal » 1960, p.160.

32. Der lange umworbene Black Peak des Bandarpunch ( 6387 m ) ist erstmalig am 7. Juni 1955 von J. M. Gibson mit zwei Sherpas bezwungen worden. Die Besteigung wurde im Juni 1959 von einer indischen Expedition unter Leitung von Captain Jagjit Singh wiederholt.

Literatur: « AAJ » 1960, p. 158/159.

33. Den Gipfel des gefährlichen Chaukhamba ( 7138 m ) betraten die Franzosen L.George-V. Russenberger am 13. Juni 1952. Im Oktober 1959 machten indische Bergsteiger unter Leitung des Fliegerkommandanten S. N. Goyal die zweite Besteigung. Die Beteiligung der Inder am Himalaya-Tourismus wird immer lebhafter.

Literatur: The Himalayan Club « Newsletter » 17, Oktober 1960.

34. Die Besteigung der Nanda Ghunti ( 6309 m ) wurde 1960 von einer sechsköpfigen Mannschaft aus Kalkutta wiederholt.

Literatur: « Himalayan Journal » XXII, p.175.

35. Die « Erste Jugoslawische Himalaya-Expedition » meldete die Eroberung von zwei bisher unerstiegenen Gipfeln, Trisul II(6690 m ) und Trisul III ( 6008 m ), im Juni 1960. Es handelt sich dabei nur um zwei Rückfallkuppen im Südkamm des unschwierigen Trisul ( 7120 m ), der als erster Siebentausender bereits 1907 von T. G. Longstaff mit A. und H. Brocherel bestiegen und seitdem schon wiederholt besucht wurde.

Literatur: « Himalayan Journal » XXII, p. 70-74.

36. Eine indische Expedition 1961 unter Leitung von Gurdial Singh musste an der Nanda Devi ( 7816 m ) wegen schlechter Wetter- und Schneeverhältnisse aufgeben. Dafür gelang aber die Erstersteigung von Devistan I ( 6678 m ) am 16. Juni und die zweite Besteigung des Maiktoli ( 6802 m ) am 21. Juni 1961.

Literatur: « Alpine Journal » No. 303, p. 390.

37. Die wichtigste Erstersteigung des Jahres 1961 in Garhwal war die formenschöne, schon mehrmals vergeblich angegriffene Nilkanta ( 6596 m ), ein sehr bemerkenswerter Erfolg einer indischen Expedition unter Leitung von Captain N. Kumar. Die Gipfelmannschaft bestand aus dem 20jäh-rigen O. P. Sharma und den beiden Sherpas Phurbu Lobsang und Lhakpa Giyalbu Lama; am 13. Juni erreichten sie die Spitze.

Literatur: American Alpine Club « News », September 1961. « Alpine Journal » No. 303, p. 390.

Panjab Himalaya 38. Mitglieder von Pettigrew's « Derbyshire Expedition » besuchten wieder den schon öfters bestiegenen Deo Tibba ( 6001 m ), aber an dem sehr viel schwereren Indrasan ( 6221 m ) mussten sie aufgeben.

Literatur: « Alpine Journal » No. 303, p. 390.

39. Im Juli 1961 machte eine siebenköpfige britische Mannschaft die zweite Besteigung des « White Sail Peak » ( 6446 m ).

Literatur: « Österreichische Alpenzeitung », November/Dezember 1961, S. 167.

Nanga Parbat-Gruppe 40. Dr. Karl Herrligkoffers « Deutsches Institut für Auslandsforschung » organisierte für 1961 ein neues Nanga Parbat-Unternehmen mit Aufstieg durch die Diamir-Flanke des gewaltigen Berges. Der Mannschaft gehörten an: M. Anderl, T. Kinshofer, J. Lehne, S. Löw und H. Rost. Das Basislager ( 4200 m ) wurde an der rechten Seitenmoräne des Diamir-Gletschers errichtet, Camp 1 ( 5000 m ) am Fusse der eigentlichen Wand, unter der Mittelrippe, also zwischen der Mummery-Route 1895 ( rechts ) und der Aufschnaiter-Route 1939 ( links ). Sie stiegen durch ein 50 bis 55° steiles Couloir hinauf und arbeiteten sich über eine sehr schwere Felsstufe empor, mit Fünfer-Passagen, wo etwa 1400 m fixe Seile bzw. Stahlkabel angebracht werden mussten. Auf einer kleinen Plattform wurde Lager 2 ( 6000 m ) erstellt, dann nach harter Eisarbeit bei 6600 m Lager 3. Am 20. Juni erreichten Kinshofer, Lehne und Löw bei 7150 m einen Biwakplatz, unter dem Vorgipfel 7910 m, schon nahe der Mulde, die zur Bazhin-Scharte ( 7812 m ) hinaufführt. Von dort aus sollte die Besteigung auf der Route von Hermann Buhl ( 1953 ) zu Ende geführt werden. Da setzte am 21. Juni Schneefall ein und zwang die Spitzengruppe zum Rückzug. Für 1962 wird eine neue Dia-mir-Expedition vorbereitet, von der man den Enderfolg erhofft, auf einer direkten Route, die zwar als sehr schwer, aber von objektiven Gefahren relativ wenig bedroht bewertet wird.

Literatur: « La Montagne », Octobre 1961, p. 128.«Der Bergsteiger », April 1962, S. 457-461.

Karakorum 41. Im Frühsommer 1959 wurde eine schweizerische Expedition unter Leitung des « Himalaya-Pechvogels » Raymond Lambert ( Genf ) am Distaghil Sar ( 7885 m ), dem höchsten Berg des Hispar Mustagh, zurückgeschlagen. Der in Angriff genommene SE-Grat ist schrecklich lang, und das Wetter wurde schlecht.

Literatur: Ausser kurzen Meldungen in Tageszeitungen keine Veröffentlichungen.

42. Für die « Deutsche Karakorum-Expedition 1959 » unter Leitung von Dr. Hans-Jochen Schneider lag das Schwergewicht auf geologischem bzw. erdmagnetischem Gebiet. Das bergsteigerische Hauptziel war der Minapin oder Diran ( 7266 m ) östlich des Rakaposhi. Zwei Versuche scheiterten jedoch infolge des sehr schlechten Wetters. Dipl.Ing. Rudolf Bardodej zusammen mit einem Hochträger musste etwa 200 m unter dem Gipfel aufgeben.

Literatur: « Alpenvereinszeitschrift » Bd. 85, 1960, S. 117-129. « Berge der Welt » 1960/61, S. 86-105.

43. Zur gleichen Zeit ging eine starke Mannschaft in den Batura Mustagh. Es waren vier Briten: der Leiter Dr. Keith Wartburton, Richard Knight, Harry Stephenson und der Glaziologe John Edwards, zwei Deutsche: Martin Günnel und Albert Hirschbichler, und ein Nepaler: Jamil Sherjan. Vom Batura-Gletscher arbeitete man sich mit schweren Lasten über den gefährlichen und in raschem Fluss befindlichen Eisfall eines südlichen Seitengletschers hinauf und errichtete bei 5500 m Lager 3. Dann bildeten sich zwei Gruppen: Während Edwards und Sherjan sich gletscherkundlichen Studien widmeten, wollte die Hauptgruppe noch drei weitere Hochlager erstellen und den eigentlichen Batura Peak ( 7785 m ) besteigen. Nach etwa 2y2 Wochen hofften sie wieder im Basislager ( 3350 m ) zu sein. Am 29. Juni beobachtete ein pakistanischer Jäger mit seinem Fernglas, wie sich zwei Männer auf der Schulter des Ostgipfels, also etwa bei 7250 m, anscheinend schwer beladen langsam aufwärts bewegten. Da das Schönwetter noch etwa drei Tage anhielt, ist die Spitze wahrscheinlich erreicht worden, und die Katastrophe ereignete sich erst beim Abstieg. Vom 2. bis 5. Juli tobte furchtbarer Schneesturm; nach kurzer Besserung setzten neue Niederschläge ein, und erst am 26. Juli klarte es auf.

Edwards hatte in wachsender Sorge auf irgendein Lebenszeichen gewartet. Den schwierigen Gletscherbruch zu durchsteigen, war ihm allein nicht möglich. So sandte er Hilferufe an den Mir ( Fürsten ) von Hunza in Baltit und an die deutsche Minapin-Expedition. Von dort eilten Klamert, Neureuther und Stocker in das Batura-Gebiet, doch selbst diese erfahrenen Bergsteiger konnten bei den derzeitigen Verhältnissen den bösen Eisfall nicht überwinden. Aber sie erlangten wenigstens einen guten Einblick in das obere Firnbecken: kein Zelt, keine Spuren, nichts... nach den grossen Schneefällen waren überall riesige Lawinen abgegangen. Eine davon hatte wohl die fünf Bergsteiger begraben, vielleicht schon vor Wochen. Es ist das bisher grösste Bergunglück im Karakorum.

Literatur: « Alpine Journal » No. 300, 1960, p. 48-52. « Mitteilungen des ÖAV », November 1959, S. 96-97.«Berge der Welt » 1960/61, S. 106-122.

44. Eine grosse italienische Expedition mit 13 Teilnehmern unter der Leitung von Guido Monzino griff den Kanjut Sar ( 7760 m ) an, einen der grossen Siebentausender im Hispar Mustagh. Über den Khani-Basa-Gletscher erreichten sie den Sattel im SSE-Grat des Kanjut Sar. Lager 6, das Sturmlager, wurde am 18. Juli 1959 bezogen, und von dort aus traten am nächsten Tage zwei der besten italienischen Bergführer zum Angriff an. Jean Bich wurde durch starke Magenschmerzen und Erfrierungsgefahr einer Hand zur Umkehr gezwungen, aber Camillo Pellissier von Valtournanche gelangte im Alleingang auf den Gipfel - eine hervorragende Leistung.

Literatur: « Rivista Mensile », Marzo-Aprile 1960. « Der Bergsteiger », Januar 1961, S. 216-221. P. Meciani: « Kanjut Sar 1:50 000 ».

45. Im Gebiet des Kero-Lungma- und Chogo-Lungma-Gletschers war unter der Leitung von A. Streather die aus 15 Teilnehmern bestehende « Army Mountaineering Association Expedition 1959 » tätig. Im Kamm südlich des Hispar-Gletschers wurden mehrere Fünftausender bestiegen. Zum Schluss wandte man sich dem Malubiting zu, einem viergipfligen Massiv. Für seinen West- oder Hauptgipfel ist nach der Neuberechnung von Dipl.Ing. Wilhelm Kick eine Höhe von 7453 m einzusetzen, für den Mittelgipfel ( Central Peak ) 7291 m. Northern Summit ( 6843 m ) und Eastern Summit ( ca. 6970 m ) sind nur Vorgipfel. Dieser Ostgipfel, der knapp unter der 7000-m-Linie zu bleiben scheint, wurde von J. Akhter am 2. August 1959 bestiegen.

Literatur: « Alpine Journal » No. 300, 1960, p. 37-47: No. 304, 1962.

46. Der seit Jahren hart umkämpfte Distaghil Sar ( 7885 m ) wurde 1960 von einer kleinen österreichischen Expedition unter Leitung von Wolfgang Stefan erobert. Die anderen Teilnehmer waren: der erst zwanzigjährige Diether Marchart, Götz Mayr, Herbert Raditschnig und Günther Stärker. Vom Kunyang-Gletscher hielt man sich in der Südflanke des Berges etwas weiter links als die britische Expedition 1957, um die schlimmsten Lawinenbahnen zu umgehen. Auf einer schmalen Terrasse des Hängegletscher bei 5740 m wurde Lager 1 errichtet, 2 auf einem sicheren Schneesporn bei 6500 m, 3 am B. Juni bei 7010 m im West-Col, auf der Wasserscheide zwischen dem Hispar-Gletscher und dem Shimshal-Tal. Den Schlussangriff führten Stärker und Marchart über den SW-Grat durch: Am 9. Juni waren sie erst um 18 Uhr bei grimmiger Kälte auf dem Gipfel; um 20.30 Uhr, todmüde und mit Frostschäden, erreichten sie wieder Lager 3. Nun schlug auch noch das Wetter um, so dass sie am nächsten Tage nur bis Lager 2 gelangten. Der ganze Abstieg bis zum Basislager hinab musste den schlimmsten Wetter- und Schneeverhältnissen abgetrotzt werden. Auch der sechstägige Rückmarsch nach Gilgit, mit bösen Erfrierungen an Fingern und Zehen, muss eine Qual gewesen sein. Glücklicherweise gelang es aber, die Frostschäden konservativ zu behandeln.

Literatur: « Der Bergsteiger », Dezember I960, S. 130-136. « Österreichische Alpenzeitung », März—Juni 1961, S. 43-63. « Alpenvereinszeitschrift » Bd. 86, 1961, S. 135-145.

47. Im Frühsommer 1960 wurde auch der seit langem heiss umworbene Masherbrum ( 7821 m ) bezwungen, und zwar von einer amerikanisch-pakistanischen Expedition, die von Nicholas B. Clinch organisiert, von George I. Bell bergsteigerisch geleitet wurde. Die Erstersteigung des gefürchteten Berges glückte der Seilschaft G. I. Bell- William Unsoeld am 6. Juli 1960. Zwei Tage später gelangten auch noch N.B. Clinch-Captain Jawed Akhter auf den Gipfel, wobei sie Sauerstoffgeräte benutzten. Die Aufstiegsroute aus dem Hushi-Tal war dieselbe wie bei allen Masherbrum-Angriffen seit 1938, doch war es diesmal möglich, das grosse Couloir zu durchsteigen, das zwischen den beiden Spitzen ( NE 7821 m, SW 7806 m ) hinaufzieht.

Literatur: « Himalayan Journal » XXII, p. 51-69.

48. Eine amerikanisch-deutsche Expedition unter der Leitung von Major W. D. Hackett versuchte 1960 die zweite Ersteigung des K2 oder Chogori ( 8611 m ), den die Italiener 1954 bezwungen hatten. Infolge sehr schlechten Wetters kam man diesmal aber nur bis 7260 m. Die Deutschen Ludwig Greissl, Günter Jahr und Herbert Wünsche hielten oben auf der Abruzzi-Rippe zehn Tage und Nächte im Schneesturm durch... umsonst!

Literatur: « Alpenvereinszeitschrift » Bd. 86, 1961, S. 127-134.

49. Die « Saltoro-Expedition » von Mai bis August 1960 hatte P.J. Stephenson, einen australischen Geologen und Topographen, als Leiter, den Engländer J. Miller als Organisator und Kartographen, den Amerikaner J. P. Hurley als Ethnologen, den englischen Bergsteiger D. Haffner und, wie üblich, einen pakistanischen Verbindungsoffizier. Hauptaufgabe war die Erkundung des K12 ( 7468 m ) und überhaupt des Gebietes zwischen Bilafond- und unterem Siachen-Gletscher sowie des Chumik- und Gyong-Gletschers. Diese ganze Region östlich und nordöstlich von Goma ist auf den bisherigen Karten sehr mangelhaft dargestellt. Von Grachmo Lungba aus drang Stephenson auf dem Westgrat des K12Peak 8 ) bis knapp 7000 m vor; die Ersteigung dieses stattlichen Siebentausenders ist hier offenbar ohne weiteres möglich.

Literatur: « Alpine Journal » No. 302, May 1961, p. 147-150.

50. Eine vom « Deutschen Institut für Auslandsforschung » ( München ) ausgerüstete kleine Expedition von deutsch-österreichisch-englisch-pakistanischer Zusammensetzung ging im Spätsommer 1960 in das wenig bekannte Kondus-Gebiet. Philip Rosenthal wurde durch Krankheit verhindert, an den eigentlichen Bergtouren teilzunehmen. Michael Anderl, der deutsche Expeditionsleiter, und der Tiroler Ernst Senn bestiegen einen namenlosen Gipfel ( etwa 7150 m ) zwischen dem Sia La ( 5700 m ), der den Kondus- mit dem Siachen-Gletscher verbindet, und dem Mount Ghent-NE-Gipfel ( 7342 m ). Dieser Namenlose wurde vorläufig als « Mount Depak » bezeichnet. Ausserdem wurde noch der von den Workman's Silver Throne ( etwa 6900 m ) getaufte Gipfel erstmalig bestiegen. Wenn es sich auch nur um zwei Nebengipfel handelt, so ist diese Kundfahrt mit ihrer photographischen Ausbeute doch wertvoll.

Literatur: Berichte von Ph.Rosenthal und E. Senn; Bilder des « Deutschen Instituts für Auslandsforschung ».

Die « Englisch-Amerikanische Karakorum-Expedition 1960 » unter Leitung des alten « Himalayisten » Wilfrid Noyce ging von Gilgit über Nagar zum Gharesa-GletscherTrivor-Gletscher ) und besetzte östlich des Momhil Sar ( 7342 m ) den Sattel 6700 m mit ihrem Hochlager 3. Der stark verwächtete, schwierige Verbindungsgrat zum Trivor ( 7720 m ) kostete viel Arbeit und erforderte zwei Camps, 4 ( 6550 m ) und 5 ( 6765 m ). Das Sturmlager wurde bei etwa 7070 m erstellt. Von dort aus eroberten W. Noyce- Jack Sadler am 17. August 1960 in 81/2 Stunden den Gipfel dieses mächtigen Siebentausenders.

Sehr bemerkenswert ist, dass Don Whillans, einer der Teilnehmer, von einer glücklicherweise leichten Polio befallen wurde und abtransportiert werden musste. Da diese fatale Erkrankung in den letzten Jahren wiederholt auf Expeditionen aufgetreten ist, muss man offenbar allen Himalaya-Anwärtern raten, sich rechtzeitig gegen Polio oral impfen zu lassen.

Literatur: « Alpine Journal » No. 302, May 1961, p. 9-14.

52. Die österreichische Karakorum-Expedition 1961 bestand aus: Erich Waschak als Leiter, Karl Ambichl, Wolfgang Axt, Raimund Hainzel und Ignaz Obermüller. Die zunächst beantragte Bewilligung für den Saltoro Kangri ( 7742 m ) hatte die pakistanische Regierung verweigert. Dagegen wurden freigegeben: K6 ( 7280 m ), Sherpi Kangri ( 7303 m ) und « Mount Ghent » ( 7400 m ), aber nur vom Kondus-Gletscher aus. Nach vier vergeblichen Versuchen gelang die Erstersteigung des « Mount Ghent » am 4. Juni 1961 Wolfgang Axt im Alleingang. Eine ausgezeichnete Leistung!

Literatur: « Österreichische Alpenzeitung », Juli/August 1961, S. 121/122.

53. Eine Expedition der Britischen Luftwaffe unter der Leitung von M. Smyth machte 1961 eine Erkundung des K6 von der Hushi-Seite und bestieg einen Gipfel von etwa 6500 m und zwei kleine Sechstausender.

Literatur: American Alpine Club « News », September 1961.

54. Eine kleine amerikanische Expedition unter K. Knauth erkundete 1961 am Zungenende des Baltoro-Gletschers das Paiyu-Massiv ( 6600 und 6755 m ).

Literatur: American Alpine Club « News », September 1961.

Den Rahmen des eigentlichen Himalaya und des Karakorum-Himalaya überschreitend erwähnen wir noch kurz:

Hindukusch 55. Saraghrar ( 7349 m ) war 1959 das Ziel einer italienischen Expedition unter Leitung des erfahrenen Fosco Maraini, und jetzt gelang es: am 24. August erreichten F. Alletto, G. Castelli, P. Consiglio und B. Pinelli den Gipfel über den NW-Grat.

Literatur: « Alpine Journal » No. 301, November 1960, p. 151-157.

56. Die « Nürnberger Hindukusch-Kundfahrt 1959 » bezwang den schwierigen Mörsamir ( 6059 m ).

Literatur: « Alpenvereinszeitschrift » 1960, S.130-136.

57. Die « Berliner Hindukusch-Kundfahrt 1960 » machte die Erstersteigung des Koh-i-Bandakor ( 6660 m ).

Literatur: « Der Bergsteiger », August 1961, S. 646-651. « Alpenvereinszeitschrift » 1961, S. 146-153 ( mit Kartenskizze ).

58. Soweit bekannt, ist Noshaq ( 7492 m ) der zweithöchste Berg des Hindukusch. Seine Erstbesteigung gelang am 17. August 1960 einer japanischen Expedition unter Leitung von Y. Sakato. Die Gipfelmannschaft bildeten G. Iwatsubo. Zehn Tage später machte die « Polnische Hindukusch-Expedition 1960 » unter der Leitung von B. Chwascinski die zweite Besteigung.

Literatur: « Himalayan Journal » XXII, p. 153-157. « Alpine Journal » No. 303, November 1961, p. 235-249.

Pamir 59. 1959 fand wieder eine Massenbesteigung des unschwierigen Mustagh Ata ( 7546 m ) statt. 33 Teilnehmer, 25 Männer und 8 Frauen, sämtlich Chinesen, erreichten den Gipfel.

Literatur: « Die Alpen », Monatsbulletin, Januar 1960, S. 6.

60. Im Juni 1961 wurde auch die Besteigung des Kongur-tjube-tagh ( 7595 m ) wiederholt, und zwar durch eine chinesische Frauen-Expedition. Zum Gipfel gelangten allerdings nur zwei Tibeterinnen.

Literatur: Meldung der Agentur « Neues China ».

Kun-Lun-Sy stem 61. Von dem Amne-Machin-Massiv in West-China, auf etwa 34° 30'nördlicher Breite und 99° 30'östlicher Länge gelegen, wurde immer wieder behauptet, es sei ein « Neuntausender », höher als Mount Everest ( 8848 m ). Nun war im Frühsommer 1960 eine Expedition des Geologischen Instituts von Peking unter der Leitung von Pai Chin-Hsiao dort tätig. Der Leiter und 7 andere Chinesen haben sogar am 2. Juni 1960 den höchsten Gipfel bestiegen und festgestellt, dass dieser « sagenumwobene » chinesische Berg 7160 m hoch ist, also immerhin 1688 m niedriger als der Everest. So endet wieder einmal eine Legende.

Literatur: « Alpine Journal » No. 303, November 1961, p. 274-283.

Zum Schluss eine statistische Feststellung: Wenn wir alle Wiederholungen und alle irgendwie zweifelhaften Siebentausender nicht mitzählen, sind nach meinen Tabellen bisher, bis 31. Dezember 1961, bestiegen worden: 13 Achttausender und 63 Siebentausender.

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