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Ich hatt' einen Kameraden

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Von A. Zaugg

« Es müsste einer kein rechter Schweizer sein, wenn er die Berge nicht liebte! » So sprach er als Siebzehnjähriger im Schulvortrag zu seinen Klassenkameraden. Er war kein grosser Bergsteiger; denn er hatte die Berge noch kaum kennengelernt, aber das Feuer, das von den Zinnen unserer Heimat leuchtet, hatte in sein Herz gezündet.

Welch grosses Glück war es für seinen Vater, ihn in die Bergwelt einzuführen, durch des Kindes junge Augen nochmals alles zu sehen, zu erkennen und zu erleben, was die Berge und die eigene Jugend einst ihm geschenkt hatten! Stolz führte der Junge den Vater über die Felsen des Agassizhorns zum Agassizjoch hinauf, und schon hatte sich seine jugendliche Begeisterung auch am Finsteraarhorn, am Nesthorn und am Balmhorn bewährt. Ein Höhepunkt des Lebens war es, als er, neunzehnjährig geworden, im tiefen Schnee beim Bergli das Seil treu und zuverlässig in der Hand hielt, den vorausgehenden Vater jeder Sorge enthebend. Er stand fest wie ein Mann, und er war die Kraft, die Buhe und die Besonnenheit selber. Die Berge hatten ihn lieb, und eine Steigerung schien kaum mehr möglich.

Doch gab es noch eine Steigerung: wie der Adler über die höchsten Gipfel hinwegzubrausen, mit weitgespannten Flügeln die Enge der Joche zu messen, mit klopfendem Herzen in die grünen Täler hinabzustossen — fliegen, fliegen! Die Hand, die ruhig und kraftvoll das Bergseil geführt, lenkte feinfühlig und sicher die Jagdmaschine. Das Bergsteigen und das Fliegen waren eine Kunst. Am gleichen Tag aber, wo der junge Adler noch einmal, zum letztenmal, das majestätische Matterhorn gegrüsst, wurde er — jauchzendes 1 Diese Zahlen stammen aus: A. Bizzarri und G. Giampaoli, Guida di Carrara, 1932, S. 293—296.

ICH HATT EINEN KAMERADEN Glück im Herzen — in den Tod geführt, am Benzlauistock zerschellt. Unser Kind — und noch keine zweiundzwanzig _ Jahre alt!

Die drei Salven über dem Grab sind verhallt und auch das Lied: « Ich hatt'einen Kameraden. » — Viel Ehre für ein so junges Leben; uns aber bleibt das Leid.

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